Titel: Düngerstreumaschinen; von H. Grundke, Ingenieur in Berlin.
Autor: H. Grundke
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, S. 55
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Düngerstreumaschinen; von H. Grundke, Ingenieur in Berlin. Mit Abbildungen auf Tafel 4. Grundke, Düngerstreumaschinen. In den letzten Jahren sind bedeutende Fortschritte sowohl in den Versuchen der Düngmittel als auch der Maschinen zum Streuen derselben gemacht worden; wohl nach beiden Richtungen ist das zielbewuſste Vorgehen der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft von dem besten Einfluſs gewesen. In der vorliegenden Betrachtung interessirt uns nur das Neue in den maschinellen Einrichtungen. Die im Jahre 1888 in Breslau von der oben genannten Gesellschaft vorgenommene Prüfung von Düngerstreuern hatte die Aufmerksamkeit besonders auf die Schloer'sche Maschine gelenkt, indem die Preisrichter dieser Maschine den ersten Preis zuerkannten und das Urtheil abgaben, daſs diese Maschine von den zur Prüfung gestellten (16 Stück) die einzige war, welche mit vollkommener Sicherheit durch eine Drehprobe an der stehenden Maschine das Einstellen auf jede Düngermenge so genau gestattete, als es bei dem Unterschiede zwischen zwei auf einander folgenden Zahnräderpaaren möglich ist. Dieser günstige Erfolg bewirkt, daſs dasselbe System, welches der Schloer'schen Maschine zu Grunde liegt, von verschiedenen anderen Fabrikanten ebenfalls ausgebildet worden ist, wobei dabei aber mit mehr oder weniger Glück die Fehler derselben zu vermeiden gesucht wurden. Schloer hatte sich vor etwa 5 Jahren seine Maschine patentiren lassen (D. R. P. Nr. 34385 vom 26. Juli 1885). Bei derselben wurde das Ausströmen des Düngermaterials nicht mehr von dem Gewicht desselben bedingt, wie es die meisten früheren Constructionen aufweisen. Es hatte sich herausgestellt, daſs der einfach niederfallende, bezieh. nachrutschende Dünger nicht mit der erforderlichen Gleichmäſsigkeit zum Austritt gelangen konnte, denn entweder war das Material zu trocken und fein, dann fiel dasselbe beim Stillstande der Maschine durch den meist am tiefsten Punkte des Vorrathskastens angeordneten Schlitz heraus, oder es war klumpig und zäh, so verstopfte es die Austrittsöffnung. Das Nachfallen des Düngers wurde daher gänzlich unabhängig vom Gewicht dadurch gemacht, daſs die ganze Düngermenge im Kasten durch den Kastenboden gleichmäſsig abgehoben und einer rotirenden Streuwalze zugeführt wurde, welche das zugeführte Material nach hinten abwarf. Die Bewegung wurde dabei von einem Fahrrade aus abgeleitet. An der Vorderwand des Kastens, welche mit dem Kasten fest verbunden war, waren Zahnstangen angeordnet, in welche geeignete Wechselräder eingriffen. Es tritt dabei allerdings ein Fehler auf, der besonders am Anfang einer Kastenfüllung die Aussaat unregelmäſsig macht. Es muss nämlich die Oberfläche des frisch gefüllten Kastens in gewissem Grade sorgfältig ausgeglichen werden, weil sonst die Streuwalze nur an den höchsten Punkten den Dünger trifft und auswerfen kann, während an den tiefsten Stellen ein Streuen überhaupt nicht stattfinden würde. Ein gleichmäſsiges Ausstreuen wird also erst dann angenommen werden können, wenn sich die Walze in eine halbcylindrische Mulde des Düngers eingearbeitet hat. Da die Stacheln der Walze nahe an einander sitzen, werden Erschütterungen während der Fahrt nicht erhebliche Unregelmäſsigkeiten durch Einwerfen dieser Mulde veranlassen. Wenn man dabei bedenkt, dass eine Kastenfüllung nur alle 3 – 4 Stunden erforderlich ist und in diesen Zeiträumen nur am Anfange Streufehler auszugleichen sind, so kann man schon mit diesem Fortschritte zufrieden sein, da doch bei den meisten anderen Maschinen Streufehler während der ganzen Fahrt in Kauf genommen werden müssen. Die Zugkraft stellt sich dabei natürlich etwas hoch, was auf die Bewegung des Kastens entfällt, nämlich auf 26,7k für das Meter Arbeitsbreite, während sich das Geringste (Dehne) auf 12,4k stellte. Dieselben Beobachtungen wurden bei einem Conkurrenzstreuen im Oktober 1889 in Sudbrake bei Bielefeld gemacht. In beiden Fällen stellte sich die berechnete Tagesleistung auf 5 – 5,8ha in 10 Stunden. Auch der Preis stellt sich gegenüber den einfacheren, sogen. Schlitzmaschinen höher, derselbe beläuft sich auf etwa 350 Mark, während jene ungefähr 120 – 210 Mark kosten. W. Siedersleben und Co. in Bernburg veränderte den Antrieb an dieser Maschine, indem er statt der Zahnstange eine Sehraube ohne Ende (Fig. 1) anwendete, welche von den Laufrädern der Maschine aus mittels Zahnräderübersetzung, der Welle k und dem Schneckengetriebe d, angetrieben wird. Der Zweck dieser Veränderung ist darin zu suchen, den unvermeidlichen todten Gang beim Zahnstangenantrieb mit in diese eingreifende Zahnräder zu umgehen und eine langsamere Bewegung des aufsteigenden Düngerkastens zu ermöglichen. Die Schraubenspindeln s greifen bei ihrer Drehung in die Räder t, die hier also die Stelle der Mutter vertreten. Um dies aber zu erreichen, ist die Welle i durch Sperrrad und Klinke festgestellt. Beim Beginn des Ausstreuens ist auch hier eine Regulirung nöthig, bis die Streuwalze sich eine concave Bahn gearbeitet hat. Das geschieht von Hand und zwar durch einen auf der Welle i lose sitzenden Handhebel, an welchem eine Schubklinke sitzt, die in das oben erwähnte Sperrrad eingreift. Dadurch wird die Welle i nach oben gedreht, die Schraubenräder t wälzen sich dabei an den feststehenden Spindeln s wie an einer Zahnstange hinauf und heben den Boden f auf die erforderliche Höhe. Alsdann wird das weitere Heben des Bodens, wie oben angegeben, eingeleitet. Soll der Kastenboden nach Erschöpfung des Inhalts wieder abwärts bewegt werden, so löst man die Sperrklinke, welche die Welle i feststellt, aus, und der Boden geht durch seine eigene Schwere abwärts (D. R. P. Nr. 41445 vom 5. Oktober 1886). Das sorgfältige Ausgleichen der Düngeroberfläche im Kasten beim Anfange des Ausstreuens bleibt bei diesen beiden Constructionen immerhin ein Nachtheil, wenn dieser auch, wie oben gezeigt wurde, nicht allzu hoch anzuschlagen ist. C. Naumann in Schlettau (Sachsen) vermeidet diesen Mangel oder verringert ihn wenigstens wesentlich, indem er die Ausstreuwalze nicht mehr anwendet, sondern das Abstreichen durch ein mit Leisten p besetztes Tuch ohne Ende o bezieh. Gummiriemen bewirken läſst. Es ist hierdurch also nur ein ebenes Abgleichen nothwendig, das leichter und ohne wesentlichen Zeitverlust ausgeführt werden kann (D. R. P. Nr. 46628 vom 29. Mai 1888). Im Uebrigen ist auch die Construction insofern geändert, als die beiden Längswände des Kastens fest bleiben, es ist also nicht mehr nothwendig, die Hinterwand mit dem Boden hochzuheben. Dadurch wird neben der Erhöhung der Festigkeit des ganzen Maschinengestells auch eine Arbeitsverringerung für das Heben des Kastens erreicht. Auch Naumann wendet Schraubenspindeln c an (Fig. 2 und 3), die er aber zweckmäſsig direkt unter dem Kastenboden b anordnet und durch die Welle g und die conischen Räder df ebenfalls von einem Fahrrade aus antreiben läſst. Noch eine wesentliche Verbesserung ist hierbei anzugeben. Bei der Schlör'schen Maschine muſste der Führer sorgfältig darauf achten, daſs er den Kastenboden bei fast geleertem Kasten nicht zu hoch steigen läſst, um zur rechten Zeit den Antrieb zur Vermeidung von Beschädigungen auszurücken. Dieser gefährliche Zeitpunkt wird zwar durch ein in die Höhe springendes Täfelchen mit dem Worte. „Halt“ angezeigt, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daſs dieses Warnungszeichen übersehen wird. Bei der Naumann'schen Maschine ist diese Gefahr dadurch umgangen, dass die Spindeln c überhaupt nur so weit mit Gewinde versehen sind, als das Heben ohne Gefahr geschehen kann; darüber hinaus wird demnach auch ohne Ausrücken des Antriebes ein weiteres Heben des Bodens nicht stattfinden können. Die Regulirung von Hand geschieht durch das Handrad h und das conische Rad n. Leider war diese Maschine bei der Breslauer Concurrenz in noch unfertigem Zustande eingegangen, so daſs eine Prüfung derselben nicht stattfinden konnte. Eine gewisse Aehnlichkeit zeigt die etwas spätere Amerikanische Maschine von Charles Greaves in Mount Lebanon (Amerikanisches Patent Nr. 399399 vom 21. August 1888). Auch bei dieser greift der hebende Maschinentheil (hier wieder eine Zahnstange) direkt unter dem Kastenboden an und als Abstreichorgan dient das zweckmäſsigere Tuch ohne Ende. Als ein Vortheil könnte vielleicht hier der Umstand angesehen werden, daſs die Länge des Vorrathskastens in verschiedene Abtheilungen eingetheilt iſt, also auch der Kastenboden in ebenso viele Böden zerfällt, man hat dadurch die Belastung und die gleichmäſsige Bewegung des einzelnen Theils besser in der Hand. Auch diese Maschine hat, wie die erwähnte Naumann'sche, die Gefahr vermieden, daſs durch den seitlichen Angriff an dem Boden ein Ecken und in Folge dessen eine schlechte Führung desselben entsteht. Naumann hat noch eine weitere Maschine construirt(D. R. P. Nr. 49396 vom 22. Juli 1888), die wohl den einen Vorzug seiner ersten Maschine beibehält, das eigentliche Ausstreuorgan, das über zwei Wellen laufende Tuch ohne Ende, bei welcher aber das zu hebende todte Gewicht wieder insofern erhöht wird, als nunmehr der ganze Kasten bewegt werden muſs; allerdings findet hier nur ein Drehen des Kastens A und zwar um die Fahrradachse B (Fig. 4) statt. An den Stirnwänden des Kastens sind die Schneckenradsegmente a, welche durch den aus der Zeichnung ersichtlichen Rädermechanismus angetrieben wird. Die Aufwärtsbewegung des Troges wird auch bei dieser Maschine selbstthätig begrenzt und zwar geschieht dies durch folgende Einrichtung. Die zum Bewegungsantriebe gehörende stehende Welle F ist unten in einem Kugellager und oben in einem Halslager d geführt, welches letztere zwischen den Bügelarmen e des Gestelles verschiebbar ist. Bei fast geleertem Troge hebt die Nase f des Segmentes a den Kopf g der Klinke G aus, welche durch Eingreifen in Nuthen des Bügels e das Lager in einer solchen Stellung hält, daſs das Segment a mit seinem Getriebe in richtigem Eingriff steht. Sobald g aus den Nuthen ausgehoben ist, wird das Lagerstück d und mit ihm die Welle F durch Federkraft zurückgeschnellt und der Eingriff der Schnecke in das Segment aufgehoben. Der Trog A fällt mithin von selbst in seine Anfangsstellung zurück. Das Ausrücken kann bei jeder beliebigen Hubstellung vermittels eines Druckes auf den Handgriff der Klinke G herbeigeführt werden. Drückt man die Welle F wieder nach vorwärts, so legt sich g wieder über die Arme e und die Arbeit beginnt von Neuem. Die Erkenntnis, daſs bei diesem System zur Verringerung der Zugkraft vor allem das zu hebende todte Gewicht des Kastens nach Möglichkeit herabgesetzt werden muss, scheint Naumann noch zu einer dritten Construction (D. R. P. Nr. 43745 vom 19. Juni 1887) veranlaſst zu haben, welche gegenüber der zuletzt beschriebenen in dieser Richtung auch einen wesentlichen Vortheil zeigt. Die Verbesserung besteht darin, daſs der ganze Düngerkasten fest bleibt und dass das Streumaterial durch ein im Kasten angeordnetes Tuch G (Fig. 5 u. 6), welches zur Aufnahme des Düngers dient, angehoben wird. Hier tritt nun aber wieder die Schwierigkeit auf, daſs die gleichmäſsige Bewegung des Tuches nicht so leicht ausgeführt werden kann. Zu diesem Zwecke ist folgende Einrichtung getroffen worden. Das Tuch G ist mit Drahtseilen B verbunden, welche über Leitrollen laufen und zu der auf der horizontalen Schraubenspindel E sitzenden Mutter D geführt sind. Diese Mutter ist derartig auf der Spindel angebracht, daſs sie sich nicht drehen kann, sondern bei Drehung der Spindel verschoben wird, wodurch ein Anziehen der Drahtseile erfolgt und das Heben des Tuches bezieh. des Düngers bedingt wird. Der nach oben gehobene Dünger wird auch hier von einem Tuche ohne Ende abgestrichen. Sobald das Tuch in seine höchste Stellung gelangt ist, ist die Mutter D aus dem Gewinde der Spindel herausgetreten, so daſs auch hier ein besonderes Ausrücken nicht nothwendig ist. Wenn die tiefste Stellung des Tuches, also die Stellung zum Füllen des Kastens, herbeigeführt werden soll, so wird die zweitheilig hergestellte Mutter auseinander geklappt und in Folge dessen auſser Eingriff mit dem Gewinde der Spindel E gebracht, worauf eine freie Bewegung des Tuches nach unten stattfinden kann. Als einen Vorgänger des Schlör'schen Düngerstreuers kann man eine Maschine von Carl Florstedt in Eisleben ansehen (D. R. P. Nr. 41768 vom 10. Februar 1887). Auch bei dieser wird das Niederfallen des Düngers von der Schwere desselben unabhängig gemacht. Der Kastenboden ist aber nicht in der Höhe verschiebbar, sondern derselbe wird durch ein schräg nach oben laufendes Gummituch ohne Ende B (Fig. 7) dargestellt, welches das Anheben des Materials übernimmt. Die Entlastung des Tuches durch den darauf ruhenden Dünger kann durch dachartig geformte Bretter (in der Figur nicht gezeichnet) herbeigeführt werden. Um das Anheben des Düngers aber zu sichern, ist nach einer anderen Construction des Erfinders das Tuch mit winkelförmigen Leisten besetzt, in deren Zwischenräumen sich der Dünger einlegt. Um nun auch bei demselben Uebersetzungsverhältniſs der Antriebsräder auch die Ausstreuungen verändern zu können, werden diese Zwischenräume durch Einsatzstücke in ihrem Inhalt verändert. Zweifelhaft bleibt es allerdings sehr, ob diese Art der Regulirung der Aussaatmenge praktisch ist, denn es muſs bei landwirthschaftlichen Maschinen die Regel bestehen bleiben, daſs Veränderungen an denselben, die von den Landwirthen selbst vorgenommen werden müssen, wie die Regulirung der Aussaatmenge es doch immer bleiben muſs, durch möglichst wenige und durch möglichst einfache Theile bewerkstelligt werden muſs. Da die Maschine aber verschiedene neue Hilfsmittel vorführt, dürfte ihre Besprechung nicht uninteressant sein. Der Erfinder setzt voraus, daſs der Dünger stets so nachsinken wird, daſs sich die genannten Zwischenräume stets ganz anfüllen. Die Möglichkeit wird auch bei den trockenen Düngersorten vorhanden sein, weil genügend freier Zutrittsraum gegeben werden kann, er will sich nur gegen Ueberfüllen derselben schützen und ordnet zu diesem Zwecke ein entgegengesetzt laufendes Tuch ohne Ende D an, welches die Dicke der auf dem Zubringertuche B lagernden Schicht stets gleich erhalten soll. Die Walze g dieses Zurückbringers ist dabei noch in der Höhe verstellbar, um auch hierdurch unabhängig von der vorher angegebenen Regulirung eine zweite zu erreichen. Das hochgenommene Material fällt nicht direkt auf den Acker, sondern wird durch geeignete Kanäle nach einem tiefer angeordneten Streuteller F geführt, und da das Auffallen desselben nur an derselben Stelle des Tellers stattfindet, so wird das Streuen nur nach einer Seite und möglichst gleichmäſsig für das gewählte Vertheilungsorgan stattfinden.

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