Titel: | Ueber die Berliner Ausstellung zur Verhütung der Infection in Brauereien; von Prof. Alois Schwarz in M.-Ostrau. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 66 |
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Ueber die Berliner Ausstellung zur Verhütung der
Infection in Brauereien; von Prof. Alois Schwarz in M.-Ostrau.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 5.
Berliner Ausstellung zur Verhütung der Infection in
Brauereien.
Aus Anlaſs der am 16. Juni 1889 abgehaltenen Generalversammlung des Vereins Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin war
von diesem Vereine eine Ausstellung veranstaltet worden mit der ausschlieſslichen
Bestimmung, Apparate vorzuführen, welche construirt wurden, um die Infection in
Brauereien zu verhindern oder einzuschränken. Bei der hohen Bedeutung, welche die
Auswahl, Reinzucht und Fortpflanzung einer bestimmten, passenden Heferasse nach Dr.
Hansen's Methoden für das neuere Braugewerbe
erlangt hat, kommt solchen Apparaten eine erhöhte Bedeutung zu. Die nachfolgende
Besprechung der wichtigsten derselben soll gleichzeitig ein Bild des gegenwärtigen
Standes dieses Zweiges der Brautechnik liefern.
Unter den einschlägigen Apparaten sind diejenigen von Bedeutung, welche das bisher
allgemein übliche Kühlschiff ersetzen sollen. Letzteres muſs als die erste und
nachhaltigste Quelle der Infection in der Brauerei bezeichnet werden, weil die
durch das Kochen sterilisirte Würze daselbst unter Luftzutritt abkühlt und hier
zahlreiche Keime der verschiedenartigsten Organismen aufnimmt, welche sich im
weiteren Verlaufe des Brauprozesses entwickeln und ihre schädlichen Wirkungen
ausüben können. – Von Apparaten zum Ersatze des Kühlschiffes waren drei verschiedene
ausgestellt.
Die Maschinenfabrik Germania vorm. J. S. Schwalbe und Sohn zu Chemnitz hatte eine
vollständige Anlage zum Kochen, Sterilisiren und Kühlen von Bierwürze nach System
Hoffmann und Ebert, wie dieselbe seit mehr als
einem Jahre in der Exportbrauerei Scheibe in Betrieb
steht, vorgeführt.
Die in Fig. 1
Taf. 5 abgebildete Anlage hat den Zweck, die fertig gekochte Bierwürze unter
Ausschluſs atmosphärischer Luft von den Trubtheilen zu filtriren und dieselbe dann
während des ganzen Kühlprozesses, also vom kochenden Braukessel bis in die
Gährbottiche, vollständig vor wilden Hefen, Bakterien und sonstigen Keimen zu
bewahren, um sie in reinem Zustande der Gährung übergeben zu können.
Bei dem bis jetzt üblichen Koch- und Kühlverfahren geschieht die Verarbeitung des
Bieres unter Zutritt von atmosphärischer Luft; somit können die in der Luft niemals
fehlenden Keimsporen die Bierwürze inficiren und auf dieselbe nachtheilig einwirken,
was die vielen Veränderungen derselben, sowie die verschiedenen abnormen
Gährungserscheinungen, welche trotz Verwendung einer gesunden Hefe vorkommen,
beweisen.
Man war daher bestrebt, die Bierwürze so schnell als möglich nach dem Fertigkochen
abzukühlen, um dieselbe recht bald den Einflüssen der Atmosphäre zu entziehen; auch
machte man schon Versuche, die Bierwürze während des Abkühlens nur mit sterilisirter
Luft in Berührung zu bringen, allein ohne durchschlagenden Erfolg. Durch obige
Anlage jedoch werden die geschilderten Gefahren beseitigt.
Die Einrichtung der Apparate ist folgende: Die fertig gekochte Würze wird mit dem
Hopfen in den luftdicht verschlieſsbaren Sterilisirapparat G geleitet oder auch in demselben fertig gekocht; sterilisirte Luft wird
eingeblasen und die Ausdünstungen durch den Dunstschlot regulirt. Durch die auf dem
Seihboden abgesetzte Hopfenschicht wird die Würze heiſs filtrirt, durch eine
geeignete Heber-Abläuterungsvorrichtung aus dem Apparate gezogen und sofort über den
durch F luftdicht ummantelten Kühlapparat gelassen. Die
Würze kommt nur mit sterilisirter Luft in Berührung, verläſst den Apparat G trubfrei, möglichst heiſs und sonach auch keimfrei,
läuft, mit genau regulirbarer Menge sterilisirter Luft in Berührung gebracht, über
den Kühlapparat, bleibt mithin auch während des ganzen Kühlprozesses keimfrei, ohne
Mangel an der zur Gährung erforderlichen Luft zu leiden. Die Würze bleibt während
des Abkühlens klar und durchsichtig, was in Brauereien bisher äuſserst selten, mit Kühlanlagen
ähnlicher Arbeitsweise aber noch nicht erreicht wurde.
Weil nun die Bierwürze während des ganzen Vorganges immer mit derselben Menge reiner
Luft von gleicher Beschaffenheit und gleicher Temperatur in Berührung kommt, so
muſs, bei sonst geordnetem Brauvorgange, ein sehr gleichmäſsiges Bier erzielt
werden, zumal man auch den Vergährungsgrad durch vermehrte bezieh. verminderte
Luftzuführung in der Gewalt hat. Der Apparat G, wie die
Ummantelung F des Kühlers, also auch der letztere
selbst, werden vor dem Gebrauche durch Einlassen von bis auf 120° erwärmtem Dampf
sterilisirt. Die Hilſsapparate A, B, C, D und E, die zur Herstellung und Zufuhr keimfreier Luft
dienen, sind möglichst vereinfacht, leicht übersichtlich und mit Einrichtungen zum
Messen der Temperaturen und des Druckes versehen. Die Kühlschiffe und die Trubsäcke
und die für sie erforderlichen groſsen Räume werden durch diese Anlage erspart. Die
Kühlapparate mit Ummantelungen können ohne Bedenken an jedem Orte aufgestellt werden
und ist der Kühlprozeſs von Witterungsverhältnissen unabhängig. Diese Anlage
arbeitet bereits in mehreren Brauereien mit vorzüglichem Erfolge, und wurden mit
derselben in allen Fällen vollständig gleichmäſsige Gährungen und ein tadelloses,
haltbares Product erzielt.
Die Maschinenfabrik F. Ergang in Magdeburg hatte
gleichfalls einen Berieselungs-Kühlbottich zum Kühlen, Lüften und Klären von
Bierwürze unter Einwirkung keimfreier Luft nach Angaben des Brauereidirektors Rosing in Hadmersleben ausgestellt. Der Apparat soll
zugleich Ersatz für die zur weiteren Temperaturerniedrigung benutzten
Berieselungs-Kühlapparate sein.
Die Kühlung der Würze geschieht in einem mit kupfernem Wellblechmantel versehenen
Bottich (Fig.
2), dessen gewellte Auſsenfläche mit Brunnen- oder Eiswasser berieselt
wird. Zur Lüftung wird keimfreie Luft in feiner Vertheilung am Boden des Bottichs
durch die Würze hindurch geblasen und dadurch gleichzeitig eine die Kühlung
beschleunigende Bewegung hervorgebracht. Zur Klärung wird die Würze nach vollendeter
Kühlung einige Zeit in Ruhe belassen.
Zum Abschluſs gegen die unreine Auſsenluft ist der Bottich mit einem durch
Wasserverschluſs abgedichteten Deckel versehen. Dieser Wasserschluſskranz ist zur
Vertheilung der Kühlflüssigkeit benutzt, indem das Kühlwasser durch ein innerhalb
des Deckelkranzes unter dem Bottichrande gelegenes Sprengrohr eingeführt wird und
durch Oeffnungen am Rande des Verschluſskranzes in gleichmäſsiger Vertheilung am
Mantel herniederrieselt. Diese Anordnung hält den Wasserverschluſs des Deckels stets
gefüllt und rein, da sowohl das an der Innenseite des Deckels abflieſsende
Condenswasser, als auch etwa übertretender Schaum durch das Berieselungswasser
hinweggespült werden. Das abflieſsende Kühlwasser sammelt sich in einem am
Bottichboden befindlichen Fangkranz, aus dem dasselbe durch ein Rohr abgeführt
wird.
Die Füllung des Bottichs geschieht bei gehobenem Deckel mittels eines Schwenkrohres
über den Rand hinweg. Die beim Auflegen des Deckels eingeschlossene unreine Luft
wird durch die der Würze zunächst noch innewohnende Wärme sterilisirt. Will man auch
diese Berührung der Würze mit unreiner Luft vermeiden, so kann man den Bottich auch
bei geschlossenem Deckel durch eine verschlieſsbare Oeffnung in demselben füllen,
nachdem das ganze Innere ausgedämpft und mit sterilisirter Luft ausgeblasen ist. Zum
Ablassen der gekühlten Würze dient ein Pendelrohr mit Schwimmer und Seihsieb, damit
die abgeklärten obersten Schichten stets zuerst zum Auslaſs kommen und ein
Mitreiſsen von Geläger verhindert wird. Auſser diesem Auslaſs befinden sich am
Bottichboden noch ein Ablaſshahn für trübe Würze und ein solcher für Spülwasser.
Zum Einblasen von Luft dienen vier oder mehr mit Zerstreuungskapseln versehene Düsen
am Boden des Bottichs, welche auſsen mit Regulirventilen versehen sind. Um ein
Zurücktreten der Würze in die Luftleitung zu verhindern, ist das Luftzuführungsrohr
nahe dem Bottichrande angelegt, und führen von dort aus abfallende Leitungen zu den
vorerwähnten Düsen. Ein verschlieſsbarer Abzweig der Luftleitung ist durch einen
Gummischlauch mit einer am Bottichdeckel befindlichen Oeffnung zu verbinden, um beim
Absetzen, sowie beim Auslassen der Würze sterilisirte Luft in den Bottichraum
einführen und so beständig einen geringen Ueberdruck reiner Luft über der Würze
erhalten zu können. Die Abführung von Luft und Wasserdampf geschieht durch eine
Oeffnung an der Spitze des Deckels, an welcher ein nach unten geführtes, mit
Wasserverschluſs versehenes Rohr angeschlossen ist.
Die Aufstellung des Bottichs geschieht entweder ganz freistehend, oder auch in
Verbindung mit den Wänden des Kühlraumes, so daſs alle Theile innen und auſsen
behufs Reinigung sowohl von der Sohle des Aufstellungsortes, als auch von dem in
Brüstungshöhe um den Bottich angelegten Podest aus zugänglich sind.
Die zur Verwendung kommende Luft wird durch eine Kolbenpumpe von einem möglichst
staub- und rauchfreien Orte zunächst durch einen Flanellsack (Vorfilter) gesaugt und
in einen gröſseren Luftkessel gedrückt, aus dem dieselbe durch ein Wattfilter und
einen Schlangenkühlapparat zum Kühlbottich gelangt. Das Wattfilter ist, um ein
Durchwachsen der abgefilterten Keime zu verhüten, mit Ausdämpf- und
Trockenvorrichtung versehen.
Als Aufstellungsort für den Kühlbottich ist ein gut zu lüftender, kühl zu haltender
Raum vorzusehen. Zu Anfang der Berieselung, so lange das Kühlwasser mit Temperaturen
über 30 bis 40° abläuft, ist es zweckmäſsig, den Kühlraum gut zu ventiliren, damit
man nach Möglichkeit durch theilweise Verdunstung des Rieselwassers die Abkühlung erhöhen kann. Wird
mit Eiswasser gekühlt, so ist es nöthig, den Raum zum Schütze gegen Wärmeaufnahme
von auſsen abzuschlieſsen.
Die Berieselung mit Brunnenwasser, dessen Temperatur wohl im Mittel zu 10° anzunehmen
ist, erfolgt zweckmäſsig, bis die Würze eine Temperaturerniedrigung auf etwa 20°
erfahren hat, und beträgt die hierzu erforderliche Menge für 1hl Würze annähernd 2hl Wasser.
Das in der ersten Periode der Kühlung mit einer Temperatur von 40 bis 80° und mehr
abflieſsende Wasser eignet sich zum Auffangen behufs späterer Verwendung in der
Spülhalle. Da, wo Wassermangel vorhanden ist, läſst sich das ganze
Berieselungswasser für untergeordnete Zwecke verwenden.
Die weitere Kühlung mit Eiswasser, welches einem Eiswasserkasten oder, wo angängig,
einem Süſswasserkühler der maschinellen Kälteanlage zu entnehmen ist, ist so zu
reguliren, daſs das abflieſsende Wasser eine Temperaturdifferenz von 2 bis 3° gegen
die im Bottich enthaltene Würze hat. Die zu erzielende Wirkung hängt hierbei, wie
bei den sonst gebräuchlichen Kühlapparaten, wesentlich von der Anordnung der
Einrichtung ab.
Der Apparat ist leicht zu reinigen und bezüglich seiner Reinlichkeit zu controliren,
und das geringe Luftquantum, mit dem man zu arbeiten hat, läſst sich durch das
vorbeschriebene Filter völlig keimfrei machen.
Die auf einem Kühlschiffe sich abspielenden Vorgänge werden in dem Apparate
vollkommen nachgeahmt. Die Klärung der Würze geht erfahrungsgemäſs trotz der etwas
hohen Würzeschicht im Bottich ziemlich schnell von statten, so daſs durch das
vorerwähnte Schwimmrohr nach etwa einstündigem Absetzen eine vollkommen klare Würze
abläuft. Die Kühlung der Würze bis auf Gährkellertemperatur dauert ungefähr 4
Stunden, wovon die eine Hälfte auf die Berieselung mit Brunnenwasser, die andere auf
die mit Eiswasser zu rechnen ist.
Die Apparate werden in Gröſsen bis zu 90hl Inhalt
gebaut. Bei gröſserem Ausschlagsquantum empfiehlt es sich, zwei Apparate anzuwenden,
damit das Verhältniſs zwischen Inhalt und Kühlfläche des Apparates kein zu groſses
wird.
Als dritten ähnlichen Apparat zum Ersatze des Kühlschiffes hatte die
Actiengesellschaft F. Eckert in Berlin einen wagerechten Kühlapparat mit schwingenden Kühlkörpern
ausgestellt (Fig. 3 umstehend). Er ist mit einer
Haube und einem Ventilator versehen, hat Wannenform und wirkt durch eine innerhalb
auf wagerechter Achse schwingende Kühlvorrichtung. Die als Gegengewicht dienenden
Hohlkörper vermitteln durch Gummischläuche den Zu- und Abfluſs des Kühlwassers;
dasselbe läuft durch die einzelnen Röhren in senkrecht zur Welle gerichtete
Kühltaschen und diese erhalten ihre schwingende Bewegung am äuſseren Ende der Welle durch einen Arm,
welcher mittels einer einfachen und im Ausschlagwinkel stellbaren mechanischen
Vorrichtung seine Bewegung erhält. Der schwingende Arm ist mit der Welle nur durch
einen Schraubenbolzen verbunden; nach dessen Entfernung und nachdem die
Gummischläuche abgenommen sind, kann die ganze Kühlvorrichtung aus dem Bottich
herausgedreht und ebenso wie der Bottich selbst leicht gereinigt werden. Die
Kühlkörper können, da sie nur durch je zwei Schrauben zusammengehalten sind, sehr
leicht aus einander genommen und zusammengesetzt werden, um sie im Inneren von
Schlamm u. dgl. zu reinigen, wodurch die gute Wirksamkeit stets erhalten bleibt.
Textabbildung Bd. 274, S. 70
Der Apparat hat auſser dieser Wasserkühlung auch Luftkühlung, welche durch einen
unterhalb des Bottichs befindlichen Ventilator erzeugt wird. Ueber dem Apparate ist
eine Haube angebracht, unter welcher das Luftrohr des Ventilators einmündet;
gleichzeitig kann ein feiner Wasserstrahl eingeführt und zerstäubt werden, um der
Luft die wünschenswerthe Feuchtigkeit zu verleihen. Eine Klappe macht die Haube von
oben zugänglich und ein Dunstrohr dient zur Abführung der sich entwickelnden Dämpfe.
Zwecks Ablassens der oberen wässerigen Schichten der Flüssigkeit ist ein drehbares
Rohr, welches sich an der Seitenwand befindet, vorgesehen. Der übrige Inhalt wird
nach vollendeter Kühlung durch ein Bogenstück an dem unteren Theile des Bottichs, an
welchem sich ein Dreiwegehahn befindet, abgelassen. Zum Betriebe während der
Ausstellung diente ein vierpferdiger Bénier'scher
Heiſsluftmotor.
Eine weitere Vorrichtung zum Ersatze des Kühlschiffes war eine von der Firma Burmeister und Wains in Kopenhagen ausgestellte Centrifuge zur Kühlung und Filtration der Bierwürze,
welche in Fig.
4 im Durchschnitt dargestellt ist. Dieselbe hat die gewöhnliche Anordnung
einer Centrifuge, ist jedoch luftdicht geschlossen und steht mit der Auſsenluft
bloſs durch das Luftfilter A in Verbindung. Der Einlauf
der heiſsen Würze erfolgt durch das Rohr C in den
Centrifugenkörper G, in welchem die in der Würze
suspendirten Stoffe ausgeschleudert und an der Peripherie des Cylinders D abgesondert werden. Die Centrifuge macht eine
bestimmte Anzahl von Umdrehungen in der Minute; ist diese Tourenzahl erreicht, so ertönt ein Läutewerk und
es wird der Antriebsriemen durch den Regulator selbsthätig abgeworfen. Die
Centrifuge schlieſst mit dem Rohre B an einem
Filtrationsbottich (Hopfenseiher) an und mit dem Rohre C an einem Mitrailleusenkühler. Ersterer dient dazu, den Hopfen
zurückzuhalten; letzterer dient zur Kühlung der geklärten Würze, nachdem dieselbe
die Centrifuge verlassen hat. Die Lüftung der Würze erfolgt in der Centrifuge selbst
in der Weise, daſs Luft durch das Luftfilter eingesaugt wird, welche sich der Würze
mittheilt und diese mit dem etwa nöthigen Sauerstoffe versorgt.
Der Apparat bedeutet ebenfalls einen wichtigen Fortschritt, da er im Stande ist, ohne
Anwendung des Kühlschiffs eine klare, vollkommen sterile und genügend gelüftete
Würze zu liefern. Er zeichnet sich hauptsächlich dadurch aus, daſs er leicht mittels
heiſsen Wassers oder Dampfes zu reinigen und zu sterilisiren ist und keinerlei
Pumpen für die Zuleitung der Würze und der Luft erfordert. Mit diesem Apparate
werden gegenwärtig in mehreren Brauereien Versuche angestellt, welche
voraussichtlich günstige Ergebnisse liefern werden.
Von Bedeutung sind auch diejenigen Vorrichtungen, welche
den vorstehend beschriebenen Apparaten die erforderliche keimfreie Luft zu liefern
haben und welche überhaupt reine Luft in gröſseren Mengen denjenigen Räumen des
Brauereibetriebes, in welchen das Bier der Infection durch fremde Organismen
ausgesetzt ist, zuführen. Solche Luftfilter waren in
drei verschiedenen Systemen ausgestellt. Hervorragende Beachtung fand ein nach dem
Patente des Dr. K. Möller (Firma K. und Th. Möller in Brackwede, Westfalen) ausgeführtes
Luftfilter, welches, auf wissenschaftlicher Grundlage ruhend, die angedeutete
Aufgabe in vollendeter Weise gelöst hat. Dieses Luftfilter, welches 300cbm Luft in der Stunde liefert, hat nachstehende
Einrichtung (Fig.
5 und 6):
Das keimdichte Luftfilter besteht aus einem Vorfilter V,
welches den gewöhnlichen Staub, den Ruſs, etwa der Luft beigemischte Dunstbläschen
und den gröſsten Theil der Bakterien und Hefenpilze zurückhalten soll, und dem
Hauptfilter K, welches sämmtliche nicht vor dem
Vorfilter zurückgehaltenen Mikroben und deren Sporen aufzunehmen bestimmt ist, so
daſs die Luft dieses Filter völlig keimfrei verläſst. Jedes dieser Filter ist in
einem luftdichten eisernen Kasten eingeschlossen, welche sich von einander leicht
lösen lassen, ohne daſs die unfiltrirte Luft in den keimfreien Raum über dem
Hauptfilter eindringen kann. Wird das Hauptfilter vor dem Feucht werden geschützt,
so kann es angeblich ohne Reinigung Jahre lang benutzt werden, während das
Vorfiltertuch e vergleichsweise schnell verschmutzt und
alle 3 bis 6 Monate durch Ausklopfen gereinigt werden muſs. Jedes der beiden Filter
ist aus kräftigen Geweben von Baumwolle hergestellt, die in Taschenform genäht sind
und dadurch in kleinem Raume groſse Filterfläche bieten. Das Vorfilter hat ein
Filtertuch aus 1 bis 2 Lagen, das Hauptfiltertuch besteht aus 10 Lagen;
dementsprechend muſs die Filterfläche des letzteren erheblich gröſser sein als die
des ersteren. Jedes der Taschenfilter wird in (einen oder mehrere) Winkeleisenrahmen
b eingespannt, der luftdicht in seinem Blechkasten
eingenietet ist; dieser Rahmen trägt eine Anzahl Stiftschrauben, auf welche die
Kragen des Filtertuchs geschoben werden; die Kragen der verschiedenen Lagen des
Tuchs werden dabei auf einander gelegt und mittels eines Flacheisenrahmens g durch die auf den Stiftschrauben befindlichen Muttern
zusammengedrückt und abgedichtet. Um das Zusammenklappen der Taschen durch den Druck
der zu filternden Luft zu verhüten, werden in dieselben starke Rohrgestelle f eingeschoben, welche mittels zweier darüber
fortlaufender Winkeleisen h durch vier kräftige
Schrauben in die Taschen gepreſst werden. Jede Tasche ist an fünf Seiten geschlossen
und an der sechsten Seite offen, wo die filtrirte Luft austritt, deren Richtung
durch Pfeile angedeutet ist.
Behufs Sterilisirung, d.h. zur Tödtung der in dem Filterstoffe und in dem
Reinluftraume enthaltenen Mikroben, läſst man bei s
Dampf einströmen, der die Filtertücher durchdringt und durch die Reinluftröhre
abströmt, diese gleichzeitig sterilisirend; währenddeſs schlieſst man die
Lufteintrittsöffnung durch einen Blindflansch ab, um den Austritt des Dampfes dort
zu hindern. Nach dem Sterilisiren das Filtertuch trocknen zu können, ist zwischen
Hauptfilter und Vorfilter eine mit gespanntem Dampfe zu füllende Heizschlange h angebracht, aus der das gebildete Condenswasser
ebenso wie aus dem Filter durch einen Condenswasserapparat abgeleitet wird. Während
des Trocknens wird ein kräftiger Luftstrom mittels eines Ventilators durchgelassen,
welch letzterer auch während des demnächstigen Betriebes des Luftfilters die
erforderliche Druckluft liefert. Um das Eindringen von Mikroben während des
Stillstandes des Ventilators zu hindern, befindet sich in der mit dem Filterkasten
luftdicht verbundenen Reinluftleitung ein Wasserverschluſs. Bei fachgemäſser
Behandlung kann völlige Keimfreiheit der filtrirten Luft erzielt werden.
Um sich fortlaufend derselben zu vergewissern, befindet sich an dem Reinluftraume des
Filterkastens ein Luftprüfer L, bestehend aus einem
Lufthahn mit Schutzhaube, welche letztere das Hineinfallen von Keimen aus der Luft
während der Probenahme verhütet. Die Proben werden in der Weise aufgestellt, daſs
man die zu untersuchende Luft in einen mit Nährgelatine ausgekleideten sterilisirten
Kolben strömen läſst. Enthält die Luft Keime, so bilden sich auf der Nährgelatine
längstens in 8 bis 10 Tagen (!) Kolonien der fraglichen Mikroben; bleibt die
Gelatine unverändert, so war die Luft keimfrei.
Das erste nach Angabe der Fabrikanten völlig keimdichte Filter wurde an Macheleidt und Comp. in Scheibe i. Th. im August 1887
geliefert und ist ununterbrochen in Betrieb gewesen; es liefert die Luft für die Ummantelung des Kühlers
und den Gährkeller (bezieh. den Kaum für Hefereinzucht). Kürzlich ist eine complete
Filteranlage für die Herren H. J. ten
Doornkaat-Koolmann, Bayrisch-Bierbrauerei, Westgaste bei Norden
(Ostfriesland), und zwei einfache Keimfilter für die Maschinenfabrik Germania in Chemnitz (für das Böhmische Brauhaus Berlin) geliefert worden. In allen diesen
Fällen haben sich diese Filter vortrefflich bewährt und der von ihnen zu lösenden
Aufgabe bestens entsprochen, so daſs diese Apparate vollkommen geeignet erscheinen,
in Verbindung mit den früher beschriebenen Kühl- und Klärvorrichtungen die Infection
in der Brauerei in wirksamster Weise zu verhüten.
Eine von Richard Papperitz in Berlin ausgestellte
Luftfiltriranlage war folgende:
Ein länglicher viereckiger Kasten trägt in einiger Entfernung über dem Boden einen
zweiten Boden, welcher nicht über die ganze Länge reicht, und über diesem zweiten
Boden eine gerade Zahl senkrecht eingeschobener Zwischenwände, welche abwechselnd
oben und unten eine Oeffnung über die ganze Kastenbreite lassen.
Oben ist der Kasten durch einen Deckel geschlossen, welcher nur zwischen der letzten
Zwischenwand und der Riemenwand des Kastens eine Oeffnung nach oben trägt. Zwischen
den eingeschobenen senkrechten Wänden sind liegende Rohre in die Seitenwände des
Kastens eingedichtet, welche durch auſserhalb des Kastens liegende Doppelbogen unter
einander zu mehreren Schlangen verbunden sind. Der übrige senkrecht auf- und
abgewundene Raum zwischen den Scheidewänden ist mit losen, sehr luftdurchlässigen,
scharfkantigen, feinen Metalldrehspänen angefüllt. Am geschlossenen Ende des Raumes
zwischen den Böden ist die Eintrittsöffnung für die zu reinigende Luft angebracht.
Zu beiden Seiten des Lufteinganges sind in demselben Raume einander gegenüber
mehrere Streudüsen angebracht, durch welche hoch gespanntes Wasser während des
Lufteinganges zu feinstem Nebel zerstäubt wird. Durch die wagerechten Rohrschlangen
wird auf einige Grade unter Null abgekühltes Salzwasser geführt. Am obersten, dem
Eingangsende der Rohrschlange, und am untersten, dem Ausgangsende, sind je zwei
Ventile angebracht, welche ermöglichen, daſs man statt der kalten Salzlösung
gespannten Dampf durch die Rohrsysteme schicken kann. Ueber dem Deckel des Kastens
führt aus der letzten Kammer ein Kanal nach dem Verwendungsorte der gereinigten
Luft. Der letzte aufsteigende Theil des auf- und abgewundenen weiten Kanales im
Kasten, der an der Erwärmung und Abkühlung des Kasteninhaltes Theil nimmt, ist mit
feinster Glaswolle angefüllt. Der ganze Kasten ist so schräg aufgestellt, daſs das
Gefälle in der Richtung der einströmenden Luft nach einer Ecke des Kastens gerichtet
ist, und dieser ist an der tiefsten Stelle mit einem Wasserableiter versehen. Ebenso
ist am tiefsten Punkte einer jeden zwischen den senkrechten Wänden gebildeten Kammer
ein solcher Wasserabfluſs
angebracht, der keine Luft ausläſst. In dem aufsteigenden Kanäle, welcher die in
allen Theilen angefeuchtete Luft nach der ersten Kammer führt, ist ein steil
liegendes Gitter angebracht, auf welchem ebenfalls grobe Metallspäne ruhen, welche
einen groſsen Theil des Wassers aus der dort aufsteigenden feuchten Luft in Form von
feinen Tröpfchen an ihren scharfen Kanten absondern; an den gekühlten feineren
Spänen der folgenden Kammern und schlieſslich an der kalten Glaswolle des
Ausgangsraumes ist dies in erhöhtem Maſse der Fall. Das sich ausscheidende Wasser
läuft zu Boden und führt die Unreinigkeiten durch die Wasserableiter mit sich fort.
Während des Durchganges der Luft durch den gekühlten Kasten sinkt die Temperatur
derselben und findet eine Wiederverdampfung von Wasser aus diesem Grunde nicht
statt. Die Luft tritt gewaschen, gekühlt und getrocknet aus. Nach jedem Gebrauche
des Apparates wird derselbe dadurch sterilisirt, daſs man an Stelle des kalten
Salzwassers hinreichend heiſsen Dampf durch die Rohrschlangen läſst. Nach Füllung
mit Wasser läſst sich der ganze Apparat auskochen. Zum Zwecke der Herausnahme und
mechanischen Reinigung der Füllmassen sind die eine Stirnwand des Kastens zum
Abschrauben und die Zwischenwände zum Herausziehen eingerichtet.
Ein kleines Luftfilter in Verbindung mit einem Luftdruckabziehapparate hatte die
Firma N. Schäffer in Breslau ausgestellt. Dasselbe hat
den Zweck, die Luft, welche zum Abziehen des Bieres auf das Lagerfaſs gepumpt wird,
zu reinigen. Es besteht aus einem einfachen cylindrischen Kessel, in dessen unterem
Theile sich eine Lösung von übermangansaurem Kali befindet. Ein Rohr von der
Luftpumpe führt die Luft bis nahe zum Boden des Kessels, worauf dieselbe durch die
Lösung emporsteigt und gewaschen wird. Damit die Luft vollständig trocknet, bevor
sie auf das Lagerfaſs kommt, ist in einiger Entfernung über dem Lagerfaſs ein Boden
von gelochtem Blech angeordnet, auf welchem sich eine Schicht Gewerbesalz befindet,
an welche die Luft ihre Feuchtigkeit abgibt; nach dem Durchstreichen einer über der
Salzschicht angebrachten Watteschicht gelangt die Luft gereinigt und trocken in das
Lagerfaſs.
Neben den vorgeführten Luftfiltern waren auch die ausgestellten Wasserfilter für den
angestrebten Zweck von besonderer Bedeutung, da auch durch eine zweckmäſsig
durchgeführte Filtration des Wassers der Infection in der Brauerei wirksam
vorgebeugt wird. In erster Linie sind es die von der Firma Arnold und Schirmer in Berlin ausgestellten Piefke-Filter nach der neuen Construction C
für gröſseren Betrieb, da diese nicht allein zur Wasserreinigung, sondern auch zur
Filtration von Bier für Brauereien in Frage kommen und für beide Zwecke thatsächlich
den höchsten Anforderungen genügen. Auch bei den Filtern nach Construction C ist eine gröſsere Anzahl gleichzeitig wirkender
Einzelfilter (Filterkammern in einem luftdicht verschlossenen Gefäſs) über einander
angeordnet, wodurch
im verhältniſsmäſsig kleinen Raume eine sehr groſse Filterfläche untergebracht
ist.
Der Raum über den aus verzinntem Messinggewebe hergestellten, durch starke verzinnte
Messingsiebbleche unterstützten Böden der Filterkammern steht mit dem äuſseren
Gefäſsraume in freier Verbindung. Unter den Kammerböden sind zur Ableitung der
filtrirten Flüssigkeit bestimmte Hohlräume gebildet, welche nach auſsen dicht
geschlossen sind und nach innen mit einem cylindrischen Sammelraume für das aus
sämmtlichen Kammern abgehende Filtrat in Verbindung stehen, von wo aus letzteres am
Boden des Filtergefäſses ins Freie tritt. Damit eine stets gleichmäſsige Wirkung in
sämmtlichen Kammern stattfindet, ist in dem cylindrischen Sammelraume ein Standrohr
angeordnet.
Die sämmtlichen Filterkammern werden durch eine inmitten des Standrohres angebrachte
Spindel mit Mutter zusammengezogen. Für jede Kammer ist ein Rührarmpaar auf den
cylindrischen Rändern der ersteren aufgelegen. Die Bewegung der Rührarme wird durch
einen Bügel bewirkt, welcher die Enden sämmtlicher Arme umfaſst. Der Bügel wird
durch einen Aufsatz auf der Verschluſsmutter für den Filtereinsatz centrisch geführt
und kann durch einen Mitnehmer, welcher seine Führung in der Stopfbüchse des
Gefäſsdeckels findet, mittels einer Kurbel in Drehbewegung gesetzt werden.
Das in geeigneter Weise aus präparirter Pflanzen- und Asbestfaser bestehende, in
vollkommen trockenem Zustande (in Form von gedarrten Tafeln und loser Faser) zur
Lieferung gelangende, eigenartige und vollkommen indifferente Filtrirmaterial wird
dem zuvor mit Wasser zu füllenden Apparate, aus einem um 1 bis 3m höher stehenden Gefäſse oder mittels einer
Pumpe, in starker Verdünnung (es zertheilt sich in kaltem Wasser sehr leicht und
schnell) durch den Eingangshahn zugeführt und lagert sich auf den sämmtlichen
Gazeböden gleichmäſsig ab, während das Verdünnungswasser durch den Ausgangshahn
abflieſst. Genau denselben Weg nimmt die zu filtrirende Flüssigkeit; das Filtrat
geht durch den Ausgangshahn ab.
Die Filtrirschichten lassen sich je nach Bedarf durchlässiger oder dichter
herstellen, je nachdem man gröberes oder feineres Filtrirmaterial einführt. Man kann
mit diesen Filtern die denkbar feinste Filtration erzielen und erhält in Rücksicht
auf die groſse Filterfläche doch immer eine verhältniſsmäſsig groſse Leistung.
Die Reinigung des Filters, welche nothwendig wird, sobald die Filterschichten durch
die abfiltrirten Unreinigkeiten zugesetzt sind, ist in wenigen Minuten auszuführen.
Man leitet von der Ausgangsseite her einen Wassergegenstrom durch den Apparat,
welcher auf der Eingangsseite wieder abgeht, und kurbelt dabei. Das nun unter die
Siebböden der Kammern tretende Wasser löst das Filtrirmaterial mit den aufgenommenen
Substanzen von diesen Böden in Kuchenform los, die Masse wird dann durch die
Rührarme zertheilt und geht mit dem Spülwasser in ähnlicher Form ab, wie sie
eingespült wurde.
Zum Zwecke der Bierfiltration sind diese Apparate im Wesentlichen noch mit folgenden
Einrichtungen versehen. Vor dem Eingange des Filters ist ein Luftabscheider
angeordnet, welcher derart construirt ist, daſs der Eintritt der etwa im
Bierleitungsschlauche mitgeführten Luft in den Apparat unter allen Umständen
verhindert wird. Der Luftabscheider wird zur besonderen Sicherheit bei den Piefke-Bierfiltern meist angewandt, obgleich die
Apparate bereits einen verhältniſsmäſsig groſsen Sammelraum für das unfiltrirte Bier
haben, welcher ebenso wie der Sammelraum für das Filtrat an seiner höchsten Stelle
mit Schauglas nebst Hahn zur eventuellen Luftabführung versehen ist.
Das Einfüllen des Filtrirmateriales in den Apparat, sowie das spätere Herausspülen
desselben, wenn es durch die abfiltrirten Unreinigkeiten zugesetzt ist, geschieht in
vorher beschriebener Weise.
Nach dem Einschlämmen der Filtermasse läſst man das Füllwasser durch den
Entleerungshahn des Filters vollkommen ablaufen, bevor man Bier einführt.
Die Biereinführung geschieht unter einem gewissen Gegendrucke, um schon beim
Einlassen desselben ein Freiwerden von Kohlensäure zu verhüten. Die Räume für
filtrirtes und unfiltrirtes Bier werden dabei an höchster Stelle, durch Oeffnen
eines kleinen Hahnes, mit einander in Verbindung gesetzt, damit über und unter den
Filterschichten der gleiche Druck herrscht und sich auf diese Weise der Apparat ohne
jede Schaumbildung langsam ganz mit Bier füllt.
Das Filtrat tritt unten in der Mitte des Bodens aus dem Apparate heraus und wird nun
entweder in einem erhöht liegenden Raume oder aber auf gleicher Ebene mit dem Filter
bezieh. Lagerfaſs durch einen mit Ruheraum versehenen Abfüllständer (sogen.
Entschäumer oder Bierberuhiger) ohne den geringsten
Kohlensäureverlust auf die Transportfässer zum Abzug gebracht.
Soll das Filter gereinigt werden, so wird vorher das noch im Apparate befindliche
Bier mit schwachem Luftdrucke herausgedrückt und so bis
auf den letzten Rest filtrirt auf die Gebinde
gebracht.
Trotzdem bei den Piefke-Filtern der Bedarf an
Filtrirmaterial nur ein geringer ist (so z.B. kostet eine Füllung für das gröſste
Bierfilter etwa 5 M.), wirft man das bei der Reinigung aus dem Apparate
herausgespülte Material nicht weg, sondern regenerirt dasselbe mit Hilfe des von Arnold und Schirmer construirten Stofffängers und Sterilisirapparates.
Der Stofffänger besteht aus einem mit Eisenfüſsen versehenen dreitheiligen Kasten, in
dessen mittlerer Abtheilung eine hohle mit feiner verzinnter Messinggaze überzogene
Siebtrommel lagert. Eine mit Filz überzogene Walze wird mittels Federdruck an die
Siebtrommel angepreſst. Das verschmutzte Filtrirmaterial wird in die eine mit
Holzboden versehene
Abtheilung des Kastens gethan, ein starker Strahl heiſsen oder kalten Wassers darauf
gerichtet und mittels einer Kurbel die Gazetrommel gedreht. Das Filtrirmaterial
setzt sich an die Trommel an, wird durch die gleichzeitig in Drehung versetzte Filz
walze ausgerungen und nach der zweiten, mit Gazeboden versehenen Abtheilung des
Kastens geführt, während das Schmutzwasser durch die Gazetrommel hindurch zu beiden
Seiten abflieſst.
In dieser Weise wird der Filterstoff in wenigen Minuten gereinigt. Will man, nachdem
die Filtermasse nun von den ihr anhaftenden Substanzen befreit ist, auch noch die
möglicherweise in derselben verbliebenen Keime von Mikroorganismen tödten, so wird
das gewaschene Material in einem verzinnten kupfernen Siebkorbe in ein druckdicht zu
verschlieſsendes verzinntes Kupfergefäſs gebracht, durch welches man Dampf leitet.
Das mit fahrbarem Fuſs versehene Gefäſs ist so eingerichtet, daſs ein gründliches
Durchdämpfen des Inhaltes aufs schnellste bewirkt wird. Den Piefke'schen Filtrirapparat kann man mit Hilfe von Dampf jederzeit schnell
und einfach sterilisiren, so daſs vollständige
Keimfreiheit des ganzen Inneren erzielt wird, also ein Grad der Reinheit,
wie er beim Auseinandernehmen eines Filtrirapparates nie zu erhalten ist. Denn
selbst wenn man die einzelnen Theile auskochen wollte, so ist es doch unvermeidlich,
daſs beim Zusammenbau Keime aller Art sich an dieselben wieder ansetzen und mit
eingebracht werden.
Die bekannte Filterfabrik L. A. Enzinger in Worms hatte
neben anderen Apparaten den isobarometrischen
Faſsfüllapparat ausgestellt.
Der Apparat besteht aus dem erhöht auf einem Tische stehenden Gegendruckkessel, den
Faſsfüllhähnen mit Schläuchen und den Faſsauflagern, deren Ständer zum Aufhängen der
Faſsfüllhähne dienen. Am Boden des Kessels befindet sich der Einlaufhahn von 40mm Weite, welche Weite auch der Zuleitungsschlauch
haben soll. Unten an der Vorderseite des Kessels ist der Auslaufstutzen angebracht,
an dessen drei Armen die 20mm bezieh. 25mm weiten Bierschläuche der Abfüllhähne
angeschraubt werden. Die 15mm weiten Luftschläuche
der Hähne werden ebenfalls mittels Verschraubung an den Gewindestutzen auf der
unteren Seite der drei Arme befestigt. Die 7mm
weiten Abspritzschläuche der Hähne werden durch die an der unteren Seite des Tisches
befindliche Schlauchöse gesteckt und in ein unter den Tisch gestelltes Gefäſs
geleitet. Auf dem Auslaufstutzen ist eine Glaslaterne angebracht und in dieser ein
Schwimmerventil, welches selbsthätig den Austritt der überschüssigen Luft und damit
den Zulauf des Bieres regelt.
Die Aufstellung des Apparates geschieht in folgender Weise: Die Faſsaufläger werden,
nachdem vorher die kleinen Tische mit Leuchtern an den Ständern angeschraubt wurden,
an der Vorderseite des Kessels in gerader Linie aufgestellt und zwar ein Aufläger
vor der Mitte des Kessels, die beiden anderen rechts und links davon so weit
entfernt, daſs genügend
Platz vorhanden ist, wenn die gröſsten Fässer aufliegen, also etwa 800 bis 1000mm von Mitte zu Mitte. Die Universalgelenke, durch
welche die Stangen der Hähne gehen, werden dann mit ihren Zapfen oben in die
Bohrungen der Ständer gesteckt und mittels Stellschrauben vor dem Herausfallen
gesichert, worauf dann die Schläuche der Hähne an den Auslauf bezieh. Luftröhren des
Kessels angeschraubt werden. Das Abfüllen erfolgt unter einem Drucke von ½ und 1at.
Unter den übrigen ausgestellten Apparaten war auch noch ein Flaschenfüllapparat zum
gleichzeitigen Abfüllen von sechs Flaschen, jedoch ohne Revolvervorrichtung,
bemerkenswerth.
(Schluſs folgt.)