Titel: | Ferraris' elektrodynamische Erzeugung einer Umdrehung durch Wechselströme. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 370 |
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Ferraris' elektrodynamische Erzeugung einer
Umdrehung durch Wechselströme.
Mit Abbildungen.
Ferraris' elektrodynamische Erzeugung durch
Wechselströme.
Bedeuten in Fig. 1
OA und OB nach Gröſse und
Richtung die Wirkung zweier magnetischer Felder, so ist OR die Wirkung derselben a auf einen in O befindlichen Pol. Aendern sich beide Felder
periodisch und mit derselben Periode, so ändert sich auch die Resultante OR periodisch und der Punkt R beschreibt eine krumme Linie, deren Gestalt von der Weise abhängt, wie
sich OA und OB mit der
Zeit ändern. Die Felder können durch zwei Rollen beschafft werden, deren Achsen in
OX und OY liegen, und
die von Wechselströmen mit derselben Periode durchlaufen werden. Lassen sich die
Wechselströme durch S inusfunctionen der Zeit ausdrücken und gehen sie nicht
gleichzeitig durch den Nullpunkt ihrer Stärke, so heschreibt R eine Ellipse um O. Diesen einfachen Satz
hat Professor Galileo Ferraris in Turin nach Industries vom 18. Mai 1888 * S. 505 zur Herstellung
eines Apparates benutzt, in welchem ein Kupfercylinder durch elektrodynamische
Wirkung mittels Wechselströmen in Umdrehung versetzt wird. Fig. 2 erläutert den Grundgedanken des Apparates. A und B sind zwei Rollen, a, a1 und b, b1 ihre
Zuleitungsdrähte. Werden Wechselströme durch A und B gesendet, so dreht sich das resultirende magnetische
Feld um die Linie OO. In der Mitte zwischen den Rollen
ist ein kleiner hohler Cylinder aus Kupfer aufgehängt und da die Kraftlinien des
resultirenden magnetischen Feldes das Kupfer schneiden, so werden in letzterem Foucault'sche Ströme inducirt und der Cylinder geräth
durch die Wirkung dieser Ströme und des sich drehenden Feldes in Umdrehung. Es ist
dies eine Umkehrung des bekannten Versuches mit der rasch unter einer Magnetnadel
gedrehten Kupferscheibe, welche durch die in ihr inducirten Ströme die Nadel in
Umdrehung versetzt.
Fig. 1., Bd. 270, S. 370Fig. 2., Bd. 270, S. 370Fig. 3., Bd. 270, S. 370Anstatt zwei verschiedene Wechselströme, von denen der eine um ¼-Periode
hinter dem anderen zurück ist, durch A und B zu senden, die man etwa einer Dynamo mit doppelter
Wickelung entnehmen könnte, kann man den zweiten in B auch durch einen
Stromumsetzer (Transformer) aus dem ersten in A
entwickeln; zu Erzielung der erforderlichen Verschiebung der Periode muſs dann nur
ein passender träger Widerstand in die secundäre Rolle eingeschaltet und dafür, zur
Erlangung nahezu gleich starker Felder, der Rolle B
eine gröſsere Windungszahl als der Rolle A gegeben
werden. Oder man benutzt einen Umsetzer mit einer primären und zwei secundären
Rollen, gibt aber der einen derselben eine starke Selbstinduction, während man in
die andere einen groſsen Widerstand einschaltet.
Fig. 3 skizzirt einen gröſseren ausgeführten Apparat.
Der auf wagerechter Achse in Lagern befestigte Kupfercylinder hat 87mm Durchmesser und 175mm Länge; er wiegt fast 6k. Die zwei
hinter einander geschalteten Hälften der primären Rolle haben jede 96 Windungen aus
Draht von 77/1000 Zoll (1mm,95) Dicke und 7,12
bezieh. 6,63 Ohm Widerstand; die beiden parallel geschalteten Hälften der secundären
haben 504 Windungen aus Draht von 38/1000 Zoll Dicke. In den secundären Stromkreis
war ein Rheostat ohne Selbstinduction geschaltet und am besten auf 15 bis 18 Ohm
gestöpselt. Der Stromumsetzer von Gaulard und Gibbs gab 80 Umdrehungen in der Secunde. Der
Kupfercylinder begann sich zu drehen, wenn der primäre Strom 5 Ampère stark war.