Titel: | Ueber die analytische Bestimmung der wesentlichen Bestandtheile des metallischen Wolframs, Ferrowolframs und Wolframstahles, sowie des Ferrochroms und Chromstahles, unter theilweiser Zugrundelegung neuer Aufschlussverfahren; von Alfred Ziegler. |
Autor: | Alfred Ziegler |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 91 |
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Ueber die analytische Bestimmung der wesentlichen
Bestandtheile des metallischen Wolframs, Ferrowolframs und Wolframstahles, sowie des
Ferrochroms und Chromstahles, unter theilweiser Zugrundelegung neuer
Aufschluſsverfahren; von Alfred Ziegler.
(Nachtrag zu S. 513 Bd. 274.)
Analyse von Wolfram und Wolframverbindungen.
Während Drucklegung meines Aufsatzes in dieser Zeitschrift gelang es mir noch auf
folgende verhältniſsmäſsig rasche Weise das Chrom in den benannten Substanzen zu
bestimmen:
0g,5 des gepulverten und gebeutelten Ferrochroms
bezieh. 5g des gebohrten und möglichst
zerkleinerten zu untersuchenden Chromstahles werden in einen Platintiegel bezieh.
eine Platinschale eingetragen, welche Gefäſse etwa zur Hälfte mit vorher
geschmolzenem chemisch reinem Natriumbisulfat angefüllt sind. Man schmilzt nun
vorsichtig bei niederer Temperatur und aufgelegtem Deckel etwa 2 bis 3 Stunden so,
daſs die Masse immer in Fluſs bleibt. Nach Erkalten der Schmelze löst man in heiſsem
Wasser und trennt den grünlichgelben Rückstand durch Filtriren unter Absaugen (Piccard'sche Schleife) von der meist grün gefärbten Lösung.
Letztere in einem etwa 1l fassenden Kolben befindliche Flüssigkeit kocht man längere Zeit mit 10
bis 20cc der schon erwähnten Lösung von
unterphosphorigsaurem Natron, bis alles Eisen desoxydirt ist. Nun setzt man einen
geringen Ueberschuſs aufgeschlemmten reinen
Zinkoxydes zu, schüttelt öfter um, läſst absetzen (die Flüssigkeit muſs ungefärbt
sein) und filtrirt schnell mit Saugfilter ab. Das alles Chrom enthaltende Zinkoxyd
löst man auf dem Filter mit heiſser verdünnter Salzsäure in den Kolben, in welchem die Zinkoxydfällung vorgenommen wurde. Den
Schmelzrückstand kann man mit der erwähnten
Salpeterschmelze (C) 2mal aufschlieſsen und die Schmelzlösungen zur Chrom
enthaltenden Zinkoxydlösung filtriren. Man dampft nun zur Trockne ab (SiO2-Abscheidung), erwärmt mit verdünnter Salzsäure und
filtrirt.
Das Filtrat, welches noch geringe Mengen Eisen enthält, wird 2mal mit Ammoniak
gefällt, um das meiste Zink zu entfernen, der Chromniederschlag geglüht, zur
Reinigung mit Salpeterschmelze aufgeschlossen und schlieſslich 2mal mit Ammoniak
gefällt und als reines Chromoxyd bestimmt. Statt den ersten Schmelzlösungsrückstand
aufzuschlieſsen, kann man denselben auch einige Zeit mit concentrirter Salzsäure
erwärmen, zur Trockne verdampfen (SiO2-Abscheidung),
mit verdünnter Salzsäure aufnehmen, filtriren, auswaschen und im Rückstande die
Kieselsäure mit Fluorammon bestimmen. Natürlich ist der von der
Kieselsäurebestimmung etwa bleibende Rest auf Chrom mittels Schmelze zu prüfen. Die
salzsaure Lösung des ersten Schmelzrückstandes kann zweckmäſsig zum Auflösen des
Zinkoxydniederschlages benutzt werden. Es ist dann aber selbstverständlich eine
zweite Entfernung des Eisens bezieh. Mangans aus der Lösung (nach Reinhardt) erforderlich, und gewährt diese Ausführung
nur den Vortheil, daſs man nicht mit getrennten und doch zusammengehörigen Lösungen
zu arbeiten genöthigt ist. Das Verfahren an sich empfiehlt sich jedoch neben seiner
Kürze besonders auch dadurch, daſs Platintiegel hierbei gar nicht angegriffen
werden. Obwohl diese Methode auch zur Bestimmung von Chrom in Chromstahl angewendet
werden kann, so empfiehlt sie sich doch besonders für die Ferrochromanalyse, da, wie
oben erwähnt, Chromstahl sich ebenso leicht durch Salzsäure zersetzen läſst. Das bei dieser Methode
verwendete Ferrochrom enthielt etwa 44 Proc. Cr.
Ich bezweifle jedoch nicht, daſs sich auch höher procentige Eisenchromlegirungen in
gebeuteltem Zustande auf eben angegebene Weise analysiren lassen.
Zum Schlusse seien noch einige Beispiele als analytische Belege zu meiner Arbeit
angeführt:
1) Wolfram.
Der Rückstand der Natrimnitratschmelzlösung war
bei
Probe
I
16
Proc.
„
„
II
0,84
„
der angewandten Substanz.
Aus der Schmelzlösung durch Salpetersäure ausgefällte Wolframsaure enthielt noch 0,23
Proc. der vorhandenen Kieselsäure.
Ein durch Ammoniak gut ausgewaschenes Filter, durch das die (hydratische)
Wolframsäure gelöst worden war, enthielt noch 0,8 Proc. der Gesammt-WO3.
Durch Quecksilbernitrat wurde in dem durch Auswaschen der Wolframsäure mit
Ammonnitrat und etwas Salpetersäure in Wasser erhaltenen Filtrat noch 0,24 Proc. der
Gesammt-WO3 gefällt,
Die durch Schwefelsäure aus der Salpeterschmelze abgeschiedene WO3 auf Wo berechnet blieb hinter dem Mittel der durch
Salpetersäure abgeschiedenen WO3 auf Wo berechnet
nur um 0,2 Proc. zurück.
Die aus metallischem Wolfram mittels der Natriumbisulfatmethode abgeschiedene WO3 blieb hinter dem Mittel der
Salpetersäureabscheidung auf Wo berechnet um 0,8 Proc. zurück.
2) Chrom.
Von Ferrochrom blieb 46 Proc. wasserunlöslicher Schmelzrückstand beim Schmelzen mit
Natriumnitrat. Die erwähnte Schmelze C zersetzt weit besser. Die Legirung war in
diesem Falle nur fein gepulvert und gesiebt; nicht gebeutelt.
Auf die gewöhnliche Weise mit Salpetersäure und Schwefelsäure behandelter Chromstahl
enthielt bei der Kieselsäure noch 8 Proc. des vorhandenen Cr und 16 Proc. des
vorhandenen Mn.
Die auf kaltem Wege erhaltene salpetersaure Lösung von 1g Chromstahl enthielt 4,6 Proc. des vorhandenen Si und etwa 24 Proc. des
vorhandenen Cr.
Nach Behandeln eines Chromstahles mit Kupferammonchlorid und nachherigem Auswaschen
des Rückstandes mit ganz schwach salpetersaurem Wasser enthielt der Rückstand 0g,0748 Cr2O3, die Kupferammonchloridlösung 0g,0584 Cr2O3.
In dem bei der Analyse zuletzt gewonnenen reinen Cr2O3 fanden sich manchmal noch 5 bis 7
Proc. des Gesammt-Cr2O3 an Verunreinigungen (Fe2O3, ZnO u.s.w.), weshalb die Prüfung des geglühten
letzten Chromniederschlages bei genauen Analysen nie unterlassen werden darf, wenn der
Fehler bei der Berechnung auch nur einige hundertel Proc. Cr ausmacht.