Titel: | Stachelspatien für Titelschriftkästen. |
Autor: | Kn. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 321 |
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Stachelspatien für
Titelschriftkästen.
Mit Abbildungen.
Stachelspatien für Titelschriftkästen.
Die sogen. Zier- und Titelschriften werden in den Buchdruckereien bekanntlich nicht
in gewöhnlichen Setzkästen untergebracht, sondern in besonderen Aufbewahrungskästen
zwischen Holzleisten aufgestellt, wodurch für die Typen lange Fächer gebildet
werden. Diese Aufbewahrungsart hat aber, wie jeder Buchdrucker weiſs, eine Menge
Uebelstände im Gefolge. Wird nämlich aus einem solchen Titelschriftkasten viel
gesetzt, so verlieren die einzelnen Buchstaben in Folge der entstandenen Lücken
ihren Halt, neigen sich oder fallen zur Seite in die Tiefe des Faches hinein. Das
Wiederaufrichten derselben kostet viel Zeit und Mühe, und zudem benutzt der Setzer
dabei oft die Ahle, wodurch das Buchstabenbild gefährdet und nicht selten derart
verletzt wird, daſs die Type unbrauchbar geworden ist.
Gegen dieses Umfallen der Lettern suchte man sich bisher durch verschiedene Mittel zu
schützen. Das einfachste davon ist: Andrücken der gelockerten Reihen gegen die linke
Seitenwand, Schutz der rechts stehenden Buchstaben durch Quadraten, Regletten oder
Holzspähne. Dieses Verfahren schützt zwar bei sorgfältiger Beachtung den Kasten vor
Unordnung und den gefürchteten „Zwiebelfischen“, ist aber zeitraubend und
beansprucht Füllmaterial, dessen Fehlen sich gelegentlich unangenehm merkbar machen
kann. Es gewährt auch keine Sicherheit dafür, daſs die Buchstaben, welche von einer
Zeile auf die andere laufen, wieder in richtiger Zahl an ihren ursprünglichen Platz
gesteckt werden.
Fig. 1., Bd. 275, S. 322
Fig. 2., Bd. 275, S. 322
Zur Behebung dieser Mängel bringt nun die Firma Gebr.
Stolzenwald in Berlin S. O., Oranienstr. 174, in den langen, von
Holzleisten gebildeten Fig. 1. Fächern leicht
versetzbare Scheidewände zwischen den Typen in Anwendung, die sogen. Stachelspatien, welche Plättchen, wie die Textfig. 1 und 2
erkennen lassen, auf den Kanten mit Stacheln besetzt sind (* D. R. P. Nr. 49339 vom
11. April 1889). Diese Stachelspatien sind aus Weiſsblech gestanzt, etwa Achtelpetit
stark und werden beim Einstellen der Schrift in den Titelschriftkasten so zwischen
Buchstabengruppen gesteckt, daſs sie etwa 4 Cicero von einander abstehen. Je nach
Breite der Buchstaben wird Fig. 2. somit eine
gröſsere oder kleinere Zahl derselben zwischen je zwei Stachelspatien stehen. Für
Bestimmung der angegebenen Abstände der Stachelspatien von einander ist die Erwägung
maſsgebend, daſs jedes durch Einschaltung von Stachelspatien geschaffene Fach nur so
groſs sein darf, daſs ein einzeln stehender und sich seitlich neigender Buchstabe
nicht umfallen kann.
Fig. 1 zeigt uns, in einem senkrecht zu den Leisten
geführten Schnitte, einen derartig mit Stachelspatien versehenen Titelschriftkasten,
wobei mit a die Stachelspatien, mit b die Holzleisten und mit c die Titelschriften bezeichnet sind. Fig.
2 zeigt dieselben Bestandtheile an einem Schnitt, der parallel zu den
Leisten geführt ist (Papierzeitung, 1889 S. 721). Die
beiderseits vorstehenden Stacheln werden, wie ersichtlich, durch Andrücken der auf
der Signaturseite der Buchstaben aufgelegten Leiste in das Holz getrieben. Auf
solche Weise wird dann der Gesammtraum des Kastens in eine gröſsere Zahl von Fächern mit
feststehenden Wandungen zerlegt, innerhalb deren kein Buchstabe umfallen kann.
Die Anwendung solcher Stachelspatien hat ferner noch den Vortheil, daſs die Leisten
etwas auseinander gehalten werden, also die Schrift nicht festgeklemmt werden kann.
Da nämlich die Stacheln nicht unbedingt bis zur Wurzel eingetrieben zu werden
brauchen und die Spatien etwas stärker als der Schriftkegel gefertigt werden, hat
die Schrift nicht nur seitlich, sondern auch oben und unten etwas Spielraum. Die
Stachelspatien werden in allen vorkommenden Kegelstärken von der genannten Firma
geliefert und verdienen besonders bei Neueinrichtung von Druckereien und Einordnung
neuer Titelschriftkästen Beachtung; bei Einfügung in bereits mit Typen gefüllten
älteren Kästen wird dann die in Fig. 2 (rechts)
dargestellte Form benutzt. Zur Unterscheidung einer Anzahl von Typen gleichen
Schriftbildes von in der Reihe benachbarten Typen eines anderen Schriftzeichens kann
man Spatien doppelt setzen. Die Preise für je 1000 Stück betragen: Nonpareille bis
Corpus 4 Mk., Cicero bis Tertia 5 Mk., bis Doppelmittel 6 Mk., Doppeltertia bis
Dreieinhalbcicero 7 Mk., Viercicero bis Sechscicero 8 Mk.
Kn.