Titel: | F. Heller's elektrischer Wasserstandszeiger. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 420 |
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F. Heller's elektrischer
Wasserstandszeiger.
Mit Abbildungen.
Heller's elektrischer Wasserstandszeiger.
In Uhland's Technischer Rundschau, 1889 * S. 225, ist
ein elektrischer Wasserstandszeiger beschrieben, in welchem Friedrich Heller in Nürnberg die Vorzüge zweier Arten solcher
Wasserstandszeiger zu vereinigen strebt. Vgl. auch * D. R. P. Kl. 13 Nr. 48013 vom
2. Februar 1889.
Bei der einen Art erfolgt ein Stromschluſs, so oft das Wasser einen gewissen
Höhenabschnitt übersteigt oder verläſst, und es geht in Folge dessen der Zeiger des
Empfangsapparates um einen Theilstrich vor- oder rückwärts; dabei zeigen sich gar
nicht selten Ungenauigkeiten, indem bei Auftreten irgendwelcher Zufälle, besonders
bei Gewittern, der Zeiger leicht einen falschen Sprung macht. Dadurch ergeben sich
fehlerhafte Angaben, welche oft nur zufällig entdeckt werden und sich oft lange
fortschleppen, unter Umständen sogar addiren.
Bei der anderen Art wird vor jeder Angabe der Zeiger auf 0 eingestellt; dabei werden
die Schwankungen des Wasserspiegels nur in bestimmten Zeiträumen, etwa alle 15 oder 30 Minuten,
angegeben, auch ist ein solcher Controlapparat von einem Uhrwerke abhängig, welches
regelmäſsig aufgezogen werden muſs. Weiter wird die Batterie zwecklos beansprucht,
wenn der Wasserstand sich längere Zeit nicht ändert, und endlich wird die Meldung
viel zu spät erfolgen, wenn in dem Zeitraume zwischen zwei regelmäſsigen Angaben ein
Rohrbruch oder anderer Unfall ein auſsergewöhnlich schnelles Sinken des
Wasserspiegels veranlaſst.
Bei Heller's Wasserstandszeiger kehrt wie bei der
letztangeführten Art der Zeiger nach jeder Angabe auf die Nullage zurück, und
andererseits erfolgen die Anzeigen selbsthätig, so oft der Wasserspiegel um ein
gewisses Maſs gestiegen oder gefallen ist. Der Betrieb geschieht vollständig mit
Arbeitsstrom. Die Einrichtung des Heller'schen
Wasserstandszeigers läſst sich am besten aus einer schematischen Darstellung des
Apparates entnehmen: Fig. 1 zeigt den Empfangsapparat
mit dem Zeigerwerke, Fig. 2 das den Geber bildende
Contactwerk.
Fig. 1., Bd. 274, S. 420
Bei dem Zeigerapparate (Fig. 1) sitzen das Zahnrad S, die Rolle r und der
Zeiger Z auf einer Welle in starrer Verbindung mit der
letzteren. Der Ankerhebel X steht unter dem Einflüsse
zweier polarisirter Magnete, von denen der eine (M1) nur auf negative, der andere (M2) nur auf positive
Ströme anspricht. Ein über die Rolle r gehängtes
Gewicht g strebt das Zahnrad stets in Eingriff mit
jenem Ankerhebel zu halten. Wird nun M2 magnetisch, so bewegt der Hebel X, während er sich dem Elektromagnete M2 nähert, das Rad S um einen Zahn vorwärts. Letzteres führt das Gewicht
g in seine Nullstellung zurück, sobald darauf M1 magnetisch wird. An
Stelle der polarisirten Elektromagnete würden sich natürlich auch zwei gewöhnliche
Elektromagnete entweder mit einem polarisirten Relais, oder am besten wohl in zwei
Leitungen anwenden lassen.
Nicht so einfach ist das Contactwerk (Fig. 2); es
besteht zunächst aus einer runden, metallenen Scheibe C, welche zur Hälfte auf ihrem Rande mit Zähnen versehen ist, während die
nicht gezahnte Hälfte einen um die Zahnhöhe kleineren Halbmesser hat. Je nachdem das
Wasser steigt oder fällt, bewirkt der nebst seinem Gegengewichte q an der Kette K hängende
Schwimmer mittels der Zahnradübersetzung W eine Drehung
der Contactscheibe C in dem einen oder anderen Sinne.
Der Anschaulichkeit halber ist in Fig. 2 die
Contactscheibe doppelt gezeichnet, und zwar einmal im Schnitte, einmal in Ansicht.
Die beiden über einander
gezeichneten Skizzen von C müſsten sich also eigentlich
decken.
Der in der oberen Darstellung ersichtliche, isolirt angebrachte Halbring R verdeckt einen Theil des Randes von C; bei geleertem Behälter, wenn der Schwimmer am
tiefsten steht, befindet sich die Zahnreihe ganz hinter diesem Halbringe versteckt.
Steigt das Wasser um eine bestimmte Höhe, etwa um 10cm, so erhält das Räderwerk W eine solche
Drehung, daſs ein einziger Zahn z links hinter dem
Halbringe R sichtbar wird. Bei jedem weiteren Steigen
des Wassers um 10cm tritt ein weiterer Zahn hinter
dem Ringe vor, so daſs die sichtbare Anzahl derselben die Standhöhe in Vielfachen
von 10cm angibt.
Fig. 2., Bd. 274, S. 421
Um die Achse der Scheibe C dreht sich ein mit der Erde
E verbundener Contactarm A, welcher am Ende eine Schleiffeder F trägt
und durch ein Laufwerk mit Gewicht- oder Federbetrieb bewegt wird, und zwar macht
derselbe jedesmal eine Umdrehung in der Richtung des gezeichneten Pfeiles, so oft
das Laufwerk ausgelöst wird. Der Deutlichkeit halber ist letzteres in der Skizze
nicht angegeben. Nach einem solchen Umgange nimmt A wieder die gezeichnete
Stellung ein. Hat sich A so weit gedreht, daſs die
Feder F den Ring R
verläſst, so schleift F auf den vorgetretenen Zähnen
z der Scheibe C und
stellt ebenso viele Contacte her. Bevor die Contactfeder den Ring verläſst, gleitet
sie über das Metallstück K1 und entsendet dadurch von der links Hegenden Hälfte der Batterie B einen negativen Strom durch die Leitung L nach dem Empfangsapparate, so daſs sich der Zeiger
auf 0 stellt. Die in der Folge stattfindenden Stromschlüsse aus der aufrechten
Hälfte von B bewirken, daſs der Zeiger sich wieder um
ebenso viele Theilstriche vorwärts bewegt, als Zähne in dem Bereiche der Feder F liegen. Danach verharrt der Zeiger in seiner Stellung
bis zur nächsten Auslösung des Armes A.
Die Auslösung geschieht mittels eines Elektromagnetes m
in folgender Weise: Auf der gleichen Welle mit dem unmittelbar von dem Schwimmer
bewegten Rade s befindet sich die in Fig. 2 nebenbei gezeichnete Schleiffeder f1, welche über der
Fläche einer festen Scheibe H gleitet. So oft das
Wasser um den festgesetzten Betrag gestiegen oder gefallen ist, kommt die
Contactfeder über ein neues der auf der Scheibe im Kreise angeordneten
Metallplättchen. Diese sind, wie in Fig. 2 durch eine
ausgezogene und eine gestrichelte Linie angedeutet ist, in zwei Gruppen mit einander
leitend verbunden, so zwar, daſs immer ein Contactplättchen der einen Gruppe mit
einem solchen der anderen abwechselt. Dieselbe Anordnung haben die zwei Gruppen
Contactplättchen auf der festen Scheibe J, worauf die
Feder f2 schleift. Die
entsprechenden, schwarz und weiſs angedeuteten Contacte der beiden Scheiben H und J stehen durch die
Drähte u und v mit
einander in leitender Verbindung. Die Feder f1 wird dem Steigen oder Fallen des Wassers
entsprechend in beiden Richtungen, die Feder f2 dagegen durch den Elektromagnet e nur in einer Richtung bewegt.
Die Wirkungsweise dieser Einrichtung ist nun leicht verständlich. Es möge z.B. ft auf einem der
schwarz, f2 auf einem
der weiſs gezeichneten Plättchen ruhen. Beim Steigen des Wassers um 10cm kommt die Feder f1 auf das nächstfolgende, weiſs
gezeichnete Plättchen. Dies hat die Schlieſsung der Batterie b, sowie die gleichzeitige Erregung des Elektromagnetes m zur Folge und es geht dabei der Strom vom + Pol aus
über 1, 2, 3, 4, m, f1,
v, f2, a, 6 zurück zum – Pol. So oft das Wasser um den
bestimmten Betrag steigt oder fällt, wiederholt sich dieser Vorgang und ebenso oft
löst der Elektromagnet m den Arm A aus. Nun würde aber bei längerem Stillstande des
Wassers die Feder f1
lange Zeit auf dem Plättchen stehen bleiben, und es würden dadurch nicht nur die
Batterien b und B
übermäſsig beansprucht, sondern auch das Laufwerk nicht mehr arretirt und frühzeitig
ablaufen und endlich der Zeiger des Empfangsapparates in eine fortwährende Hin- und
Herbewegung gerathen, die eine bequeme Beobachtung verhindert, Um dies zu vermeiden, muſs die
Uebereinstimmung in den zwei Contactsystemen H und J wieder aufgehoben werden. Dies geschieht auf folgende
Weise: Nachdem m das Laufwerk ausgelöst hat, beginnt
A seine Bewegung und die Feder F schleift nach kurzer Zeit auf dem Contactstücke K2, wodurch ein Strom,
vom + Pol der Batterie b aus, über 1, 2, 3, 4, 5, zum Contactarme A, Contactstück K2, 7, 8, durch e
über 6 zurück zum – Pol gesendet wird. Dabei wird der
Elektromagnet e erregt und dreht das Zahnrädchen a um einen Zahn weiter und mit diesem die auf derselben
Achse mit a sitzende Feder f2 auf das nächste schwarz gezeichnete
Plättchen der Scheibe J, so daſs die ganze Leitung für
b wieder stromlos wird, bis durch die Schwankungen
des Wasserspiegels die Feder f1 ebenfalls wiederum auf ein schwarz gezeichnetes
Contactplättchen kommt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Natürlich könnten statt
der Federn f1 und f2 auch die Scheiben
H und J mit ihren
Contactplättchen beweglich und dafür die Federn feststehend sein. Auch laſst die
Anordnung der Batterien und die Schaltungsweise des Ganzen verschiedene, das
Grundwesen der Erfindung nicht beeinflussende Abänderungen zu. In Wirklichkeit wird
nur mit einer einzigen Batterie gearbeitet.
Der Zeiger des einfachen Apparates wird nach den gegebenen Erklärungen jedesmal,
sobald das Wasser um 10cm gestiegen oder gesunken
ist, zunächst plötzlich auf 0 gehen, um gleich darauf sprungweise von Strich zu
Strich wieder vorzurücken, bis der dem jeweiligen Wasserstande entsprechende
Theilstrich erreicht worden ist.
Die Bedienung des Apparates besteht in einem gelegentlichen Aufziehen des den Arm A treibenden Laufwerkes. Die Auslösung desselben kann
1150 mal geschehen, ehe das Laufwerk von Neuem aufgezogen zu werden braucht. Wenn
demnach z.B. ein Behälter von 3m Höhe vorhanden
ist und der Unterschied zwischen höchstem und niedrigstem Wasserstande
durchschnittlich täglich 1m beträgt, so wird das
Laufwerk etwa 57 Tage gehen, ohne aufgezogen werden zu müssen, wenn die Anzeigen von
10 zu 10cm erfolgen. Es genügt demgemäſs ein
wöchentliches Aufziehen mehr als vollkommen, und sollte dies einmal vergessen
werden, so wird trotzdem noch lange keine Störung eintreten.
Das Zeigerwerk kann auch noch mit einer selbsthätigen Registrirvorrichtung verbunden
werden. Auf der Welle des Zeigers befindet sich zu diesem Zwecke ein Zahnrad,
welches die Bewegungen des Zeigers auf eine Zahnstange überträgt. Letztere steht mit
einem Schreibhebel in Verbindung, welcher die Schwankungen des Wasserstandes mit
rother Tinte auf ein über eine Messingtrommel gespanntes Papier aufzeichnet. Auf
solche Weise erhält man eine fortdauernde Controle, die namentlich bei Nachtzeit
Annehmlichkeiten bietet. Bei diesem Apparate besteht die Bedienung in einem
wöchentlichen Aufziehen der Uhr, welche die Messingtrommel bewegt und in einem
täglichen Neubespannen der letzteren mit dem Diagrammblatte.
Die Batterie arbeitet immer nur kurze Zeit, und zwar nur dann, wenn die Aenderung des
Wasserstandes um 10cm stattgefunden hat. In Folge
dessen stellen sich die Unterhaltungskosten der Batterie sehr niedrig. Heller verwendet als Stromerzeuger Leclanché- oder
Trockenelemente. Bemerkt sei schlieſslich noch, daſs sich mit der elektrischen
Leitungsanlage für das Heller'sche System
Telephonapparate verbinden lassen, ohne daſs neue Drähte gelegt zu werden
brauchen.