Titel: | Regenerativ-Grasheizofen von Wybauw. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 455 |
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Regenerativ-Grasheizofen von Wybauw.Nach einem uns gütigst übersandten Separatabdrucke aus „Schilling's Journal für
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung“ (1888).
Mit Abbildungen.
Wybauw's Regenerativ-Gasheizofen.
In dem nachstehend näher beschriebenen Gasheizofen, Patent Wybauw, werden beide Arten der Erwärmung – durch Strahlung und Leitung –
nutzbar gemacht, indessen hat der Erfinder vorzugsweise die Ausnutzung der
strahlenden Wärme erstrebt; letztere Art der Erwärmung bietet insofern Vorzüge
gegenüber der leitenden Wärme, als wir im Stande sind, mittels Strahlung den
Fuſsboden und die unteren Schichten eines Raumes zu erwärmen, ohne die oberen
Luftschichten erhitzen zu müssen, was mittels geschlossener Oefen niemals in so
hohem Grade erreicht werden kann; auſserdem übt die strahlende Wärme ihre
Wirkung
Fig. 1., Bd. 270, S. 455
sofort und unmittelbar auf den vor dem Ofen Stehenden aus und
erwärmt denselben, obgleich der Raum selbst noch nicht durchwärmt ist.
Die Einrichtung des Gasheizofens zeigen die Fig. 1,
2, 3.
Ein parabolisch gebogener Reflector a aus polirtem
Metalle wirft die von einer Reihe auf der Gasrampe b
brennender Flammen ausgehenden Wärmestrahlen gegen den Fuſsboden und bewirkt eine
kräftige Erwärmung des letzteren; die Wärmestrahlung nach unten und gleichzeitig die
Wirkung der Flammen wird erhöht durch den über den Gasflammen angeordneten, aus
Chamottesteinen bestehenden Wärmereflector c. Um die
Verbrennungstemperatur der Flammen zu steigern und eine möglichst vollkommene
Verbrennung zu erzielen, wird in dem Regenerator d die
durch seitliche Kanäle zugeführte Luft stark erhitzt, welche in diesem Zustande die
Flammen speist; durch den Regenerator werden ferner die Flammen verdeckt, so daſs
dieselben das Auge nicht belästigen.
Fig. 2., Bd. 270, S. 456Fig. 3., Bd. 270, S. 456Nachdem auf diese Weise die strahlende Wärme ausgenutzt ist, werden die
abziehenden Verbrennungsproducte noch durch Wärmeleitung nutzbar gemacht. Zu diesem
Zwecke sind hinter dem Reflector die abwärts führenden Heizkanäle g angeordnet; diese eben sind im Inneren mit
abwechselnd nach vorn und hinten ausgebogenen Trennungswänden versehen (vgl. Fig. 3), wodurch die Heizgase gezwungen werden, im
Zickzacke abwärts zu ziehen und abwechselnd gegen die vordere und hintere Wand der
Heizkanäle anzuschlagen; die Bleche, aus welchen Kanäle und Trennungswände
hergestellt sind, stehen seitwärts auf der ganzen Länge des Kanales heraus und geben
dort in Form von Kämmen
oder Fransen i die empfangene Wärme an die Luft des zu
heizenden Raumes ab; alle von den Heizgasen erwärmten Flächen sind mit ebensolchen
wagerecht gebogenen Metallkämmen i versehen, um der
vorbeistreichenden Luft möglichst viele Heizflächen darzubieten (vgl. Fig. 2).
Aus den Heizkanälen g gelangen die Verbrennungsproducte
durch die Schlangenheizrohre h in das gemeinsame
Abzugsrohr k, und von dort, nahezu vollständig
ausgenutzt, in den Schornstein. Die Wärmeausnutzung beim Wybauw'schen Ofen beträgt laut den Feststellungen der Brüsseler Jury 48
Proc. der vom Gase bei vollkommener Verbrennung erzeugbaren Wärme (letztere wurde zu
6125 Calorien für 1cbm angenommen).
Eine weitere Ausnützung der Heizgase hat Wybauw
vermieden, denn eine weitere Abkühlung der Heizgase würde zur Folge haben, daſs sich
im Ofen Wasser condensirte, womit die Nothwendigkeit einträte, den Ofen häufig zu
entleeren und wodurch der Apparat dem Durchrosten ausgesetzt wäre; auſserdem würden
die Verbrennungsproducte nur sehr schwer abzuführen sein, und somit ein
Haupterforderniſs bei allen Gasöfen, sicherer Abzug der Verbrennungsproducte,
untergraben. Es muſs nothwendigerweise ein Theil der Ofenwärme in den Schornstein
geleitet werden und ist es die Aufgabe des Heizungstechnikers, das Quantum dieser
für die Heizung des Raumes gezwungenerweise verloren gehenden Wärme nach Möglichkeit
zu beschränken. Diese Aufgabe hat Wybauw in folgender
Weise gelöst. Die Ofenklappe f ist durch Hebel p und Flügelmutter mit der Klinge o verbunden, letztere besteht aus zwei auf einander
genieteten Metallstreifen, der untere Metallstreifen ist aus Prisen, der obere aus
Messing; im kalten Zustande hält die Klinge die Ofenklappe offen; die Heizgase
gelangen daher anfänglich durch die Oeffnung unter der Klappe auf dem kürzesten Wege
in den Schornstein, wo dieselben sofort eine kräftige Erwärmung und einen lebhaften
Zug bewirken; nach einigen Minuten erwärmt sich die Klinge o, und da sich Messing beim Warmwerden mehr dehnt als Eisen, so biegt sich
die Klinge allmählich und neigt an ihrem losen Ende nach unten, die Ofenklappe f folgt dieser Bewegung und schlieſst sich durch ihr
Eigengewicht. Nun erst ziehen die Heizgase durch die Kanäle abwärts, um soweit
abgekühlt in den Schornstein zu gelangen, als ohne Schädigung des Zuges während des
Betriebes zuläſsig. Bei den Versuchen des Brüsseler Preisgerichtes hatten die
abziehenden Heizgase noch eine Temperatur von 71°. Durch diese Einrichtung wird auch
ermöglicht, einen minder gut ziehenden Schornstein in etwas zu verbessern, indem man
die Klappe f mittels der oben befindlichen Flügelmutter
so einstellt, daſs dieselbe auch während des Betriebes beständig etwas offen
bleibt.
Die Sicherheitsventile e sind mit ebensolchen Klingen
versehen, dieselben sind vor dem Betriebe offen und bezwecken im Falle eines zu späten Anzündens eine
Gasansammlung im Obertheile des Ofens zu verhüten bezieh. eine durch zu spätes
Anzünden entstehende allenfallsige Explosion unschädlich zu machen; während des
Betriebes schlieſsen sich dieselben selbsthätig.
Bemerkenswerth ist noch, daſs bei diesem Ofen nach dem Princip des Gegenstromes der
von den Heizgasen verfolgte Weg stetig in einer Richtung und nach unten stattfindet,
wodurch die kühlere Luft mit den kühleren Heizflächen, die wärmere Luft mit den
wärmeren Heizflächen, in Berührung kommt; auſserdem überträgt jede Metallfläche die
Wärme, welche sie auf der einen Seite empfängt, sogleich an der entgegengesetzten
Seite auf Metall kämme, welche so stehen, daſs der Luftstrom gegen ihre Flächen
anschlagen muſs. Durch die Durchführung dieser Grundsätze erreicht Wybauw die erwähnte bedeutende Wärmeausnutzung von 84
Proc. trotz des kurzen Weges, welchen die Heizgase zurücklegen und trotz der
geringen Gröſsenverhältnisse dieses Ofens.
Der Wybauw'sche Gasheizofen wird in einer dem deutschen
Geschmacke entsprechenden Ausführung hergestellt und paſst in einen reich
eingerichteten Wohnraum. Den Generalvertrieb und die Fabrikation für Deutschland,
die Schweiz und andere Länder hat die Firma J. G. Houben
Sohn Carl in Aachen übernommen.