Titel: | Neuerungen an Maschinen zum Ueberspinnen von Saiten, Drähten u.s.w. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 552 |
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Neuerungen an Maschinen zum Ueberspinnen von
Saiten, Drähten u.s.w.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 S.
490.)
Mit Abbildungen auf Tafel
30.
Neuerungen an Maschinen zum Ueberspinnen von Saiten
u.s.w.
Die Maschinen zum Ueberspinnen von Drähten, Saiten u.s.w. lassen sich bekanntlich in
zwei Gruppen unterbringen und zwar gehören zu der ersten Gruppe diejenigen
Maschinen, bei denen der zu umspinnende Gegenstand eine gleichmäſsig fortschreitende
Bewegung ausführt, während die die Umwickelungsfäden tragenden Spulen in einer
bestimmten Ebene um dessen Achse kreisen; in die zweite Gruppe aber lassen sich
diejenigen Maschinen bringen, bei welchen der zu umspinnende Draht u.s.w. seine Lage
nicht ändert und die die Umwickelungsfäden enthaltenden Spulen entweder eine
kreisende und gleichzeitig fortschreitende Bewegung ausführen oder auch nur eine
fortschreitende Bewegung, während der zu umwickelnde Draht u.s.w. sich hierbei um
seine Achse dreht, ohne seine Lage zu ändern.
Die im Nachstehenden beschriebenen beiden Maschinen gehören nun zu der letzten
groſsen Gruppe, d.h. zu denjenigen Maschinen, bei welchen der zu überspinnende Draht
u.s.w. eine Ortsveränderung nicht erfährt, und liefern für die beiden
Unterabtheilungen derselben je ein Beispiel.
Drahtplattirmaschine von Hugo
Scholl in Constantinopel. Bei dieser durch D. R. P. Kl. 73 Nr. 43505 vom 2.
September 1887 geschützten und in den Fig. 1 bis 5 Taf. 30 dargestellten
Maschine wird die eine kreisende und gleichzeitig fortschreitende Bewegung
ausführende Spule A, welche den Umwickelungsfäden von
passender Stärke enthält, in die Spinnscheibe B (Fig. 1)
eingesetzt. Die Spinnscheibe enthält zu diesem Zwecke eine seitliche Aussparung, die
mit Körnerspitzen ausgestattet ist, von denen die eine auf einer Schraubenfeder
sitzt, welche das Auswechseln der Fadenspule ermöglicht. Auſser deren Aussparung für
die Aufnahme der letzteren besitzt die Spinnscheibe noch eine zweite Aussparung a, in welche eine Spannvorrichtung C eingelegt werden kann, deren Drahtführungsstelle
genau im Mittelpunkte der Scheibe B liegt.
In diese Spannvorrichtung C, welche durch zwei mittels
Schraube f (Fig. 2 und 3) einstellbare Backen
gebildet wird, wird der zu umwickelnde Draht b
eingespannt. Da nun aber der umwickelte Draht stärker als der zu umwickelnde ist, so
sind in der Spann Vorrichtung zwei verschieden weite auf einander folgende
Aussparungen vorgesehen, von denen die eine dem Durchmesser des bewickelten, die
zweite dem Durchmesser des unbewickelten Drahtes entspricht. Senkrecht zu diesen
Aussparungen ist eine zur Längsseite der Spannvorrichtung gerichtete Einfräsung
angebracht, welche zur Aufnahme des von der Spule Akommenden
Umwickelungsdrahtes d dient. Die beiden Klemmbacken
sind durch ein Scharnier oder eine Art Kugelgelenk g
(Fig. 2)
mit einander verbunden.
Nachdem der zu umwickelnde Draht b in die
Spannvorrichtung mit Hilfe zweier an seinen beiden Enden angebrachter Gehre
eingelegt und mit Hilfe des Stimmwirbels s (Fig. 5) oder
einer ähnlichen Einrichtung angespannt worden ist und der Umwickelungsdraht d gleichfalls in seine Führung zwischen den beiden
Klemmbacken hinter den auf einer derselben angeordneten Zahne e, welcher dazu dient, die Wickelung gleichmäſsig zu
erhalten, eingelegt worden ist, wird die Schraube f
angezogen, so daſs die Klemmbacken auf den zu bewickelnden Draht einen gewissen
Druck ausüben, und die Spannvorrichtung C in die
Spinnscheibe B eingesetzt und in ihrer Lage durch die
aus ihr hervorragende Stellschraube f, welche in eine
Bohrung des Ausschnittes a faſst, gehalten. Eine
weitere Sicherung der Klemme C kann noch durch ein an
der Spinnscheibe befestigtes Klemmstück, durch eine Schraube oder sonstwie
erfolgen.
Der Umwickelungsdraht d wird unter die Feder D (Fig. 1) gelegt, welche
derart an der Spinnscheibe B angeordnet ist, daſs der
Umwickelungsdraht etwas nach unten gedrückt wird und so eine Spannung, welche zur
Herstellung einer festen Um Wickelung unerläſslich ist, erhält.
Beim Arbeiten wird die Scheibe B mit Hilfe der an
derselben vorgesehenen Handhaben in Umdrehung versetzt. Der Draht d läuft hierbei von der Spule A ab, geht unter der Klemmfeder D entlang,
durch die Spannvorrichtung C hinter den Zahn e (welcher in die Gegenklemme eingedrungen ist und so
ein Abgleiten des Drahtes verhindert) und legt sich Windung an Windung um den Draht
b herum. In Folge dieser sich bildenden Umwickelung
wird die Spinnscheibe B schraubenähnlich auf dem zu
bewickelnden Drahte weitergeführt und der Arbeiter hat der hierdurch erfolgenden
fortschreitenden Bewegung der Spinnscheibe B zu folgen,
um die ganze Länge des Drahtes b umwickeln zu
können.
Die Spinnscheibe B kann anstatt direkt durch die Hand
auch mit Hilfe einer Seilscheibe in Umdrehung versetzt werden. Soll der Betrieb in
dieser Weise erfolgen, so wird der Spinnscheibe B noch
eine kleine Scheibe E angefügt (Fig. 5 punktirt), an
welcher mittels Treibschnur die Kurbelscheibe F hängt.
Im Mittelpunkte dieser Kurbelscheibe F ist ein Zapfen
i angeordnet, an welchem ein Belastungsgewicht G hängt, und ein Führungsblech H hindert oder mindert doch die Schwankungen der Kurbelscheibe F beim Drehen der letzteren mittels der Handkurbel h.
Ein derartiger Antrieb der Spinnscheibe ermöglicht ein rascheres Arbeiten; beim
Beginne und bei der Beendung der Wickelung macht sich jedoch eine Drehung der
Spinnscheibe durch Hand erforderlich.
Maschine zum Ueberspinnen von Saiten und Drähten von B. Hartz in Metz. Bei dieser durch D. R. P. Kl. 73 Nr.
43558 vom 2. November 1886 geschützten und in den Fig. 6 bis 10 Taf. 30
wiedergegebenen Maschine führen die die Umwickelungsfäden tragenden Spulen nicht wie
bei der Maschine von Scholl eine kreisende und
gleichzeitig fortschreitende Bewegung aus, sondern nur die letztere; der zu
umspinnende Draht empfängt also eine Drehung um seine Achse und wird zu diesem
Zwecke zwischen zwei Haken ausgespannt, die mittels eines Rädergetriebes in
Umdrehung versetzt werden. Der Spinndraht läuft unter Vermittelung eigenartig
gelagerter Aufwinderollen auf, wobei letztere gleichzeitig die Verschiebung des den
Spinndraht tragenden Wagens veranlassen.
Der vorbenannte Wagen A läuft auf den beiden Schienen
B, die an den Doppelständern C befestigt sind. Zwischen diesen Ständern ist je ein
groſses Rad E und ein kleiner mit diesem in Eingriff
stehender Trieb e gelagert. Beide Räder E sind durch eine Achse d
fest mit einander verbunden, so daſs, wenn man die Handkurbel D dreht, die Triebe e eine
schnelle Umdrehung ausführen. An den Achsen der letzteren sind die Haken e1 angebracht, zwischen
welchen der zu umspinnende Draht ausgespannt wird. Die beiden Räderpaare des Wagens
A sind durch eine flache Schiene a1 mit einander
verbunden, an deren beiden nach aufwärts gebogenen Enden die Träger f für die Rolle F, auf
welcher der zum Umspinnen dienende Draht sich befindet, hängen. Zwischen den beiden
Trägern f läuft auſserdem eine Führungsrolle g (Fig. 6 und 10). In den aufgebogenen
Enden a1 der Schiene
a ist ferner eine flache Schiene h mittels Zapfen drehbar gelagert, auf welcher die
beiden Ständer H befestigt sind, die mittels Muttern
höher oder tiefer gestellt werden können. In den oben offenen, rechtwinkelig
umgebogenen Enden der Ständer H sind mehrere oben
offene oder halbrunde Nuthen ii1
i2 (Fig. 8 Taf. 30)
angebracht, in welchen die den. Leitrollen K
gemeinschaftliche Achse k sich leicht drehen kann. Das
Herausfallen der Rollenachse k wird durch den Draht k2 verhindert, der
federnd auf die Lagerstellen drückt. Schiebt man diesen an dem Ständer H befestigten Draht k zur
Seite, so kann man die Achse mit den Rollen rasch herausnehmen und in eine andere
Lage zu dem zu umspinnenden Drahte bringen. Zwischen den Ständern H ist eine Spannvorrichtung angeordnet, die im
Wesentlichen aus einem Querstücke M besteht, das eine
feste Rolle m trägt. Dicht an dieser Rolle liegt eine
zweite Rolle m1, welche
am Ende eines Hebels N angebracht ist, der seinen
Drehpunkt im Querstücke M, nahe dem Ständer H hat. Das äuſsere Ende dieses Hebels ist mit einem
Griffe und mit einer Klinke n versehen (Fig. 9 Taf. 30), die in
die gezahnte Seitenfläche des Ständers H einfällt. Es
ist leicht ersichtlich, daſs die Rollen m und m1 sich nähern, wenn
man das Auſsenende des Hebels N senkt und umgekehrt. Dadurch wird der
zwischen beiden Rollen laufende Umspinnungsdraht s mehr
oder weniger gespannt, die Vorrichtung bildet also eine Bremse für den Draht s.
Zwischen den Ständern H ist ferner ein Zwischenstück P angeordnet und zwar oberhalb von M, welches eine Drahtfeder p tragt, die oben umgebogen ist und mit ihrem freien Ende auf ein Blech
Q (Fig. 8 Taf. 30) drückt,
welches ebenfalls in den Ständern H sitzt. Wenn man
diese Feder p zur Seite dreht, so läſst sich das Blech
Q von dem zu umspinnenden Drahte r abschieben. Das Blech trägt ein Futter, welches auf
dem zu bespinnenden Drahte r aufliegt und dazu dient,
den letzteren stets auf die Führungsrollen K
aufzudrücken.
Die beiden Ständer H lassen sich ganz zur Seite drehen,
wie es in punktirten Linien in Fig. 10 Taf. 30
angedeutet ist. Die Schiene h läſst sich zu diesem
Zwecke in den Armen a1
nach hinten umlegen; in der Arbeitsstellung hält eine an der Schiene a befestigte Feder a2 mit Knaggen a3 die Schiene h
fest.
An den Wagen sind ferner noch Führungsrollen T und t so angebracht, daſs sie sich leicht drehen können und
den Draht innerhalb gewisser Grenzen führen.
Behufs Herstellung eines umsponnenen Drahtes mit Hilfe dieser Maschine wird zunächst
der zu umspinnende Draht r (Fig. 6 Taf. 30) zwischen
den Haken e1
ausgespannt, alsdann wird der Umwickelungsdraht s von
der Rolle F, auf welche er aufgewickelt ist, über die
Leitrolle g, die Führungsrollen T und t nach oben geführt, gelangt zwischen
die Bremsröllchen mm1
und die beiden Rollen K auf den zu umspinnenden Draht
r. Bei Drehung der Kurbel D wird in Folge dessen der Draht s sich in
Schraubenwindungen um den Draht r legen. Um einen
sicheren Transport des Wagens A genau nach dem
Fortgange des Spinnens zu erzielen, müssen die Rollen K
schräg liegen, so daſs bei ihrer durch die Reibung von r auf K bewirkten Drehung diese Rollen einen
seitlichen Druck auf die Ständer H ausüben, der den
Wagen zur Fortbewegung veranlaſst. Je nach der Dicke der beiden Drähte r und s wird die Höhe des
Schraubenganges von s auf r verschieden sein; dementsprechend müssen auch die Rollen K mehr oder weniger schräg gelegt werden. Will man den
Draht s links aufwickeln, also von rechts nach links,
so müssen die Rollen K eine der in Fig. 8 dargestellten
entgegengesetzte Schräglage erhalten.
Um Drähte von verschiedener Länge zu umspinnen, muſs man die Entfernung der beiden
Haken e1, also
gleichzeitig auch die Länge der Wagenbahn verändern können. Die letztere ist zu
diesem Zwecke aus zwei Theilen zusammengesetzt und zwar aus den äuſseren Schienen
b und der inneren Flachschiene b1, welche so in
einander passen, daſs die mit einem mittleren Spurkranze versehenen Räder a des Wagens A sowohl auf
b als auch auf b1 richtig geführt werden. Der Wagen kann somit ohne Schwierigkeit von der
einen Bahn auf die andere übergeführt werden (Fig. 7 Taf. 30). Beim
Verkürzen der Wagenbahn, also Ineinanderschieben der Schienen b1 und b, wird die erstere von Röllchen b3, welche zwischen den
Schienen b sitzen, getragen. Letztere werden an ihren
freien Enden durch eine Stütze U gehalten. Sollen auf
der Maschine nur Drähte von ein und derselben Länge umsponnen werden, so ist nur ein
Schienenpaar erforderlich und es brauchen die Räder a
den Spurkranz nicht in der Mitte, sondern an der Seite zu haben, wie es Fig. 9 Taf. 30
veranschaulicht.
H. Glafey.