Titel: | E. E. Graves' Telephon. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 519 |
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E. E. Graves' Telephon.
Mit Abbildungen auf Tafel
27.
Graves' Telephon.
Während bisher in Telephonen theils ein abwechselnd geschlossener und unterbrochener
Strom (intermittirender Strom), theils ein beständig geschlossener, aber abwechselnd
stetig zu- und abnehmender Strom (undulirender
Strom) verwendet worden ist, sendet Eugen Edmons Graves
in Bridgeport, Connecticut, Nordamerika, einen plötzlich anwachsenden und abnehmenden Strom durch den den Empfänger und
den Geber verbindenden Leiter, den er „pulsirenden
Strom“ nennt. Das in Oesterreich (Kl. 21) vom 11. Februar 1888 patentirte
Telephon ist in Fig. 15 in der Vorderansicht abgebildet; Fig. 14 zeigt einen
lothrechten Längsschnitt nach der Linie XX in Fig. 16, die einen
wagerechten Längsschnitt nach der Linie YY in Fig. 14
bietet.
A ist ein aus Messing oder einem anderen, nicht
magnetisch werdenden Metalle hergestellter Rahmen und besteht aus einem ringförmigen
Theile B und einem von letzterem sich abzweigenden Arme
C. T ist ein Metallgehäuse, das mit dem Rahmenarme
C durch Scharniere verbunden ist, so daſs ersteres
nach rückwärts umgelegt werden kann. Der Theil B trägt
eine Flansche D, in welche eine vorzugsweise aus Glas
bestehende Platte E eingesetzt ist und durch das
Schallrohr F festgehalten wird. Der Theil B ist mit einer Längsöffnung versehen, die einen Theil
der Rückseite der Platte E bloſs läſst. Der Arm Cträgt den Elektromagnet G,
dessen Kerne I und H auf
dem gemeinsamen Polschuhe J aufsitzen, der selbst an
dem Arme C befestigt ist. An den oberen Enden der Kerne
H und I sind die
Spulen K und L angeordnet.
Der Anker M ist in dem gabelartigen Ende des Kernes I drehbar gelagert; sein nach abwärts greifender Arm
N steht auf geringe Entfernung von der Platte E ab und wird nahezu parallel zu letzterer gehalten.
Durch die dem Mittelpunkte der Platte E
gegenüberliegende Stelle des Armes N geht eine Schraube
O, deren Spitze so eingestellt werden kann, daſs
sie die Platte berührt.
1 und 2 sind Polklemmen, die durch den Arm C getragen werden, aber durch isolirende Ringe P von ihm isolirt sind. Der Strom geht entweder von
Klemme 1 durch die Windungen K und L zur Klemme 2 oder in
entgegengesetzter Richtung. Die an der Rückseite des Armes N angebrachte Schraubenfeder Q greift durch
eine Bohrung des Kernes I hindurch und ist an einer
Stellschraube R befestigt, die im Kerne H eingeschraubt ist. Durch entsprechende Drehung der
Stellschraube R kann der Arm N und die Spitze der von ihm getragenen Schraube O gegen die Platte E richtig eingestellt
werden, und gleichzeitig wird auch der Anker M den
Polen des Magnetes genähert oder von denselben entfernt. Wenn die Spulen K und L stromlos sind,
wird der Anker durch die Feder Q von den Polen
abgehoben; sind dagegen die Spulen durchströmt, so hält die Anziehung der
Elektromagnete dem Federzuge das Gleichgewicht und der Anker wird auf diese Weise in
magnetischem Gleichgewichte gehalten; in diesem Falle liegt der Anker an den Polen
an, ohne selbe zu berühren und die Spitze der Schraube O berührt die Platte leicht in deren Mittelpunkte.
Wird in die Schallröhre F gesprochen, schiebt die Platte
E, während sie in Fig. 14 und 16 nach rechts
hin schwingt, den Arm N vor sich her und hebt den Anker
M von den Polen ab; bei ihrer Rückbewegung nach
links dagegen übt sie auf die Schraube O keinen Druck
aus und der Arm N bewegt sich daher jetzt bloſs unter
dem Einflüsse der auf den Anker M ausgeübten Anziehung
wieder nach links. Da nun der Magnetismus der Kerne durch einen die ganze Leitung
durchlaufenden normalen Strom erzeugt wird, so entsprechen die Aenderungen der
Stärke dieses Stromes nicht beiden Phasen der durch die Stimme in Schwingungen
versetzten Lufttheilchen, sondern nur der einen und zwar derjenigen, bei welcher der
Anker von den Polen entfernt wird, wogegen sich während der zweiten Phase die
Annäherung des Ankers an die Pole und die dieser entsprechende Stromstärkenänderung
lediglich unter dem Einflüsse des Elektromagnetes G auf
den Anker M vollzieht. Die Stromstärke nimmt somit
nicht stetig zu und ab, sondern beim Rückgange der Platte tritt eine plötzliche
Abnahme der Stromstärke ein.
Dadurch, daſs der Anker M in dem einen Magnetpole
drehbar gelagert ist,
wird er von letzteren polarisirt, was seine Empfindlichkeit gegen die Anziehung des
anderen Poles des Elektromagnetes sehr erhöht.
Um zu verhüten, daſs der Arm N sich zu weit von der
Platte E entferne, ist an passender Stelle ein
Anschlagstift S angeordnet.
Bei einer anderen Anordnung (Fig. 17) wird der
stellbare Anschlagstift O nicht in N, sondern in der Mitte der Platte E angebracht und ihm gegenüber der Arm N entsprechend ausgebogen; etwas tiefer ist dann an der
Platte E noch ein Arm befestigt, der einen zweiten
Stellstift trägt. Die beiden Stellstifte begrenzen somit die Bewegungen des Armes
N.