Titel: | Ergebnisse mit dem Frèrét'schen Holztrocknungsverfahren. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 512 |
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Ergebnisse mit dem Frèrét'schen
Holztrocknungsverfahren.
Ergebnisse mit dem Frèrét'schen
Holztrocknungsverfahren.
Ueber das vorstehende Verfahren und die zu demselben erforderlichen Einrichtungen
wurde 1875 218 106Fußnotentext zu diesem Anmerkungszeichen fehlt im Text.Vgl. auch 1889 271 228. bereits
berichtet. In dem Organ für die Fortschritte des
Eisenbahnwesens, 1889 S. 89, veröffentlicht Geh. Oberbaurath Funk einige Betriebsergebnisse, die mit einer nach der
an angezogener Stelle gegebenen Abbildung einer Frèrét'schen Holztrocknungsvorrichtung in den Eisenbahnwerkstätten zu Dortmund
erzielt worden sind. Die mit den betreffenden Hölzern angestellten
Festigkeitsversuche verdienen ebenfalls Beachtung. Wir lassen den Bericht
nachstehend folgen.
Die ziemlich verbreitete Ansicht, daſs durch künstliche Trocknung die Festigkeit des
Holzes beeinträchtigt werde, hat sich nach den Versuchen in der
Central-Wagenwerkstätte zu Dortmund bei Kiefernhölzern, welche nach dem Frèrét'schen
Verfahren getrocknet waren, nicht bestätigt. Diese vergleichenden neueren Versuche
mit frischen polnischen und Ostseekiefern sind in der Weise angestellt, daſs aus ein
und derselben, thunlichst von Aesten und sonstigen Fehlern freien Bohle von 55mm Stärke vier Abschnitte von je 1m,50 Länge und 145mm Breite der Dicke nach in gleiche Hälften zerschnitten wurden, und daſs
die eine Hälfte vor den Versuchen 8 Tage hindurch in der Frèrét'schen Trockenkammer
getrocknet wurde, während die andere Hälfte nach dem Schneiden etwa 4 bis 5 Wochen
an der Luft gelegen hatte. Die Abschnitte wurden 770mm freitragend in der Mitte unter langsamer Zunahme der Gewichte mittels
eines Hebels bis zum Eintritte des Bruches belastet. Diese Versuche ergaben für die
Stücke von jeder einzelnen Bohle:
I. Aus frischen polnischen Kiefern.
Durchbiegungvor Bruchmm
Bruch beiBelastung mitk
Bohle 1.Bohle 2.Bohle 3.
a) frischb) getrockneta) frischb) getrockneta)
frischb) getrocknet
181927242116
170022421750213018102195
II. Aus frischen
Ostseekiefern.
Bohle 1.Bohle 2.Bohle 3.
a) frischb) getrockneta) frischb) getrockneta)
frischb) getrocknet
252223232422
227525002045237020502550
Durchschnitt
a) frischb) getrocknet
2321
19402331
Aus diesen neueren, sowie aus den schon im J. 1878 an derselben Stelle angestellten
ähnlichen Versuchen mit lufttrockenem Holze ergibt sich, daſs durch das Räucherverfahren die
Festigkeit sowohl des frischen wie des lufttrockenen Holzes nicht unerheblich erhöht
wird und zwar
a) bei frischem Kiefernholze durchschnittlich um 20 Proc.,
b) bei Holz über 4 Jahre an der Luft getrocknet um 8 Proc., daſs dagegen das
Kiefernholz dadurch an seiner Elasticität und Biegsamkeit um ein Geringes
verliert.
Die Ermittelung des Schwindmaſses bei dem Räucherverfahren hat bei den frischen
Kiefernbohlen
a) nach der Breite (in der Richtung der Markstrahlen) durchschnittlich 2 Proc.,
b) nach der Dicke (in der Richtung der Jahresringe) durchschnittlich 4 Proc.
ergeben,
wobei die Breiten-Abnahme am Zopfende am stärksten ist und
nach dem Stammende gleichmäſsig geringer wird, während umgekehrt die Abnahme in der
Dicke der Bohlen am Stammende am stärksten und in der Mitte am schwächsten war.
Versuche über Wasseraufnahme bei Kiefernhölzern mit frischem Holze (vier bis fünf
Wochen nach dem Schneiden) mit lufttrockenem (vierjähriger Lagerung) und mit
geräuchertem (aus frischem Holze) haben ergeben, daſs, nachdem die Hölzer 18 Tage
unter Wasser gehalten waren, die Gewichtszunahme betragen hat:
1. bei frischem Holze
a)
vom
Stammende
= 9
Proc.
b)
„
Zopfende
= 24
„
2. bei lufttrockenem Holze
a)
„
Stammende
= 18
„
b)
„
Zopfende
= 27
„
3. bei geräuchertem Holze
a)
„
Stammende
= 16
„
b)
„
Zopfende
= 33
„
Was die Kosten der Holzräucherung nach dem Frèrét'schen Verfahren anbetrifft, so
stellen sich diese bei einem einigermaſsen starken Holzverbrauche als sehr gering
heraus. Für das Ein- und Ausbringen des Holzes und für die Bedienung der Feuerung
wurden für das Cubikmeter 0,50 Mk. verausgabt. Als Brennmaterial wurden nur
Schrupphobelspäne aus harten Hölzern verwendet, die sonst schlecht zu verwerthen
sind und als minderwerthiges Material nicht verrechnet wurden, und von denen für
1cbm zu trocknendes Holz 74k verbraucht worden sind.
Von den beiden Trockenkammern ist die eine im J. 1877 mit einem Kostenaufwande von
7720 Mk., die andere, 1m,8 längere, im J. 1884 mit
einem Kostenbetrage von 8776 Mk. hergestellt. Im J. 1885/86 wurden in den beiden
Trockenkammern bei 56 Füllungen 2742cbm,51
Kiefernbohlen getrocknet und hat das Trocknen der einen Hälfte des Holzes
einschlieſslich 4 Proc. Verzinsung und 10 Proc. Tilgung der Anlagekosten in der
ersten Kammer
1371,25 × 0,50 + 77,20 × 4 + 77,20 × 10 = 1713 Mk.,
und das Trocknen der anderen Hälfte in der zweiten Kammer
1371,25 × 0,50 + 87,76 ×4 + 87,76 × 10 = 1913 Mk.,
zusammen also 3626 Mk. oder für das Cubikmeter = 1,33 Mk.
gekostet.
Hätte dieses Holz, dessen Anschaffungskosten rund 145000 Mk. betragen haben, eine
dreijährige Lagerung vor seiner Verwendung durchgemacht, welche mindestens
erforderlich gewesen wäre, um es genügend lufttrocken zu machen, so wäre bei einem
Zinsfuſse von 4 Proc. ein Verlust von 6277 Mk. zu verzeichnen gewesen, welchen
Kosten noch die Beträge der Verzinsung und Tilgung der Anlagekosten für die
Holzschuppen hinzuzurechnen sein würden. – Die Kosten der künstlichen Trocknung sind
daher nicht unerheblich billiger als die Kosten der natürlichen Trocknung.
Aus den vorstehend beschriebenen Versuchen in Verbindung mit den Wahrnehmungen,
welche durch eine Reihe von 9 Jahren in der Central-Wagenwerkstatt zu Dortmund mit
künstlich getrockneten (geräucherten) Kiefernbohlen gemacht worden sind, ergeben
sich für dieses Verfahren, der Lufttrocknung solcher Hölzer gegenüber, folgende
Vortheile:
1) das nach dem Verfahren von Frèrét künstlich
getrocknete Holz hat einen höheren Grad von Trockenheit als drei bis vier Jahre lang in gut angelegten
Schuppen gelagertes Holz;
2) in dem künstlich getrockneten Holze sind die verderblichen Eiweiſsstoffe
unschädlich gemacht;
3) die Bruchfestigkeit wird um ein Wesentliches höher;
4) das Reiſsen und Werfen tritt in geringerem Halse ein;
5) der Farbenanstrich auf derart künstlich getrocknetem Holze, namentlich wenn
derselbe bald nach dem Trocknen vorgenommen wird, ist durch ein festeres Anhaften
ein haltbarerer und vermag nicht den schädlichen Einfluſs auszuüben, den ein
Anstrich auf nicht völlig trockenes, gelagertes Holz in Folge der Zurückhaltung der
Verdunstung der im Inneren eingeschlossenen Feuchtigkeit unter dem Einflüsse der
nicht unschädlich gemachten Eiweiſsstoffe haben muſs;
6) die Kosten der künstlichen Trocknung, einschlieſslich der Verzinsung und Tilgung
der Anlagekosten der Trockenkammern, sind nicht unerheblich geringer als die
Verzinsung drei Jahre gelagerter Holzvorräthe und der Verzinsung und Tilgung der
Anlagekosten der groſsen Lagerschuppen;
7) es kann frisch geschnittenes Holz sofort verwendet werden, was für Fälle
unvorhergesehenen Bedürfnisses von groſsem Vortheile ist.
Wenn in den vorstehenden Mittheilungen auch meist bekannte Thatsachen enthalten sind,
so dürfte es doch nicht ohne Interesse sein, die Aufmerksamkeit betheiligter Kreise
von Neuem auf dieses Verfahren zur Trocknung und Erhaltung von Kiefernhölzer zu
lenken, da dasselbe nach neunjähriger Erfahrung an Kiefernbohlen zum Wagenbau der
früheren Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft und der jetzigen Kgl.
Eisenbahn-Direction (rechtsrheinischen) zu Köln mit voller Ueberzeugung zur
Anwendung empfohlen werden kann.