Titel: Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag.
Autor: H. Gollner
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, S. 289
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Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. (Fortsetzung des Berichtes S. 241 d. Bd.) Mit Abbildungen auf Tafel 15. Gollner, über Dampfkessel. Auf dem Gebiete der Dampfkessel-Feuerungen haben insbesondere die sogen. Halbgas-Feuerungen mit Recht eine besondere Ausbildung erfahren, weil sie sowohl vom Standpunkte der Theorie als auch nach den einschlägigen Erfahrungen geeignet sind, den Bedingungen einer mechanisch vollkommenen und daher wirthschaftlich vortheilhaften Feuerung im Wesentlichen zu entsprechen. Die Halbgas-Feuerungen haben sich unmittelbar aus den älteren sogen. direkten Feuerungen entwickelt, nachdem man deren Nachtheile erkannt und die diese begründenden Verhältnisse festgestellt hat. Es finden sich übrigens noch vielfach solche „direkte“ Feuerungen vor, welche aber mit derartigen Hilfseinrichtungen versehen sind, daſs sie sich in Hinsicht ihrer Wirkungsweise den Halbgas-Feuerungen nähern und derart einen höheren Wirkungsgrad erreichen lassen. Wenn auch noch die älteren, einfachen Formen der sogen. direkten Kesselfeuerungen in Verwendung gefunden werden, und zwar besonders für Dampfkesselbetriebe, welche zeitweise eine lebhafte Steigerung der Dampfentwickelung unvermeidlich machen und für welche sie von keiner der übrigen Feuerungsarten übertroffen werden, so muſs dagegen festgestellt werden, daſs die sogen. indirekten Feuerungen, das sind die eigentlichen Gasfeuerungen, für Dampfkessel fast gänzlich auſser Gebrauch gesetzt wurden, und mit Recht, nachdem sie sich erfahrungsgemäſs für den zeitweiligen und hinsichtlich der Dampfproduction sehr schwankenden Betrieb nicht bewährt, und somit den ganz gewöhnlichen Bedürfnissen der Kesselpraxis nicht entsprochen haben bezieh. nicht entsprechen konnten. Ueber eine Gasfeuerung nach älterer Form mit bewährten Einzelheiten berichtet der Praktische Maschinen-Constructeur, Jahrg. 20, 1887 S. 76. Diese wurde als „Siemens“-Feuerung für Angeli und Comp. in Mailand ausgeführt, und ist in Fig. 1 im Längsschnitt dargestellt. Der Hauptbestandtheil ist der Gaserzeuger G, in dessen unterem Theile das Brennmaterial gelagert ist, welches durch einen Trichter zugeführt und welchem durch das Dampfstrahlgebläse d die nöthige Luftmenge behufs Erhaltung des Destillationsprocesses zugeführt wird. Der Aschenfall, in dessen Sohle ein Kühlwasserbecken w eingesetzt ist, ist hermetisch abgeschlossen. Der U-förmige Kanal X, welcher im oberen Deckel die Schau- und Brennöffnungen s und f enthält, läſst die Destillationsproducte in den Sammler R flieſsen, welcher durch das in Sand gedichtete Ventil V mit Absperrvorrichtung v geöffnet und geschlossen werden kann. Durch S flieſsen die Rauchgase nach g vor die Mündung des Flammrohres des Kessels und werden daselbst mit der durch c eintretenden stark vorgewärmten Verbrennungsluft gemischt und entzündet. Die Regelung dieses Luftzutrittes erfolgt durch Bethätigung eines am Rücken des Kessels angeordneten Ventiles. Die Erwärmung der Verbrennungsluft erfolgt dadurch, daſs diese gezwungen wird, Längskanäle zu durchstreichen, deren Wandungen, zum Theile aus Wellblech hergestellt, von den Rauchgasen in den Hauptkanälen der Kesseleinmauerung erwärmt werden. L bezeichnet ein Sicherheitsventil, wirksam für den Fall einer Gasexplosion in der Mischkammer, t eine durch eine Thüre zu schlieſsende Oeffnung zum Entzünden der Gase. Die im Wesentlichen beschriebene Gasfeuerung zeigt alle Merkmale einer eigentlichen sogen. indirekten Kesselfeuerung, welche finden Fall, als es gelingt, grusiges, minderwerthiges Brennmaterial gleichmäſsig zu vergasen, bei dauerndem und sehr gleichmäſsigem Kesselbetriebe wirthschaftlich vortheilhaft sein wird. Ihre Vortheile werden sich ausdrücken durch 1) hohe Anfangstemperatur (für den Beharrungszustand der Feuerung) und ihre leichte Regelung, 2) rauchlose Verbrennung, 3) Ausschluſs eines groſsen Luftüberschusses für die Verbrennung, 4) geringe Menge der abzuleitenden Verbrennungsgase, 5) reine Zugkanäle. Die Nachtheile dieser Feuerung sind im Wesentlichen 1) schwierige Leitung des Destillationsprozesses bei schwankendem (regelmäſsig bedungenem) Kesselbetriebe, bei grusigem Brennmaterial, auf dessen ausschlieſsliche Verwendung aber Rücksicht zu nehmen sein wird, 2) groſse strahlende Wärme des Gaserzeugers, 3) Schwierigkeiten bei unterbrochenem Betriebe, Gefahr der Gasexplosion. Die in der gewöhnlichen Kesselpraxis mit derarten Feuerungen gemachten Erfahrungen begründen die bekannte Thatsache, daſs dieselben von der allgemeineren Verwerthung ausgeschlossen sind. J. B. Archer in Washington (Nordamerika) hat eine Gasfeuerung (D. R. P. Nr. 38030 vom 11. Mai 1886) für Dampfkessel eingeführt, um Kohlenwasserstoff und andere geeignete Gase vortheilhaft zu verbrennen. Der ebene Rost ist mit Bruchstücken von feuerfestem Material beschickt, über welchem sich das Gaszuströmungs-, unter welchem sich das Luftzuströmungsrohr in Verbindung mit einem Brenner befindet, der hinter dem Roste angeordnet ist. Die herrschende Gruppe der Dampfkesselfeuerungen ist durch die schon erwähnten „Halbgas-Feuerungen“ gegeben. Sie sind sogen. direkte Feuerungen, allein mit solchen Hilfseinrichtungen ausgestattet, daſs eine praktische, rauchlose und wirthschaftlich vortheilhafte Feuerungsanlage selbst bei gewöhnlicher Beschickungsweise erzielt wird. Die mechanischen Einrichtungen, durch welche mittelbar die Erfüllung jener Bedingungen gesichert werden kann, die für eine vollkommene Feuerung maſsgebend sind, sind sehr zahlreich, daher auch die Zahl der ausgebildeten Halbgas-Feuerungen eine sehr groſse ist. Diejenigen Einrichtungen derselben, welche bei entschiedener Einfachheit der Anlage, unter Sicherung der gewöhnlichen Bedienungsweise, eine schwankende Dampferzeugung und Abnahme gestatten, und gleichzeitig obige Bedingungen erfüllen lassen, sind an sich und für den praktischen Kesselbetrieb die werthvollsten. Der Grundsatz, zunächst eine entsprechend geregelte, gleichmäſsige Entgasung des frisch aufgegebenen Brennstoffes einzuleiten und zu erhalten, ferner diese gasigen Destillationsproducte mit den durch die sogen. direkte Feuerung in den meisten Fällen gelieferten und zwar durch direkte Verbrennung entstandenen, einen bedeutenden Luftüberschuſs (primäre Verbrennungsluft) nachweisenden Verbrennungsgasen bei hoher Temperatur und an gehöriger Stelle innig zu mischen (oftmals mit Zuhilfenahme der secundären Verbrennungsluft) und derart rauchlos zu verbrennen, wird – wenn von besonderen Verhältnissen abgesehen wird – im Wesentlichen bei allen Feuerungen dieser Gruppe mehr oder weniger vollständig ausgenutzt. Auf diesem theoretisch richtigen Grundsatz beruht die Wirkungsfähigkeit folgender bereits bekannter Feuerungsanlagen für Dampfkessel und zwar von Ten Brink mit ihren zahlreichen Abarten, jene von Heiser, Wilmsmann, Schwartze, Pütsch, Schaffer u.a.m. Diesen Feuerungen sollen zunächst folgende angeschlossen werden. Feuerung von H. Maey in Zürich (Fig. 2). Zu beiden Seiten eines schmalen ebenen Rostes R sind je ein geneigter ebener Querrost b angeordnet, auf diesem sind mehrere durch Chamottesteine gedeckte hohle Guſskörper a ausgebildet, welche die eigentlichen Entgasungskammern bilden und mit frischem Brennstoffe gefüllt erhalten werden sollen. Auf dem Roste H wird die Verbrennung beendet. Durch a wird nach Bedarf (secundäre) Verbrennungsluft zugeführt; die Menge derselben wird mittels der Klappen d geregelt. Feuerung von J. Howden für feststehende und Schiffskessel angewendet, um eine zugleich gesteigerte und vollkommene Verbrennung zu erhalten. Die in Fig. 3 dargestellte Feuerung war für einen Schiffskessel in Verwendung und wird lediglich mit erhitzter Verbrennungsluft gespeist, welche – nach Bedarf – über und unter dem Roste eingeführt wird. Die Luftmenge, die strahlenförmig in den Feuerraum einströmt, wird durch Schieber S geregelt. Der Erfolg, welcher mit dieser Feuerung erzielt werden konnte, geht aus folgenden Angaben hervor. Der Dampfer New York City hatte ursprünglich zwei gewöhnliche zylindrische Flammrohrkessel mit ganz durchgehenden Heizröhren, die Rücken an Rücken so aufgestellt waren, daſs der 1m,3 weite Zwischenraum eine „trockene“ Feuerbüchse bildete. Die Betriebsspannung betrug etwa 5at,75; die Röhrenheizfläche 201qm,87, die Rostfläche 6qm,96. Der neu eingebaute Kessel war ein gewöhnlicher einendiger Schiffskessel mit rückkehrenden Heizröhren und 3 Feuerungen nach Howden's Anordnung mit einer Röhrenheizfläche von 122qm,5, einer Rostfläche von 3qm,34. Der alte Kessel verbrauchte für eine bestimmte Reise bei Verbrennung von Welsh Ryhope Kohle und zwar für die Hinreise 15t, für die Heimreise 13t,5 bei gutem Wetter; der neue Kessel erforderte für dieselbe zweite Hinreise 11t, für dieselbe Heimreise 9t,5 Scoth Welsh-Kohle bei gutem Wetter und 58 Umdrehungen der Maschinenwelle und sehr gut übereinstimmendem vorderen wie hinteren Tiefgange des Schiffes für beide Reisen. Die Feuerung von F. Steinmann (D. R. P. Nr. 35731) zeigt die Anordnung eines dem schrägen Planroste a in Fig. 4 ungefähr parallelen Feuerschirmes f aus Chamotte, dessen unterer Theil haubenartig ausgebildet ist und ein Rippen werk g besitzt. Auf dem Roste a wird zunächst die Entgasung des Brennstoffes eingeleitet. Die Destillationsproducte strömen an l vorbei, durch k hindurch in das glühende Rippenwerk g und mischen sich daselbst mit den gasigen Verbrennungsproducten, welche dem Roste b entsteigen, sowie mit der durch die Kanäle h eintretenden secundären Verbrennungsluft. Die Feuerung ist nach der in Fig. 4 dargestellten Anordnung besonders für Locomobil- und Locomotivkessel bestimmt. Die Anordnung eines solchen Feuerschirmes aus Chamotte zeigt u.a. auch die Feuerung von Arnold Wegmann in Zürich (D. R. P. Nr. 35897) für feststehende wie Locomotiv- und Schiffskessel bestimmt. Der Feuerschirm, ein schon lange bei englischen und amerikanischen Locomotivkesseln in Verwendung stehender Bestandtheil ihrer Feuerungen, vermittelt die sogen. Rückflammung, die Umkehrung des gebildeten Gasstromes, das Streichen desselben an den hellglühenden Chamottewänden des Schirmes, endlich die vollständige Wendung desselben Gasstromes um die obere Abschluſskante des Feuerschirmes selbst, durch welche Vorgänge bei entsprechendem Zutritt der Verbrennungsluft eine rauchlose Verbrennung der ursprünglich stark rauchigen Verbrennungsproducte erreicht werden kann. Der Feuerschirm vermindert bei Kesseln mit künstlichem Luftzuge den sogen. Auswurf der Verbrennungsrückstände durch den Kamin, verhindert bei Locomotivkesseln das sogen. Rinnen der Siederohre, erschwert aber gleichzeitig die Uebersicht der Rohrplatte und etwaige Reparaturen an den Siederöhren selbst. Der Feuerschirm – richtig angeordnet und sachgemäſs ausgeführt – ist ein bewährter Bestandtheil der einschlägigen Feuerungen, und vermittelt in der That eine rauchlose Verbrennung selbst unter weniger günstigen Verhältnissen hinsichtlich Brennstoff und Führung der Feuerung, wenn es gelingt, die nicht zu entbehrende secundäre Verbrennungsluft durch Anordnung und Ausnützung eines Hilfsrostes (Stehrost nach Nyeilly) den Verbrennungsverhältnissen entsprechend zuzuführen. Die Anordnung einer Wegmann-Feuerung für feststehende Dampfkessel zeigt Fig. 5. Dieselbe besteht aus dem Kastentrichter a mit der durch einen Hebel beweglichen Klappe c, ferner aus dem Entgasungsraum b, der mit a durch den sich gegen b erweiternden Kanal l in Verbindung steht. An b schlieſst sich der schräge ebene Rost m an, dem ungefähr parallel sich das Chamottegewölbe p entwickelt, um die erwähnte Rückflammung zu vermitteln. An den Hauptrost m schlieſst sich der kleine Kipprost n mit Kippvorrichtung gewöhnlicher Art an. Das angeordnete Feuergeschränke, die Art der Zuführung des Brennstoffes ohne Störung der Verbrennung durch Zutritt eines kalten Luftstromes, die ermöglichte Entgasung des Brennstoffes und gesicherte Rückflammung bezieh. Rauchverzehrung unter dem Einflüsse des Feuerschirmes lassen eine durchaus sachgemäſse Anordnung einer Kesselfeuerung erkennen, welche auch für gesteigerte Dampferzeugung vortheilhaft wirksam sein wird. Bei Anordnung des Feuerschirmes für Locomotivfeuerungen nach Wegmann wird zur Sicherung des Einbaues des Ersteren ein eigenartiger Bestandtheil angewendet. Nach Fig. 6 sind in die Feuerbox zwei Wasserrohre o, o eingezogen und zwar derart, daſs die Enden der Röhren in dem „Plafond“ und in der „Rohrwand“ der Feuerbox gelagert sind. Diese Anordnung scheint bedenklich, trotz der Wasserbewegung in den beiden Röhren, welche stets der hohen Gefahr des Verbrennens ausgesetzt sind und durch ihre Längen- bezieh. Formänderung unsichere Stützen des Feuerschirmes sind; diese Anordnung ist aber auch nach den zahlreichen Erfahrungen, welche bei der Dux-Bodenbacher-Eisenbahn mit eingebauten Feuerschirmen bei Locomotivfeuerungen gemacht wurden, überflüssig. Von den sogen. „unmittelbaren“ Feuerungen für Dampfkessel sind mehrfache beachtenswerthe Anordnungen bekannt geworden, welche einerseits für die möglichst wirthschaftliche Ausnützung besonderer Brennstoffe bestimmt sind, andererseits die Nachtheile der älteren Anordnungen der „direkten“ Kesselfeuerungen, und zwar insbesondere die rauchige Verbrennung, vermeiden sollen. Eine sehr beachtenswerthe Anordnung, für jedes beliebige Kesselsystem ausnutzbar, wurde von Donneley und Comp. in Hamburg angegeben. Für diese Feuerung ist der sogen. Wasserrohrrost der kennzeichnende Bestandtheil. Nach Fig. 7 und 8 ist die Einrichtung für einen feststehenden Röhrenkessel zu erkennen. Der Kessel erhält zunächst einen etwa 0m,5 langen Gasverbrennungsraum A vor-(unter-)gebaut, der aus feuerfestem Material hergestellt und durch eine Anzahl lothrechter Wasserrohre R von dem glühenden Brennstoffe getrennt ist. Die Wasserrohre R, welche auch die Verdampffläche des Kessels vergröſsern, sind oben bei a und unten bei b in Querröhren eingesetzt, die eine lebhafte Wasserströmung vermitteln. Die Rohre R können mittels eines einfachen Bestandtheiles ausgewechselt werden. Dem Wasserröhrenroste ist ein sogen. „Trogrost“ R1 vorgelagert, dessen Neigung gegen die Wagerechte etwa 80° beträgt. Die Entfernung von R1 gegen R wird durch die Kerngröſse des Brennstoffes bestimmt und erreicht etwa 0,15 bis 0m,30. Dieser Trogrost wird durch Tropfwasser gekühlt. Der Brennstoff wird mittels T in den gebildeten Trog gebracht, dessen obere Theile einer Entgasung unterzogen werden, deren Ergebnisse durch die mittleren und unteren hellglühenden Partien des Brennstoffes strömen und derart rauchlos im Feuerraume A verbrennen werden. Die von Prof. Lewicky durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen der Donneley-Feuerungen haben günstige Ergebnisse geliefert. Es wurde auch a. O. festgestellt, daſs eine rauchlose Verbrennung möglich ist, keine Störung derselben in Folge der Art der Aufgabe des Brennstoffes eintritt, daſs ferner auch minderwerthige Brennstoffe vortheilhaft verbrannt werden können, und gegenüber anderen guten Rosten für die verschiedensten Arten von Brennstoffen mit der Donneley-Feuerung eine 14- bis 23procentige Ersparniſs derselben erzielt wurde. Als ein hinsichtlich der Dauerhaftigkeit bedenklicher Bestandtheil muſs der mehrgenannte „Wasserröhrenrost“, und zwar trotz der lebhaften gegentheiligen Versicherung, bezeichnet werden; der angebliche schützende Theeransatz an die Rohre des Rostes kann bei der sich einstellenden hohen Anfangstemperatur im Feuerraume nicht stattfinden, die Siederohre müssen in Folge Berührung mit dem hellglühenden Brennstoffe, wenigstens theilweise, und zwar ungeachtet der vorausgesetzten Wasserströmung und Kühlung verbrennen. Bei der Feuerung von Perret zum Verbrennen von Staubkohle (Fig. 9 und 10) besteht der ebene Rost der Feuerungsanlage aus dünnen, sehr nahe an einander gelegten Roststäben. Die Dicke derselben erreicht oben etwa 15mm, der Zwischenraum der benachbarten Roststäbe 2 bis 3mm. Die Roststäbe haben einen keilförmigen Querschnitt, sind von besonderer Höhe, so daſs sie mit einem Theile derselben in das Wasserbecken W tauchen, um gekühlt zu werden. Durch besondere Versuche ist der Erfolg des Kühlens der bezeichneten Roststäbe nach der Perret'schen Anordnung sichergestellt. Diese Kühlung verhindert die Verlegung der Rostspalten, wie sie sonst bei Verfeuerung von Kleinkohlen vorkommt. Ein Gebläse in Form eines Ventilators oder ein Dampfstrahlgebläse kommt über die Oberfläche des bezeichneten Wassers in W zur Wirkung, und preſst die nöthige Verbrennungsluft durch die Rostspalten. Das Wasserbecken W wird zeitweilig gereinigt, obschon durch die wirksame Gebläseluft wenig Asche rückfällt. Nach verläſslichen Beobachtungen ergab sich, daſs für die Stunde und 1qm Rostfläche 90 bis 145k Brennstoff verbrannt werden können, wenn die Feuerung als Innenfeuerung bei einem Lancashire-Kessel angeordnet ist. Bei demselben Kessel war unter Verfeuerung der Welsh-Kohle eine 7- bis 8fache Verdampfung erzielt worden. Auch die mit Anthracit, Koks, Kleinkohle wie Staubkohle durchgeführten sechsmonatlichen Versuche haben eine Brennstoffersparniſs von 55 Proc. ergeben. Der Hauptwerth der in Rede stehenden Feuerung liegt in der wirthschaftlichen Verwerthung geringwertiger Brennstoffe; sie müſste gerade in Gaswerken, wo groſse Mengen von staubförmigem Brennstoffe zur Verfügung stehen, von gröſstem Vortheile sein. Perret hat noch einen Etagenofen für Warmluftheizungsarten mit groſsem Erfolge angeordnet und zum ersten Male in einem Hause zu Saint Cloud ausgeführt und angewendet. Revue industrielle vom 28. April 1887 S. 161 bringt einen belehrenden Aufsatz über die Heizung der Dampfkessel mit Theer von M. P. Zwiauer in Wien (264 * 612. 272 * 364.* 385.* 441). Die Continentale Gesellschaft in Wien versuchte mit Erfolg die Verwendung des Theeres zur Heizung der Retortenöfen. In weiterer Verfolgung dieser Versuche wurde für die Heizung von Dampfkesseln mit demselben Materiale ein einfach cylindrischer Kessel gewählt. Als ein Hauptbestandtheil der Feuerungsanlage für Theerverbrennung ist der sogen. Pulverisator von Drory, dem Direktor des Wiener Gaswerkes, angegeben und in Fig. 11 dargestellt. Der Pulverisator besteht aus einem 190mm langen und 60mm weiten Rohre, von welchem ein Theil aus Guſseisen, ein Theil aus Schweiſseisen besteht. Der Theer – entsprechend vorgewärmt – tritt durch die Oeffnung a in das Innere des Körpers unter Druck, flieſst durch die Kammer k, wird weiters in die Düse e befördert, deren freier Querschnitt durch den Dorn d geregelt werden kann. Durch die Oeffnung b tritt nun Dampf vom Heizkessel hinzu, durchdringt den Theer und „pulverisirt“ ihn. Behufs Reinigung der Düse wird der Dorn d angewendet, behufs Regelung der Pulverisation (Zerstäubung) des Theeres ist das Mundstück, durch welches der Dampf austritt, zu bethätigen. Behufs Filtration des vorgewärmten Theeres wird die in Fig. 12 dargestellte Einrichtung angewendet, welche nach Zubr aus zwei Seitenstücken A, B besteht, zwischen deren Flanschen zwei feinmaschige Metallsiebe eingespannt sind, welche behufs Erleichterung des Theerdurchganges stark geneigt sind. Behufs Reinigung der Kammern A und B wird ein Dampfstrahl angewendet. Von entscheidender Wichtigkeit für den Erfolg der Anlage ist die Einmauerung des Kessels selbst, deren bewährte, auch von Ingenieur Zubr angegebene Einrichtung aus Fig. 13 und 14 Taf. 18 zu ersehen ist. Von Wesenheit sind die Schutzwände G für den Untertheil des Kessels, der wegen der hohen Temperatur eigentlich nur der Wirkung der entstehenden strahlenden Wärme ausgesetzt werden darf. Die Verbrennungsluft wird in den Mauerkanälen 2 bis 1 auſserordentlich stark vorgewärmt und tritt bei 3 (beiderseits) in den Feuerraum, wo die Verbrennung des zerstäubten Theerstrahles stattfindet. Nach den durchgeführten Versuchen ist die erzielte Rauchverbrennung eine vollständige. Der Probekessel hatte 12qm,8 Heizfläche. Die gebrauchte Theermenge betrug während des Versuches: 145k,75, Theermenge für die Stunde 14k,575, verbrauchte Speisewassermenge 1384k,8, für die Stunde 138k,48, Wasserverbrauch für den Quadratmeter Heizfläche 10k,8. Reine Verdampfung für 1k Theer (abzüglich der Dampfmenge, um den Theer zuzuführen) 8k,954. Speisewassertemperatur (Mittel) 22,7° C. Mittlere Dampfdichte 2k,66. Chemische Analyse des Theeres: Kohlenstoff 85,06, Wasserstoff 4,55, Stickstoff 0,23, Schwefel 0,31, Wasser: chemisch gebunden 7,39, frei 2,01, zusammen 9,40, Asche 0,45 Proc. Theoretischer Heizwerth (nach modificirten Formeln von Dulong) 8389cal. Wirkliche Verdampfung 13k,17. Verbrennungsluft (theor. Menge) 11k,456. Theor. Anfangstemperatur 20,94° C. Mittlere Temperatur der trockenen Heizgase am Ende des ersten Zuges 450°, Fuchskanal 226°. Mittlere Zusammensetzung derselben am Ende des ersten Zuges: KohlensäureKonlenoxydAtmosphär. LuftStickstoff (Volumprocente) 14,669  0,00020,27665,055 Die volumprocentische Zusammen-    setzung der Gase im Fuchskanale    war in Folge Zutrites von „falscher“    Luft geändert. Die Zusammensetzung der für das Kilo Theer entstandenen Verbrennungsgase erreichte am Ende des ersten Feuerzuges: Kohlensäure (Gewichtsprocente)   3,118 Atmosph. Luft               „   2,817 Stickstoff                       „   8,780 Wasserdampf               „   0,647 Mitgeführten Wasserdampf (Gewichtsprocente)   0,549 Zusammen 15,911 Luftüberschuſs-Coefficient n = 1,24. Die aus diesem Werthe von n berechnete Anfangstemperatur beträgt 2215° C. Die durch den vorgeführten Versuch nachgewiesene wirthschaftlich vortheilhafte Verwerthung des Theeres als Brennstoff für Dampfkesselfeuerungen wäre für zahlreiche Industriezweige, welche dieses Abfallproduct liefern, von gröſster Bedeutung und daher die weitere Ausbildung dieser Feuerungsmethode lebhaft zu wünschen. (Fortsetzung folgt.)

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