Titel: Neuerungen an Eis- und Kühlmaschinen.
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, S. 155
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Neuerungen an Eis- und Kühlmaschinen. (Fortsetzung des Berichtes S. 97 d. Bd.) Mit Abbildungen auf Tafel 8. Neuerungen an Eis- und Kühlmaschinen. Maschinen zur Compression von Gasen und zur Erzeugung von Kälte mittels Kohlensäure sind von Franz Windhausen in Berlin (D. R. P. Nr. 44838 vom 22. December 1887) vorgeschlagen worden. Die Fig. 21 stellt einen Compressor und Expansionscylinder mit einem bekannten Bewegungsmechanismus dar. Der Compressionscylinder besteht aus zwei, unten durch Kanal Z unter einander communicirenden Cylindern A und A1. In A befindet sich der Kolben B mit seiner Stopfbüchse KK1 und nach unten auftretenden Kolbenstange B1. In den Verschluſsdeckeln der Cylinder A und A1 sind die Saugventile a und a1 und die Druckventile b und b1 angeordnet. In die Räume über den Saugventilen a und a1 münden die Saugröhren d und d1, während in den gemeinschaftlichen Raum über den Druckventilen b und b1 das Druckrohr e mündet. In dem Raume unterhalb des Kolbens B1 zwischen diesem und der Stopfbüchse K der Kolbenstange, sowie zum Theil auch in dem Cylinder A1 befindet sich eine zugleich als Schmiermittel dienende Sperr- bezieh. Druckflüssigkeit, über welcher im Cylinder A1 die Kohlensäuredämpfe aus dem Refrigerator angesaugt und comprimirt werden, während im Cylinder A das Ansaugen und Comprimiren der Gase unmittelbar über dem Kolben B stattfindet. Die Kolbenstange ist in der Stopfbüchse bei K und K1 doppelt abgedichtet und erhält zwischen diesen Dichtungen den Raum m, in welchen die durch die Dichtungen entweichende Sperrflüssigkeit gelangt, und von wo sie durch das Rohr g in den Raum m, in der Stopfbüchse des Expansionscylinders, abströmt. Der Expansionscylinder C hat den Zweck, die aus dem Condensator kommende flüssige Kohlensäure in den Refrigerator bezieh. Verdampfer der Kältemaschine zu schaffen. Die flüssige Kohlensäure strömt durch das Rohr o und das Expansionsventil h in den Cylinder ein und schiebt den Kolben um etwa 0,1 eines Hubes fort, worauf das Expansionsventil sich selbsthätig schlieſst, während beim weiteren Fortgange des Kolbens ein Theil der Kohlensäure verdampft und expandirt, um danach beim Rückgange des Kolbens D durch den durch ein Excenter bewegten Auslaſsschieber tief abgekühlt in den Refrigerator abgestoſsen zu werden. Das Oeffnen und Schlieſsen des Expansionsventils h geschieht durch Anstoſs des Kolbens D an eine in dem röhrenförmigen Ventil aufschiebbare, mit kolbenförmigem Ansätze versehene Stange h1, welche bei geschlossenem Ventil so tief in den Cylinder ragt, als derselbe mit flüssiger Kohlensäure gefüllt werden soll. Beim Hochgehen des Kolbens D schiebt derselbe die Stange h1 zurück und öffnet durch Anstoſs der Stange h1 das Ventil. Dasselbe bleibt beim Niedergange des Kolbens bei gleichzeitiger Zuströmung flüssiger Kohlensäure so lange geöffnet, bis der Ansatz h2 an der Stange auf das Ventil trifft, dadurch dasselbe schlieſst und den Zufluſs von Kohlensäure absperrt. Die durch Undichtheit des Kolbens D entweichende Kohlensäure gelangt in den die Kolbenstange D1 umgebenden Ringraum t und wird beim Niedergange des Kolbens durch das in demselben befindliche Ventil r wieder über den Kolben zurückgeführt, und ebenso wird auf demselben Wege die in der Stopfbüchsenkammer m1, eventuell aus der Stopfbüchsenkammer m am Compressionscylinder übergegangene Druckflüssigkeit durch das Saugventil s in den Ringraum t und von da über den Kolben D geführt. Ferner kann auch durch das Saugrohr C und den Hahn l1 sowohl gasförmige Kohlensäure aus einem Entwickler als auch Sperr- oder Druckflüssigkeit angesaugt und in den inneren Kreislauf der Maschine eingeführt werden. Als weitere Neuerung auf dem Gebiete der Kälteerzeugungsmaschinen ist die Filtervorrichtung für das Dichtungs- und Schmiermaterial von Seyboth in München (D. R. P. Nr. 44952 vom 27. Oktober 1887) zu verzeichnen. Durch diese Einrichtung wird eine fortgesetzte Filtration, sowie die Abscheidung des Dichtungs- oder Schmiermaterials aus dem kälteerregenden Medium von Kälteerzeugungsmaschinen bezweckt. In den bezüglichen Fig. 22 und 23 ist A der Compressionscylinder, E die Kolbenstange, welche unter dem Kolben durch die cylindrisch umgebende Flüssigkeitsschicht e abgedichtet wird. C und V sind die Saugventile, von denen C durch das Druckrohr F mit der Flüssigkeitspumpe A in Verbindung steht, während D, wie in Fig. 23 ersichtlich, durch die Röhre W in das cylindrische Gefäſs X mündet. Vom Druckrohre F zweigt das Rohr H zu dem Ventil D ab. Das Filtergefäſs M mit einer Asbesteinlage ist auf das Gefäſs M aufgeschraubt und steht mittels des Absperrventils f mit dem Druckrohre K und mittels des Absperrventils g mit dem Windkessel L in Verbindung, der durch die Röhre T in das Filtergefäſs N mündet. Z ist die Verbindungsröhre, welche von den Gefäſsen MHd zu dem Saugventil der Pumpe führt. Diese drei Gefäſse sind durch die Ventile a, b und c verschlieſsbar. Das Gefäſs d wird mit Oel gefüllt und, nachdem alle Gefäſse und Theile luftleer gemacht sind, das Absperrventil c geöffnet, während b bezieh. a geschlossen bleiben. Die Oelpumpe saugt beim Anlassen der Maschine das in d enthaltene Oel an und drückt es durch die Röhren F und H in die Saugventilkammer C und in das Ventil D, von wo es beim Kolben-Ab- und Aufgang des Compressors in das Innere desselben gelangt und den schädlichen Raum zwischen Kolben- und Cylinderdeckel, sowie den Raum Y vom Compressor angesaugten kälteerzeugenden Gases gleichzeitig mit diesem durch die Druckventile in die Röhre K und von hier aus durch das Ventil g in den Windkessel L gepreſst wird. Hier sammelt sich das Oel, während das Gas, das in dem Kessel zweimal ab- und aufzusteigen gezwungen ist, sich von dem ersteren reinigt und dann nach dem Condensator gelangt. Das durch den im Windkessel L herrschenden Druck in das Filtergefäſs N getriebene Oel wird durch das Filter in das Gefäſs M gepreſst, von wo es nach Schlieſsung des Absperrventils c und Oeffnung von b mittels der Oelpumpe von A fortwährend nach C und D geschafft wird. Eine Neuerung an den Kühlmaschinen der de la Vergne Comp. in New York beruht auf einer Methode, zu Folge welcher das Schmiermittel von dem abzukühlenden Gase getrennt wird, nachdem es von der Compressionspumpe kommt. Sie ist mit gleichem Erfolge bei allen Kühlmaschinen anwendbar. In der Fig. 24 ist eine der gewöhnlichsten Arten von Ammoniakeismaschinen in einer schematischen Weise abgebildet, die Compressionspumpe ist in A, der Condensator in C, der Ammoniakgasbehälter in D und die Expansions- und Kühlspirale in E. Wenn das Ammoniak in der Pumpe A comprimirt wird, so wird eine gewisse Menge dieses Gases von dem Schmiermittel absorbirt, und ein Theil des Oels wird mit dem Ammoniakgas in das Reservoir B übergeführt, wo die Trennung nach dieser Methode ausgeführt wird. In dem anderen Theile dieses Behälters befindet sich eine Heizspiralröhre angebracht, um dem Oele die nothwendige Hitze zu verschaffen, damit das Schmiermittel, welches an demselben haftet, fortgeschafft wird. Die Erhöhung der Temperatur genügt, um das Gas zu trennen und es mit dem Wasser, welches in den Condensator C strömt, zu mischen und durch die kühlende Wirkung eines Wasserstrahles zu condensiren. Das gereinigte Oel setzt sich an den Boden des Gefäſses an und wird später durch die Kühlspirale F geführt. Wenn es seine ursprüngliche Temperatur erreicht hat, so kann es sich wieder in dem Reservoir G ansammeln, von wo aus es je nach dem Gebrauche zur Compressionspumpe zurückkehrt. Zwei Anforderungen werden auf die beschriebene Weise zu Wege gebracht, damit das Gas von dem Oel getrennt wird, nachdem es aus der Pumpe mittels der erhitzten Spirale fortgeschafft worden ist. Ein Kohlensäurecompressor für Kältemaschinen (D. R. P. Nr. 47543 vom 14. November 1888) ist von Julius Sedlacek in Nordhausen a. H. construirt. Bei demselben (einem Eincylindercompressor Fig. 25) steht der hinter dem Kolben befindliche Ringraum r durch das Rohr b mit der Saugleitung und der Hohlraum a des Kolbens durch die Bohrung a1 der Kolbenstange mit dem Druckflüssigkeitsreservoir e in Verbindung, das mit Glycerin o. dgl. gefüllt ist. An den Druckausgleichapparat A ist der kleine Cylinder c1 angegossen, in dessen Höhlung der Hilfspreſskolben e an einen Anschlag s des Cylinderdeckels, so daſs der Kolben c nach einwärts geschoben und die Druckflüssigkeit um so mehr comprimirt wird, je weiter die Gascompression im Cylinder vorgeschritten ist. Während des darauf folgenden Kolbenrückganges geht der Hilfspreſskolben e in Folge des inneren selbsterzeugten Druckes wieder in seine Anfangsstellung zurück. In dem Reservoir e befindet sich der Kolben f, welcher sich selbsthätig bei jedem Hube um so viel nach abwärts bewegt, als an Druckflüssigkeit zur Schmierung der Kolben und Stopfbüchsen abgegeben wurde. Der Kolben f trägt zu diesem Zwecke eine Schraubenspindel m1, deren Muttergewinde sich in dem Schneckenrade m befindet, welch letzteres durch die mit dem Sperrradhebel g verbundene Schnecke bethätigt wird. Bei jedem Hube stöſst der Sperrradhebel an den regulirbaren Anschlag h und wird um einen entsprechenden Bogentheil bewegt. Eine neue Stopfbüchsendichtung für Compressoren ist von H. Worgitzky in Stuttgart-Berg construirt. Der Pumpe b (Fig. 26) flieſst während der Saugperiode des Compressors aus dem Gefäſse c Oel zu, welches durch erstere während der Druckperiode in den Compressor eingespritzt wird. Das Oel hält den ringförmigen Raum a im Cylinderdeckel beständig gefüllt, so daſs durch die innere Stopfbüchsendichtung niemals Dampf, sondern nur Oel entweichen kann, während das überschüssig eingespritzte Oel durch das Druckventil d und Rohr e nach dem Gefäſse c zurückläuft. Das durch die innere Stopfbüchsendichtung entwichene Oel gelangt nach Kammer g, wo es einen zweiten Verschluſs bildet, und von wo es durch Rohr h abflieſsen kann (D. R. P Nr. 45218 vom 12. Mai 1888). Die doppelt wirkende Compressions- und Vacuumpumpe von Rudloff-Grübs und Co. in Berlin hat folgende Einrichtung: Der im Auſsencylinder A (Fig. 27) bewegliche Einsatzcylinder B bildet das doppelt wirkende Saugventil der Pumpe, das bald an einem, bald am anderen Cylinderdeckel seinen Sitz findet. Zwischen den beiden Cylindern wird ein mit dem Eintrittsstutzen C communicirender Zwischenraum gebildet, in welchem man zur Führung von B Stahlkugeln H laufen lassen kann. Wird B vom Kolben D der Pumpe in der Richtung des Pfeiles mitgenommen, so verläſst das rechte, als Ventil wirkende Ende des Einsatzcylinders seinen Sitz am rechten Deckel des Cylinders A, und es strömt aus dem ringförmigen Zwischenraume und durch den am Deckel gebildeten Ringschlitz K Gas aus dem Kolben D nach, während das Gas, das beim vorhergegangenen Hube des Kolbens D von links in das Saugventil B eintrat, durch die geöffneten Druckventile F des linken Deckels und den Ausblasestutzen G die Pumpe verläſst und die Druckventile F des rechten Deckels geschlossen sind. Bei umgekehrter Bewegung des Kolbens kehrt sich entsprechend auch die Thätigkeit der Ventile um (D. R. P. Nr. 47790 vom 29. December 1888). Prof. Linde hat an den von ihm construirten Kühlanlagen in neuester Zeit einen Apparat zur Anwendung gebracht, welcher es ermöglicht, die bereits verwendeten und erwärmten Kühlwassermengen mittels eines Luftstromes wieder abzukühlen, um auf diese Weise die in beliebig groſsen Quantitäten zur Verfügung stehende atmosphärische Luft zu entfernen. Dieser Apparat, welcher unter Nr. 45693 im Deutschen Reiche patentirt ist, bildet eigentlich eine weitere Ausführung eines früheren Patentes (D. R. P. Nr. 26623 vom 10. Juli 1883), eines Apparates, welcher für Abkühlung von Luft durch Wasser oder eine gekühlte Salzlösung dient und zur Ventilation und Kühlung von Malztennen in Verwendung gebracht wurde. Dieser ursprüngliche Apparat besteht aus einem System von Trommeln aus Drahtgeweben oder gelochten Blechen, welche in einem mit kaltem Wasser gefüllten Trog rotiren und sich mit einem dünnen Schleier kalter Flüssigkeit bedecken, während die abzukühlende Luft mittels eines Ventilators durch den Wasserschleier geblasen wird. Der neue Apparat zur Rückkühlung des Condensationswassers hat eine ähnliche Einrichtung, indem die aus Drahtgewebe bestehenden Trommeln in das wieder abzukühlende Wasser tauchen und sich damit benetzen, während mittels Windflügeln ein starker Luftstrom darüber getrieben wird, welcher das Wasser theils durch direkte Wärmeentziehung, theils durch Verdunstung abkühlt. Der Apparat (1888 267 * 586), welcher die Wärme des Wassers an die Luft übertragen soll, besteht aus einer groſsen Anzahl dünner, runder Blechscheiben a (Fig. 28 bis 30) von etwa 1m im Durchmesser. Diese Scheiben sind auf einer gemeinschaftlichen Welle b so fixirt, daſs das Ganze eine Art Trommel bildet, welche sich langsam um ihre Achse dreht. Die Trommel taucht bis ungefähr ⅓ ihres Durchmessers in die Wasserfüllung des Troges c. Dreht sich die Trommel, so kommen die benetzten Theile der Scheiben mit der Luft in Berührung und kühlen sich vermöge ihrer groſsen Oberfläche theils durch Verdunstung des anhaftenden Wassers, theils durch direkte Wärmeleitung und Strahlung rasch ab, um bei ihrer weiteren Drehung wieder auf den Wasserinhalt des Troges kühlend zu wirken. Ueber der Trommel sind rasch rotirende Windflügel d angeordnet, um eine möglichst lebhafte Luftcirculation an den aus dem Wasser auftauchenden Trommeltheilen zu erhalten. Die einzelnen Blechscheiben der Trommel sind mit zahlreichen Löchern versehen (perforirt), so daſs ein gröſseres Wasserquantum mitgenommen wird und auch das Wasser in gröſserer Oberfläche den Luftstrom berührt. Bei einer ausgeführten Anlage sind sechs solcher Trommeln a1 bis a6 in Verbindung, welche zu je drei um eine gemeinschaftliche Welle sich drehen. Der Antrieb der beiden Trommelreihen erfolgt durch Riemenvorlage und zwei Zahnräder f und f1 mit Zwischenrad g. Jede der Trommeln taucht in einen separaten schmiedeeisernen Trog, doch sind diese Tröge durch Rinnen so verbunden, daſs das Wasser gezwungen wird, längs der einen Trogreihe von Trommel zu Trommel fortzuflieſsen, um in der zweiten Trogreihe denselben Weg wieder rückwärts zu machen. Der Eintritt des zu kühlenden Wassers in den Apparat findet bei h statt, der Austritt des gekühlten bei i. Die über den Trommeln rotirenden Windflügel werden in einfacher Weise vom Hauptantriebe aus in Bewegung gesetzt. Als Fortsetzung dieses Kühlapparates ist ein kleines Kühlschiff k gewöhnlicher Construction angebracht, auf welches das bereits weit vorgekühlte Wasser durch den erwähnten Abschluſs i flieſst und bei l den Apparat verläſst. Die Wirkung dieses Kühlschiffes wird durch zwei wagerechte Windflügel m und m1 verstärkt. Das Rohr l führt das genügend abgekühlte Wasser zum Condensator n der Linde'schen Kühlmaschine, zu welchem Zwecke die letztere in dem Raume unter dieser Rückkühlung aufgestellt ist. Wieder erwärmt, gelangt das Wasser in eine unter dem Condensator angelegte Grube und wird von hier aus durch eine Enke'sche Rotationspumpe o zu erneuerter Abkühlung durch das Rohr h in den Rückkühlapparat geschafft. Eine kleine im Kühlmaschinenraume aufgestellte Wasserpumpe saugt aus einer vorhandenen Cisterne frisches Kühlwasser und führt es in dem Maſse dem Rückkühler zu, in welchem die gesammte circulirende Wassermenge durch Verdunstung abnimmt. Die ganze Rückkühlanlage ist möglichst hoch gelegt und nach Art der Kühlschiffe so disponirt, daſs der Luftzutritt von allen Seiten ungehindert stattfinden kann. (Fortsetzung folgt.)

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