Titel: | Neues im Schiffswesen. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 486 |
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Neues im Schiffswesen.
Patentklasse 65. Mit Abbildungen auf Tafel 25 und 26.
Neues im Schiffswesen.
Torpedoboote und Torpedos.
In der Literatur wird immer noch mit einer gewissen Ueberschätzung von dem Werthe der
Torpedos im Seekriege gesprochen, während die Praxis die Torpedos nur als Geschoſse
ansieht, welche unter Umständen wirkungsvoller sich erweisen können als Granaten,
aber auch eine ungleich geringere Treffsicherheit aufweisen als diese; unter diesem
Gesichtspunkte würden die Torpedoboote nur als schwimmende Geschütze zu betrachten
sein. Jedenfalls ist der Torpedo eine unentbehrliche Watte geworden und bilden die
Torpedohochseeboote eine vortreffliche Unterstützung für die Geschwader. Die
Torpedoboote werden nach den verschiedensten Mustern gebaut, doch scheint
neuerdings, namentlich nach den schlechten Erfahrungen, welche die französische
Marine machen muſste, für die Hochseetorpedoboote das deutsche Modell maſsgebend
geworden zu sein, welches sich als durchaus zweckmäſsig und zuverlässig seetüchtig
erwiesen hat. Diese Fahrzeuge haben eine durchschnittliche Länge von 33m und erhalten eine Geschwindigkeit von 23 Knoten.
Diesen Hochseetorpedobooten gesellte sich neuerdings eine neue Klasse hinzu, welche
als sogen. Divisionsboote bezeichnet werden und bestimmt sind, für ein kleineres
Torpedobootgeschwader als Flaggschiff zu dienen; das Divisionsboot, wie es auf der
Schichau'schen Werft in Elbing gebaut wird, soll
dem Befehlshaber des Geschwaders einen bequemen Aufenthalt bei längeren
Kreuzungsfahrten gestatten, es soll alle Stürme auf der See ausdauern können, es
soll eine Reserve an Material und Inventar für die ganze Division mit sich führen,
Werkstattseinrichtungen enthalten, um eventuelle Reparaturen auf See auszuführen,
ferner ein Lazareth für Kranke und Verwundete besitzen. Das Schiff soll auch mit
Torpedos und leichten Geschützen ausgerüstet sein, um am Kampfe theilzunehmen; es
soll stark genug gebaut sein, feindliche Torpedoboote niederzurennen, sehr gut
manöveriren, dabei flach genug gehen, um von den Torpedos selbst nicht mehr berührt
zu werden, wenig
Oberfläche über Wasser zeigen, um sich nicht weithin bemerkbar zu machen und als
Zielscheibe für die feindlichen Geschoſse zu dienen.
Die Schiffe sind 55m lang, 6m,8 breit und haben ein Deplacement von 250t. Durch wasserdichte, bis zum Deck reichende
Schotte wird das Schiff in 12 Abtheilungen getheilt, welche bei den Proben
sämmtlich, eines nach dem anderen, voll Wasser gepumpt wurden, um die Stabilität und
Unversenkbarkeit des Schiffes selbst bei Füllung eines oder mehrerer Räume zu
beweisen. Das Fahrzeug ist daher praktisch unsinkbar. Im Vorschiffe sind die
Torpedoapparate und Mannschaftsräume, hierauf folgen: die Werkstätte, mit Schmiede,
Drehbank, Bohrmaschine u.s.w. ausgerüstet, dann Kessel- und Maschinenraum, hieran
schlieſsen sich bequem und elegant ausgestattete Commandanten- und Officierskajüten
mit groſsem Salon als Officiersmesse, Büffet und Toilette. Im Hinterschiffe befindet
sich das Lazareth und Logis für Deck- und Unterofficiere.
Das Steuer und Commando kann von dem vorderen und hinteren Thurme, sowie von der
Commandobrücke aus geleitet werden. An Deck und auf den Thürmen stehen
Revolverkanonen, drei leichte Masten dienen zur Segelführung. Steuer und Ankerspill
werden mit besonderen Dampfmaschinen betrieben. Zwei groſse und ein leichtes Boot
sind an Deck aufgestellt. Das ganze Schiff ist aus Stahl gebaut.
Die Maschinen sind nach dem Schichau'schen dreifachen
Expansionssystem gebaut, arbeiten mit etwa 270 Umgängen in der Minute und entwickeln
eine Leistung von über 2000 indicirten Pferdekräften. Die Dampfkraft für die
gesammte Leistung und für alle Hilfsmaschinen wird in nur zwei, nach dem
Locomotivetyp erbauten Stahlkesseln erzeugt, welche mit Schichau'scher Patentfeuerungs- und Ventilationseinrichtung versehen sind
und mit 12at Druck arbeiten. Kessel und Maschine
sind ringsherum von Kohlenräumen umgeben und dadurch gegen die Wirkung der
schnellfeuernden Geschütze gesichert. Auf den Probefahrten erreichten die Boote,
voll ausgerüstet und mit Kohlen für 2500 Seemeilen bei 10 Knoten Fahrt an Bord, eine
mittlere Geschwindigkeit von 21 Knoten in der Stunde, und bei der besonders
vorgeschriebenen Probe bei schwerem Wetter dampfte das Boot 8 Stunden lang mit
voller Kraft gegen schweren Seegang und Sturm von 8 Ball Stärke und erreichte dabei
noch eine mittlere Geschwindigkeit von 18 Knoten. Die Maschinen, die ersten ihrer
Art, welche bei so hoher Kraftleistung mit so hoher Umdrehungszahl arbeiten, haben
sich bewährt.
Da die Torpedoboote, um einen einigermaſsen sicheren Schuſs abgeben zu können, auf
mindestens 400m an das Ziel heranfahren müssen, so
sind dieselben naturgemäſs dem Feuer der Schnellfeuergeschütze (Revolverkanonen),
welche jetzt wohl jedes Kriegsfahrzeug führt, derart ausgesetzt, daſs sie nur in
günstigen Fällen vor Vernichtung durch die Geschoſse bewahrt bleiben und zum Schusse kommen. Man
sucht deshalb den Torpedobooten möglichst wenig Fläche zu geben, um sie als Ziel
thunlichst klein zu machen. Da man aber über ein gewisses kleinstes Maſs von etwa
30m Länge nicht hinuntergehen darf, um die
Seetüchtigkeit der Torpedoboote zu sichern, so versucht man dieselben beim Angriffe
theilweise oder vollständig unter die Wasseroberfläche zu versenken; dies kann
naturgemäſs nur auf Kosten der Geschwindigkeit und unter schweren
Betriebsbedingungen erfolgen.
Man ist mit diesen Vorschlägen wieder bei jenen Versuchen angelangt, welchen Wilhelm Bauer bereits im J. 1850 sein Leben widmete. Es
erscheint als Thatsache angesehen werden zu dürfen, daſs sich die maſsgebenden
Kreise von den sogen. Tauchbooten oder unterseeischen
Fahrzeugen für die Zukunft mancherlei versprechen, weil allerorts von den
meisten Staaten eingehende Versuche mit Tauchbooten der verschiedensten Modelle
angestellt werden. Unter dieser Rücksicht sei auch der Urahn dieser Schiffe, der
sogen. Bauer'sche Brandtaucher, welcher im J. 1851 im
Kieler Hafen unterging und erst vor kurzer Zeit bei Gelegenheit von Baggerarbeiten
wieder aufgefunden wurde und gehoben werden konnte, hier kurz beschrieben (nach
Mittheilungen in Glaser's Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, 1888 * S. 178).
Der Brandtaucher Fig.
1 bis 3 ist ein von allen Seiten geschlossenes, aus 5mm starken Eisenwänden hergestelltes Fahrzeug,
welches 8m lang, 3m hoch und 2m breit ist und gewölbte
Körperflächen besitzt. Von oben gesehen hat er etwa die Gestalt einer dicken,
stumpfen Cigarre, während bekanntlich die modernen Fischtorpedos äuſserst scharfe
und schlanke Formen besitzen. Hinten ragt eine Schraube H und unter derselben das Steuer R hervor,
während sich oben vorn ein rundlicher, mit Glasfenstern O versehener Kopf befindet, in dem oben auch die von innen verschlieſsbare
Einsteigeluke L angebracht ist. Der Längenschnitt (Fig. 2) läſst
deutlich die innere Einrichtung erkennen. Zwei groſse, mit Handsprossen versehene
Triebräder T drehen mittels einer Zahnradvorrichtung
Z die nach hinten führende Schraubenwelle W und so die Schraube H,
welche dem Fahrzeuge seine Vorwärtsbewegung ertheilte. Von dem Steuer R gingen je rechts und links mittels eiserner Stangen
die Steuerketten S ins Innere, wo sie durch eine im
vorderen Theile befindliche Steuerradvorrichtung, ähnlich der heutzutage überall auf
Schiffen gebräuchlichen, regiert werden konnten. Vor der Steuervorrichtung befand
sich noch ein zweites, mittels Zahnradstange wirkendes Handrad N, welches eine unten im Boote liegende, mit
Schraubengewinde versehene Stange drehte, auf der hierdurch ein als Ballast
dienendes Laufgewicht B vor oder zurück geschoben
werden konnte. Hierdurch konnte dem Fahrzeuge unter Wasser eine beliebige Neigung in
seiner Längenrichtung gegeben werden. Schlieſslich befanden sich noch zwei
Druckpumpen P in dem Schiffe, welche bestimmt waren,
das behufs Senkens des
Fahrzeuges durch kleine Ventile eingenommene Wasser wieder herauszuschaffen. Unten
im Fahrzeuge lag Eisenballast, um demselben die aufrechte Lage zu sichern; in
angemessener Höhe war ein auf einem Holzrahmen ruhender eiserner Fuſsboden F angebracht, auf dem stehend zwei Mann die Triebräder
in Bewegung setzen konnten. Die Erfindung war sehr compendiös und genial
durchgedacht. Daſs Bauer mit derselben verunglückte,
lag in einem technischen Constructionsmangel: Man hatte, wohl mit Rücksicht auf die
zur Verfügung stehende nur geringe Summe (2000 M.), das Fahrzeug in seiner
Eisenwandung zu leicht gebaut, so daſs diese unter Wasser dem riesigen Wasserdrucke
nicht widerstehen konnte, sich zusammenbog und so leck wurde.
Als eine unmittelbare Nachbildung des Bauer'schen
Brandtauchers muſs ein Fahrzeug angesehen werden, welches von der Submarine Monitor Company in New York erbaut wurde und
den verheiſsungsvollen Namen Peace maker erhalten hat
(vgl. Scientific American, Bd. 55 * S. 354). Dieses
Fahrzeug hat die Gestalt einer Cigarre und ist 9m
lang, 2m,5 breit und 2m,3 hoch; Bug und Stern spitzen sich von der Mitte aus zu; auf dem
Vordertheile sitzt eine gläserne Kuppel von 30cm
Höhe, gerade groſs genug, um den Kopf des Steuermannes aufzunehmen. Der Eingang ist
senkrecht vom Decke des Hintertheiles und wird von innen luftdicht verschlossen. Am
Heck ist eine Schraube und ein gewöhnliches Steuerruder, daneben zwei wagerechte
Steuer, mittels welcher dem Schiffe eine aufsteigende oder eine niedergehende
Bewegung aufgezwungen wird. Das Innere ist zur Hälfte in Anspruch genommen von den
Maschinen und mechanischen Apparaten, darunter eine 14pferdige Westinghouse-Maschine, welche ihren Dampf aus einem
Behälter mit Aetzkali, welcher eine verschlieſsbare Oeffnung in das Wasser hat,
bezieht. In 15cm weiten Röhren, die im Inneren
ringsum laufen, ist verdichtete Luft enthalten; ferner sind Chemikalien zur
künstlichen Herstellung von Luft im Schiffe vorhanden. Die Beleuchtung liefert eine
Glühlampe. Die Torpedoarmirung besteht aus zwei durch eine Kette verbundenen
Torpedos, die mit Magneten versehen ist, um sich an der Eisen- oder Stahlverkleidung
des anzugreifenden Schiffes festzuhängen. Die Torpedos werden durch Elektricität
entzündet, sobald das Boot in eine richtige Entfernung vom Angriffspunkte gelangt
ist.
Ein ähnliches Fahrzeug „Le Gymnote“ wird in Havre geprobt. Dasselbe hat die Form eines Whitehead'schen Torpedos und ist 18m lang bei 1m,80
gröſstem Durchmesser. Der Betrieb soll durch Elektricität, welche in Accumulatoren
aufgespeichert ist, erfolgen (vgl. Le génie civil, 1888
S. 69).
Fig. 4 zeigt
eine Vorrichtung zur Gleichgewichtserhaltung und Tiefgangbegrenzung für
Unterwasserfahrzeuge von G. Poore und W. C. Storey in London (* D. R. P. Nr. 44088 vom 28.
Januar 1888). An jedem Ende des Fahrzeuges ist eine Kammer a angebracht, in
welcher ein Kolben b am einen Ende mit dem Fahrwasser
in Verbindung bleibt. Die Kolben b sind durch Gestänge
mit einander und mit dem Arme c eines Winkelhebels d verbunden, dessen Arme auf je ein Ventile einwirken
können. Sobald demnach im Inneren des eingetauchten Fahrzeuges durch Orts
Veränderung von Gewichten o. dgl. eine Schwerpunktsverschiebung stattfindet, wird
das Tiefertauchen des einen Endes ausgeglichen, indem durch Oeffnung des bezüglichen
Ventiles e von der Pumpe f
Flüssigkeit in das höher stehende Ende gefördert wird. Zur Aufnahme der
Druckflüssigkeit dienen Cylinder g, welche mit dem
Fahrwasser in Verbindung stehen und auf den Kolben h
die Flüssigkeit der Pumpe wirkt. Zur Tiefereinstellung dient der Cylinder i, dessen Kolben k mit
einem belasteten Hebel verbunden ist.
Die Torpedos
werden als Freischuſstorpedos und als solche, welche durch
Drähte von der Abschuſsstelle gesteuert werden, ausgebildet und benutzt. Für
Kriegsfahrzeuge werden wohl ausschlieſslich die ersteren Arten nach den Ausführungen
von Whitehead und Schwartzkopf verwendet, während für die Verteidigung von Hafeneinfahrten
u.s.w. auch letztere Art bereits in Benutzung gezogen sein soll.
Für die Construction und Antriebsart der Torpedos sind neuerdings mannigfache neue
Vorschläge gemacht worden. So bringen an Stelle der üblichen Luftmaschine J. A. Howell und T. H.
Paine in Washington (* D. R. P. Nr. 33520 vom 27. Januar 1885) den Antrieb
des Torpedos durch ein in rasche Umdrehung (die Erfinder sprechen von 7000 bis 12000
Umgängen in der Minute) versetztes Schwungrad in Vorschlag, welches seine Bewegung
an die Schraubenpropeller abgeben soll. Der Entwurf dieses Schwungradtorpedos ist
sehr interessant. Wenn auf einen solchen Torpedo eine Kraft mit dem Streben wirkt,
ihn um eine Achse zu drehen, welche der Umlaufsachse des Schwungrades nicht parallel
ist, so ergibt sich als Resultante eine Bewegung um eine Achse, welche senkrecht zur
Ebene jener beiden Achsen steht. Schwingt z.B. das Schwungrad um eine wagerechte
Achse und strebt eine auſsen angreifende Kraft, den Torpedo um eine senkrechte Achse
zu drehen, so wird das Ergebniſs dieser beiden Kraftwirkungen nicht Drehung um diese
senkrechte, sondern um eine wagerechte Achse sein, welche senkrecht zur Ebene der
beiden ersten Achsen liegt. Diese Thatsache wird benutzt, um seitliche Ablenkungen
des Torpedos zu verhindern und ihn zwangläufig in der Richtung zu erhalten, in
welcher er einvisirt und abgeschossen wurde. Da seitlich ablenkende Kräfte dem
Torpedo Drehung um eine Senkrechte mitzutheilen streben, so folgt, daſs die
Umgangsachse des Schwungrades wagerecht liegen muſs, und ist es im Allgemeinen von
Vorzug, diese wagerechte Umlaufsachse quer zur Längsrichtung des Torpedos anzuordnen. Unter
diesen Bedingungen ist die aus dem Angriffe auf seitliche Abweichung hinwirkender
Kräfte resultirende Umlaufsachse des Torpedos dessen Längsachse selbst, oder mit
anderen Worten: Der Torpedo wird „rollen“. Dieses Rollen kann benutzt werden,
um einen Steuermechanismus in Bewegung zu setzen, welcher so wirkt, daſs er
selbsthätig eine auf die entgegengesetzte Ablenkung gerichtete Kraftwirkung
hervorruft und diese so lange aufrecht erhält, als die erstere Kraftwirkung
andauert. Sobald das Rollen aufhört, kehrt auch der Steuermechanismus wieder in
seine normale Lage zurück. Wenn die wagerechte Umlaufsachse des Schwungrades quer
zur Längsachse des Torpedos liegt, wird es nothwendig, ein sogen.
„Tauchruder“ anzuordnen, um den Torpedo während seines Laufes in der
gegebenen Tiefe unter dem Wasserspiegel zu erhalten. Dieses Tauchruder liegt in der
Ruhestellung wagerecht und kann auf einer wagerechten, zur Umlaufsachse des
Schwungrades parallelen Achse schwingen. Dasselbe wird durch einen Mechanismus
selbsthätig in Wirksamkeit gesetzt, der von der Verschiebung eines Pendels abhängig
gemacht ist, welches seine Bewegungen von einem Regulator erhält, auf welchen der
Druck der Wassersäule, unter welches der Torpedo eingetaucht ist, zur Geltung kommt.
Die Arbeit des Regulators besteht darin, den Torpedo in die gewünschte Wassertiefe
zu bringen, während die Aufgabe des Pendels dabei wesentlich die ist, allzu
abschüssige Auf- und Abwärtsbewegungen des Torpedos zu verhindern.
Das Torpedogehäuse ist in der in Fig. 5 und 6 (Grundriſs und
Seitenansicht) wiedergegebenen Gestalt aus fünf Kammern ABCDE zusammengesetzt gedacht, welche auf im Inneren liegenden Reifen
befestigt sind. In den Kammern A und B liegt die Sprengladung und ferner in A auch die Zündvorrichtung, welche durch Aufstoſsen des
aus der vorderen Spitze des Torpedos vorstehenden Bolzens x auf einen Widerstand in Thätigkeit gesetzt wird. Die Kammer C enthält das Schwungrad und die Getriebe zur Bewegung
der Propeller, deren Wellen G durch die Kammer D gehen und aus E ins
Wasser treten; sie steht in Verbindung mit der Kammer D, welche durch eine wasserdichte Wand geschlossen ist. Wie die Kammern C und D sind auch die
Kammern A und B
wasserdicht. Der hintere Theil der Kammer E ist
ebenfalls wasserdicht, dagegen der vordere Theil derselben offen für den Zutritt von
Wasser, welches durch die Oeffnungen w eindringt; hier
sind die Mechanismen zur Regulirung der Steuerruder und des Tauchruders angeordnet.
Dieser Theil der Kammer E ist so weit mit Holz
ausgefüllt, daſs er nur die benöthigte kleinste Menge Wasser aufzunehmen vermag.
Das Schwungrad F sitzt auf einer rechtwinklig zur
Torpedolängsachse in an der Kammer E festen Lagern
angeordneten Welle, welche beim Abschieſsen des Torpedos wagerecht zu liegen hat.
Beiderseits der Nabe des
Schwungrades trägt dessen Welle je ein Kegelrad c,
welches in Eingriff steht mit einem Kegelrade d auf der
zugehörigen Propellerwelle G und so diese in Umdrehung
versetzen kann,
Auf jede Seite des hinteren Theiles der Endkammer E ist
auf einem Pfosten g (Fig. 7 und 8), am Rahmen f drehbar, ein Ruder O
angeordnet. Jedes Ruder O ist, wie in Fig. 8 in gestrichelten
Linien angedeutet, in seiner Mitte so ausgeschnitten, daſs es beim Umgelegtwerden in
keinerlei Berührung mit der Propellerwelle und dem Rahmen f tritt. Durch Arme h und Lenkstangen i (zu deren wasserdichtem Durchgange durch den hinteren
Theil der Kammer E nach deren vorderen, dem Wasser
offenen Theil die Röhren i1 angeordnet sind) ist jedes Ruder O mit dem
ihm entsprechenden Ende des in seiner Mitte auf der Drehachse j3 montirten Hebels j verbunden. Die Achse j3 trägt ferner einen radialen Arm j1, welcher durch eine
Lenkstange j2 mit dem
auf der Drehachse k1
des Helmes k sitzenden Kurbelarme k2 verbunden ist. Durch
die entsprechenden Bewegungen des Helmes k können somit
beide Räder O gleichzeitig je nach Nothwendigkeit nach
Steuerbord oder Backbord umgelegt und wieder mittschiffs eingestellt werden, welche
letztere Lage ihre normale ist.
Eine der Propellerwellen G trägt eine endlose Schraube
l (Fig. 7), welche in
Eingriff steht mit einem im offenen Theile der Kammer E
auf einer senkrechten Welle m1 aufgekeilten Zahnrade H. Auf derselben
Welle sitzt ferner oberhalb des Rades H und unterhalb
des Helmes k eine auf ihrer oberen Seite mit einer
Curvenrippe m versehene Scheibe H1. Am äuſseren Ende des Helmes k liegt in Augen, wagerecht in der
Torpedolängsrichtung, eine Achse n1, auf welcher quer zur Torpedolängsachse ein
zweiarmiger Hebel n in seinem Mittelpunkte sitzt. Die
Achse n1 ist mittels
einer biegsamen, z.B. aus einer dichten Drahtspirale bestehenden Welle o mit der Achse p1 eines Pendels p
verbunden. Der Hebel n ist an beiden Enden mit Spitzen
oder Warzen n2
ausgestattet, von denen die eine oder die andere mit der Curvenrippe m der Scheibe H1 in Berührung treten kann, sobald letztere in der
einen oder anderen Richtung in eine zum Hebel n
geneigte Stellung gebracht wird. Das Pendel p strebt
beständig, den Hebel n in wagerechter Lage zu erhalten,
zu welcher die Scheibe H1 in ihrer Mittellage, wenn also keine Ablenkung stattfindet, parallel
liegt, und befindet sich bei solcher Lage beider Theile der Helm k mittschiffs. Sobald eine auſsen angreifende Kraft den
Torpedo in der einen oder anderen Richtung um seine Längsachse zum Rollen bringt,
muſs sich auch die Scheibe H1 in Folge der Lagerung ihrer Welle in mit dem Torpedogehäuse verbundenen
Theilen in der entsprechenden Richtung schief stellen, während der Hebel n mittels des Pendels p
seine wagerechte Lage behauptet. Folglich geräth die ständig umlaufende Scheibe H1 mittels ihrer Rippe
m in Eingriff mit der ihr zunächst liegenden Spitze
n2 des Hebels n und drückt den Hebel k je nachdem nach
Steuerbord oder nach Backbord. Die Bewegung des Helmes überträgt sich durch Kurbel
k2,
Verbindungsstange j2
und Kurbel j1 auf die
Achse j3, deren
Kurbelarm j die Stangen i
verschiebt und damit die Ruder O umlegt. Letztere
veranlassen sofort eine der das Rollen veranlassenden Kraft entgegengesetzte
Kraftäuſserung, d.h. suchen den Torpedo in der entgegengesetzten Richtung ins Rollen
zu bringen. Diese Gegenwirkung der Ruder O dauert so
lange, bis der Torpedo in ihrer Richtung so weit zurückgerollt ist, daſs die Rippe
m der Scheibe H1 wieder auſser Berührung mit dem Hebel n gerathen, d.h. in ihre Mittellage parallel zu
demselben zurückgekehrt ist. Der Hebel n und mit ihm
der Hebel k wird durch die biegsame Welle o in die Mittellage mittschiffs zurückgeführt. Die
Ruder O werden nicht nur einfach je nachdem nach
Steuerbord oder nach Backbord umgelegt und so lange in dieser Lage erhalten, bis der
Torpedo wieder in die Abschuſsrichtung zurückgebracht ist, sondern die Rippe der
Scheibe H1 ertheilt
ihnen eine Reihe von Antrieben, und zwar so lange, als ihre Einwirkung auf den Hebel
n andauert. Die Curvenrippe kann dabei so geformt
werden, daſs sie den Rudern bei jeder Umdrehung der Scheibe H1 einen oder mehrere Impulse
ertheilt.
Ein in normaler Stellung wagerecht liegendes und um eine zur Schwungradachse
parallele Achse bewegliches Ruder I (das Tauchruder)
kann mittels eines Helmes s in ähnlicher Weise wie oben
der Helm k durch einen von einer rotirenden
Curvenscheibe aus seiner Normallage gebrachten Hebel t
eingestellt werden (Fig. 7). Die Achse dieses Armes ist durch eine biegsame Welle mit der
Drehachse K1 der im
Gehäuse J liegenden Pendelvorrichtung K verbunden. Die Achse K1 wird nach der einen oder anderen
Richtung durch eine Linse L in Drehung versetzt, indem
deren Lage mit dem wechselnden Drucke des Wassers durch diesen Druck selbst
verschoben wird. Letzterer wirkt zu diesem Zwecke auf einen mit der Linse
verbundenen Kolben v1,
dessen Wirkung jedoch von einem regulirbaren elastischen Widerstände (Feder S) so abhängig gemacht ist, daſs sie erst eintritt,
wenn der Torpedo unter die normale Tiefe sinkt. In letzterer stehen die
Curvenscheibe und der Hebel t parallel zu einander ohne
Berührung und das Tauchruder liegt wagerecht. Ein gröſserer oder geringerer Druck
als dieser bewirkt eine Verschiebung des Pendels nach der einen oder anderen Seite
über die Normalstellung hinaus, indem im ersteren Falle durch Vergröſserung des
hydrostatischen Druckes auf den Kolben v1 ein stärkerer Zug auf die Linse ausgeübt wird,
während im anderen Falle der Zug auf dieselbe entsprechend geringer wird. In beiden
Fällen wird die Achse K1 so weit herumgedreht werden, daſs der damit in beschriebener Weise
verbundene Hebel X unter die Wirkung der Curvenrippe
gelangt und dem Tauchruder je nachdem eine Reihe von nach oben oder nach unten
gerichteten Antrieben mittheilt. Das auf der Achse r angeordnete
Tauchruder I ist mittels Kurbel r1 und Verbindungsstange r2 (welche durch das im
wasserdichten Theile der Kammer E liegende Rohr i2 geht) mit einem auf
stehender Welle quer zur Torpedolängsachse liegenden Helm s verbunden. Die Einstellung des letzteren erfolgt durch den in der
Torpedolängsrichtung beweglichen, auf der wagerechten Querachse t1 montirten
zweiarmigen, dem Hebel n ähnlich gestalteten Hebel t und eine Curvenrippe m2. Letztere kann entweder auf einer
besonderen, mit der Achse m1 umlaufenden Scheibe oder auf der Oberseite des Zahnrades H angeordnet sein.
Die Pendelvorrichtung K (Fig. 9) umfaſst eine
cylindrische, hohle und luftdicht geschlossene, in dem im vorderen Theile der Kammer
E angebrachten nach dem Wasser offenen Gehäuse J mittels Welle K1 drehbaren Kapsel K
und die in einer in letzterer gebildeten Nische schwingende Linse L. Letztere ist einerseits mit der Achse K1 und andererseits
durch eine Schnur v3
mit dem Regulator V verbunden. Der Regulator V besteht aus einem Kolben v1, welcher lose in einem cylindrischen,
an der Kapsel K seitlich von deren Drehpunkt
angebrachten und mit ihrem Inneren in Verbindung stehenden Halse v spielt. Beide Theile sind mit einander durch eine
übergeschobene Muffe v2
aus biegsamem und wasserdichtem Stoffe luftdicht verbunden, so daſs die Kapsel K eine hermetisch geschlossene Luftkammer bildet.
Zwischen Kolben v1 und
Hals v ist so viel Spiel gelassen, daſs sich bequem
zwei Lagen des den Muff v2 bildenden Stoffes einlegen können. Wird der Kolben von einem stärkeren
hydrostatischen Drucke in den Hals hineingetrieben, so rollt sich die Muffe von dem
Kolben ab und auf die Innenfläche des Halses auf, indem das Wasser sich zwischen
beide Lagen eindrängt, sie von einander hält und so jede die Bewegung des Kolbens
bildende Reibung und Berührung verhindert. In Folge ihrer gegenseitigen Verbindung
bewegen sich Kolben v1
und Linse L in Uebereinstimmung, und wird dadurch, je
nachdem sich der Kolben ein- oder auswärts bewegt, der Schwerpunkt der
Pendelvorrichtung entsprechend verlegt und damit eine entsprechende Drehung der
Kapsel und folglich der durch die biegsame Welle t2 mit ihr verbundenen Achse t1 des Hebels t bewirkt, welche sich, wie beschrieben, auf den Helm s überträgt. Um zu verhindern, daſs der Kolben die
Linse in Bewegung setzt, ehe der Torpedo auf die Tiefe der Schuſsbahn gekommen ist,
wird eine Feder S angeordnet, welche die Linse L zurückzudrücken strebt und dem Zuge des Kolbens v1 einen elastischen
Widerstand entgegensetzt.
Zufriedenstellende Ergebnisse erhielten die Erfinder bei einem Torpedo von 2m,5 Länge bei 31cm Durchmesser mit zwei Röhren G1 von je 7cm,6
Länge bei 17cm,8 Durchmesser, gleichwertig einem
einzigen Rohre von 15cm Länge und 17cm,8 Durchmesser. Die Mittheilung der zum Treiben
des Torpedos im Wasser erforderlichen Geschwindigkeit an das Schwungrad hat vor dem
Abschieden zu erfolgen.
Dieselben Erfinder bringen zum Abschieſsen dieses Torpedos den folgenden
Lancirapparat (* D. R. P. Nr. 33520 vom 27. Januar 1885) in Vorschlag.
Der Apparat besteht aus einem Drehkrane, einer um eine wagerechte Achse drehbar mit
diesem verbundenen Trage zum Einhängen des Torpedos, und der beweglich damit
verbundenen Torpedoschleuder, welche durch den Fall des Torpedos aus der Trage in
Wirkung tritt und demselben einen wagerechten Antrieb in der Abschuſsrichtung
ertheilt, ehe er noch ins Wasser gelangt. Der den Torpedo haltende Theil kann um
eine rechtwinklig zu dessen Schwungradachse liegende Achse schwingen, so daſs die
Bewegungen des Schiffes keinerlei schädliche Beanspruchungen auf das nunmehr um zwei
Achsen bewegliche Schwungrad ausüben können.
Der Antrieb des Fischtorpedos geschieht allgemein mittels verdichteter Luft, und zwar
in der Art, daſs die gespannte Luft gleich wie bei gewöhnlichen Dampfmaschinen in
den Cylinder eingelassen wird, dort ihren Druck auf die Kolben überträgt und
hierdurch die Drehung der Propellerachse sammt den in entgegengesetzter Richtung
umlaufenden beiden Propellerschrauben bewirkt.
Das im Folgenden erläuterte System von A. Graf von Buonacorsi
di Pistoja in Wien (* D. R. P. Nr. 42619 vom 19. Juni 1887) macht die
Cylindermaschine, sowie die Winkelräder und den Druckregulator entbehrlich und
bietet dadurch die Möglichkeit, den Mechanismus wesentlich zu vereinfachen.
Das Prinzip des neuen Systems besteht darin, daſs hierbei nicht der statische Druck
der gespannten Luft zur Wirkung gebracht und zur Verschiebung von Kolbenflächen
verwendet wird, sondern die lebendige Kraft, welche der verdichteten Luft bei ihrer
Ausströmung ins Freie vermöge ihrer Dichte und Strömungsgeschwindigkeit innewohnt,
zur unmittelbaren Stoſswirkung auf die Propeller gelangt.
Die auf 70 bis 90at verdichtete Betriebsluft ist,
wie bisher, in einem zylindrischen, an beiden Enden verjüngten Kessel eingeschlossen
und gelangt durch ein festes Leitungsrohr a (Fig. 10) in
das mit diesem luftdicht verbundene, drehbar montirte Rohr b, welches von einem zweiten Rohre c
umschlossen ist. Auf letzterem sitzen die beiden Propellerschrauben A und B, deren Flügel nach
entgegengesetzten Richtungen gekrümmt sind, so daſs A
einen rechtsgängigen und B einen linksgängigen
Propeller versinnbildlicht. Die Nabe jeder Schraube enthält in ihrem Inneren eine
kegelförmig die Achse umgebende Kammer A1 und B1, in welche die verdichtete Luft durch mehrere in
den beiden die Achse bildenden Röhren angebrachte Schlitze b1
c1 und b2
c2 einströmen kann. Aus
diesen beiden Kammern, welche eine Art Windkessel bilden, die im Vereine mit den als
Schwungräder wirkenden Propellern eine Regulirung der gleichförmig beschleunigten
Torpedolaufgeschwindigkeit bewirken, strömt die verdichtete Luft durch die in die
Propellerflügel gebohrten Kanäle A2
A2 und B2
B2 ins Freie und
bewirkt der auf die der Ausströmungsöffnung gegenüber liegenden Flächenelemente des
Kanales wirkende aerodynamische Stoſs eine Umdrehung der Flügel im entgegengesetzten
Sinne der Luftausströmung. Durch diese nach dem Prinzipe des Segner'schen Wasserrades ausgeführte Construction sind die Umlaufszahlen
beider Propeller vollständig unabhängig von einander und werden nur durch die Gröſse
der Querschnitte bedingt, durch welche man die verdichtete Luft in die Kammer A1 und B1 treten läſst.
Während man nun bis jetzt bestrebt war, bei den Torpedos die steuernde Wirkung einer
Propellerschraube durch die Wirkung einer zweiten entgegengesetzt und gleich rasch
laufenden Schraube möglichst aufzuheben und die Richtungssteuerung durch besondere
verstellbare, senkrechte Steuer- oder Ruderblätter zu erreichen suchte, ist es
gerade dieser früher als störend betrachtete Einfluſs der ungleichartigen
Propellerwirkungen, welchen der Erfinder zur Geradlaufsteuerung des Torpedos
ausnutzt.
Da mit der Zu- und Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit auch die steuernde Wirkung
jedes Propellers zu- und abnimmt, so wird es sich bei Lösung dieser Aufgabe nur
darum handeln, den Unterschied der Rotationsgeschwindigkeit beider Propeller so
groſs zu machen, daſs durch den rascher laufenden, die Drehwirkung des zweiten sammt
den sonstigen auf das Torpedo wirkenden ablenkenden Einflüssen ausgeglichen werde.
Die Umlaufszahl wird aber wieder direkt von jenem Querschnitte abhängen, durch den
man die Druckluft in die Schrauben treten läſst, woraus folgt, daſs durch Aenderung
dieser Querschnitte eine entsprechende Steuerwirkung auf das Torpedo ausgeübt werden
kann. Die Aenderung dieser Querschnitte wird nun auf folgende Weise vollzogen.
Das innere Luftrohr b ist an den den Propellersitzen
entsprechenden Orten mit Längsschlitzen b1 und b2 versehen, mit welchen die im äuſseren Rohre c befindlichen Schlitze c1 und c2, die die halbe Breite der ersteren besitzen, durch
Drehung des Rohres b derart in Verbindung gebracht
werden können, daſs die Preſsluft entweder durch den ganzen Querschnitt der Schlitze
c1 und c2 oder nur durch einen
Theil derselben ausströmen kann. Da die den beiden Propellersitzen entsprechend
angeordneten Schlitze c1 und c2
nicht in denselben Erzeugenden liegen, so werden sie mit den Schlitzen b1 und b2 nie gleichzeitig
zusammenfallen, so daſs man durch Drehung eines mit dem Rohre b fest verbundenen Zeigers die Zuströmung zu Propeller
A drosselt, die zu B
aber erhält oder die entgegengesetzte Wirkung erzielt.
Um die Umlaufszahl beider Propeller nach Versuchen ablesen zu können, steht jeder
derselben durch ein Wurmrad w mit je einer Zählvorrichtung in Verbindung,
welche durch die Räder w1 angedeutet sind.
Die Tiefensteuerung wird von einem Paar in fester Verbindung stehender, zu beiden
Seiten des Achterrohres wagerecht angeordneter Steuerblätter besorgt; die letzteren
werden durch eine mittels verdichteter Luft betriebene und vom Tiefgangregulator
angetriebene Steuermaschine bethätigt, welche ihre Bewegungen durch ein auſserhalb
des Torpedohauptkörpers liegendes Gestänge auf die Steuerblätter überträgt, da die
jetzige Construction der Torpedos die Verlegung des Gestänges nach dem
Torpedoinneren unmöglich macht.
Wenn ein Torpedo beim Schieſsen bis etwas über die Mitte seiner Länge das bis jetzt
gebräuchliche Lancirrohr verlassen hat, so verliert derselbe, da sein Schwerpunkt
nicht in der Mitte der Länge, sondern weiter nach vorn liegt, in Folge seiner
Verjüngung nach hinten die Stütze und beginnt mit seinem Vordertheile zu fallen, ehe
der Schwanz das Lancirrohr verlassen hat. In Folge dieses Umstandes fällt ein aus
einem wagerecht eingebauten gewöhnlichen Lancirrohre geschossener Torpedo nicht
wagerecht, sondern mit einem Winkel in das Wasser, welcher von der Höhe abhängt, in
der das Rohr über Wasser eingebaut ist. Die einmal eingeleitete Fallbewegung, welche
ein Drehen des Torpedos hervorruft, nimmt, so lange der Torpedo durch die Luft
fliegt, ihren ungehinderten Fortgang. Deswegen fällt der Torpedo bei sehr hoch
eingebauten Rohren, selbst wenn dessen Lage eine wagerechte ist, mit einem sehr
steilen Winkel ins Wasser und veranlaſst dieses oft ein Ingrundgehen des
Torpedos.
Um nun dem Torpedo beim Abschieſsen möglichst lange eine sichere gerade Führung zu
geben, wird von der Berliner
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vormals L.
Schwartzkopff in Berlin (* D. R. P. Nr. 44255 vom 9. December 1886) die in
Fig. 11
dargestellte Ausführung vorgeschlagen und angewendet. Dieselbe verfolgt den Zweck,
dem abgeschossenen Torpedo jede gewünschte Neigung durch die Veränderlichkeit der
Länge eines ausschiebbaren Tragebalkens zu geben, in den Grenzen, welche man beim
Schieſsen des Torpedos mit gewöhnlichem Rohre erhält, bis zum wagerechten Falle des
Torpedos. Je nachdem der oben in der Mitte des Torpedos befindliche Tragknaggen vor
oder nach dem Austritte des Schwanzendes aus dem Rohre von der Nuth des Tragbalkens
frei wird, wird der abgeschossene Torpedo mit gröſserer oder geringerer Neigung
bezieh. in wagerechter Lage zu Wasser fallen. Es ist daher der Winkel gegen die
Wagerechte, unter welchem der Torpedo seinen Weg durch das Wasser nimmt, bei
vorliegender Construction abhängig von der Länge der Ausschiebung des Tragebalkens.
Ist der Balken ganz ausgeschoben, so ist die Länge so bemessen, daſs der vordere
Knaggen die Führung erst in dem Augenblicke verläſst, wenn das Schwanzende des
Torpedos eben von der Rohrmündung frei wird. Der Torpedo fällt somit unter dieser Bedingung
wagerecht oder parallel der Achsrichtung des Lancirrohres herab. Bei weniger weit
vorgeschobenem Balken beginnt der Torpedo seinen Fall vorn früher in dem
Augenblicke, wo der Knaggen frei wird, während er mit dem Schwanzende noch im Rohre
geführt ist. Der Torpedo nimmt also eine entsprechende Neigung beim Falle ein.
Hieraus ist ersichtlich, daſs durch die Veränderlichkeit der Ausschiebung des
Tragbalkens die Neigung, mit welcher der Torpedo zu Wasser geschossen wird, beliebig
bestimmt werden kann und die Manövrirfähigkeit mit den Torpedos gesteigert wird.
Oben auf dem Lancirrohr befindet sich ein der Länge nach angeordneter, allseitig
geschlossener Kasten a. In diesem Kasten befindet sich
ein Balken d, welcher oben zu einer Zahnstange
ausgebildet ist. In diese Zahnstange greift bei f ein
mittels Kurbel g bewegliches kleines Zahnrad ein, so
daſs die Zahnstange d entweder in den Kasten a ganz zurückgezogen oder ganz nach auſsen geschoben
oder jede andere dazwischen liegende Mittelstellung gewählt werden kann. Die in Fig. 11
sichtbaren Schrauben nn sollen zur Feststellung der
Lage dieses Tragbalkens dienen. Die Bewegung des aus- und einziehbaren Tragbalkens
kann auch mit beliebigen anderen Bewegungsmechanismen (Schraube, Hebel u.s.w.)
erfolgen. Die untere Seite des Balkens ist mit einer Längsnuth m versehen, in welcher ein auf dem Torpedo befestigter
┬-förmiger Knaggen p derart gleitet, daſs auf die ganze
Länge dieses aufgeschobenen Tragbalkens durch diesen Knaggen der Torpedo getragen
wird, so daſs derselbe beim Lanciren erst dann frei fallen kann, wenn dieser Knaggen
p die Führungsnuth m
des Tragbalkens d verlassen hat. Ist der
Verlängerungsbalken d in sein Gehäuse a ganz zurückgezogen, so kann die äuſsere Oeffnung des
Längskastens a mit demselben Schleusenschieber oder mit
derselben Klappe, welche zweckentsprechend geformt ist, geschlossen werden, mit
welcher die Mündung des Schuſsrohres selbst auſsenbords geschlossen wird.
Eine vermehrte Schwierigkeit beim Abschieſsen der Torpedos ergibt sich, wenn das
Schuſsrohr seitlich am Fahrzeuge quer zur Fahrtrichtung, wie bei den meisten
gröſseren Kriegsschiffen, angeordnet ist und der Schuſs während der Fahrt des
Fahrzeuges abgegeben werden soll.
Ein gewöhnlicher Torpedolancirapparat wird den Anforderungen nicht genügen, wenn er
bei in Fahrt begriffenem Schiffe von der Breitseite aus, besonders unter Wasser,
einen Torpedo lanciren soll, wegen des groſsen seitlichen Druckes, dem der Torpedo
beim Austritte aus dem Schuſsrohr ausgesetzt ist, einem Drucke, der mit der
Geschwindigkeit des Schiffes wächst und dem kein Torpedo widerstehen könnte. Beim
Abschieſsen von Torpedos unter Wasser von der Breitseite eines in Fahrt begriffenen
Schiffes aus muſs das Bestreben hauptsächlich darauf gerichtet sein, den Torpedo vor dem seitlichen
Drucke des Wassers zu schützen, bis der Torpedo den Lancirapparat verlassen hat.
Ein anderer wichtiger Punkt ist der, eine Ablenkung des
Torpedos durch den seitlichen Druck des Wassers beim Verlassen der Schutzvorrichtung
zu verhindern. Nach der Construction von R. Whitehead
in Fiume, Ungarn (* D. R. P. Nr. 46812 vom 31. Mai 1888) tritt der Torpedo zugleich
mit einem Schild, in welchem er befestigt ist, aus dem Schiff heraus und wird durch
denselben geschützt. Ist der Torpedo vom Schiffe ganz frei, so wird er vom Schilde
freigemacht und gleichzeitig auf seiner ganzen Länge dem seitlichen Drucke des
Wassers ausgesetzt.
Der Schild oder Rahmen, in welchem der Torpedo liegt, besteht aus einem Kasten, der
beträchtlich länger ist als der Torpedo. Der Kasten ist an der Rückseite (in der
Richtung der Bewegung des Schiffes genommen) auf einer Strecke offen, welche etwas
länger ist als der Torpedo. An der Vorderseite ist er (so weit er aus dem Schiffe
heraussieht, wenn er herausgeschoben ist) als Rost oder Gitter ausgeführt, in
welchem die Zwischenräume durch Klappen verschlossen sind, welche derart drehbar
sind, daſs sie durch den Druck des Wassers geöffnet werden, wenn der Schild nahezu
vollständig herausgeschoben ist und Sperrstangen, welche mit zahnförmigen Ansätzen
versehen sind, zurückgezogen werden. Der Schild kann in handlicher Weise durch eine
durch verdichtete Luft getriebene Maschine hinein und heraus bewegt werden, deren
Welle ein Getriebe trägt, das in eine Zahnstange auf der oberen Fläche des Schildes
eingreift. Da der Schild mit groſser Geschwindigkeit hinausbewegt wird, so
entwickelt er eine beträchtliche lebendige Kraft; um diese aufzunehmen und den Stoſs
am Ende der Auswärtsbewegung zu lindern, wird die aus der Maschine c austretende Luft benutzt, um einen elastischen Buffer
zu bilden, indem man sie in den Raum zwischen dem anderen Ende des festen
rechteckigen Gehäuses und einem Ansätze am hinteren Ende des Schildes eintreten
läſst. Der Torpedo wird im Schilde an jeder Bewegung verhindert, bis er zur
geeigneten Zeit freigelassen wird. Am hinteren Ende wird er am Zurücklaufen durch
ein Stütz- und Auspuffrohr verhindert, welches dagegengepreſst wird und auch dazu
dient, die aus dem Motor des Torpedos selbst ausströmende Luft in den vorher als
Buffer angeführten Kaum zu leiten.
Die groſse Unsicherheit des Abschusses von Torpedos, die geringe Treffsicherheit,
welche vom Seegange trotz aller sinnreichen Regulirvorrichtungen ungemein stark
beeinfluſst wird, haben seit längerer Zeit zur Construction von Torpedos geführt,
welche ständig bis zur Entzündung mit der Abschuſsstelle durch Drähte bezieh. Kabel
verbunden bleiben, um durch elektrische oder mechanische Beeinflussung genau
gesteuert zu werden. Es ist noch nicht bekannt geworden, daſs sich ein Staat eingehender mit diesen
Ausführungen befaſst oder gar ihre Einführung beschlossen hat.
Die zum Theile sehr umständlich angeordneten Einrichtungen für gesteuerte Torpedos schlieſsen sich im Wesentlichen den
früher an dieser Stelle eingehend besprochenen Latschen Ausführungen an, ohne
prinzipiell neue Gedanken zu verwirklichen.
(Schluſs folgt.)