Titel: | Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 385 |
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Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für
Unfallverhütung in Berlin 1889.
(Fortsetzung des Berichtes S. 15 d.
Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
19 und 21.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in
Berlin.
Abstellvorrichtungen für Dampfmaschinen.
Auf der Ausstellung sind die in Betrieb befindlichen Dampfmaschinen sämmtlich mit
Vorrichtungen ausgerüstet, welche ein mehr oder weniger schnelles Anhalten der
Dampfmaschine bezieh. des von derselben bethätigten Triebwerkes gestatten sollen.
Eine erhebliche Anzahl solcher Vorrichtungen ist ferner in Modellen und Zeichnungen
zur Anschauung gebracht, so daſs wohl die Vollzähligkeit der auf diesem Gebiete
bekannten Systeme behauptet werden kann.
Bei der Beurtheilung der Abstellvorrichtungen ist zu beachten, daſs derartige
Anordnungen nicht nur im Interesse der Sicherung der im bezüglichen Kraftbetriebe
thätigen Arbeiter vor Verletzungen durch das Triebwerk zu treffen sind, sondern daſs
auch die Sicherung des Triebwerkes selbst durch Anwendung einer Abstellvorrichtung
erreichbar ist. Wie oft kommt es vor, daſs durch Zerreiſsung eines Treibseiles,
durch einen Zahnbruch u. dgl. das gesammte Getriebe einer ernsten Beschädigung
ausgesetzt wird, wenn nicht eine zeitige Absperrung des Triebwerkes herbeigeführt
werden kann.
Immer kommt es darauf an, das Triebwerk bezieh. die treibende Dampfmaschine so
schnell wie möglich zum Stillstande zu bringen. In dieser Beziehung ist es
beachtenswerth, daſs einige der auf der Ausstellung gezeigten Ausführungen den
Stillstand der Dampfmaschine bereits nach einer Viertelumdrehung zweifellos
erreichen, während allerdings bei den meisten Anordnungen noch drei, ja fünf und
sechs volle Umgänge verstreichen, bevor die Stillsetzung bewirkt ist.
Nach Lage der Sache kann von Abstellvorrichtungen im Interesse der Sicherung der
Arbeiter und des Betriebes ein Nutzen nur erhofft werden, wenn die möglichst
sofortige Stillsetzung gewährleistet ist. Man kann auf verschiedenen Wegen zu diesem
Ziele kommen. Einmal durch Abstellung des Dampfes von der Dampfmaschine, sodann
durch Trennung des Triebstranges von der Dampfmaschine. In beiden Fällen wird der
Erfolg durch Anwendung von Bremsen erhöht. Es gibt ferner Einrichtungen, bei denen
durch Einwirkung auf die Steuerung der Dampfcylinder gewissermaſsen als Bremse
benutzt wird, indem durch Abschluſs des Auspuffes der eingeschlossene Dampf als
Buffer dienen soll, um zu verhindern, daſs der Dampfkolben seinen Weg vollendet.
Die Einwirkung auf den Dampfabschluſs findet sich am häufigsten ausgeführt.
Rücksichtlich des Umstandes, daſs die lebendige Kraft des Schwungrades meist selbst
bei Anwendung einer gleichzeitig wirkenden Bremse nur schwer in der erforderlichen Schnelligkeit zu
vernichten sein wird, erscheint es im Allgemeinen zweckmäſsiger, die Sicherung in
der Abtrennung des Triebwerkes von der Dampfmaschine zu suchen. Zu diesem Behufe
wird zwischen die Haupttriebwelle und die Dampfmaschine eine Kuppelung
eingeschaltet, deren Lösung naturgemäſs auch ohne Anwendung einer Bremse den
Stillstand des Triebwerkes schneller herbeizuführen vermag, da die bedeutende
lebendige Kraft des Schwungrades nun nicht mehr zu vernichten nöthig ist. Jedenfalls
vermag der schnelle Stillstand mit geringeren Gewaltmitteln erzwungen zu werden und
ohne Gefährdung der Dampfmaschine durch die Bremsung selbst. Gegen diese Anordnung
spricht jedoch die Thatsache, daſs die Lösung einer solchen Kraftkuppelung recht
schwierig sich gestaltet, weil zu ihrer Lösung selbst unter Berücksichtigung der
neuen, später zur Besprechung gelangenden Ausführungen immerhin eine beträchtliche
Kraft gehört, welche durch eine Leitung nicht immer zu übertragen ist; andererseits
befinden sich erfahrungsgemäſs solche Kuppelungen meistens in schlechtem Zustande,
während sie endlich noch wesentlich zur Vertheuerung der Anlage beitragen.
Die Bethätigung der Abstellvorrichtungen bedarf einer gewissen Kraft, welche meist
durch Herabfallen eines entsprechend schweren Gewichtes geliefert wird. Die
Auslösung des letzteren erfolgt gewöhnlich durch eine elektrische Leitung, mittels
welcher durch Stromschluſs oder Stromunterbrechung ein Elektromagnet die das Gewicht
haltende Klinke frei gibt. So viele Annehmlichkeiten die elektrische Leitung gerade
für diese Zwecke hat, wo es darauf ankommt, von möglichst vielen Stellen der
Werkstatt aus die Vorrichtung bethätigen zu können, so darf doch trotz des Standes
unserer Elektrotechnik nicht vergessen werden, daſs gerade diese Leitungen meist der
schwächste Punkt der ganzen Anlage sind. Die elektrische Leitung ist bei
sorgfältigster Isolirung der Drähte in der Werkstatt wohl niemals vor Beschädigung
zu sichern. Eine feuchte Stelle an der Wand, ein unvorsichtig eingeschlagener Nagel
sind im Stande, die Zuverlässigkeit der elektrischen Leitung in Frage zu stellen,
weil durch diese Zufälligkeiten ein Nebenschluſs herbeigeführt wird, welcher den
Strom einen anderen als den zur Abstellung des Betriebes erforderlichen Weg
schickt.
Wird ständig ein Strom durch die Leitung geschickt, so daſs die Wirkung erfolgt bei
Unterbrechung der Leitung, so hat man den besten Schutz gegen die angedeuteten
Gefahren. Diese Einrichtung findet sich bei der Vorrichtung von Siemens und Halske (Berlin). Es wird jedoch meist ein
Ruhestrom angewendet, so daſs die Wirkung erst bei Schluſs der Leitung statthat. Für
letzteren Fall bleibt es aber unbedingte Nothwendigkeit, zur Sicherung der
Wirksamkeit der Abstellvorrichtung eine weitere Sicherung anzubringen, welche in
Controlleitungen o. dgl. bestehen muſs.
Einige der ausgestellten Abstellvorrichtungen besitzen keine elektrische Leitung,
sondern einen mechanischen Zug zur Bethätigung der Schutzvorrichtung. Es findet dies
statt bei zwei Modellen (einer mechanischen Schreinerei und einer Dreherei), welche
von der Königl. preuſsischen Staatseisenbahnverwaltung
ausgestellt sind, sowie bei der Schutzvorrichtung von Richard Wens in Berlin. Hier wird eine Ablösung des gesammten
Triebstranges von dem unbeeinfluſst bleibenden Motor durch Drahtzüge bewirkt, welche
die verbindende Kuppelung von mehreren Punkten der Werkstatt durch Bewegung eines
Hebels ausrücken.
Die Verwendung von Schnur- oder Drahtzügen ist jedoch nur, wie in diesem Falle, zu
treffen, wenn die Leitung nicht zu lang und möglichst ohne Winkel geführt werden
kann; sonst ist der Kraftaufwand selbst unter Hinzuziehung von Gewichten schwerlich
zu leisten.
Des Weiteren haben wir in je einem Falle der Verwendung von Leitungen für Preſsluft,
verdünnte Luft und Druckwasser zu gedenken. Diese Leitungen scheinen am
zweckdienlichsten zu sein, weil sie in Bezug auf Abwinkelung selbst der elektrischen
Leitung ebenbürtig sind, während sie dieselbe bezüglich der Sicherheit entschieden
überragen. Der in den Leitungen zur Bethätigung der Auslösevorrichtungen
erforderliche Druck ist so gering, daſs Undichtigkeiten kaum zu befürchten sind. Der
Preis ist allerdings erheblich höher.
Wir gehen nunmehr auf die Besprechung der einzelnen Vorrichtungen ein.
Bei einer im Modell gezeigten Ausführung der Königl.
preuſsischen Staatseisenbahnverwaltung bewirkt der Schluſs der elektrischen
Leitung unter Vermittelung eines Elektromagneten die Oeffnung eines Ventiles, durch
welches nun der frische Kesseldampf aus der Dampfzuleitung in einen kleinen
Dampfcylinder tritt, dessen vorwärts getriebener Kolben nunmehr mittels eines
doppelarmigen Hebels die Kuppelung zwischen Schwungradachse und Triebwelle löst und
gleichzeitig ein Bremsband auf letzterer anzieht.
Die von der Firma Siemens und Halske in Berlin
ausgestellte Vorrichtung wird selbstverständlich mit ausgedehntester Verwendung
elektrischer Einrichtungen bethätigt. Der Apparat wirkt im Allgemeinen derart, daſs
im Dampfmaschinenraume und an allen betreffenden Arbeitsorten Läutewerke in
Thätigkeit gesetzt werden, zugleich aber auch die Drosselklappe im
Dampfzuleitungsrohre für die Betriebsmaschine sich zudreht und eine kräftige Bremse
auf das Schwungrad dieser Maschine einwirkt.
Fig. 1 zeigt
die Wand des Dampfmaschinenraumes mit dem Läutewerke (mit abgehobenen Schutzkasten)
und den damit verbundenen, zur Bethätigung der Drosselklappe, sowie der
Schwungradbremse dienenden Mechanismus. Ferner ist noch ein elektrischer Umschalter,
sowie ein
Ausschalter vorhanden, womit der Maschinist bezieh. die Läutewerke der Arbeitsorte
behufs Hervorbringung der vorschriftsmäſsigen Signale für das Anlassen der
Dampfmaschine, sowie für Ruhepausen in Thätigkeit setzen, oder bei Beginn jeder
Ruhepause den ganzen Mechanismus auslösen muſs, um sich von dessen ordnungsmäſsigem
Zustande zu überzeugen. Fig. 2 zeigt in
schematischer Darstellung den vollständigen Apparat nebst dem
Dampfmaschinencylinder.
Der Apparat ist so eingerichtet, daſs für gewöhnlich, d. i. im regelmäſsigen Gange
des Dampfbetriebes, der Strom der dazu dienenden kleinen elektrischen Batterie durch
alle Apparate hindurchgeht, wobei die Läutewerke in Ruhe bleiben und die
Auslösemechanismen für Drosselklappe und Schwungradbremse gesperrt, d. i. unwirksam
erhalten werden. Der Apparat arbeitet daher mit Ruhestrom, d.h. derselbe kommt erst
zur Thätigkeit, wenn der elektrische Stromkreis unterbrochen, also der Strom von den
Apparaten ausgeschaltet oder in Ruhe versetzt wird. So lange der elektrische Strom
durch die Läutewerke geht, sind deren Elektromagnete wirksam, so daſs dieselben ihre
Anker festhalten, damit die Wirkung der Zuggewichte hemmen und zugleich die mit
ihnen durch Zugdrähte verbundenen Auslösemechanismen für Drosselklappe und
Schwungradbremse aufgesperrt erhalten. Wird aber der elektrische Strom in der
Leitung an irgend einer Stelle unterbrochen, so verlieren die Elektromagnete der
Läutewerke sofort ihre Kraft, ihre bewegbaren Anker werden durch Federn
zurückgezogen und damit der ganze Signal- und Abstellmechanismus ausgelöst. Unter
der Wirkung der herabsinkenden Gewichte schlagen dann die Hämmer der Läutewerke
gegen die Glocken, die Drosselklappe sperrt den Dampf nach dem
Dampfmaschinencylinder ab und die Bremse wird durch einen langen Gegengewichtshebel
kräftig gegen den Umfang des Dampfmaschinenschwungrades gedrückt, so daſs die
Dampfmaschine so rasch als möglich ihre Umdrehung einstellt und alle Transmissionen
fast augenblicklich zum Stillstande kommen.
In der schematischen Darstellung Fig. 2 bezeichnet D das Drosselklappengehäuse und S das Schwungrad der Dampfmaschine; B ist die
mit einem langen, kräftig wirkenden Gegengewichtshebel H versehene Schwungradbremse. Am freien Ende des Bremshebels ist ein
dünnes Drahtseil t, welches über zwei oberhalb
angebrachte Leitrollen nach der Wand geführt und unterhalb über eine Rolle gewunden
ist, auf deren Achse ein kleines Schwung- und Handrad K
sitzt. Am Umfange dieses Rades ist eine Nase angebracht, welche sich auf eine kleine
Welle c auflegt, die an der Auflegestelle halb
cylindrisch angefeilt ist, um bei einer gewissen Stellung die Nase vorbeigehen zu
lassen und dem Rade K unter der Wirkung des vom
niedersinkenden und dadurch die Bremse gegen das Schwungrad pressenden Bremshebels
H angezogenen Drahtseiles t die Umdrehung zu gestatten. Durch die Drehung dieses Rades wird das Anziehen
der Bremse insoweit gemäſsigt, daſs kein Stoſs erfolgt. Am hinteren Ende der
erwähnten Welle c sitzt ein Hebelarm, welcher durch
einen Zugdraht mit dem oberhalb befindlichen, durch ein kleines Gewicht angezogenen
Kreuzhebel b in Verbindung steht, und dieser Kreuzhebel
ist wiederum durch zwei überkreuzte Zugdrähte mit einem doppelarmigen Hebel a verbunden, welcher auf einer langen unterhalb der
Zimmerdecke gelagerten Welle f liegt, deren anderes
Ende sich oberhalb der Drosselklappe D befindet und
mittels eines Hebelarmes durch einen Zugdraht mit dem Gegengewichtshebel der
Drosselklappe derartig verbunden ist, daſs die Drosselklappe offen bleibt, so lange
die Nase des Rades K auf dem halbcylindrischen Ende der
Welle c aufliegt, während der Gegengewichtshebel die
Drosselklappe sofort schlieſst, wenn durch eine geringe Drehung der Welle c das Rad K dem Zuge des
Bremshebels folgen kann.
Die Welle f trägt an dem an der Wand befindlichen Ende
einen kleinen Hebelarm, der mit dem Läutewerke L des
Dampfmaschinenraumes durch einen Zugdraht verbunden ist, so daſs das unter dem
Einflüsse des elektrischen Stromes im Ruhezustande, d. i. gesperrt erhaltene
Läutewerk den Abstellmechanismus der Dampfmaschine ebenfalls gesperrt erhält. Die
übrigen, an den verschiedenen Arbeitsorten vertheilten Läutewerke L sind einfach mit der elektrischen Stromleitung
verbunden und bleiben in Ruhe, so lange der Strom durch dieselben hindurchgeht und
demzufolge deren Elektromagnete ihre Anker festhalten.
Tritt nun an einem der Arbeitsorte ein Umstand ein, welcher das rasche Abstellen der
Dampfmaschine erwünscht erscheinen läſst, so wird auf den Knopf des zunächst
befindlichen Stromausschalters A1 gedrückt und damit der elektrische Strom in der
ganzen Leitung unterbrochen, so daſs sämmtliche Läutewerke ihr lang andauerndes
Signal geben und die Abstellvorrichtung der Dampfmaschine zur Wirkung kommt.
Dieselbe Auslösung des ganzen Apparates kann der Maschinist auch durch einen Druck
auf den Knopf des Ausschalters R bewirken, um sich von
dem arbeitsfähigen Zustande des ganzen Apparates zu überzeugen. Zur Abgabe kurz
andauernder Läutesignale, durch welche gewöhnliche Ruhepausen, insbesondere der
Arbeitsschluſs zur Mittags- und Feierabendszeit angezeigt wird, bedient der
Maschinist sich des Stromumschalters A, indem er dessen
durch eine Spiralfeder stets nach rechts, zum allgemeinen Stromschlusse gezogene
Kurbel nach links dreht; dadurch wird für die in den Arbeitsräumen angebrachten
Läutewerke L1 der
Stromkreis unterbrochen, so daſs dieselben zum Anschlagen kurzer Signale, wie solche
zur Angabe der gewöhnlichen Ruhepausen dienen, gebracht werden. Das im
Maschinenraume befindliche, mit dem Abstellmechanismus verbundene Läutewerk L, dessen Thätigkeit hierbei unnöthig ist, wird durch
die Umstellung dieses Umschalters mit einem Theile der elektrischen Batterie in kurzen Schluſs
gebracht und im Ruhezustande erhalten.
Der elektrische Abstellapparat mit Alarmvorrichtung von E.
Mohrenberg in Reichenau bei Zittau besteht im Wesentlichen aus einem
kräftigen Elektromagnete und drei Hebeln, von welchen der eine den Magnetanker
trägt, der andere als Zwischenhebel dient und der dritte als Gewichtshebel mit einem
mehr oder minder schweren Gewichte in Verbindung steht. Alle drei Hebel haben ihre
Auflage und Drehpunkte an einem Gestelle, auf welchem auch der Elektromagnet und ein
Contact für das Alarmsignal sich befindet.
Die Wirkung des Abstellapparates ist folgende: Durch eine genügend starke Batterie
wird so viel Elektricität erzeugt, um in einem Elektromagnete eine kräftige Erregung
hervorzubringen, sobald durch den einen oder den anderen der an verschiedenen Orten
angebrachten Contacte der elektrische Stromkreis geschlossen wird. Der Elektromagnet
A (Fig. 3) zieht nun den
schwingenden Anker a an, wodurch die anderen Hebel bc ihre Auflagepunkte verlieren und das Gewicht d niederfallen kann, um hierbei die mit demselben
verbundene Drosselklappe zu schlieſsen.
Die Vorrichtung kann auch zum Abstellen von Wasserrädern
dienen, indem man den fallenden Gewichtshebel mit einer Nothschütze verbindet.
Ebenso kann der Stillstand von Wellenleitungen durch
Auslösen von Kuppelungen, Ueberschieben der Riemen von
Los- auf Festscheibe und umgekehrt bewerkstelligt werden.
Mix und Genest in Berlin bewirken mit der ihrerseits
ausgestellten Einrichtung keine Abstellung des Betriebes, sondern lassen nur ein
Signal an den Maschinenwärter abgeben, um diesen zum Abstellen der Maschine zu
veranlassen. Natürlich entspricht eine solche einfache Klingelvorrichtung in keiner
Weise den hier zum Ausdruck zu bringenden Grundsätzen.
Das gröſste Interesse beanspruchen jene Vorrichtungen, welche den Dampf selbst zur
Leistung der Aufhalte- bezieh. Bremsarbeit für die Dampfmaschine verwenden. Zur
Einleitung der Bewegung werden meist Drahtzüge benutzt, seltener eine elektrische
Leitung.
So ist in der Abtheilung der Königl. preuſsischen
Eisenbahnverwaltung das Modell einer Dampfmaschine ausgestellt, bei welchem
durch einen Drahtzug der Grundschieber von der Excenterstange losgelöst wird, so
daſs die Dampfvertheilung aufhört und der im Cylinder eingeschlossene Dampf als
Buffer bezieh. Bremse wirken muſs. Der Drahtzug wirkt auf einen Winkelhebel, welcher
die Excenterstange von der Grundschieberstange aushebt.
Eine vom königl. Maschineninspektor Oelert in
Halberstadt ersonnene Abstellvorrichtung wird von der König-Friedrich-August-Hütte in Potschappel ausgestellt. Die Ausführung
ist in Fig. 4
abgebildet. Dieselbe stimmt im Wesentlichen mit der eben beschriebenen Anordnung überein.
Bei dieser Vorrichtung ist zur Verbindung der Excenter- mit der Schieberstange kein
geschlossenes, sondern ein offenes gabelförmiges Auge zur Verwendung gebracht,
wodurch es möglich wird, die Excenterstange von der Schieberstange sofort zu trennen
und den Vertheilungsschieber zum Stillstande zu bringen. Der Cylinder füllt sich in
Folge dessen, da das Dampfzulaſsventil offen bleibt, entweder vor oder hinter dem
Kolben in demselben Augenblicke mit Dampf und wird die ganze Dampfkraft, welche bis
dahin die Dampfmaschine und durch diese die bezüglichen Maschinen in Bewegung
setzte, nicht allein in diesem Sinne aufgehoben, sondern in eine direkte und zwar
sehr elastische Bremskraft verwandelt.
Der von dem Kessel zuströmende Dampf, welchem durch den Stillstand des Schiebers nur
eine einseitige Füllung des Cylinders gestattet ist, arbeitet der Bewegung des
Kolbens entgegen und bewirkt den Stillstand der Maschine innerhalb kurzer Zeit, ohne
irgend welchen nachtheiligen Stoſs auf die Maschine oder das Triebwerk.
Die Vorrichtung wird durch den Drahtzug h angelassen,
welcher an dem Winkelhebel w befestigt ist. Auf den
Ansatz i des Winkelhebels w legt sich der Gewichtshebel g, welcher an
seinem kleineren Schenkel unterhalb der auszulösenden Excenterstange eine Rolle
trägt. Der Hebel o, welcher um den Punkt b schwingt, wird mittels der Spiralfeder c mit der an der Excenterstange angebrachten Rolle d so lange in Berührung gehalten, bis der am oberen
Ende des Hebels a befindliche kleine Anschlag e sich gegen den Ansatz f
des groſsen Hebels g legt. Bewegt sich nun die
Excenterstange weiter nach rückwärts, so trennt sich die Rolle d von dem Hebel a so
lange, bis die Excenterstange ihren Lauf nach vorwärts wieder begonnen hat und den
Hebel a wieder in die gezeichnete Stellung drückt.
Dieser Vorgang wiederholt sich bei jeder Umdrehung der Maschine.
Wenn nun dem langen Hebel g durch Ziehen an dem Drahte
h seine Unterstützung in i genommen wird, so kann derselbe nur dann herunterfallen und die Trennung
der Schieberstange von der Excenterstange veranlassen, wenn der Ansatz f des langen Hebels g
nicht direkt über dem Hebel a steht, in welchem Falle
der Schieber seinen gröſsten Hub erreicht hat. Wird der Hebel g in einer anderen Stellung als gezeichnet ausgeklinkt,
so legt sich der Ansatz f auf die obere Fläche des
Hebels a, in welcher Lage derselbe so lange liegen
muſs, bis die Excenterstange bezieh. die daran angebrachte Rolle d den Hebel a auf die
Seite schiebt und den Hebel g fallen läſst.
Der Schieber kann in Folge dieser Vorrichtung nur bei zurückgelegtem gröſsten Wege
stillgestellt werden, wodurch eine volle Füllung der einen Cylinderhälfte mit
frischem Kesseldampfe und hierdurch jedesmal der gröſstmögliche Effect in Bezug auf das
Stillstellen der Maschine erreicht wird.
Es kann auch auf diese Weise in dem Cylinder nach erfolgter Ausrückung durch die
vielleicht noch erfolgende 1- oder 2malige Bewegung des Kolbens ein Zusammenpressen
des Dampfes nicht stattfinden, da dem Dampfe der Rückgang nach dem Kessel offen
geblieben ist.
Soll nun die Excenterstange mit der Schieberstange wieder verbunden und somit die
Maschine wieder betriebsfähig gemacht werden, so hat man zunächst das Dampfventil zu
schlieſsen, die Cylinderablaſshähne zu öffnen und dann die Excenterstange mit der
Schieberstange wieder zu verbinden. Die ganze Arbeit der Wiederinbetriebsetzung der
Maschine dauert mithin kaum eine Minute.
Die Abstellvorrichtung von P. Brennicke und Comp. in
Berlin, welche in Fig. 5 veranschaulicht ist, hat ihren Sitz ebenfalls zwischen der
Excenterstange und dem Schieberkasten. Dieselbe besteht aus einem Rahmen a, welcher in seinem kreissegmentartigen oberen Ende
mit mehreren Eintheilungen versehen ist, in welche ein senkrecht stehender Hebel b entsprechend der beabsichtigten Inanspruchnahme der
vorhandenen Dampfkraft eingelegt wird. Dieser Hebel ist nach rechts oder links
beweglich. Mit demselben stehen mittels eines senkrechten Gelenkstückes zwei andere
wagerecht und über einander liegende Hebelarme cd in
Verbindung, welche in einer sogen. Führung drehbar sich bewegen können, während
dieses Führungsstück wieder in Verbindung mit der Excenterstange e steht. An dem unteren Ende des Rahmens a – gegenüber – sind beispielsweise Elektromagnete
gelagert.
Soll nun die Dampfmaschine abgestellt werden, so ist die Einwirkung der Vorrichtung
folgende:
Durch Anziehen des unteren Theiles des Rahmens a wird
ein Vorwärtsschlagen des oberen Theiles des Rahmens eintreten, wodurch der
eingestellte Hebel b ausgelöst wird und dieser, der
Schwere folgend, sinkt. Gleichzeitig tritt eine Aufwärtsbewegung der Excenterstange
e ein und da in Folge seiner kreisartigen Bewegung
das Führungsstück sich ebenfalls nach abwärts bewegt, so wird die Schieberstange
weiter hervorgezogen. Hierdurch wird aber der Schieber in eine Lage gebracht, welche
beide Dampfströmungen in allen Stellungen abschlieſst. Der Zweck ist nun hiermit
erreicht, denn dadurch, daſs der Schieber auſser Wirkung gesetzt ist und die
Dampf-Ein- und Ausströmungen geschlossen sind, bilden sich auf beiden Seiten des
Kolbens zwei von einander vollständig gesonderte Dampfkissen, welche den Kolben
sofort derart bremsen, daſs die Maschine im Momente sanft und ohne Rückschlag zum
Stillstande gelangt.
Die Abstellvorrichtung für Compoundmaschinen von R. Wolf
in Buckau-Magdeburg ist in Fig. 6 bis 9 dargestellt. Dieselbe
erzielt ihre Wirkung
dadurch, daſs der abgehende Dampf des kleinen Cylinders beim Uebertritte nach dem
Receiver durch einen cylindrischen Schieber A beim
Heben des Hebels B abgesperrt wird und nun im kleinen
Cylinder verbleibend, bei der Weiterbewegung des Dampfkolbens, verdichtet, durch den
entstandenen Gegendruck letzteren im Laufe hemmt und festhält.
Beim Schlieſsen des hohlen Bremsschiebers wird zugleich die Oeffnung des Rohres C frei; der Receiverdampf entweicht durch dasselbe und
entlastet in Folge dessen den groſsen Cylinder.
Um auch den frischen Dampf vom Schieberkasten nach dem kleinen Cylinder zum
Abschlusse zu bringen, ist auf der Drehstange der Expansionssteuerung ein Hebel D angeordnet, welcher in Verbindung mit der Welle E beim Einstellen des Bremsschiebers den
Expansionsschieber F bis zur Procent-Füllung
herumdreht.
Das Gewicht G, welches auf der Welle E aufgekeilt ist, soll die Einschaltung der Bremse
mechanisch oder unabhängig vom Maschinisten machen. Die Festhaltung des Gewichtes
geschieht von einer am Hebel B befindlichen Klinke H, welche sich auf das Segmentstück des Drehzapfens J stützt, sobald durch Drehung des Segmentstückes der
Klinke ihr Stützpunkt entzogen wird, fällt das Gewicht G und bringt den Bremsmechanismus zur Wirkung. Leitet man von dem Hebel
K, welcher auf dem Drehzapfen J befestigt ist, Zugstangen oder Drähte durch die
Fabrikanlage, so kann man mit Hilfe dieser von jeder beliebigen Stelle aus die
Maschine anhalten.
Noch besser läſst sich dies dadurch bewerkstelligen, daſs, wie es auch bei der
ausgestellten Maschine geschehen ist, eine von der Firma Siemens und Halske in Berlin gefertigte elektrische Ausschaltevorrichtung,
verbunden mit einem Läutewerke, an eine Zugstange in der Nähe der Maschine
angeschlossen wird.
Von dieser Ausschaltevorrichtung aus laufen nach den verschiedenen Fabrikstationen
Leitungsdrähte mit Contacten. Ein leichter Druck auf irgend einen dieser Contacte
genügt, um die elektrische Ausschaltung und mit ihr die Bremse an der Maschine in
Bewegung zu setzen, wodurch der ganze Betrieb zum Stillstande gebracht wird, während
das Läutewerk durch seine Glockensignale den Vorgang weithin zur Anzeige bringt.
Durch Einwirkung auf die Steuerung des Expansionsregulirapparates wird an der
Ausführung von Keil und Meister in Glauchau die
Abstellung des Dampfes hervorgebracht. Fig. 10 zeigt den
Expansionsapparat, dessen wagerecht bewegte Klinken f
beim regelmäſsigen Betriebe auf das Drehventil b
einwirken und den Dampfzulaſs steuern. Mittels eines Zugdrahtes können die Klinken
f auſser Eingriff mit b gebracht werden. Der Hebel e gestattet die
Wiedereinrückung der Klinken.
Aehnlich wirkt die an der Betriebsmaschine der Spindler'schen Abtheilung angeordnete Vorrichtung. Durch einen Drahtzug wird hier
das Dampfzulaſsventil am Regulirapparate ausgelöst, so daſs es durch seine eigene
Schwere zur Wirkung gelangt, d.h. den Dampfzulaſs abstellt.
Ebenfalls auf gleicher Grundlage beruhen die Vorrichtungen von Dr. Pröll in Dresden, bei dessen bekanntem
Expansionsregulirapparate das Zulaſsventil mittels einer elektrischen Leitung zum
Abschlusse gebracht wird.
An einem gröſseren gangbaren Modelle wird die drastische Wirkung der
Abstellvorrichtung von Döring und Rückert in
Charlottenburg veranschaulicht. In einer durch die Fabrikräume gelegten Rohrleitung
(Fig.
11), welche in das theilweise mit Wasser gefüllte Gefäſs b ausmündet, wird nur durch Aufziehen der Glocke a eine geringe Luftverdünnung herbeigeführt. Diese
Glocke dient nun zur Feststellung von Klinken c und
eines Gesperres d, durch welche Theile das Gewicht e hochgehalten wird. Wenn nun eine der in der
Rohrleitung an passenden Stellen angebrachten Gummipapierhülsen so durchstoſsen
wird, daſs die Atmosphäre in das Rohr eindringen kann, so wird die Luftverdünnung in
der Rohrleitung aufgehoben, die Glocke a sinkt, Hebel
c löst aus und das Gewicht e fällt nieder. Hierbei wird die Welle h so
weit gedreht, daſs ein mit ihr verbundenes Bremsband g
in der Pfeilrichtung niederrutscht und sich zwischen die Riemenscheibe d und den Treibriemen einklemmt. Die Bremsung erfolgt
fast augenblicklich, da auch gleichzeitig der Dampfzulaſs durch Gestängeübertragung
abgesperrt wird.
Das Bremsband ist ein kräftiger, auf der Innenseite mit feinem Stahlbleche und einem
nachgiebigen Bremsklotze ausgerüsteter Riemen.
Diese Anordnung dürfte sich noch mehr zur Sicherung der einzelnen Triebstränge einer
Werkstatt eignen als zum Stillstellen von Dampfmaschinen.
Bei der Abstellvorrichtung von G. Hambruch in Berlin
wird eine mit Druckwasser gefüllte Rohrleitung angewendet. Die bezügliche
Einrichtung sei mit Bezug auf Fig. 12 bis 19 erläutert,
indem der Fall vorausgesetzt ist, daſs die Druckflüssigkeit aus dem
Betriebsdampfkessel entnommen wird.
Fig. 12 zeigt
den Durchschnitt eines Fabrikgebäudes mit Kesselhaus und Dampfmaschine.
An dem Dampfkessel sitzt das Dampfventil a mit der zur
Dampfmaschine führenden Dampfleitung q.
Eine dünne Rohrleitung i führt von dem Kesselwasser aus
durch alle Räume, von denen aus das Ventil beeinfluſst werden soll, nach dem Ventile
a. nn sind Dreiwegehähne, durch deren Drehung die
Kesselwassercirculation in ii unterbrochen wird. l ist ein Rohr, in welchem das Druckwasser vom
Sicherheitsabsperrventile abläuft.
Fig. 13
stellt das Sicherheitsabsperrventil ohne Einrichtung für die Maschinenbremse
dar.
Das Ventilgehäuse a ist mit dem Flansch a gegen den Kesseldom geschraubt. Von dem
entgegengesetzten Flansch führt eine Rohrverbindung nach der Dampfmaschine, h ist das absperrende Ventil. An das Gehäuse schlieſst
sich rechtwinkelig zu der Ventilachse ein Doppelcylinder mit einem
Differentialkolben cd an, von denen der kleine Kolben
c dem Ventilgehäuse zugekehrt ist. Dieser Cylinder
ist mit einem Deckel versehen, in den das Kesselwassercirculationsrohr i mündet, k ist eine
Verbindung des Raumes zwischen beiden Kolben mit der Atmosphäre.
Das Kniehebelsystem efg verbindet den Differentialkolben
mit dem Ventile h und dem festen Drehpunkte g.
Tritt Dampf in das Ventilgehäuse a ein, so drückt
derselbe auf den Kolben c, treibt diesen heraus und
schlieſst mittels des Kniehebels efg das Ventil h mit groſser Pressung, zu welcher noch der auf dem
Ventile lastende direkte Druck addirt. Wird die Druckflüssigkeit durch das Rohr i hinter den Kolben d
geleitet, so bewegt derselbe, weil d gröſser als c ist, den Differentialkolben nach vorn und öffnet das
Ventil, hält es auch so lange geöffnet, als der Druck auf d lastet. Ein Brechen des Kniehebels hat stets den Schluſs des Ventiles
h zur Folge.
Fig. 14 und
15 zeigen
das Absperrorgan, durch einen Schieber ersetzt, der so construirt ist, daſs er
gleichzeitig mit der Unterbrechung der Dampfverbindung nach der Maschine eine
Verbindung mit der Bremsvorrichtung herstellt.
a ist ein Schiebergehäuse, welches mit Rohr 2 an den Dampfkessel angeschraubt ist. Rohr 1 führt zum Schieberkasten der Dampfmaschine, Rohr 4 zur Bremse, während 3 in
die Atmosphäre mündet. Der Muschelschieber b ist an den
Differentialkolben dc angeschlossen und schafft
abwechselnd eine Verbindung zwischen 2 und 1, sowie 4 und 3 oder 2 und 4, sowie 3 und L Tritt die Umlaufsflüssigkeit hinter den Kolben c, so wird der Differentialkolben und mit ihm der
Schieber b nach links geschoben, Oeffnung 1 mit dem Inneren des Gehäuses, 4 mit der Atmosphäre verbunden. Die Dampfmaschine erhält also Kesseldampf,
während die Bremse geöffnet ist. Wird der Druck aus der Druckleitung hinter dem
Kolben c entfernt, so schiebt der auf d wirkende Dampf den Schieber b in die Stellung Fig. 14. Das nach der
Dampfmaschine führende Rohr 4 wird geschlossen, der im
Schieberkasten noch befindliche Dampf entweicht nach der Atmosphäre durch 3, während die Bremse durch Rohr 4 Dampf erhält.
Verdichtete Luft aus einer Rohrleitung wird zur Bethätigung der Abstellvorrichtung
von G. A. Schütz in Würzen benutzt. Die Leitung geht
wie üblich durch das zu schützende Gebäude. Durch den Zulaſs von verdichteter Luft
zu einem Ventile an der Maschine wird zunächst der Dampf abgesperrt und dann das
Schwungrad gebremst.
Tritt bei Maschinen mit Ridersteuerung, wie die Fig. 20 und 21veranschaulichen, bei Abgabe der
Nothsignale verdichtete Luft in den kleinen Cylinder l
durch E ein, so hebt dieselbe den Kolben k und mit diesem das ganze Regulatorstellzeug, wodurch
der Riderschieber auf 0 Füllung gestellt wird, d.h. den Dampfzutritt absperrt.
Bei Maschinen mit Ventilsteuerung wird in gleicher Weise wie bei der Ridersteuerung
der Regulator gehoben, so daſs die von den Steuer-excentern bewegten Klinken der
Einlaſsventile nicht gehoben und letztere nicht geöffnet werden können.
In beiden Fällen ist der Luftcylinder so construirt, daſs die verdichtete Luft,
nachdem sie den Kolben in die höchste Stellung getrieben hat, durch eine besondere
Oeffnung entweicht und mittels einer Rohrleitung zum Bremscylinder L geführt wird. Bei E1 tritt sie in denselben ein, wodurch der Kolben K mit dem Hebel H
niedergedrückt und die Bremse fest angezogen wird. – Das Entweichenlassen der
verdichteten Luft durch Oeffnen des Hahnes h bewirkt,
daſs Regulator und Bremse selbsthätig in ihre vorige Lage zurückkehren. Sind ferner
in Fabrikbetrieben Transmissionsleitungen durch Kuppelungen ausschaltbar, so können
auch diese durch direkten Eingriff aus beliebiger Entfernung selbsthätig ausgelöst
werden. An der ausgestellten Maschine wird gleichzeitig als Signal ein Pfiff
gegeben.
Bei der Anordnung von Rich. Wens in Berlin wird durch
einen Drahtzug eine durch ihr eigenes Gewicht wirkende Bandbremse ausgelöst, welche
vor Beginn ihrer Bremsarbeit eine Kuppelung zwischen der Maschinenwelle und der
Triebwerkswelle ausrückt.
Die Abstellvorrichtung von Ed. Herbertz in M.-Gladbach
wirkt auf Abstellung des Dampfzulaſsventils zum Schieberkasten durch Niederfallen
eines Gewichtes, welches auf elektrischem Wege zur Auslösung gebracht wird. Die
getroffene Einrichtung ist in den Textfiguren dargestellt unter Anwendung auf eine
Corliss-Dampfmaschine, für welche die Abstellung
durch Auslösung der Klinken für die Einlaſsventile bewirkt wird.
Fig. 2 zeigt
eine Corliss-Dampfmaschine. Der Regulator R steht durch Hebel BC mit
der Steuerung in direkter Verbindung. Diese Verbindung, welche sonst eine feste ist,
wird bei Anwendung des Apparates auslösbar hergestellt. Auf der Achse des Hebels RC sitzt ein Gewichtshebel C, welcher dem oben am Regulator angebrachten Gewichtshebel Z das Gleichgewicht hält. Wird nun die Verbindung mit
dem Regulator bei z durch einen von F kommenden Zug ausgelöst, so hat das Gewicht C1 freie Wirkung und in
Folge dessen drückt der Hebel RC auf die Klinken B derart, daſs letztere nicht mehr bei J einhaken können, wodurch die Einlaſsschieber
vollständig geschlossen bleiben und somit die Dampfmaschine sofort zum Stillstand
gelangen muſs.
Die Regulator-Auslösung bei z, also der Zug von F erfolgt durch einen eingeschalteten
elektro-magnetischen Apparat G (Fig. 1). Ein Elektromagnet A zieht, wenn der Strom diesen passirt, den Anker b an. Der letztere, um d
drehbar, wird durch eine Feder f und Preisschraube C in bestimmter Stellung gehalten und trägt mittels der
Nase t1 den Wagebalken
tt nebst den auf der Spindel sitzenden Gewichten
m und m1. Das auf der Spindel fest aufgeschraubte Gewicht
m1 ist so justirt,
daſs es für sich allein den Wagebalken tt nach rechts
drehen würde, wenn bei t1 eine Auslösung erfolgte. Ist dieses der Fall, so gleitet m sofort nach, legt sich an m1 an und wirkt dann das Gesammtgewicht
m + m1 als Zugkraft in F,
welcher Zug stark genug ist, die Regulator-Auslösung bei z zu bewirken.
Fig. 1., Bd. 273, S. 397Fig. 2., Bd. 273, S. 397 Eine Batterie K erzeugt den Strom; mit
derselben und dem Elektromagneten A sind nun die in
allen Fabrikräumen angebrachten Leitungen L in
Verbindung gebracht. Ein Druck auf einen Knopf O genügt
nun, um den Strom passiren zu lassen, wodurch, wie gesagt, der Magnet A den Anker b anzieht, t1 auslöst und durch
Drehung von tt den Zug F
bewirkt und die Maschine zum Stillstand bringt.
Schlieſslich sind noch einige interessante Ausführungen zu erwähnen, welche in der Abtheilung der Königl. Staatseisenbahn-Verwaltung an Modellen
erläutert sind.
Durch einen Drahtzug kann die Drosselklappe unter Vermittelung eines belasteten
Hebels geschlossen und eine am Schwungrade angebrachte Bremse ausgelöst werden, so
daſs sich diese festbremst.
Für eine Corliſsmaschine wird vorgeschlagen, mittels Drahtzuges die Steuerklinken
auszuheben, so daſs diese den Dampfzulaſs absperren. Auch hier ist noch eine Bremse
vorgesehen.
Als Dampf bremse ist eine Vorrichtung zu bezeichnen, bei welcher durch Umlegen eines
Stellhebels der frische Dampf durch Abschlieſsen der Drosselklappe von der Maschine
abgesperrt, aber ein auf das Schwungrad wirkender Dampfbremskolben gleichzeitig
durch eine vom Hebel geöffnete Nebenleitung mit frischem Dampfe gespeist wird,
welcher unterhalb der Drosselklappe entnommen wird.
Eigenthümlich berührt es den Beschauer, daſs trotz der scharfen Concurrenz auf dem
Gebiete der Kleinkraftmaschinen für keine der zahlreich ausgestellten Gasmaschinen
eine besondere Vorrichtung zur Abstellung bezieh. Stillstellung vorgesehen ist,
trotzdem hier doch gerade die Verhältnisse für bezügliche Constructionen sehr
einfach liegen.
(Fortsetzung folgt.)