Titel: | W. u. E. Fein's grosse Reflectorlampe mit Selbstregulirung. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 371 |
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W. u. E. Fein's groſse Reflectorlampe mit
Selbstregulirung.
Fein's groſse Reflectorlampe mit Selbstregulirung.
Die für militärische und nautische Zwecke bestimmten groſsen elektrischen Bogenlampen
mit Reflectoren waren seither fast ausschlieſslich mit Handregulirung versehen, da
es Schwierigkeiten verursachte, eine selbstregulirende Lampe so herzustellen, daſs
sie in jeder beliebig geneigten Lage gleich gut und sicher brennt und auſserdem
unempfindlich gegen Schwankungen und Stöſse ist. Die Ursache davon lag hauptsächlich
darin, daſs bisher bei den Reisten Lampen-Anordnungen das Gewicht des oberen
Kohlenhalters als Triebkraft zur Regulirung des Lichtbogens benutzt wurde, so daſs
die Lampe zu gutem Brennen eine möglichst senkrechte Stellung einnehmen muſste.
Zudem darf bei solchen Beleuchtungsapparaten, die in Verbindung mit Parabolspiegeln
oder anderen Scheinwerfern gebracht werden, der Lichtbogen während des Brennens
seine Lage gegen den Brennpunkt derselben nicht verändern können, deshalb das
Nachschieben ihrer beiden Kohlenstäbe gleichzeitig erfolgen muſs.
Diesen Anforderungen entspricht die von W. u. E. Fein in
Stuttgart gebaute Reflectorlampe mit Selbstregulirung, deren Brennen vollständig
unabhängig von ihrer jeweiligen Aufstellungsweise ist. Ihre innere Einrichtung läſst
sich aus Fig. 1 erkennen, während Fig. 2 ein Bild ihrer äuſseren Erscheinung in
Verbindung mit einem groſsen Parabolspiegel gibt. Ihre Gesammtanordnung ist,
nebenbei bemerkt, derart, daſs sie sich für Ströme von beliebig groſser Stärke durch
eine entsprechende Vergröſserung oder Verkleinerung ihrer Theile herstellen
läſst.
Auf der guſseisernen Grundplatte P, die für gewöhnlich
mit einem metallenen Schutzkasten bedeckt ist, befindet sich der zum Bewegen und
Nachschieben der Kohlen dienende Mechanismus, welcher in der Hauptsache aus zwei
wagerecht gelagerten Führungsstangen T'' und T'' von quadratischem Querschnitte besteht, die ihre
Bewegung durch zwei Elektromagnete erhalten, wovon der eine E im Hauptstromkreise liegt und die Bildung des Lichtbogens bewirkt, während der andere ee' in einen Nebenschluſs geschaltet ist und zur
Regulirung des Bogens auf gleichbleibende Länge dient.
Fig. 1., Bd. 270, S. 372Jede von diesen beiden Stangen wird in einem entsprechenden Gestelle
zwischen drei Reibungsrollen in wagerechter Richtung geführt, wovon sich zwei in
einiger Entfernung von einander, auf der einen Seite der Stange befinden, während
sich die dritte gegenüberliegende Rolle mittels eines beweglichen Rahmens unter dem
Zuge von zwei kräftigen Spiralfedern an die andere Seite der Stange anlegt, so daſs
die letztere durch Reibung mitgenommen wird, sobald sich diese Rolle dreht. Das eine
Gestell, welches die Führungsstange T'' der positiven
Kohle enthält, ist mit einem auf der Grundplatte P
aufgeschraubten Winkel fest verbunden, während das andere, in welchem sich die
Führungsstange T'' der negativen Kohle bewegt,
unterhalb desselben, und zwar vollständig isolirt von ihm, in vier Schienen
aufgehängt ist, und dadurch eine Bewegung in wagerechter Richtung zur Bildung des
Lichtbogens zuläſst, dessen Länge durch die Schraubenspindel O beliebig verlängert werden kann. Auf der vorderen Seite dieses
beweglichen Gestelles ist der Anker A befestigt,
welcher dem schon erwähnten Elektromagnet E gegenüber
steht und von diesem, so lange die Lampe nicht in Thätigkeit ist, durch zwei stark
gespannte Spiralfedern entfernt gehalten wird; der besseren Strom Zuführung wegen
ist dieses Gestell durch zwei spiralförmig gewundene, leicht biegsame Kupferbänder,
wovon das eine in Fig. 1 sichtbar und mit S bezeichnet ist, mit den Windungen des Elektromagneten
E verbunden.
Zur Regulirung des Lichtbogens sind die schon oben erwähnten mittleren Reibungsrollen
der beiden Gestelle mit Sperrrädern versehen, deren Schalthebel durch eine
Stahlschiene derart unter einander und mit dem Anker a
des Nebenschluſselektromagnetes ee' verbunden sind,
daſs sie beim Ankeranzuge des letzteren gleichzeitig eine Bewegung nach unten
machen. Da aber dieser Anker mit einer Selbstunterbrechung versehen ist, so wird er
bei Eintritt der letzteren durch eine Abreiſsfeder zurückgeschnellt, so daſs dann
die beiden Reibungsrollen eine kleine Drehbewegung in entgegengesetzter Richtung ausführen, was unter
Berücksichtigung des oben Gesagten ein gleichzeitiges Nachschieben der beiden
Führungsstangen T und T'
und mithin eine Annäherung beider Kohlenstäbe zur Folge hat.
Der eigentliche Halter der positiven Kohle K'' befindet
sich in einer mit der Führungsstange T'' fest
verbundenen Hülse, in der er sich zum Zwecke der Centrirung seitlich verschieben und
durch die Schraubenmutter M in der richtigen Lage
feststellen läſst.
Fig. 2., Bd. 270, S. 373Wird nun beim Einschalten der Lampe in die Leitung der Elektromagnet E vom Strome durchflössen, so zieht dieser seinen Anker
A an, wodurch sich die Kohlenstäbe, unter Bildung
des Lichtbogens trennen. Sobald letzterer im Verlaufe des Brennens zu lang und in
Folge dessen sein Widerstand zu groſs wird, nimmt die Stromstärke im
Nebenschluſselektromagnet ee' in demselben Maſse zu und
dessen Anker a bewirkt ein gleichzeitiges Annähern
beider Kohlenstäbe in der oben angegebenen Weise, so daſs der Lichtbogen nicht nur
seine normale Länge, sondern auch seine Lage zum Brennpunkte des Parabolspiegels
unverändert beibehält und merkliche Schwankungen in der Strom- bezieh. Lichtstärke
der Lampe nicht vorkommen können.
Auſserdem fällt bei dieser Lampenanordnung zu Folge der wagerechten Lagerung der
beiden Kohlenstäbe die Richtung des einen mit der Achse des Reflectors zusammen, so
daſs nur für den anderen eine seitliche Oeffnung in demselben erforderlich ist und
die gesammte Lichtwirkung des ausgehöhlten Positiven Kohlenpoles in radialer
Richtung gegen die innere Fläche des Parabolspiegels und von diesem dann nach auſsen
geworfen wird, wodurch die Lichtwirkung der sonst üblichen senkrechten Stellung der Kohlen gegenüber eine
bedeutend günstigere ist.
Selbstredend kann diese neue Bogenlampe mit Scheinwerfern der verschiedensten Art in
Verbindung gebracht werden. Die Fig. 2 zeigt eine
solche mit einem Parabolspiegel von 600mm
Durchmesser, bei dessen Verwendung sich eine wesentliche Ersparniſs von
Anschaffungskosten, den sonst gebräuchlichen Scheinwerfern mit dioptrischen Linsen
gegenüber, erzielen läſst. Derselbe ist an einem Gestänge so befestigt, daſs er mit
Hilfe des Handrades N etwas vor- und rückwärts bewegt
werden kann, wodurch sich beim Einsetzen der Kohlenstäbe der Lichtbogen, unter
Zuhilfenahme des Beobachtungsrohres b, genau in den
Brennpunkt des Parabolspiegels bringen läſst.
Um den letzteren nach allen Seiten hin leicht und sicher einstellen zu können, kann
die Grundplatte P der Bogenlampe in wagerechter und
senkrechter Richtung bewegt werden. Zur Ausführung der erstgenannten Bewegung dient
eine senkrecht stehende Achse, über der sich eine Hülse dreht, die mit Hilfe des
Schraubenrades H festgestellt werden kann, worauf sich
die feinere Einstellung durch zwei mit den Handrädern r' und r'' versehenen Schraubenspindeln
erreichen läſst. Die Bewegung des Parabolspiegels in senkrechter Ebene erfolgt durch
die Schraubenspindel R, mittels deren sich die Platte
P in entsprechend weiten Grenzen heben oder senken
läſst, wobei die jeweilige Stellung derselben durch die mit einem Handgriffe
versehene Gegenmutter h gesichert wird.
Für den Transport ist der Parabolspiegel nicht nur durch einen eisernen Korb
geschützt, sondern kann auch mit Hilfe zweier Handgriffe, wovon der eine in der
Figur mit G bezeichnet ist, leicht abgenommen und bei
seinem Gebrauche ebenso rasch wieder eingesetzt werden.
Bei entsprechend kleinerer Ausführung läſst sich diese Reflectorlampe mit
Selbstregulirung auch für Locomotiven zur Beleuchtung des Bahnkörpers in
vortheilhafter Weise verwenden, in welchem Falle dann ihr Bewegungsmechanismus für
die wagerechte und senkrechte Drehung so angeordnet wird, daſs er beim Befahren von
Curven u.s.w. vom Stande des Führers aus in beliebiger Weise in Thätigkeit gesetzt
werden kann. (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1888 * S.
402.)