Titel: | Neuerungen in der Aufbereitung. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 15 |
Download: | XML |
Neuerungen in der Aufbereitung.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 273 S.
193.)
Mit Abbildungen auf Tafel
3.
Neuerungen in der Aufbereitung.
Der von Erminio Ferraris in Monteponi, Sardinien,
beschriebene Apparat zum Leiten und Austragen der Trübe bei Erzaufbereitungen (vgl.
1886 262 17) hat neuerdings wesentliche Verbesserungen
erhalten.
Nach der früheren Anordnung muſste das bei jedem Apparate hinzukommende reine Wasser
mit der immer ärmer werdenden Trübe durch die Hauptleitung bis aus Ende
fortlaufen.
Schaltet man aber in die Hauptleitung an Stelle des T-Stückes ein Kreuzstück ein und
verlängert den oberen senkrechten Schenkel (der angehängten Spitzlutte gegenüber)
senkrecht aufwärts bis zu einer dem Drucke in der Hauptleitung entsprechenden Höhe,
bringt an diesem Aufsatzrohre R, in einem geringen
Abstande unter dem oberen Wasserspiegel, ein nach unten gerichtetes Rohr S an, so wird aus letzterem stetig trübes Wasser
ausflieſsen. Auch werden alle fremden Körper (Kohlen, Holz u.s.w.), welche das
Wasser nach oben mitschleppen kann, entfernt (Fig. 1 bis 3).
Wenn das Ganze zweckmäſsige Gröſsenverhältnisse erhält, kann man erreichen, daſs die
aus dem Rohre S ausflieſsende Wassermenge gleich ist
der Menge reinen Wassers, welches seitlich des Apparates bei T eingeführt wird, welches ja mit den Erzkörnern nicht austritt, sondern
zur Hauptleitung steigt und diejenigen Erzkörner zurückstöſst, welche durch den
Apparat nicht ausgeschieden werden sollen.
Auf diese Weise wird die in jeder Rohrstrangabtheilung der Hauptleitung flieſsende
Trübe nahezu stets gleich erhalten, und das trübe Wasser wird von Apparat zu Apparat
immer sauberer, daher die Aufgabe der nachfolgenden Apparate mehr und mehr
erleichtert.
Bei dem letzten Apparate ist demnach nicht mehr nöthig, reines Wasser hinzuzufügen,
um genügend sauberes Erzkorn zu erhalten, welches dann auf der Setzmaschine gut
gewaschen werden kann (D. R. P. Nr. 40219 vom 29. Januar 1887).
In Fig. 4 bis
7 ist ein
Apparat dargestellt, welcher gleichfalls von Ferraris
erfunden ist. Derselbe bezweckt das Austragen von Erzkörnern bis etwa zu 10mm Gröſse, welche auf dem Siebe einer Setzmaschine
durch die Setzarbeit gelagert werden, und zwar in der Weise, daſs die Schichthöhe
der haltigen Körner stets sich gleich bleibt, während die Setzmaschine ein ebenfalls
fertiges Product durch das Bett liefert.
Der Apparat besteht aus einem kurzen senkrecht stehenden Rohre a, am besten aus Guſseisen und einem nach unten
gekrümmten Ansatz b, beide an der vorderen Wand der
Setzmaschine befestigt, und zwar, wie Fig. 7 zeigt, a innerhalb der Setzmaschine, b auſserhalb derselben, so daſs das Rohr a in
das Waschgut eindringt und durch die Seitenöffnung c
den Kanal zum Austrage der Körner bildet.
Die untere Mündung vom senkrechten Schenkel des Austragapparates bleibt in solcher
Entfernung vom Siebe f der Setzmaschine (Fig. 7) als die
gröſste Höhe des Bettes beträgt, welche die Setzarbeit durch das Bett erfordern
kann.
Wenn sonst nichts dem Austrage im Wege steht, so werden bei jedem Hube der
Setzmaschine Körner und Wasser in den Apparat hinauf dringen und ebenso viele durch
den Ansatz b austreten. Damit aber der Austrag gleichen
Schritt hält mit der Zunahme der Schicht von haltigen Körnern und die Höhe von dem
aus solchen Körnern bestehenden Bette nach den Anforderungen der Setzarbeit geregelt
werden kann, ist in dem senkrechten Schenkel a des
Apparates ein bewegliches Rohr d (Fig. 4) genau eingepaſst;
dasselbe hat zwei Griffe g und ein längliches Loch e. Je nachdem man das Rohr d hebt oder senkt, ist die Betthöhe zu regeln. Die Austrittsöffnung c des Rohres kann nach Bedürfniſs verengert oder
erweitert werden.
Die Körner treten, von wenig Wasser begleitet, bei b aus
und werden in einem Gefäſse h aufgefangen, das man
mittels seines Henkels an dem Ansätze b anhängt. Auf
diese Weise kann die Beschaffenheit der Körner jeden Augenblick geprüft und geregelt
werden (vgl. D. R. P. Nr. 43121 vom 8. September 1887). Ferrari's Galmeiaufbereitung siehe später im Schluſstheile dieses
Berichtes.
Die Maschinenbauanstalt Humboldt in Kalk hat ein Schwingsieb (D. R. P. Nr. 39304 vom 6. November 1886) construirt (Fig. 8 bis 10). Dasselbe besteht aus
einzelnen von einander getrennten Sieben a1
a1 . . . und a2
a2 . . . , welche auf
den Querstäben b1
b1 . . . und b2
b2 . . . befestigt
sind, und zwar die Siebe a1
a1 zu einem Systeme auf
den Querstäben b1
b1 . . . und die Siebe
a2
a2 . . . zu einem
Systeme auf den Querstäben b2
b2 . . .
Die Querstäbe b2
b2 . . . sind an den
Pendelstangen p1
p1 . . . und p2
p2 . . .aufgehängt.
Die Excenter e1
e1 und e2
e2 sind durch die
Schubstangen s1
s1 und s2
s2 mit den Siebsystemen
a1 und a2 verbunden und so auf
der Antriebwelle w festgekeilt, daſs die Systeme, in
einer Ebene schwingend, einander entgegengesetzte Bewegungen machen.
Statt der gezeichneten zwei Systeme kann man deren auch mehrere anwenden.
In Fig. 8
bedeutet k einen Kreiselwipper zur Beschickung des
Schwingsiebes.
Eine Bewegungsvorrichtung von Flachsieben gibt E.
Neuerburg in Köln an (D. R. P. Nr. 44891 vom 24. November 1887). Dieselbe
besteht in gezahnten oder glatten Rädern, welche auf gleichen gezahnten oder glatten
in Umdrehung versetzten Rädern abrollen, während das in einem Kasten eingeschlossene
Sieb durch Lenkstangen und Federn in seiner Lage erhalten wird.
Die bei der Aufbereitung von Kohlen und anderen Mineralien benutzten, an
Pendelstangen geneigt aufgehängten Schwingsiebe erhalten nach bisheriger Ausführung
gewöhnlich einen durch Excenter vermittelten, gleich schnellen Vorwärts- und
Rückgang von einer mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich drehenden Antriebswelle
aus. Um nun unter Beibehaltung eines zwangläufigen Antriebes bei solchen Sieben
einen beschleunigten Rückwärtsgang zu bewirken, was sehr wünschenswerth ist, wird
nach dem D. R. P. Nr. 43238 vom 17. September 1887 (Königin Marienhütte, Actiengesellschaft, Cainsdorf) ein Hebel oder ein
anderes Uebertragungsorgan eingeschaltet, welches den für den Rückwärtsgang
wirksamen Drehungskreis des Excentermittelpunktes bezieh. Kurbelzapfens
verkürzt.
Ein derart zwangläufig bewegtes Schwingsieb ist in Fig. 11 und 12 im
Querschnitte bezieh. in Oberansicht dargestellt, während Fig. 13 schematisch einen
Theil des Antriebsmechanismus zeigt.
Das Schwingsieb S ist in bekannter Weise mittels
Pendelstangen A unter einem Kreiselwipper W aufgehängt. Dasselbe steht aber nicht, wie
gewöhnlich, mit Excenterstangen in direkter Verbindung, vielmehr sind zwischen die
Stangen der auf Antriebswelle D sitzenden Excenter E und die an das Sieb eingreifenden Zugstangen B Winkelhebel C
eingeschaltet, deren kürzere Schenkel an B und deren
längere Schenkel an die Excenterstangenenden angreifen.
Die Winkelhebel C sind auf der drehbar gelagerten
Zwischenwelle D1
befestigt, und durch die Wirkung derselben ergibt sich die erwähnte Verkürzung des
beim Rückwärtsgange des Siebes wirksamen Drehungskreises. Natürlich könnten diese
Hebel auch durch andere gleichwirkende Uebertragungsorgane ersetzt werden.
Fig. 13 zeigt
schematisch den Uebertragungsmechanismus. Wenn der Excentermittelpunkt von der
oberen Todtpunktstellung a sich nach Pfeilrichtung
dreht, so gelangt derselbe erst bei b in die untere
Todtpunktstellung, also auf einem längeren Drehungskreise (Fig. 13) als beim
Rückgange von b nach a.
Der entsprechend beschleunigte Rückwärtsgang des Siebes S hat erfahrungsgemäſs eine erhöhte Leistungsfähigkeit desselben zur
Folge.
An Stelle des Excenters mit Hebel könnte auch ein anderes Kurbelgetriebe,
beispielsweise eine schwingende Kurbelschleife treten, welche einen beschleunigten
Rückgang herbeizuführen im Stande ist.
Bei der unter Nr. 41079 vom 26. Oktober 1886 der Maschinenbauanstalt „Humboldt“ in Kalk patentirten quadratisch
gelochten Sieb Vorrichtung sind die Randflächen der Lochung sämmtlich dadurch
beweglich gemacht, daſs neben den in gleicher Richtung sich drehenden Walzen die
Flacheisenstäbe dd (Fig. 14) in eine auf und
nieder gehende Bewegung versetzt werden.
Um die Leistungsfähigkeit der Trommelsiebe zu erhöhen und eine vollkommene Klassirung
zu erzielen, bringen Schüchtermann und Kremer in
Dortmund (vgl. D. R. P. Nr. 39510 vom 27. November 1886) im Inneren des
cylinderförmigen Siebes eine dem Durchmesser des Trommelsiebes entsprechende Anzahl
Stauwinkel aa an (Fig. 15). Durch diese
Stauwinkel aa wird das Siebgut auf eine bestimmte Höhe
gehoben und fällt dann über dieselben in dünner Schicht auf das darunter befindliche
freie Sieb. Die Drehung des Trommelsiebes erfolgt in der Richtung des Pfeiles.
In Fig. 16 ist
ein Aufbereitungssieb dargestellt, bei welchem die einzelnen Siebe unter einander
verstellbar sind, um nach Bedürfniſs und in Rücksicht auf das zu sichtende Material
in eine mehr oder weniger schräg geneigte Lage gebracht werden zu können.
A und B sind Siebkasten,
welche bei K scharnierend mit einander verbunden sind.
Die Böden dieser Kasten bilden leicht auswechselbare Siebgeflechte, von welchen das
obere weitmaschiger als das untere ist. Auſser durch das Scharnier K sind die Siebe vorn noch durch die Schienen G und D, von welchen die
erstere in die an letzterer angebrachten Oesen O
eingesteckt ist, derart verbunden, daſs die Siebe in einem mehr oder weniger spitzen
Winkel zu einander gestellt werden können. Hat man denselben die gewünschte Stellung
gegeben, so wird letztere durch Anziehen von Schrauben festgestellt. Das untere Sieb
B hängt also eigentlich an dem oberen Siebe A, während letzteres auf den zu seinen beiden Seiten
angebrachten Federn F und H in dem Gestelle S hängt. Das eine Ende der
Zugstange L steht mit einer von der Umdrehung des
Schwungrades B bezieh. des Zahnradgetriebes Z beeinfluſsten Kurbelwelle in Verbindung, während das
andere Ende desselben mit den Siebkasten in feste Verbindung gebracht ist, so daſs
bei Umdrehung des
Rades R die Siebe zu einer rüttelnden Bewegung
veranlaſst werden.
Unmittelbar neben der Schiene D ist an dem Siebe A noch eine zweite mit Löchern versehene Schiene C fest angebracht. Will man das Sieb A nun in eine mehr geneigte Stellung bringen, so löst
man die das Sieb mit der Feder F an dieser Stelle
verbindende Flügelschraube M und bringt das Sieb, je
nach der Stellung, die man demselben geben will, um ein oder mehrere Löcher der
Schiene C in die Höhe, worauf man durch Anschrauben der
Flügelschrauben M das Sieb mit der Feder F wieder fest verbindet. Um nun dem unteren Siebe B auch eine diesem entsprechende Stellung zu geben,
löst man die oben genannte Schraube, wodurch die gegenseitige feste Verbindung der
Schienen D und G gelockert
wird und sich die Schiene G in den Oesen O der Schiene D
verschieben läſst, indem sich hierbei das Sieb in dem Scharnier K dreht. Hat man dem Siebe B die geeignete Stellung gegeben, so wird durch Anziehen jener Schraube
die feste Verbindung der Siebe A und B an dieser Stelle wieder hergestellt (vgl. D. R. P.
Nr. 42343 vom 22. Juli 1887, Georg Pfisterer in
Heidelberg).
H. Diekmann in Dortmund hängt Tafelsiebe (Fig. 17),
welche durch Excenter angetrieben werden, an zwei Punkten b und c auf. Diese liegen in den Achsen
zweier Winkelhebel, deren aufrechte Arme durch die Stange de verbunden sind, während die liegenden Arme an Pendelstangen angreifen.
Das Sieb muſs also die rotirende Bewegung des Excentermittelpunktes in allen seinen
Theilen mitmachen (vgl. D. R. P. Nr. 44604 vom 3. September 1887).
R. Tröger's Sortirvorrichtung ist ein Schleuderapparat,
welcher darauf beruht, daſs die zu klassirenden, zu sortirenden und zu separirenden
trockenen Materialien in einem geschlossenen Raume in centrifugale Bewegung versetzt
werden und sich nach der Schwere der Körner in Kreisfächern ablagern. Der in Fig. 18 und
19
dargestellte Apparat zeigt folgende Einrichtung:
Ein kreisrunder Mantel b mit senkrechter Seitenwand,
wagerechtem Boden und ebener Decke schlieſst einen Raum allseitig ab. In diesem
geschlossenen Raume befindet sich der Schleuderapparat a und der Kehrapparat g. Ersterer erhält
seinen Antrieb durch den Boden, letzterer durch die Decke. Oberhalb des Mantels
befindet, sich der Aufgebekasten d. Aus diesem gelangt
die Beschickung mittels einer Röhre in den Trichter c,
aus diesem durch den conischen Aufsatz über der centralen Oeffnung der oberen
Scheibe des Schleuderrades in dieses, und durch die innerhalb des letzteren
befindlichen Rinnen in den geschlossenen Raum. Der Boden dieses Raumes enthält
Oeffnungen, an die sich Lutten i zum Abführen der
einzelnen Klassen aus den Kreisfächern f anschlieſsen.
Das Schleuderrad a selbst besteht aus zwei Scheiben.
Die obere Scheibe besitzt die bereits erwähnte centrale Oeffnung mit conischem Aufsatze nach
auſsen, nach innen von der Mitte nach der Peripherie auslaufende Rinnen e (vgl. Fig. 19); die untere
Scheibe ist voll und glatt, und sind beide unter einander und mit der durch den
Boden reichenden Antriebswelle fest verbunden.
Der Antrieb der stehenden Welle des wagerechten Schleuderrades geschieht unter dem
Boden und hält ein entsprechendes Gestell mit Lagern, Welle und Rad in
unverrückbarer Lage.
Das Gestell mit den Lagern wird durch einen conischen, bis an das Schleuderrad
reichenden Blechmantel gegen Staub geschützt, und bildet dieser Mantel gleichzeitig
die innere Wandung des ersten der auf dem Boden innerhalb des geschlossenen Raumes
angebrachten Kreisfächer f.
Die aus dem Schleuderrade in wagerechter Richtung geworfenen Materialien nehmen je
nach ihren Maſsen verschiedene Wurfweiten an, und nachdem die Schleuderung im Kreise
geschieht, legen sich die einzelnen Klassen und Sorten der bearbeiteten Materialien
in concentrischen Ringen entsprechend ihren Maſsen um das Schleuderrad an, so daſs
demnach die feinsten Mehle unmittelbar beim Schleuderrade, die gröbsten Körner am
äuſsersten Kreise abgelagert werden.
Die Klassirungs- und Sortirungskreise müssen je nach der Wurfweite und nach den zu
bearbeitenden Materialien durch Versuche oder Berechnung zunächst ermittelt werden,
und werden dann die Kreisfächer in solcher Anzahl mit abnehmender Höhe der Wandungen
nach den äuſseren Kreisen zu angebracht, als es die Verwendung der Korngröſsen oder
der Werth der zu erzeugenden Sorten wünschenswerth erscheinen läſst.
Zur automatischen Entfernung der in den Kreisfächern abgelagerten Klassen oder Sorten
durch die Oeffnungen im Boden und Lutten i dient ein
vierarmiger, rotirender Einkehr- oder Fortschaufelungsapparat g. An den Armen desselben sind so viele Besen h oder Schaufeln angebracht, als Fächer vorhanden
sind.
(Schluſs folgt.)