Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 285 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 229
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
III. Gährung und Hefe.
Ueber den Einfluſs der Kohlensäure auf das Wachsthum und die
Gährthätigkeit der Hefe und ihre Bedeutung für die Conservirung des Bieres
von Georg Foth (1889 272
475).
Erfahrungen über die Schaumgährung theilt Hesse-Czerbienschin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 13, mit. Die Vermuthung, daſs
die Schaumgährung verschiedene Ursachen haben kann, fand Verfasser bestätigt. In
einer Brennerei, in welcher ein Röhrenkühler von Venuleth und Ellenberger benutzt wurde, trat
stets Schaumgährung auf, wenn die Rohre nicht sehr sorgfältig gereinigt wurden; dieselbe konnte aber stets
mit Sicherheit beseitigt werden, sobald die Reinigung mit gröſster Sorgfalt
ausgeführt wurde. In einer anderen Brennerei dagegen waren alle wiederholten
Bemühungen, durch peinlichste Reinigung sämmtlicher Apparate die Schaumgährung zu
beseitigen, ohne jeden Erfolg. Der Verfasser beobachtete verschiedene Formen der
Schaumgährung. So trat bei Verarbeitung stark säurehaltiger, zum Theil erfrorener
Kartoffeln, welche nur schwach oder kürzere Zeit gedämpft wurden, der Schaum nicht
wie gewöhnlich bei 25° auf, sondern sogleich nach der Angährung, nachdem der Bottich
sich etwa um einen Grad erwärmt hatte, bildete sich ein dicker, zäher, dunkel
gefärbter Schaum, welcher gegen Oel beinahe gar nicht, gegen Erdöl auch nur sehr
schwach reagirte. Diese Art der Schaumgährung blieb aber sofort und mit Sicherheit
aus, wenn die Kartoffeln besser gedämpft wurden. Durch sehr concentrirtes
Einmaischen, in diesem Falle durch Erzeugung einer sehr consistenten Maische aus
stärkearmen Kartoffeln dadurch, daſs man absichtlich mangelhaft zerkleinerte und die
Treber nicht entfernte, trat der Schaum bei der Hauptgährung zwar in verminderter
Menge auf, konnte aber niemals ganz unterdrückt werden. Ein Wechseln der Mutterhefe,
bezogen aus einer Brennerei, in welcher niemals Schaumgährung vorkam, hatte nur für
die ersten 2 bis 3 Bottiche Erfolg. Auch das Unterlassen des Verstellens der Hefe
war ohne Einfluſs auf die Art der Gährung. Der Verfasser schlieſst aus seinen
Versuchen, daſs es Fälle gibt, in denen die Schaumgährung durch keines der sonst
gebräuchlichen Mittel beseitigt werden kann. Wohl aber ist bei Anwendung dieser
Mittel eine bedeutende Abnahme der schäumenden Gährung zu bemerken, so daſs man bei
richtiger Gährungsführung bequem und ohne jeden Verlust durch Uebergähren arbeiten
kann. Auf eine Anfrage, nach welcher die Ursache der Schaumgährung in der
Hefebereitung zu liegen schien, wird in der genannten Zeitschrift, S. 21, Einhaltung
der richtigen Temperatur von 47,5° für die Säuerung, peinlichste Reinlichkeit,
richtige Hefenführung und sorgfältiges Waschen der Gerste und des Malzes empfohlen.
Mit Bezug auf dieselbe Frage empfiehlt W. Mann, S. 27,
längeres Dämpfen und Abtödten des Milchsäurefermentes nach dem Säuern der Hefe,
bemerkt jedoch, daſs dieses Verfahren bei ihm wenig Erfolg gehabt hat. Endlich wird
S. 58 ebenfalls in Beantwortung einer Anfrage darauf aufmerksam gemacht, daſs ein
Zusatz von Oel zur Beseitigung des Schaumes der Genehmigung der Steuerbehörde
bedarf, daſs diese Genehmigung aber voraussichtlich ertheilt werden wird.
Ueber Milchsäure und Reinlichkeit der Gährung bringt Ig. Krieser in der Zeitschrift
für Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 10 S. 3, einen ausführlichen
Aufsatz, welcher zwar nicht über neuere Untersuchungen berichtet, aber eine sehr
beachtenswerthe Zusammenstellung der bekannten Erfahrungen enthält. Als vielleicht nicht allgemein
bekannt und wohl auch nicht genügend beachtet wollen wir hier nur die Mittheilung
hervorheben, daſs als Ursache für die bei einem Uebermaſse von Milchsäure so oft
eintretende schlechte Vergährung neben der Unterdrückung der Hefe durch das
Milchsäureferment auch besonders die schädigende Wirkung herangezogen wird, welche
die Milchsäure auf die Diastase ausübt, wodurch die so unentbehrliche Nachwirkung
der Diastase beeinträchtigt wird.
Ueber Hefeverfahren, insbesondere über die Bereitung
verschiedener Hefearten als Schlämpehefe, Darrmalzhefe, Hafer-, Roggen-, Malzhefe,
Fischer'sche Hefe u.s.w. schreibt Wilhelm Keller in der Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 523.
Die Bereitung einer continuirlichen Kunsthefe zur
Preſshefefabrikation wird in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 8, beschrieben.
Erfahrungen mit den Hefeverfahren mit kurzer Säuerungszeit
und mit Andampfen des invertirten Hefenguts bis 75° theilt Johann Ernst Brauer in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 77, mit. Derselbe fand das
Verfahren von Boehme-Gurzno (vgl. 1889 271 330), bei welchem die reine Säuerung durch
Innehaltung der normalen Säuerungstemperatur während einiger Stunden am
Maischungstage und darauf durch sofortige Abkühlung des Hefegutes auf die
Anstelltemperatur erzielt wird, sehr brauchbar, besonders bei mehrfachem Betriebe,
während dasselbe bei einfachem Betriebe unbequem sein soll, weil die Kühlung des
Hefengutes nach Beendigung des Betriebes erfolgen muſs, wo es oft an Wasser und an
Arbeitern mangelt. Das Verfahren des Verfassers (vgl. 1888 269 328), welches die reine Säuerung durch Andampfen des Hefengutes
mittels eines Dampfmaischholzes oder einer Dampfschlange bis 75° (nach vier- bis
fünfstündiger Zuckerbildungsdauer), um während der Nacht die normalen
Säuerungstemperaturen von 52,5° bis 47,5° innehalten zu können, bewerkstelligt, soll
namentlich dann vortheilhaft sein, wenn schlechtes Maischmaterial, z.B. verfaulte
Kartoffeln, zur Verfügung steht. Die Befürchtung, daſs das Milchsäureferment durch
die Temperatur von 75° nachtheilig beeinfluſst wird, ist nach den mitgetheilten
Versuchen des Verfassers unbegründet, denn derselbe hat bei seinem Hefeverfahren bis
59,8 Proc. Alkohol vom Kilogramm eingemaischter Stärke und eine durchschnittliche
Vergährung der Maischen während der Campagne von 1,6° B. erzielt.
Ein Verfahren zur Bereitung von Hefe mit kurzer
Säuerungszeit beschreibt A. Schneider in der
Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S.
116.
Bücher-Anzeigen.
Elemente der Festigkeitslehre in elementarer Darstellung
mit zahlreichen, theilweise gelösten Uebungsbeispielen und bewährten
Constructionsregeln von Dr. J. J. Johnen, Weimar. B. J.
Voigt.
Der, übrigens recht gut durchgearbeitete, Joe Festigkeitslehre entwickelnde Theil des
Lehrbuches bietet keine besondere Eigenthümlichkeiten. Die zahlreichen, gut
ausgewählten und methodisch angeordneten Aufgaben, welche je am Schlusse der
Abschnitte sich befinden, machen das Werk entschieden werthvoll, um so mehr, als der
Verfasser Gelegenheit nimmt, auch solche Nebenumstände, welche, obschon nicht
unmittelbar der Festigkeitslehre zugehörig, doch für das Verständniſs der Aufgabe
von Wichtigkeit sind, in Betracht zu ziehen. Zwar läſst sich über einzelne Annahmen,
die der Verfasser zu Gunsten einfacher Grundbedingungen macht, streiten, doch thut
dies den hervorgehobenen Vorzügen keinen Eintrag.
Graphische Behandlung der Schiebersteuerungen nach Zeuner's
Diagramm von P. Kirchhoff. 42 Seiten. 8
lithographirte Tafeln. Mittweida. H. Schlüter.
Auf Grund 12jähriger Erfahrung behandelt der Verfasser in elementarer Weise seine
Aufgabe zunächst als Unterrichtsmittel für seine Schüler, jedoch auch mit Rücksicht
auf die Verwendung für die Praxis, insbesondere für den Entwurf von Steuerungen. Die
Methoden zur Einführung der endlichen Längen der Zugstangen haben ihre Würdigung
gefunden. Wenngleich wir nicht sehr für das Zeuner'sche
Verfahren eingenommen sind, insbesondere nicht bei etwas verwickelten
Kanalverhältnissen, so können wir doch dem vorliegenden Werke wegen seiner kurzen
und klaren Darstellungsweise unsere Anerkennung nicht versagen.
Der Bau, Betrieb und die Reparaturen der elektrischen
Beleuchtungsanlagen. Ein Leitfaden für Monteure, Werkmeister, Techniker
etc. Herausgegeben von Grünwald. II. Aufl. 181 Seiten.
Halle a. S. W. Knapp. 3 Mk.
Nach einer kurzen, auf das Nöthigste beschränkten theoretischen Einleitung geht der
Verfasser zu dem Haupttheile seiner Aufgabe, die praktische Seite des
Beleuchtungswesens seinen Lesern, denen ja die Hantirung solcher Anlagen zufällt,
klar zu machen. Die Behandlung ist so sorgfältig, daſs der Praktiker, der sich den
Stoff angeeignet hat, schwerlich in Verlegenheit gerathen wird, oder doch sich aus
dem Werke stets Rath holen kann. Eine angenehme Zugabe bilden die am Schlusse des
Werkes befindlichen Tabellen.
Leitfaden der praktischen Haustelegraphie. Das
Wissenswertheste aus dem Gebiete der Haustelegraphie, insbesondere die Herstellung,
Unterhaltung und Reparatur elektrischer Telegrapheneinrichtungen. Für Mechaniker,
Uhrmacher, Schlosser und verwandte Berufszweige, bearbeitet von M. Lindner. 72 Seiten. Mit 72 Abbild. Halle a. S. W.
Knapp. 1,50 Mk.
Die in dem Titel angegebene Bestimmung des Werkchens, als praktisches Hilfsmittel zu
dienen, ist in ausreichendem Maſse und in geschickter Weise erreicht worden. Da der
Verfasser naturgemäſs voraussetzt, daſs die Apparate aus einer zuverlässigen
elektrotechnischen Fabrik bezogen werden, so beschreibt er dieselben nicht weiter,
als zum Verständniſs erforderlich ist und legt mit Recht das Hauptgewicht auf ernte
Anlage und Handhabung der Haustelegraphen.