Titel: | Maschine zum Einfassen von Stoffkanten mittels Häkelstichs; von Jos. M. Merrow in Merrow. |
Autor: | H. Gl. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 21 |
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Maschine zum Einfassen von Stoffkanten mittels
Häkelstichs; von Jos. M. Merrow in Merrow.
Mit Abbildungen auf Tafel
1.
Maschine zum Einfassen von Stoffkanten mittels
Häkelstichs.
Das der durch das D. R. P. Kl. 52 Nr. 47822 vom 5. September 1888 geschützten
Maschine zu Grunde liegende Verfahren besteht darin, daſs der von einer Oehrnadel
durch den Stoff geführte Faden bei jedem Durchgange der Nadel durch den Stoff von
einer Zungennadel zweimal erfaſst und durch die auf dem Schafte derselben hängenden
Schleifen hindurchgezogen wird, und zwar abwechselnd oberhalb, in etwaiger Verbindung mit einem
Nebenfaden und unterhalb des Stoffes, wobei der Stoff entweder nach jedem Stich oder
nach einer beliebigen Anzahl von Stichen eine fortschreitende Bewegung ausführt.
Das Maschinengestell A von beliebiger Form, welches
zugleich die Stichplatte bilden kann, trägt in Lagern, die in den an der Unterseite
angeformten Wangen C angebracht sind, die
Haupttriebwelle D, welche durch eine auf einem Ende
derselben aufgesteckte Riemenscheibe E Drehung erhält.
Auf der Triebwelle befindet sich neben der Nuthenscheibe M und mit derselben verbunden ein Excenter I,
welches bei der Drehung der Welle die Triebstange J in
senkrechter Richtung bewegt. Diese Triebstange ist mit ihrem oberen Ende mittels
Drehzapfens mit dem Hebel G verkuppelt (Fig. 7 Taf. 1), der mit
seinem hinteren Ende an dem Gehäuse F drehbar ist und
mit seinem vorderen Ende die Nadelstange H erfaſst und
sie mit der Nadel h in auf und nieder gehende Bewegung
versetzt.
Von dem Maschinengehäuse wird eine senkrechte Stange o
getragen, welche oben befestigt und unten in einem Ausschnitte eines Trägers o1 gehalten wird, der
die Bewegung der die Stange o umschlieſsenden Hülse O begrenzt. Rechtwinkelig an letztere ist an deren
unterem Ende eine Hülse o2 angeformt, durch welche die Stange N der
Häkelnadel n hindurchgeführt ist (Fig. 9 Taf. 1). Am oberen
Ende der Hülse O sitzt ein Stellring o3 und unter diesem ist
auf der Hülse O ein loser Ring o4 verschiebbar, dessen oberes Ende einen
vorspringenden Rand hat. Zwischen diesem Ring o4 und der wagerechten Hülse o2 ist eine Spiralfeder o5 um die Hülse O gewunden, die den Ring o4 gegen den zwischen den Ringen o3 und o4 angeordneten mit
einer Gabel die Hülse O umfassenden Triebhebel G andrückt, wodurch der Ring o3 und die Hülse O niedergehalten werden. Wird nun der Hebel G
durch die Stange J gehoben, so gehen mit ihm die Nadel
h und die Hülsen O und
o2 nebst der
Führung für die Häkelnadel n empor, beim Niedergange
des Hebels J aber wieder herab. Der Klemmring o3 regelt den Hub der
Hülse O; wird derselbe weiter oben befestigt, so wird
die Hülse O durch den Hebel G weniger hoch gehoben werden und der Haken der Nadel n wird näher am Drückerfuſs sich bewegen; die tiefste
Stellung des Hakens, unter der Stichplatte, wird jedoch immer die gleiche sein; denn
das Auf treffen der Hülse O auf den Träger o1 verhindert ihr
weiteres Herabschwingen, während der Hebel G, indem er
die Feder o5
zusammendrückt, immer noch etwas weiter herabgehen kann.
Die Curventrommel M hat in einer ihrer Stirnflächen eine
Curvenbahn, in welcher ein Zapfen gleitet, der am wagerechten Arme des Kniehebels
P sitzt (Fig. 9 Taf. 1). Der
senkrechte Arm dieses Hebels trägt einen Zapfen p, der
in einem Schlitz n4 am
hinteren Ende der Häkelnadelstange N gleitet. Das eine
Ende der diesen Schlitz
n4 enthaltenden
Platte greift in einen Schlitz in der Führung n2, welche an dem hinteren Ende der wagerechten Hülse
o2 befestigt ist.
Die Curvenbahn in der Trommel M ist so gestaltet, daſs
bei Drehung der letzteren der Kniehebel P auf seinem
Drehpunkte (Fig.
9 Taf. 1) schwingt und dadurch die Häkelnadelstange N in der wagerechten Hülse o2 hin und her schiebt; die Drehung der
Stange N wird durch die Führung der Platte n4 in dem Schlitze n2 verhindert. Auf dem
Umfange der Trommel M ist eine Curvennuth m2 eingeschnitten, in
welcher ein Zapfen m3
gleitet, der aus dem hinteren Ende q eines kurzen
Hebels Q vorsteht, welcher seinen Drehpunkt ungefähr in
der Mitte auf einem Zapfen m4 hat; letzterer ist unter der Stichplatte A
an einem verstellbaren Schieber m5 (Fig. 9 Taf. 1) befestigt.
Das vordere Ende q1 des
Hebels Q ist gegabelt und diese Gabel q2 umfaſst einen Zapfen
o6, welcher aus dem
vorderen Theile des wagerechten Theiles o2 der Hülse O
herabreicht. Bei der Drehung der Trommel M wird der
Hebel in eine um seinen Drehpunkt m4 schwingende Bewegung versetzt und bringt hierdurch
die Hülse o2 mit der
Stange N und Häkelnadel n
in Schwingung. An der Nadel n ist unter dem Haken eine
Zunge n1 drehbar
befestigt.
Der Drückerfuſs L ist an der durch eine Feder nach
abwärts gepreſsten Drückerstange K stellbar befestigt
und mit einem Ausschnitte versehen, welcher vom Nadelloche nach der zunächst
liegenden Kante führt.
Die Curvenscheibe T auf der Triebwelle D hat eine Curvennuth, in der der Zapfen s des Hebels S2 gleitet, der auf dem Zapfen p1 seinen Drehpunkt hat
und mit dem hinteren Ende der Stoffschieberstange S
gelenkig verbunden ist; das vordere Ende der Stange S
gleitet in einem Ausschnitte b2 (Fig. 11 Taf. 1) des
Ansatzes b3 an der
Stichplatte A und wird in demselben durch einen Hebel
S1 gehalten, der in
dem Ausschnitte auf einem Zapfen drehbar ist. An einer Seite des Zahnrades U sind zwei Scheiben u1
u2 befestigt, deren
eine einen Daumen oder Hebling u trägt, welcher bei der
durch das Getriebe d bewirkten Drehung des Rades U gegen eine Nase s1 des Hebels S1 schlägt, diesen in den Ausschnitt b2 hebt und ihn gegen
das Ende des Stoffschieberhebels S wirken läſst,
welcher nebst dem Stoffschieber R gehoben wird und
durch einen Schlitz der Schieberplatte b hinaufreicht.
Sobald der Daumen u an der Nase s1 des Hebels S1 vorbei ist, kann letzterer in seine
normale Stellung zurückkehren und die Stange S fällt
ebenfalls durch eigenes Gewicht oder unter dem Drucke einer im Ausschnitte b2 angeordneten Feder
b1 herab. Das
Getriebe d sitzt auf der Triebwelle D, und da die Curvenscheibe T auf derselben Welle sitzt, so wird die Stoffschieberstange bei jeder
Umdrehung derselben einen Vorschub und Rückzug erhalten; da indessen das Zahnrad U einen mehrfach gröſseren Durchmesser hat als sein
Getriebe d, so kommt der Daumen u mit der Nase s1 des Hebels S1 nur nach
mehrmaliger Umdrehung der Welle D zur Wirkung. Die
Platten u1 und u2 sind abnehmbar und
können durch andere mit mehreren Daumen v ersetzt
werden (Fig.
10 Taf. 1). Auch kann, wie aus derselben Figur ersichtlich, der Hebel S1 dadurch ganz in
Wegfall kommen, daſs die Daumen v direkt gegen einen
Vorsprung s3 an der
Unterseite der Stoffschieberstange S3 anschlagen. Dieser Vorsprung s3 ist zweckmäſsig,
aber auch entbehrlich.
Es ist aus Vorstehendem ersichtlich, daſs die Maschine Vorrichtungen enthält, um der
Häkelnadel n eine hin und her gehende Bewegung über dem
Stoffrande, um denselben herum und unter dem Finger b
und dem Drückerfuſse zu geben, um ferner die Nadel h
senkrecht auf und nieder schwingen zu lassen und endlich, um den Stoff für jeden
Stich um eine bestimmte Länge, oder aber um dieselbe Länge für eine Anzahl
zusammengehöriger Stiche und Schlingenbildungen vorzuschieben.
Um das in Fig.
18 Taf. 1 gezeigte Muster zu häkein, werden die Daumenplatten u1
u2 (Fig. 11) durch die
Platten v1
v2 (Fig. 10 Taf. 1) ersetzt,
wobei der Stoff bei jeder Umdrehung der Welle D um eine
bestimmte Länge vorgeschoben wird. Die Länge des Stiches ist abhängig von der Form
der Daumen v.
Der mit Häkelstich einzufassende Stoff wird mit der entsprechenden Kante an der
äuſseren Kante der Platte b entlang gelegt und durch
den Drückerfuſs L darauf festgehalten. Da der erste
Stich nothwendigerweise unvollständig bleibt, so soll zum besseren Verständniſs
angenommen werden, daſs die Stichbildung schon eine kurze Strecke stattgefunden habe
und daſs die Arbeit der Häkelnadel n, mit drei
Fadenschlingen, in der durch Fig. 12 Taf. 1 gezeigten
Lage angehalten worden sei. Wird nun die Maschine weitergedreht, so wird die
Häkelnadel n vorgeschoben, um die Fäden w und w1 zu greifen, die durch die Führung a, Nadel h und Schulter
l des Stoffdrückers in ihrer Lage gehalten werden;
die Schulter l dient als Hemmung für die Fäden. Wenn
der Haken n aus der in Fig. 12 gezeigten
Stellung vorgerückt ist, werden die auf dem Haken gehaltenen Schlingen durch den
Rand l1 des
Stoffdrückerfuſses zurückgehalten und die Zunge n1 der Häkelnadel schiebt sich durch diese Schlingen
hindurch (Fig.
13 Taf. 1). In dieser Figur ist gezeigt, wie der Haken die beiden Fäden
erfaſst hat und schon etwas zurückgezogen ist. Bei dem ferneren Rückzuge des Hakens
werden die Fäden w und w1 in Form zweier Schlingen durch die drei
auf der Häkelnadel n befindlichen Schlingen
hindurchgezogen, wobei die Zunge n1 durch diese Schlingen geschlossen wird; diese drei
Schlingen streifen sich nun von der Nadel n ab und
diese trägt nun die beiden neuen Schlingen, wie aus Fig. 14 Taf. 1
ersichtlich. Bei Rückgang der Nadel n aus der Stellung
Fig. 13
geht sie nach unten herab und gleichzeitig geht auch die Nadel h abwärts. Aus der in
Fig. 14
gezeigten Lage führt die Nadel h den Faden w durch den Stoff hindurch herab, während die
Häkelnadel auch herabschwingt und sich der Nadel h
nähert, den Faden w faſst und ihn in Form einer
Schlinge zusammen mit den anderen auf der Häkelnadel befindlichen Schlingen
zurückzieht, nach auſsen und oben, d.h. aus der in Fig. 15 Taf. 1 gezeigten
Lage, um die Drückerfuſskante herum in die durch Fig. 12 gezeigte, bereits
erwähnte Lage führt, wo die Häkelnadel drei Schlingen trägt, deren zwei vom
Hauptfaden w und vom Nebenfaden w1 über dem Stoffe, die dritte aber durch
den Hauptfaden w unter dem Stoffe gebildet worden sind.
Zu geeigneter Zeit, während der Bildung einer Stichgruppe, wird der Stoff W durch den Stoffschieber um eine geeignete Länge
vorgeschoben. Der beschriebene Vorgang erzeugt den in Fig. 18 dargestellten
Häkelstich. Wenn der Nebenfaden w1 fortgelassen wird, so wird die Kette von Schlingen
an der Stoff kante nur durch den Hauptfaden w gebildet,
wie in Fig.
17 Taf. 1 gezeigt. Werden nun die Daumenplatten v1
v2 am Rande U durch die Scheiben u1
u2 (Fig. 11) mit nur einem
Daumen u ersetzt, so daſs der Stoff während einer
Anzahl Umdrehungen der Welle D nur einmal vorgeschoben
wird, so wird eine Gruppe von Schlingen, von einem Stichloche der Nadel h ausgehend, entstehen, wie durch Fig. 19 und 20
verdeutlicht. Erstere Figur zeigt das entstehende Häkelmuster mit nur einem Faden,
letztere das Muster mit zwei Fäden.
Bei diesen strahlen- oder fächerförmigen Häkelstichmustern ist es zweckmäſsig, die
Stoffkante so unter den Drückerfuſs zu legen, daſs die Nadel h nahe am Rande einsticht.
Die Länge der Schlingen wird durch die Breite des Fingers b bestimmt, um welchen sie geformt werden und von dem sie beim Vorrücken
des Stoffes abgestreift werden.
Der Stoffdrückerfuſs L ist an der Seite offen, damit der
Nadelfaden, wenn vom Haken n herabgezogen, sich auf den
Stoff auflegen kann (Fig. 14).
Die Zahl der Stich- oder Häkelmuster kann noch mannigfach verändert werden, indem man
die Daumenscheiben am Rade U und das
Uebersetzungsverhältniſs zwischen dem Getriebe d und
dem Rade U ändert.
H. Gl.