Titel: | Warnungssignale und Schienencontacte für eine bestimmte Fahrtrichtung. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 215 |
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Warnungssignale und Schienencontacte für eine
bestimmte Fahrtrichtung.
Mit Abbildung.
Warnungssignale für eine bestimmte Fahrtrichtung.
Wenn an eingeleisigen Nebenbahnen unbewachte
Wegübergänge durch elektrische Läutewerke geschützt werden sollen, welche durch
neben den Schienen angebrachte, durch die Räder des fahrenden Zuges in Thätigkeit
versetzte Contacte zum Läuten gebracht werden, so sind diese Contacte so
einzurichten, daſs sie den Strom nur schlieſsen, während der Zug in der einen
Richtung fährt, damit der sonstige Verkehr nicht durch Warten auf einen Zug
aufgehalten wird, der bereits über den Uebergang hinaus ist.
Zu diesem Zwecke hat der Eisenbahn-Telegraphenaufseher H.
Seseman in Erfurt den Contact in folgender Weise eingerichtet. In einem in
genügender Entfernung von der Schiene auf einer Eisenplatte befestigten Kugellager
wird eine Welle c gelagert, auf welche neben der
Schiene ein kleines Stahlrädchen drehbar aufgesteckt ist, worüber die Räder laufen;
auf dem anderen Ende der Welle c dagegen sitzt eine
ebenfalls drehbare Rolle E, welche, wenn die Räder auf
das Rädchen wirken, je nach der Fahrtrichtung links oder rechts in dem Ausschnitte
F einer Führungsplatte emporgeht und dabei einen
der beiden, durch die Federn k und k1 zurückgehaltenen
Contact i und i1 auf seinen Amboſs legt und so einen elektrischen
Stromkreis schlieſst und das Läutewerk auslöst.
Textabbildung Bd. 273, S. 214
Auch das Stahlrädchen liegt in dem Ausschnitte einer Führungsplatte, die jedoch,
F entgegengesetzt, die geneigten Flächen oben
liegen hat. Eine auf c wirkende Feder zieht E beständig im Ausschnitte F nach unten.
Der abgebildete Contact vermag zwei Läutewerke für zwei zu beiden Seiten des
Contactes liegende Uebergänge auszulösen, bei jeder Fahrtrichtung jedoch stets nur
eines und zwar das in der Richtung der Fahrt liegende. Auch würde ein solcher
Contact dem Weichensteller, welcher weit entfernt liegende oder nicht sichtbare
Weichen zu bedienen hat, die Vor- oder Rückwärtsbewegung eines Zuges an den
fraglichen Stellen bestimmt anzeigen können. In verwandter Weise würde der eine der
beiden Contacte für die selbsthätige Controle der Fahrgeschwindigkeit benutzt werden
können.
Liegt bloſs auf der einen Seite des Contactes ein Uebergang, so ist bloſs ein
Läutewerk nöthig, aber es muſs auf jeder Seite des Ueberganges in geeigneter
Entfernung (1300m bis 1500m) ein Schienencontact angebracht werden, dieser
braucht aber nur einen einzigen Contactstift.
Siemens und Halske in Berlin verwenden für derartige
Fälle ihren Schienendurchbiegungs-Quecksilbercontact (vgl. 1888 261 * 374). Sie lassen dabei nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1889 S. 40, alle
Läutewerke etwa 2 Minuten lang läuten, aber nur alle 6 bis 7 Secunden einen Schlag
geben, damit dasselbe beim Verkehre von 15 Zügen täglich doch nur jeden Tag einmal
aufgezogen zu werden braucht. Das Spindelläutewerk wird zu besserem Schütze gegen
muthwillige Angriffe etwas höher gebaut. Es gibt nach jeder Auslösung 2 Schläge. Die
erste Auslösung geschieht durch den Schienencontact. Dabei zieht das Läutewerk ein
Neben werk auf, dessen Ablaufen durch ein Pendel werk verlangsamt wird. So lange das
Neben werk läuft, hält es die elektrische Leitung unterbrochen; zum vollständigen
Ablaufen braucht es 8 bis 10 Minuten, und deshalb kann auch ein langsam fahrender
Zug beim Hinwegfahren über den in der Fahrtrichtung hinter dem Läutewerke liegenden
zweiten Schienencontact hinwegkommen, ohne das Läutewerk noch ein zweites Mal
auszulösen. Das Nebenwerk löst immer nach Ablauf von 6 bis 7 Secunden das Läutewerk
mechanisch aus, so daſs es 2 Schläge gibt; dies geschieht für die Dauer von 2
Minuten. Mit dem so gegebenen hörbaren Warnungssignale kann auch noch ein sichtbares
verbunden werden, das hauptsächlich dazu bestimmt ist, den Locomotivführer des
vorüberfahrenden Zuges davon in Kenntniſs zu setzen, daſs das Läutewerk das
Warnungssignal wirklich gegeben hat. Dieses sichtbare Signal erscheint, wenn das
Warnungssignal durch den Einfluſs des Nebenwerkes beginnt, und verschwindet wieder,
wenn der Zug vorüberfährt, oder wenn er vorübergefahren ist.