Titel: | Zur Technologie des Glases. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 129 |
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Zur Technologie des Glases.
(Schluſs des Berichtes S. 82 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
6.
Zur Technologie des Glases.
Im Verein zur Beförderung des Gewerbefleiſses zu Berlin
hielt Dr. O. Schott-Jena einen Vortrag über Glasschmelzerei für optische und andere wissenschaftliche
Zwecke, Verfasser entwirft zunächst ein Bild von der Entstehung der
glastechnischen Versuchsstation, sowie der in Gemeinschaft mit Abbé und Dr. Zeiſs in Jena
begründeten Fabrik optischer Gläser. Diese sind aus dem Bestreben hervorgegangen,
neue Glassorten zu schmelzen, die für optische Zwecke geeigneter sind als die bisher
verwendeten. Dies konnte geschehen durch Ausdehnung der Schmelzversuche auf eine
Reihe von neuen Körpern, wie Borsäure, Phosphorsäure, Lithium, Zink, Cadmium, Cer,
Didym, Erbium, Thallium, Wismuth, Antimon, Molybdän u.s.w. Der für die Versuche
verwendete Ofen war der
von Fletscher; Verfasser beschrieb die Einrichtung
desselben. In erster Linie wurde getrachtet, die chromatischen Differenzen der
sphärischen Aberration zu beseitigen. Die Möglichkeit dazu war gegeben durch die
Borsäure, welche eine specifische Contraction des blauen, bezüglich Erweiterung des
rothen Endes des Spectrums veranlaſst, durch das Fluor, das Kalium und Natrium,
welche in umgekehrtem Sinne ihre Wirkung geltend machen. Bei allen übrigen Elementen
ist der Gang der Dispersion der gewöhnliche, wie bei den Silicatgläsern. Da die
Flintgläser eine Drehung nach dem blauen Ende des Spectrums zeigen, so ist in diese
Borsäure einzuführen; thatsächlich wurde dieselbe die Grundlage für Flintgläser, die
eine Verminderung des secundären Spectrums geben sollen. Für Crowngläser wäre der
Gehalt an Kalium zu erhöhen; da man davon aber nicht mehr als 30 Proc. in das Glas
einführen kann, wurden Versuche mit Fluor angestellt; letzteres läſst sich in
groſser Menge in Phosphatgläser einführen. Da man aber von silicatischen
Schmelzgefäſsen absehen muſste wegen der Entwickelung von Fluorsilicium, und selbst
aus Platingefäſsen Fluorverbindungen entweichen, muſste von weiteren Versuchen
abgesehen werden.
Die Phosphorsäure gibt mit vielen Metalloxyden Gläser, deren Dispersion gering und
deren Brechungsexponent groſs ist; diese mit Borsäure-Flintgläsern combinirt können
Fernrohrobjective geben, bei denen fast das ganze secundäre Spectrum
verschwindet.
Bei Boraten und Phosphaten dürfen die Alkalien nur in sehr geringer Menge verwendet
werden, da sonst eine Zerstörung der Politur durch Einfluſs der Atmosphärilien
unvermeidlich ist. Durch Zusatz gröſserer Procentsätze von Thonerde, Zinkoxyd u.s.w.
konnten hygroskopische Gläser brauchbar gemacht werden. Da die Grenzen der
Zusammensetzung, innerhalb welcher glasige Erstarrung vor sich geht, enge gezogen
sind, konnten viele Elemente bei solchen Gläsern nicht angewendet werden, deren
Zusatz in optischer Hinsicht sehr wünschenswerth wäre. Für Phosphate gab die
Beobachtung, daſs Magnesia, Thonerde und Kali die geringste Dispersion liefern, zur
Herstellung eines Crownglases Veranlassung, dessen Dispersionswerth weit unter dem
der bisher angewendeten Glasflüsse stand. Baryt und Phosphorsäure geben Crowngläser
mit niedriger Dispersion und Abstufungen im Brechungsindex von 1,55 bis 1,59.
Die Herstellung von schlierenfreien Gläsern war besonders schwierig; Porzellantiegel
mit Rührvorrichtung erwiesen sich als unbrauchbar; selbst ein Platintiegel von 3l Inhalt ging zu Grunde. Platingefäſse lassen sich
nur für Borat, nicht für Phosphatgläser anwenden, da letztere das Platin metallisch
lösen und bei der Abkühlung in grauem Zustande ausscheiden. Zur Abkühlung der
geschmolzenen Gläser wurde eine ganz neue Methode eingeführt: Statt wie bisher die
Kühlung durch Ausstrahlung und Mittheilung eines im Mauerwerke gesammelten gröſseren
Wärmevorrathes zu
bewirken, wurde dieselbe durch automatische Regulirung einer sich stetig
vermindernden Wärmequelle bewirkt. Ein cylindrischer Kupferkessel – das Kühlgefäſs –
liegt im Strome einer groſsen Gasflamme und steht in Verbindung mit einem
Quecksilberdampfdruckthermometer. Man kann dadurch eine bestimmte Temperatur
beliebig lang andauern lassen und auch den Abfall der Temperatur beliebig lange
ausdehnen; dies ist in diesem Falle sehr wichtig: Die Maximaltemperatur, bei der
jedes Glas die vorhandene Spannung auslöste, war 465° C., die Minimaltemperatur,
unterhalb welcher jedes Glas vollkommen erhärtet, ist 370° C. Das Intervall 370° bis
465° C. umfaſst also die Erstarrungstemperaturen aller bekannten Gläser. Dieser
Abfall von 95° C. wurde von wenigen Tagen auf 4 Wochen ausgedehnt, und es wurden
Kühlungsresultate erhalten, die weitaus günstiger sind, als alle bisherigen.
Hierauf wurden die Einrichtungen und Operationen des Betriebes besprochen. Der
Vortragende hat an der Pütsch'schen Wechselhaube eine
Neuerung eingeführt, die gestattet, den Wechsel des Gasstromes mit Gas und Luft
gleichzeitig vorzunehmen. In den glühenden Hafen werden Glasbrocken eingeworfen,
nachdem diese geschmolzen, wird der Glassatz in mehreren Parthien zugefügt; vor
Zusatz der letzten Parthie wird zweckmäſsig „geblasen“. Das Lauterschüren
dauert 6 bis 8 Stunden und ist mit groſser Vorsicht durchzuführen. Nach dem Abfeinen
wird der eigenthümlich construirte Rührer in das Glas gebracht, hier längere Zeit
gelassen und nach Verlauf einer Stunde zum Durchmischen der Masse auf und ab bewegt.
Nachdem die Masse durch Abkühlung zähflüssig geworden, zieht man den Hafen aus dem
Ofen und bringt ihn in den Temperofen, woselbst er nach 3 Tagen völlig abgekühlt
ist. Die Bruchstücke des Glases werden sorgfältig sortirt und die brauchbaren in
Chamottekapseln bis zum beginnenden Schmelzen erhitzt, um ihnen passende Formen zu
geben, und schlieſslich nach zehn- bis zwölftägigem Abkühlen geschliffen und auf
Schlieren u.s.w. geprüft. Zum Schlusse sprach der Vortragende noch über seine
Beobachtungen über Thermometerglas (vgl. 1886 260 94 und
Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 920, 939, 958 und Jahrg.
22 S. 118).
F. Mylius gibt ein neues Verfahren zur Prüfung des Glases durch Farbreactionen an (Zeitschrift für Instrumentenkunde', 1889 S. 50).
Nachdem Verfasser sich überzeugt hatte, daſs eine Mischung von klarer Stärkelösung
mit reiner, wässeriger Jodlösung durch Glaspulver sofort gebläut wird (JK gibt
Veranlassung zur Bildung von Jodstärke), schritt er zur Ausbildung einer Methode,
durch die die Oberflächenbeschaffenheit der Gläser in schärfster Weise geprüft
werden kann. Als Grundlage dieser Methode diente die Thatsache, daſs feuchter Aether
durch seinen Wassergehalt zerstörend auf die Gefäſswände einwirkt (vgl. Weber, 1889 273 41), indem
dem Glase Alkalisilicat entzogen wird, das sich auf der Oberfläche ansetzt. Um nun
das lösliche Silicat dem Auge sichtbar zu machen, wird dasselbe mit ätherischer Eosinlösung in Berührung
gebracht. Die angegriffene Stelle des Glases färbt sich durch Bildung des Kali- oder
Natronsalzes von Eosin purpurroth. Bei Anwendung von Jodeosin, das besonders
empfehlenswerth, spielen sich folgende Reactionen ab:
I. Na2O(SiO2)x + H2O = 2NaHO + xSiO2
II. 2NaHO + C20H8J4O5 = C20H6Na2J4O5 + H2O.
Man sollte eigentlich die zu prüfenden Glasgegenstände mehrere Stunden mit
wasserhaltigem Aether stehen lassen und diese Flüssigkeit für einige Minuten durch
ätherische Eosinlösung ersetzen. Zweckmäſsiger ist es aber, die Eosinlösung sogleich
zuzufügen; diese wird hergestellt durch Schütteln von käuflichem Aether mit Wasser
bei gewöhnlicher Temperatur und durch Zusatz von 0g,1 Jodeosin zu 100cc dieser
Flüssigkeit.
Glasgegenstände, deren Oberfläche geprüft werden sollen, müssen durch sorgfältiges
Abspülen mit Wasser, Alkohol und Aether von den anhaftenden Verwitterungsproducten
gereinigt werden, und kommen sogleich mit Eosinlösung in Berührung. Es ist
vortheilhaft, die Einwirkung jedesmal 24 Stunden andauern zu lassen. Der
Glasgegenstand wird dann mit Aether abgespült. Je nach der Angreifbarkeit ist nun
die Oberfläche mit einer mehr oder weniger intensiv gefärbten Schicht bekleidet,
welche gewöhnlich durchsichtig, nur bei sehr schlechten Gläsern undurchsichtig trübe
erscheint. Die bleihaltigen Gläser erscheinen besonders stark angegriffen. In der
Originalabhandlung sind zur Erläuterung des Textes Farbentafeln beigegeben.
Verwitterungserscheinungen geben sich durch solche Prüfung deutlich kund. Ein
Glasrohr nach Warburg (Wiedemann's Annalen, Bd. 21 S. 622) der Elektrolyse unterworfen,
zeigt sich an der Berührungsstelle der Anode gegen Eosinlösung unempfindlich, an der
der Kathode wird es stark gefärbt. Durch mehrtägige Behandlung von schlechtem Glase
mit Wasser und nachheriges Erhitzen auf 300 bis 400° C. kann diesem eine völlig
widerstandsfähige Oberfläche gegeben werden. Das beste Glas färbt sich auf frischen
Bruchflächen mit Eosinlösung sogleich, ein Beweis, wie locker die Bestandtheile des
Glases mit einander verbunden sind.
Gasofen zu Probeschmelzungen für Flüsse und Glasuren.
Nach H. Röſsler ist in den kleinen Ofen ein
durchlochter, unten abgerundeter Schmelztiegel a (Fig. 1)
eingesetzt, welcher von oben gefüllt wird, ohne daſs man denselben aus dem Ofen zu
nehmen braucht, während der geschmolzene Fluſs durch das Loch am Boden in ein
untergestelltes Gefäſs mit Wasser läuft. – Trotz der Kleinheit des Apparates kann
man doch in der Stunde mehrere Kilogramm Fluſs schmelzen, und der Gasverbrauch ist
nur ein sehr geringer. Was den Ofen aber besonders brauchbar macht, ist eine
einfache Vorrichtung, um die Masse erst dann abflieſsen zu lassen, wenn sie
vollständig gleichmäſsig durchgeschmolzen ist. Auf dem Boden des Tiegels liegt nämlich eine Kugel
von Porzellan, welche, sobald die ganze Masse in Fluſs ist, in der Schmelze in die
Höhe steigt, wodurch die Oeffnung frei wird, und alles durchflieſst. Hierauf setzt
sich die Kugel wieder auf die Oeffnung und verschlieſst sie so lange, bis die
frische Füllung ganz lauter geschmolzen ist. Das Gas kommt durch das Rohr b des Bunsen'schen
Brenners und tritt, mit Luft gemischt, aus den Löchern des eisernen Hohlringes e, wo es angezündet wird. Die Flamme schlägt zunächst
um den Tiegel herum und dann zwischen dem inneren, aber offenen, und dem äuſseren
Mantel wieder herunter nach dem Schornsteine s. Dieser
wird, wenn der Ofen mitten im Zimmer zu stehen hat, durch den Gasbrenner v angewärmt, kann aber durch jeden gut ziehenden,
gemauerten Schornstein ersetzt werden. Selbst strengflüssigere Bleiglasuren lassen
sich in diesem Ofen schmelzen (Sprechsaal, 1888 Jahrg.
21 S. 883).
Eine nicht uninteressante und für unsere Zeit charakteristische Erscheinung der
Industrie ist Ashley's automatischer Flaschenblasapparat und die damit verbundene Bewegung. Die
Erfindung bezweckt, bei der Herstellung von Wein-, Bierflaschen u.s.w. die Arbeit
der Menschenhände durch die von Maschinen zu ersetzen, würde also für die
Glasindustrie etwa das bedeuten, was die Erfindung der mechanischen Webstühle für
die Textilindustrie. Die Bekanntmachung des neuen Apparates wurde mit groſser
Reclame durchgeführt. Mit Hilfe des neuen Apparates sollte man im Stande sein, den
Arbeitspreis für das Groſs Flaschen von 3 Schilling und 10 Pence auf 3 Pence (24
Pfg.) zu reduciren, 3 Arbeiter sollten im Stande sein, 80 Groſs Flaschen in einem
Tage fertig zu stellen. Nach englischen Journalen soll sich eine Gesellschaft zur
Ausbeutung der neuen Erfindung mit 600000 Pfd. Sterl. Actienkapital gebildet haben;
man sprach schon von einer Umgestaltung des Betriebes der Glasfabriken von ganz
Europa. Die deutschen Fachmänner verhielten sich gleich anfangs der neuen Erfindung
gegenüber sehr reservirt; so brachte der Sprechsaal
mehrmals Artikel, in denen starke Zweifel über die Leistungsfähigkeit der Maschine
ausgedrückt wurden (Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 165, 203,
244, 338, 619). Trotzdem dauerte die Bewegung in England fort, und es war zwei
Gesellschaften bereits geglückt, dem Betriebe fernstehende Kapitalisten zu namhaften
Beiträgen zu bewegen.
Der Apparat soll etwa folgender Weise functioniren: Das geschmolzene Glas flieſst in
eine Form, die nur das für eine Flasche erforderliche Quantum Glas aufnimmt; an dem
unteren Theile des Behälters findet sich der Theil für den Flaschenhals und in
diesen dringt ein hohler Stempel, der comprimirte Luft in die Glasmasse treibt, so
daſs der Hals der Flasche sammt dem Wulste, dem Kragen, gebildet wird. Im geeigneten
Momente wird der Apparat umgestürzt, so daſs der Hals nach oben kommt, ein Stempel,
der das Eindringen der Glasmasse in den Bauch der Hohlform verhindert hat, weicht bis zum
Boden der Flasche zurück, und das Glas wird nunmehr durch die nachströmende Luft zur
vollständigen Flasche ausgeblasen. – Dem Fachmanne wird sofort auffallen, daſs ein
wichtiges Moment der Flaschenbildung, nämlich das Marbeln, ganz auſser Acht gelassen
ist- ohne Bearbeitung auf der Motze ist es nach bisherigen Erfahrungen nicht
möglich, eine in der Wandung gleichmäſsige Flasche zu erzielen.
Da bald viele Actionäre einsahen, daſs sie durch die schwindelhaften Anpreisungen
irregeführt wurden, und die eingezahlten Beträge zurückforderten, endete die
Actienunternehmung mit einer Auflösung der European and
American Machine-Made Bottle Company. Dadurch lieſs sich der Erfinder aber
durchaus nicht abschrecken, schreitet zu weiteren Verbesserungen des Apparates und
hat in vielen Ländern, so auch in Deutschland, um Patentertheilung nachgesucht. Nach
Ertheilung des deutschen Patentes soll der Apparat eingehend beschrieben werden.
Die Glasgalle, welche besonders in Fabriken von ordinärem Hohlglase, die mit billigen
Materialien arbeiten, sich in unangenehmer Weise bemerkbar macht, soll sich bei
Anwendung der Glasschmelzwanne von Oswald Lippert (Fig. 2) von dem übrigen
Glase unschwer trennen lassen. Das Material wird bei d
in den Raum a eingeführt. Die neuen Auflagen verdrängen
die schon halb geschmolzene Masse in der Pfeilrichtung durch ef in die Galle-Absonderungsräume b. Da nun
bekanntlich die Galle sofort nach oben steigt, sobald die Flamme keinen Einfluſs
ausübt, und die Temperatur etwas herabgedrückt ist, sondert sich dieselbe ab und
kann leicht abgelassen werden. Nachdem die Glasmasse in b von der Glasgalle gereinigt ist, tritt dieselbe bei g in den Schmelzraum a
hinüber, in welchem die sogen. Blankschmelze vollzogen wird, um bei h in den Verarbeitungsraum l zu gelangen und in i verarbeitet zu werden
(D. R. P. Kl. 32 Nr. 45063 vom 13. Mai 1888).
Um dünne Glas- oder Basaltplatten unter Abschluſs kalter Luft gieſsen, auswalzen und
abkühlen zu können, ist nach dem Verfahren von Josef
Trassel in Oberwarmensteinach und Heinrich
Lindner in Fichtelberg (D. R. P. Nr. 44517 vom 16. Juli 1887) die
Einrichtung (Fig.
3) getroffen, daſs dieselben mit den von der Auſsenluft abgeschlossenen
Kanälen B und K in
Verbindung gebracht werden, welche zeitweise direkt oder durch abziehende Feuergase
auf Glühhitze erwärmt werden, in welchen Kanälen die Form wagen W und N eingebracht
werden, die entweder eine groſse Zahl senkrechter oder schräger Einzelformen oder
eine einzelne wagerechte Form enthalten.
Apparat zum Herausheben und Einsetzen von Glaswannen aus dem
Ofen bezieh. in denselben von der Société des Manufactures de Glaces u.s.w. in
Brüssel (D. R. P. Kl. 32 Nr. 40718 vom 17. December 1886). Die Trommel M (Fig. 4) ist mit Rillen für
zwei Ketten X und V
versehen.
Das eine Ende der Ketten ist an je einem Ende der Trommel befestigt, während das
andere Ende bei V und Y an
den Enden des Wagens T angreift. Dieser Wagen ist an
dem Ende, welches dem Ofen zugekehrt ist, mit einer Zange zum Erfassen der
Glaswannen ausgerüstet und wird einestheils durch die mit den Rädern m versehene Achse Z
getragen, anderentheils dadurch gestützt, daſs die Schenkel T in dem Zwischenraum zwischen der Trommel M
und einer darunter liegenden Walze O hindurchgehen.
Walze O und Trommel M
liegen in einem Rahmen R, welcher an einem Kolben
sitzt, der im Cylinder E durch Dampf, Wasser oder Luft
passend auf und ab bewegt werden kann. Auf diese Weise kann der linke Theil von T auf und nieder bewegt werden. Durch zwei kleine
Kolben, welche in dem Cylinder F sich verschieben, wird
die Trommel M gedreht, wodurch der Wagen T vor- und rückwärts bewegt wird.
Einrichtung an einer mit der Glasbläserpfeife verbundenen
Luftpumpe, um den Druck nach beendetem Blasen aufzuheben; von R. E. Donovan, F. Hazlett und J. Johnston in Dublin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 42230 vom 16. Juli 1887). Die
nach dem Hochziehen in der Kammer a (Fig. 5) und der Pfeife b vorhandene atmosphärische Luft wird einerseits durch
den auf dem unteren Ende von b gefangenen Glasklumpen
und andererseits durch Niederdrücken der Kappe gh der
hohlen Kolbenstange d in a,
h und d eingeschlossen, hierauf durch
Abwärtsbewegen des Kolbens e verdichtet und in die
weiche Glasmasse eingepreſst. Nach Vollendung des Gegenstandes entfernt der Arbeiter
seine Hand vom Knopfe g, worauf die verdichtete Luft,
deren Spannung durch die Hitze des geschmolzenen Glases noch vermehrt wurde, die
Knagge gf hebt und durch die Löcher der Hülse gh entweicht, so daſs Druckausgleich zwischen der
Innen- und Auſsenseite des gefertigten Gegenstandes hergestellt wird.
Ein neues Verfahren zur Herstellung von Ballons aus Glas mit
innerem Luftzuführungsrohre für Erdöl- u. dgl. Lampen beschreiben August Walther und E.
Kaiser zu Moritzdorf in Sachsen. Die Erfindung bezweckt, die bisher
gebräuchlichen Oelbehälter durch die vollkommen dichten und bedeutend reinlicheren
Behälter aus Glas zu ersetzen (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45979 vom 18. Januar 1888.
Oesterreichisches Patent Kl. 4 vom 1. November 1888) (Fig. 6 und 7). Zur Herstellung des
Glasballons B mit Innenrohr R dienen die aus Untertheil U und den beiden
Obertheilen OO bestehende, auf dem Gestelle G gelagerte Form, sowie die mittels des Tritthebels H im Gestelle G senkrecht
bewegbare Spindel S. Der Glasmacher entnimmt mit seiner
Pfeife P aus dem Glasofen ein Kölbchen oder eine Birne
Rohglas, setzt sie auf die Spindel S auf, und bewegt
während des Blasens diese allmählich aufwärts, so daſs schlieſslich das Rohr R gebildet wird. Gleichzeitig erhielt auch der Ballon
in der Form seine Gestaltung. Durch Umschlagen von OO
wird der Ballon aus
seiner Form befreit, und es erübrigt nur noch, die Ränder ab und cd abzusprengen und die Fülldose D aufzusetzen.
Eine mechanische Schere zum Formen von Flaschenmündungen
(Fig. 8)
wurde von W. Blumberg in Düsseldorf beschrieben (D. R.
P. Nr. 45062 vom 1. Mai 1888). Am Ende der rotirenden Spindel C ist eine Scheibe J
befestigt, in welcher sich die Formrollen N radial
bewegen können, während sie gleichzeitig mit ihr um ihre eigenen Achsen rotiren. Die
radiale gegenseitige Näherung bezieh. Entfernung der Rollen wird mittelbar von der
Achse C regiert, indem diese mittels Schneckengetriebes
RS ein Excenter T in
Drehung versetzt, das durch Schubstangen V einen
Winkelhebelmechanismus und einen auf der Achse C
verschiebbaren Muff X die Verschiebung der Formrollen
in der Scheibe J bewirkt.
Groſse Vortheile vor anderen Maschinen zu gleichem Zwecke soll die Maschine zum
Auswalzen von Flaschenmündungen von Klein und Herb in Burbach bei Saarbrücken bieten (D. R. P. Nr. 44619 vom 18. November 1887). Zur
Herstellung von Flaschenmündungen mit innerem Gewinde wird der während des
Auswalzens feststehende Dorn e (Fig. 9) angewendet, dessen
Gewinde durch das um die ebenfalls feststehende Flasche rotirende und formgebende
Walzenpaar cc in die Glasmasse eingepreſst wird,
worauf, entweder durch den Conus t (Fig. 10) oder, bei
Fuſsbetrieb, durch das Zusammenwirken der Theile iklmnopqrs der Dorn selbsständig aus der Flaschenmündung herausgeschraubt
wird. Durch diese Maschine lassen sich enge, weite, sowie mit Schraubengewinde
versehene Flaschenmündungen herstellen. Die mit Schraubengewinde versehenen Flaschen
sollen eine Verkapselung mit Draht ersparen, indem der abgerundete Schraubengang den
Kork derart festhält, daſs die durch Kohlensäure u.s.w. hervorgerufene innere
Spannung der Gase denselben nicht herauszutreiben im Stande ist.
Henri Lenfant in Paris stellt Brillengläser und andere optische Glasgegenstände her durch Blasen
derselben in Formen, deren vielflächige Innenwandung der einen Fläche des zu
formenden Gegenstandes entspricht. Dadurch wird eine nochmalige Erweichung der
Glasmasse überflüssig. Die Gläser haben nunmehr, wie z.B. in der Abbildung (Fig. 10)
dargestellt, auf der einen Seite eine so gebogene Fläche abc, daſs sie nur auf der anderen Seite abgearbeitet zu werden brauchen
(D. R. P. Kl. 32 Nr. 42596 vom 23. Juni 1887).
Herstellung von Metallglanzätze auf Glas oder keramischen
Gegenständen von Reich und Comp. (D. R. P. Nr.
44949 vom 24. August 1887). Zur Herstellung einer hellgelben, grünen bis
dunkelbraunen Metallglanzätze vom Silberglanze bis zum tiefsten Goldglanze setzen
Reich und Comp. die auf gewöhnliche Weise geätzten
Gegenstände dem Einflüsse reducirender Gase aus. Trägt man z.B. auf Glas ein Gemenge
von 1 Th. Chlorsilber und 5 Th. ungebrannter Gelberde, trocknet, brennt den Scherben
in der Muffel bei schwachem Farbenfeuer, wischt dann die Erde ab und brennt zum zweiten
Male etwa 5 bis 6 Minuten, indem man den Scherben der Einwirkung von Kohlengasen
aussetzt, so erhält man eine grünlich-bräunlich durchscheinende, goldglänzende
Fläche, während das Glas nach dem ersten Feuer nur einen schwach gelblichen Anflug
zeigte. Hat man statt der Gelberde ungebrannten Ocker verwendet, so sind die Farben
noch intensiver. Ein Gemenge von 1 Th. Chlorsilber und 20 Th. Gelberde erzeugt nach
dem Brennen einen kaum erkennbaren gelben Anflug. Wird derselbe in einer
Kohlenoxydgasatmosphäre 5 bis 6 Minuten lang schwach erhitzt, so erhält man ein
stark gelb durchscheinendes glänzendes Glas (vgl. 1887 266 364).
Ein „verbessertes Verfahren, Glas zu decoriren“, ist von R. E. Frank angegeben und ihm patentirt. Die zu
ornamentirende Fläche wird mit einem lichtempfindlichen Firnisse überzogen, das Bild
oder Muster aufgelegt, und das Ganze dem Lichte exponirt. Nach genügender Einwirkung
wird die Fläche mit färbenden Oxyden oder Emails eingestaubt, die verschieden stark
auf der Fläche haften, je nach der Einwirkung des Lichtes auf dieselbe. Als Firniſs
kann folgende Mischung dienen: 500 Th. filtrirtes Wasser, 1 Th. Gelatine, 10 Th.
Gummitraganth, 3 Th. Quittenkerne, 40 Th. Chromsalz (Kaliumbichromat). Die
Proportionen variiren je nach der Temperatur, Feuchtigkeit u.s.w. Die Oxydschicht
wird durch einen Ueberzug von dickem Terpentin geschützt, und der Ueberschuſs an
Firniſs durch Essig weggenommen. Nach dem Trocknen und Ausbessern wird der
Gegenstand noch mit Oxyden colorirt, und in einem Ofen gebrannt (Näheres Hannover'sches Gewerbeblatt, 1889 S. 90).
Maschine zum Aufreihen von Perlen von Haller und Berthold in Buchholz, Sachsen (D. R. P. Kl.
32 Nr. 40914 vom 9. März 1887). Eine Nadel n von
ungefähr 1m Länge besitzt oben eine Oese (Fig. 12) und
ist unten schraubenförmig gebogen. Die Nadel wird oben an einer Spindel b festgeklemmt und wird durch diese Spindel gedreht.
Der schraubenförmige Theil der Nadel taucht hierbei in den Perlenbehälter c und nimmt nach und nach die Perlen auf, die sich auf
dem Schafte der Nadel aufreihen. Ist die Nadel mit Perlen besetzt, so wird sie von
der Spindel b abgenommen, an der Oese wird ein Faden
befestigt, und dann werden die Perlen auf diesen geschoben.
Eine andere Perlenaufreihmaschine von denselben
Erfindern datirt vom 6. December 1887 (D. R. P. Kl. 32 Nr. 44620). Die Perlen werden
von einer rotirenden Spirale b oder einer anderen
geeigneten Transportvorrichtung gegen das vordere Ende der nicht rotirenden, mit dem
Faden t verbundenen Nadel n getrieben, von denen die zufällig mit der Oeffnung auf die Nadel
treffenden auf dieselbe und darüber hinweg auf den Faden gelangen, so daſs die
Maschine ohne Unterbrechung die Perlen auf den Faden reihen kann. Die Nadel n wird abwechselnd von den Zangen d1
d2
d3 erfaſst, nachdem die
rotirenden Bürsten e1
e2
e3 von den betreffenden
Stellen der Nadel die Perlen weggeschoben haben. Die Spiralen s1
s2
s3
s4 transportiren die
Perlen von einer Bürste zur anderen.
Die bisher angewendete Methode zum Schleifen von Glasperlen, die darin besteht, daſs
die abgesprengten Glasrohrstücke auf Draht aufgezogen und vom Schleifer an die
Schleifscheibe angedrückt werden, erfordert bei einem gröſseren Fabriksbetriebe eine
nicht geringe Anzahl geschickter Arbeitskräfte; um diesem Uebelstande zu begegnen,
bringt Emanuel Roessler in Wiesenthal
(Oesterreichisches Patent Kl. 32 vom 19. November 1888. D. R. P. Nr. 44712 vom 2.
März 1888) ein neues Verfahren zur Anwendung, nach welchem es möglich ist, das
Schleifen vollkommen automatisch durchzuführen. Der wesentliche Theil des Apparates
besteht in einer an ihren Rand- und Seitenflächen mit concentrischen Ringkanälen
versehenen Schleifscheibe a (Fig. 14), die in einem
mit Wasser gefüllten Troge cdef rotirt. In den
letzteren werden die rohen Glasperlen eingefüllt, und gelangen auf die zwei in den
Trog eingebauten, gegen die Schleifscheibe geneigten Rutschflächen ghi, welche mit kleinen Löchern versehen sind. Durch
die Reibung, theils gegen die Scheibe, theils gegen einander, werden die Perlen
abgeschliffen, und fallen, wenn sie genügend klein sind, durch die Löcher in den
Trog cdef.
Bürette und Pipette mit Patenthahn von Greiner und Friedrichs (Zeitschrift für analytische
Chemie, Bd. 27 S. 470). Die Bürette unterscheidet sich von den gewöhnlichen
Glashahnbüretten dadurch, daſs sie neben der Ausfluſsspitze ein zweites Röhrchen
trägt, welches im rechten Winkel nach hinten gebogen ist, und mit dem Reservoir für
die Titerflüssigkeit verbunden wird. Durch den mit zwei schrägen Bohrungen
versehenen HahnVgl. 1887 263 481. kann jedes der
beiden Röhrchen mit dem Inneren der Bürette verbunden werden.
Die Pipette ist ein cylindrisches Gefäſs, welches am unteren verengten Ende den
zweimal schräg gebohrten Hahn, die Auslaufspitze und das gebogene Zufluſsrohr trägt,
genau so, wie bei der eben beschriebenen Bürette, oben aber in eine offene Röhre
ausläuft; letztere trägt mittels eines Stopfens eine flache, doppelt tubulirte
Glasglocke (genau wie die des Hüfner'schen Apparates
zur Bestimmung des Stickstoffes im Harn), in die sie ziemlich hoch hineinragt. Die
Pipette wird gefüllt, indem man durch das Zufluſsrohr die Flüssigkeit eintreten
läſst, bis sie in die Glocke überzuflieſsen beginnt. Der Ueberschuſs kann durch eine
zweite Tubulatur der Glocke entleert werden.
R. Zsigmondy.