Titel: | Die Fabrikation des Benzylviolett; von Dr. Otto Mühlhäuser. |
Autor: | Otto Mühlhäuser |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 180 |
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Die Fabrikation des Benzylviolett; von Dr. Otto
Mühlhäuser.
Mühlhäuser, die Fabrikation des Benzylviolett.
Das Pentamethylbenzyl-Pararosanilin ist der HauptbestandtheilO. Fischer und G.
Körner, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S.
2904. des Handelsbenzylviolett. In diesem findet es sich neben
dem Hexamethyl und vielleicht auch Tetramethyldibenzyl-Pararosanilin in Form des
salzsauren Salzes.
Der Farbstoff entsteht bei der Einwirkung von 1 Mol. Benzylchlorid auf 1 Mol.
Pentamethyl-Pararosanilin. Ueber den Mechanismus dieses Prozesses gibt folgende
Gleichung Aufschluſs:
Textabbildung Bd. 270, S. 180
Seit der Entdeckung des Methyl benzylanilin ist auch die Synthese des Violettes aus
Tetramethyldiamidobenzophenon nach der von Caro und Kern angegebenen Weise möglich geworden, doch hat diese
Methode, wie es scheint, bis dahin nicht zur technischen Gewinnung von Benzylviolett
gedient,
A) Geschichtliches.
Der Entdecker des Benzylviolett ist, wie A. Kopp und Ch. GirardVgl. Dictionnaire de Chimie p. Wurtz. Supplément
10 partie S. 158. berichten, Charles
Lauth, welcher den Farbstoff' durch Einwirkung von Benzylchlorid auf
Methylviolett erhielt. Ch. BardyWiener Ausstellungsbericht über Gruppe III, von
E. Kopp 1874 S. 140. scheint den
Farbstoff zuerst im Groſsen in der Farbenfabrik von Poirrier
und Chappat in St. Denis dargestellt zu haben.
Die Art und Weise der Darstellung des Farbstoffes ist lange Zeit geheim gehalten
worden. Erst im J. 1876 hat WurtzProgrès de l'industrie des matières colorantes p.
Wurtz 1876 S. 94. seine fabrikatorische Gewinnung,
wahrscheinlich auf Grund von Mittheilungen, die er der Farbenfabrik des Herrn Poirrier verdankt, beschrieben.
Danach bereitet man die Farbsubstanz wie folgt:
Man erhitzt in einem im Wasserbade sitzenden und mit
Rückfluſskühler versehenen Kessel:
1 Th.
Chlorbenzyl,
2 „
Methylviolett und
2 „
Alkohol
mit so viel Natron als zur Neutralisation der frei
werdenden Säure nöthig ist, während 6 bis 8 Stunden auf 80°. Nach Beendigung der
Einwirkung läſst man vollkommen erkalten und neutralisirt die Masse mit
Salzsäure.
Dann trägt man das Rohviolett in kochendes Wasser ein, worin sich
aller brauchbare Farbstoff auflöst und sich vom abgeschiedenen Harze trennt.
Man filtrirt, fällt mit Kochsalz aus, decantirt und trocknet den
in der Wanne verbleibenden Rückstand in der Trockenpfanne.
In der von Wurtz angedeuteten Weise,
aber modificirt, wird das Benzylviolett heute noch fabricirt.
B) Fabrikation.
Die Darstellung des Farbstoffes umfaſst folgende Operationen:
a) die Benzylirung,
b) die Abscheidung des Roh violett,
c) die Reinigung des Farbstoffes.
a) Benzylirung.
Zur Benzylirung des Methylviolett benöthigt man einen im Wasserbade sitzenden
emaillirten Guſskessel. Der Deckel des Kessels besitzt ein Mannloch und eine in den
Kessel tauchende Metallhülse zum Schutze des einzusenkenden Thermometers; auſserdem einen Stutzen,
der einerseits mit einer aufsteigenden, andererseits mit einer absteigenden
Kühlvorrichtung in Verband gebracht ist. Man kann so dem Bedürfnisse entsprechend
cohobiren und abtreiben.
Will man benzyliren, so beschickt man den Kessel zunächst mit 25k 96procentigem Alkohol. Dazu streut man unter
Umrühren 30k gepulvertes Methylviolett ein und
erhitzt zum Kochen, nachdem man vorher den absteigenden Kühler durch einen Hahn
abgesperrt hat. Etwa ½stündiges Erhitzen genügt zur Lösung des Methylviolett im
Alkohol. Durch äuſseres Abkühlen des Kessels mit kaltem Wasser bringt man die
Temperatur der alkoholischen Violettlösung auf etwa 60°. Dann versetzt man mit 18k Benzylchlorid.
Nach ½ stündigem Durchmischen bringt man 24k
Natronlauge von 31° B. zur Mischung, schlieſst den Kessel und erhitzt unter stetem
Umrühren während 4 Stunden auf 80° am Rückfluſskühler.
Nach beendigter Einwirkung versetzt man die Masse unter Umrühren mit 50l warmem Wasser und treibt Alkohol und andere
Wasserdampf-flüchtige Producte mit direktem Dampfe ab.
b) Abscheidung des
Rohviolett.
Den etwas abgekühlten Kesselinhalt schöpft man in eine mit warmem Wasser angefüllte
Bütte. Dann kocht man mit direktem Dampfe und neutralisirt die kochende Masse mit
3k Salzsäure von 1,18 spec. Gew. Nach einiger
Ruhe wird durch ein Wolltuch filtrirt. Den in der Bütte verbleibenden Rückstand
kocht man nochmals mit Wasser auf, filtrirt wieder, und schlägt aus dem gesammelten
Filtrate den Rohfarbstoff mit Salzwasser nieder.
Nach 12stündigem Stehen hat sich alles Violett am Boden des eisernen Kastens
angesammelt. Man trennt den gummiartigen Farbstoff von der Mutterlauge durch
Decantiren und bringt das rohe Violett in den Reinigungsbottich.
c) Reinigung.
Vor dem Einbringen des Violett in den Umlösebottich hat man letzteren mit heiſsem
Wasser angefüllt, das so lange in schwachem Kochen erhalten wird, bis sich aller
lösliche Farbstoff vom unlöslichen Antheile getrennt hat. Nach 12stündigem Abruhen
wird die klare Flüssigkeit durch ein doppeltes Wolltuch in einen eisernen Behälter
abfiltrirt und das Filtrat in der beim MethylviolettVgl. O. Mühlhäuser 1887 264 37. gebräuchlichen Weise auf Farbstoff verarbeitet.
Dieser wird bei etwa 55° in einer kupfernen Trockenpfanne entwässert und im
Kollergange gemahlen. In pulverigem Zustande stellt er ein mattes moosgrünes Mehl
dar.
Ausbeute im Mittel 27k,5.