Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 327 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
Fortschritte in der Thonindustrie.
Seit jeher tritt in jenen Industrien, deren Producte für den Haushalt der Familien
bestimmt sind, das Bestreben zu Tage, die Erzeugnisse, welche ursprünglich dem
praktischen Bedürfnisse entsprechend möglichst einfach hergestellt wurden, durch
passende Farben oder Formengebung zu schmücken. Dieses Bestreben kann auf allen
Zweigen der Keramik verfolgt werden, von der einfachsten Töpferwaare bis zum
edelsten aller Thonwaaren, dem Porzellan, und tritt besonders auffällig vor Augen in
unserer rastlos nach Neuem ringenden Zeit. Das Porzellan., welches seiner
natürlichen Beschaffenheit wegen am meisten befähigt erscheint, durch Farben
prächtig geschmückt zu werden, hat anderen Thonwaaren gegenüber den Nachtheil, daſs
der hohen Brenntemperatur wegen eine reichere Auswahl an Glasur- und
Unterglasurfarben nicht möglich ist und man bis vor nicht gar langer Zeit genöthigt
war, den farbigen Decor durch Brennen in der Muffel zu erzielen, was wieder häufig
dazu geführt hat, den edeln Charakter des Porzellans zu verdecken. Dieser fühlbare
Mangel ist jedenfalls die Veranlassung, daſs man in einigen Fabriken des Continentes
vom ursprünglich fabricirten, harten Porzellan abgekommen ist und gegenwärtig
leichter schmelzbare Porzellanmassen herstellt. Dies läſst sich erreichen, wenn man
den Quarz- und Feldspathgehalt auf Kosten des Thongehaltes vermehrt. Der Gehalt an
Thonsubstanz beträgt bei den älteren Massen 40 bis 66 Proc. (bei der Masse der
ältesten preuſsischen Porzellanfabrik sogar 81 Proc). Der Gehalt an Feldspath 15 bis
35 Proc. und der an Quarz schwankt zwischen 12 und 30 Proc. Die Analyse japanischer
Porzellanmassen ergab einen Gehalt von 20 bis 35 Proc. Thonsubstanz, 40 bis 45 Proc. Quarz und 29 bis
35 Proc. Feldspath. Wie leicht erkennbar, sind die Porzellanmassen sehr
ungleichartig zusammengesetzt; es zeigt die japanische weitaus den geringsten Gehalt
an Thonsubstanz, und ist auch thatsächlich für farbige Decoration bei weitem
geeigneter als die europäischen Massen. Die Einführung der neuen, leichter
schmelzbaren Massen in einigen europäischen Fabriken, entschieden einer der
bedeutendsten Fortschritte auf dem Gebiete der Keramik, hat nun eine Reihe neuer
Studien und Untersuchungen besonders über Glasuren und Scharffeuerfarben zur Folge
gehabt, die auch in jüngster Zeit noch nicht ganz abgeschlossen sind, wie die hier
erwähnten Publikationen beweisen werden. Weitere wichtige Arbeiten wurden auf dem
Gebiete der pyrometrischen Messungen, der Feuerfestigkeitsbestimmung von Thonen
u.s.w. ausgeführt und sollen hier entsprechende Berücksichtigung finden.
Das französische Weichporzellan wird seit dem Jahre 1870
auch in Sèvres nicht mehr fabricirt. Die wunderbare Weichheit und Zierlichkeit der
Kunstwerke aus Weichporzellan, die kaum in einem anderen Stoffe so vollkommen zum
Ausdrucke gebracht werden kann, lieſsen es wünschenswerth erscheinen, die Ursachen
zu erforschen, warum die Fabrikation dieses werthvollen Materials gänzlich
aufgegeben wurde. Diese Aufgabe haben sich C. Lauth und
G. Dutailly gestellt, in den Bulletins de la Société chimique de Paris die Resultate
ihrer Forschungen niedergelegt und zugleich Abänderungen vorgeschlagen, die der
Fabrikation desselben sichere, wissenschaftliche Grundlagen geben sollen (in
deutscher Uebersetzung: Thonindustrie-Zeitung, 1888,
XII, S. 225, 237, 288, 300, 310, 323).
Die Grund masse bestand bekanntlich aus einer Fritte, Kalk und Mergel. Die Fritte
wurde durch 50stündiges Erhitzen von
60,021,7 7,2 3,6 3,6 3,7
Th.„„„„„
SandSalpeterSeesalzAlaunSodaGyps
dieselbe wurde gemahlen, mit 25 Proc.Kreide gemischt, geschlämmt
und dieMasse mit Pergamentleim und Schmier-seife geformt.
hergestellt.
Die Glasur bestand aus 38 Th. Bleiglätte, 37 Th. Sand von Fontainebleau, 11 Th.
geglühtem Quarz, 15 Th. Potasche und 9 Th. Soda.
Die Hauptschwierigkeit der Fabrikation, welche häufig bloſs 10 Proc. brauchbare Waare
ergab, lag in der Herstellung einer gleichmäſsig zusammengesetzten Fritte. Je nach
dem verschiedenen Grade der Erhitzung verflüchtigen sich mehr oder minder groſse
Antheile an Alkalien, oder treten mit der Kieselsäure nicht in gehörige Verbindung,
so daſs sie dem Agglomerat durch Zerreiben und Waschen entzogen wurden. Ebenso war
die ungleiche Zusammensetzung der verwendeten Mergelarten Ursache vieler
Unregelmäſsigkeiten im Betriebe.
Die Formgebung ist schwierig, da die Masse oft nur 1 bis 2 Proc. plastischen Thon
enthält; ebenso das Brennen. Zwischen dem Beginn der Verglasung und dem
vollständigen Zusammenschmelzen liegt nur ein geringer Temperaturunterschied. Auch
muſste man sich vor dem Schwärzen der Waare hüten und daher mit oxydirender Flamme
arbeiten.
Analysen von Weichporzellan durch Salvetat sind in
folgender Tabelle wiedergegeben:
I
II
III
IV
Kieselsäure
72,0
76,0
78,4
77,3
Thonerde
3,0
3,0
1,0
7,1
Fe2O3
–
–
–
–
CaO
15,0
15,6
12,7
10,7
Alkalien
8,1
6,0
6,5
5,0
Glühverlust
2,0
–
–
–
MgO
Spur
–
–
–
I, II und III wurden in Sèvres, IV in Saint-Armand hergestellt.
Wie man sieht, ist die Zusammensetzung des Weichporzellans sehr verschieden, und bei
Wiederaufnahme der Fabrikation würde es mehr auf Wiedergabe der daran geschätzten
Eigenschaften, als auf Herstellung eines Körpers von bestimmter, chemischer
Zusammensetzung ankommen. Für die Mischung der Grundmasse ist also hier ein gewisser
Spielraum gewährt.
Von diesen Betrachtungen ausgehend, haben Lauth und Dutailly bei ihren Versuchen die ursprüngliche Fritte
durch das von Stas zuerst charakterisirte Glas von
folgender Zusammensetzung ersetzt:
SiO2
77,0
Na2O
7,7
K2O
5,0
CaO
10,3
Dieses Glas kann man in viel kleinerer Menge in die Masse einführen als die
ursprüngliche Fritte, wegen seines verhältniſsmäſsig hohen Alkaligehaltes, was auch
auf die Widerstandsfähigkeit der Stücke beim Brennen von vortheilhaftem Einflüsse
ist. Verfasser haben durch Ersetzen eines Theiles Kalk durch die äquivalente Menge
Magnesia feinkörnige und schön durchscheinende Porzellanmassen erhalten.
Nach langem Herumtasten fanden die Verfasser, daſs folgender Satz die besten
Resultate gibt:
Sand von Fontainebleau
49,02
Stas'sches Glas
27,45
Kreide
16,66
Weiſser Thon von Dreux
6,86
entsprechend:
Kieselsäure
80,31
Thonerde
2,62
Kalk
13,27
Alkalien
3,80
Trotz des geringen Thongehaltes fanden die Arbeiter, daſs die Masse sich besser formt
als die alte. Der Brand erfolgt bei etwa 1300° C. Die Masse ist weiſs, schön durchscheinend, nimmt
Türkisschmelz an.
Die Glasur, deren sich die Verfasser bedient haben, hat folgende Zusammensetzung:
Sand
36,98
Mennige
38,44
Na2CO3
8,76
Salpeter
15,82
Der Türkisschmelz wurde dargestellt aus:
Sand
47,1
Mennige
23,6
Na2CO3
11,8
Salpeter
12,8
Kupferoxyd
4,7
Die ersten Erzeugnisse dieser Fabrikation wurden dem Museum zu Sèvres übergeben.
Knochenporzellan. Prof. Petrik setzt nach dem Central-Anzeiger zur
Herstellung von Knochenporzellan folgende Massen zusammen:
Zettlitzer Kaolin
43,6
Th.
Knochenasche
44,0
„
Feldspath
8,3
„
Kaolin
5,5
„
Quarz
7,4
„
und
Kovászóer Erde
45,0
Th.
Knochenasche
44,0
„
Feldspath
8,4
„
Quarz
5,4
„
Diese Massen geben ein genügend weiſses, durchscheinendes Porzellan, welches im Feuer
gut steht. Um zu prüfen, ob Knochenporzellan auch mit geringerem Thonerdegehalt noch
verwendbar ist, machte Petrik noch folgendes
Gemisch:
Kovászóer Erde
45,0
Th.
Knochenasche
44,8
„
Feldspath
8,0
„
Quarz
11,1
„
Die Masse gab ebenfalls gutes Porzellan und läſst sich demnach der Quarzgehalt auf
Kosten der Thonerde im Knochenporzellan steigern. Als passende Glasur, die Haarrisse
frei auf den vorhin genannten Massen stehen soll, gibt Petrik an:
Zettlitzer Kaolin
26,0
Th.
Quarz
35,2
„
Minium
35,0
„
Entwässerter Borax
8,0
„
Die Masse wird gefrittet und dann gestoſsen. Dann werden 200 Th. dieser Fritte
mit
55,0
Th.
Feldspath
10,8
„
Quarz
35,0
„
Minium
zur Glasur vermählen.
H. Hanhart bespricht das neue
Porzellan in Sèvres und seine Geschichte. Das neue Porzellan ist aus den
Bestrebungen hervorgegangen, das chinesische, Kieselsäure und Alkali reichere
Porzellan nachzuahmen, das für künstlerischen Schmuck besser geeignet ist als das
europäische Hartporzellan. Namentlich Brognard,
Ebelmann und Salvétat sind um die Herstellung
des neuen Porzellans verdient. Verfasser macht darauf aufmerksam, daſs man für
reiche Decoration geeignetes Porzellan auch auf anderem Wege herstellen kann in
Anlehnung an das englische Knochenporzellan. Ein feines englisches Porzellan wurde
im Versuchsatelier des Verfassers hergestellt:
Plastischer Thon
15
Gewichtsth.
Kaolin
25
„
Kiesel
11
„
Feldspath
40
„
Knochenasche
8
„Sprechsaal Nr. 21 S.
295.
Ueber die Zusammensetzung und Eigenschaften der
Porzellanglasuren haben Lauth und Dutailly in den Bulletins de la
société chimique de Paris (Nr. 50 S. 221) eine ausführliche Arbeit
veröffentlicht, aus der wir hier nur die wichtigsten Ergebnisse wiedergeben
wollen.
Der erste Theil der Abhandlung umfaſst die Versuche mit farblosen Glasuren.
Kieselsäure, Thonerde und eine Reihe von Basen wurden in verschiedenen Verhältnissen
gemischt und fein zerrieben auf verglühte Thonscheiben von verschiedener
Zusammensetzung, die bei etwa 1350° C. gar brennen, gebracht. Die erste Reihe von
Versuchen umfaſste Glasuren von der allgemeinen Formel mAl2O3, nBO, pSiO2, worin m, n, p variable Coefficienten bedeuten und BO für die Basen K2O, Na2O, CaO, SrO,
BaO, MgO und ZnO gesetzt ist.
Die Silicate mAl2O3,
nK2O, pSiO2 und
mAl2O3, nNa2O, pSiO2 machten
bei ihrer Herstellung allerlei Schwierigkeiten, so daſs man gleich zu den Silicaten
der Magnesia überging. Silicate von der Zusammensetzung mAl2O3, nMgO und
pSiO2 konnten bei der Temperatur der Versuche
nicht zum Verglasen gebracht werden.
Die Aluminium-Kalksilicate mAl2O3, nCaO, pSiO2 gaben
günstigere Resultate; in der folgenden Tabelle sind einige der Versuche
zusammengestellt:
Nr.
Formel
\frac{A}{B}
SiO2
Al2O3
CaO
1
3Al2O3,
4CaO
3,60
72,29
15,95
11,76
2
2Al2O3,
3CaO
3,60
72,20
15,30
12,50
3
Al2O3,
2CaO
3,60
71,67
13,44
14,89
4
Al2O3,
3CaO
3,60
70,52
11,27
15,31
5
Al2O3,
2CaO
3,60
3,78
12,44
13,78
Die Formeln sind nur annähernd richtig. \frac{A}{B} bedeutet das
Verhältniſs des Sauerstoffs der Kieselsäure zur Summe der Sauerstoffmengen des Kalks
und der Thonerde und drückt den Grad der „Basicität“ aus. Hier ist sie gleich
3,60 der mittleren Basicität des in Sèvres als Glasur für Hartporzellan gebrauchten
Pegmatits. Nr. 1 und 2 waren unvollständig geschmolzen und schlecht verglast; Nr. 3
war gut geschmolzen; Nr. 4 gab eine schöne Glasur auf dem neuen Sèvres-Porzellan. Im
Allgemeinen sind rein kalkhaltige Glasuren nicht so durchscheinend, wie die, welche
auch Alkalien enthalten, und sehr dem Fehler der Eierschaligkeit ausgesetzt; sie
sind schöner auf kaolinreichen als auf quarzreichen Massen.
Die mit Baryt geschmolzenen Glasuren zeigten im Allgemeinen eine leichtere
Schmelzbarkeit als die kalkhaltigen, sind aber sehr zum Aufschäumen geneigt; auch
hier wurde eine kleine Tabelle entworfen; wir begnügen uns damit, den Versuch Nr. 8
wiederzugeben:
Formel
\frac{A}{B}
SiO2
Al2O3
BaO
Al2O3,
3BaO
3,6
53,60
8,54
37,80
Es resultirt eine schöne, durchsichtige Glasur, die auf quarzreichen Pasten durchaus
keine Haarrisse zeigt.
Aehnliche Resultate wurden auch mit SrO erhalten; nur waren die Ueberzüge etwas
schwerer schmelzbar.
Zahlreiche Versuche wurden angestellt mit den Silicaten mAl2O3, nZnO, pSiO2; unter keiner Bedingung konnte aber eine bei 1350° C. schmelzende Glasur
erhalten werden.
Durch Zusammenstellung der Versuchsresultate findet man, daſs die Basen einer Gruppe
um so leichter schmelzbare Silicate geben, ein je höheres
Atomgewicht dieselben besitzen. Im Allgemeinen läſst sich auch sagen, daſs
die Schmelzbarkeit um so gröſser ist, je kleiner das
Verhältniſs Al2O3 : BO und je geringer der Säuregehalt.
Die zweite Reihe von Versuchen umfaſst Körper von der Formel
mAl2O3, nB'O, pB''O, qSiO2,
worin B' und B'' zwei verschiedene Basen bedeuten, m, n und q
variable Factoren. In den meisten Fällen wurde m = 1, n = 1, p = 1 und q = 9
gesetzt, wodurch das Verhältniſs \frac{A}{B}=3,6 wird.
Die Silicate mAl2O3,
nNa2O, pK2O,
9SiO2 konnten bei 3500° C. nur vollständig
verglast werden, wenn durch Fritten hergestellt, dagegen nicht bei Anwendung von
Feldspath, obgleich zahlreiche Versuche in den verschiedensten
Mischungsverhältnissen durchgeführt wurden. Da die Zusammensetzung des in Sèvres als
Glasur von Hartporzellan (Brenntemperatur 1530° C.) verwendeten Pegmatits innerhalb
der Grenzen der von Lauth und Dutailly ausgeführten Versuche über Alkali-Aluminiumsilicate liegt, so folgt daraus, daſs feldspathartige Glasuren ohne Zusatz von Kalk nur für
Massen, die über 1450° C. garbrennen, angewendet werden können.
Gemenge von Alkalien und Erdalkalien gaben wegen der Schwierigkeiten bei der
Herstellung von Fritten keine günstigen Resultate.
Die Mischungen, die zwei Erdalkalimetalle enthalten, beziehen sich auf die allgemeine
Formel Al2O3, B',
B'', qSiO2 und werden in Tabellen wiedergegeben. Sie
schmelzen nicht vollständig bei der Temperatur der Versuche.
Nr.
16.
CaO, MgO beginnt zu schmelzen, bleibt aber matt.
„
17.
CaO, BaO ziemlich gut geschmolzen.
„
18.
CaO, SrO gut, aber etwas unvollkommen verglast.
„
19.
MgO, BaO blieb matt wie Nr. 16.
„
20.
MgO, SrO nicht durchscheinend und beginnt kaum zu verglasen.
„
21.
BaO, SrO ziemlich gut geschmolzen, aber nicht durchscheinend.
Durch Mengen gleicher Aequivalente Zinkoxyd und Erdalkalien wurden folgende Glasuren
hergestellt:
Nr.
22.
ZnO, CaO beginnt durchscheinend zu werden und ist leichterschmelzbar
als das entsprechende MgO-CaO-Silicat.
„
23.
ZnO, MgO hat bloſs gesintert, ist nicht geschmolzen.
„
24.
ZnO, BaO beginnt zu schmelzen und transparent zu werden.
„
25.
ZnO, SrO zeigt beginnendes Schmelzen, ist aber durchaus
nichttransparent und gut glasirt.
K2O
Na2O
MgO
CaO
BaO
SrO
ZnO
K2O
schmilztbei einerTempera-tur
von1350° C.
–
–
–
–
–
–
Na2O
schmilztunterhalb1350° C.
schmilztunterhalb1350° C.
–
–
–
–
–
MgO
schmilztnicht voll-ständig
beginntzuschmelzen
nicht ge-schmolzen
–
–
–
–
CaO
gut ge-schmolzenund gutglasirt
gut ge-schmolzen
beginntzuschmelzen
ziemlichgut ge-schmolzen
–
–
–
BaO
fast voll-ständigge-schmolzen
fast voll-ständigge-schmolzen
beginntzuschmelzen
ziemlichgut ge-schmolzen
ziemlichgut ge-schmolzen
–
–
SrO
fast voll-ständigge-schmolzen
fast voll-ständigge-schmolzen
beginntzuschmelzen
fast ge-schmolzen
ziemlichgut ge-schmolzen
ziemlichgut ge-schmolzen
–
ZnO
beginntzuschmelzen
beginntzuschmelzen
beginntzuschmelzen
beginntzuschmelzen
beginntzuschmelzen
beginntzuschmelzen
nicht ge-schmolzen
Die Schmelzbarkeit scheint annähernd das Mittel der Schmelzbarkeit der Glasuren, die
man durch Anwendung eines einzigen Metalloxydes erhält, zu sein; mischt man aber
Metalle verschiedener Gruppen, so wird die Schmelztemperatur etwas herabgedrückt. In
der vorstehenden Tabelle sind die Resultate dieser Versuchsreihe übersichtlich
zusammengestellt.
Diejenigen Glasuren, die Alkali-Silicate enthalten, geben die am besten
durchscheinenden und am besten verglasten Decken. Die allein mit Kalk u.s.w.
hergestellten Glasuren sind immer etwas opak und neigen stark zur Krystallisation.
Da aber die Herstellung von Fritten groſse Schwierigkeiten bereitet und die
Anwendung natürlicher Alkalisilicate für sich aus oben angeführten Gründen für das
neue Porzellan unthunlich ist, so wurde in der 3. Reihe von Versuchen das Verhalten
der feldspathartigen Mineralien zum Kalk geprüft. Auch hier wurde constatirt, daſs
durch Vermehrung von SiO2 oder Al2O3 die Glasur
schwerer schmelzbar wurde. Durch Verminderung des Thonerdegehaltes und entsprechende
Vermehrung der Kieselsäure wurde die Schmelzbarkeit erhöht.
So blieb in der Serie
Nr.
Pegmatit
Sand
Kreide
SiO2
Al2O3
KNaO
CaO
26
78
14
15
69,1
13,9
8,5
8,37
27
76
16
15
69,6
13,6
8,3
8,37
28
74
18
15
70,3
13,2
8,1
8,37
29
72
20
15
70,8
12,9
7,8
8,37
Der Kalkgehalt ist constant, während der Kieselsäuregehalt stetig zunimmt.
Thatsächlich schmilzt Nr. 29 zuerst gegen 1350° C. Eine ebenso leicht schmelzbare
Mischung wie Nr. 29 erhält man durch Zusammenschmelzen von
Pegmatit
Sand
Kreide
SiO2
Al2O3
KNaO
CaO
Nr. 30
66
26
9
75,1
12,23
7,5
5,2
Man sieht, daſs der Aluminiumgehalt auf die Schmelzbarkeit von Weit gröſserem
Einfluſs ist, als der Kieselsäuregehalt, indem eine Vermehrung des letzteren um 4,25
nöthig war, um die Verminderung von 0,68 Thonerde auszugleichen.
Die Glasur Nr. 30 enthält nahezu dieselbe Menge SiO2,
die im Pegmatit, den man als Glasur für das Hartporzellan von Sèvres verwendet hat,
enthalten ist; durch Substitution von 2 Proc. CaO für 2 Proc. Al2O3 wurde der
Schmelzpunkt um 150° C. herabgedrückt! So erklärt es sich auch, daſs sehr
kieselsäurereiche Glasuren oft bei einer relativ niedrigen Temperatur schmelzen.
Wenn man den Kalk durch Magnesia, Baryt oder Strontian ersetzt, erhält man auch gute
Glasuren; die Mengen derselben sind verschieden nach der Schmelzbarkeit ihrer
Silicate, und durchaus nicht den Aequivalenten
proportional.
Bei Anwendung von ZnO in einem basischen Satze wurden prächtige kleine Kryställchen
von Zinkoxyd oder Silicat auf der Glasur bemerkt, die, kreuzförmig angeordnet, eine
hübsche Decoration abgeben könnten. Der beste Satz hierfür ist der folgende:
Pegmatit
55,6
SiO2
57,5
Sand
16,0
Al2O3
11,7
Kaolin
4,4
K2O
6,1
Kreide
11,0
CuO
6,7
Zinkoxyd
18,0
ZnO
18,0
Bei allen Glasuren von gleicher Schmelzbarkeit, die die gleichen Basen enthalten,
existirt eine bestimmte Relation zwischen der Basicität und dem Aluminiumoxydgehalt,
der annähernd durch die Formel
A'.B' = Const.
ausgedrückt werden kann, worin A' den Thonerdegehalt und B'
das Verhältniſs \frac{A}{B} ausdrücken.