Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 29 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 271
S. 416.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
I. Rohmaterialien und Malz.
Die Wurmfäule, eine neue Erkrankungsform der Kartoffel,
beobachtete Julius Kühn (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 335, daselbst nach „Der Landwirth“). Im Beginne der Erkrankung erscheint die Oberfläche
der Knolle nicht wesentlich verändert, es macht sich nur eine leichte Trübung des Farbentones
der Schale bemerkbar, die allmählich deutlicher zur Bildung einer miſsfarbenen
Stelle führt. Schneidet man an einer solchen die Knolle quer durch, so sieht man in
ähnlicher Weise wie bei der durch Peronospora infestans hervorgerufenen Krankheit
braune Flecke, aber von etwas abweichender Beschaffenheit, welche sich auch meistens
nur 6, seltener bis 10, höchstens 13mm tief
verbreiten. Als Ursache dieser Erkrankung fand Kühn ein
kleines, zu den parasitischen Anguillulen (Tylenchusarten) gehöriges Würmchen in
allen Stadien der Entwickelung vor; männliche und weibliche Individuen,
geschlechtlose Larven verschiedener Gröſse und Eier, zum Theil mit bereits voll
ausgebildeten Embryonen. Zu diesen Parasiten gesellen sich bald Humusanguillulen
(Leptoderaarten), welche in den älteren Flecken sogar vorwiegend, oft allein,
vorhanden sind. Die Kartoffelälchen stimmen in Gröſse und Bildungsweise ganz überein
mit dem Tylenchus devastatrix, welchen Kühn 1856
entdeckte und von welchem er später zeigte, daſs er mit dem Stockälchen identisch
ist, welches dem Roggen, Hafer und Buchweizen sehr nachtheilig werden kann, und das
auch die Ertragsfähigkeit der Kleefelder im hohen Grade zu schädigen vermag. Man hat
es daher mit einem sehr gefährlichen Feinde unserer Kulturen zu thun, dessen
Verbreitung man möglichst zu verhüten suchen muſs. Es empfiehlt sich daher, die mit
dieser Krankheit behafteten Kartoffeln für die Spirituserzeugung zu verwenden, durch
welchen Prozeſs die Parasiten natürlich zerstört werden. Will man die Kartoffeln
verfüttern, und ist man gezwungen, wegen zu groſser Menge dieselben einzusäuern, so
ist in beiden Fällen dringend zu rathen, die Kartoffeln vorher zu dämpfen, denn wenn
auch beim Durchgange durch den Thierkörper die Parasiten bestimmt zerstört werden,
so liegt doch die Gefahr vor, daſs dieselben durch verstreute Futterreste leicht
verschleppt werden können. Zur Stärkefabrikation dürfen solche Kartoffeln nicht
verwendet werden, da bei diesem Prozesse die Parasiten nicht getödtet werden. Zur
Beseitigung des Uebels empfiehlt sich Saatwechsel.
Ueber Stengelfäule der Kartoffeln berichtete Sorauer im Land- und
Forstwirthschafts-Verein zu Oppeln (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 335, daselbst nach „Der Landwirth“). Die Krankheit beginnt an der Stelle, wo der
Stengel den Boden berührt; sie unterscheidet sich von der Naſsfäule dadurch, daſs
nicht die Gesammtheit der Pflanze zu Grunde geht, sondern sich nur einzelne kranke
Stengel zwischen gesunden, oft derselben Staude angehörigen finden, doch wird häufig
auch die Knolle afficirt. Ursache der Erkrankung ist ein Pilz, welcher in der
obersten Schicht des Bodens wuchert, von da in die Rinde des Stengels gelangt und
durch seine Ausbreitung dort den Zutritt der Nahrung von unten hindert, so daſs die
befallenen Theile vertrocknen und verjauchen. Zur Abhilfe empfiehlt sich vermehrter
Luftzutritt zum Boden, wodurch die Vegetationsbedingungen des Pilzes geschmälert
werden.
Ueber Anbauversuche mit neuen Kartoffelsorten,
ausgeführt in der Zucht- und Prüfungsstation für neue Kartoffelvarietäten von W. Paulsen zu Nassengrund bei Blomberg-Lippe, berichtet
der Versuchsansteller in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 356.
Ueber die Verwendung kranker bezieh. angefaulter
Kartoffeln bringt die Zeitschrift des
landwirthschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen. 1888 S. 298, eine
Mittheilung, wonach sowohl trockenfaule, als naſsfaule Kartoffeln auſser für die
Brennerei auch für die Stärkefabrikation, besonders aber auch zum Verfüttern, und
hierzu selbst ohne vorheriges Dämpfen Verwendung finden können, da die Pilzsporen
für den thierischen Organismus unschädlich sind (um Verschleppung durch Futterreste
zu vermeiden, dürfte sich das Dämpfen doch wohl empfehlen. D. Ref.).
Geräucherte Kartoffeln, d.h. Kartoffeln, welche bei
einem Brande einen starken Rauchgeruch angenommen hatten, sonst aber unversehrt
geblieben waren, verarbeitete Christek in Markusfalva
(Ungarn) (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S.
335). Derselbe beobachtete eine sehr reine Gährung, jedoch eine um 2° Saccharometer
schlechtere Vergährung und glaubt, daſs dieses durch die antiseptische Wirkung des
Rauches, wodurch Nebenfermente zerstört, aber auch die Hefevermehrung beeinträchtigt
wird, verursacht ist. Als diese Kartoffeln mit der Hälfte guter normaler
Rosenkartoffeln, welch letztere leicht Schaumgährung gaben, verarbeitet wurden,
wurde in Bezug auf Gährungsform und Ausbeute ein befriedigendes Resultat erzielt,
welches Verfasser den in diesem Gemische in geringerer Menge vorhandenen
antiseptischen Stoffen zuschreibt.
Ueber das Zubrennen von Melasse zu Kartoffel- und
Getreidemaischen mit besonderer Berücksichtigung für die landwirthschaftlichen
Zwecke der Brennereien Oesterreichs gibt K.
Kruis, veranlaſst durch die Miſsernte der Kartoffeln, wodurch die
Zuhilfenahme eines anderen Rohmateriales nothwendig wird, in der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd. 12 S.
349 und 365, Rathschläge. Derselbe Gegenstand wird von R. v.
Savitz in der Allgemeinen Zeitung für Spiritus- und
Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 377, behandelt. Da beide Aufsätze nur bereits
Bekanntes bringen, gehen wir hier nicht näher darauf ein.
Futtermehl als Zumaischmaterial empfiehlt Alwin Woitschach in Muskau OL. in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 381.
Verfasser hält es für zweckmäſsig, auf 3000t
Maischraum statt 2250k Kartoffeln nur 2100k einzumaischen und diesen 100k Futtermehl zuzusetzen. Die Kosten für das
Futtermehl sollen durch die Mehrausbeute an Alkohol gedeckt werden, so daſs die in
dem Futtermehle enthaltenen Eiweiſsstoffe und Fette der Schlampe zu Gute kommen.
Ueber die Verwendung von Weizen und Weizenmalz zur
Spiritusfabrikation theilt R. Heinzelmann in
Antwerpen in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
11 S. 362 und 369, interessante Beobachtungen mit. In Deutschland findet
bekanntlich der Weizen, wohl wegen seines hohen Preises, nur eine sehr beschränkte,
in Belgien dagegen eine sehr ausgedehnte Verwendung zur Spirituserzeugung. Der
Verfasser hält den Weizen wegen seines Reichthumes an gährungsfähigen Stoffen, wie
auch wegen sonstiger werthvoller Eigenschaften zur Malzbereitung für die geeignetste
von allen Getreidearten. Die Verarbeitung zu Malz soll eine einfachere und leichtere
sein als bei der Gerste und die Ausbeute an Extract und Alkohol eine bessere, wie
dieses aus den Versuchen des Verfassers sich ergibt, denn es waren von 100g Weizenmalz 60g,08 Stärke zu Alkohol geworden, während von 100g Gerstenmalz nur 52g,03 Stärke in
Alkohol übergegangen waren. Jedoch verhalten sich die verschiedenen Weizensorten
sehr verschieden. Der Verfasser hat gefunden, daſs die an Stärkemehl reichsten und
dementsprechend an Stickstoff haltigen Stoffen ärmsten Sorten sich für die
Malzbereitung am besten eignen, daſs ferner im Allgemeinen der Sommerweizen vor dem
Winterweizen, der weiſse vor dem rothen und der weiche vor dem harten den Vorzug
verdient. Verfasser macht noch darauf aufmerksam, daſs bei der Beurtheilung des
Weizens besonders darauf zu achten ist, daſs derselbe nicht zu stark vom Korn wurm
befallen ist, da die befallenen Körner nicht mehr keimfähig sind; auch soll der
Weizen häufig mit Erdtheilen (bis zu 16 Proc.) verunreinigt sein. Weiter gibt
Verfasser Rathschläge zur Beurtheilung des Weizens, sowie zur Bereitung des
Grünmalzes und Darrmalzes daraus und über die beste Aufbewahrung des letzteren. In
Uebereinstimmung mit den Beobachtungen des Verfassers war bekanntlich auch Lintner bei seinen Untersuchungen über die Diastase des Weizenmalzes zu dem Resultate gelangt, daſs dieselbe bezüglich ihrer fermentativen
Eigenschaft der aus Gerstenmalz erzeugten Diastase in keiner Weise nachstand (vgl.
1887 268 135).
II. Dämpfen und Maischen.
Ueber das Dämpfen der Kartoffeln finden sich in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 302, 309
und 318, zahlreiche Beobachtungen aus der Praxis. Es handelt sich hauptsächlich um
die Frage, ob bei dem Henze'schen Dämpfer eine feine
Vertheilung des einströmenden Dampfes, wie solche durch zahlreich verzweigte Rohre
(z.B. auch durch die Leinhaas'sche Schlange) erreicht
werden kann, zweckmäſsig ist, oder ob vielmehr eine kleinere Anzahl von nur 5 bis 6,
dafür aber auch kräftiger wirkender Einströmungen (wie sie z.B. bei der Biesdorfer Dampfeinströmung vorhanden ist) den Vorzug
verdient. Die Ansichten der Praktiker neigen im Allgemeinen dahin, daſs zum Dämpfen
der Kartoffeln eine groſse Anzahl Dampfeinströmungen nicht vortheilhaft ist und daſs
auch kranke Kartoffeln bei sonst richtiger Leitung des Dämpfprozesses mit einer
geringeren Anzahl von Dampfeinströmungen besser gedämpft werden können. Dagegen wird
für Mais und Getreide eine complicirtere Dampfeinströmung und Vertheilung im Inneren des Dämpfers
vorgezogen.
Ueber das Bemaischen der ersten Bottiche gibt Hesse-Czerbienczin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 326, Rathschläge. Bekanntlich
liefern die ersten Bottiche in der Regel eine schlechte Ausbeute und man schiebt
dies vielfach darauf, daſs eben zu Beginn des Betriebes verschiedene Fehler
unvermeidlich sind. Der Verfasser tritt dieser Ansicht entgegen und macht darauf
aufmerksam, daſs dieser Uebelstand sehr wohl zu beseitigen ist, wenn man der
Bereitung der ersten Hefe die nöthige Sorgfalt angedeihen läſst; thut man dieses, so
gelingt es leicht, selbst bei hochprocentigen Dickmaischen sogleich die ersten
Bottiche zur Zufriedenheit zu vergähren. Der Verfasser gibt der aus übersommerter
Mutterhefe hergestellten Hefe vor der Preſshefe den Vorzug und beschreibt des
Näheren das von ihm befolgte und bewährt befundene Verfahren zur Bereitung der
ersten Hefe.
III. Gährung und Hefe.
Einen Zusatz von 1k zu Häcksel geschnittenen Rapsschoten auf 100k
Kartoffeln hat Christek in Markusfalva als Mittel gegen
die Schaumgährung mit Erfolg benutzt (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 392). Da
hierdurch aber eine Verunreinigung der Siebe im Rectificator stattfand, so wandte
Verfasser ein Extract, hergestellt aus 1k
Rapsschoten und 5k Wasser, an, welches denselben
Erfolg hatte.
Hefebereitungsverfahren. In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 309, warnt Francke vor Heferecepten, welche vielfach unter
Anpreisungen ausgeboten werden. Es sind dieses oft längst bekannte, alte Verfahren,
welche aber durch zweckwidrige Zusätze derart verschlechtert werden, daſs der Erfolg
ganz unsicher wird und das Verfahren oft vollständig versagt.
Zur Conservirung der Hefe wird in der Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 9
S. 287, Glycerin empfohlen (vgl. auch 1887 263 529). Bei
flüssiger Hefe fügt man ⅛ Volumen Glycerin zu, Preſshefe dagegen wird in verdeckten
Gefäſsen mit Glycerin übergössen. Als eine andere Conservirungsmethode wird ein
Zusatz von Torf- oder Holzkohle und Trocknen dieses Gemisches angegeben- ferner für
Preſshefe das Zusammenkneten derselben mit Knochenkohle zu einem Teige, welcher an
der Sonne getrocknet wird. Zum Gebrauche werden diese Kuchen mit Wasser aufgelöst
und die Kohle durch Abschlämmen entfernt.
Ueber Hefe veröffentlicht W.
Keller in der Deutschen Chemikerzeitung. 1888,
einen umfangreichen Artikel, auf welchen wir hier nur verweisen können, da die
Ausführungen von gröſserem Interesse für die Preſshefeindustrie sind und auch nur
eine Uebersicht über die bereits bekannten Untersuchungen bringen.
IV. Destillation und
Rectification.
Ein Verfahren zur Reinigung von Spiritus, bestehend in
der Behandlung des Spiritus mit einem Gemische von Zinkstaub und Chlorkalk und in
der Benutzung von Zinkstaub hierzu, welcher mit einem Kupferüberzuge versehen ist,
ist Leon Godefroy in Paris patentirt. Die Vortheile
dieses Verfahrens sollen im Folgenden bestehen: 1) In der annähernd vollständigen
Zerstörung der giftigen Bestandtheile des Spiritus. 2) In der Erzielung einer
gröſseren Quantität Alkohols von gutem Geschmacke, 3) In der Erhöhung der Qualität
des Alkohols. 4) In der Vereinfachung der Rectification dadurch, daſs man durch
dieselbe direkt eine gröſsere Quantität reinen Alkohols erhält.
Ein Verfahren zur Reinigung von Alkohol, bestehend in
der Filtration desselben über ein Gemisch von vegetabilischer Kohle und dem passend
zerkleinerten Glühproducte aus Manganoxyden, Alkalien und Aetzkalk, sowie ferner in
der Wiederbelebung dieser Masse durch Glühen mittels überhitzten Wasserdampfes, ist
J. F. Höper in Hamburg vom 10. December 1887 ab im
Deutschen Reiche patentirt.
Ueber das Entfuselungsverfahren von J. Traube-Hannover. Dieses Verfahren, auf welches wir
schon früher (vgl. 1888 268 181 und 1889 271 335) hingewiesen haben, beruht im Wesentlichen auf
der beim Vermischen bestimmter wässeriger Potaschelösungen mit bestimmten
Spiritusmengen entstehenden Schichtenbildung und hierdurch bewirkten mechanischen
Abscheidung der Unreinheiten bezieh. des Fuselöles. Dem Verfasser ist es nun
gelungen, sein Verfahren durch Einführung der mehrfach wiederholten
Schichtenabhebung, sowie durch Verbesserungen des Apparates bedeutend zu
vervollkommnen. Ein Versuch, welchen Verfasser mit dem verbesserten Verfahren in der
Brennerei des Herrn v. Diest zu Daber ausführte, ergab
ein sehr befriedigendes Resultat, wie dieses v. Diest
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S.
370, bestätigt. Der betreffende Apparat war von der Firma C.
Heckmann in Berlin angefertigt. Neuerdings hat Traube auch in Braunschweig mit einem von der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt erbauten Apparate eine Reihe von
Versuchen nach seinem Verfahren ausgeführt, deren Ergebnisse bei Sachverständigen
ein günstiges Urtheil gefunden haben. Der Verfasser glaubt, daſs es nach seinem
Verfahren möglich sein wird, unter geringem Dampfverbrauche und mit geringerem
Rectificationsverluste als bei allen übrigen Verfahren, ohne Anwendung von
Kohlenfiltration und Colonnenvorrichtung in jeder einfachen Destillirblase, auch in
kleinsten Betrieben, selbst aus schlechtestem Rohspiritus, Vor- und
Nachlaufproducten u.s.w. beste Qualitäten und zwar beste Qualitäten bis zu 96 bis 98
Proc. der angewandten Rohwaare zu erhalten.
Das Spiritusreinigungsverfahren von Bang und Ruffin (vgl. 1887 263 * 39) soll sich nach Mittheilungen von Grandeau (Revue industrielle
vom 21. und 28. Januar
1888) schon in französischen und belgischen Brennereien eingebürgert haben. Die
Praxis arbeitet nach diesem Verfahren ausschlieſslich mit auf 30 Proc. reducirtem
Rohspiritus, wovon 400 bis 800hl auf einmal in
Angriff genommen werden. Der Fabrikationsverlust soll 3 Proc. betragen. Ein
Vergleich einer viermonatlichen Arbeit in einer Brennerei zwischen dem gewöhnlichen
Rectificationsverfahren (I) und demjenigen von Bang und
Ruffin (II) ergab folgendes Resultat:
I
II
Alkohol
à repasser
17,43
Proc.
6,46
Proc.
„
fin
22,42
„
10,15
„
„
extra fin
23,15
„
14,19
„
„
de coeur
37,00
„
69,18
„
Da nun Alkohol de coeur als ganz reiner Feinsprit zu verstehen
ist, so war das Resultat also für das Verfahren von Bang und
Ruffin ein sehr günstiges.
Ueber die Reinigung des Branntweins durch Filtration über
Kohle entnehmen wir einer Verhandlung der Versammlung von Destillateuren in
Beuthen nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
11 S. 302, hier das Folgende: Die Gröſse der gebräuchlichen Filter ist sehr
verschieden und von keinem Einflüsse. Dieselben werden gewöhnlich aus Holz
angefertigt von 2m Höhe und 0,75 bis 1m Durchmesser. Der Preis für ein Filter, welches
täglich etwa 150l Branntwein liefert, beträgt 60
bis 75 M. Die Kohle wird meistens theils aus Espen- oder Fichtenholz hergestellt und
in Staub und kleiner Grieskörnung verwendet. 100k
solcher Kohle kosten 12 bis 14 M. Dieselben sind leicht in genügender Menge zu
beschaffen, können aber nicht regenerirt werden. Bei täglichem Gebrauche hält ein
Filter 90 bis 100 Tage vor. Der zu filtrirende Alkohol hat am zweckmäſsigsten eine
Stärke von 25 bis 40 Proc.
V. Schlämpe.
In Bezug auf die Benutzung der Brennereianlagen zur Bereitung
von Viehfutter während der Betriebszeit wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 327, auf zwei
Ministerialerlasse hingewiesen, nach denen anzunehmen ist, daſs die Erlaubniſs zur
Benutzung sowohl des Henze'schen Dämpfers, als auch des
Vormaischbottichs zur Herstellung eines sogen. Warmfutters unter gewissen
Bedingungen, auch während der Betriebszeit, auf einen diesbezüglichen Antrag hin
ertheilt werden wird. Es handelt sich hierbei nicht allein um die Herstellung der
sogen. Kunstschlämpe (vgl. 1888 269 332), sondern um die
Darstellung eines Warmfutters aus verschiedenen, gröſstentheils zur Erzielung von
Spiritus nicht dienenden Futterstoffen, sowie zum Dämpfen der Lupinen.
Ueber Schlämpemauke schreibt Josef Bauer in Frauenthal (Böhmen) in der Oesterreichisch-ungarischen Brennereizeitung, Bd. 12 S. 320. Er empfiehlt
vor allem das Abkeimen der Kartoffeln, ferner die sofortige Entziehung des schädlichen
Futters, sei dieses nun Schlampe oder Pülpe oder rohe oder gekochte Kartoffeln.
VI. Apparate.
Zur Maischeentschälung wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 11 S. 310, von
einem Praktiker die Frage aufgeworfen, ob sich die dazu in Aufnahme gekommenen
Apparate nicht durch ein oder mehrere einfache, über dem Vormaischbottich
angebrachte Schüttelsiebe ersetzen lieſsen. Daran schlieſsen sich Fragen, ob das
Entschälen der Maische in Anbetracht der besseren Ausnutzung des Raumes
wünschenswerth ist, ob bei entschälter Maische die Gährbottichkühlung eine
nothwendige Voraussetzung ist, ob, wenn diese fehlt, die Entschälung von Nachtheil
für die Gährung sein kann, ob bei der Gährbottichkühlung die Kühlschlange beweglich
sein muſs und ob diese Bewegung auch während der Nacht stattfinden muſs. Die
genannte Zeitschrift beantwortet diese Fragen dahin, daſs ein einfaches Schüttelsieb
nur für sehr grobe, aus kranken Kartoffeln hergestellte Maischen anwendbar sein
dürfte, während bei gewöhnlichen Maischen die Gefahr des Verstopfens der Siebe
vorliegt, dieses Verfahren aber auch deshalb nicht zu empfehlen ist, weil der auf
dem Siebe verbleibende Rückstand zu viel Maische einschlieſst und weil, wenn man
diesen Rückstand, wie der Fragesteller in Vorschlag bringt, mit Wasser aussüſsen
wollte, die Maische viel zu verdünnt werden würde. Bei den neueren
Entschälungsapparaten ist gerade dieser Uebelstand dadurch beseitigt, daſs der
Rückstand durch starkes Pressen fast vollständig von der anhaftenden Maische befreit
wird. Was die Entschälung selbst anbetrifft, so ist dieses Verfahren zur besseren
Ausnutzung des Raumes entschieden zu empfehlen, und zwar um so mehr, je
concentrirter die Maischen sind und je stärkemehlärmer das Material ist, aus welchem
sie hergestellt wurden. Die Gährbottichkühlung, sowie die Bewegung der Kühlschlange
ist nicht unbedingt nothwendig, ermöglicht aber eine noch gröſsere Ersparniſs an
Steigraum. Die Bewegung während der Nacht ist unnöthig, wie dieses schon Heſse bei seinem Verfahren (vgl. 1889 271 284) gezeigt hat. Gegen die Entschälung der Maische
wendet sich Carl Bennewitz in Niemojewo in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 318.
Derselbe ist der Ansicht, daſs die vollständige Entschälung unzweckmäſsig ist, und
daſs es vielmehr besser ist, die Traber in der Maische zu belassen, besonders wenn
dieselben fein vermählen werden, da die Traber der Gährung förderlich sind. In wie
weit diese Ansicht zutreffend ist, hängt natürlich von der Concentration der
Maischen und von der Menge der Traber ab (vgl. 1888 269
277). C. Heſse in Czerbienczin macht in der genannten
Zeitschrift S. 320, veranlaſst durch die Ausführungen von Bennewitz, darauf aufmerksam, daſs von einer vollständigen Entschälung der
Maische z.B. durch den Apparat von Eberhardt nicht die
Rede ist, daſs im
Gegentheile noch mehr wie genug Schalen in der Maische verbleiben und daſs eher noch
eine weitere Leistungsfähigkeit des Apparates anzustreben sei. Er hält es für
zweckmäſsig, wenn der Durchmesser der Sieblöcher im Mantel der Trommel beliebig
verändert werden könnte, um dadurch für alle Verhältnisse die passende Gröſse
herstellen zu können. Der Verfasser hat mit dem Eberhardt'schen Apparate, wie bekannt, stets nur gute Resultate erzielt.
Eine Zerkleinerung der Maische durch eine Mühle, wie Bennewitz sie in Vorschlag bringt, hält Heſse
mit Recht für unnöthig, indem die gebräuchlichen Zerkleinerungsapparate wie z.B. der
Ellenberger'sche, durchaus befriedigend die Maische
zerkleinern.
Der Maischkühlapparat von Adalbert Schmidt in Osterode, Ostpreuſsen, wird von Max Letzring in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 310, sehr empfohlen. Als Vorzüge dieses
Apparates werden besonders hervorgehoben die vorzügliche Mischung, der geringe
Kraftbedarf, der ruhige stille Gang, der sparsame Wasserverbrauch, die
Betriebssicherheit des Apparates, die solide Construction und der angemessene
Preis.
Neuerung in Wellblechcondensatoren und Kühlapparaten
sind der Firma Langen und Hundhausen in Grevenbroich patentirt (D. R. P. Nr. 44121 vom 25. December 1887),
Verdampfungs- oder Condensationsapparat von der Firma
Langen und Hundhausen in Grevenbroich (D. R. P. Nr.
44624 vom 3. Februar 1888; Zusatzpatent Nr. 28241 vom 25. Oktober 1888).
Apparat zur Verzuckerung von Getreide unter Circulation der
Maische von Josef Emile Prenez in Paris (D. R.
P. Nr. 44333 vom 17. Januar 1888).
Neuerung an Trockenapparaten für frische Rüben,
Rübenschnitzel und andere Stoffe von A. Corr
in Brüssel (D. R. P. Nr. 43 993 vom 17. September 1887).
Kühlapparat zur Destillation mit doppeltem Röhrensysteme
von Louis Hartung in Nordhausen (D. R. P. Nr. 44091 vom
24. August 1887).
Apparat zur Entfuselung des Spiritus mittels Petroleumöl
(Patent Nr. 44688) von M. Ch. R. Ruffin in Paris. Eine
neue einfache Apparatcombination zur Ausführung des Verfahrens von Bang und Ruffin (vgl. 1887
263 * 39), sowie zur Regenerirung der benutzten
Kohlenwasserstoffe bezieh. des Petroleumöles ist Ruffin
patentirt. Der Apparat erscheint geeignet, die ältere complicirtere Construction zu
ersetzen. Wir geben daher nachstehende kurze Beschreibung desselben:
In einem Behälter A reicht der mit Kalk oder Soda zur
Zerstörung des vorhandenen Aldehydes alkalisch gemachte Rohspiritus bis zum Einlaufe
in ein mit Hahn versehenes Ableitungsrohr H. Aus einer
mit vielen Löchern versehenen, am Boden des Behälters A
befindlichen Röhre T steigen die Kohlenwasserstoffe
(bezieh. das Petroleumöl) in fein vertheiltem Zustande durch den Spiritus hindurch.,
sättigen sich auf diesem Wege mit dem vorhandenen Fuselöle und flieſsen durch das
Rohr H in eine Reihe treppenförmig aufgestellter
Gefäſse und zwar zunächst in ein Setzgefäſse B, welches
mit einer, am Boden einen Durchgang gestattenden Querrand versehen ist. Aus B tritt das Erdöl durch eine auf den Boden des nächsten
Gefäſses C führende Röhre und gelangt in demselben
durch eine aus Kies o. dgl. bestehende Filtrirschicht nach oben. Das Gefäſs C, das mit Wasser gefüllt ist, dient dazu, dem Erdöl
den anhaftenden Spiritus zu entziehen. In gleicher Weise tritt das Oel nach einander
in vier, wie erwähnt, treppenförmig aufgestellte Gefäſse D, die mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt sind, welche den
Kohlenwasserstoffen das Fuselöl entreiſst und es bindet, so daſs dieselben
schlieſslich gereinigt in das letzte Gefäſs E flieſsen,
wo die Spuren mitgerissener Säure durch Alkalien zurückgehalten werden. Aus dem
Behälter F, welcher mit dem Gefäſse A auf gleichem Niveau steht, kann das Petroleumöl,
vollständig gereinigt, mittels einer Pumpe, durch entsprechende Rohrleitung dem
Gefäſse A wieder zugeführt werden und seinen Kreislauf
von neuem antreten, um continuirlich zur Reinigung zu dienen.
VII. Analyse.
Die Methoden zur Fuselölbestimmung in Trinkbranntweinen
sind im Kaiserlichen Gesundheitsamte einer eingehenden Prüfung unterzogen, über
deren Resultate Prof. Sell in einer umfangreichen
Abhandlung „Ueber Branntwein, seine Darstellung und
Beschaffenheit im Hinblicke auf seinen Gehalt an Verunreinigungen, sowie
über Methoden zu deren Erkennung, Bestimmung und Entfernung“ in den
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte, Bd.
4 S. 109, berichtet. Als allein brauchbar von den zahlreichen zur Bestimmung des
Fuselöles in Vorschlag gebrachten Methoden wurden diejenige von Roese und das capillarimetrische und stalagmometrische
Verfahren von Traube befunden. Dieselben wurden einer
sorgfältigen Prüfung unterzogen, welche näheren Aufschluſs über die zur Erzielung
brauchbarer Resultate nothwendigen Bedingungen und Modifikationen gegeben hat. Wir
entnehmen der umfangreichen Arbeit nach einem Referat in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 317 und 325, hier das
Folgende, wobei wir hauptsächlich auf die Methode von Roese näher eingehen, welche von den drei genannten sich als die beste und
brauchbarste erwiesen hat.
Methode von Roese (vgl.
1886 261 442 und 1887 265
285). Man bereitet sich aus bestem reinen Feinsprit einen Alkohol von 0,96565 spec.
Gewicht bei 15,5° C, entsprechend 30 Vol.-Proc. Die Bestimmungen des specifischen
Gewichtes geschehen mit dem Reischauer'schen Pyknometer
mit langem Halse, die Wasserzusätze nach der Verdünnungstabelle von Brix, die eventuell (bei hochprocentigen Spriten)
empirisch zu erweitern ist. Die Erfahrung zeigt, daſs man bei einmaligem Verdünnen nur selten genau 30
Vol.-Proc. erzielt; man bestimmt daher von dem verdünnten Alkohol von Neuem das
specifische Gewicht und berichtigt dies durch Wasser- bezieh. Alkoholzusatz, bis man
genau 30 Vol.-Proc. erzielt hat. Um einen Alkohol von υ
Vol.-Proc. (υ kleiner als 30) durch Alkoholzusatz auf
30 Vol.-Proc. zu bringen, hat man auf 100cc
desselben \frac{10}{7}\,(30-v)^{cc} absoluten Alkohol von 15,5°
C. zuzusetzen- hat der Alkohol das spec. Gew. 0,96565, so füllt man den in Wasser
von 15° C. hängenden Schüttelapparat bis zur untersten Marke mit Chloroform von 15°
C, gieſst den in einem 100cc-Kölbchen enthaltenen
30volumprocentigen Alkohol von 15° C. in den Schüttelapparat und läſst noch 1cc einer beliebigen Schwefelsäure, die aber
während aller Versuche dieselbe bleiben muſs, zuflieſsen. Darauf läſst man den
Gesammtinhalt der Schüttelbürette in die Birne laufen, schüttelt 150mal kräftig
durch und hängt den Apparat wieder in den Kühlcylinder. Nachdem sich das Chloroform
gesammelt hat, was in kurzer Zeit stattfindet, liest man den Stand des
Chloroformmeniscus ab. Den Versuch mit dem reinen Normalalkohol wiederholt man
mehrere Male; die Resultate stimmen bei einiger Uebung vollkommen überein. Die sich
ergebende Steighöhe stellt die Basis der Steighöhen dar. Nun bereitet man sich in
derselben Weise einen Alkohol von 0,96365 spec. Gew. bei 15,5° C, dem man eine
bestimmte Menge reinen Amylalkohol zugesetzt hat, und bestimmt ebenfalls mehrere
Male die Steighöhe. Aus dieser Steighöhe und der Basis läſst sich dann berechnen,
wie viel Fuselöl, auf Amylalkohol berechnet, einer beliebigen Steighöhe
entspricht.
Die vielen Versuche des Gesundheitsamtes haben in Uebereinstimmung mit Stutzer und Reitmair (Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege. II. Band
der Ergänzungshefte, Heft 3 S. 191) ergeben, daſs je 0,1 Vol.-Proc. Amylalkohol eine
Vermehrung der Chloroformschicht von 0cc,15
entspricht, daſs aber die Basis der Steighöhe je nach der Beschaffenheit des
angewandten Chloroforms verschieden ist. Man hat daher für jedes Chloroform nur die
Basis genau zu bestimmen und rechnet für je 0cmm,15 Steighöhenvermehrung 0,1 Vol.-Proc. Fuselöl.
Zur Untersuchung von Branntweinen oder Spritproben miſst man von ersteren 200, von
letzteren 100cc bei 15,5° C. ab, bringt das
abgemessene Volumen in einen Destillirkolben mit Condensationsrohr, setzt eine
geringe Menge Kalilauge und zwei Bimsteinstückchen zu und destillirt über, indem man
den ursprünglichen Maſskolben als Vorlage benutzt. Von dem bei 15,5° C. auf das
ursprüngliche Volumen mit Wasser genau ausgefüllten Destillate nimmt man das
specifische Gewicht und verfährt genau wie vorher beschrieben.
Ist nun b die experimentell bestimmte Basis der
Steighöhen, c die. für einen bestimmten Branntwein
gefundene Steighöhe, a der Wasserbezieh. Alkoholzusatz, der auf 100cc des ursprünglichen Branntweindestillates
erforderlich war, um es auf 30 Vol.-Proc. zu bringen, so ist der Fuselgehalt des
ursprünglichen Branntweines:
f=\frac{(c-b)\,(100+a)}{150}\ \mbox{Vol.-Proc.
Fuselöl}.
Bei Benutzung dieser Formel kann man von der Berechnung einer Tabelle ganz
absehen.
Bei der Untersuchung von Branntwein nach der Roese'schen
Methode ist die erste Bedingung, daſs mit der gröſsten Genauigkeit gearbeitet und
alle Kautelen eingehalten werden. Das specifische Gewicht des zur Ausschüttelung
gelangenden Alkohols muſs möglichst genau 0,96564 bei 15,5° C. sein. Eine Differenz
von ± 1 Vol.-Proc. von dem Normalgehalte 30 Vol.-Proc. bewirkt eine
Steighöhendifferenz von ± 0cc,3, was einem
Fuselgehalte von ± 0,2 Vol.-Proc. entsprechen würde. Im Gesundheitsamte wurde erst
dann ein Branntwein zur Ausschüttelung verwandt, wenn sein Alkoholgehalt zwischen
29,96 und 30,04 Vol.-Proc. lag, so daſs also die Maximalabweichung vom
Normalalkoholgehalte ± 0,04 Vol.-Proc. betrug. Um diesen Alkoholgehalt zu erzielen,
waren meist drei, mitunter auch zwei oder vier Bestimmungen des specifischen
Gewichtes nöthig. Ferner ist von Wichtigkeit, daſs das Chloroform und der
auszuschüttelnde verdünnte Branntwein bereits die Temperatur von 15° haben, wenn sie
zusammenkommen, und daſs das Kühlwasser stets bei 15° erhalten wird.
Da bekanntlich andere Verunreinigungen des Branntweines von Einfluſs auf die Gröſse
der Vermehrung der Chloroformschicht sind, so wurde auch diese Frage eingehend
geprüft. Die nachfolgende Zusammenstellung, bei welcher die Wirkung des
Amylalkoholes auf die Volumvermehrung des Chloroforms = 100 gesetzt und die Wirkung
gleicher Raumtheile der übrigen Substanzen auf diese Zahl bezogen ist, gibt hierüber
näheren Aufschluſs:
Amylalkohol = 100.
LaufendeNummer
Substanz
Wirkung der Substanz
vor der Destillationmit Kalilauge
nach der Destillationmit Kalilauge
1.
Anisöl
– 20
– 10
2.
Kümmelöl
– 27
– 13
3.
Pfeffermünzöl
– 33
– 23
4.
Zimmtöl
40
– 13
5.
Wachholderbeeröl
– 13
– 13
6.
Citronenöl
0
0
7.
Pommeranzenschalenöl
0
0
8.
Fenchelöl
0
0
9.
Acetaldehyd
27
0
10.
Paraldehyd
60
60
11.
Furfurol
87
13
12.
Aethylacetat
33
0
13.
Amylacetat
47
73
14.
Nitrobenzol
40
13
15.
Acetat
63
33
LaufendeNummer
Substanz
Wirkung der Substanz
vor der Destillationmit Kalilauge
nach der Destillationmit Kalilauge
16.
Cognacöl
60
– 40
17.
Amylalkohol
100
100
18.
Normalbutylalkohol
57
57
19.
Isobutylalkohol
50
50
20.
Secundärbutylalkohol
32
32
21.
Tertiärbutylalkohol
13
13
22.
Normalpropylalkohol
33
33
23.
Isopropylalkohol
13
13
24.
Rohes Fuselöl
90
90
Der negative Werth, welchen einige Substanzen zeigen, drückt aus, daſs diese nicht
eine Volumvermehrung, sondern eine Verminderung des Volumens bewirken, also dem
Amylalkohol entgegenwirken. Die vorherige Destillation mit Kalilauge ist, wie aus
den Zahlen der Tabelle hervorgeht, in allen Fällen zu empfehlen, indem dadurch der
nachtheilige Einfluſs der Zusätze auf die Veränderung des Volumens des Chloroforms
vermindert wird, während die höheren Alkohole dadurch in keiner Weise verändert
werden, ein Verlust an Fuselöl also nicht hierbei zu befürchten ist. Bei sehr
hochprocentigern Sprite, wo ein quantitatives Uebertreiben fast nicht möglich ist,
ist es zweckmäſsig, vorher den Alkohol mit Wasser auf das doppelte Volumen zu
verdünnen und dann erst mit Kalilauge zu destilliren. Berücksichtigt man bei der Roese'schen Methode alle Einzelheiten genau, hält stets
die Temperatur und namentlich das vorgeschriebene specifische Gewicht ein, so
gelangt man zu vorzüglichen Resultaten. Da man noch 0,01 Vol.-Proc. Fuselöl mit
hinreichender Genauigkeit bestimmen kann, und die anderen Verunreinigungen des
Trinkbranntweines nur einen relativ geringen Einfluſs auf die Volum Vermehrung des
Chloroforms haben, so gebührt der Roese'schen Methode
ohne Zweifel der Vorzug unter allen Methoden zur Bestimmung des Fuselöles.
Die capillarimetrische Methode von Traube (vgl. 1887 265 287).
Es empfiehlt sich, die Steighöhendifferenz für den betreffenden Apparat selbst zu
ermitteln, da die auf dem Apparate angegebene Tabelle, sowie auch die beigegebenen
Temperaturcorrectionen mit Vorsicht aufzunehmen sind. Man verwendet Alkohol von 20
Vol.-Proc., entsprechend einem specifischen Gewichte von 0,97626 (30volumprocentiger
Alkohol ist weniger zu empfehlen) und ermittelt die Steighöhe zunächst mit reinem
Alkohol, dann bei derselben Temperatur mit einem Gemische von bekanntem Gehalte an
Fuselöl. Bis zu 0,5 Proc. Amylalkohol sind, wie die Versuche gezeigt haben, die
durch denselben hervorgerufenen Erniedrigungen der Steighöhe direkt proportional den
vorhandenen Amylalkoholmengen; auch der Einfluſs der Temperatur auf die Steighöhe
ist in sehr weiten Grenzen den Temperaturgraden proportional. Der Procentgehalt x des ursprünglichen Branntweines an Fuselöl ergibt
sich aus folgender Formel:
x=\frac{d\,[H-h_x-c\,.\,(t_x-t_n)]\,.\,(100+a)}{100}\
\mbox{Vol.-Proc. Fuselöl}.
Darin ist:
d derjenige Procentgehalt an Fuselöl, welcher 1mm Steighöhendepression bei der Normaltemperatur
tn entspricht, H die Basis der Steighöhen, d.h. die Steighöhe, welche
reiner 20volumprocentiger Alkoho bei der Normaltemperatur tn zeigt, hx die Steighöhe des auf 20 Vol.-Proc.
verdünnten Branntweines bei der Lufttemperatur tx, tx die
Lufttemperatur, bei der die Steighöhe hx bestimmt wurde, tn die Normaltemperatur, c die Steighöhendifferenz, welche ein Unterschied der
Temperatur von 1° C. bei reinem 20volumprocentigen Alkohol hervorruft, a der Wasserzusatz, der erforderlich ist, um 100cc des ursprünglichen Branntweines auf 20
Vol.-Proc. zu bringen, x der Gehalt des Branntweines an
Fuselöl.
Die Normaltemperatur tn
ist ein für allemal festzusetzen, H, c und d sind für jeden Apparat fest zu bestimmen. Unter der
Temperatur ist stets die Lufttemperatur zu verstehen. Der Einfluſs des specifischen
Gewichtes des Alkohols auf die Steighöhe ist geringer als bei der Roese'schen Methode, indem ± 1 Vol.-Proc. Alkohol nur
eine Steighöhendifferenz von ± 1mm verursacht.
Dagegen ist der Einfluſs der ätherischen Oele und anderer Beimengungen bedeutender
als bei Roese's Methode, auch wird derselbe durch
Destillation mit Kalilauge nicht in dem Maſse vermindert. (Näheres hierüber siehe
die Tabelle weiter unten.)
Die stalagmometrische Methode von Traube (vgl. 1888 269 423).
Auch bei diesem Verfahren empfiehlt sich die empirische Aufstellung einer Tabelle,
indem man reinen Alkohol von 20 Vol.-Proc. = 0,97626 spec. Gew. und Mischungen von
bekanntem Gehalte an Amylalkohol vergleicht. Die Versuche ergaben, daſs innerhalb
der in der Praxis vorkommenden Grenzen die durch einen bestimmten Gehalt an
Amylalkohol hervorgerufene Vermehrung der Tropfenzahl dem sie hervorrufenden
Amylalkoholgehalte proportional ist und daſs auch die durch Temperaturdifferenzen
von der Normaltemperatur hervorgerufenen Tropfenzahlendifferenzen den
Temperaturunterschieden proportional sind. Den Gehalt an Fuselöl findet man nach
folgender Formel:
x=\frac{\{n_x\,[1+c\,(t_n-t_x)]-N\}\,.\,\{100+a\}}{1000\,.\,f}\
\mbox{Vol.-Proc. Fuselöl},
in welcher ist: tn die Normaltemperatur, N die Normaltropfenzahl, d.h. die Tropfenzahl des
reinen Alkohols von 20 Vol.-Proc. bei der Normaltemperatur tn, c die Tropfendifferenz, welche
durch einen Unterschied der Temperatur von 1° C. von der Normaltemperatur verursacht
wird, auf einen Tropfen berechnet, f die Vermehrung der
Tropfenzahl durch Zusatz von 0,1 Vol.-Proc. Amylalkohol zu reinem 20volumprocentigen
Alkohol bei Normaltemperatur, a der Wasserzusatz, der
erforderlich ist, um das ursprüngliche Branntweindestillat auf das spec. Gew.
0,97626 entsprechend 20
Vol.-Proc. zu bringen, nx die Tropfenzahl des auf 20 Vol.-Proc. verdünnten Branntweines bei
der Lufttemperatur tx, tx die Zimmertemperatur, bei der die
Tropfenzahl nx bestimmt
wurde.
In Bezug auf die Correctionstabellen für die Temperatur, sowie über den Einfluſs des
specifischen Gewichtes des Alkohols gilt dasselbe wie bei der capillarimetrischen
Methode. Den Einfluſs der ätherischen Oele und sonstiger Beimengungen zeigt
nachstehende Tabelle:
Amylalkohol = 100.
LaufrendeNummer
Substanz
Wirkung der Substanz
Wirkung der Substanz
vor
derDestillationmitKalilaugecapilarimetrische
nach
derDestillationmitKalilaugeMethode
vor
derDestillationmitKalilaugestalagmometrische
nach
derDestillationmitKalilaugeMethode
1.
Anisöl
120
120
160
100
2.
Kümmelöl
170
170
159
159
3.
Pfeffermünzöl
620
500
588
541
4.
Cassiaöl
100
50
106
50,6
5.
Wachholderbeeröl
260
260
247
247
6.
Citronenöl
120
120
118
118
7.
Pomeranzenschalenöl
120
120
118
118
8.
Fenchelöl
160
160
165
165
9.
Acetaldehyd
30
45
29,4
50
10.
Paraldehyd
30
30
29,4
29,4
11.
Furfuröl
55
35
53
35
12.
Aethylacetat
30
0
29,4
– 6
13.
Amylacetat
305
72,5
290
70,6
14.
Nitrobenzol
60
60
65
65
15.
Acetat
50
50
50
50
16.
Cognacöl
900
100
753
94
17.
Amylalkohol
100
100
100
100
18.
Normalbutylalkohol
62,5
62,5
62
62
19.
Isobutylalkohol
50
50
50
50
20.
Secundärbutylalkohol
37,5
37,5
37,6
37,6
21.
Tertiärbutylalkohol
22,5
22,5
22
22
22.
Normalpropylalkohol
15
15
15
15
23.
Isopropylalkohol
10
10
11,8
11,8
24.
Rohes Fuselöl
90
90
88,2
88,2
Eine vergleichende Kritik, welche sich 1) auf die Handhabung des Apparates, 2) auf
den Einfluſs der Temperatur, 3) auf den Einfluſs des specifischen Gewichtes, 4) auf
den Einfluſs anderer im Trinkbranntweine sich findender Substanzen, 5) auf den Grad
der möglichen Genauigkeit und 6) auf die Fehlerquelle erstreckte, führte zu dem
Schlusse, daſs bei genauer Einhaltung aller Vorschriften die Roese'sche Methode die empfehlenswertheste ist, welche vorzügliche
Resultate liefert. Wie sehr aber bei diesem Verfahren exactes Arbeiten und
peinliches Einhalten aller Vorschriften Grundbedingung ist zur Erzielung brauchbarer
Resultate, zeigen die zahlreichen sehr ungünstigen Beobachtungen, welche man in
Frankreich mit diesem Verfahren gemacht hat, worüber C.
Windisch in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 348, eingehend berichtet. Derselbe zeigt, daſs
alle diese ungünstigen Resultate allein zurückzuführen sind auf fehlerhafte
Ausführung der Methode, nicht aber auf das Prinzip, welches derselben zu Grunde
liegt und welches unzweifelhaft ein richtiges ist. Andererseits trägt die Schuld an den
schlechten Resultaten auch der Umstand, daſs man vielfach in dem Glauben war, daſs
alle Verunreinigungen, so z.B. auch der Aldehyd,
nach diesem Verfahren bestimmt werden können, was natürlich nicht möglich ist, da
beispielsweise der Aldehyd in Folge seiner leichten Löslichkeit in Wasser, Alkohol
und Chloroform sich natürlich ganz anders verhalten muſs, als der Amylalkohol. Das
Verfahren von Roese ist eben nur zur Bestimmung des Fuselöles brauchbar und auch nur für diesen Zweck ist
dasselbe ausgearbeitet. Hier liefert es vorzügliche Resultate, die durchaus
nothwendige peinliche Beobachtung aller Vorsichtsmaſsregeln erfordert aber auch Zeit
und unter 2 Stunden ist es, wie Windisch angibt, nicht
möglich, eine Bestimmung nach diesem Verfahren auszuführen.
(Fortsetzung folgt.)