Titel: | Aus dem Gebiete der Festigkeitslehre. |
Autor: | Gollner |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 354 |
Download: | XML |
Aus dem Gebiete der Festigkeitslehre.
(Schluſs des Berichtes S. 310 d. Bd.)
Aus dem Gebiete der Festigkeitslehre.
Der vierte Abschnitt bringt eine übersichtliche
Zusammenfassung der Hauptergebnisse der durchgeführten Studie, von welchen noch
besonders folgender Satz hervorgehoben sei: „Die Biegungsfestigkeit ist eine
Function der Querschnittsform- desgleichen ist die zulässige Inanspruchnahme des
Materiales von letzterer abhängig. Diese kann allgemein um so gröſser gewählt
werden, einen je gröſseren Werth das Verhältniſs der Entfernungen der äuſserst
gespannten Materialfaser und es Schwerpunktes der auf der einen Seite der Nullachse gelegenen
Querschnittsfläche von der Nullachse des Gesammtquerschnittes annimmt. Hierbei
sind die gröſsten (±) Biegungsspannungen nach den Grundgleichungen der
Biegungslehre zu berechnen.“
Die absolute Gröſse der zulässigen Inanspruchnahme der guſseisernen Biegungsträger ist durch obige
Regel nicht bestimmt; dieselbe wird unter Voraussetzung eines bestimmten Materiales
erst nach Durchführung von Biegungsversuchen mit Trägern von verschiedenen
Querschnittsformen mittelbar zu finden sein. Diese Versuche müſsten nämlich die
Elasticitätsmodule für bestimmte (nahe gelegene) Inanspruchnahmegrenzen nach
Maſsgabe der zu beobachtenden elastischen Einbiegungen ermitteln lassen. Diesen
Modulen und Biegungsspannungen (Ordinaten) werden unter Ausnutzung der elastischen
Einbiegungen (als Abscissen eines Coordinatensystemes) gewisse Curven entsprechen,
deren Entwickelung für die einzelnen Versuchsquerschnitte kennzeichnend sein wird. Es steht zu erwarten, daſs auch für das Guſseisen
mit Hilfe der bezeichneten Curven, ähnlich wie für die Leder- und Gummimaterialien
der Transmissionsriemen, jene Inanspruchnahme derselben annähernd gefunden werden
kann, welche für die in Untersuchung gezogenen Querschnittsformen sowohl in Hinsicht
der Tragsicherheit als zulässig, als auch für die Ausnutzung des
Constructionsmateriales als ökonomisch günstig erkannt werden muſs.
Es ist noch besonders zu bemerken, daſs die im vierten Abschnitte der vorliegenden
Abhandlung seitens des Verfassers gelieferte Zusammenstellung der Hauptergebnisse
seiner lehrreichen Forschung auf Versuche zurückzuführen ist, welche durchaus mit
bearbeiteten, d.h. von der Guſshaut befreiten
Probestäben durchgeführt wurden. Es muſs an dieser Stelle hervorgehoben werden, daſs
unbearbeitete Guſseisenprobestäbe desselben
Materiales unter sonst gleichen äuſseren Umständen wesentlich andere Ergebnisse hinsichtlich der Werthe kz, kb, ferner betreffend die elastische
Einbiegung und den Biegungs- wie Zugelasticitätsmodulus liefern, wodurch eben der
entscheidende Einfluſs der „Guſshaut“ auf die Elasticitäts- wie
Festigkeitsverhältnisse desselben Materiales nachgewiesen ist. Unter Anerkennung der
Gründe, welche den Verfasser bestimmten, die erste Studie über die Beziehung der
Grundgleichungen der Biegungslehre zu den thatsächlichen mechanischen Eigenschaften
des Guſseisens unter Verwerthung von bearbeiteten Versuchskörpern durchzuführen,
muſs doch der Wunsch ausgesprochen werden, daſs eine analoge Studie mit
unbearbeiteten Biegungsträgern aus demselben Materiale erledigt werde und um so
mehr, als die Constructionspraxis in den meisten Fällen Biegungsträger letzterer Art zu verwenden gezwungen ist.
Prof. L. v. Tetmayer liefert in der Schweizerischen Bauzeitung, 1887 Bd. 10 Nr. 16 (Revue polytechnique), einen Beitrag „Zur Theorie der Knickungsfestigkeit“, durch
welchen die Beziehung des in der Schwarz-Rankine'schen
Knickungsformel:
\sigma_k=\frac{\sigma_d}{1+\eta\,\frac{l^2\,F}{J}}=\frac{\sigma_d}{1+\eta\,\left(\frac{l}{k}\right)^2}
vorkommenden Knickungscoefficienten (η) zum Verhältnisse l : k für das Schmiedeeisen
klar gestellt werden soll. Der Verfasser führt zunächst die bekannte Euler'sche und Schwarz-Rankine'sche Knickungsformel vor, in welchen bezeichnet:
α eine von der Befestigungsweise des Knickungsstabes abhängige
n den Sicherheitsgrad gegen Zerknicken, l die Stablänge, k den
feinsten Trägheitshalbmesser (k2
F = J), J das kleinste
Trägheitsmoment der Querschnittsfläche, reducirt auf ihre Schwerpunktsachse,
σd die (absolute)
Druckinanspruchnahme, σk die resultirende Inanspruchnahme in Folge Knickung; so daſs die Euler'sche Formel lautet:
\sigma_k=\frac{\alpha\,.\,\varepsilon}{n}\,.\,\frac{J}{F\,.\,l^2}=\frac{\alpha\,.\,\varepsilon}{n}\,\left(\frac{k}{l}\right)^2
In der Besprechung der Kritik dieser beiden Formeln in Hinsicht wer Brauchbarkeit für
die Bestimmung der Dimensionen von auf Knickfestigkeit in Anspruch genommenen Stäben
constatirt zunächst der Verfasser, daſs die von Prof. J.
Bauschinger gewonnenen Versuchsergebnisse mit Stäben aus
Façonschweiſseisen, welche an den Enden thunlichst beweglich gelagert waren
(Spitzenlagerung), überhaupt nur mit den aus der Euler'schen Knickungsformel entwickelten Rechnungsresultaten befriedigend
übereinstimmten. Die vom Verfasser selbst am eidgenössischen Polytechnikum mit
Schweiſseisen und Holzstäben erledigten Knickungsversuche ergaben Resultate, welche
für den Fall, als bei Schweiſs- und Fluſseisenstäben die erwähnte Spitzenlagerung
eingehalten wurde und die Spannung (σk) der Stäbe nicht allzu nahe an die
Druckelasticitätsgrenze ihres Materiales heranreichte, gleichfalls eine sehr
befriedigende Uebereinstimmung mit den Rechnunesergebnissen der Euler'schen Formel lieferte.
In der für den praktischen Gebrauch sehr geeigneten Schwarz-Rankine'schen Formel bedeutet der Nenner:
1+\eta\,\left(\frac{l}{k}\right)^2=m die Gröſse der
Verminderung der als zulässig erkannten Druckinanspruchnahme σd, um aus dieser die zulässige
Knickinanspruchnahme σk
zu berechnen. Bisher wurde der Werth η als ein für eine
gegebene Materialgattung constante Erfahrungszahl
angesehen und von Bauschinger, Laissle und Schübler,
Scharowski u.a. für verschiedene Materialien angenommen; allein schon
Ersterer konnte nach Versuchen mit guſseisernen Säulen erkennen, daſs der Werth η eine Function der Art der Herstellung der Probesäulen
sei u.s.w. – Der Verfasser hat nun auf Grund von zahlreichen mit Holzprismen (von
verschiedener Länge) ausgeführten Knickungsversuchen auſser Zweifel gestellt, daſs
der Werth η eine veränderliche Gröſse ist. Die von demselben mit Schweiſseisenstäben
erledigten Knickungsversuche lieſsen weiter erkennen, daſs η nicht nur vom Materiale, sondern wesentlich auch von dem Verhältnisse l : k abhängig, so daſs
ausgedrückt werden kann:
\eta=f\,\left(\frac{l}{k}\right).
Für das Schweiſseisen soll die Begründung der Function
im Folgenden erfolgen. Als Probematerial dienten sieben verschiedene, an den Enden
senkrecht abgestochene Rundeisen bis 5cm
Durchmesser; ihre Versuchslänge wurde derart gewählt, daſs dem Verhältnisse (l : k) die Werthe (l : k) = 4,0 bis (l : k) = 250,0
entsprachen. Im Ganzen wurden 30 Schweiſseisen- und 30 Fluſseisenstäbe den
Knickversuchen unterzogen. Von beiden Materialsorten wurde zunächst die Qualität an
sich durch umfassende Dehnungs- und Zerreiſsversuche festgestellt; die bezüglichen
Ergebnisse lassen erkennen, daſs beide Materialsorten eine entsprechende
Elasticität, Festigkeit und Zähigkeit besitzen.
Nach Erledigung dieser Voruntersuchungen konnte zur Feststellung der Druckelasticität
und Festigkeit derselben Materialien geschritten werden, zu welchem Zwecke
Probestäbe verwendet wurden, für welche (l : k) < 45 war. Eine eigentliche Bruchgrenze,
erreicht durch Druckkräfte, konnte in keinem Falle festgestellt werden, wenn die
Probestäbe in Form von gleichseitigen Cylindern der Druckprobe unterzogen wurden.
Probestäbe, für welche der Verhältniſswerth (l : k) = 11,6 bis 24,4 erreichte, haben sich bei
Schweiſseisen und einer specifischen Inanspruchnahme von 2400at bis 2480at,
bei Fluſseisen bei einer Inanspruchnahme von 2610at bis 2630at
lokal gestaucht und derart ihre Stauch- oder Quetschgrenze erkennen lassen.
An dieser verloren die Probestäbe zumeist plötzlich ihre Widerstandsfähigkeit
(Tragfähigkeit), daher die eben bezeichnete Grenze auch als eine Art
„Cohäsionsgrenze der Druckbelastung“ gekennzeichnet werden kann.
Auf Grund dieser Wahrnehmung wurden sowohl mit Schweiſs- wie mit Fluſseisenstäben
Untersuchungen, betreffend ihre Druckelasticitäts- wie Stauchgrenze, durchgeführt
und hierdurch im Wesentlichen folgende Resultate erzielt:
Fluſseisen:
Maximum
der
Stauchgrenze
erreicht
bei
(l : k)
=
45,9
Minimum
„
„
„
„
„
=
43,7
Mittlere Stauchgrenze
„
„
„
=
2650at
Schweiſseisen:
Maximum
der
Stauchgrenze
erreicht
bei
(l : k)
=
31,6
Minimum
„
„
„
„
„
=
75,7
Mittlere Stauchgrenze
„
„
„
=
2350at
Hiernach folgen die Schwankungen in den Werthen der Stauchgrenze etwa den
Schwankungen der Werthe der Streckgrenze bei Dehnungs- und Zerreiſsversuchen. Die
dargestellten Versuchsergebnisse lassen erkennen, daſs die Stauchgrenze selbst für
verschiedene Werthe von (l : k) nicht wesentlich verschieden ist.
Mit Benutzung der aus den eben erwähnten Versuchen abgeleiteten Werthe konnte die Formel nach
Euler und Schwarz-Rankine wie folgt geschrieben werden:
Schweiſseisen
Fluſseisen
Euler:
\sigma_k=19305,7\,\left(\frac{k}{l}\right)^2
\sigma_k=21287,3\,\left(\frac{l}{k}\right)^2
Rankine:
\sigma_k=\frac{2,35}{1+\eta\,\left(\frac{l}{k}\right)^2}
\sigma_k=\frac{2,65}{1+\eta\,\left(\frac{k}{l}\right)^2}
Die Ergebnisse der unter Anwendung der Spitzenauflagerung endlich durchgeführten
Knickungsversuche mit obigen Probestäben wurden zur graphischen Darstellung der
Werthe au verwerthet, welchen die nach Euler berechneten Werthe derselben Gröſse gegenüber
gestellt werden konnten. In dieselbe Darstellung, für welche die Verhältniſswerthe
(l : k) als Abscissen
ausgenutzt waren, wurden schlieſslich die nach Schwarz-Rankine berechneten Werthe von η
eingetragen.
Aus der derart gewonnenen Darstellung ging die befriedigende Uebereinstimmung der im
Versuchswege gefundenen und nach Euler berechneten
Werthe von gh und endlich die Abhängigkeit des Werthes
η vom Verhältnisse (l
: k) klar hervor. Die Beziehung dieser Gröſsen wird vom
Verfasser mit für die praktischen Bedürfnisse genügender Genauigkeit ausgedrückt
durch:
\eta=\frac{1}{10000}\,\sqrt{0,00867\,\left(\frac{l}{k}\right)-0,6936}
für l : k = 80 wird η = 0, und σk = 2,65 bezieh. 2,35, d.h. es wird die mittlere
Stauchgrenze erreicht, für welche die eigentliche Knickung aufhört.
Es kann somit der Satz ausgesprochen werden, daſs für Schweiſseisenstäbe von
kreisförmigem Querschnitte und mit beweglicher Lagerung, deren Länge l ⋜ 80 k ist, deren
Durchmesser ohne Rücksicht auf Knickungsgefahr, also einfach nach den Regeln der
absoluten Druckfestigkeit zu bestimmen ist.
Bei Flächenlagerung bezieh. eingemauerten Enden derselben Knickungsstäbe ist für (l) die freie Stablänge, d.
i. die Entfernung der Inflexionspunkte seiner elastischen Linie zu setzen.
Für l : k = ∞, wird η = ∞
und σk = 0 und ist
hierdurch der zweite naturgemäſse Grenzfall gekennzeichnet.
Schlieſslich sei noch hervorgehoben, daſs die Schwarz-Rankine'sche Formel mit Zugrundelegung der früheren Gleichung von
η auch für Façonschweiſseisen von , ⊔, ⊤-
und ⋁-Querschnittsform Werthe von σk liefert, welche sich mit den von Prof. J. Bauschinger beobachteten Werthen von σk befriedigend
decken.
Eine Fortsetzung der eben skizzirten Studie findet sich unter dem Titel „Zur Frage der Knickungsfestigkeit der
Bauhölzer“ in der Schweizerischen Bauzeitung, 1888 Bd. 11
Nr. 17, in welcher derselbe Verfasser die Ergebnisse neuerer im eidgenössischen
Festigkeitsinstitute durchgeführter Knickungsversuche mit Bauhölzern behandelt. Dieselben ergaben zunächst, daſs eigentliche
Knickungserscheinungen erst dann eintreten, wenn die Dimensionen der Probestäbe
Knickungsbeanspruchungen σk liefern, welche kleiner sind, als die
Inanspruchnahme (y) des Materiales an der Druckelasticitätsgrenze.
Unter Berücksichtigung der Lagerungsverhältnisse der Knickungsstäbe wird für σk < y nach der Euler'schen
Knickungsformel:
\sigma_k=\alpha\,.\,\varepsilon\,.\,\frac{J}{F.l^2}=\alpha\,.\,\varepsilon\,.\,\left(\frac{k}{l}\left)^2
und stimmen die Ergebnisse dieser Formel mit den gewonnenen
Versuchsresultaten befriedigend überein, so lange nicht σk = γ
wird.
Die Schwarz-Rankine'sche Formel kann für η = Const. ebenso wenig
verwendet werden, wie Euters Formel für σk > γ Wird hingegen (wie für Schweiſseisen) in dieser
Formel der Werth η als Function von (l : k) verwerthet, so
ergibt sich wieder zwischen den rechnungsmäſsigen Werthen von σk (nach Euler und Schwarz-Rankine)
und den aus den Knickungsversuchen abgeleiteten Werthen von σk die befriedigendste Uebereinstimmung.
Der Verfasser untersuchte an 10 Stück (7m,5
langen) Balken von quadratischem Querschnitte (etwa 15cm,0 Seitenlänge) die einschlägigen Verhältnisse; die Versuchsbalken waren
drei Lärchen-, drei Föhren- und je zwei Weiſs- und Rothtannenstämmen entnommen.
Zur Ermittelung der Beziehung zwischen der Druckfestigkeit (σk) des Materiales und dem Verhältnisse
(l : k) wurden die
Balken aus Föhren- und Lärchenholz verwendet, zur Controle dienten die Balken aus
Tannenholz, welche auch zur Feststellung der Beziehung zwischen aa und den beiden Lagerungsarten, d. i.
Punktauflagerung und volle (satte) Flächenauflagerung verwerthet wurden.
Die durch Vorversuche sicher gestellten Elasticitäts- und Festigkeitsverhältnisse
(für Druckinanspruchnahme) der Probematerialien ergaben folgende mittlere
Resultate:
Elasticitätsmodulin Atm.
Stauchgrenzein Atm.
Festigkeitsgrenzein Atm.
Lärchenholz
1083,000
116,0
324,0
Föhrenholz
1031,000
122,0
312,0
Lärchen- und Föhrenholz
1056,000
119,0
318,0
Rothtannenholz
–
–
283,0
Weiſstannenholz
–
–
288,0
Für die Punktauflagerung ergibt die Euler'sche, sowie
die Schwarz-Rankine'sche Formel bei Benutzung der
obigen Resultate folgende Werthe:
nach Euler
nach Schwarz-Rankine
Für Lärche und Föhre (Mittel):
\sigma_k=1042,3\,\left(\frac{k}{l}\right)^2;
\sigma^k=\frac{0,318\
*}{1+\eta\,\left(\frac{l}{k}\right)^2}
Für Roth- und Weiſstanne (Mittel):
\sigma_k=\ \ \ \ \ \ \ –\ \ \ \ \ \ \ \ \ ;
\sigma_k=\frac{0,285\
*}{1+\eta\,\left(\frac{l}{k}\right)^2}
Auf Grund der nun auch durchgeführten Knickungsversuche konnten die
Werthe (beobachtet) und weiter die der Euler'schen
Formel entsprechenden Werthe von σk ermittelt, ferner für die gegebenen
Verhältniſswerthe (l : k)
die Knickungscoefficienten η (Schwarz-Rankine'sche Formel) (mit Benutzung der beobachteten Werthe von
σk) berechnet
werden. Eine graphische Darstellung der Werthe σk (beobachtet und berechnet) und η (als Ordinaten) für (l :
k) als Abscissen, lieſs die befriedigende
Uebereinstimmung der beobachteten und nach Euler
berechneten Werthe von σk erkennen. Ebenso ergab sich (wie für Schweiſseisenstäbe) die Veränderlichkeit für η in
Beziehung zu (l : k);
hiernach entspricht dem von Laiſsle und Schübler verwendeten Werthe η = 0,00016 nur ein bestimmter Verhältniſswerth (l : k).
Der Verfasser drückt die Beziehung η zu (l : k) durch die
empirische Formel
\eta=\frac{1}{10000}\,\sqrt{0,05\,\left(\frac{l}{k}\right)-0,80}
aus.
Für (l : k) = 16 wird η = 0; also σk = σd, d.h. für Holzstäbe
mit vollkommen beweglicher Lagerung und einer Länge l
< 16k, d. i. kleiner als etwa die fünffache
Durchschnittsbreite, hat die Bestimmung der Dimensionen ohne Rücksicht auf
Knickungsgefahr nach den Regeln der Druckfestigkeit zu erfolgen.
Für Bauholz von (l: k) = 16 bis (etwa) 90 findet eine
annähernd gesetzmäſsige Abnahme der Druckfestigkeit in Folge Einwirkung der
Astknoten statt. Für l : k = ∞, wird η = ∞, also σk = 0, wodurch der zweite naturgemäſse Grenzfall
charakterisirt ist.
Bei den Bauhölzern mit (l : k) > 120 konnten schön ausgeprägte Knickungserscheinungen hervorgerufen
werden; allein der für die Flächen-Auflagerung der
Probestäbe nach Euler's Formel zurück berechnete
Abstand der Inflexionspunkte der elastischen Linie (l0) lag zwischen den Grenzen l0 = 0,5l bis 0,6l, und wurde l0
= 0,513l im Mittel, wobei l die Stablänge bedeutet. Den praktischen Verhältnissen
entsprechend soll besser mit l0 = 0,6l gerechnet
werden, nachdem die „praktische“ Auflagerung niemals so genau sein kann als
jene, welche bei den Vergehen erreicht wird.
Zum Nachweise der für die Zwecke der Praxis befriedigenden Uebereinstimmung zwischen
den beobachteten und den nach der Schwarz-Rankine'schen
Formel berechneten Knickungsspannungen σk in Atmosphären für die bezeichneten Holzgattungen
unter Beibehaltung des mittleren Verhältniſswerthes (0,513l : k), sowie zur Sicherstellung der
Knickungscoefficienten η, welche für (0,513 l : k) der früher angegebenen empirischen Formel für η entsprechen, sei auf die folgende tabellarische
Zusammenstellung hingewiesen, in welche wenigstens diejenigen Daten für die Versuche
und aus den bezüglichen Rechnungen eingestellt sind, die für die einzelnen
Holzgattungen den Grenzversuchen und ihren Ergebnissen entsprechen.
Holzgattung
Stablängen(cm)
k
min(cm)
Knickungscoefficienten η
σk Atm
beobachtet
berechnet
Lärche
725–525
3,77
0,000203–0,000166
105–183
108–175
Föhre
725–525
3,85
0,000200–0,000164
95–164
109–172
Weiſstanne
725–520
3,97
0,000197–0,000160
98–171
106–166
„
720–500
3,77
0,000202–0,000162
105–177
99–164
Rothtanne
725–520
4,14
0,000192–0,000156
102–177
112–172
„
720–500
4,03
0,000204–0,000156
108–178
105–174
Der Nachweis der Veränderlichkeit des Knickungscoefficienten η, dessen Beziehung zu dem Verhältniſswerthe (l :
k), ferner die Sicherstellung der absoluten Werthe von η mit einer für die Zwecke der Praxis vollkommen
genügenden Genauigkeit, endlich die Klarstellung und Begrenzung des Werthes der
mehrgenannten Regeln nach Euler und Schwarz-Rankine sind als wichtige Beiträge für die
Theorie der Knickungsfestigkeit der in den beiden Abhandlungen bezeichneten
Materialien zu begrüſsen und – wie schon eingangs erwähnt – voll geeignet, den
entscheidenden Werth des praktisch-wissenschaftlichen Versuches für die Theorie und
deren Anwendungen nachzuweisen.
Prof. Gollner.