Titel: | Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos. |
Autor: | Constantin Mitzopulos |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 552 |
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Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland
in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin
Mitzopulos.
(Fortsetzung des Berichtes S. 509 d.
Bd.)
Berg-, Hütten- und Salinenwesen Griechenlands.
B. Das Berg- und Hüttenwesen.
Obwohl in Griechenland viele Bergwerks-Gesellschaften gegründet wurden, so befinden
sich doch nur zwei derselben in blühendem Zustande, nämlich die griechische Τά Μεταλλουργεῖα Λαυρείου und die französische
Les mines du Laurium. Wir werden deren Werke hier
kurz beschreiben.
α) Die griechische
Gesellschaft „Die Hütten von Laurium“.
Diese Gesellschaft, Nachfolgerin der französischen Roux
et Comp., gegründet im J. 1873 mit einem Kapital von 14000000 Francs,
bezweckte zuerst nur das Verschmelzen von alten Schlacken und Ecvoladen; später
aber, als man sah, daſs das, was von den Alten übrig geblieben ist, nicht lange
anhalten wird, kaufte sie einige Gruben im In- und Auslande. Im Besitze dieser
Gesellschaft stehen jetzt nicht nur die alten Schlacken und Ecvoladen, die auf
der Oberfläche von Laurium noch liegen, sondern auch die Gruben von Nikias und
dem lauriotischen Olymp in Laurium, die von Kleinasien (Valia, Kara-Aïdin und
Metschlik) und eine Concession in Macedonien, sowie die schmalspurige Eisenbahn
zwischen Athen und Laurium.Vgl. den von Herrn Andreas Cordellas
veröffentlichten Bericht „'Η βιομηχανία
τω̃ν μευαλλουργείων Λαυρείου 1888“, worin er
Alles klar und ausführlich niedergelegt hat, was diese Gesellschaft
betrifft. Von den Berg- und Hüttenwerken dieser Gesellschaft
werden wir nur die innerhalb Griechenlands gelegenen beschreiben.
1) Die Gruben von Nikias und
dem lauriotischen Olymp in Laurium.
Die Grube Nikias liegt an der Nordostseite Lauriums und enthält zwischen
Glimmerschiefer und Kalkstein reiche Lagerstätten von manganhaltigen
Eisenerzen und silberhaltigem Bleiglanz, welche dort den zweiten Contactlagergang bilden.
Die reinen manganhaltigen Eisenerze werden ins Ausland verkauft und die
bleihaltigen in Laurium als Zuschläge benutzt. Es werden jährlich 50000t von manganhaltigem Eisenglanz mit 34
Proc. Fe und 18 bis 20 Proc. Mn, 15000t
eisenhaltigen Bleierzen mit 4 bis 6 Proc. Pb und 1800 bis 2000g Ag in der Tonne Blei, und 500t Bleiglanz mit 2000g Ag gewonnen. Der Abbau bietet nicht
viele Schwierigkeiten, da das Erz fast an der Oberfläche liegt.
Die Gruben vom lauriotischen Olymp bestehen aus drei getrennten Concessionen.
Die bei Cap Sunium hat im Betriebe den ersten Contactlagergang, der sehr
unregelmäſsig ist und eisenhaltige Bleierze enthält, welche als Zuschläge
beim Verschmelzen der Ecvoladen benutzt werden. Bei Spitharopussi wird der
erste Contact durch Tagebau abgebaut. Man hat auch den dritten Contact
entdeckt, worin die Alten sehr viel abgebaut haben. Auch in Passalimani
kommt der erste Contact bis zu Tage vor, er besteht ebenfalls aus
bleihaltigen Eisenerzen mit viel Silber. In dem dritten Contact, welcher aus
unregelmäſsigen Stöcken besteht, haben die Alten eine feinkörnige, aber sehr
silberhaltige Bleiglanzschicht abgebaut. Dieser Lagergang reicht bis zum
Meeresniveau, und deshalb stehen die tiefliegenden Strecken der Alten unter
Wasser. Man hat eine starke Pumpe bestellt, um das Wasser herauf zu heben,
damit man den Bau weiter führen kann. – In der Concession Ary ist der
mittlere Kalkstein sehr entwickelt. In diesem und nicht weit vom Contact
existirt eine sehr ausgedehnte metallführende Erzzone, die 3 bis 35m Mächtigkeit hat. Sie besteht
hauptsächlich aus Eisenoxyden, welche Nester von silberhaltigem Bleiglanz
innig gemengt mit Blende und Galmei enthalten. Viele von diesen Nestern
haben die Alten abgebaut und die Hohlräume mit Steinen gefüllt. In manchen
alten Bauen findet man sehr reiche Ecvoladen und hier und da anstehenden
Bleiglanz und Griffons von Galmei. Um diese zinkhaltigen Bleierze schmelzbar
zu machen, hat man ein Walzwerk bestellt, durch welches man die Trennung von
Blende und Bleiglanz mechanisch erreichen wird. Vom ganzen lauriotischen
Olymp werden monatlich 750t bleihaltiger
Eisenerze mit 6 bis 8 Proc. Pb und 850 bis 1000g Ag abgebaut, welche mit Ecvoladen verschmolzen werden. Von Ary
besonders wurden abgebaut 900t blendige
Bleierze mit 3 bis 7½ Proc. Pb (und 2500 bis 3000g Ag in der Tonne Blei) und 18 Proc.
Zn.
2) Die Aufbereitung der
Ecvoladen.
Wie die Alten, so nennen wir auch jetzt Ecvoladen ('Εχβολάδες) besonders Berghalden oder Haldensturz, welche noch
nutzbare Erze (Blei, Silber, Kupfer) enthalten, im Allgemeinen aber alte
Halden, welche auf der Oberfläche oder in der Grube liegen und noch
metallhaltig sind, weil sie Abfälle von altem Abbau, Wäsche oder
Schmelzhütte sind. Der gröſste Theil der alten Schlacken wurde schon
verschmolzen, nur ein sehr kleiner Theil davon bleibt übrig in Form von kleinen
Bruchstücken (Garbiglia) mit Ecvoladen gemengt, deren übrig gebliebenes
Quantum bis zu 2520000t berechnet wird mit
2 bis 10 Proc. Pb (1000 bis 2000g Ag die
Tonne Blei). Auſserdem verschmilzt die Gesellschaft sehr reiche Schlacken,
Garbiglia und schlackigen Schlamm, welche vom Grunde des nahe liegenden
Meeres durch einen Bagger heraufgezogen werden. In ungefähr 2½ Jahren hat
man daraus 97797t gewonnen, welche 694528
Drachmen gekostet haben.
Nach den Untersuchungen des Herrn Cordellas
bestand die Aufbereitung der Alten aus folgenden drei Theilen: 1) Aus einer
Scheidebank, welche aus hartem Steine construirt war, 2) aus Mörser und
Mühle von Trachyt aus Milos und 3) aus einer Wäsche.
Um die zerkleinerten Erze zu waschen, sammelte man Regenwasser in groſsen
Reservoirs, deren Inhalt manchmal bis zu 1000cbm reichte (vgl. Laurium par
Cordellas).
Das Waschen der Erze geschah auf folgende Weise. Im ersten Reservoir, welches
voll Regenwasser war, wurden die Erze in einfachen, durch die Hand
beweglichen Setzmaschinen gewaschen, Was im ersten Reservoir blieb, wurde
wahrscheinlich in demselben auf anderen Setzmaschinen mit kleiner
Maschenweite wieder abgewaschen. Der Bodensatz wurde herausgezogen und auf
geneigtem Pflaster getrocknet. So bekam man schmelzbare Erze, Waschgut und Abfälle (die πλυνίται von Cordellas). Diese Plyniten enthalten 7 bis 12 Proc. Zn, 4 bis 8
Proc. Pb und 2000 bis 6000g Silber in der
Tonne Blei.
Bei Senterina und Ary existiren noch alte Wäschen, deren Reservoire rund sind
und an der Seite ein zweites längliches Reservoir haben, das Löcher hat. In
diese wurden die Erze gebracht und stark umgerührt. Die erzeugte Trübe floſs
dann in eine Mehlführung. Die auf diese Weise von feinen Theilen gereinigten
Erze wurden auf der Scheidebank oder auf Setzmaschinen weiter gereinigt. Der
aus der Trübe niedergesetzte Bodensatz oder Schlamm hat eine gelbe Farbe und
enthält 12 bis 26 Proc. Pb und 2000 bis 6000g Ag in 1t Blei. Es ist also ein
sehr reiches Bleierz.
Die jetzt im Betriebe stehende groſsartige Wäsche der Gesellschaft, gebaut im
J. 1875, hat die Form eines E, dessen mittlerer Schenkel die Maschinen des
Werkes und die Pumpen für das nöthige Meerwasser enthält, welches in ein
hoch liegendes Bassin von 1100cbrn
hinaufgepumpt wird. Die Ecvoladen werden mit der Eisenbahn bis zu der
Westseite des Gebäudes herangebracht und dort auf einen Rost von 65mm Breite geworfen und mit Meerwasser
besprengt. So bleiben die Stücke, die breiter als 65mm sind, auf dem Roste und werden dann
weiter durch Handscheiden separirt. Die durchgehenden Ecvoladen, welche aus
Körnern von verschiedener Gröſse bestehen, werden durch eine archimedische
Schraube von 300 Neigung 2m hoch gehoben
und auf eine Trommel von 3,5 Länge geworfen. Diese Trommel besteht aus
drei concentrischen Mänteln, deren Maschenweite von innen nach auſsen 25mm, 15mm
und 10mm ist. So werden die Ecvoladen in.
drei Klassen vertheilt.
I. Ecvoladen von 25 bis 65mm Korngröſse. Diese werden durch
flieſsendes Wasser zur Scheidebank gebracht und dort gereinigt.
II. Ecvoladen von 15 bis 25mm Korngröſse. Diese werden ebenfalls
durch flieſsendes Wasser zu einer anderen, tiefer liegenden einfachen
Trommel gebracht, der gröſste Durchmesser derselben ist 1,26, die Länge 2m und die Maschenweite 17 bis 20mm.
III. Ecvoladen von 10 bis 15mm Korngröſse. Diese werden durch
flieſsendes Wasser in eine Trommel gebracht von 4m Länge, 1,26 Durchmesser und 11 bis 12mm Maschenweite.
IV. Ecvoladen kleiner als 10mm bis zu Schlamm. Diese flieſsen auf 14
unter einander liegenden einfachen Trommeln, deren jede 4m Lange, 1m,5 Breite und einen durchlöcherten Mantel hat. Jede davon ist in
zwei Theile von verschiedener Maschenweite getheilt, also im Ganzen 9, 8, 7,
6, 5½, 5, 4½, 4, 3½, 3, 2¾, 2½, 2¼, 2, 1¾, 1½, 1¼, ¾mm Maschenweite.
Alle diese Klassen werden durch Handscheiden (wenn sie groſs genug, oder wenn
sie feiner sind, durch continuirliche Setzmaschinen), Spitzkasten und
Rundherde wie folgt sortirt. Die I. Klasse wird auf der Scheidebank durch
Knaben gereinigt. Die II. und III. Klasse (15 bis 25mm und 10 bis 15mm) kommen zu einer Reihe von
continuirlichen Setzmaschinen. Daraus bekommt man schmelzbare Ecvoladen und
Sand, der auf die Halden gestürzt wird. Die von den 18 Trommeln IV.
erzeugten Klassen von 9 bis ¾mm werden auf
entsprechenden Setzmaschinen weiter verwaschen und dort sortirt, der übrige
Theil bis zu dem feinsten Schlamme kommt in Spitzkasten, welche unabhängige
Batterien bilden. Die Trübe, die zur ersten Batterie (aus 12 Spitzkasten)
kommt, wird in Erzsand und zweite Trübe getheilt. Dieser Erzsand wird in
sogen. polymeren oder zusammengesetzten Setzmaschinen, auf deren Sieben eine
Schicht von Bleiglanz oder anderem Erze kommt, sortirt. Die zweite Trübe
flieſst zu der zweiten Batterie, welche aus gröſseren Spitzkasten besteht.
Daraus bekommt man die dritte Trübe, die durch eine Pumpe zu der dritten
Batterie gehoben wird, und die vierte sehr feine Trübe, welche in groſsen
Bassins geklärt wird. Endlich aus der dritten Batterie erzeugt man Schlamm,
der auf Linkenbach's Rundherd sortirt wird, und
die fünfte Trübe, welche in Bassins zum Klären kommt.
Aus dem Rundherde bekommt man schmelzbare Schliche und Schlamm, welcher
wieder auf anderem Rundherde gewaschen wird, und armes Erz, welches in die Sümpfe flieſst.
Auſserdem hat man noch 6 Erzmühlen im Betriebe, welche die aus den
continuirlichen Setzmaschinen erzeugten Producte mahlen, uni sie noch einmal
zu waschen.
Die groſse Wäsche, welche mit elektrischem Lichte beleuchtet wird, hat 42
Trommeln, 350 Setzmaschinen, 72 Spitzkasten und 8 Rundherde. Darin arbeiten
350 Beamte und Arbeiter, deren täglicher Gehalt von 2,50 bis 3 Francs
beläuft. Die ganze Wäsche verarbeitet in 24 Stunden 1000t roher Ecvoladen mit 3 bis 5 Proc. Pb und
1200 bis 1700g Ag. Daraus bekommt man
250t schmelzbare Ecvoladen mit 12 bis
15 Proc. Pb (der Schlamm nur 7 bis 8 Proc. Pb). Die unbrauchbaren enthalten
noch 1 bis 2 Proc. Pb. Der Kostenaufwand für 1t Ecvolade beläuft sich auf 2½ Francs. – Jede continuirliche
Setzmaschine verarbeitet in einer Stunde 1200 bis 1500k Ecvoladen, daraus bekommt man
schmelzbares Erz mit 14 bis 15 Proc. Pb und 1500g Ag auf 1t Blei. Waschgut mit 3
bis 3,5 und 4 bis 4,5 Proc. Pb mit 1500g
und Berge und Sand mit 1 bis 1½) Proc. Pb. Jede polymere Setzmaschine
(crible du Hartz), bestehend aus 4 Abtheilungen, erzeugt Schmelzgut mit 22 Proc. Pb, Briquettenschlamm mit 13 bis 15 Proc. Pb,
Waschgut mit 3 bis 3½ Proc. Pb und Sand mit 1 bis 1½ Proc. Pb.
Jeder Spitzkasten verarbeitet in der Stunde Trübe, welche 1 bis 1½t Schlamm enthält. Endlich ein Rundherd
wäscht in einer Stunde 600k Schlamm mit 4
bis 5 Proc. Pb und in 24 Stunden erzeugt er 2 bis 2½t Briquettenschlamm mit 12 bis 15 Proc. Pb
und unbrauchbaren Schlamm mit 1¼ bis 1½ Proc. Pb.
Weil der vom Rundherde erzeugte Schlamm sehr fein ist, werden daraus
Briquetten hergestellt, welche dann in die Hütte zum Schmelzen kommen.
Jährlich werden 70000 bis 75000t Schlamm
zu Briquetten verarbeitet mit einem Kostenaufwande von 200000 Francs, was
sehr theuer ist.
3) Das Schmelzen der
Ecvoladen.
Die französische Gesellschaft Roux et Comp.,
welche den gröſsten Theil der alten Schlacken bis 1873 verschmolzen hat,
benutzte spanische Herdöfen, die sehr schädlich und unökonomisch waren, denn
viel Blei ging dabei verloren. So z.B. in 10 Monaten und 18 Tagen von 1874
wurden verschmolzen
103248t
alte Schlacke,
12564
Ecvoladen,
2112
Plynit,
574
Flugstaub,
––––––––––––––––––––––
Summa
118498t
mit wenigstens 10 Proc. Pb.
und daraus wurden nur 6113t Werkblei gewonnen. Als aber im J. 1876 Herr JägerDie Gesellschaft hat dem Herrn Phokion
Negris viel zu verdanken, welcher mit groſsem Eifer und
Fleiſs über 10 Jahre als Generaldirector derselben
fungirte. aus Mechernich die Hüttendirektion bis zu 1878
übernommen hatte, wurde der Prozeſs viel verbessert. Statt der spanischen
Herdöfen hat man eine Art Tiegelöfen (Pilz'sche
Oefen) mit 4 Wasserformen von 6m,10 Höhe
und 14 bis 16cbm Inhalt construirt. Ihr
eiserner Mantel
ruht auf 4 Eisensäulen. 24 solche Oefen sind jetzt im Betriebe. In 24
Stunden werden in einem Ofen 24 bis 25t
Beschickung mit einem Koksaufwande von 13 Proc. verschmolzen. Die
Beschickung ist folgende:
Alte Schlacke vom Lande oder vom Meeresgrunde
26,00
Gewaschene Ecvoladen
5,00
Briquetten
31,50
Bleiglanz aus Klein-Asien
2,00
Eisenhaltige Schlacke von der französischen
Gesellschaft Les Mines du
Laurium als Zuschlag
19,00
Bleiglanzhaltiger Eisenglanz
15,00
–––––––
100,00,
mit einem Durchschnittsgehalte von 10,25 Proc. Pb und
1130 bis 1146g Ag in 1t Blei.
Daraus werden 7,8 bis 8 Proc. Pb mit 1200g
Ag in 1t erzeugt. Der Bleiverlust beläuft
sich auf 20 bis 24 Proc. und der des Silbers auf 12 bis 18 Proc. Ein Theil
der fehlenden Metalle geht nicht verloren, da er im Rauchfange bleibt,
welcher eine Länge von 1700m und 16000cbm Inhalt und 20000qm Reibungsoberfläche hat.
Die jährliche Production dieser Hütte ist ungefähr 10000t mit 1200 bis 1500g in 1t
Werkblei. Der Kostenaufwand für 1t (im
Durchschnitte von Januar bis Ende August 1888) ist 370,61 Francs für 1t Werkblei.Analyse von Werkblei:Pb99,014As0,087Ag 0,150Sb0,549Cu 0,167Fe0,035Alte Schlacke von Barboliaki (nach Diez):SiO227,50MgO1,19FeO25,20Mn2O30,05Fe2O3 2,15Na2O0,02CuO12,15CuO0,31PbO15,36Sb2O30,34Al2O3 2,70As2O50,40ZnO 5,50S0,27P2O5 5,45CO21,03 Dasselbe wird alles in England verkauft, man hegt aber
die Absicht, den Zinkprozeſs Parkes
einzuführen, um Kaufblei in Laurium darzustellen.
Für den Transport der Ecvoladen besitzt die Gesellschaft 23km schmalspurige Eisenbahn, und eine
Luftbahn von 1840m Länge, welche die
Ecvoladen bis zu 108m Höhe bringt.
Auſserdem besitzt die Gesellschaft zwischen Athen und Laurium (nebst der
Zweiglinie Athen-Kephissia) eine schmalspurige Verkehrsbahn von 76km, welche ihr 5549283 Francs gekostet
hat. Die Einnahmen dieser Bahn waren im J. 1887 519108 Francs, die Ausgaben
311580 Francs, also ein Reingewinn von 207528 Francs.
β) Die französische Gesellschaft „Les mines du
Laurium“.
Eigentlich ist diese Gesellschaft die einzige, die in Griechenland die
Montanindustrie in hohem Grade entwickelt und in blühenden Zustand gebracht hat,
weil sie den gröſsten und besten Theil von Laurium bestizt (über 54000
Stremmas) und in Betrieb hat. Sie wurde gegründet in Paris im J. 1875 mit einem
Grundkapitale von 16300000 Francs (32600 Actien zu 500 Francs). Sie verschmilzt
nicht nur Bleierze, sondern auch reiche Zinkerze, welche sie calcinirt nach
Belgien schickt, da bei uns hier die Zinkdestillation eine sehr kostspielige
Sache ist.
Die alten Gruben Lauriums sind wieder bekannt geworden seit die französische
Gesellschaft Roux et Co. das Verschmelzen der alten
Schlacken übernommen hatte, wobei sie viele Millionen Francs gewann. Man
berechnet das ganze metallführende Gebiet auf 200000 Stremmas (1 Stremma = 1/10ha, also 1000qm), welches von den Alten durch und durch untersucht wurde. Man hat
auf Laurium 2000 Schächte und geneigte Stollen entdeckt, womit man in der alten
Zeit die verschiedenen Erzlagerstätten aufgeschlossen und abgebaut hat.Gewöhnlich haben die Schächte einen Durchschnitt von 4qm und eine Tiefe von 20 bis 120m. In Folge dessen ist ihr Raum
ungefähr 640000cbm mit einem Gewichte
von 1800000t.
Fig. 4., Bd. 272, S. 557Fig. 5., Bd. 272, S. 557Fig. 6., Bd. 272, S. 557Fig. 7., Bd. 272, S. 557Fig. 8., Bd. 272, S. 557Die Baue der Alten sind groſsartigNach einer Berechnung des Herrn Cordellas
war die aus diesen Gruben in 300 Jahren herausgeförderte Masse
105000000cbm, wobei 3000 Bergleute
fortwährend arbeiteten, und im Ganzen 15000 Arbeiter, welche, wie
bekannt, zum meisten Sklaven waren. Daraus wurden 2100084t Werkblei und 8400t Silber erzeugt, deren Werth
4171378600 Drachmen war., manchmal bilden sie im Marmor enge
schlangenförmige Strecken, wo man nur mit groſser Mühe hindurchkriechen kann. In
anderen Stellen findet man groſse Hohlräume und unterirdische Säle oft 10m hoch, welche ganz schön von Pfeilern aus
trockener Mauer unterstützt werden. An den Wänden dieser so beschwerlich zu
durchfahrenden Strecken sind kleine Höhlungen angebracht, wo die zur Beleuchtung
dienenden thönernen LampenDie griechische Gesellschaft hat eine Reihe von alten Lampen aufgestellt,
von denen wir zwei Abbildungen wiedergeben. Die dritte ist aus Eisen
construirt und ganz ähnlich mit derjenigen, welche
man noch jetzt in vielen Dörfern in Gebrauch hat (vgl. Fig. 9 auf S. 601). und die Wasserkrüge
standen, um den damaligen armen Sklaven den Weg zu zeigen und ihren Durst zu
löschen.
Es versteht sich von selbst, daſs damals das Hauen des Gesteines und der Abbau
sehr schwierig waren, da man das Sprengpulver nicht kannte. Man arbeitete mit
Schlägel und Eisen, und anderen Hammerarten, wovon die griechische Gesellschaft
einige alte Exemplare ausgestellt hat (Fig. 4 bis
8). Man sieht noch an den Wänden gut
erhaltene Spuren dieser Arbeit, denn merkwürdiger Weise haben sich alle diese
alten Baue bis jetzt sehr gut erhalten. So lange in diesen Gruben Sklaven
arbeiteten, deren Leben fürchterlich elend gewesen sein muſste, war der Abbau
billig und der Gewinn der Grubenbesitzer ein groſser. Dann verfiel die
Abbauwürdigkeit der lauriotischen Gruben, einerseits wegen Mangel an Sklaven,
andererseits weil die Arbeit immer tiefer und daher immer schwieriger wurde, und
weil der für das Fortblühen des Bergbaues besorgte Athenische Staat zu existiren
aufgehört hatte.
Die auf der Oberfläche oder nahe daran liegenden Erzlagerstätten wurden sehr
leicht aufgefunden und abgebaut. Hierzu hatte an vielen Stellen das Ausstreichen
des Galmeis als Führer gedient. Doch kannte man damals den Metallwerth desselben
noch nicht. Dann wurden die mit diesem in Verbindung stehenden Gänge und ihre
Zweige abgebaut, welche zu tiefer liegenden und reicheren Lagerstätten führten.
Der reine Bleiglanz wurde direkt verschmolzen, aber die ärmeren Bleierze erst
durch Waschen angereichert und dann in die Hütte gegeben.
Solches ist das Gebiet, welches die französische Gesellschaft auf Laurium besitzt
und es ist leicht zu begreifen, daſs der alte Bau und die vielen Schächte und
Stollen viel dazu beigetragen haben, dieses Unternehmen zu glänzenden Resultaten
zu führen.
Die ersten bergmännischen Arbeiten, die man in der neuen Zeit auf Laurium gemacht
hat, verdanken wir der französischen Gesellschaft Roux
et Co. (1865), welche sich damals mit dem Verschmelzen von alten
Schlacken beschäftigte. Als aber seit 1875 die neue Gesellschaft gebildet wurde,
ist die Arbeit in groſsen Aufschwung gekommen und nicht nur reiche Blei- und
Zinklagerstätten sind aufgeschlossen, sondern auch eine groſsartige
Aufbereitung, Zinkcalciniröfen und Bleihütten sind gebaut und in Betrieb
gesetzt.
1) Die Gruben.
Die groſse Ausdehnung der Contactlagerstätten, die Unregelmäſsigkeit der
Griffons und die Caprice der CroiseursAus den Contactlagergängen sind diejenigen die mächtigsten, welche
als Hangendes Glimmerschiefer haben (vgl. Fig. 3). Ein anderer Theil der Erze (besonders Zinkerze)
befindet sich in Spaltungen des Kalksteines, welche nach zwei
Richtungen rechtwinkelig auf einander verlaufen, nämlich N 45° O und
N 45° W. Die zweiten (Croiseurs) sind seltener. verlangen
verschiedene Abbaumethoden. Die Arbeit fängt zuerst mit dem Abräumen der alten Baue an,
welche, wie schon gesagt, sich überall in Laurium vorfinden. Und nachdem auf
diese Weise die Abbauwürdigkeit einer Lagerstätte erkannt wird, wählt man
die passende Abbaumethode mit den dazu nöthigen Förderschächten und
wagerechten oder geneigten Strecken und Stollen. Der Abbau ist nach der
Gestalt der Erzlagerstätte eingerichtet, deren Mächtigkeit und Verlauf sehr
stark wechselt, nämlich von einigen dünnen Gängen mit wenig Centimetern
Mächtigkeit bis zu kolossalen Stöcken, deren Inhalt mehrere Tausend
Cubikmeter ausmacht. In Folge dessen werden alle bekannten Abbaumethoden
nach einander in Anwendung gebracht (nach einigen schriftlichen Berichten
des Herrn Direktor Catelin). Gewöhnlich wird
zuerst bis zu den untersten Grenzen der Lagerstätte abgeteuft, um den Abbau
der ganzen Erzmasse zu versichern. Dann werden die abgebauten Räume mit
Steinen gefüllt, die nicht nur als Zimmerung das Leben der Arbeiter sichern,
sondern auch den Zutritt zu einer anderen Lagerstätte ermöglichen, welche
von der ersten durch taubes Gestein von unbedeutender Mächtigkeit getrennt
sein können (vgl. Fig. 3).Schöne Grund- und Seigerrisse der um das Dorf Kamarisa (Laurium)
liegenden Gruben hat die französische Gesellschaft ausgestellt. Die
Fig. 3 (S. 518) stellt einen
Theil von diesen Seigerrissen dar, welchen wir nur von weitem mit
Bleistift abzeichnen konnten. Er ist also nicht genau, zeigt jedoch
ungefähr die Gröſse und Form der Lagerstätten und besonders der
Griffons, welche den besten und schönsten Galmei
enthalten.
Die Länge der im J. 1888 ausgerichteten Strecken ist ungefähr 8km, man muſs aber noch 20000cbm von hohlem Raume hinzurechnen, den man
im Kalkstein bewerkstelligte, um das Erz abzubauen. Man rechnet gegenwärtig
in der ganzen Concession der Gesellschaft über 80km gut erhaltener Strecken und Stollen;
zwei Drittel davon haben schmalspurige Eisenbahn von 0m,5 für die Circulation der kleinen
Eisenhunde, welche durch den Förderschacht herausgezogen werden, z.B. von
Kamarisa (Serpieri-Schacht Nr. 1). Das Gestell der Schächte kann nur einen
Hund von 1 bis 1½t aufnehmen. Das breite
Seil aus Hanf, welches sich gut bewährt, hat eine Fangvorrichtung. Die Erze,
welche in diesem Jahre abgebaut werden, sind hauptsächlich Blei (Bleierde,
Bleiglanz), Zink (Blende und Galmei) sowie Eisenerze. Hier muſs man in
Betracht ziehen, daſs sehr reiche, direkt verschmelzbare Erze nicht viel in
Laurium vorkommen; theils weil die Alten die reinen und reichen Erze
abgebaut haben, theils weil man die obengenannten Erze nicht getrennt von
einander, sondern gemischt und nicht geeignet für Schmelzprozesse findet. In
Folge dessen ist man genöthigt, einen groſsen Theil davon einer passenden
Aufbereitung zu unterwerfen, wie wir weiter unten sehen werden. Das ganze
Grubenpersonal beläuft sich auf 1500 Mann, meistens Griechen und
Italiener.
2) Die Aufbereitung.
In zwei Gebäuden in Kyprianos, unweit des Fleckens Ergastiria, wo sich die
griechische Gesellschaft etablirt hat, befindet sich die Aufbereitung der
französischen Gesellschaft. Durch eine Steinbrechmaschine und ein Walzwerk
werden die Erze (Bleiglanz, Blende, Pyrit, Bleierde) zerkleinert, durch eine
Reihe von Trommeln classirt und dann durch continuirliche Setzmaschinen
sortirt (wie wir weiter oben bei der Aufbereitung der griechischen
Gesellschaft gesehen haben). Leider haben wir keine ausführliche
Beschreibung dieser Wäsche wie bei der griechischen, doch ersehen wir aus
den ausgestellten Waschproducten, daſs man 10 Klassen erzeugt, nämlich: 1)
Korngröſse von 6 bis 8mm, 2) von 5 bis 6,
3) von 4 bis 5, 4) von 3 bis 4, 5) von 2½ bis 3, 6) von 2¼ bis 2, 7) von 2
bis 1½, 8) von 1 bis ½, 9) von ½ bis fein, 10) fein. Von jeder Klasse
erzeugt man 5 Sorten, nämlich: 1) Bleiglanz Nr. 1 mit 70 bis 50 Proc. Pb und
3 bis 4 Proc. Zn, 2) Bleiglanz Nr. 2 mit 58 bis 30 Proc. Pb und 12 bis 3
Proc. Zn, 3) Kieselige Bleierze von 8 bis 9 Proc. Pb und 16 bis 20 Proc. Zn,
4) Blende mit 2 bis 5 Proc. Pb und 34 bis 40 Proc. Zn, 5) Steril mit 0 bis
1½ Proc. Pb und bis 9 Proc. Zn. Die reichsten Schliche sind die der 6. bis
7. Klasse, deren Bleiglanz Nr. 1 70 Proc. Pb und Bleiglanz Nr. 2 56 bis 58
Proc. Pb enthält. Hieran arbeiten 300 Mann, welche innerhalb 24 Stunden
450t rohes Erz aufbereiten.
3) Das Verschmelzen der
Bleierze.
Weil ein groſser Theil der oben erwähnten Waschproducte noch unrein und arm
bleibt, so daſs man ihn im Ausland nicht verkaufen kann, hat man auf
Kyprianos eine Schmelzhütte eingerichtet, deren Oefen fast ganz ebenso wie
die der griechischen Gesellschaft sind. Leider haben wir keinen Bericht,
welcher uns etwas Genaues über den Schmelzprozeſs mittheilen könnte. Nur das
ist genau bekannt, daſs diejenigen Bleierze, welche 8 bis 12 Proc. Blei
enthalten, in Briquettenform verschmolzen werden. Die reicheren werden nach
Frankreich exportirtEs bleibt mir unbekannt, warum diese Erze exportirt und nicht von
derselben Gesellschaft verschmolzen oder der griechischen verkauft
werden, welche sie brauchen kann., wo sie mit anderen
Erzen verschmolzen werden. Man erzeugt in Kyprianos täglich 12 bis 15t Werkblei, wovon zwei groſse Pyramiden im
Ausstellungspalaste zu sehen waren. Im J. 1887 erzeugte diese Gesellschaft
3160t Werkblei und 1616t silberhaltigen Bleiglanz, 7761t blendige und kiesige Bleierze und 21t,525 manganhaltige Eisenerze. Das ganze
Hüttenpersonal besteht ungefähr aus 240 Arbeitern unter der Leitung eines
Hüttendirektors und 4 Hüttenmeister.
4) Das Calciniren des
Galmeis.
Es wurde schon oben erwähnt, daſs Galmei auf Laurium in groſser Menge
vorkommt und daſs seine Destillation in Griechenland noch mit vielen Schwierigkeiten
und Kosten verbunden ist, deshalb ist man genöthigt, dieses Erz nach Belgien
zu exportiren, wo daraus Zink hergestellt wird. Um aber diese Erze leichter
und transportfähiger zu machen und ihnen die nöthige Auflockerung zu geben,
wird die Kohlensäure daraus entfernt, indem man den gröſsten Theil derselben
(die Stückerze) in Schachtöfen und den Rest (Erzklein) in Flammenöfen
calcinirt.Nach dem Rösten wird das Zinkerz im Durchschnitte um 30 Proc. an Zink
leichter.
Zur Calcination dienen zwei Flammenöfen, welche täglich 20t Erz brennen, und 17 Schachtöfen mit
Brennmaterialeinschichtung und 4 Ausziehöffnungen, welche zum Theil aus
Glimmerschiefer mit einem eisernen Mantel gebaut werden und ganz ähnlich wie
die von Altenberg ausgehen und folgende Dimensionen haben: Höhe des
Schachtes 7m,5, Kernschacht 6m,2 hoch und oben 2m breit, Arbeitsgewölbe vorn 3m hoch und 1m,8 breit. Das Calcinirpersonal besteht aus 40 Arbeitern. Im J.
1887 exportirte die Gesellschaft über 33000t calcinirtes Zinkerz, dessen Zinkgehalt 30 bis 40 Proc. war.
5) Monatlicher Aufwand,
Einfuhr und Ausfuhr.
Im Durchschnitte verbraucht die Gesellschaft monatlich 420000 Drachmen,
welche so vertheilt werden: 1) Für die Gruben 200000 Drachmen, 2) für
Eisenbahn und Transport 20000 Drachmen, 3) für Calcination und Wäsche 47000
Drachmen, 4) für die Bleihütte 85000 Drachmen und 5) für die Werkstatt und
andere Kosten 70000 Drachmen.
Es werden jährlich ungefähr 50000t von
Eisen-Zink-Bleierzen und Werkblei ausgeführt und 20000t von Steinkohlen, Koks, Anthracit,
Briquetten u.s.w. eingeführt.
(Schluſs folgt.)