Titel: | Neue Maschinen und Werkzeuge zur Holzbearbeitung. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 207 |
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Neue Maschinen und Werkzeuge zur
Holzbearbeitung.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes Bd.
271 S. 1.)
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Neue Maschinen und Werkzeuge zur Holzbearbeitung.
Sägen und Sägemaschinen.
Die Gliedersägen, welche bereits seit Jahren gelegentliche Verwendung zum
Querschneiden, namentlich beim Fällen von Bäumen fanden, scheinen neuerdings wieder
mehr in Aufnahme zu kommen und zwar in der Form von Handsägen. Für die Verwendung
spricht die leichte Zusammenlegbarkeit der Säge, gegen die Verwendung die etwas
schwere Arbeit mit der Säge und die erhöhte Beschädigungsfähigkeit der einzelnen
gekuppelten, meist vernieteten Glieder. Eine neue Form solcher Gliedersägen von W. F. Stanley in South Norwood, England, beschreibt Scientific American, Suppl. für 1889; dieselbe ist in
Fig. 1
dargestellt.
Diese Säge wird aus einer Anzahl gehärteter Stahlscheiben
gebildet, welche in doppelten Reihen an einander genietet sind, ähnlich wie die
Glieder einer Golle'schen Gelenkkette. Jede Scheibe
oder Platte ist mit zwei sägezahnförmigen Enden versehen, und zwar sind die Zähne
alle nach innen gerichtet, wodurch je ein Zahn einer vorn und einer hinten liegenden
Scheibe zusammen eine M-förmige Schneide bilden und von jeder Scheibe die eine Seite
nach der einen und die andere Seite nach der anderen Richtung zu schneidet. Nach den
Spitzen hin werden die Platten etwas schwächer, so daſs die Säge auch nach dem
Nachschärfen immer einen sauberen Schnitt liefert. An beiden Enden der Säge sind
starke Drahtstücke befestigt, welche Oesen zur Aufnahme der hölzernen Handgriffe
besitzen, die beim Transport der Säge aus den Oesen herausgezogen werden können. Die
ganze Sägenkette läſst sich dann bequem zusammenlegen und in einer Ledertasche,
welche an einem Riemen über die Schulter zu tragen ist, leicht transportiren. Da die
einzelnen Scheiben durch Stanzen hergestellt werden können, ist der Preis des
Werkzeugs ein niedriger. Dasselbe wiegt wenig über 0k,75 und entspricht einer gewöhnlichen Baumsäge von 1m,25 Länge. Ein Versuch ergab, daſs man mit der
neuen Säge einen lebenden Baum von 30cm
Durchmesser in fünf Minuten absägen konnte.
W. Bundy in Minnesota, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 47299
vom 4. September 1888)
schaltet zwischen je zwei besonders gestaltete und arbeitende Schneidezähne einer
Säge einen sogen. Putzzahn ein, welcher den Zweck hat, den Sägenschnitt zu glätten
und also beim Schnitt möglichst glatte Flächen zu erzielen, die keiner weiteren
Bearbeitung bedürfen.
Wie aus Fig. 2 zu ersehen, haben
die Zähne a und b an einer
Kante eine Sehneidfläche c erhalten, welche sich vor
der anderen Kante desselben Zahnes befindet und durch Abschrägen der betreffenden
Kante hergestellt wird. Der eine Zahn ist rechtsseitig, der andere dagegen
linksseitig abgeschrägt, so daſs demnach die Messerschneide des einen Zahnes auf die
eine, die des nächsten Zahnes jedoch auf die andere Seite zu liegen kommt. Die
Neigung der abgeschrägten Fläche ist genügend groſs, um eine richtige Schneidkante
an jedem Zahne zu erhalten. Hinter den Schneidzähnen a
und b, welche in Sätzen zu zweien angeordnet sind,
liegt ein Meiſsel- oder Putzzahn e, dessen vordere und
hintere Kante sich parallel oder annähernd parallel zu einander und dessen
Längenrichtung sich unter einem kleinen Winkel zur Mittellinie des Sägeblattes
erstreckt. Die vordere Kante f des Zahnes c liegt quer zu der Bahn des Sägeblattes und etwas
tiefer als die hintere Kante g desselben. Zwischen
diesem Meiſselzahn c und den Schneidzähnen ab ist eine Aussparung o
angebracht, welche eine gröſsere Tiefe als der Raum h
zwischen den beiden Schneidzähnen besitzt. Der Meiſselzahn e wird dabei etwas kürzer gemacht als die beiden Schneidzähne ab. Bei neuerer Abänderung sind die Schneidkanten der
Schneidzähne wie vorbeschrieben hergestellt, doch liegen dieselben parallel oder
annähernd parallel zu den Flächen des Sägeblattes. Bisher wurden die Enden der Zähne
rechts- und linksseitig geneigt, und das Sägen geschah durch die scharfen Enden der
Zähne, welche die Fasern des Holzes abbrechen, während bei der vorliegenden Neuerung
die Schneidkante jedes Schneidzahnes derartig rechts- und linksseitig geschränkt
ist, daſs dieselbe parallel zur Seitenfläche des Sägeblattes liegt. In Fig. 3 sind die
Schneidkanten ij nicht geschränkt dargestellt und
liegen in derselben Ebene wie die Seitenflächen des Sägeblattes, in Fig. 4 dagegen haben sie
eine Schränkung empfangen, so daſs sie sich nun parallel zu den Seitenflächen des
Blattes, jedoch nicht in derselben Ebene mit letzterem erstrecken. Da jede der
Schneidkanten ihrer ganzen Länge nach in derselben Ebene liegt, so wird das Holz in
ähnlicher Weise wie durch ein Messer zertheilt, im Gegensatz zu den bisher
gebräuchlichen Zähnen, welche das Holz seitwärts abbrechen. In Fig. 4 ist der
Deutlichkeit halber die Schränkung stärker angedeutet, als sie in der Praxis
ausgeführt wird, in welcher sie nur in sehr geringem Maſse zur Anwendung kommt. Beim
Gebrauch macht der Zahn a einen Schnitt auf einer Seite
des von der Säge weggenommenen Raumes, der Zahn b
dagegen auf der anderen gegenüberliegenden Seite, und lassen beide Zähne das
zwischen diesen Schnitten liegende Holz unberührt. Der unmittelbar den beiden Zähnen
ab folgende Meiſselzahn e reinigt hierauf den zwischen besagten Schnitten liegenden Raum, wobei
die Aussparung o als Sammelraum für das Sägemehl dient,
bis dieses über die Kante des durchgeschnittenen Holzes fällt. Die Thätigkeit der
Zähne ab besteht demnach darin, Schnitte zu beiden
Seiten des von der Säge weggenommenen Raumes zu machen, während der Meiſselzahn e den Raum zwischen den beiden Schnitten reinigt. Da
die Zähne ab mit Messerflächen versehen sind, so
schneiden sie die Faser des Holzes direkt und brechen dieselbe daher nicht ab, wie
dies durch die Zähne der bisher gebräuchlichen Sägen geschah.
Zweck der in Fig. 4 a dargestellten
neueren Zahnform von A. Mersing in Galatz (* D. R. P.
Nr. 46344 vom 5. August 1888) ist, die senkrecht arbeitenden Gattersägen zu
befähigen, in beiden Richtungen der Bewegung des Sägegatters, also beim Niedergang
wie auch beim Aufgang zu schneiden. Die Zähne haben zu diesem Behüte M-Form. Ihre
Flächen ab und a1
b1 sowohl, als ac und a1
c sind unter einem spitzen Winkel gegen die eine und
unter dem entsprechenden Gegenwinkel gegen die andere Fläche des Sägeblattes geneigt. Die
Neigungswinkel von ac sind möglichst gleich denjenigen
von a1
c, so daſs die Linien d-e
und f-g im Schnitt nach 1-2 möglichst parallel sind. Der Schrank der Spitzen a und a1 eines und desselben Zahnes ist zwar klein, aber
verschieden, und zwar ist die Richtung des Schrankes der Spitze a der Richtung des Schrankes a1 entgegengesetzt, wie im Schnitt nach
3-4 zu sehen. Deshalb stellen sich die Ebenen df und eg der Spitzen der
Zähne in dem Schnitt nach 1-2, als unter einem sehr spitzen Winkel zur Fläche des Sägeblattes geneigt
dar. Die gezeichneten Winkel sind nicht allein als diejenigen anzusehen, unter
welchen die Schärfung und Schränkung der Zähne ausgeführt werden; diese sind
vielmehr von der Art des Holzes sowohl, als von dessen Feuchtigkeitsgrad
abhängig.
Gattersägen.
Die Firma F. Arbey et fils in Paris bringt zufolge einer
Mittheilung in Revue industrielle, 1889 * S. 35, ein
Bundgatter in den Handel, welches mit beständigem Vorschub des Holzes und beim Auf-
und Niedergänge schneidenden Sägen ausgestattet ist. Fig. 5 und 6 zeigt die Gattersäge in
zwei Ansichten.
Das Gatter wird von dem oberen Querstück B des Rahmens
mittels der Pleuelstangen D von den Kurbelscheiben F der Triebwelle G aus
angetrieben. Letztere erhält ihre Umdrehung durch die Riemenscheibe H. Von der Triebwelle G
wird die an den Querstangen I und dem Lager J angeordnete endlose Schraube K betrieben, welche durch das Schneckenrad L
die Welle M mit den Stufenscheiben N bewegt. Von letzteren wird mittels des Riemens O die Stufenscheibe P
bethätigt, welche durch die Querwelle Q, die Kegelräder
RS, die senkrecht in einem mittels des Handrades
d verstellbaren Schlitten X gelagerte gerillte Speisewalze W für den
Vorschub des Blockes betreibt. Die Gegen walze C läuft
im Support b. Um den Block während der Arbeit nieder zu
drücken, ist hinter den Sägen der mit Gummibuffer h
ausgerüstete Halter f vorgesehen und vor den Sägen eine
durch Gegengewicht niedergedrückte Rolle.
Die in D. p. J. 1888 267 * 385 beschriebene Vorschubvorrichtung für
Horizontalgatter, welche beim Vorwärts- und Rückwärtsgange schneiden, hat von Goede
in Berlin eine weitere Veränderung erfahren (Zusatz * D. R. P. Nr. 46390 vom 4.
September 1888).
Das nach dem Hauptpatent Nr. 37458 und ersten Zusatzpatent Nr.
41950 angeordnete Vorschubsystem, welches den Vorschub bei beiden Hubrichtungen im
gleichen Geschwindigkeitsverhältniſs mit den Sägen zur Wirkung bringt, kann durch
Ersetzung der beiden Excenterkegel mit einem Excenterkegel und zwei unter 180°
anliegenden Rollen bewirkt werden. Fig. 7 zeigt hierzu eine
Seitenansicht und Fig. 8 die Oberansicht.
Der Excenterkegel D ist mit Nuth und
Feder auf die Welle A gesetzt, so daſs diese ihre
Rotation auch auf den Excenterkegel überträgt und dadurch die beiden einander
gegenüber an dem Excenterkegel liegenden Rollen P und
P1 zu der den
Vorschub erzeugenden Bewegung veranlaſst werden. Diese Bewegung wird nach den auf
den Zapfen R und R1 schwingenden Hebeln Q
und Q1 übertragen.
Der Hebel Q1 ist als Winkelhebel ausgebildet und überträgt seine Bewegung mit dem
nach unten zeigenden Arm durch Verbindungsglied O auf
den nach oben zeigenden Arm des Winkelhebels Q2, so daſs mit den Hebeln Q1 und Q2 durch die Zugstangen FF1 und Hebel HH1 die vom Excenterkegel den Rollen
gegebene Bewegung auf die Frictionskegel HH1 und von diesen auf das Frictionsrad K zur Vorschubbewegung mit bekanntem Weitertransport
übertragen wird. Die ringförmige Nuth D1 des Excenterkegels dient zum Eingriff eines Hebels
zur Verstellung des Kegels in der Achsenrichtung für verschiedene
Verschubgröſsen.
Aehnlicher Art ist die Vorschubeinrichtung für Horizontalgatter,
welche von W. Wagener in Dahme (* D. R. P. Nr. 45688
vom 30. März 1888) vorgeschlagen wird.
Die Vorschiebevorrichtung besteht aus einem Rade a (Fig. 9) mit eingedrehter
Rille, worin sich zwei Sperrkegel b und b1 befinden, die in den
Kniehebeln c und q
gelagert sind und auf den Bolzen d und d1 drehbar festklemmen.
Die Kniehebel c und q, um
die Welle q drehbar, sind durch die Verbindungsstangen
e und e1 mit dem Kunstkreuz f,
das in dem Block g gelagert und um den Bolzen h drehbar ist, verbunden. Das Kunstkreuz ist durch die
Verbindungsstange i mit dem auf der Steuerungswelle k aufgehängten Coulissenhebel l verbunden. Die Steuerungswelle k trägt vorn
einen Kebel m, welcher durch die Schiene n mit der Verbindungsstange i verbunden ist, wodurch bei Drehung der Steuerungswelle k die Verbindungsstange i
an dem Coulissenhebel verschoben werden kann. Die Steuerungswelle k und das Rad a ist in dem
Block o gelagert. Der Coulissenhebel l ist durch die Verbindungsstange p mit einer auf der Gatterwelle sitzenden Kurbel
verbunden und erhält hierdurch seine Bewegung. Die Bewegung des Rades a, welches auf der Welle q
festgekeilt ist, wird von der Gatterwelle durch die angeführten Hebelvorrichtungen
in der Pfeilrichtung bewirkt und die Welle q überträgt
durch Räderübersetzung diese Bewegung auf den Gatterwagen.
Die Bewegung erfolgt durch eine Kurbeldrehung in gleicher Art, wie
sich die Säge bewegt. Die zum Betriebe des Schaltrades a des Sägegatters dienenden Frictionsschaltkegel b und b1 sind
auf den Bolzen d und d1 drehbar, die in den auf Welle q sitzenden Kniehebeln c
und c1 lagern. Das
Kunstkreuz f, das in dem Bock g gelagert und in h aufgehängt ist, wird
durch die Schienen e und e1 mit den Kniehebeln c und c1 verbunden. Der Coulissenhebel l ist auf der Steuerungswelle k aufgehängt und diese in dem Bock o
gelagert; er erhält seine Bewegung durch die Zugstange p, schwingt also um o von der Gatterwelle r durch die Kurbelscheibe s. Auf die Steuerungswelle k ist der Hebel
m aufgekeilt, die Verbindungsschiene i verbindet das Kunstkreuz f mit dem Coulissenhebel l, die
Verbindungsschiene t ist durch n mit dem Hebel m verbunden. Wird die
Steuerungswelle k gedreht, so wird durch Uebertragungen
von m und n die
Verbindungsschiene i in dem Coulissenhebel l gehoben bezieh. gesenkt; die Ausschlagbewegung des
Coulissenhebels ist, da sich der Kurbelhub nicht ändert, gleich groſs. Die Stellung
der Verbindungsschiene i in dem Coulissenhebel l ermöglicht, daſs die Ausschlagbewegung des
Kunstkreuzes f eine verschiedene sein kann.
Da die Hebel c und c1 ihre Bewegung durch
das Kunstkreuz f erhalten, greifen die
Frictionsschaltkegel b und b1 abwechselnd in das Schaltrad a ein, so daſs bei einer Kurbeldrehung der Gatterwelle
das Schaltrad a zwei gleiche Bewegungen in demselben
Sinne wie die Säge machen muſs. Der Coulissenhebel l
sitzt lose auf der Steuerungswelle k; da die
Steuerungswelle k während des Ganges beliebig gedreht
werden kann, wird das Kunstkreuz eine kleinere oder gröſsere Ausschlagbewegung
machen, die in derselben Weise auf das Schaltrad a
übertragen wird.
Unter Bezugnahme auf die letztbeschriebenen Constructionen ist in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1889 *
Nr. 10 und * Nr. 18, unterstützt durch Versuche, eine abfällige Beurtheilung des
beständigen Vorschubes veröffentlicht. Die bezügliche Kritik hat im Wesentlichen
folgenden Inhalt.
Das Wagerechtgatter ist eine Maschine, welche aus dem Mechanismus
der geschränkten Schubkurbel ({C_3}''\,P+)\,\frac{d}{a}, Fig. 10 und
11,
besteht, und nur in einem Falle, nämlich dem, daſs der Sägerahmen in der
Wagerechtebene der Kurbelwelle liegt, in die rotirende Schubkurbel
({C_3}''\,P\,⊥)\,\frac{d}{a}, Fig. 12, übergeht.
Hieraus ergibt sich, daſs die Geschwindigkeit der Säge, in den
Figuren mit c bezeichnet, in jedem Falle, wo die
Differenz der Glieder c-d in der kinematischen Kette
eine andere ist, sich ändert. In dem hier gegebenen Falle ist die Differenz der
Glieder c-d höchstens
gleich – 370mm (Fig. 10) und gleich +
630mm (Fig. 11). Die
Geschwindigkeitscurve des Stückes c bei c-d = + 630mm ist in
Fig. 13
aus der punktirten Linie, bei c-d = – 370mm aus der mit Strichpunkt gezeichneten Linie
ersichtlich, während die ausgezogene Linie die Geschwindigkeitscurve für den Fall
c-d = 0 zeigt, d.h. wo die geschränkte Schubkurbel
(C3''
P +) in die rotirende Schubkurbel (C3''
P
⊥) übergegangen ist.
Will man eine möglichst groſse Leistung erzielen, so erscheint es
angemessen, jedem Sägenzahn eine gleiche Arbeit zu ertheilen, d.h. die
Vorschubgeschwindigkeit des Blockes proportional der Sägengeschwindigkeit zu
machen.
Wie Fig. 13 zeigt, ist die
Sägengeschwindigkeit v für die verschiedenen Stellungen
des Blattes annähernd gleich der der rotirenden Schubkurbel, und man würde deshalb
den Mechanismus der rotirenden Schubkurbel selbst zum Vorschub benutzen können, wenn
nicht die durch diese Bewegungsart hervorgerufenen Massendrücke bei der groſsen
Geschwindigkeit hindernd in den Weg treten; denn bei Anwendung der rotirenden
Schubkurbel ist der Block von der Ruhe in eine gewisse Geschwindigkeit, abhängig von
der Gröſse des Vorschubes, zu versetzen und muſs dann wieder in Ruhe übergehen. Um
dies erstere zu bewerkstelligen, ist eine Kraft P
erforderlich, welche sich nach der
Formel für Centrifugalkraft berechnen läſst, wenn der Quotient
\frac{\mbox{Kurbelradius}}{\mbox{Lenkerstange}} klein
genommen wird,
P = 0,00112 g. r. n2.
Für n ist die doppelte Umdrehungszahl
des Gatters zu nehmen, da die Säge beim Hin- und Rückgang schneidet.
Für ein Gatter von 1000mm
Stammdurchgang mit 260 Umdrehungen in der Minute und einem Stamm von 8m Länge und 0m,3
Durchmesser ist das Wagengewicht = 1000k, das
Blockgewicht = 500k;
g = 1500k.
Der Vorschub sei 6mm auf eine
Umdrehung; das gibt r = 1mm,5 und
P = 0,00112. 1500 . 0,0015.
5202 = 683k.
Diese Kraft P ist sowohl zur
Geschwindigkeitsbeschleunigung als auch zur Geschwindigkeitsverzögerung
erforderlich. Da die Geschwindigkeitsverzögerung aber lediglich durch Reibung
hervorgebracht werden muſs, so ist diese auch bei der Geschwindigkeitsbeschleunigung
zu überwinden, woraus als mindeste Vortriebkraft
2 P = 1366k
hervorgehen würde.
Diese Kraft P wächst proportional mit
dem zunehmenden Gewichte des Stammes und läſst wegen ihrer Gröſse den variablen
Vorschub als nicht vortheilhaft erscheinen.
Trotzdem hat aber in letzter Zeit ein periodischer Vorschub, D. R.
P. Nr. 36232 und Nr. 37458, von sich reden gemacht, bei dem die rotirende
Schubkurbel durch Curvenkegel ersetzt worden ist. Um ein klares Bild von diesem
neuen Vorschub im Verhältniſs zu dem alten gebräuchlichen zu bekommen, sind
Diagramme aufgenommen. Hierzu ist die Vorrichtung Fig. 14 benutzt
worden.
An dem Gestell a ist eine hohle Säule
b befestigt, in welcher sich ein Kolben c nach oben und unten, ohne seitliche Drehungen zu
gestatten, bewegen kann. Ueber dem Kolben liegt eine Feder d, welche ihn stets nach
unten drückt. Durch Vermittelung der Stange e, an
welcher oben eine Schnur f befestigt wird, läſst sich
der Kolben auf und ab bewegen. Die Schnur f geht über
die Rolle g zur Kurbelwelle, an welcher eine kleine
Kurbel so befestigt wird, daſs sie mit der Hauptkurbel die Todtlagen gemein hat. In der Säule b ist ein Schlitz, aus welchem der Schreibstifthalter
h herausragt. Der in h
elastisch gelagerte Schreibstift muſs während der Bewegung auf ein am Wagen
angebrachtes Papier bei einem der Sägengeschwindigkeit proportionalen Vorschub
gerade zickzackförmige Linien b, wie Fig. 15 zeigt,
anzeichnen, da die Geschwindigkeit des Schreibstiftes proportional der
Sägengeschwindigkeit ist. Ist die Vorschubgeschwindigkeit constant, so ergeben sich
sinoidische Curven, welche in der Todtlagennähe starke, in der Mitte des Hubes
dagegen geringe Steigungen haben.
In Fig. 15 sind die
verschiedenen Diagramme in etwa zwanzigfacher Vergröſserung in der Vorschubrichtung
zusammengetragen, sie stellen Mittelwerthe aus mehrfachen Versuchen dar.
Die Linie a zeigt die theoretische
Form für constanten Vorschub, die Linie b für den der
Sägengeschwindigkeit proportionalen Vorschub.
Linie c zeigt das Diagramm,
aufgenommen an einem Gatter mit constantem Vorschub, Linie d und e dasselbe von zwei Gattern mit
patentirtem Vorschub.
Diese Zusammenstellung zeigt deutlich einen Zusammenhang der
Linien a und b; dagegen
weichen die Linien d und e
sehr von ihrer theoretischen Form b ab und haben mehr
einen sinoidischen Verlauf. Dies war ja auch von vornherein zu erwarten; denn, wie
die Rechnung zeigte, sind die Massendrücke an den todten Punkten so groſs, daſs sie
eine Federung der vielen einzelnen Theile bedingten, und die am Anfang eingeleitete
variable Bewegung setzt sich auf dem Wege bis zum Wagen in annähernd constante
um.
Es ist demnach die dem Patent zu Grunde liegende Absicht
keinesfalls erfüllt, und der mannigfachen Kraftschlüssigkeit wegen ist bald ein
unregelmäſsiger Gang zu erwarten. Man wird deshalb gut thun, bei dem constanten
Vorschub zu bleiben.
Diese Beurtheilung des ständigen Vorschubes hat den Inhaber Benekendorf der Firma Goede zu einer
Entgegnung veranlaſst (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1889 * S. 422), welcher wir folgenden Abschnitt entnehmen.
Der Verfasser gibt die Mangelhaftigkeit des constanten Vorschubes
zu, seine Betrachtungen über den der Sägengeschwindigkeit proportionalen Vorschub
kann ich aber als zutreffend nicht gelten lassen. Um das darzuthun, sollen zunächst
die Massendrücke betrachtet werden, welche in der Abhandlung als nicht vortheilhaft
für den variablen Vorschub aufgeführt sind. Die Berechnungen nehmen für das
Gesammtgewicht von Wagen und Stamm 1500k richtig
an; es ist aber dabei vernachlässigt, daſs der Wagen mit Rollen auf gehobelten
Schienen läuft und dadurch der Widerstand, welchen der Vorschub zu überwinden hat,
bedeutend verändert wird. Zu dieser Berechnung sind für den Wagen von 8m Länge 14 Rollen mit 106mm Durchmesser des Laufkranzes und 16mm Durchmesser der Zapfen zu nehmen. Hieraus
ergibt sich die für die Bewegung des Wagens nothwendige Kraft, wenn zunächst die zur
Fortbewegung der auf eine Rolle vertheilten Last Qm
erforderliche wagerechte Kraft Pm nach der dafür
geltenden Formel berechnet wird:
P_m=\frac{Q_m}{R}\,(f+\mu\,1\,r)+\frac{f\,G}{R}
Q_m=\frac{1500}{14},\ R=53,\ r=8,\ f=0,55,\
\mu=10,25,
G = 1 (Gewicht der Rolle 1k)
P_m=\frac{107,14}{53}\,(0,55+0,25.8)+\frac{0,55.1}{53}=5^k,2
Mithin ist der thatsächliche Widerstand, welchen der Wagen mit dem
Gesammtgewicht von 1500k den Theilen
entgegensetzt, die den Vorschub bewirken:
14 Pm = 5,2 . 14 = 72k,8.
Um danach für die Bewegung des Wagens durch eine umlaufende
Schubkurbel die erforderliche Kraft zu berechnen, sind somit in die betreffende Formel g anstatt 1500k nur
72k,8 einzusetzen, und damit ergibt sich P = 33, also 2 P = 66k, während diese Kraft von dem Verfasser der
Abhandlung gegen den der Sägengeschwindigkeit proportionalen Vorschub irrthümlich
mit 2 P = 1366k
berechnet ist.
Es ist hiernach wohl gerechtfertigt, die Klarheit des Bildes,
welche mit den Diagrammen gebracht werden soll, anzuzweifeln.
Die Unregelmäſsigkeit der Diagrammlinien wird allerdings mit
Sicherheit beim Leergang und auch annähernd beim Schneiden von geringen Breiten
eintreten, da dann die Säge der Beschleunigung nicht den für richtige Arbeit
vorausgesetzten Widerstand entgegensetzen kann. Aber nur die volle Arbeit kann für
die Beurtheilung maſsgebend sein, weil für die anderen Fälle die Art des Vorschubes
überhaupt weniger in Betracht kommt.
In eigenthümlicher Weise wird nun noch von der Kraftschlüssigkeit
für den patentirten Vorschub ein unregelmäſsiger Gang abgeleitet, während die
vorstehende Beschreibung unzweifelhaft zeigt, daſs durch einseitigen Federzug die
fortdauernde Kraftschlüssigkeit in vollkommenster Weise gesichert ist und die
Uebertragung des Vorschubes von den Excenterkegeln nach dem Schaltrad mit nach innen
offenen Gelenken bewirkt werden kann. In Folge dessen wird hierbei niemals todter
Gang eintreten, wie auch durch mehrjährigen Betrieb bewiesen ist.
Der praktische Erfolg, welcher mit den betreffenden patentirten
Vorschubverbesserungen bei bis jetzt zahlreichen Ausführungen erzielt ist, bleibt
als bester Beweis für ihren Werth bestehen.
Um Saumgatter auch als Vollgatter benutzen zu können, hat W.
Besser in Rauscha, Kreis Görlitz (* D. R. P. Nr. 45363 vom 12. Juni 1888)
eine Einrichtung getroffen, zufolge welcher die Gatterbogen mit einer Armirung
versehen und dann die Sägenregister mittels besonderen Kappen eingehängt werden.
Eine Einspannung für Biockgatterwagen von A. Gerson und
G. Sachse in Berlin (* D. R. P. Nr. 45357 vom 6.
Mai 1888) ist in Fig. 16 dargestellt.
Auf der in den Seitenwänden des Blockwagens drehbar gelagerten
Schraubenspindel a sitzt als Mutter ein Gelenk b, welches mit den Gelenken cc1 und dem wagerechten Schenkel des
Winkels d durch vier Bolzen zu einem Parallelogramm
verbunden ist. Um das obere Ende des Winkels d dreht
sich in senkrechter Richtung der zweiarmige Hebel g.
Der Baumstamm wird zwischen den zugeschärften Enden des Hebels g und des Winkels d,
welche das durch Schraube, Excenter, Keil oder andere bekannte Mittel zu
schlieſsende Maul einer Zange bilden, eingespannt. Das Gelenk b wird durch die Schienen ee1, auf denen es sich bei Drehung der
Spindel a fortschiebt, in wagerechtem Sinne gerade
geführt. Das vordere Ende des Winkels d stützt sich in
der tiefsten Lage auf die Schiene f. Wird das durch d und g gebildete Maul
geschlossen, so wird der Winkel d an den Baumstamm
herangezogen. Hebt sich das Ende des Baumstammes während des Sägens, so verhindert
das Spiel des Parallelogramms, daſs der Blockwagen von den Schienen abgehoben wird;
dabei wird aber jede unbeabsichtigte seitliche Verschiebung des Stammes vermieden.
Die Schraubenspindel a wird dazu benutzt, beim Sägen
von Stämmen, die in wagerechtem Sinne krumm sind, das Stammende während der Arbeit
seitlich zu verschieben.
In der Zeichnung ist noch eine Vorrichtung dargestellt, um das
durch Winkel d und Hebel g
gebildete Zangenmaul schnell zu schlieſsen und zu öffnen. Der hintere Arm des Hebels
g wird durch einen Sperrzahnsector gebildet, in den
sich die mit einem Handgriffe versehene und durch eine Feder niedergedrückte
Sperrklinke k legt. Letztere sitzt an einem Bügel i,
welcher sich um den ei mit g verbindenden Bolzen h dreht und ein mit Muttergewinde versehenes Loch
besitzt, in welchem die Schraubenspindel l steckt. Das
Ende der Schraubenspindel l stützt sich auf den am
Winkel d befestigten Arm m.
Nachdem der Stamm auf den Blockwagen gelegt ist, wird der Hebel
g, der durch das Gewicht seines hinteren Armes nach
oben gezogen wird, auf den Stamm gedreht. Durch das Einfallen der Sperrklinke k in den Sperrzahnsector wird er in dieser Stellung
festgehalten, und eine ganz kurze Drehung der Schraubenspindel l genügt nun, den Stamm festzuklammern. Um den Stamm
freizugeben, wird die Schraube l zurückgedreht, die
Sperrklinke k unter Benutzung ihres Handgriffes
ausgehoben und Hebel p nach oben gedreht.
Kreissägen.
Bei den Kreissägen mit feststehenden Lagern bedarf man zum Abschneiden von Brettern,
Latten u. dgl. im Winkel und der Quere nach auſser in der Länge auch nach der Seite
zu eines entsprechend langen Raumes.
Von W. und R. Weissker in
Gera, Reuſs (* D. R. P. Nr. 47581 vom 18. August 1888) wird eine Kreissägeanordnung
vorgeschlagen, bei welcher diesem Umstände durch Drehbarmachung der Kreissäge mit
ihrer Lagerung abgeholfen und dadurch nach der Seite zu eine Raumersparniſs erzielt
wird.
Auf dem hölzernen Tischgestelle ist der guſseiserne, nach innen
mit Führungsleiste versehene Ring a (Fig. 17) eingelassen und
festgeschraubt. In diesem führt sich drehbar die runde, mit Randrippe versehene
Scheibe b, an deren unterer Seite die im Lager f befindliche Kreissägenwelle mittels Schraube c am Säulenständer g auf
und nieder bewegt werden kann. Der Säulenständer g ist
an der Scheibe b derart befestigt, daſs die
Riemenscheibe h gerade unter das Mittel der Scheibe b zu stehen kommt, so daſs bei einer Drehung bis zu 90°
ein halbgekreuzter, bei einer Drehung bis zu 180° ein gekreuzter Riemenlauf
entsteht. Die Laufrolle k steht mit ihrer inneren Kante
senkrecht unter dem Mittel der Scheibe h und ist ballig
gedreht, so daſs auch bei geradem Riemenlaufe das Sägeblatt vom Riemen nicht berührt
wird. Die unterste Laufrolle m steht über die Laufrolle
k etwas vor. Die Laufrolle m, sowie die
Antriebsscheibe n sind ebenfalls ballig gedreht behufs
Ausgleichung der beim halbgekreuzten Riemengange entstehenden Verschiebung des
Riemens. Um ein Verwenden der Kreissäge zu verhüten, führt sich das gegabelte Ende
des die Kreissägenwelle tragenden Theiles am Ständer i.
Behufs Ausgleichung der durch das Auf- und Niederschrauben
bedingten veränderlichen Riemenlänge ist die in einem Winkeleisenrahmen schwingende,
durch Eigengewicht selbstspannende Laufrolle k
angebracht, deren punktirte Stellung dem niedrigsten Stande der Kreissäge
entspricht.
(Fortsetzung folgt.)