Titel: | Neues im Schiffswesen. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 529 |
Download: | XML |
Neues im Schiffswesen.
(Patentklasse 65. Fortsetzung des Berichtes S. 486
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
26 und 25 des vorigen Heftes.
Neues im Schiffswesen.
Durch Elektricität getrieben und gesteuert wird der Torpedo von J. S. Williams in Riverton, Nordamerika (* D. R. P. Nr.
34489 vom 7. Oktober 1884).
Während bei den seither angeführten Torpedos der zum Betriebe nothige elektrische
Strom einem im Torpedokörper selbst vorhandenen Elektricitätsmagazine (Accumulator,
Secundärbatterie) entnommen, und durch das Kabel von der Oberleitungsstelle aus nur
regulirend wirkende Ströme gesandt werden, wird diesem Torpedo auch der für den
Betrieb der Propeller, Steuerruder, Signallaterne u.s.w. erforderliche Strom durch
das die Verbindung mit dem Oberleitungsorte unterhaltende Kabel nachgeliefert.
Bezüglich der Einrichtung der Einzelheiten verweisen wir auf die umfangreiche
Patentschrift. Dasselbe geschehe bezüglich des elektrisch gesteuerten Torpedos von
G. E. Haight in New-Haven und W. H. Wood in Hartford, Nordamerika (* D. R. P. Nr.
38508 vom 30. März 1886), bei welchem der Betrieb durch innerhalb des Torpedos
erzeugte Kohlensäure erfolgt.
Die von J. O. Kelly in London und B. A. Collins in Nunhead (* D. R. P. Nr. 44556 und Nr.
44778 vom 7. Januar 1888) getroffenen Anordnungen zur Bethätigung solcher Torpedos
sind in Fig.
12 und 13 Taf. 25 dargestellt.
In einer Abtheilung des Torpedos, wozu sich die mittlere A am besten eignet, wird ein trockener Schiffscompaſs a angebracht, auf dessen Windrose ein leichter
Hartgummiring befestigt ist. Auf diesem Ringe, dessen äuſserer Umfang noch innerhalb
der Punkte und Marken der Gradeintheilung liegt, so daſs sie bequem abgelesen werden
können, befinden sich zwei Silber- oder Kupferstifte a3
a4, und zwar am besten
2° von einander entfernt, so daſs der eine Stift 1° Ost, der andere 1° West vom
Nordpunkte des Compasses liegt. Unmittelbar über dem Mittelpunkte des Compasses a ist die senkrechte Welle b angebracht, die an ihrem unteren Ende ungefähr 13mm über der Windrose einen Zeiger b1 trägt, so daſs, wenn
die Welle b sich dreht, der Zeiger b1 wie ein Uhrzeiger
einen vollen Kreis durchlaufen kann. Er ist von Hartgummi, Elfenbein u.s.w., etwa
5mm dick und 13mm breit, steht auf der hohen Kante und trägt auf jeder Seite zwei von
einander isolirte Contactdrähte b2
b3.
Da der Zeiger b1
zwischen den beiden Stiften a3 und a4
liegt, wenn er noch nach Nord zeigt, so wird, wenn er z.B. nach NNO. zeigt, der
Compaſs das Bestreben haben, mit seinem Nordpole sich in den magnetischen Meridian
einzustellen und mit dem Stifte a3 auf der rechten O.-Seite gegen die Seite des
Zeigers b1 drücken, so
daſs die beiden Contactdrähte b2 an
dieser Seite elektrisch mit dem Stifte a3 verbunden werden. In gleicher Weise wird, wenn der
Zeiger b1 nach NNW.
zeigt, der Stift a4 auf
der W.-Seite mit den Drähten b3 auf der linken Seite des Zeigers b1 in elektrischem
Contacte sein. Wenn der Zeiger b1 nach irgend einem Punkte zwischen N. und S. auf
dem O.-Halbkreise gerichtet ist, macht der Stift a3 Contact mit den Drähten b2 auf der rechten Seite des Zeigers b1, und, wenn er nach
irgend einem Punkte auf dem W.-Halbkreise gerichtet, macht der Stift a4 Contact mit den
beiden Drähten b3 auf
seiner rechten Seite. Die Welle b trägt das groſse Rad
b4 mit 360 Zähnen
oder mit einem Zahne für jeden Grad. Das Rad b4 greift in ein gleich groſses Zwischenrad b5 und dieses in den
Trieb c1 auf der Welle
c, die auch das Steigrad c2 und den Trieb c3 trägt, der durch ein Rad c4 auf der Welle c5, auf die die
Spiralfeder c6 gewunden
ist, getrieben wird, so daſs, wenn die Feder c6 durch einen auf das Ende der Welle c5 gesetzten Schlüssel
aufgezogen und dann freigegeben wird, die Bewegung der Welle c5 auf die Welle c und den Trieb c1 und durch das Zwischenrad b5 auf das Rad b4 übertragen wird. Dadurch dreht sich die Welle b und folglich der Zeiger b1 über die Windrose des Compasses wie der
Zeiger einer Uhr. Die Räder c1
b5
b4 würden sich, wenn
nicht gehemmt, so lange drehen, als die Feder c6 noch Kraft hat. Ihre Bewegung wird daher dadurch
geregelt, daſs ein Anker d mit dem Steigrade c2 in Verbindung
gebracht wird, so daſs das letztere immer nur um einen Zahn fortschreiten kann, wie
dies bei solcher Hemmung immer der Fall ist. Die Bewegung des Ankers d wird auf folgende Weise geregelt: Ein kleines
Anschlagstück e liegt neben dem freien Ende des Ankers
d, verbunden durch eine Stange e1 mit der
Armaturplatte e2 des
Elektromagneten e3.
Sobald der elektrische Strom den Magneten e3 durchläuft, wird die Platte e2 angezogen und damit
das Anschlagstück e zurückgezogen, so daſs der Anker
d frei arbeiten kann. Sobald der Strom unterbrochen
wird, springt die Platte e2, durch die Feder e4 veranlaſst, zurück und das Anschlagstück hindert
wieder die Bewegung des Ankers d.
Die elektrische Batterie e5 für den Elektromagneten e3 ist an einer passenden Stelle der Abtheilung A oder B untergebracht.
Von ihrem einen Pole geht ein Draht e6 an den einen Pol des Elektromagneten e3, während von ihrem
anderen Pole ein Draht e7 an die Achse des Haspels f, auf welchen 3
bis 8km isolirten Kupferdrahtes f1 aufgewunden sind,
geht. Das innere Ende des Drahtes f1 geht durch die hohle Achse des Haspels und wird
durch eine Bürste oder durch ein Universalgelenk mit dem Drahte e1 in elektrische
Verbindung gebracht. Das freie Ende des Drahtes f1 geht der Länge nach durch ein Rohr, auf dem die
hohle Propellerwelle sich dreht, so daſs das Ende des Drahtes f1 an Bord der Station,
von wo der Torpedo abgesandt wird, befestigt werden kann. Der Pol des Magneten e3, der nicht mit der
Batterie e5
verbunden ist, wird
durch den Draht e8 mit
der Auſsenhaut des Torpedos verbunden, um durch das Wasser einen Erdschluſs zu
erhalten.
Auf der Station, von wo der Torpedo abgesandt wird, befinden sich Compaſs, Hemmung,
Räderwerk-Verbindungen u.s.w. genau ebenso wie in dem Torpedo. Der Zeiger des
Compasses der Station zeigt genau nach derselben Richtung wie der Zeiger b1 des Compasses a im Torpedo. Und da alle übrigen Räder u.s.w., die mit
beiden Zeigern verbunden sind, dieselben, und übereinstimmend gestellt sind, so
werden auch die beiden Zeiger genau übereinstimmend sich bewegen bezieh. zeigen.
Sobald das Ende des isolirten Drahtes f1 vom Torpedo mit einem der Pole des Elektromagneten
der Abgangsstation (oder Schiffes) verbunden wird, wird der Stromkreis geschlossen,
und der Strom geht nun durch den Draht f1 über den Haspel f
nach dem Elektromagneten e3 im Torpedo und von da durch die Erdleitung zurück an den Elektromagneten
der Station. Die beiden Elektromagnete lösen die Anker in demselben Augenblicke aus,
folglich werden die Hemmungen im Torpedo und auf der Station gleichzeitig arbeiten,
und die Zeiger b1
werden sich übereinstimmend über die Windrosen beider Compasse drehen. Sobald der
Strom unterbrochen wird, halten die Anschlagstücke e
die Bewegungen beider Hemmungen an, und die beiden Zeiger bleiben in derselben
Richtung stehen.
Um den Torpedo zu steuern, wird ein Visirapparat angewendet. Ueber einem besonderen
Compasse der Absendungsstation, der, wenn letztere an Land sich befindet, eine feste
Windrose, wenn sie an Bord eines Schiffes sich befindet, eine bewegliche Windrose
hat, ist eine Stange mit Fadenkreuz an beiden Enden (oder ein Fernrohr) derart
aufgehängt, daſs sie in wagerechter Ebene sich um einen Punkt, der genau über dem
Drehpunkte des Compasses liegt, drehen läſst. Wird mit dieser Visirstange nach dem
anzugreifenden Schiffe visirt, so zeigt der unten liegende Compaſs genau die
magnetische Stellung desselben. Beispielsweise zeigte die Visirstange nach NW. b. N.
Der Strom wird durch Niederdrücken eines Knopfes geschlossen und dadurch werden die
Anschlagstücke e sowohl im Torpedo, als in dem
Stationsapparate zurückgezogen, so daſs die beiden Zeiger b1 sich über ihren Compassen so weit
drehen, bis die N.-Pole derselben auf NO. b. N. gebracht sind. Sobald dies geschehen
ist, wird die Richtung NW. b. N. in eine Linie mit der Längsachse des Torpedos
fallen. Der Torpedo muſs demnach 33°45'' nach W. gedreht sein, ehe der Compaſs frei
nach N. zeigt und der Stift a3 frei von der Berührung mit der Seite des Zeigers b1 wird. An beiden Seiten des Zeigers b1 liegen zwei Arten
Contactdrähte b3 und
b2, die Backbord-
und Steuerbord drahte, von denen der eine Backborddraht b3 mit dem einen Pol einer chemischen
Batterie (Accumulator) h und der andere mit dem einen
Pole eines Elektromagneten i
verbunden ist. Der
zweite Pol der Batterie h ist mit dem zweiten Pole des
Elektromagneten i durch den Draht h1 verbunden. Die
Steuerborddrähte b2
sind auf ähnliche Weise mit einer anderen Batterie h*
und einem anderen Elektromagneten i* auf der
Steuerbordseite verbunden. Die Batterien h und h*, sowie die Elektromagnete i und i* sind in der Achterabtheilung des
Torpedos untergebracht. Wenn der linke Stift a4 des Compasses mit den Drähten b3 der Backbordseite
des Zeigers b1 in
Contact kommt, so wird der Stromkreis geschlossen und die Backbordbatterie h und der Elektromagnet i
arbeitet. Auf gleiche Weise wird, wenn der andere Stift a3 in Contact mit den Drähten b2 auf der rechten
Seite des Zeigers b1
kommt, der Stromkreis geschlossen und die Batterie h*
und der Elektromagnet i* an der Steuerbordseite in
Thätigkeit gesetzt.
Ueber der Propellerwelle in der Achterabtheilung B sind
zwei Arme beweglich so angelenkt, daſs sie einen Winkel zu einander bilden und an
jeder Seite herunterreichen, bis ihre Enden den Backbord- und
Steuerbordelektromagneten ii* gegenüber liegen. Hier
sind sie mit Eisenarmaturen ausgerüstet und werden durch Federn von den Magneten
entfernt gehalten. Sobald der Magnet einer Seite den Arm anzieht, kommt ein Rad in
Eingriff mit einem Gewinde auf dem Umfange der Propellerwelle. Angenommen, daſs die
Propellerwelle rotirt und daſs der linke Stift a4 der Windrose in Contact mit den Backbord drahten
b3 des Zeigers b1 kommt, so wird der
Strom für die Backbordbatterie h geschlossen sein. Von
der Propellerwelle wird ein Rad l gedreht, welches
durch ein Seil diese Bewegung auf das Steuerrad überträgt, so daſs das Ruder
Steuerbord gelegt wird, bis der Zeiger b1 aufhört, den linken Stift a4 zu berühren.
Um auf der Absendungsstation von Zeit zu Zeit die genaue Stellung des Torpedos
bestimmen zu können, bedient man sich einer runden Scheibe oder eines Tisches,
worauf eine Windrose von etwa 1m Durchmesser
dargestellt ist. Die Linien der Gradeintheilung sind vom Mittelpunkte bis zum
Umfange voll ausgezogen. Eine Anzahl concentrischer Kreise ist nach einem beliebigen
Maſsstabe aufgetragen. In der Zeichnung sind z.B. Radien von 800, 1200, 1600,
2000m gebraucht, so daſs der äuſsere Umfang
der Windrose 2400m darstellt. Eine kleinere
Windrose von etwa 26cm Durchmesser ist auf einer
Scheibe von durchscheinendem Material, Marienglas, Glas u.s.w. aufgezeichnet, deren
Gradeintheilung vom Mittelpunkte ausgehende Linien darstellen. Diese Scheibe ist
beweglich und kann irgend einem Theile der groſsen Windrose angepaſst werden. Der
Mittelpunkt der Windrose bezeichnet die Absendungsstation. Sobald die Visirstange
(oder das Fernrohr) auf das anzugreifende Schiff gerichtet und der Kurs sowohl auf
dem Torpedocompasse, als auf dem Stationscompasse eingestellt ist, wird die
abgeschätzte Entfernung des anzugreifenden Schiffes auf der groſsen Windrose durch eine eingesteckte
Nadel bezeichnet. Der Torpedo läuft in dem eingestellten Kurse, und seine Stellung
kann, da seine Geschwindigkeit bekannt ist, jeden Augenblick auf der Windrose
gefunden werden, indem die durchlaufene Entfernung auf der entsprechenden
Radiuslinie abgesteckt wird. Die kleinere Scheibe wird mit ihrem Mittelpunkte auf
die Nadel, die den Feind bezeichnet, aufgesteckt und so gedreht, daſs ihre
Radiuslinien mit den gleichnamigen der Windrose übereinstimmen. Wenn eine Linie
durch die Nadel und die jedesmalige Stellung des Torpedos auf der Windrose gezogen
wird, zeigt die mit dieser Linie correspondirende Radiuslinie der Scheibe die
Compaſsstellung des Torpedos in Beziehung zu dem angegriffenen Schiffe an. Steht
letzteres still, so gibt die Verbindungslinie des Mittelpunktes der Windrose mit dem
der Scheibe diese Stellung. Bewegt sich das Schiff, so wird die Scheibe auf eine
neue Stellung gebracht, und die Linie von ihrem Mittelpunkte nach der
augenblicklichen Stellung des Torpedos gibt dann die Richtung, in welcher der Kurs
des Torpedos geändert werden muſs, um dem Schiffe zu folgen. Dies geschieht auf die
früher beschriebene Weise, so daſs der Torpedo dem Schiffe in allen seinen
Stellungsänderungen folgen kann.
H. S. Maxim in London (* D. R. P. Nr. 42288 vom 18. Juni
1887) bringt einen Torpedo in Vorschlag, welcher ausschlieſslich durch mechanische
Mittel gesteuert wird, und zwar nur mit Hilfe eines einzigen Drahtes, der die
Verbindung mit der Torpedomaschinerie und der Abschuſsstelle herstellt. Die
umfangreiche Patentschrift läſst sich in der hier erforderlichen Kürze nicht
mittheilen.
Da die Kriegsschiffe sich gegen Torpedoangriffe durch sogen. Schutznetze zu sichern
streben, welche in der Wasserlinie um das Fahrzeug so herumgelegt werden, daſs die
abgeschossenen Torpedos sich in diese Netze verwickeln und unschädlich gemacht
werden, so sind neuerdings auch Vorrichtungen erfunden, welche den Torpedo
veranlassen, beim Anstoſsen an die Netze unterzutauchen, das Netz zu umschwimmen, um
so doch noch den Schiffsrumpf zu treffen und an demselben explodiren zu können. Eine
solche Vorrichtung haben S. H. Nealy und L Hutchins in Washington (* D. R. P. Nr. 42747 vom 2.
März 1887) an ihren Fischtorpedos angebracht (Fig. 14 bis 17 Taf.
25).
An einem Schwimmer D ist ein Torpedo A von der gewöhnlichen Cigarrenform befestigt, so daſs
der Schwimmer auf der Oberfläche des Wassers schwimmt, während der Torpedo sich
unter Wasser befindet. An irgend einer passenden Stelle im Inneren des
Torpedogehäuses A, an dessen Auſsenseite sich die von
einem Ende desselben bis zum anderen reichende Propellerschraube befindet, befindet
sich ein Motor b, dessen Welle b1 an einem Ende durch das Torpedogehäuse
geht, in welchem sie frei drehbar gelagert ist, und in ein Vierkant endigt, das von
Armen Y umfaſst wird, welche vom Schwimmer herabhängen.
Auf der Welle b1 sind auſserdem
radial gestellte Flügel c befestigt. Die vordere Spitze
des Torpedos ist in den vom Schwimmer herabhängenden Armen X drehbar gelagert. Bei dieser Anordnung dreht sich nicht die Welle b1 des Motors, sondern
es dreht sich das Gehäuse A des Torpedos um diese
Welle, und zwar gleichgültig, ob der Torpedo mit dem Schwimmer verbunden oder von
demselben gelöst ist; im ersteren Falle nämlich verhindert der Schwimmer selbst die
Drehung der Welle b1,
im letzteren Falle dagegen setzen die Flügel c der
Drehung der Welle b1
einen so groſsen Widerstand entgegen, daſs sie durch das Wasser festgehalten werden,
weshalb sich das Gehäuse A unter der Einwirkung des
Motors drehen muſs.
Stöſst nun der Schwimmer gegen ein Hinderniſs, beispielsweise ein Torpedofangnetz, so
wird der Torpedo vom Schwimmer abgelöst, schwimmt unter dem Fangnetze hindurch und
stöſst gegen den Rumpf des zu zerstörenden Schiffes.
Die Kuppelungs- und Ablösevorrichtung besteht für das vordere Ende des Torpedos aus
den beiden gelenkig verbundenen Armen X, an deren
unteren Enden sich die Lagerhälften x2 für die vordere Spitze des Torpedos befinden. Für
gewöhnlich werden die unteren Enden der Arme X dadurch
zusammengehalten, daſs zwischen deren obere Enden, welche von unten durch eine
Oeffnung x1 in eine
Kammer x im Schwimmerkörper hineinreichen, ein
Querstück v, das von einer Stange V getragen wird, geschoben ist. Jeder der Arme X besteht aus zwei bei X1 gelenkig verbundenen Hälften, welche,
wenn die Arme zusammengehalten werden, dadurch in einer Geraden gehalten werden,
daſs durch den vorwärts drückenden Torpedo die unteren Hälften dieser Arme gegen
einen Ansatz W an der Unterseite des Schwimmers
gepreſst werden.
Am hinteren Ende des Torpedos besteht die Kuppelungs- und Ablösevorrichtung aus einer
senkrechten Gleitstange y (Fig. 17) mit einer Oese
am oberen Ende, in welche ein Haken an der Stange V
eingreift. Das untere Ende der Stange y ist mit einem
Rahmen Z gelenkig verbunden, der mittels des Armes Z1 um den Zapfen g im Boden des Schwimmers drehbar ist. Am senkrechten
Arme des Rahmens Z sind die Arme eingelenkt, von denen
jeder am unteren Ende eine Lagerhälfte für das Vierkant an der Welle b1 enthält. Bei der
durch vollgezogene Linien angedeuteten Stellung der Theile, wo die Stange y durch den Haken an der Ablösestange V hochgehalten wird, werden die Arme Y durch Spreizen am seitlichen Auseinandergehen
verhindert, indem diese sich gegen Stufen Z1
Z1 an der Auſsenseite
der Arme lehnen. In der normalen Lage der Theile wird die Stange V durch eine im Schwimmer geeignet untergebrachte Feder
v1 nach vorwärts
gedrückt, so daſs die Arme X zusammengehalten werden
und die Stange y hochgehalten wird. Wenn nun der
Schwimmer gegen ein
Torpedofangnetz stöſst, so wird zuerst die Stange V
aufgehalten, welche zu dem Zwecke hinreichend weit über den Bug des Schwimmers
herausragt. Dadurch wird die Stange V im Schwimmer
zurückgeschoben, und es wird zunächst das Querstück v
an derselben zwischen den oberen Enden der Arme X
herausgedrückt; diese werden sofort durch eine geeignete Feder zusammengezogen, so
daſs die unteren Enden dieser Arme aus einander gehen und gleichzeitig, indem sie
dabei von W loskommen, sich nach vorn drehen. Dadurch
wird das vordere Ende des Torpedos freigegeben und gleichzeitig verhindert, daſs der
Torpedo bei seiner Vorwärtsbewegung gegen die Arme X
stöſst. Unmittelbar darauf wird auch die Stange y am
hinteren Ende des Schwimmers von dem zugehörigen Haken an der Stange V loskommen, sie fällt sammt dem wagerechten Arme des
Rahmens Z herab, welche Bewegung durch eine Feder
begünstigt wird; die Stufen an den Auſsenseiten der Arme V gleiten dabei unter den Spreizen weg, und diese Arme werden durch eine
Feder aus einander geschnellt. Dies hat zur Folge, daſs auch das rückwärtige Ende
des Torpedos freigegeben wird.
Da nun die Auslösung am vorderen Ende des Torpedos um einen Augenblick früher erfolgt
als am hinteren, so neigt sich der Torpedo mit der Spitze etwas nach abwärts, worauf
er auch von der Kuppelungsvorrichtung am hinteren Ende freigegeben wird. Nun setzt
das Torpedogehäuse seine Drehung fort, und so setzt auch der Torpedo seine
Vorwärtsbewegung fort und stöſst, unter dem Fangnetze wegschwimmend, gegen den Rumpf
des zu zerstörenden Schiffes.
Die Construction von J. O'Kelly in London und R. A. Collins in Nunhead (* D. R. P. Nr. 44556 vom 20.
November 1887) bezweckt, daſs der Torpedo sich, sobald er beim Angriffe eines
Schiffes die Schutznetze desselben trifft, an dieselben anhängt, um dann unter das
Netzwerk wegzutauchen oder über den das Netz tragenden Baum fortzuspringen und
schlieſslich sein Ziel doch noch zu treffen.
Die Stahlstange a (Fig. 18 Taf. 26) oder ein
Rohr von etwa 25 bis 30mm Durchmesser und einer
solchen Länge, daſs ihr lanzenförmiges Vorderende weit genug vor der Nase des
Torpedos b vorsteht, ist auf solche Weise an dem
Torpedo befestigt, daſs, wenn die Lanze die Netze trifft, sie sich selbsthätig vom
Torpedo trennt. Das hintere Ende dieser Stange oder Lanze a trägt zwei schief gestellte, flache oder ovale Zapfen a2, die in den runden
Augen eines auf dem Rücken des Torpedos b befestigten
Bockes b1 sich drehen
können. Der Bock b1 hat
eine Oeffnung b2, die
weit genug ist, die Zapfen a2, wenn sie etwa 36° gegen die in Fig. 18 gezeichnete Lage
gedreht werden, hindurchzulassen. In der Lage der Figur müssen die Zapfen a2 im Auge des Bockes
b1 bleiben und die
Lanze a ist mit dem hinteren Ende an dem Torpedo
befestigt.
An der Lanze a ist eine Feder d angeordnet, die im normalen Zustande der Lanze a zusammengedrückt zwischen Lanze und Rücken des
Torpedos liegt, sobald sie aber in Thätigkeit kommt, sich bis auf etwa 90° spreizen
kann. Die Lanze a wird in ihrer normalen Lage durch ein
Schnappschloſs, welches am vorderen Theile des Torpedos einschnappt, gehalten. Auf
dem Torpedo b ist ein Haken b4 angeordnet, in welchen der Schnepper
a6, durch die Feder
a7 getrieben,
eingreift. Der die Lanze a mit einer Gabel umfassende
Schnepper a6 dreht sich
um einen Bolzen in dem ausgeschärften und an der Lanze a befestigten, längsgestellten Schilde a5. Auf das Vorderende der Lanze a ist ein Rohr a8 lose aufgeschoben, welches durch die im Inneren
der Lanze liegende Feder a9 ungefähr 5cm mit seinem hinteren Ende
von der Gabel des Schneppers a6 entfernt gehalten wird. Ganz vorn am Rohre a8 sitzt eine nach
unten gerichtete Nase a10 aus Stahlblech, die lang genug ist, um nicht durch die Maschen des
Schutznetzes hindurchzugehen. Das Vorderende der Lanze a ist zugeschärft und mit federnden Harpunbarben a1 besetzt, so daſs dasselbe, wenn es
durch das Netz hindurchgegangen ist, nicht mehr zurückgezogen werden kann und
gefangen ist. Sobald der Torpedo das Netz trifft, geht die Lanzenspitze hindurch,
während das Rohr a8
gegen die Feder a9
mittels der sich gegen das Netz stemmende Nase a10 zurückgeschoben wird, bis es die Gabel des
Schneppers a6 trifft
und diesen auslöst, wodurch die Lanze a hier vom
Torpedo frei und die Feder d in Thätigkeit gesetzt
wird. Da der Torpedo am Vorwärtsgehen durch das Netz gehindert ist, so wird er durch
die Feder d mit seiner Nase nach unten gedrückt, bis er
und die Lanze a ungefähr einen Winkel von 36° bilden.
Nun wird er von dem hinteren Ende der Lanze frei und schieſst schräg nach unten. An
dem Schilde a5 des
Schnappschlosses ist eine dünne Leine c aus Hanf oder
Draht befestigt, die ungefähr 10m lang ist, und
die in einem runden, auf dem Rücken des Torpedos angebrachten, hinter der Abtheilung
für den Sprengsatz liegenden Gefäſse b5 aufgeschossen ist. Das Ende der Leine c ist am Boden des Gefäſses b5 festgemacht. Beim Tauchen des Torpedos
wird die Leine c ausgegeben. Ist sie zu Ende, so wird
der Torpedo b vorn festgehalten und muſs, da seine
Triebkraft ihn vorwärts treibt, in einem Bogen nach aufwärts steigen, bis er mit dem
Percussionsstifte den Schiffsboden trifft und explodirt. Damit der Torpedo nicht
explodire, wenn er mit der Nase schräg auf das Netzwerk oder sonstwo anstreift, sind
an seiner Nase mehrere Federn b7 befestigt, deren hintere Enden nicht am Torpedo
befestigt sind, so daſs, wenn auf die vordere Spitze, die Nase, desselben ein
Seitendruck ausgeübt wird, die Federn b7 diesen Druck auffangen und eine Explosion des
Sprengsatzes verhindern. Wenn aber der Torpedo rechtwinklig auftrifft, so bieten die
Federn b7 keinen
nennenswerthen Widerstand und der Stoſsbolzen e, sowie
die Zündung e1 bis e4 kann wirken.
Zur richtigen Wirkung des Torpedos ist es nothwendig, daſs er sich einestheils nicht um seine
Achse drehen kann (denn dadurch würde er, wenn er das Netz auch trifft, wirkungslos
in einer falschen Richtung weitergehen) und anderentheils in der für richtig
erkannten Tiefe unter dem Wasserspiegel, auf die er von vornherein eingestellt wird,
fortgeht und diese weder nach unten noch nach oben verläſst. Um die Rotation des
Torpedos um seine Längsachse zu verhindern, welche durch die Drehung der ihn
treibenden Schraube hervorzubringen gesucht wird, bekommt der Torpedo einen von vorn
nach hinten gehenden Kiel b8 parallel zur Achse, so daſs derselbe an den Enden sehr tief, in der
Mitte ein wenig vorstehend ausfällt. Auſserdem besitzt er zwei lange Seitenflossen,
die diametral einander gegenüberstehend wagerecht von ihm abstehen. Die
Seitenflossen erfüllen zu gleicher Zeit die zweite Aufgabe, den Torpedo in der
richtigen Tiefe zu halten.
Naturgemäſs sind auch vielfache Schutzmittel gegen Torpedoangriffe vorgeschlagen. In
Anwendung befinden sich anscheinend ausschlieſslich die Schutznetze, gegen welche
sich die oben beschriebenen Ueberwindungsmittel richten. Die Neuerungen haben
ausschlieſslich den Zweck, die Netze zu vervollkommnen.
T. Favarger in Paris (* D. R. P. Nr. 41410 vom 13. März
1887) wendet einen, das zu schützende Schiff völlig umgebenden, Gürtel an (Fig. 19 Taf.
26), welcher durch Korkstücke schwimmend erhalten wird.
Der aus Tau- oder Drahtseillängen mit den an ihren Verbindungsstellen eingeschalteten
und verankerten Bojen bestehende Gürtel umgibt das zu beschützende Schiff, wie ein
Kreis seinen Mittelpunkt. Auf diesem Umkreise, dessen Durchmesser vielleicht 1000m beträgt, sind Bojen in etwa 150m groſsen Entfernungen von einander
angeordnet.
Die Boje B ist aus Blech construirt; sie ist kegelförmig
und im Inneren in zwei über einander liegende Kammern getheilt, wovon die untere A die Kasten E enthält,
welche mit leicht entzündlichem Stoffe zur Beleuchtung der Boje gefüllt sind,
während die obere Kammer B Korkstücke enthält, damit
sie oben aufschwimmt. In B befinden sich ebenfalls
Hohlräume oder Kammern C zur Aufnahme der loslösbaren
Kasten D, welche mit leicht entzündlichem Material
angefüllt sind. Die untere Kammer A enthält zwei irdene
Gefäſse oder Behälter EE, welche mit einander die
conische Höhlung dieser Kammer einnehmen und an ihrem oberen Theile hervorstehende
Ansätze oder Hälse besitzen, die hermetisch verpicht sind. Die Basis dieser Hälse
ist mit Rillen versehen, um hier eine schwache Stelle zu haben; die Gefäſse selbst
sind mit Phosphorcalcium gefüllt. An dem unteren Theile der Boje ist für ihre
Befestigung an dem Kabel ife ein fester Bügel d angeschraubt und an demselben sind zwei vernickelte
Bandfedern ee befestigt. Jede dieser Federn ist an
ihrem oberen Ende mit einem Hammer ausgerüstet. Mit Rücksicht auf diese Hämmer sind
Löcher oder Oeffnungen in der Boje vorhanden und mit hermetisch aufgelöthetem
Bleibleche e1
verschlossen. In der
Mitte des Halses eines jeden der irdenen Gefäſse EE
befindet sich eine Ausbauchung e2, die mit der inneren Fläche der Bleiplatte e1 in Berührung steht.
Um nötigenfalls dafür zu sorgen, daſs Wasser in der unteren Kammer A vorhanden sei, ist deren Wandung mit kleinen
Oeffnungen versehen, die von innen durch Deckel mit elastischen Scharnieren
verschlossen sind. Das Ende jedes Federhammers e wird
durch die Backen hh festgehalten und seitlich geführt;
dieselben sind auſsen auf die Bojen geschraubt oder genietet und dienen als Führung
für den Hammer, wenn derselbe durch die Kraft seiner Feder angetrieben wird.
Zwischen der Schäkel e3
und der Feder e wird ein kleiner Ring derart gehalten,
daſs, so lange er an seinem Platze bleibt, der Hammerkopf die Bleischeibe e1 nicht berühren kann,
und der Widerstand von e ist so groſs, daſs es eines
Kraftaufwandes von ungefähr 50k bedarf, um den
Ring von den Backen fort und über das obere Ende der Feder e hinwegzuziehen. Wenn letzteres geschieht bezieh. geschehen ist, schlägt
der Hammer unter Einfluſs der Feder auf die Scheibe e1 und zerbricht den Hals des Gefäſses E. Um zu verhüten, daſs das Freiwerden der Feder e mit ihrem Hammer während des Auslegens und der
Handhabung des Gürtels zufälligerweise erfolgen könne, ist eine Stange z aus Salmiak oder anderem in Wasser löslichen Material
quer zwischen die Backen hh gelegt, und zwar gegen
einen kleinen Ansatz auf dem Ringe e3; hierdurch wird die Stange ein zufälliges
Freiwerden der Feder so lange verhindern, bis der vollständige Gürtel ausgelegt
worden ist, während einige Minuten später, nachdem dies geschehen ist, der Apparat
durch Auflösen der Salmiakstange im Meerwasser in wirkungsfähigen Zustand
gelangt.
Wenn die beabsichtigte Kraftäuſserung auf irgend einen Theil des schwimmenden Gürtels
erfolgt, wird der dieser Taulänge des Gürtels entsprechende Hammer zurückgezogen,
bis der Ring e3 die
Backen h verlassen und über das obere Ende der Feder
e gegangen ist, wodurch dann der Hammer frei und
durch die Wirkung seiner Feder gegen die Bleischeibe e1 geschleudert wird. In Folge dessen wird
der Hals des in der Boje befindlichen Thongefäſses E
zertrümmert und das Meerwasser kommt in Berührung mit dem Phosphorcalcium, dieses
entzündet sich und entwickelt leuchtende Gase, welche durch das in der Mitte der
Boje angebrachte senkrechte Rohr v entweichen.
Die Kraftwirkung auf den Schutzgürtel a wird ferner den
Kasten D aus der Kammer C
herausbringen und die Boje losschakeln. Dadurch wird der Federhammer m frei werden und die Glasscheibe l zertrümmern, so daſs Meerwasser zu dem in dem Kasten
enthaltenen Phosphorcalcium treten kann, wodurch sich dieses entzündet und Gase
entwickelt, welche den Kautschukbeutel s aufblähen und
in Gestalt einer Flamme durch die in der hinteren Platte t befindliche Oeffnung austreten. Durch den aufgeblähten Beutel schwimmt
der damit verbundene Kasten D oben, und die aus demselben
emporlodernde Flamme zeigt beständig die jeweilige Stellung des feindlichen
Torpedos, während er durch letzteres mitgeschleppt wird.
Das Torpedoschutznetz von A. Corssen in Wilhelmshaven (*
D. R. P. Nr. 44625 vom 8. Februar 1888) besteht aus Ketten ohne Theilung, und zwar
in Längen., wie es die Gröſse des herzustellenden Netzes erfordert. Die Drahtseile
sind dagegen in Enden geschnitten und durch Einsplissung mit den Ketten verbunden.
Die Maschen weite und Maschenform des Netzes ist nach Belieben durch verschiedene
Zusammensetzung der Ketten mit den Drahtseilenden zu erzielen. Ebenso können die
Drahtseilenden mit dem Spliſse über einander liegend oder neben einander liegend mit
den Ketten verbunden werden. Die so hergestellten Netze sollen eine bequeme und
leichte Handhabung und Verpackung gestatten, so daſs kein Theil durch Verbiegung
leiden kann.
Zum Schlusse dieses Abschnittes sei eine neue Zündvorrichtung
für Torpedos von A. Graf von Buonacorsi di
Pistoja in Wien (* D. R. P. Nr. 45368 vom 24. Februar 1888) mitgetheilt,
welche erst nach einer Abschuſszeit dienstfähig wird (Fig. 20 Taf. 26).
(Schluſs folgt.)