Titel: | Direkt wirkende Wassersäulen-Maschine für Fahrkünste in Bergwerken; von C. Kley in Bonn. |
Autor: | C. Kley |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 225 |
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Direkt wirkende Wassersäulen-Maschine für
Fahrkünste in Bergwerken; von C. Kley in Bonn.
Mit Abbildungen.
Kley's direkt wirkende Wassersäulen-Maschine.
Wir haben diese Maschine bereits bei dem Berichte über die Allgemeine Ausstellung für
Unfallverhütung, 1889 274 * 399, kurz erwähnt. Wegen der
bemerkenswerthen Einzelheiten und dem allgemeinen Interesse sei hier an der Hand der
Patentschrift (D. R. P. Nr. 48723 vom 2. November 1888) nachstehend das Nähere
ausgeführt.
Der Zweck vorliegender Erfindung ist der, den direkt wirkenden Wassersäulen-Maschinen
die Fähigkeit zu verleihen, auch bei groſser und schneller Veränderlichkeit in der
Belastung der Gestänge sich derart selbst zu reguliren, daſs sie stets eine
bestimmte Hubzahl machen und in Folge dessen zum Betrieb von Fahrkünsten verwendet werden können. Bei den
Fahrkünsten kommen groſse und schnelle Veränderungen in der Belastung der Gestänge
dadurch vor, daſs dieselben einmal ganz leer gehen, ein andermal mit Bergleuten, die
aus- oder einfahren wollen, theilweise oder voll besetzt sind.
Im ersten Falle hat die Maschine nur die Reibung des Apparates zu überwinden, im
zweiten Falle, beim Ausfahren, hat sie bei jedem Hub eines Gestänges noch dazu das
ganze Gewicht der aufgetretenen Mannschaft zu heben, und im dritten Falle, beim
Einfahren, wird sie von dem Gewicht der niederfahrenden Bergleute getrieben und muſs
also Arbeit vernichten; dabei muſs das Gestänge einen sanft und ziemlich genau
begrenzten Hub haben, damit beim Uebertreten die Tritte, auf welchen die Bergleute
stehen, auf annähernd dieselbe Höhe kommen. Auch darf das Gestänge keine groſse
Geschwindigkeit annehmen, weil sonst zwischen zwei Hüben nicht Zeit genug bleibt, um
von einem Tritt auf den anderen überzugehen. Seither wurden die Fahrkünste deshalb
nur von rotirenden Wassermotoren betrieben, die Betriebskraft mit der Hand regulirt
und die überschüssige Kraft beim Einfahren durch Bremsen des Schwungrades
vernichtet. Die rotirenden Wassersäulen-Maschinen, welche man bei groſsen Gefällen
seither ausschlieſslich anwendete, haben aber die Nachtheile, daſs sie zur
Uebertragung der Betriebskraft Zahnradübersetzungen erfordern, wodurch bei der
wechselnden Belastung oft gefährliche Unruhen und Brüche entstehen, und daſs zu
ihrer Aufstellung groſse Räume nöthig sind.
Diese Uebelstände sollen von der vorliegenden, direkt wirkenden
Wassersäulen-Maschine, welche eine sich selbst regulirende Steuerung besitzt,
beseitigt werden.
Die Maschine besteht nach Fig. 1 beiliegender
Zeichnung aus zwei stehenden Treibcylindern A und A1, welche unten mit
einander verbunden sind, und in welchen zwei Kolben B
und B1 sich bewegen.
Der Raum unter den beiden Kolben ist stets mit demselben Wasser gefüllt. Das
Betriebswasser tritt einmal über den Kolben B ein,
treibt denselben abwärts, während das Wasser unter B
den Kolben B1 in die
Höhe treibt; das andere Mal strömt das Betriebswasser über den Kolben B1, während das Wasser
über B abflieſsen kann. Die Kolbenstangen C und C1 sind oben durch Stopfbüchsendeckel hindurchgeführt
und übertragen ihre Bewegung mittels Traversen D und
D1 auf die
Fahrgestänge F und F1. Die hydraulische Verbindung der beiden
Treibcylinder unterhalb der Treibkolben B und B1 dient nicht bloſs
zur Uebertragung der Betriebskraft von einem Kolben auf den anderen, sondern bildet
auch gleichzeitig die gegenseitige Ausgleichung der Gewichte eines Theiles der
Fahrgestänge. Die Maschine hat Kolbensteuerung. Das Betriebswasser tritt bei G in dieselbe ein und bei H und H1 aus
derselben heraus.
Die beiden gekuppelten Steuerkolben K und K1 stehen in ihrer
mittleren Lage so, daſs die beiden nach den Cylindern A
und A1 führenden Kanäle
J und J1 abgeschlossen sind. Bei der Bewegung der
Steuerkolben nach rechts gelangt das Betriebswasser durch den Kanal J1 nach dem Cylinder
A1, während das
gebrauchte Wasser aus dem Cylinder A durch J und H abflieſsen kann.
Bei der Bewegung der Steuerkolben nach links strömt das Betriebswasser durch J nach A und das
gebrauchte Wasser aus A1 durch J1
und H1 ins Freie.
Fig. 1., Bd. 275, S. 226
Fig. 2., Bd. 275, S. 226
Die Steuerkolben werden auf zweierlei Weise bewegt, einmal durch die Maschine selbst
mittels der Zahnrad- und Zahnstangenübersetzung ZRrz,
der Schubstange zq und des in der Steuerkolbenstange
gelagerten Hebels OO, und zweitens durch die doppelt
wirkende hydraulische Hilfsmaschine W mittels des
Kolbens M, der Schubstange N und des Hebels O.
Die Hilfsmaschine hateine Kolbensteuerung, welche von der Hauptmaschine bezieh. dem
Fahrgestänge F aus im letzten Theil des Hubes und des Niederganges
derselben bewegt wird, wodurch die Umsteuerung erfolgt. In den zwei Kanälen pp1
, welche das Betriebswasser in den Cylinder der
Hilfsmaschine ein- und daraus abführen, befinden sich Hähne, welche fein regulirt
werden können; durch die Stellung dieser Hähne hat man die Geschwindigkeit der
Bewegung des Kolbens M ganz in der Gewalt.
Die Hähne werden so gestellt, daſs die Hilfsmaschine nur so viel Hübe macht, als die
Fahrkunst machen soll. Der geometrische Zusammenhang der Hauptmaschine mit der
Kolbensteuerung derselben und mit der Hilfsmaschine ist nun derart, daſs die
Bewegung der Hauptmaschine stets die Hauptsteuerkolben in ihre mittlere Lage
bringen, folglich Ein- und Auslaſs des Betriebswassers abschlieſsen will, die
Bewegung des Hilfsmaschinenkolbens dagegen stets die Ein- und Ausströmungskanäle der
Hauptmaschine zu öffnen strebt.
In der Fig. 1 ist der Treibkolben B in seiner tiefsten, der Kolben B1 in seiner höchsten
Stellung gezeichnet. Das unterste Gelenk q des Hebels
O steht in seiner äuſsersten Stellung nach rechts.
Das Gestänge F hat kurz vor Vollendung seines Hubes die
Steuerkolben des Hilfscylinders W mittels des Knaggens
P und der Hebelübersetzung QT nach links verschoben. Das Betriebswasser strömt durch den Kanal p in den Hilfscylinder und hat den Kolben M desselben bereits so weit bewegt, daſs die
Steuerkolben der Hauptmaschine angefangen haben, den Eintrittskanal J1 nach dem Cylinder
A1, sowie den
Austrittskanal J vom Cylinder A ins Freie zu öffnen.
Nach einiger Zeit werden die beiden Kolben B und B1 auf halbem Hub
stehen; das Hebelende q hat dabei seine halbe Bewegung
nach links gemacht, während der Kolben des Hilfscylinders und mit ihm das obere
Hebelende s ihren Hub nach rechts vollendet haben, die
Steuerkolben K und K1 dagegen nur regulirend hin- und hergeschoben
worden, aber nicht vom Fleck gekommen sind.
Der Punkt s des Hebels O
bleibt nun in Ruhe, während der Kolben B seinen Hub
nach oben vollendet und dabei die Steuerkolben K und
K1 so bewegt, daſs
sie den Ein- und Austritt des Betriebswassers abschlieſsen. Gleichzeitig hat der
obere Knaggen P die Umsteuerung des Hilfscylinders
bewirkt, wodurch das Betriebswasser auf die rechte Seite des Hilfsmaschinenkolbens
eindringen kann und diesen nach links bewegt, während die Hauptmaschine und mit ihr
der Punkt q des Hebels O
stillstehen bleiben. Hat der Kolben des Hilfscylinders sich so weit bewegt, daſs die
Hauptsteuerkolben, welche er mitschleppt, umgesteuert haben, so fängt ein neues
Spiel der Hauptmaschine an.
Jetzt kann das Betriebswasser über den Kolben B gelangen
und das Wasser, welches sich über dem Kolben B1 befindet, durch J1 und H1 ausflieſsen. Die Hauptmaschine fängt an, sich und
damit auch den unteren
Punkt q des Hebels O zu
bewegen, und zwar mit einer Geschwindigkeit, welche die Steuerung selbst
regulirt.
Würde die Maschine zu rasch gehen, so würde auch der Punkt q des Hebels O schneller nach rechts
verschoben, als der Punkt s durch die Hilfsmaschine
nach links; die Folge wäre, daſs die Hauptsteuerkolben K und K1 die
Kanäle J und J1 mehr abschlieſsen würden.
Ginge die Maschine zu langsam, so würde auch der Punkt q
des Hebels O langsamer nach rechts verschoben, als der
Punkt s nach links. Die Hauptsteuerkolben würden die
Ein- und Ausströmungskanäle der Hauptmaschine weiter öffnen.
Nach einiger Zeit haben die Kolben B und B1 wieder ihren halben
Hub, der Kolben M seinen ganzen Hub vollendet. Beim
weiteren Niedergange des Kolbens B wird der Punkt q in seine äuſserste Stellung nach rechts versetzt, und
damit schlieſsen die Hauptsteuerkolben das Betriebswasser ab und die Maschine kommt
zur Ruhe.
Da die Kolben KK1 etwas
länger sind als die Ein- und Austrittsöffnungen der Kanäle J und J1, so
müssen sie einen kleinen Weg (gleich der doppelten äuſseren Ueberdeckung)
zurücklegen, ehe sie Betriebswasser durch J ein- und
durch J1 auslassen.
Es entsteht also eine Pause, in welcher die Bergleute Zeit haben, von einem Gestänge
auf das andere überzutreten.
Der Knaggen P hat oben die Steuerkölbchen des
Hilfscylinders verschoben und der Kolben M fängt seine
Bewegung nach rechts an und kommt wieder in die Stellung Fig. 1.
Es ist leicht zu überschauen:
1) daſs man mit der äuſseren Ueberdeckung der Kolben K
und K1 die Länge der
Pause bestimmen kann;
2) daſs man durch Regulirung der Hähne p und p1 die Dauer des Hubes
des Hilfscylinders und damit die Hubzahl der ganzen Fahrkunst in der Gewalt hat;
3) daſs das Fahrgestänge niemals eine gewisse gröſste Geschwindigkeit überschreiten
kann, da die Hauptwassersäulen-Maschine sich selbst den Wasser-Zu- und -Abfluſs
regulirt;
4) daſs in Folge der langsamen Bewegung der Hauptsteuerkolben die Maschine langsam
aus der Ruhe in die Bewegung übergeht und in Folge der allmählichen Wirkung der
Knaggen P und P1 auf die Steuerkölbchen der kleinen Hilfsmaschine
auch langsam zur Ruhe kommt, und
5) daſs die Begrenzung des Hubes der Fahrkunst durch die regulirbare Stellung der
Knaggen P und P1 ganz genau bewirkt werden kann.
Bringt man während des Ganges der Fahrkunst den Handsteuerhebel U in seine mittlere wagerechte Lage, so stellt sich die
Maschine von selbst still. Bekommt nämlich der Hilfscylinder kein Wasser mehr, so
hört seine Einwirkung auf den Hebel OO auf und die
Hauptmaschine schlieſst
ihr eigenes Betriebswasser ab. Selbstverständlich werden aber doch die Ein- und
Auslaſsröhren der Kolbensteuerungen, sowohl der Hauptmaschine als auch der
Hilfsmaschine, mit Abfluſsventilen versehen, um eventuell auch damit noch die
Maschine beeinflussen und stillstellen zu können.
Da kleine Wasserverluste an den Treibkolben B und B1 nicht zu vermeiden
sein werden, so ist an der Achse des groſsen Zahnrades R bei V (Fig.
2) ein Excenter zum Betriebe einer kleinen Druckpumpe angebracht, welche
etwas mehr Wasser unter die Treibkolben B und B1 einpreſst, als
voraussichtlich durch die Kolben verloren geht. Durch einen kleinen Hahn w (Fig. 1) am Fuſsstücke
der Maschine wird das zu viel eingepumpte Wasser bei jedem Hube durch einen Zapfen
x am Fahrgestänge F1 selbsthätig wieder entfernt. Der Hahn schlieſst
sich durch ein kleines Belastungsgewicht, dessen Bewegung nach unten begrenzt ist,
sobald der Kolben B1
bezieh. das Fahrgestänge F mit dem Zapfen x um so viel gesunken ist, als dem zu viel eingepumpten
Wasser entspricht.
Es ist klar, daſs diese Steuerung ebenso gut für eine Fahrkunst mit nur einem
Fahrgestänge gebraucht werden kann. Man hat in diesem Falle nur den Hauptcylinder
A1 wegzulassen und
dafür den Cylinder A doppelt wirkend zu machen.
Ein Regulirhahn steht unten mit dem Fuſsstücke der beiden Treibcylinder A und A1 und oben durch ein Rohr mit dem Raum J1 (über dem Kolben B1) in Verbindung. Auf
dem Hahne ist ein Hebel befestigt, der rechts durch ein Gewicht belastet ist und
links eine Verlängerung hat, welche sich zur Begrenzung der Drehung des Hahnes,
nachdem derselbe abgeschlossen hat, an einen Stift anlegt. Geht der Treibkolben B1 in Folge des
zwischen beide Kolben B und B1 eingepumpten Wassers zu hoch, so hebt
ein am Fahrgestänge F1
angebrachter Stift x (Fig.
1) den Hebel des Hahnes w in die Höhe und
öffnet denselben, wodurch das zu viel eingepumpte Wasser über den Kolben B1 entweicht und der
Kolben zu sinken anfängt und so lange sinkt, bis der mitsinkende Stift x des Fahrgestänges F1 den Hahnhebel so weit freiläſst, daſs das
Belastungsgewicht den Hahn wieder abschlieſsen kann.
Die Patentansprüche lauten:
1) Eine direkt wirkende Wassersäulen-Maschine mit zwei Treibcylindern zum Betriebe
von Fahrkünsten für Bergwerke, welche Cylinder oben als einfach wirkende
Wassersäulen-Maschinen wirken und unten zusammenhängen und mit Wasser gefüllt sind,
um die Betriebskraft sich abwechselnd zu übertragen und um gleichzeitig als
hydraulische Ausgleichung der Gewichte der Fahrgestänge dienen zu können.
2) Bei Maschinen der unter Patentanspruch 1) gekennzeichneten Art die Anordnung einer
Steuerung zur Regelung der Geschwindigkeit und Hubzahl der Fahrgestänge und zur Erzeugung von
Hubpausen, bestehend aus zwei durch eine Stange verbundenen Steuerkolben KK1 und einem
Steuerhebel o, welcher einerseits von einer kleinen
Hilfswasserdruckmaschine W und andererseits, und zwar
gleichzeitig, von einem der beiden Fahrgestänge F oder
F1 mittels einer
Zahnrad- und Zahnstangenübersetzung oder einer Hebelübersetzung bewegt wird.