Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 462 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 414 d.
Bd.)
Fortschritte in der Thonindustrie.
Feuerfester Thon von Tiefenfucha in Niederösterreich
wird in Hollenbürg an der Donau gewonnen und zu
Chamottesteinen verwendet. Die Analyse desselben von C.
Bischof findet sich Sprechsaal, Nr. 21 S. 646.
Der Thon gehört zu den reichlichst bindenden, sehr plastischen und hoch feuerfesten,
und eignet sich besonders für Schmelztiegel.
H. Rühle bespricht im Sprechsaal, Nr. 21 S. 319, die Löthain-Meiſsner
Ofenthone, die den Ruhm und die Blüthe der Meiſsner Ofenfabrikation
bedingen. Die rationelle Analyse ergab 76,2 Proc. Thonsubstanz, 23,1 Proc. Quarz und
0,63 Proc. Feldspathreste. Bei 1400° C. brennen sich beide Thone blaſsgelb, bei
1640° C. verdichten sie sich völlig und sind im Bruche grau, auf der Oberfläche
braun gefärbt. Quantitative Analyse und Schwindungsmasse werden angeführt.
Meiſsner Kaolin aus den Gruben und Schlämmwerken von C. Tielsch und Comp. in Meiſsen wird hergestellt durch
Mischen von gleichen Theilen Kaschkaer Erde und Löthainer Erde. Beide Erden werden
zuerst geschlämmt und dann gemischt. Aus diesem Kaolin hergestelltes Porzellan
widersteht dem Einflüsse von Hitze und Kälte viel besser als die aus böhmischer Erde
hergestellten. Die rationelle Analyse ergab: Thonsubstanz 89,1 Proc., Quarzpulver
9,9 Proc., Feldspathpulver 0,99 Proc. Die chemische Analyse von Prof. Seger ergab:
SiO2
51,39
Proc.
Al2O3
35,44
„
Fe2O3
0,72
„
CaO
–
„
MgO
0,75
„
K2O
0,80
„
H2O, org. Subst.
11,23
„
C. Bischof beschreibt den Normalthon erster Klasse und dessen Fundstätte. Dieser früher von ihm als
Saarauer Thon I bezeichnete Thon findet sich in der
Steinkohlengrube „Paulschacht“ bei Altwasser als eine der Kohle des zweiten
Flötzes daselbst angewachsene Bank von durchschnittlich 10 bis 12cm Mächtigkeit, die sich bald verstärkt und
stellenweise ganz verliert. In kurzer, bündiger Bezeichnung kommt dem Materiale die
Benennung Altwasser-Schiefer aus dem Paulschachte zu
(Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 224).
Plastische Thone aus der Umgegend von Strehlen in
Schlesien hat Dr. Kosmann beschrieben. I. Rohkaolin von Töppendorf. Das Thonlager ist in einer
Länge und Breite von 100m und einer Mächtigkeit
von mehr als 20m nachgewiesen. Die pyrometrische
Untersuchung wurde von Dr. Bischof in Wiesbaden
ausgeführt. Bei 1000° C. geglüht, brennt sich der Thon angenehm sattgelb mit Färbung
ins Bräunliche. Der Bruch ist gelb, chamotteartig, noch saugend mit wenig Poren. Die
mechanische Analyse hat in 100 Theilen ergeben:
1) Organische Substanz
0,04
2) Thonsubstanz
27,86
3) Feiner Schluff
5,26
4) Grober Schluff
6,72
5) Feiner Glimmersand
7,91
6) Feiner Quarzsand
11,63
7) Gröberer Quarzsand
40,27
–––––
99,69
Die chemische Untersuchung ergab:
Bauschanalyse
Rationelle Analyse
SiO2
68,35
davon„
löslichunlöslich
14,453,9
SiO2Rückstand
14,4263,48
TiO2
0,09
–
Al2O3
20,65
12,10
Fe2O3
2,34
2,34
CaO
0,30
0,30
MgO
0,30
0,29
Na2O
1,66
1,03
K2O
1,26
0,94
Org.
H2OSubst.
4,90 0,04
4,94
4,94
–––––
–––––
99,88
99,84
II. Thone von Schönbrunn bei Prieborn. Dieselben sind
mit eckigen Quarz Stückchen durchsetzt, was auf das Vorhandensein ehemaliger
Gletscherbildungen hinweist. Die chemische Analyse hatte nachstehende
Zusammensetzung ergeben:
Weiſser Thon
Graner Thon
SiO2
löslichunlöslich
25,6038,69
27,27 35,84
63,11
TiO2
–
0,28
Al2O3
23,80
24,52
FeO
1,54
1,07
MnO
0,27
0,19
CaO
0,16
0,15
MgO
0,54
0,51
Na2O
1,27
1,24
H2O
8,09
8,12
Kohle
–
0,81
––––––
––––––
99,97
100,00
Die graue Färbung des zweiten Thones war durch eine geringe Menge darin enthaltenen
Graphits bedingt, wie die Prüfung mit Fluſssäure ergab. Auch dieser Thon würde sich
zur Aufschlämmung eignen. Näheres s. Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 62.
Wenn es auch viele Kaoline gibt, die bei einem Gehalte von mehr als 1 Proc. Fe2O3 bei hoher
Temperatur einen rein weiſs brennenden Scherben geben, so ist dies bei plastischen
Thonen, selbst bei sehr geringem Eisengehalte, eine groſse Seltenheit. Von Interesse
sind daher Untersuchungen, die Prof. Seger an einer
Reihe von Thonproben aus dem Römerschachte des Herrn
Rühle angestellt und in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 525, mitgetheilt hat. Die Mehrzahl der
Thone brannte bei einer Temperatur von 1450° C. und oxydirendem Feuer rein weiſs,
wenig gesintert, etwas saugend. Die Analyse einer Durchschnittsprobe ergab:
SiO2
66,05
Proc.
TiO2
0,39
„
Al2O3
23,98
„
Fe2O3
0,61
„
CaO
0,38
„
MgO
Spur
K2O
0,14
„
H2O, org. Subst
8,61
„
––––––––––––
100,16
Proc.
Die rationelle Analyse:
Thonsubstanz
61,03
Quarz
37,79
Feldspathreste
1,18
Die gefundene Zusammensetzung der Thonsubstanz stimmt mit der berechneten recht gut
überein. Auffallend ist der geringe Gehalt an Kali* dieser ist nach Seger wohl die Ursache des völligen Weiſsbrennens der
Thone, da er den Beginn der Sinterung in möglichst hohe Temperatur verlegt, wodurch
die Bildung von färbendem Eisenoxyduloxyd vermieden wird. Trotz des geringen
Gehaltes an Fluſsmitteln ist der Thon in Folge seines hohen Quarzgehaltes nicht so
feuerbeständig, als man erwarten sollte. Der Thon wird unzweifelhaft ein
vorzügliches Material für die Erzeugung weiſsen Steingutes abgeben.
Die Untersuchung zweier Kaoline veröffentlicht H. Seger in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 571.
Die Zusammensetzung eines vorzüglich feuerfesten Materials findet sich in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 581. Der Thonschiefer von Neurode übertrifft an
Feuerbeständigkeit noch die bekannte Rakonitzer Erde.
Neuere chemische und mikroskopische Untersuchungen haben ergeben, daſs die
ursprüngliche Masse der Zinkmuffeln bei fortgesetztem Gebrauche in Zinksilicate,
Aluminate, Zinkspinell u.s.w. übergehen.
Eine ausführliche Untersuchung über diesen Gegenstand findet sich in Dr. Steger's Zeitschrift für das
Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate, 1887 Nr. 2.
Geschlämmter Kaolin von Seilitz hatte nach H. Seger folgende Zusammensetzung:
unlöslich in H2SO4
Zusammensetzungder Thonsubstanz
SiO2
56,30
17,30
47,74
Al2O3
31,25
0,66
37,45
Fe2O3
0,49
–
0,59
CaO
0,42
–
0,51
MgO
Spur
–
–
K2O
1,17
0,60
0,69
H2O
10,61
–
12,98
–––––
–––––
–––––
100,24
18,56
99,96
Der Kaolin zeichnet sich durch einen sehr geringen Gehalt an Eisenoxyd aus, der bei
den meisten zur Porzellanfabrikation verwendeten nicht unter 1 Proc. herunter geht.
Der ziemlich beträchtliche Gehalt an Quarz und Feldspath müſste beim Versatze der
Masse in Rechnung gezogen werden.
Ein Thon aus Meiſsen besteht nach E. Adam nach dem Trocknen bei 120° C. aus
Thonsubstanz
76,85
Feldspathreste
2,46
Quarzsand
20,69
Die Gesammtanalyse ergab:
SiO2
58,77
Al2O3
28,81
Fe2O3
0,71
CaO
9,28
MgO
0,17
K2O, Na2O
0,44
H2O, org. Subst.
11,03
Der im Thone enthaltene Quarzsand ist so fein, daſs er sich durch Schlämmen aus dem
Thone nicht entfernen läſst; es dürfte deshalb ein Schlämmen desselben behufs
Entfernung gröſserer Sandkörner nur bei seiner Verwendung zu feinem Steinzeuge
nöthig sein.
Der Thon ist sehr bildsam, liefert schon in geringer Hitze einen festen, weiſsen
Scherben und wird unter starker Schwindung in Feldspath-Schmelzhitze lichtgrau,
dicht und steinzeugartig, behält aber Form und scharfe Kanten (Sprechsaal, Nr. 20 S. 496).
Thon von Klingenberg am Main, der zur Herstellung von
Schmelztiegeln u. dgl. dient, enthält nach C. Bischof
(Sprechsaal, Nr. 87 S. 810):
Al2O3
33,68
SiO2
49,90
MgO
0,44
CaO
0,48
Fe2O3
1,90
K2O
1,81
S
0,036
Glühverlust
11,63
–––––
99,876
Natronfeldspath aus Kragerö, Norwegen, hatte nach C. Bischof folgende Zusammensetzung:
SiO4
65,35
Al2O3
21,66
Fe2O3
0,64
CaO
1,79
MgO
0,16
K2O
0,52
Na2O
9,88
H2O
0,25
(Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S.
13.)
Pyrometrische Messungen haben Ch. Lauth und G. Vogt ausgeführt und in dem
Bulletin de la société chimique (auch: Thonindustrie-Zeitung, Bd. 2 S. 71) die Resultate ihrer
Versuche veröffentlicht. Die Verfasser besprechen zuerst die gewöhnlich in der
Technik verwendeten Pyrometer und ihre Fehlerquellen. Hierauf wird ein in Sèvres
seit einiger Zeit verwendetes Pyrometer mit
Wassercirculation beschrieben. Der Explorator, d.h. diejenige Oberfläche,
welche der Wirkung der Hitze ausgesetzt war, hatte 0m,04 Länge, einen Durchmesser von 0m,009
und die Dicke des Messingbleches betrug 0m,0001.
Die in der Minute ausflieſsende Wassermenge war 2l,5. Dieser Apparat wurde auf passende Weise in den Ofen gebracht und die
jeweilige Temperatur durch Gold-Silber- und Gold-Platinlegirungen gemessen. Es zeigt
sich, daſs es durchaus nicht gleichgültig sei, ob man bei ansteigender Hitze miſst,
oder während der Abkühlung. Es ergab sich, daſs der absolute Werth eines
Pyrometergrades abnimmt mit steigender Temperatur, daſs das Instrument bei
Berücksichtigung dieses Umstandes aber brauchbar sei. Eine weitaus einfachere
Methode der pyrometrischen Messung besteht aber darin, in den Ofen schmelzbare
Körper zu bringen. Da Goldlegirungen zu kostbar sind und die mit Platin
Saigerungserscheinungen zeigen, haben die Verfasser zur Controle der Ofentemperatur
Bruchstücke gefritteter Körper von verschiedener Gestalt und Zusammensetzung
verwendet. Durch Mischen eines bestimmten Glassatzes mit Kreide und Thon wurden vier
Fritten hergestellt, die in gewissen Abständen zwischen 625° C. und 1320° C.
schmolzen und zur Betriebscontrole geeignet sind. Schlieſslich werden die Seger'schen Pyroskope
besprochen. Die Verfasser fanden, daſs zwischen den Beobachtungen Seger's und den ihren Uebereinstimmung besteht.
Einige Schmelzbestimmungen mit Seger's Pyroskopen (vgl. 1886 261
37) wurden von Dr. C. Bischof mit Hilfe des Deville'schen Ofens ausgeführt (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S.
37). Die Versuche ergaben, daſs während reines Platin im Deville'schen Ofen nach 20 Minuten Glühzeit zu schmelzen beginnt, die
Normalkegel bereits nach 8 Minuten geschmolzen waren, woraus Bischof den Schluſs zieht, daſs der Schmelzpunkt des Normalkegels Nr. 20
weit unter Platinschmelzhitze, aber über der Schmelzhitze des Palladiums (1500° C.)
liege.
Prof. H. Seger führt in einer Erwiderung an, daſs Kegel
Nr. 20 erst in der höchsten, in der Keramik erreichbaren Temperatur schmelze, und
daſs schwerer schmelzbare Kegel zu construiren keinen Zweck hätte, da man dieselben
in der Glut gar nicht sehen würde.
Weitere Versuche mit Seger'schen Probekegeln hat Dr. Paul Jochum in Nr. 2 des
Sprechsaal 1888 publicirt. Dieselben ergaben
Unregelmäſsigkeiten im Schmelzen der Kegel; so bogen sich im Versuche 3 die Kegel 5
und 6 zuerst, dann nach einigen Minuten 4; 4 und 5 schmolzen sogleich zusammen, 20
Minuten darauf 6. Prof. Seger führt in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 62, nach einer
theoretischen Betrachtung über die Schmelzbarkeit der Normalkegel an, daſs ihm
früher auch Ungleichmäſsigkeiten im Schmelzen der Kegel aufgetreten seien, diese
aber stets auf Ungleichmäſsigkeiten des Feuers im Ofen zurückzuführen waren. Es ist
naturgemäſs, daſs die Gase viel heiſser sein müssen als der Ofeneinsatz, denn sonst könnte keine
gleichmäſsig steigende Temperatur erzielt werden. Der Ofeninhalt ist um ein
Vieltausendfaches schwerer als die Luft, welche ihm die Wärme zuträgt, diese muſs
daher mit groſser Schnelligkeit durch den Ofen steigen. Die stark bewegte Luft ist
viel heiſser als der übrige Einsatz, um so heiſser, je rascher ihre Bewegung;
dagegen nehmen die ruhenden Luftschichten allmählich die Temperatur des
Ofeneinsatzes an. Wenn die Geschwindigkeit eine bestimmte Grenze überschreitet, die
Wärmezufuhr also um Vieles schneller erfolgt, als die Vertheilung derselben durch
Strahlung oder Leitung, so spricht man von einer Stichflamme, deren Wirkung man
nicht nur an jeder Ofenwand, sondern fast an jedem Steine beobachten kann: solche
Stichflammen können leicht ein unregelmäſsiges Schmelzen der Kegel bewirken, und es
ist bei der Aufstellung derselben darauf zu achten, daſs sie in ruhende
Luftschichten gebracht werden. Der Unterschied zwischen den Nummern 4, 5, 6 ist ein
so geringer, daſs man dieselben in eine Nummer zusammenfassen könnte.
In der Praxis sind schon mehr als 20000 Stück in Gebrauch. Weitere Veröffentlichungen
über diesen Gegenstand siehe Thonindustrie-Zeitung, Bd.
11 S. 37, 52, 83, 121, 181; Bd. 12 S. 61; ferner Sprechsaal, 1888 Nr. 7.
Als Nachtrag zu seinen Publicationen über Schwindung der Thonerde veröffentlichte C. Bischof im Centralblatte für
Glasindustrie und Keramik, 1889 S. 42 und 45, Beobachtungen über das
Schwinden zweier Thone beim Glühen und zog daraus interessante Schlüsse über den
Werth der Wedgewood'schen Pyrometer. Die untersuchten Kaoline sind bekannte, der englische Chinaclay
und der Zettlitzer. Um eine gleich weiche, genügend formbare Masse zu erhalten,
braucht letzterer etwas mehr Wasser als ersterer. Werden die beiden zu Stäbchen von
50mm Länge geformten Thone in einer Temperatur
von etwa 1100° C. geglüht, nachdem sie vorher bis zur Constanz des Gewichtes bei
120° C. getrocknet waren, so schwindet der englische Kaolin bei einem Glüh verpuste
von 13,27 Proc. nur um 1 Proc., während der in gleicher Weise behandelte um 3 Proc.
bei einem Glühverluste von 13,58 Proc. schwindet. In der angegebenen Glühtemperatur
schwindet demnach der Zettlitzer Kaolin trotz seiner groſsen chemischen Aehnlichkeit
mit dem Chinaclay 3mal so stark als dieser. Es ist dies auf die verschiedenartige
Aufnahme von Wasser beim Anmachen zurückzuführen. Um ein Urtheil darüber zu
gewinnen, wie weit solche ziemlich zutreffende Endsehwindungen einen pyrometrischen
Anhalt gewähren können, wurden folgende successive Versuche angestellt: es wurde
eine Anzahl in gleicher Weise, wie eben beschrieben, präparirter Stäbchen
hergestellt und diese in 1, 2, 2½, 5, 10, 15, 17 und 18 Minuten Glühzeit betragender
Temperatur erhitzt. Die Versuche ergaben folgende Resultate:
Glühzeitin Minuten
Temperatur
Schwindung
Chinaclay
Zettlitzer Kaolin
1
1100° C.
1 Proc.
3 Proc.
2
1250° „
8 – 9 Proc.
15 „
2½
1400° „
15 – 16 Proc.
18 „
5
1640° „
17 – 18 „
18 „
10
1720° „
17 Proc.
17 „
15
1730° „
16,6 Proc.
16 „
17
1735° „
16 Proc.
15 „
Bei der Temperatur von 1400° C. erreichte der Glühverlust oder das ausgetriebene
Wasser ein Ende. Die Schwindung setzt sich nur in geringem Grade fort. Nach 15
Minuten war Chinaclay mit einer schön weiſsen und transparenten Haut überzogen,
Zettlitzer Kaolin pockig. Aus den Versuchen läſst sich folgern:
1) Die gröſste Schwindung stellt sich beim Fortgehen des letzten chemisch gebundenen
Wassers oder bald nachher ein innerhalb der Temperatur von etwa 1250 bis 1400° C.,
wobei dann auch gleichzeitig die bedeutendsten Schwankungen der Schwindungszahlen
auftreten. Es zeigt sich hierbei innerhalb enger Temperaturgrenzen eine hohe
Empfindlichkeit hinsichtlich des Schwindens, indem eine geringe Temperatursteigerung
eine verhältniſsmäſsig groſse Wirkung zu Wege bringt.
2) Mit der Temperatur von 1640° C. bahnt sich unzweifelhaft eine gröſsere
Gleichmäſsigkeit an, so daſs der Unterschied der beiden Kaoline aufgehoben oder
ausgeglichen erscheint.
3) Mit der Temperatur von etwa 1720° C. hat sich dann in der That mit der deutlichen
Erreichung der Endschwindung, wie die Zahlen zeigen, eine Uebereinstimmung in
doppelter Beziehung eingestellt.
4) Mit der Temperatur von 1730° C. nimmt augenscheinlich die Schwindung ab, d.h. es
tritt ein Wachsen der Proben in Folge von Aufblähung ein, was in der höheren
Temperatur noch mehr hervortritt.
Diese Versuche geben ein genügend klares Bild über die Schwindung der Thone und
zeigen evident, daſs dieselbe – entgegengesetzt der Annahme bei dem Wedgewood'schen Pyrometer – keineswegs stufenweise
gleichmäſsig zunimmt, sondern anfangs sprungweise steigt, daſs dann ein Stillstand
eintritt, um schlieſslich zum Wachsen überzugehen.
(Schluſs folgt.)