Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 368 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 320
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
VI. Apparate.
Einen Maischdestillirapparat zur Gewinnung eines möglichst
fuselfreien Spiritus hat die Kupferwaarenfabrik von Fr. Rath in Neuhaldensleben hergestellt. Die Firma ist bereit, einen neuen
Apparat ihrer Construction in einer Brennerei von nicht zu kleinem Umfange
aufzustellen, und falls wider Erwarten der Spiritus nicht möglichst rein sein
sollte, den Apparattheil, welcher die Entfuselung bewirken soll, zurückzunehmen,
ohne daſs dem Besteller Kosten dadurch entstehen, während der übrige Apparat in den
Händen des Besitzers bleibt.
Destillirapparat zur direkten Gewinnung von Feinsprit,
Vorlauf und Nachlauf aus der Maische von Georg
Braun in Dürkheim a. H., Pfalz (D. R. P. Nr. 46112 vom 15. Juli 1888).
Combinirter Maisch-, Brenn- und
Spiritusrectificirapparat von Joseph Scheibner
in Berlin (D. R. P. Nr. 46389 vom 9. August 1888. Zusatzpatent zu Nr. 42907 vom 11.
August 1887). Nach dem Hauptpatent wurde die Maischcolonne bezieh. die Maisch- und
Luttercolonne mit einer daneben stehenden Spritblase verbunden. Nach dem
vorliegenden Patent wird die Luttercolonne allein und direkt mit einer daneben
stehenden Spritblase mittels der Alkoholdampfübersteigrohre und der
Phlegmarücklaufrohre verbunden, während die anderen, darunter liegenden
Colonnentheile abgeschlossen und mit Wasser ausgefüllt sind (vgl. auch 1889 271 365).
Dampfdestillircolonne zur Destillation von dicken
Flüssigkeiten oder deren Behandlung mittels Gasen von Paul Alfred Mallet und Tiburce
Albert Pagniez in Paris (D. R. P. Nr. 46523 vom 28. April 1888.
Zusatzpatent zu Nr. 31003 vom 17. Februar 1884).
Condensations- und Kühlapparat von Langen und Hundhausen in Grevenbroich (D. R. P. Nr.
44920 vom 1. December 1887. Zusatzpatent zu Nr. 37534 vom 26. Juli 1885).
Neuerungen an diesem Apparate unter D. R. P. Nr. 46570
vom 8. Mai 1888. Zweites Zusatzpatent zu Nr. 37534 vom 26. Juli 1885.
Weitere Neuerungen an demselben Apparate unter D. R. P.
Nr. 46889 vom 6. Mai 1888. Zusatzpatent zu Nr. 37250 vom 26. Juli 1885.
Gährbottich- und Hefenbottichkühler, beweglich durch das zum
Kühlen gebrauchte Wasser von Julius Geyer in
Löbau, Westpreuſsen (D. R. P. Nr. 46406 vom 16. August 1888). Die Umsteuerung des
Kühlwasserzuflusses geht in der Weise vor sich, daſs durch die Zunge a1 des die Kühlschlange
tragenden Wagebalkens a unter Vermittelung eines Hebels
h ein Kipprad (oder Kipphebel) k bethätigt wird, welches durch Zugkraftorgane mit im
Wasserzufluſsbehälter d angeordneten Ventilen d1
d2 verbunden, diese
abwechselnd öffnet und schlieſst, während gleichzeitig die am oberen Ende der
Kühlschlangen in den Behältern bx und by befindlichen Ventile v
und v1 durch am
Wagebalken befestigte Zugkraftorgane abwechselnd geschlossen und geöffnet
werden.
In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 16,
berichtet der Erfinder noch über einige Veränderungen an seinem Apparate, welche er
für die Zwecke der Gährbottichkühlung in Folge Anordnung der Steuerbehörde
angebracht hat. Daselbst wird auch mitgetheilt, daſs die Hubhöhe jeder Schlange 35
bis 50cm beträgt, und daſs in der Minute 2 bis 3
Hub, jeder zu 3 bis 4l Wasser, stattfinden.
Apparat zum Kühlen und Erhitzen von Flüssigkeiten von
J. Fischer in Wien (D. R. P. Nr. 46104 vom 22.
April 1888. Zusatzpatent zu Nr. 31794 vom 2. December 1884).
Maisch- und Kühlapparat mit rotirendem oder oscillirendem
Gehäuse von Johann Hampel in Dresden (D. R. P.
Nr. 46646 vom 4. April 1888).
Verfahren und Apparat zum Weichen von Gerste von Karl Kernreuther und Wilhelm
Kumpfmiller in München (D. R. P. Nr. 46440 vom 14. März 1888. Zusatzpatent
zu Nr. 43758 vom 28. December 1887).
Einen elektrischen Signalapparat zum Anzeigen des
Kohlensäuregehaltes der Luft, welcher bei einem Gehalte der Luft von 6
Proc. Kohlensäure in Thätigkeit tritt, hat Dr. Emmerlich in München in Gemeinschaft mit C.
Martini angefertigt. Nach den Sitzungsberichten der
Münchener Gesellschaft für Morphologie und Physiologie, 1888 Heft 2,
gründet sich der Apparat auf der Ausdehnung eines Metallstabes durch die Wärme einer
unter dieser befindlichen Flamme, welche, sobald der Kohlensäuregehalt der Luft auf
6 Proc. steigt, kleiner wird und bei 8 Proc. erlischt. Durch die Verminderung der
Wärmequelle und die dadurch bedingte Zusammenziehung des Metallstabes wird der
Läuteapparat in Thätigkeit gesetzt. Durch Versuche wurde festgestellt, daſs ein
Gehalt der Luft von 6 Proc. Kohlensäure für den Menschen noch nicht gefährlich ist,
die Gefahr vielmehr erst bei 15 bis 20 Proc. beginnt. Der Apparat warnt also
rechtzeitig. Seine Aufstellung ist in Eisfabriken, Preſshefefabriken, Gährkellern
u.s.w. angezeigt. Da ein sehr groſser Kohlensäuregehalt der Luft auch für die Gährung
ungünstig wirkt, so kann der Apparat auch Verwendung finden, um die Nothwendigkeit
der Luftveränderung in Kellern anzuzeigen. Zur Erwärmung kann jede beliebige Flamme
(Erdöl, Gas, Kerze u.s.w.) benutzt werden. Preis des Apparates 20 M.
VII. Analyse.
Ueber den Nachweis von Fuselöl in Spiritus
veröffentlicht L. v. Udransky in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 13 S. 248,
eine Untersuchung, welche sich an seine Arbeiten über Furfurolreactionen, über
welche wir bereits berichtet haben (1889 271 371),
anschlieſst. Der Verfasser fand, daſs der käufliche Amylalkohol stets
Verunreinigungen enthält, zu denen auch das Furfurol gehört und in Folge dieser
Verunreinigungen ganz andere Eigenschaften besitzt als absolut reiner Amylalkohol,
welchen der Verfasser sich nach einem sehr umständlichen Verfahren darstellte.
Dieses reine Product besaſs den widrigen, die Schleimhäute intensiv reizenden Geruch
in viel geringerem Maſse, gab beim Schütteln mit Wasser nur eine vorübergehende
Opalescenz und zeigte vor Allem ein ganz anderes Verhalten gegen Alkalien und
Säuren. Während das käufliche Product mit diesen Reagentien intensive Färbungen
gibt, blieb der gereinigte Amylalkohol auch bei der Behandlung mit gröſseren Mengen
Alkalien oder Säuren entweder vollständig farblos oder zeigte doch nur ganz schwach
gelbe Färbungen. Der Verfasser schlieſst aus seinen Versuchen, daſs das Furfurol es
ist, welches im käuflichen Amylalkohol die Verfärbung und Verharzung verursacht;
denn als er dem reinen Präparate 0,15 Proc. Furfurol zusetzte, erhielt er mit
Natronlauge, Salzsäure und Schwefelsäure dieselben Farbenerscheinungen wie mit dem
käuflichen Producte. Gieſst man zu einer Lösung von einigen Tropfen furfurolfreien
Amylalkohols und zwei Tropfen 0,5 procentigen Furfurolwassers in 1cc reinsten Aethylalkohols etwa 2cc concentrirte Schwefelsäure, so entsteht an der
Berührungsfläche ein lebhaft indigorother (?) Farbenring, welcher bei passender
Ausführung des Experimentes recht lange Zeit gleich bleibt und erst allmählich
violettfarben wird. Neben diesem rothen bezieh. blauen Farbenton ist auch noch ein
brauner bei der Reaction zu bemerken; er ist jedoch sehr schwach und zwar um so
schwächer, je vorsichtiger die Reaction ausgeführt wird. Im Spectroskop zeigt diese
Rothfärbung eine kräftige Absorption, welche zwischen E
und b beginnt und bis F
oder noch etwas darüber hinaus reicht. Die Reaction ist sehr beständig, und die
Spektralerscheinungen sind noch nach Wochen ganz rein und scharf zu erkennen.
Rohspiritus zeigt schon direkt bei Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure,
jedenfalls in Folge seines Gehaltes an Furfurol, dieselbe Reaction, jedoch sind die
Farbenerscheinungen wegen anderer Verunreinigungen nicht so deutlich. Dieser
störende Einfluſs läſst
sich aber beseitigen, wenn man den Rohsprit mit reinstem Aethylalkohol verdünnt und
noch Furfurolwasser hinzufügt.
Der Verfasser benutzt nun diese Reaction, welche Amylalkohol mit Furfurol und
Schwefelsäure gibt, zum Nachweise des Amylalkohols und verfährt dabei wie folgt:
5cc des zu prüfenden Weingeistes werden mit 2
Tropfen 0,5 procentigen Furfurolwassers versetzt. Dann läſst man 5cc concentrirte Schwefelsäure zuflieſsen, indem
man durch Abkühlen dafür sorgt, daſs die Temperatur nicht über 60° steigt. Bei
Gegenwart von Fuselöl entsteht an der Berührungsfläche ein rother, allmählich in
Violett übergehender Farbenring, welcher nach unten und oben durch einen bräunlichen
Saum begrenzt ist. Bei viel Fuselöl ist die Rothfärbung gleich so intensiv, daſs die
Prüfung im Spectralapparate vorgenommen werden kann. Ist der Fuselölgehalt gering,
so läſst man eine halbe Stunde stehen und befördert durch langsames Schwenken unter
Abkühlung das Vermischen der Flüssigkeiten. Bei sehr geringem Fuselgehalte empfiehlt
sich fractionirte Destillation und Prüfung der letzten Fraction. Die Reaction soll
noch bei einer Verdünnung von 1 : 10000 Amylalkohol auffinden lassen; doch ist in
diesem Falle die Färbung schon so schwach, daſs die spectroskopische Prüfung ein
negatives Resultat gibt. Für diese Prüfung liegt die Grenze bei 1 : 4000 bis 1 :
5000. Als charakteristisch für den Amylalkohol darf nur die in violett übergehende
Rothfärbung und der Absorptionsstreifen gelten. Verunreinigungen, welche der
Spiritus beim Aufbewahren in Holzgefäſsen aufnimmt, geben auch die Furfurolreaction,
jedoch in anderer Weise bezüglich der Farbe; auch zeigen diese Reactionen keine
Spectralerscheinungen. Verfasser hat auch versucht, die Reaction zur quantitativen
Bestimmung des Fuselöls zu benutzen, jedoch sind, wie bekannt, derartige
colorimetrische Methoden mit groſsen Unsicherheiten behaftet.
Eine Zusammenstellung und kritische Besprechung der
zahlreichen, zum Nachweise und zur Bestimmung des Fuselöls in Trinkbranntweinen
in Vorschlag gebrachten Methoden bringt Karl
Windisch in den Arbeiten aus dem kaiserlichen
Gesundheitsamt, Bd. 5 S. 373 (auch Zeitschrift für
Spiritus-Industrie, Bd. 12 S. 143 und 158). Der Verfasser bespricht
zunächst die Methoden zum qualitativen Nachweise des
Fuselöls, von denen wir diejenigen von v. Udransky
(siehe voriges Referat), Godefroy, Uffelmann und Ekmann an dieser Stelle bereits erwähnt haben (vgl.
1886 261 442. 1889 271 371).
Der Verfasser kommt zu dem Schlusse, daſs von allen in Vorschlag gebrachten Methoden
nur die folgenden empfohlen werden können. Man macht zunächst die Geruchsprobe durch
Riechen am stark verdünnten Branntwein; ferner extrahirt man den Branntwein nach Marquardt mit Chloroform, verdunstet letzteres, oxydirt
den Rückstand des Chloroformauszuges entweder nach Wagner mit Platinmohr oder nach Otto und Marquardt mit Kaliumpermanganat und Schwefelsäure und
prüft alsdann durch den Geruch. Ist Amylalkohol vorhanden, so entsteht nach einander der
Geruch nach Valeraldehyd, Valeriansäureamyläther und zuletzt nach Valeriansäure; man
soll auf diese Weise noch 0cc,005 Amylalkohol
nachweisen können. Zu bemerken ist, daſs ätherische Oele den Geruch verdecken und
die Prüfung vielfach ganz unmöglich machen. Es ist daher eine Abscheidung derselben
vorher nothwendig. Nach Hager soll diese mittels
Glycerin oder mittels geschmolzenen Wachses oder Paraffins geschehen können. Auch
Aldehyd, Furfurol und Fettsäureäther machen die Prüfung oft unmöglich. Wenn man den
Spiritus nach Rose untersucht, so kann man die
Chloroformschicht in der Bürette, welche das Fuselöl enthält, nach der Entfernung
des Aethylalkohols mit Wasser zur Oxydation nach Marquardt benutzen. Als weitere Methode empfiehlt Verfasser die Uffelmann'sche Methylviolettprobe. Zur Darstellung der Reagensflüssigkeit löst man 1 Th.
Methylviolett in 100 Th. Wasser und setzt so viel 2procentige Salzsäure zu, bis die
Lösung deutlich grün ist. Aus dieser grünen, frisch bereiteten Lösung nimmt
Amylalkohol den Farbstoff in seiner natürlichen Farbe, also violett, heraus. Setzt
man daher in einer Porzellanschale zu dem Verdunstungsrückstande des
Chloroformauszuges etwa die vierfache Menge dieser Lösung zu, so entstehen bei
Anwesenheit von Amylalkohol violette Tröpfchen, welche auf der grünen Flüssigkeit
schwimmen. Die Methode liefert, wie Verfasser sich überzeugt hat, gute Resultate;
doch ist zu beachten, daſs auch einige andere Körper dieselbe oder doch eine sehr
ähnliche Reaction geben. So sollen Furfurol, Cassiaöl und Nitrobenzol sich genau so
verhalten wie Amylalkohol, nur sollen die Tröpfchen am Boden schwimmen und beim
Furfurol rasch miſsfarben werden; auch kommen Cassiaöl und Nitrobenzol im Spiritus
wohl kaum vor. Normaler und Isobutylalkohol geben ebenfalls Tröpfchen, doch sind
diese blau, nicht violett. Einige ätherische Oele geben theils blaue, theils
violette Tröpfchen, jedoch erst bei starkem und anhaltendem Schütteln, während sie
bei Amylalkohol sofort und ohne Schütteln auftreten.
Von den Methoden zur quantitativen Bestimmung des
Fuselöls erwähnt Verfasser zunächst diejenige von Marquardt und das Diaphanometer von Savalle.
Die Unsicherheit beider Methoden ist bekannt und wird vom Verfasser bestätigt.
Ebenso ist die Ekmann'sche Methode (1889 271 371) nur in beschränktem Maſse brauchbar. Zu der Röse'schen Methode erwähnt Verfasser eine von ihm
angegebene Verbesserung der Herzfeld'schen
Schüttelbürette, welche eine wesentlich genauere Ablesung, nämlich bis zu 0cc,01, mit absoluter Sicherheit ermöglicht. Die
Verbesserung besteht darin, daſs Verfasser der Röhre einen Radius von nur 2mm,1 gibt, so daſs 1cc in der Röhre eine Längenausdehnung von 7cm,2 besitzt. Die Röhre des neuen Apparates ist 18cm lang und faſst nur 2mm,5. In Bezug auf die Traube'schen Verfahren macht Verfasser darauf aufmerksam, daſs zwischen
der Steighöhenerniedrigung im Capillarimeter und der Tropfenzahlenvermehrung des
Stalagmometers eine
Beziehung besteht, in der Art, daſs bei Anwendung derselben Substanzen das
Verhältniſs der Erhöhung der Tropfenzahl, gemessen in Tropfen, zu der Erniedrigung
der Steighöhe, gemessen in Millimetern, eine constante Zahl ist; dieselbe war bei
den im Gesundheitsamt benutzten Apparaten = 1,7. Zum Schlusse geben wir nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie nachstehend eine
Zusammenstellung der umfangreichen Literatur des besprochenen Gegenstandes:
1) Hager, Pharmaceutische
Centralhalle 1881 Nr. 25. Chemisches
Centralblatt, 1881 S. 712.
2) Allen, Archiv für Pharmacie, 1880
I. Hälfte S. 232.
3) Bolley, Bolley's Handbuch der
chemisch-technischen Untersuchung, S. 743.
4) Stein, Ebendaselbst.
5) Otto, Zeitschrift für analytische
Chemie, Bd. 6 S. 275.
6) Betelli, Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, Bd. 8 S. 72.
7) Uffelmann, Archiv für Hygiene,
1886 Bd. 4 S. 232.
8) Wagner, Gerhardt's org. Chemie von
Wagner, Bd. 2 S. 782.
9) Otto und Marquardt, Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1665.
10) Hager Pharmaceutische
Centralhalle, 1881 Nr. 25. Chemisches
Centralblatt, 1881 S. 712 ff.
11) Savalle, Stenberg, Wagner, Bär, Die
Verunreinigung des Trinkbranntweins, insbesondere in hygienischer
Beziehung. Bonn 1885, bei Strauß.
12) F. L. Ekmann, Chemiker-Zeitung,
1888 Bd. 12 S. 564.
13) Bang, l'alcool, la santé publique et
le budget par L. Grandeau. Paris 1888. Librairie du
Temps.
14) L. Godefroy, Comptes rendus, 1888
Bd. 106 S. 1018.
15) X. Rocques, Comptes rendus, 1888
Bd. 106 S. 1296.
16) W. Windisch, Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1888 Bd. 11 S. 145.
17) Jorissen, Bull. Acad. Beige, Bd.
50 S. 108. Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 Bd. 8 S. 2439.
18) K. Förster, Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1882 Bd. 15 8. 238.
19) Böttger, Bolley's Handbuch der
chemisch-technischen Untersuchung, S. 743.
20) Bouvier, Zeitschrift für analytische
Chemie, Bd. 11 S. 343.
21) Flügge, Flügge's Handbuch der
hygienischen Untersuchungsmethoden.
22) Uffelmann, Archiv für Hygiene,
1883 Bd. 1 S. 445. 1886 Bd. 4 S. 229.
23) W. Windisch, Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1886 Bd. 9 S. 517.
24) Uffelmann, Archiv für Hygiene,
1886 Bd. 4 S. 339.
25) Hager, Pharmaceutische
Centralhalle, 1881 Nr. 25. Chemisches
Centralblatt, 1881 S. 712.
26) Savalle, Das Diaphanometer,
Abbildung des ganzen Apparates und der Typen des Diaphanometers siehe Märcker, Handbuch der Spiritusfabrikation, 3. Aufl. S.
210; 4. Aufl. S. 171.
27) F. L. Ekmann, Om Bräuvins finkelolja
och deß quantitativa Bestämning. Stockholm 1887. Ref. hierüber: Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 11 S. 564. Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1888 Bd. 11 Nr. 19
S. 145.
28) W. Windisch, Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1888 Bd. 11 Nr. 19 S. 145.
29) Marquardt, Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1882 Bd. 15 S. 1370 und 1661.
Zur Untersuchung des Spiritus gibt H. Bornträger in der Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 28 S. 60, eine Zusammenstellung
über das Verhalten der wichtigsten Verunreinigungen des Handelsspiritus, nämlich des
Aldehyds, des Acetals und des Amylalkohols, welches diese in Einern Zustande oder
wenn sie in erheblichen Mengen im Spiritus gelöst sind, zeigen. Wir lassen diese
Zusammenstellung hier folgen:
Aldehyd
Acetal
Amylalkohol
1. Siedepunkt2. Spec. Gewicht
der chemisch reinen Körper
21,0° 0,807
104,0° 0,821
130,0° 0,825
3. Verhalten gegen Wasser
leicht löslich
unlöslich
unlöslich
4. Verhalten gegen Chloroform
wird davon aufgenommen,sinkt zu Boden und
vermehrtdas Volumen des Chloro-forms *
desgleichen *
desgleichen
5. Verhalten gegen ammoniakalische
Silber- lösung und Wasser beim Erwärmen
schöner Silberspiegel
kein Spiegel, Spurenvon Reduction
desSilbers
keine Einwirkung
6. Verhalten gegen eine farblose Mischung
von wässeriger Fuchsinlösung und saurem schwef- ligsaurem
Natrium **
starke Violettfärbung, diedurch
concentrirte Salzsäureblau wird *. Nachweis von1 : 5000000
keine Färbung
keine Färbung
7. Verhalten gegen concentrirte
Schwefelsäure, in gleicher Menge zugesetzt
starke Braunfärbung
desgleichen
desgleichen
8. Verhalten gegen Kalilauge (1 : 3), in
gleicher Menge zugesetzt
gelbliche Färbung
desgleichen
desgleichen
9. Verhalten gegen eine gleiche Menge
concen- trirter Schwefelsäure und dann
concentrirte Kalilauge zugesetzt
starke Abscheidung von Kohleund
geringer Geruch nachAcroleïn *
starker Geruchnach Acroleïn *
farblose Flüssigkeit mitangenehmem
Geruch *
10. Verhalten gegen 3 Tropfen concentrirter
Salz- säure und 10 Tropfen farblosen Anilinöls
gelbrothe Färbung (bei vielAldehyd)
keine Färbung
schön himbeerrothe Fär-bung (bis 0,05
Proc.)
11. Verhalten beim Verdünnen mit 2 Th.
Wasser, Ausschütteln mit Chloroform, Trennung des- selben
und Versetzen desselben mit 3 Tropfen concentrirter Salzsäure und
10 Tropfen farb- losen Anilinöls
das Chloroform färbt
sichgelbroth (bei starken Men-gen, bei Spuren nicht) *
keine Färbung *
das Chloroform färbt sich(bei
starken Mengen tiefroth, bei Spuren rosa) *
12. Verhalten gegen concentrirte
Jodkalium- lösung
starke Braunfärbung
keine Färbung
desgleichen
* Eigene Beobachtungen des Verfassers. ** Comptes
rendus, 105, 1182 (vgl. auch 1889 272 44).
Die Farbenreactionen werden am besten in einer kleinen weiſsen Porzellanschale
gemacht.
1) Eine Probe desselben verdünnt man mit viel Wasser und beobachtet, ob sich obenauf
ölige Tropfen ansammeln. Ist dies der Fall, so prüft man dieselben nach obiger
Vorschrift auf Acetal mit concentrirter Schwefelsäure und Kalilauge (Acroleïngeruch)
und auf Amylalkohol mit concentrirter Salzsäure und Anilinöl. Eine weitere Probe
prüft man auf Aldehyd mit Jodkalium und saurer schwefligsaurer Natriumfuchsinlösung
(Spuren von Aldehyd enthält jeder Spiritus).
2) Scheiden sich keine Tropfen ab, so prüft man
a) wie oben auf Aldehyd,
b) eine weitere Probe verdünnt man mit 2 Th. Wasser, schüttelt mit etwas Chloroform,
trennt dasselbe, läſst bei gelinder Temperatur verdunsten und prüft den etwa
bleibenden Rückstand wie oben auf Acetal und Amylalkohol. Auch die spanische Prüfung
des Spiritus, nur mit concentrirter Schwefelsäure und Kalilauge, ist nach Ansicht
des Verfassers recht gut und genügt für die meisten Fälle, denn wenn beide Lösungen
für sich den Spiritus nicht färben, so enthält derselbe obige 3 Stoffe entweder gar
nicht oder nur in ganz geringen Spuren.
In derselben Zeitschrift, 1889 S. 26 (auch Zeitschrift für
angewandte Chemie, 1889 S. 112) empfiehlt J.
Traube zur Untersuchung des Spiritus das Geiſsler'sche Vaporimeter. Setzt man die vaporimetrische Quecksilberhöhe =
0, so ergaben sich folgende Höhen:
Concentration 50 Volumprocent.
Sprit
rein
0
„
mit
0,25
Volumproc.
Aldehyd
+ 16,2
„
„
0,25
„
Kartoffelfuselöl
– 2,1
„
„
0,25
„
Kornfuselöl
– 1,7
„
„
0,25
„
Maisfuselöl
– 1,1
„
„
0,25
„
Isoamylalkohol
– 2,5
Concentration 10 Volumprocent.
Sprit
rein
0
„
mit
0,05
Volumproc.
Aldehyd
+ 6,0
„
„
0,05
„
Kartoffelfuselöl
– 0,5
„
„
0,05
„
Kornfuselöl
– 0,5
„
„
0,05
„
Maisfuselöl
– 0,0
„
„
0,05
„
Isoamylalkohol
– 0,6
VIII. Allgemeines und
Theoretisches.
Ueber das Verhalten der Stärke beim Erhitzen mit Wasser und
über die Kleisterbildung einiger Stärkesorten hat C. J. Lintner Untersuchungen ausgeführt (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 91, daselbst nach Brauer- und Mälzer-Kalender). Bekanntlich sind die
Temperaturen, bei welchen die verschiedenen Stärkesorten verkleistern, sehr
verschieden. Die hierüber vielfach gemachten Angaben entsprechen jedoch nicht
völlig; den thatsächlichen Verhältnissen; namentlich gilt dieses für die Stärke der
Getreidearten, für welche die angeführten Werthe durchweg zu niedrig sind und mit
vielen neueren Beobachtungen nicht übereinstimmen. Dieses gab die Veranlassung zu
den vorliegenden Versuchen, bei welchen der Verfasser das Verhalten der Stärke beim
Erhitzen mit Wasser in der Weise prüfte, daſs in Zwischenräumen von 5 zu 5 Graden
die Veränderungen, welche das Stärkekorn erlitten hatte, durch das Mikroskop und
mittels der Jodreaction festgestellt wurden. In der einen Versuchsreihe wurde die
Stärke mit viel Wasser, in einer anderen zur Erzeugung eines steifen Stärkekleisters
nur mit wenig Wasser erhitzt. Den Angaben des Verfassers über die beobachteten
Veränderungen entnehmen wir hier nur die Temperaturen, bei welchen vollständige
Kleisterbildung eintrat. Es verkleisterten:
Kartoffel
bei
65°
C.
Gerste
„
80°
„
Hafer
„
85°
„
Roggen
„
80°
„
Weizen
„
80°
„
Reis
„
80°
„
Mais
„
75°
„
Luftmalz
„
85°
„
Darrmalz
„
80°
„
Beobachtungen über die Zuckerbildung durch Diastase
theilt L. Lindet in Comptes
rendus, 1889, 608. 453, mit. Die Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 109, berichtet über diese interessanten
Untersuchungen, wie folgt:
„Die Zersetzung der Stärke in Maltose und Dextrin unter dem Einfluſs der Diastase
ist stets von einer secundären Reaction begleitet, während welcher die Diastase
die Dextrine in Maltose umwandelt. Diese Reaction ist indeſs nie vollständig;
sie kommt zum Stillstand, sobald sich eine bestimmte Menge Maltose gebildet hat,
welche dann ein Hinderniſs für jede weitere Verzuckerung der Dextrine bildet.
Nach Payen, der diese Beobachtung machte, ist das
Hinderniſs nur vorübergehend, indem bei der Entfernung der Maltose durch
alkoholische Gährung in dem Maſse, wie dieselbe verschwindet, die Diastase von
neuem Maltose auf Kosten der Dextrine zu erzeugen vermag. Diese Theorie ist von
O'Sullivan und von Kjeldahl in Zweifel gezogen worden. Nach ersterem wird die
Verzuckerung des Dextrins durch die gleichzeitige Einwirkung der Diastase und
der Bierhefe bewirkt. Kjeldahl behauptete, daſs die
spätere Wirkung der Diastase während der Gährung nicht auf die Entfernung des
Zuckers zurückzuführen ist und daſs in der Flüssigkeit bei genügend langem
Stehen die Verzuckerung dieselben Grenzen erreicht, als wenn die Flüssigkeit der
Gährung unterworfen ist. Diese Widersprüche veranlaſsten Lindet, die Maltose mittels Phenylhydrazin als unlösliches
Phenylmaltosazon zu fällen, wobei sich stets zeigte, daſs nach der Entfernung
der Maltose die Diastase ihre Thätigkeit wieder aufnimmt und die Dextrine
verzuckert. Man muſs also annehmen, daſs die Anhäufung der Maltose in der Würze
die Ursache des Stillstandes im Verzuckerungsprozeſs ist und daſs mit dem Verschwinden
derselben die Diastase ihre verzuckernde Wirkung gegenüber den Dextrinen wieder
erlangt. Lindet glaubt somit, Payen's Theorie bestätigen zu können.“ Für die
Ansicht Lindet's dürfte auch die bekannte Erfahrung
sprechen, daſs es in Dickmaischen niemals gelingt, mehr als 80 Proc. Maltose zu
erzeugen, während in dünnen Maischen, also in verdünnten Lösungen, wie sie z.B. Cuisinier für sein Verfahren anwendet, es sehr wohl
möglich ist, fast die ganze Menge der Kohlehydrate in Maltose umzuwandeln,
jedenfalls, weil in diesen verdünnten Lösungen die hemmende Wirkung auf die Diastase
durch den gebildeten Zucker eine nur geringe ist. (Der Ref. vgl. über diese Frage
auch unser Referat üher die Untersuchungen von Müller-Turgau, 1887 265 224 und ebendaselbst S.
465 über die Arbeit von Porion.)
Ein Verfahren zur Umwandlung der Stärke durch Malz zu Maltose
bezieh. Maltose-Dextrin ist Paul Degener in
Berlin patentirt (D. R. P. Nr. 46110 vom 1. Juni 1887). Die Umwandlung geschieht in
der Weise, daſs man die Stärke nicht mit Wasser, sondern mit einer mehr oder weniger
concentrirten Lösung bereits verzuckerter Stärke verkleistert und danach durch Malz
oder Malzaufguſs invertirt.
Kohlehydrate als Oxydationsproducte der Eiweiſsstoffe.
In einer Abhandlung in den Berichten der deutschen
botanischen Gesellschaft, Bd. 7 S. 126, kommt W.
Palladin auf Grund eigener Untersuchungen wie Beobachtungen anderer
Forscher zu dem Schluſs, daſs auſser durch den Assimilationsprozeſs auch durch
unvollständige Oxydation der Eiweiſsstoffe Kohlehydrate in der Pflanze gebildet
werden.
α-AcroseL-Acrose, eine neue Zuckerart, haben E. Fischer und T. Tafel
synthethisch dargestellt (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1889 S. 97). Die α-AcroseL-Acrose ist die erste künstliche Zuckerart der Hexanreihe, welche mit Hefe gährt.
Sie liefert alle charakteristischen Reactionen der natürlichen Zuckerarten, wie
Dextrose, Lävulose und Galactose und unterscheidet sich von diesen nur durch die
optische Inactivität. Denselben Körper erhielten E.
Fischer und Passmore (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1889 S. 359) aus dem zuckerähnlichen Product
(Formose), welches Loew (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1889 S. 470. 482) durch Condensation des Formaldehyds
erhalten hatte und welches sich als Gemisch von drei verschiedenen Aldehyd- bezieh.
Keton-Alkoholen erwies. Loew beschreibt in der
angeführten Arbeit auch das Verfahren, um durch Condensation des Formaldehyds die
gröſste Menge gährungsfähigen Zuckers zu erhalten. Dieser gährungsfähige Zucker ist
der Lävulose ähnlicher als der Dextrose. Loew nennt ihn
Methose.
Untersuchungen über Mannose haben E. Fischer und J.
Hirschberger ausgeführt (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, Bd. 22 S. 365). Danach ist die Mannose ein
Oxydationsproduct des Mannits, also der Aldehyd des Mannits, und besitzt dieselbe
Constitution wie die Dextrose. Dextrose und Mannose bilden demnach in der Zuckergruppe
zwei Isomere, welche gleiche Structur besitzen und in einander übergeführt werden
können.
(Schluſs folgt.)