Titel: | Immisch's elektrische Locomotive für Bergwerke. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 127 |
Download: | XML |
Immisch's elektrische Locomotive für
Bergwerke.
Mit Abbildungen.
Immisch's elektrische Locomotive für Bergwerke.
Die von Immisch und Comp. (vgl. 1889 271 45) für die Wharncliffe Silkstone Kohlenwerke gebaute
und daselbst (nach Iron vom 8. Februar 1889, * S. 138)
bei 0m,53 Spurweite in einem Stollen von 1m,22 Höhe und 1m,37 Breite laufende elektrische Locomotive ist für den Betrieb mit
Speicherbatterien eingerichtet; ihr Gesammtgewicht in arbeitsfähigem Zustande sollte
2t,5 nicht übersteigen. Mit ihr wurden von E. B. Walker auf einer Bahn über Tage Versuche
angestellt; die Bahn hatte nur auf einer kurzen Strecke keine Steigung, auf 182m 1 : 70, auf 137m 1 : 40, auf 228m 1 : 25 und auf 182m 1 : 40. Auf der Steigung 1 : 70 vermochte die
Locomotive einen Zug von 20 geladenen Wagen von zusammen 11t Gewicht gerade in Bewegung zu setzen, während
mit 15 Wagen von 8t,5 Gewicht eine Geschwindigkeit
von 4km,8 in der Stunde erreicht wurde, wobei die
Stromstärke 45 Ampère bei 100 Volt betrug.
Fig. 1., Bd. 273, S. 126
Auf der Steigung 1 : 40 war die höchste Ladung 8 Wagen, auf
der 1 : 25 aber 6 Wagen,
wobei die Geschwindigkeit ein wenig über 3km,2
maſs. Auf der wagerechten Strecke konnte die Locomotive 30 Wagen ziehen, bei 45
Ampère.
Wie die Textfig. 1 sehen läſst, ruht der Rahmen auf
Federn auſserhalb der Räder auf den Achslagern. Um möglichste Gleichmäſsigkeit zu
sichern, sind 4 Sätze von Speicherbatterien vorhanden, die vor und hinter den Rädern
und auf dem Rahmen untergebracht sind. Die Radachsen haben 914mm Abstand, und die Räder sind gekuppelt, damit
das Gewicht möglichst für das Anhaften ausgenützt wird. Der Rahmen hat 3m,10 Länge und 0m,72 Breite; die Puffermitte liegt 226mm
über dem Geleise.
Die Speicherbatterie besteht aus 44 abgeänderten Tatham-Elementen; jede Zelle miſst 250 × 165mm bei 280mm Höhe. Die Zellen sind mit
Blei bekleidet und stehen zu 3 in hölzernen Trögen. Jede Zelle enthält 19 Platten
von 175 × 106 × 5mm,5 und besitzt ein
Leistungsvermögen von 150 Ampère-Stunden; das Gewicht beträgt 24k. Die Entladung erfolgt bei 25 bis 50 Ampère und
beim Anlaufen gelegentlich mit 65 Ampère. Nimmt man im Mittel 40 Ampère, so kommen
bei diesen Speicherzellen auf 1 etwa 227k
Gewicht und auf 1 -Stunde 608k.
Der unter dem Wagenboden und zwischen den Rädern untergebrachte Motor (Textfig. 2) hat im Wesentlichen die gewöhnliche Immisch-Anordnung (vgl. 1887 265 * 106. 1889 272 * 123). Der Anker hat
254mm Durchmesser und ist aus Draht Nr. 12 S.
W. G. gewickelt; der Widerstand miſst 0,23 Ohm. Der Stromabgeber hat 48
Abtheilungen. Das Feld besteht aus doppelten Hufeisen, ist aus Draht Nr. 9 S. W. G.
gewickelt und besitzt 560 Windungen; Widerstand 0,14 Ohm. Bei 1000 Umdrehungen hat
der Strom 45 Ampère mit 100 Volt Klemmenspannung. Das Gewicht des Motors beträgt
203k; er gibt bei 800 Umdrehungen in der
Minute 4 Auf der Anker welle sitzt ein kleines Getriebe aus Phosphorbronze;
dieses steht mit 4 Stahltrieben im Eingriffe, die in derselben Ebene angeordnet sind
und um 90° von einander abstehen. Diese Triebe haben Kanonenmetallfutter und laufen
auf Stiften, die von einer Guſseisenscheibe getragen werden. Die Scheibe dreht sich
auf einem Zapfen auſserhalb der Motorlager. Auf der Auſsenseite, aber in derselben
Ebene mit den Trieben ist ein ringförmiges Guſsstück von Kanonenmetall befestigt,
mit nach innen gerichteten Zähnen. Die Stahltriebe greifen in den Ring ein, welcher
als Stütze für sie dient, wenn die Motorwelle umläuft. Die Kraft wird von der
Guſseisenscheibe mittels eines auf der Innenseite neben dem Motor aufgekeilten
Kettentriebes übertragen, und eine Stahlkette verbindet diesen Trieb mit einem ihm
entsprechenden Rade, das auf eine der Achsen aufgesteckt ist, während die andere
Achse mit dieser durch zwei Stangen gekuppelt ist. Die Fig.
2 zeigt den Motor mit einer Riemenscheibe an Stelle der die
Geschwindigkeit vermindernden Uebertragung, welche im vorliegenden Falle wegen des
beschränkten Raumes und des groſsen Geschwindigkeitsunterschiedes zwischen
Motorwelle und Triebachse angewendet werden muſste.
Fig. 2., Bd. 273, S. 128 Zur Umkehrung der Bewegungsrichtung dient ein Umschalter, der die Pole des
Feldes umkehrt. Zur Geschwindigkeitsregulirung sind Widerstandsrollen vorhanden.
Auch eine Bremse ist vorhanden. Die Ladung der Speicherbatterien besorgt eine Immisch-Dynamo, die mittels Riemen von einer Willans-Dampfmaschine getrieben wird.