Titel: | Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos. |
Autor: | Constantin Mitzopulos |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 597 |
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Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Griechenland
in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin
Mitzopulos.
(Schluſs des Berichtes S. 551 d. Bd.)
Berg-, Hütten- und Salinenwesen Griechenlands.
C. Die Schwefelgruben von Melos, die
Schmirgel von Naxos und andere nutzbare Mineralien und Gesteine.
Melos. Wie bekannt liegt die Insel Melos (Milos = 147qkm,7) östlich von der Halbinsel Morea in einer
Entfernung von ungefähr 100km. Sie ist ein Glied
der Kette des vulkanischen Herdes Griechenlands, ihr groſser Hafen ist räumlich
genug für eine ganze Flotte. – Die ganze Westhälfte der Insel ist wenig von
vulkanischen Kraftäuſserungen berührt. Nur östlich des groſsen Sanct Eliasberges
(774m) erscheint die vulkanische Thätigkeit
mit dem Auftreten von Trachyt, Obsidian und Bimstein u.s.w. Die kleine Insel ist
sehr interessant wegen ihrer Schwefelgruben, Mühlsteine, Gyps und silberhaltigem
Baryt.
1) Die Schwefelgruben.
Die Schwefellager von Milos, welche zum Theil von den Alten abgebaut wurden,
liegen an der Ostseite der Insel und besonders bei dem Orte Pherlingos. Diese
Schwefellager bestehen aus einem verwitterten und mit durchschnittlich 32 Proc.
Schwefel imprägnirten Trachyt, der an manchen Stellen Federalaun enthält. Alle
diese Lager, welche frei von Wasser sind, liegen in unverändertem Trachyt und
bilden darin unregelmäſsige bogenförmige Zonen, die von Norden nach Süden
streichen und manchmal eine Mächtigkeit von 20m erreichen. Das Contactgestein ist pulverig und schneeweiſs. Die
Italiener nennen es Cotonazzo oder Stucco. – Der Abbau des Schwefels wird durch
Stollen betrieben, welche eine Richtung von Süden nach Norden haben und den
Abhang des vorstehenden Berges verfolgen. In Folge dessen geht der Stollenbau
treppenförmig hinauf. Die entstandenen und tieferliegenden Hohlräume werden mit
Bergversatz gefüllt. Auſserdem hat man dort 6 Wetterzüge (ψυχαγώγια) von 80 bis 120m Länge,
um die schädliche Luft zu entfernen, und zwei Rollschächte, wodurch man die in
verschiedenen Niveaux abgebauten Schwefelerze bis zu dem centralen Stollen
bringt, welcher als Förderstollen dient. Die Förderung bis zur Hütte geschieht
durch Eisenbahn (System Décauville). – Das
Verschmelzen der Schwefelerze findet in Doppionis-Oefen statt, die in Italien (Romania) üblich sind. Die
Abscheidung des Schwefels geschieht hierin durch Sublimation. Diese eiförmigen,
aus Guſseisen construirten Oefen schlieſsen hermetisch und werden mit
Braunkohlen von Kumi oder Gasfabrikenkoks geheizt. Die entstandenen
Schwefeldämpfe werden durch guſseiserne Röhren in Retorten geleitet, worin sie
flüssig werden, worauf man den Schwefel in Formen gieſst. Obwohl nach dieser
Methode kein Verbrennen des Schwefels stattfindet, ist doch das Ausbringen nicht
befriedigend, ⅓ des Schwefels geht verloren und nur 18 bis 20 Proc. von den 32
Proc. wird gewonnen. Aber dennoch hat die Erfahrung gezeigt, daſs diese Methode,
obwohl kostspieliger, besser als die alte sicilianische (Calcorone) ist. Der
ganze auf Milos gewonnene Schwefel, 1150 bis 2000t jährlich, wird innerhalb Griechenlands verbraucht, er kostet 20
Lepta für 1 Oka (ungefähr 15 Centimes für 1k)
und dient zum Schwefeln der Weinberge.
2) Mühlstein- und Gypsbrüche.
Die Mühlsteinbrüche, welche seit der Befreiung des Landes Staatseigenthum sind,
liegen ebenfalls an der Ostseite der Insel. Es sind dies die besten im Orient,
sie bestehen aus einem porösen, sehr harten und fast reinen Quarzgesteine,
liegen im Trachyt und werden durch Stollen abgebaut. Diese Abbaumethode ist sehr
schlecht, die Regierung hat daraus einen jährlichen Ertrag von kaum 40000 bis
50000 Drachmen (mit einem Kostenaufwande von 8000 bis 10000 Drachmen). Es geht
jedoch das Finanzministerium mit der Absicht um, ganz neue Methoden einzuführen, um bessere
Mühlsteinstücke zu gewinnen und so den Ertrag zu erhöhen.
Dem Fiscus gehören ebenfalls die Gypsbrüche (όρυχεία) von Milos, welche jährlich 3000 Centner von weiſsem Gyps
erzeugen (zu 5 Drachmen für 1 Centner). Diesen Gyps benutzt man zum Gypsen des
Harzweines (eine Art Wein, welche durch Zusatz von Fichtenharz des Pinus
Halepensis einen angenehm bitteren, dem Biere ähnlichen Geschmack bekommt). Gyps
kommt jedoch nicht nur in Milos und Laurium, sondern auch an vielen anderen
Stellen in groſser Menge vor, z.B. an der Solfatara Sussaki in der Nähe von
Corinth, wo auch Schwefel vorkommt, auf den Inseln Kephalonien und Zante, in
Lakonien (Basta), in Aetolikon, auf Skyros (Ort Glossa) u.s.w.
Auf Milos kommen auch Manganerze vor und ein derber Baryt, welcher silberhaltig
ist. Diesen Baryt habe ich mit dem Löthrohr quantitativ untersucht und in 5
Proben 0,02 bis 0,08 Proc. Ag gefunden. Man kann also dieses Mineral, welches
das Silber, wie es scheint, als Schwefelsilber enthält, als Silbererz
betrachten. Von diesem Minerale wurden im J. 1887 4864t abgebaut und exportirt.
Der Schmirgel von Naxos.
Die östlich von Paros liegende Insel Naxos, 448qkm,8, welche sehr bergig, aber sehr fruchtbar ist, besteht
hauptsächlich aus Glimmerschiefer und Kalkstein und im nördlichen Theile aus
Granit, der auch auf der Inselgruppe von Tenos Mykonos, Delos, Reneia und Paros
vorkommt.
Naxos ist wohlbekannt wegen des ausgezeichneten Schmirgels, welcher an der
Ostseite dieser Insel zwischen Kalkstein, meistens aber auf der Oberfläche
vorkommt. Viele Punkte auf Naxos, sowie auch auf anderen Inseln (Paros,
Herakleia, Sikinos) sind als Schmirgel haltig bekannt, aber der Abbau dieses
nützlichen Minerals, der durch Feuersetzen erfolgt, beschränkt sich nur auf
einige Gemeinden der Insel Naxos, welche in der Nähe der Ankerplätze Lion und
Mutzunes liegen. Es sind dies die Gemeinden Apiranthia (Spilies, Machaeras,
Skaphi, Kakorrhyaki) und Koronis (Korka, Amalia, Kastelakia, Pesules). Man
unterscheidet zwei Sorten von Schmirgel, die erste und bessere ist mit
Magneteisenerz gemengt. Die andere ist weicher und enthält Glimmerblättchen.
Der Fiskus hat den Schmirgelabbau auf 12 Jahre verpachtet. Der Pächter ist
verpflichtet, jährlich 40000 Kantar (zu 55k)
von der ersten Sorte zu exportiren, wofür er der Staatskasse 12,20 Drachmen für
1 Kantar (= 488000 Drachmen) zahlt. Das Abbaurecht haben die Gemeinden
Apiranthia und Koronis (500 Einwohner), welche vom Staate 2,5 Drachmen für 1
Kantar als Lohn bekommen; so beträgt der ganze Kostenaufwand 120000
Drachmen.
Da die auf der Oberfläche liegenden Schmirgellager zum gröſsten Theile ausgeschöpft sind und
diejenigen, welche zwischen Kalkstein oder auf sehr steilen Stellen vorkommen,
sich nicht so leicht abbauen lassen, so hat die Regierung die Absicht, mit
Ablauf der Pachtungsfrist (im J. 1889) den Abbau durch regelmäſsige Stollen,
Strecken und Förderungsbahnen zu regeln., um den Schmirgelverlust und
Kostenaufwand zu vermindern. Auf diese Weise gedenkt das Finanzministerium auch
die zweite Sorte zu benutzen, die viel besser ist als der Schmirgel Kleinasiens,
der um 5 Drachmen das Kantar verkauft wird.
Eine gut organisirte Gesellschaft kann nicht nur den Abbau des Schmirgels
übernehmen, sondern auch die Verarbeitung dieses Minerals, was hier in
Griechenland nicht sehr kostspielig zu bewerkstelligen sein wird.
Chromit, Magnesit, Meerschaum und Amiant.
An vielen Orten kommt Serpentin vor, aber die beste Sorte davon findet man in
Tenos, diese war auch bei den Alten sehr beliebt. Der Serpentin hat den
technischen Werth, daſs man in ihm manche nutzbaren Mineralien findet, besonders
Chromit, Magnesit, Meerschaum und Amiant. Der ChromitIn einem Chromit von Perachora (bei Corinth) fand ich vor Jahren in
Freiberg bis 55 Proc. Cr2O3 und 17 Proc. MgO und 21 Proc. Fe2O3Al2O3. Das mineralogische Cabinet der
Universität besitzt Exemplare aus Skyros mit Nickelsmaragd und aus Tenos
mit Kämmerit bedeckt. bildet im Serpentin, besonders in
Boeotien und Euboea, Impregnationen und Putze oder groſse Nester und Stöcke, die
manchmal abbauwürdig sind, wie z.B. auf den Inseln Skyros (Vurlos, Achladon,
Xydia), Euboea (Vatonta, Kumi) und bei Tzangali (Larissa in Thessalien). In
Bezug auf dieses Mineral sind jedoch die bergmäſsigen Arbeiten längst in
Griechenland eingestellt, weil sie zu kostspielig waren und nicht mit den in
Kleinasien seitdem entdeckten reichen Chromitlagerstätten concurriren konnten.
Letztere befinden sich in Ismid (Nikomedia).
Der kryptokrystallinische Magnesit ist in
Griechenland sehr verbreitet und bildet im Serpentin gangförmige Lagerstätten,
welche oft abbauwürdig sind und manchmal ganz reinen schneeweiſsen Magnesit
enthalten. Besonders auf Euboea bei Mantudi, Achmet-aga und Papades werden
reiche Lagerstätten abgebaut und jährlich über 7000t Magnesit exportirt, welcher mit 22 Francs die Tonne bezahlt wird.
Magnesit kommt auch in Phthiotis, auf der Insel Spetzae, bei Kumi und Chalkis
vor, auch in Perachora bei Korinth, wo der aus Gabbro entstandene Serpentin sehr
verbreitet ist und hinüber bis Dombräna reicht.
Oestlich von Theben, bei St. Theodoros am Hügel Strongylos, kommt ein
Serpentinconglomerat vor, welches Nester von Meerschaum enthält, der nicht viel
werth ist, da er eine graue Farbe hat und voller Sprünge ist. Auch bei den
Wassermühlen des Dorfes Achmet-Aga (Euboea) kommt Meerschaum in Serpentin vor,
der ebenfalls nicht gut ist.
Alte Schriftsteller, wie StraboΈν δὲ τῇ Καρύότψ ϰαί ἡ λίϑος
φ̍εται ἡ ξαινομένη ϰαί ̍φαινομένη, ὤότε
υὰ ὔφη Χειρόμαϰρα γίνόϑαι, όυπωϑέντα δ' είς φλόγα βὰλλεόϑαι
ϰαί ἀποχαϑαίρεόϑαι τῇ πλύόει υόν ϑίνον
παραπληόίως. (Strab. Geogr. Lib. X Cap. I.)
, erwähnen, daſs in verschiedenen Gegenden,
besonders in Kurystos (Euboea), ein faseriges Mineral zu Geweben verarbeitet
wurde, welche unverbrennbar waren. Auch heute noch sind viele Stellen bekannt,
wo Amiant und Asbest vorkommen, wie bei Styra (Karystos), Anophe, Skyros, Andros
und sogar beim Kloster Käsariani unweit Athens. Aber nirgends hat man bis jetzt
ordentlich geschürft, um dieses kostbare Mineral aufzuschlieſsen.
Baumaterialien.
Griechenland ist ein Bergland und in Folge dessen sehr reich an Baumaterialien
eruptiver und sedimentärer Natur. Granit, wie schon erwähnt wurde, kommt auf
Laurium, Tenos, Myconos, Delos, Reneia, Naxos und Paros vor, es wird aber nichts
davon gewonnen. Athen könnte jedoch den Granit von Laurium oder den vor seinen
Thoren stehenden Plakit recht gut als Pflaster für seine staubigen Straſsen
gebrauchen.
Trachyt kommt in allen vulkanischen Gegenden wie auch bei Korinth (Susuki) vor.
Man gebraucht den verwitterten (πώρος) als
Baumaterial, den guten als Mühlsteine (Aegina, Methana). Derselbe könnte auch
als Pflaster für die Straſsen Athens und Piraeus dienen, da es nicht schwer sein
dürfte, ihn von Methana oder Susaki herüber zu schaffen. Gneis findet man nur
auf Paros, der Glimmerschiefer ist aber in Griechenland sehr verbreitet, dieser
läſst sich an manchen Orten gut in Trottoirplatten zerschlagen, wie z.B. der
Kalkglimmerschiefer der Inseln Petalii östlich von Attika, der von Marmarion
(Karystos) und von Tenos und Andros, welcher sehr gute und feste Platten gibt
(1m × 0,50 M.). In Laurium benutzt man den
Glimmerschiefer zum Baue der Schacht- und Calciniröfen, da er feuerfest ist. –
Auf der Insel Santorin (Thera), sowie auf den nahe derselben liegenden Inselchen
Therasia und Aspronisia befindet sich ein Bimstein- oder Puzzolan-Lager, 8 bis
15m mächtig, welches im Vereine mit dem
köstlichen Weine, der auf dieser Insel wächst, den Wohlstand der Einwohner
ausmacht. Es werden jährlich 28000t Puzzolan
ausgeführt. Der Fiskus bekommt für 1t 2,50
Drachmen als Steuer, und die Tonne wird an Ort und Stelle mit 10 bis 12 Drachmen
bezahlt.
Um 1cbm festen Wassermörtel zu erzeugen braucht
man
0cbm,71
Steinstücke,
0cbm,65
Puzzolan,
0cbm,20
gelöschten Kalk,
0cbm,10
Sand.
Auch plastischer Thon von ausgezeichneter Qualität kommt in vielen Stellen vor, woraus
die Alten ihre Gefäſse, Puppen, Lampen u.s.w. construirten, welche jetzt von
groſser archäologischer Bedeutung sind. Athen, Theben, Aegina, Megara, Euboea
(Xerochorion u.a.), Patras, Amplissa u.s.w. haben ausgedehnte Thonlager, die man
jetzt zur Herstellung von Ziegeln, Gefäſsen, Statuen u.s.w. braucht. Milos aber
besitzt einen schneeweiſsen feuerfesten Thon, der sich ganz gut eignet, nicht
nur für feuerfeste Ziegel und Muffel, sondern auch für die Porzellan-Industrie.
Fig. 9., Bd. 272, S. 601Was aber Griechenland auszeichnet, sind die schönen Marmorarten, deren
man bis jetzt 72 von verschiedenen Farben und Structur unterschieden hat.Herr Katzaros hat eine wundervolle Sammlung
aus polirten Quadermarmorstücken ausgestellt. Nicht nur Paros
und Athen besitzen den weltbekannten schneeweiſsen Marmor, der heute noch wie im
Alterthume den Architekten und Bildhauern als Rohmaterial dient, sondern auch
andere Orte haben schönen Marmor, wie z.B. Doliana in Arkadien, Argalasti bei
Larissa, Lagia in Lakonien, Tenos u.s.w. Aber die Inseln Jos und Skyros
(besonders die letztere) besitzen die besten Sorten. Herr Brutos (Bildhauer und Professor am Polytechnikum zu
Athen) hat ein Dodekatheon ausgestellt. Die meisten Götter desselben waren aus
pentelischem Marmor (aus Kokkinara und den alten Marmorbrüchen), die Athene und
Hera aus Marmor von Jos, und der Zeus aus Marmor von Skyros. Letzterer ist der
beste und gleicht dem karrarischen Marmor. Leider aber konnte sich der Künstler
nur wenig davon verschaffen, da es auf Skyros keinen ordentlichen Steinbruch
gibt. Der parische Marmor ist brüchig und daher für Bildhauer wenig geeignet.
Auch gefärbten und conglomeratartigen oder breccienartigen Marmor gibt es in
Griechenland an vielen Orten.
Textabbildung Bd. 272, S. 601Wir erwähnen davon die bekanntesten: Weiſsgrau, röthlichweiſs, bläulichgrau,
schwärzlichgrau in Lakonien (Lagia, Kolokynthia), Skyros (Papatzani, Ronia)
Taenoron, Levadia (Trophonion), Hymettus (Johannes, Kynigos), Troezen (Vuno),
Laurium, Karystos, Andros, Tenos, Tyrnavos (Cratiri). Schwarz in Lakonien
(Skutari), Skyros (bei Tristomon) bei Nauplion (St. Elias), breccienartig bei
Athen (Arios Pagos), auf Skyros (Tristomon, Vuno), bei Larissa. Conglomeratartig
auf Porös, grün auf Tenos u.s.w. An manchen Orten läſst sich das Gestein in
groſse Platten zerschlagen, die dann geschliffen als schöne Tischplatten
verwendet werden. Hieraus ersieht man, daſs in Griechenland die Marmorindustrie
einer groſsen Entwickelung fähig ist. Auſser diesen Marmorsorten existiren in
Griechenland sehr viele Steinbrüche vom gewöhnlichen Kalksteine der Kreide-
(Lycabettos) und Tertiärperiode, den man als Baumaterial, zur Darstellung von
Kalk und zu Hafenbauten u.s.w. benutzt. Z.B. ist der Wellenbrecher (brise-lames)
des Hafens von Patras aus Kreidekalkstein des gegenüber liegenden Berges
Varassova (Chalkia) construirt. Die Vollendung dieses Werkes, das in zwei Jahren
fertig sein wird, hat eine französische Gesellschaft für 8000000 Drachmen
übernommen. Auch lithographischer Kalkstein kommt in Griechenland vor, auf
Meganisi bei Leukas, bei Argos, Agrinion (Arkananien), auf dem Inselchen Makáron
bei Tenos und bei Monembasia. Aber die in der Ausstellung fungirenden Exemplare
sind nicht besonders, da sie viele Sprünge und Risse haben, die voll Kalkspath
sind. Wir wollen nicht unerwähnt lassen, daſs an vielen Punkten eine
ausgezeichnete Millos (d. i. Röthel) und Oker
vorkommt (Kimolos, Athen, Milos, Skyros, Skopelos u.s.w.). Die Fischer haben die
Gewohnheit, damit die Segel der Fischerkähne zu färben.
D. Die Salinen.
Das Steinsalz ist in Griechenland fast unbekannt, nur auf Antiparos, Oropos und
Monembasia findet man unbedeutende Lager, welche nicht abbauwürdig sind. In Folge
dessen verwenden die Einwohner dieses Landes nur Seesalz. Dieses ist seit 1833
Monopol der Regierung. Es wird auf Staatskosten in sogen. Salzgärten oder seichten
Teichen (Άλοπήγια, άλυχαί) durch Verdunsten des
Seewassers im Sommer gewonnen. Viele solche Halopegia existiren bei uns, deren Boden
aus einem guten Thonlager besteht, aber im Betriebe stehen nur die von Leukas,
Anabyssos (Laurium), Mesolongion, Artas, Volos, Dombroena, Lamia, Naxos und Milos,
welche im Ganzen über 17000t eſsbares Salz
erzeugen.
Zur Darstellung des Seesalzes sind zwei Methoden in Gebrauch. In Leukas, Anabyssos
und Melos von Mai bis August, also während der gröſsten Hitze wird das Salz
continuirlich erzeugt, d.h. man ersetzt unaufhörlich das von der Sonne verdunstete
Wasser durch vorher concentrirtes Seewasser, bis eine feste Salzschicht von 0,07 bis
0m,08 sich auf der Oberfläche gebildet hat.
In den übrigen Salzgärten wird die Krystallisation allwöchentlich unterbrochen, um
das erzeugte Salz zu sammeln, und dann erst concentrirtes Seewasser eingeleitet
u.s.w. Die erste Methode ist die bessere und billigere, aber sie erzeugt groſse
compacte Stücke Salz, die man zermalmen muſs. Die zweite erzeugt weniger Salz,
welches aber nicht so compact und daher direkt verkäuflich ist (nach einem Berichte
des Finanzministeriums). Der Kostenaufwand für 1 Oka (1 Oka ungefähr 1⅓k) ist weniger als 1 Lepton (= 1 Centime). 1 Oka
wird zu 15 Lepta verkauft, so daſs die Regierung einen Reingewinn von 14 Lepta für 1
Oka hat, oder im Ganzen ungefähr 1½ Millionen Drachmen Einkommen. Um das Salz noch
reiner und billiger zu erzeugen, geht die Regierung mit der Absicht um, durch
technisch ausgebildete und erfahrene Männer die in Frankreich übliche Methode
einzuführen. Sie hofft, daſs sie auf diese Weise im Stande sein wird, über 60
Millionen Oka Seesalz zu erzeugen, und zwar mit einem Kostenaufwande von nur 300000
Drachmen (½ Lepta für 1 Oka). Ein groſser Theil davon könnte dann zu einem Preise
von 3 bis 4 Lepta für 1 Oka nach dem Auslande exportirt werden oder im Lande zur
Sodafabrikation und anderen technischen Zwecken verwendet werden. – Daraus ersieht
man, daſs das Salinenwesen in Griechenland von groſser Wichtigkeit ist und eine
glänzende Zukunft hat.
Schluſs.
Dies ist es, im Kurzen, was in der neuen Zeit das classische Land der Hellenen der
Industrie aus dem Mineralreiche darbieten kann. In einem solchen Lande, wo volle
Sicherheit herrscht und die Bevölkerung gegen Fremde die gastfreundlichsten
Gesinnungen hegt, können verschiedene Industriezweige durch deutsche Kapitalien ins
Leben gerufen und entwickelt werden, welche einen groſsen Gewinn abwerfen werden.
Die verschiedenen französischen und englischen Gesellschaften, welche in
Griechenland gröſsere Werke unternommen haben, bieten hierfür einen genügenden
Beweis.