Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 471 |
Download: | XML |
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
1) Prüfung von Cement.
Ein neues Werk über Portland-Cement „Étude pratique sur le
ciment de Portland“ von M. Candlot
bespricht H. le Chatelier (Bulletin de la société
d'encouragement, 1889 S. 212 bis 229). Dieses Werk befaſst sich mit dem
eingehenden Studium der Methoden, die zur Prüfung der Cemente Anwendung finden. Der
eigentliche Werth des Buches besteht darin, durch Ziffern, die aus einer groſsen
Anzahl von Versuchen sich ergeben haben, die unbestimmten und häufig sich
widersprechenden Angaben der Fachleute in Frankreich richtiggestellt und in
wissenschaftlicher Weise zum Ausdruck gebracht zu haben. Der Reihe nach werden
folgende Prüfungsmethoden der Cemente besprochen:
Die chemische Analyse.
Probe auf Feinheit der Mahlung.
Dichtebestimmung.
Ermittelung der Bindezeit.
Prüfung der Zug- und Druckfestigkeit.
Einige Beispiele, in welcher Weise Candlot den Stoff
behandelt, mögen hier gegeben werden:
1) Die chemische Analyse. Durch eine Zusammenstellung
von mehr als 30 Analysen von Portland-Cementen verschiedener Länder findet der
Verfasser, daſs die Zusammensetzung derselben nur zwischen engen Grenzen schwankt.
Berechnet man aus diesen Analysen die Zusammensetzung der Cemente in Aequivalenten,
so erhält man auf 1 Mol. SiO2 : Al2O3 0,14 bis 0,27,
Fe2O3 0,03 bis
0,07, CaO 2,77 bis 3,26 und MgO 0,07 bis 0,10 Mol. – Die Analysen beziehen sich auf
möglichst aschenfreie Cemente. Die chemische Analyse allein erlaubt aber nur einige
Cemente von besonders schlechter Qualität auszuscheiden, sie gestattet keinen
Einblick in die physikalischen Eigenschaften der besseren Cemente.
2) Feinheit der Mahlung. Körner, die durch ein Sieb von
900 Maschen auf das Quadratcentimeter nicht hindurchgehen, betrachtet Candlot als indifferent und dem Sande gleichwerthig;
die feinsten Cementtheilchen, welche durch das Seidensieb hindurchgehen, haben
allein Einfluſs auf die Erhärtung der Mörtel während der ersten Periode des
Erhärtens. Jene Theilchen, die durch ein Sieb von 5000 Maschen auf lqcm hindurchgehen, erhärten sämmtlich früher oder
später und tragen zur endgiltigen Festigkeit der Mörtel bei, ebenso sehr wie die
feineren Theilchen. Die Bestimmung der Feinheit der Mahlung ist schon deshalb nothwendig, weil groſse
Körner als Cement bezahlt werden und wie Sand wirken, noch wichtiger erscheint diese
Probe aber unter einem anderen Gesichtspunkte: Die Feinheit der Cemente hat einen
wesentlichen Einfluſs auf gewisse Eigenschaften derselben, die gewöhnlich auch
Gegenstand der Untersuchung bilden, nämlich die Dichtigkeit und die Bindezeit. Der
Bestimmung der letzteren ohne Bezug auf die Feinheit der Mahlung kann nicht viel
Werth beigelegt werden.
3) Dichtigkeit. Die Bestimmung der Dichte wird deshalb
ausgeführt, weil man eine bestimmte Relation annimmt zwischen der Dichte und dem
Grade des Brandes. Nach Versuchen von Candlot schwankt
der Werth für die „absolute“ Dichte zwischen 3,154 und 3,108; erstere Zahl
bezieht sich auf normal gebrannten Portland-Cement, letztere auf schlecht gebrannten
Cement; man könnte bei diesen geringen Schwankungen die Bestimmung der absoluten
Dichte weglassen (vgl. 1885 256 551 und 552). Die
Bestimmung der scheinbaren Dichte wird allein heute noch ausgeführt; aber diese
hängt nicht vom Grade des Brennens, sondern von einer Reihe von anderen Umständen
ab. In erster Linie von der Art des Aufschichtens; ein und derselbe Cement kann auf
verschiedene Weise aufgeschichtet, die Dichten 1,2 bis 2,3 ergeben. Einen
wesentlichen Einfluſs auf die Dichte hat auch die Gröſse der Gefäſse; so erhielt Candlot folgende Werthe:
Gröſse des Gefäſses
Dichte
0,010l
1,150
1
1,250
100
1,450
Ferner ist sie abhängig von der Feinheit der Mahlung. Die Dichte jener
Portland-Cemente, die vollständig durch ein Sieb von 5000 Maschen hindurchgingen,
war sehr nahe an 1,000. Da aber auch hier die Unterschiede zwischen den Dichten gut
und schlecht gebrannter Cemente innerhalb der Grenzen unvermeidlicher Versuchsfehler
liegen, ist der Werth dieser Bestimmung vollkommen illusorisch. Man schrieb früher
dem Brande einen bedeutenden Einfluſs auf die scheinbare Dichte zu; dies geschah
aber nur, weil man ungleich feine Cemente mit einander verglich. Schlecht gebrannte
Cemente geben bei gleicher Mahlung ein viel feineres Pulver als gargebrannte.
4) Bindezeit. Da die Anwendung verschiedener Nadeln zur
Bestimmung der Bindezeit sehr abweichende Resultate gibt, so wird der Gebrauch der
Nadel von 300g Gewicht und 1mm Querschnitt empfohlen, die von VicatVient vorgeschlagen wurde, und auch in Deutschland in Anwendung kommt (vgl. 1886
261 345). Die Dauer der Bindezeit verändert sich
auffallend mit der Temperatur, wie folgende von Candlot
ausgeführte Versuche ergeben:
Temperatur der Masse
7°
15°
20°
25°
30°
35° C.
1. Cement
4h
3h
2h18'
25'
10'
augenblicklich
2. „
28'
14'
10'
9'
8'
„
Eine Veränderung der Temperatur um 23° C. genügt, um die Bindezeit von 4 Stunden auf
10 Minuten herabzusetzen. Die Schnelligkeit des Abbindens hängt auch ab von der
Menge des zugesetzten Wassers. Aus der Tabelle von Candlot ist folgendes Beispiel entnommen:
Wasser auf 100 Th. Cement
24 Th.
28 Th.
32 Th.
34 Th.
1. Cement
5'
20'
42'
45'
2. „
1h
1h37'
3h37'
4h
Mörtel, die aus Cement und Sand bestehen, binden immer langsamer ab als reine
Cemente, da die nöthige Menge Wasser bei ersteren gröſser ist. – Candlot fand, daſs alle Kalksalze – das Sulfat,
Chlorid, Nitrat u.s.w. – das Abbinden der Cemente verzögern, während Kochsalz auf
die Bindezeit keinen Einfluſs ausübt. Versuche mit Chlorcalciumlösungen ergaben z.B.
folgende Werthe:
Gramme Chlorcalcium in 1l
0
2
5
10
20
40
60
Bindezeit
52'
lh
10h
10h
12h
8h
6h
Meerwasser verzögert sehr das Abbinden. Candlot hat
gezeigt, daſs diese Verzögerung ausschlieſslich dem Sulfat und Chlorid des Calciums
zuzuschreiben ist, die durch Umsetzung zwischen den Magnesiumsalzen des Meerwassers
und dem Kalke der Cemente entstanden sind. Welchen Einfluſs die atmosphärische Luft
auf die Bindezeit der Cemente ausübt, geht aus der folgenden Versuchsreihe hervor.
Der Cement wurde in Säcken an einem trockenen Orte aufbewahrt, und vor jedem Versuch
der Inhalt derselben tüchtig durchgeschüttelt.
Zeit der Lufteinwirkung in Monaten
1
2
3
4
Bindezeit auf Süſswasser bezogen
40'
1h
4h25'
11h50'
„ „ Meerwasser „
3h
6h40'
10h25'
14h20'
Der Gehalt an Kohlensäure und Wasser war nach 4 Monaten 2,45
Proc.
Candlot befaſst sich eingehend mit der Bestimmung der
Zugfestigkeit und bespricht nicht die Druckfestigkeit, da letztere, obgleich weitaus
zuverlässiger, weniger gebräuchlich ist (vgl. die deutschen Normen). An ersterer hat
er allerlei auszusetzen; so stimmen die Angaben der Probekörperchen untereinander
nicht überein, wenn sie auch aus demselben Materiale und auf die gleiche Art
hergestellt wurden. Ein anderer, sehr bedeutender Fehler besteht darin, daſs die
Zugfestigkeit nicht dem Querschnitt der Probekörper proportional ist. Candlot erhielt folgende Resultate mit Probekörperchen
von 16qcm und 5qcm Querschnitt:
Zugfestigkeit in Kilogrammen für 1qc.
Quer-schnitt
7 Tage
28 Tage
3 Mon.
6 Mon.
9 Mon.
1 Cement
5qc16qc
34,614
53,5 37,9
68,947,2
58 40,0
56,641
Mörtel 1 : 3
5qc16qc
13 8,1
16 9,7
16,510,5
16,2 10,6
18 10,5
2. Cement
5qc16qc
32,2 14,8
58,4 28,7
64,929,7
68,432
72,6 28,1
Mörtel 1 : 2
5qc16qc
15,9 8,4
18,6 11,8
21,812,2
24,4 14,7
25,4 16,3
Die Zugfestigkeit scheint eher dem Umfange als der Fläche proportional zu
wachsen.
Aenderung der Festigkeit mit der Zeit. Guter Cement
nimmt an Festigkeit zu, bis er nach einer bestimmten Zeit ein Maximum derselben
erreicht hat, auf welchem sich die Festigkeit ohne merkbare Abnahme erhält. Andere
Cemente nehmen nach einiger Zeit an Festigkeit bedeutend ab, so z.B. Bindemittel,
die zu viel Kalk enthalten oder unvollständig gebrannt sind; nachdem sie die
Festigkeit der besten Cemente erreicht haben, bekommen sie Risse und zerfallen nach
einem oder mehreren Jahren. Eine ähnliche Erscheinung zeigen auch zuweilen gute
Cemente unter gewissen Umständen. Reiner Cement, genügend fein gemahlen und mit
Meerwasser befeuchtet, zeigt ein Maximum der Festigkeit zwischen dem 3. und 6. Monat
der Erhärtung. Die schlieſsliche Festigkeit ist etwas geringer. Aber in diesem Falle
ist die scheinbare Anomalie die Folge der Vorgänge bei den Versuchen; sie bezeichnet
keine Verminderung des wahren Zusammenhalts des Cementes, denn man findet sie nicht
wieder in den daraus hergestellten Mörteln. Diese scheinbare Verminderung der
Festigkeit ist nur bei Probekörpern zu beobachten, die im Bruche sich dem Glase
ähnlich verhalten, die nicht am kleinsten Querschnitt, sondern an verschiedenen
anderen Stellen brechen, bei denen der Bruch häufig von der Angriffsstelle der
Eisenzangen seinen Ausgang nimmt (vgl. W. Michaëlis „Zur
Beurtheilung des Cementes“ Berlin 1876). Die Zahlen für die
Zugfestigkeit schwanken in solchen Fällen sehr bedeutend, eine Probe ergibt oft den
doppelten Werth der anderen. – Aus den Tabellen des Herrn Candlot ist auch zu ersehen, daſs die Erhärtung der Cemente nach 8 bis 50
Tagen ein nur sehr unvollständiges Bild gibt von der Festigkeit der Cemente nach 1
bis 2 Jahren.
Die Menge Anmachwasser wird besprochen, ebenso die Beschaffenheit des letzteren. Das Meerwasser gibt
andere Festigkeiten als Süſswasser; aus seinen Tabellen konnte der Verfasser aber
keine bestimmte Regel ableiten. Die Unterschiede schwanken mit der Natur der
Cemente, der Menge des Anmachwassers, des zugesetzten Sandes u.s.w. Die Abweichungen
sind aber nie sehr bedeutend.
Die Temperatur hat nicht nur Einfluſs auf die Bindezeit,
sondern auch auf die Widerstandsfähigkeit der Cemente, die mit zunehmender
Temperatur etwas abzunehmen scheint. Aber die Versuche sind hier nicht sehr
beweiskräftig; Candlot scheint nur sehr kalkreiche
Cemente untersucht zu haben, auf die allerdings der Einfluſs der Temperatur
unbestreitbar ist; ihre Zugfestigkeit nimmt in hohem Maſse ab mit der Steigerung der
Temperatur. Hier wären noch weitere Versuche wünschenswerth.
Candlot fand, daſs Mörtel, die mit Meerwasser angemacht
und dann der Luft ausgesetzt wurden, fester wurden, als wenn sie im Wasser
verblieben:
3 Monate
6 Monate
9 Monate
Wasser
15,6
20,7
19,5
Luft
29,5
36
42
Bei Süſswasser waren die Resultate zweifelhaft. Man hat hier den Feuchtigkeitsgehalt
der Luft zu berücksichtigen (vgl. die Versuche von Dyckerhoff weiter unten). Bei Meerwasser scheint der Gehalt an
hygroskopischen Salzen die Erhärtung zu begünstigen.
Poröse Oberflächen verursachen eine schnellere Erhärtung als solche, die kein Wasser
aufzunehmen vermögen. Daſs die Natur des Sandes, die Quantität desselben, die Menge
des Anmachwassers die Festigkeit beeinflussen, ist bekannt. Alle bisher besprochenen
Umstände von Einfluſs auf die Festigkeit sind von der Natur der Cemente unabhängig;
sie verändern die Resultate der Festigkeitsprüfung und würden Fehler hervorrufen,
wenn man sie nicht berücksichtigen würde. Die wichtigsten Eigenschaften der Cemente
selbst, welche die Art ihrer Erhärtung bedingen, sind die Zusammensetzung, der Grad
des Brandes, des Alters und die Feinheit der Mahlung.
Abweichungen in der Zusammensetzung haben zwei ganz entgegengesetzte Wirkungen, je
nachdem der Kalk- oder der Thongehalt vorherrscht. Ein Ueberschuſs an Kalk gibt
Cemente, die schnell erhärten, aber bald rissig werden und zerfallen; ein
Ueberschuſs an Thon bewirkt, daſs der Cement während des Erkaltens zu Staub
zerfällt, langsam bindet, aber seine Festigkeit beibehält.
7 Tage
28 Tage
3 Mon.
6 Mon.
9 Mon.
Normaler Cement
21
38
49
56
58
Cement mit viel Kalk
37
49
41
–
–
Schwerer kieselreicher Staub
18
25
35
35
38
Cemente, die nicht genügend gebrannt sind, verhalten sich wie solche mit einem
Ueberschuſs an Kalk.
Die sicherste Schluſsfolgerung, die man aus den Experimenten Candlot's ziehen kann, ist die, daſs die Proben auf Zugfestigkeit kein
Bild von der wahren Widerstandsfähigkeit der Cemente geben. Die Zugfestigkeit hängt
in der That auſser von der Qualität der Cemente auch noch von einer groſsen Anzahl
äuſserer Umstände ab. So ändert sich der Widerstand auf 1qcm mit dem Querschnitte; er ist von der
Temperatur, der Menge und Beschaffenheit des Anmachwassers abhängig; endlich wird
der Cement meist nicht auf Zug-, sondern gewöhnlich auf Druckfestigkeit
beansprucht.
Die Proben mit heiſsem Wasser verwirft Candlot vollständig, ohne für seine Anschauung die
genügende Anzahl von Beweisen zu bringen. Le Chatelier
rügt diesen Mangel, indem Versuche mit heiſsem Wasser doch gewisse Vortheile bieten:
heiſses Wasser beschleunigt die Hydratisation der Cemente und läſst einen
Ueberschuſs an Kalk und andere Mängel eher erkennen, als die Versuche mit kaltem
Wasser.
Nachdem Candlot in höchst genauer Weise alle Umstände
studirt hat, die auf die Untersuchung der Cemente von Einfluſs sein können, trachtet
er eine Methode anzugeben, diese Proben möglichst fehlerfrei auszuführen. In der
That, eine Schluſsfolgerung, die man aus der Arbeit des Verfassers ziehen kann, ist
die, daſs die Proben, man möge sie mit der peinlichsten Genauigkeit ausführen, nur
sehr wenig von den wahren Eigenschaften der Cemente erkennen lassen. Man wird mit
ihrer Hilfe in bestimmten Fällen mit Sicherheit sagen können, daſs ein Cement
schlecht, aber niemals, daſs er wirklich gut ist, was zu wissen viel interessanter
wäre. Zum Schlusse des Referates wird hervorgehoben, welche Eigenschaften der
Cemente für die Praxis zu bestimmen wünschenswerth wäre.
Die Arbeit von Candlot ist jedenfalls als recht
werthvoll der Aufmerksamkeit der Fachmänner zu empfehlen. Die wenigen hier
wiedergegebenen Zahlenangaben sind aus Tabellen des Werkes entnommen, das viele
Hunderte derselben enthält, und diese selbst wieder sind aus Verzeichnissen von
Versuchen ausgezogen, die Tausende derselben enthalten. Die so bestimmten Zahlen
verdienen ein ganz besonderes Vertrauen. – Auſserdem enthält das Werk Candlot's noch sehr nützliche Anweisungen über den
Gebrauch der Portland-Cemente im Allgemeinen, über den rasch bindenden
Portland-Cement und über die Anwendung von Chlorcalcium, um die Eigenschaften
desselben zu verändern.
Die Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung von
Portland-Cement (vgl. 1886 261 344) sind nach
Erlaſs vom 28. Juli 1887 des Ministers für öffentliche Arbeiten von den ihm
unterstehenden Behörden in Zukunft den Lieferungen von Cement zu Grunde zu legen. An
dem Entwürfe wurden vorher wenige kleine Abänderungen vorgenommen. Statt
„Definition“ ist „Begriffserklärung“ gewählt. Die Begründung zu I
ist geändert worden; sie heiſst jetzt:
„Im Interesse der Verkäufer und des sicheren Geschäftes ist die Durchführung
eines einheitlichen Gewichtes dringend geboten. Hierzu ist das weitaus
gebräuchlichste und im Weltverkehr fast ausschlieſslich geltende Gewicht von
180k Brutto = etwa 400 Pfd. englisch
gewählt worden.“
Der zweite Absatz fällt weg. In den Erläuterungen zu II ist das Wort
„Consistenz“ durch „Dickflüssigkeit“ ersetzt worden. Im 2. Absatz
heiſst es:
„Für genaue Ermittelung der Bindezeit und zur Feststellung des Beginnes des
Abbindens, welche (da der Cement vor dem Beginne des Abbindens verarbeitet
werden muſs) bei rasch bindenden Cementen von Wichtigkeit ist, bedient man sich
einer Normalnadel von 300g Gewicht, welche
einen cylindrischen (? D. Ref.) Querschnitt von 1qmm Fläche hat und senkrecht zur Achse abgeschnitten ist.“
Eine der wichtigsten Aenderungen betrifft den Absatz über die Volumenbeständigkeit.
Derselbe lautet jetzt:
„Portland-Cement soll volumenbeständig sein.“
Die Worte: „Als vorläufige, eine rasche Beurtheilung gestattende Probe wird die Darrprobe
empfohlen“ sind gestrichen worden, ebenso die Erläuterungen zu III, worin
die Durchführung der Darrprobe auseinandergesetzt ist, und desgleichen ist im ersten
Absatz der Erläuterungen hinter den Eingangsworten „Zur Ausführung der“ das
Wort „entscheidenden“ gestrichen worden. Der Antrag auf Fortfall der
Darrprobe wurde vom Vorstande des Vereins deutscher Cementfabrikanten selbst
beantragt, und zwar weil sie in zwei Richtungen zu schweren Irrthümern Veranlassung
geben kann. Sie kann einen Cement als nicht volumenbeständig darstellen, der in der
That volumenbeständig ist, und kann einen Cement als volumenbeständig darstellen,
der es nicht ist.
In der Begründung zu Nr. V: „Festigkeitsproben“ sind die Worte am Schlusse des
3. Satzes: „Die Zugsprobe soll nur als Controlprobe für die Gleichmäſsigkeit der
gelieferten Waare gelten“ gestrichen worden.
Der Vorstand des Vereins deutscher Cementfabrikanten macht in einem Rundschreiben
noch besonders darauf aufmerksam, daſs die Normen, wie schon ihre Ueberschrift
ergibt, nur zum Vergleiche verschiedener Portland-Cemente unter einander, nicht aber zur
Werthvergleichung mit anderen hydraulischen Bindemitteln benutzt werden
können. Durch alleinige Prüfung auf Bindekraft zu Sand, wie sie die Normen zur
Prüfung von Portland-Cement vorschreiben, kommen nicht alle Eigenschaften eines
hydraulischen Bindemittels zum Ausdrucke. Dieselben zeigen in Bezug auf
Volumenbeständigkeit, Festigkeit mit anderen Sandzusätzen und bei anderen
Erhärtungsweisen, wie die in den Normen vorgeschriebenen, ferner in Bezug auf
Wasserundurchlässigkeit, ihre Widerstandskraft gegen Witterungseinflüsse u.s.w. ein
sehr verschiedenes Verhalten. Sie müssen daher auch in dieser Richtung geprüft
werden.
(Fortsetzung folgt.)