Titel: | Th. A. Edison's neuer Phonograph. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 289 |
Download: | XML |
Th. A. Edison's neuer Phonograph.
Mit Abbildungen auf Tafel
15.
Edison's neuer Phonograph.
Th. A. Edison hat auf der Pariser Ausstellung auch
seinen Phonographen (vgl. 1888 269 * 119. 1889 271 44; vgl. auch über Berliner's Gramophon – D. R. P. Kl. 21 Nr. 45048 vom 8. November 1887 –
und Tainter's Graphophon, 1888 269 * 115. 270 383 und 384) in dessen neuester
Einrichtung vorgeführt. Derselbe wird mittels eines Elektromotors getrieben (vgl.
Englisches Patent Nr. 17175 vom 14. December 1887). Die neueren Verbesserungen haben
namentlich den Zweck, die Aussprache der Vocale und der Zischlaute deutlicher zu
machen, zugleich erleichtern sie die Handhabung und Instandhaltung des
Phonographen.
Die Zischlaute werden beträchtlich klarer, wenn man den die Wellenlinien
einarbeitenden Stift nicht normal, sondern schief gegen die Fläche des Phonogramms
wirken läſst, so daſs nach Fig. 1 die tangentiale
Komponente seiner Bewegung abwechselnd gleichgerichtet und entgegengesetzt gerichtet
mit der Bewegung des Phonogramms ist, je nachdem sich die Spitze von dem letzteren
entfernt oder ihm nähert. Fig. 2 zeigt die Form der
dabei entstehenden Linien; dieselben sind unsymmetrisch und geben, da die Kraft des
Phonographen mit der Steilheit der Linie wächst, deutlichere Aussprache, besonders
bei den Zischlauten, deren Wellen in beiden Fällen weit schwächer sind als die der
Vocale. Uebrigens müssen die plötzlichen Abfälle sich am Ende und nicht am Anfange
der Wellen befinden, so daſs der sprechende, die Hede wiedergebende Stift, unter dem
sich die Welle in der Richtung c1
c hinbewegt, zuerst den steilen Abfall erklimmt und
dann allmählich auf der Neigung herabgeht, ohne auf den Grund derselben aufzustoſsen
und zurückzuprallen zum Schaden für die Klarheit der Töne, wie dies geschehen würde,
wenn die Rücken anders gestellt wären.
Bei gleicher Höhe der Welle bewegt sich das Phonogramm während der Hebung des Stiftes
bei den unsymmetrischen Wellen (Fig. 2) nur halb so weit
in der Richtung von c nach c1, als bei symmetrischen Wellen, die
Hebung des Stiftes und der tönenden Platte erfolgt daher im ersteren Falle zweimal
so rasch.
Bei der Anordnung nach Fig. 1 erhält der um a drehbare Stiftträger l
eine solche Länge, daſs die wagerechte Componente der Belegung des Stiftes bei
dessen Eindringen in das Phonogramm h der Bewegung des
letzteren entgegengesetzt ist. Der Stift verlängert so die Welle während der Zeit
seines Eindringens mn, er verkürzt sie dagegen in no, während die Platte F
emporgeht, weil er sich dann in demselben Sinne wie das Phonogramm bewegt. Die
Neigung d, unter Reicher der Stift wirkt, kann man
durch Veränderung der Lage der Achse a und durch
Aenderung der Länge des Armes l verändern. Gibt man der schwingenden
Platte eine Neigung, wie in Fig. 3, so kann der Arm
l sehr lang sein.
Edison hat ferner auch die Form des einschneidenden
Stiftes geändert. Diese sich von der Form des Stiftes in Tainter's Graphophon unterscheidende Form ist so gewählt, daſs der Stift
sich dem Wachse des Phonogrammes unter ähnlichen Winkeln nähert und von ihm
entfernt, wie sie bei den Werkzeugen zur Metallbearbeitung vorkommen, so daſs er aus
diesem Wachse sehr reine Linien h und ohne Grat ausschneidet.
Die im aufnehmenden Instrumente benutzten Platten sind aus Glas von 0mm,010 Dicke, das sich nicht ändert, gegen
Feuchtigkeit unempfindlich, sehr gleichartig und elastisch ist. Sie werden zwischen
zwei Kautschukkränzen festgehalten, die sich der Kraft der Stimme angepaſst beliebig
stark zusammenpressen lassen. Der Stift im sprechenden Instrumente ist äuſserst
leicht und wird vollkommen so geführt, daſs er genau der Achse der Linie folgt; das
Fortschleudern desselben zu Folge der lebendigen Kraft wird durch die Reibung einer
entsprechend durch eine Schraube gespannten Feder R
(Fig. 4
und 5)
verhindert, die sich mit Reibung an die Achse a legt
und zugleich ein Spiel derselben nicht zuläſst. Diese Feder kann auch durch ein
Reibungsnäpfchen d (Fig. 6) ersetzt werden.
Uebrigens ist der Stift mit der Platte durch ein kleines Gelenkstück verbunden, das
ihm gestattet, sich in wagerechter Richtung ein wenig zu verschieben, während er
doch den lothrechten Bewegungen der Platte genau folgt, von der man so eine starke
Inanspruchnahme fern hält.
Obgleich auch in dem sprechenden, die in dem Phonogramm niedergeschriebene Rede
wiedergebenden Instrumente Glasplatten verwendbar wären, so zieht Edison hier doch Platten aus gefirniſster Seide vor,
deren Spannung durch den sich dagegen stemmenden Ring N
(Fig. 7)
geregelt wird. Der Stift ist aus einem Stäbchen Phosphorbronze gebildet, dessen
Spitze mit Trippel polirt ist; dasselbe ist unter einen Bügel gespannt, der mittels
Kork auf der Mitte der Platte befestigt ist.
Das Phonogramm-Wachs wird, bevor der Stift des aufnehmenden Instrumentes dasselbe
bearbeitet, vollkommen mittels eines Werkzeugs K (Fig. 8)
geglättet, dessen Arbeitskante schief steht, damit sie den unvermeidlichen
Glättrissen eine gegen die Phonogrammlinien oder gegen die Arbeitskante des Stiftes
geneigte Lage ertheilt und so denselben weniger zittern macht.
Dem Wachs zieht Edison oft die Verwendung von Seife,
ölsaurem oder talgsaurem Blei oder Magnesia vor, das durch Ceresine oder ein ganz
gleichartiges Gemisch aus 100 Th. Dammarharz und 65 Th. Ceresine gehärtet wird, für
seine Phonogramme vor.
In Fig. 9 und
10 ist
die Aufsteckung einer aufnehmenden Platte und des Glättmessers Q dargestellt, das dem schreibenden Stifte möglichst
nahe angeordnet
wird. Zuerst regulirt man den Abstand des Ganzen und des Glätters vom Phonogramm
mittels der Schraube o2
die sich gegen die Unterlage o2 stützt, so daſs der Glätter die noch vorhandenen
alten Linien beseitigen kann. Dann senkt man die Platte allein um p1 mittels der Schraube
p2, bis sie einen
fortdauernden schwachen Ton zu Folge der Reibung des Stiftes an der geglätteten
Partie des Phonogramms von sich gibt. Endlich stellt man das Ganze mittels der
Schraube p fest.
Von dem neuen Phonographen Edison's bietet nun Fig. 11 einen
Aufriſs, Fig.
12 den Grundriſs, Fig. 13 einen Theil
desselben, Fig.
16 eine Seitenansicht, Fig. 14 und 15 aber
Einzelheiten.
Die Welle V der phonographischen Walze ist genau
centrirt auf den beiden Schrauben d1 und e. Die Spitze e rechts ist in einen Arm D1 eingesetzt, welcher nach dem Lüften der
Preſsschraube e1 um das
Gelenk D2 gedreht
werden kann, so daſs die ganze rechte Seite frei wird und man das Phonogramm F wegnehmen oder erneuern kann. Die Schraube f (Fig. 13 und 14), deren
Kopf in einen Einschnitt der Spitze e greift, drückt
diese Spitze gegen D, ohne sie zu drehen, so daſs die
Centrirung nicht gestört wird.
Das auf der Stange G bewegliche Rohr G1 trägt rechts das
Gestell H für die Platte H2 zum Aufnehmen und die Platte H3 zum Wiedergeben der
Rede und berührt links den Führungsarm I1. Die beiden Platten sind um die Achse H1 drehbar in einer
Weise, welche durch die Anschläge g3 und g4 begrenzt wird; diese Anschläge bestimmen die
beiden Arbeitslagen der Platten, in denen sie durch den Stift g festgehalten werden können. Die Schraube g6 gestattet, die Lage
des Aufnehmers H2 so zu
reguliren, daſs ein zweites Phonogramm zwischen die Linien des ersten
niedergeschrieben werden kann, und der Anschlag g4 erlaubt dann, den Sprecher H3 auf die eine oder auf die andere dieser
beiden Phonogrammlinien einzustellen. Die Schraube h
dient als Führung bei der Verschiebung der Platten parallel zur Bahn I.
Der Führungsarm I1
stützt sich auf den mit Schraubengewinde Ersehenen Theil V der Welle D mittels einer stählernen
Viertelsmutter h2 (Fig. 15), die
gut gehärtet und eingestellt ist und sich leicht ersetzen läſst. An seinem Ende
trägt I1 noch eine
zweite Mutter i, Welche man behufs der Zurückbewegung
in die steuere Schraube I2 einlegt. Wenn man das Gestell H der Platten
hebt und dieses am Ende seines Hubes, der durch einen Anschlag an dem Stäbchen j3 begrenzt ist, auf
das Gestell des Apparates kommt, tritt der Ansatz j mit
dem Ansätze j1 des
Armes I1 in Berührung
und hebt diesen gerade so weit, als nöthig ist, um die Schraube h2 frei zu machen, aber
ohne noch i in Thätigkeit zu bringen; i wird erst durch die Rücklaufstange J (Fig. 11, 13 und 16) in folgender Weise
zum Eingriff mit I2
gebracht. Wenn man die Welle k3 (Fig. 16) in der Richtung
des Pfeiles dreht, mittels des Scheibchens j3, so stöſst der Daumen k2 mit der ersten, weniger vortretenden seiner beiden
Erhöhungen gegen den Ansatz k1 der Stange J und versetzt sie in
Schwingung, so daſs ihr Rand j4 zunächst, durch die breiten Köpfe I der Schrauben h, das
Gestell der Platten gerade um so viel dreht als erforderlich ist, um ihren Stift vom
Phonogramm abzuheben; hernach hebt er i so weit, daſs
die Mutter h2 frei
wird, ohne i mit I2 in Eingriff zu bringen, und bei fortgesetzter
Drehung hebt endlich der Daumen mittels seines gröſseren Vorsprunges die Mutter i so weit, daſs sie vollständig mit der Schraube I2 in Eingriff
kommt.
Die Rücklaufstange J kann auch mittels des Fuſses durch
den Fuſstritt J1 und
den Hebel m (Fig. 13 und 16) bewegt
werden. Für gewöhnlich hält die Feder k4 die Stange J unten,
wie in Fig.
15.
Die Skala K (Fig. 11 und 13) gestattet,
die Platten jederzeit in eine bestimmte Lage einzustellen.
In Fig. 16
sieht man bei L den Glätter, der die Oberfläche glatt
macht.
Fig. 11 und
12 lassen
erkennen, wie der Elektromotor M mittels des Riemens
n1
n2
n3 die Rolle E auf der Welle V des
Phonographen in Umdrehung versetzt. Die Schraube c
(Fig.
11), die am Gestell A festsitzt, verschiebt
dieses auf B, indem sie sich gegen den Anschlag c1 stemmt, und spannt
so den Riemen.
Der Elektromotor hat einen Gramme'schen Ring und läuft
in einem Achatlager, das durch das Rohr N2 geölt wird; der Ring ist an seiner Achse durch
drei Holzscheiben befestigt, in denen sich die Faserrichtung kreuzt.
Der Centrifugalregulator P enthält zwei Kugeln, die beim
Auseinandergehen zwei Federn spannen und durch diese den Muff P3 heben. Sobald der
Muff die beiden neben einander liegenden und gegen einander isolirten Federn r1 und r2 berührt, schlieſst
er den dem Motor zugeführten Strom, der beständig durch die vier Pole besitzenden
Feldmagnete des Motors geschlossen bleibt, durch einen Elektromagnet, welcher jetzt
seinen Anker anzieht und dadurch den Stromweg durch den Ring abbricht. Die durch die
Schraube Q2 regulirbare
Neigung des Armes Q bestimmt den Augenblick, wo P3 mit r1 und r2 in Berührung tritt,
und dadurch die gröſste zulässige Umlaufsgeschwindigkeit. Der Elektromagnet von
groſsem Widerstände ermöglicht eine genauere und empfindlichere Regulirung, als der
Regulator P unmittelbar beschaffen könnte (Revue industrielle vom 21. September 1889 * S.
373).