Titel: | Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauerei-Industrie (zugleich Bericht über die Fachausstellung für Brauwesen in Stuttgart); von Professor Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 82 |
Download: | XML |
Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der
Brauerei-Industrie (zugleich Bericht über die Fachausstellung für Brauwesen in
Stuttgart); von Professor Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
(Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
Als Neuheit war von Herrn G. Reininghaus, technischem
Direktor der Mainzer Actienbrauerei, eine Schneckenpresse zum Auspressen der Treber in Modell ausgestellt, welche
folgende Einrichtung zeigt:
Um einen theilweise gelochten Mantel ist eine sich conisch verjüngende Schnecke
angebracht, welche mittels Kurbel oder Riemenscheibe betrieben wird. Die
ausgepreſsten Säfte flieſsen theils durch einen Mantel, theils durch ein gelochtes
Rohr in den unterstehenden Kasten. Eine feine Spirale, welche am Mantel befestigt
ist, regulirt, wie das zu pressende Materiales erfordert.
Die Maschinenfabrik W. Stavenhagen in Halle a. d. S.
hatte folgende Gegenstände ausgestellt: Ein kleines Kühlschiff, und darin befindlich
ein Kühlschiffventil mit einfacher Spindel, ein solches mit doppelter Spindel und
ein drittes, selbsthätig mit Schwimmer, sowie ein Schmutzwasserventil. Das
Kühlschiffventil mit doppelter Spindel ist für Bierleitungen bestimmt, welche
ausgedampft werden. Vor dem Ausschlagen wird die an der schwachen Spindel hängende
Hülle durch Drehen beider Spindeln so hoch gehoben, daſs sich die Oeffnung über dem
Würzespiegel befindet, mittels der starken Spindel der aufsitzende Conus geöffnet,
bis beide Handräder fest auf einander sitzen. Das Ablassen der Würze wird durch
allmähliches Niederbewegen der starken Spindel, wodurch die andere nachfolgt,
bewerkstelligt. Zur Entfernung von Trüb- und Spülwasser wird die Hülse, indem man
beide Spindeln so hoch
als möglich schraubt, aus ihrer Führung herausgehoben. Das Kühlschiffventil mit
einfacher Spindel hingegen ist für Bierleitungen, welche nicht ausgedämpft werden.
Dasselbe entspricht in der Construction dem vorhergehenden. Der Conus und die
schwache Spindel kommen hier in Wegfall.
Der ausgestellte Läuterapparat mit Vorrichtung zum Ausschwänzen durch Senkboden
gehört für Sudwerke von etwa 1250k Malz. Vom
Maischbottich führen die Läuterröhren durch die Läuterhähne nach der Rinne oder dem
Grant. Der an letzterer befindliche kleine Hahn ist zum Ablassen des Vorlaufes, der
seitlich angebrachte groſse Hahn zum Ablassen der Würze nach der Pfanne. Vor den
Hähnen sind nun Röhren aufgesetzt, die in ein gemeinsames Rohr einmünden, welches
durch einen Hahn mit dem Warmwasser-Reservoir in Verbindung steht. Durch diese
Vorrichtungen wird ermöglicht, nachdem die erste Würze abgezogen und die Läuterrohre
geschlossen worden sind, das Ausschwänzwasser von unten her durch die Treber
aufsteigen zu lassen. – Indem man den Hahn langsam öffnet, tritt das heiſse Wasser
durch jedes der Läuterrohre, also gleichmäſsig vertheilt unter dem Senkboden, tritt
durch die Tausende von feinen Oeffnungen und durchdringt allmählich die ganze
Treberschichte, indem es dieselbe hebt und auflockert, und zwar geschieht diese
Durchdringung und damit verbundene Auflösung so vollkommen als nur irgend möglich
und gleichmäſsiger und intensiver, als es durch Aufhacken und Aufschwänzen von oben
her der Fall sein kann. Nachdem das gehörige Wasserquantum eingelaufen ist,
schlieſst man den Hahn und zieht dann auf gewöhnliche Weise den Nachguſs.
Ferner zeigt die Firma einen mobilen Vormaischapparat von sehr einfacher
Zusammensetzung, der nichtsdestoweniger gute Dienste thut. Derselbe besteht aus
einem kupfernen, innen verzinnten Gefäſse, welches als Deckel einen Trichter mit
Schieber trägt, und dessen unterer Theil sich ebenfalls trichterförmig verengt; im
Inneren des Mitteltheiles befindet sich eine starke, kegelförmige Brause auf einem
von auſsen einmündenden, mit Schlauchverschraubung versehenen Knie. Der ganze
Apparat ist auf einer kräftigen schmiedeisernen Gabel befestigt, welcher über den
Rand des Maischbottichs gesteckt und mittels einer Klemmschraube festgestellt werden
kann. Nach dem Gebrauche wird der Apparat abgenommen, der Deckel geöffnet und die
Brause abgeschraubt, worauf alle Theile auf das Leichteste und Sicherste gereinigt
werden können.
Berieselungskühlapparate waren auf der Ausstellung in
groſser Zahl vorhanden, und zwar waren sowohl Flächenberieselungs- als auch
Cylinderkühler vertreten. Von letzteren war jedenfalls die Ausstellung des ersten
Erfinders der Cylinder-Berieselungsapparate, W. Schmidt
in Bretten, am interessantesten.
Der Berieselungsapparat, Modell A, mit der Kühlfläche
auſserhalb des Cylinders, wurde seit der Reihe von Jahren, welche diese Firma
ausschlieſslich der Fabrikation von Kühlapparaten als Specialität widmete, mit
wichtigen Neuerungen versehen und verbindet mit der einfachsten Form die
praktischste Construction. Derselbe ist für eine Leistungsfähigkeit von 8 bis 10hl in der Stunde, aus Kupferblech hergestellt, mit
reinstem Zinn verzinnt und besteht im Wesentlichen aus folgenden drei Theilen: der
Vertheilungsfläche C, dem Berieselungscylinder und dem
Auffangbecken.
Der Kühlapparat, Modell B, mit Kühlfläche innerhalb und
auſserhalb des Cylinders ist für eine Leistungsfähigkeit von 50 bis 120hl in der Stunde construirt. Die Construction ist
im Wesentlichen ähnlich wie bei Modell A, nur mit dem
Unterschiede, daſs hier im Inneren des Cylinders ebenfalls Kühlröhren angebracht
sind, wodurch bei gleichem Umfange des Apparates eine doppelt so groſse Kühlfläche
hergestellt wird. Zur bequemen Reinigung der inneren Fläche ist der Cylinder an
einer Stelle offen gelassen, so daſs man leicht in das Innere des Apparates gelangen
kann. Die neueste Verbesserung dieses Apparates besteht darin, daſs jetzt zu den
Flanschen an dem Ausschnitte ausgehöhlte Guſsdeckel verwendet werden, wodurch der
Uebertritt des Kühlwassers von einer Welle in die andere gegen früher bedeutend
erleichtert ist, auch wird in Folge dieser Aushöhlung die Flansche schmäler, wodurch
die Ecken auf das möglichst kleinste Maſs reducirt worden sind, was zur bequemen
Reinigung wesentlich beiträgt. Als weitere Verbesserungen werden auch an diesen
Apparaten die Wellungen aus einem Stück Kupfer gefertigt. Die Guſsdeckel können
behufs Reinigung der Wasserwege leicht abgenommen werden, so daſs die ganze
Kühlfläche, ohne daſs ein Stück vom Apparate abzunehmen nothwendig ist, in kürzester
Zeit und gründlichst gereinigt werden kann. Um die Wasserwege auch von innen bequem
reinigen zu können, sind innerhalb des Apparates leicht abzunehmende Eisenflanschen
angebracht, die, wenn abgeschraubt, die Innenseite der Kühlfläche offen legen,
welche alsdann mittels der ebenfalls beigegebenen Rohrbürste bequem ausgebürstet
werden kann.
Dasselbe System von Cylinder-Berieselungskühlapparaten wird auch von der Firma E. Sasmin in Frankfurt a. M. ausgeführt. Diese
Construction beruht ebenfalls auf dem Prinzipe der Gegenströmung. Die heiſse Würze
rieselt von oben nach unten in einer dünnen Schichte über gewellte offene Flächen,
welche durch starke, verzinnte Kupferrohre gebildet werden, auſsen herab, während
das kalte Wasser das Innere der Röhren von unten nach oben durchströmt.
Besonders zahlreich waren in der Ausstellung Apparate für die Kellerwirthschaft der
Brauerei vertreten, insbesondere waren von den in jüngster Zeit so vielfach
verwendeten Bierfiltern einige neue Constructionen ausgestellt, welche wie die
einschlägigen Apparate nachstehend beschrieben werden sollen.
Der Erzinger'sche Filterapparat hat nachfolgende
Einrichtung:
Der Filterapparat besteht aus einem fahrbaren Gestelle, an welchem sich ein mit
beiden Ständern durch drei feste und eine abnehmbare Stange verbundene feststehende
Druckplatte und eine mittels Schraubenspindel und Schwungrad zwischen den Stangen
verschiebbare Druckplatte befindet, einer mit Nr. 1 bezeichneten Sammelkammer mit
seitlich angebrachtem groſsen Einlauf hahnen für die trübe Flüssigkeit und einer mit
Nr. 2 bezeichneten Sammelkammer. Beide Kammern sind auſserdem mit einem kleinen, am
tiefsten Punkte angeordneten Hähnchen zum Entleeren der Sammelkammer und einer am
höchsten Punkte befindlichen Gaslaterne, auf deren Deckel sich ein Manometer und ein
Lufthähnchen befindet, ausgerüstet. Zwischen den beiden Sammelkammern sind zur
Unterstützung des Papieres bei der Filtration abwechselnd mit Nr. 1 und 2
bezeichnete Zinnroste angeordnet, die auf den Verbindungsstangen geführt werden und
die in die Kammer Nr. 1 des Filters eingeleitete trübe Flüssigkeit durch geeignet
angebrachte Kanäle derart vertheilen, daſs dieselbe im trüben Zustande nur in die
Roste Nr. 1 dringt, während die Luft aus den letzteren durch oben angeordnete Kanäle
in die Gaslaterne der Kammer Nr. 1 zurück verdrängt wird. Die auf diese Weise in die
Roste Nr. 1 eingeleitete Flüssigkeit kann nunmehr nur durch das zwischen die Roste
eingelegte Filtrirpapier entweichen, wird hierbei geklärt und sammelt sich alsdann
in den Rosten Nr. 2 an, um schlieſslich von hier als völlig klare Flüssigkeit durch
unterhalb angeordnete Kanäle in Kammer Nr. II zu gelangen, und aus dieser die Luft
wiederum auf bereits erwähnte Weise in die Gaslaterne dieser Kammer zu verdrängen.
Das hierbei in Frage kommende Filtrirpapier ist an zwei gegenüber liegenden Ecken
mit je zwei Löchern versehen und wird derartig in den Filtrirapparat eingelegt, daſs
diese Löcher mit den entsprechend angeordneten Löchern der Zinnroste correspondiren.
In dieser Weise angewendet, dient es dem Filter sowohl als Filtrirapparat, als es
zugleich auch die Zinnroste, sowie die durch dieselben gebildeten Kanäle nach auſsen
hin abdichtet. Die Abdichtung der Sammelkammern an deren offener Seite gegen die
eisernen Druckplatten hin erfolgt in einfacher Weise durch zwei Gummiplatten, welche
dem Apparate beigegeben sind.
Ist der Filter vorschriftsmäſsig in betriebsfähigen Zustand versetzt, so kann die
Filtration sofort beginnen, zu welchem Zwecke der groſse Einlaufhahnen an der
Sammelkammer Nr. 1 für die Bierzuleitung mit Gummischlauch versehen wird, welch
letzterer je nach Erforderniſs oder Bestimmung des Apparates bezieh. nach
Einschaltung eines Sicherheitsapparates mit dem Fasse oder dem Geläger verbunden
wird. Die Aufgabe der Sicherheitsvorrichtung besteht hierbei darin, das Eindringen
der Luft in den
Filter nach dem Leerwerden des Lagerfasses zu verhüten. Der zum Abfüllen des Bieres
nothwendige Luftdruck auf das Lagerfaſs, der sich bekanntlich nach der Stärke der
Spundung, Güte der Fässer, sowie nach der Höhendifferenz zwischen Filter und
Abfüllbock oder Länge und Weite der Bierzuleitungsschläuche bezieh. der Temperatur
des Bieres und der Keller bestimmt, wird durch eine Luftpumpe mit Schwungradbetrieb,
welche auf einem Windkessel montirt ist, in dem letzteren erzeugt und durch
Gummischlauch nach dem Lagerfasse geleitet.
Je nachdem nun der Apparat bestimmt ist, dem Abziehen des Bieres von den
Versandtfäſschen in Flaschen oder zum Abfüllen des Bieres aus dem Lagerfasse in die
Versandtfäſschen zu dienen, ist auch die specielle Einrichtung des Abfüllapparates
beschaffen. Vor Allem kommt hier die Einrichtung der isobarometrischen
Abfüllapparate in Betracht, vermöge deren Bier, welches unter sehr hohem
Kohlensäuredrucke in einem Fasse oder Kessel lagert, in Flaschen oder Fässer so
abgefüllt werden kann, daſs während des Ueberfüllens die Spannung des kohlensauren
Gases nicht verringert wird, in Folge dessen sich das damit abgefüllte Bier durch
Kohlensäurereichthum auszeichnet.
(Fortsetzung folgt.)