Titel: | Ueber das Reinigen des Speisewassers für Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 364 |
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Ueber das Reinigen des Speisewassers für
Dampfkessel.
Mit Abbildungen.
Ueber das Reinigen des Speisewassers für Dampfkessel.
Auf keinem anderen Gebiete der Technik ist dem Schwindel so viel Raum geboten, sich
breit zu machen, als auf dem Gebiete der Kesselsteinmittel. Unendlich ist die Zahl
der „untrüglichen“ Mittel und unerschöpflich ist der solide Lieferant im
Erfinden wohlklingender Namen für ganz einfache, jedem Chemiker bekannte Stoffe oder
für nichtssagende und nichts bedeutende, oft in ihren Wirkungen zweifelhafte, sogar
schädliche Mischungen. Dies Geschäft wird erleichtert sowohl durch die groſse
Verschiedenheit des zum Speisen der Kessel verfügbaren Wassers und der
Mannigfaltigkeit der Betriebsmittel als auch durch die unzureichenden Kenntnisse
vieler Kesselbesitzer in Bezug auf die erforderlichen Eigenschaften des Wassers und
der richtigen Wahl der wirksamen Zusatzmittel. Es sind nun in letzterer Zeit einige
bemerkenswerthe Vorrichtungen eingeführt, welche darauf hinzielen, die dem
Speisewasser entweder mechanisch beigemengten oder die durch Zusatz von
Ausfüllungsmitteln ausgeschiedenen Verunreinigungen wirksam abzuscheiden, und so die
Bildung einer festen Kesselsteinkruste zu verhindern.
Zunächst sei eine bemerkenswerthe Veröffentlichung von J. A.
Schwartze aus der Wochenschrift des Ingenieur- und
Architektenvereines über „Corrosionen in Dampfkesseln“ dem
wesentlichen Inhalte nach mitgetheilt, da dieser Vortrag sich in klarer Weise über
die Eigenschaften und die Wirkungsweise schlechter Speisewässer verbreitet. Es
heiſst daselbst:
„In Dampfkesseln können sehr viele von den Bestandtheilen des Speisewassers
herrührende Stoffe eine mit Blechzerstörung verbundene chemische Wirkung
ausüben; als Ursachen des Anfressens lassen sich vier Gruppen unterscheiden: a)
im Wasser gelöste Gase, b) unlösliche, c) lösliche Stoffe, d) flüchtige
Säuren.
a) Anfressungen durch im Wasser gelöste Gase. Diese
werden in den meisten Fällen durch Zusammenwirken von Sauerstoff und Kohlenstoff
hervorgerufen und zwar am meisten dort, wo die in Folge der Temperaturerhöhung
des Wassers aus demselben frei werdenden Gase an den Kesselwänden längere Zeit
anhaften können. Diese Bedingungen sind in den Unterkesseln von
Zwischenfeuerungskesseln erfüllt, welche daher sehr häufig von Anfressungen
betroffen werden; an den angefressenen Stellen ergeben sich zumeist
narbenförmige Zerstörungen, überdeckt mit Knollen von Eisenoxyduloxyd, die oft
durch ihre Schwere an der Kesselwand herabsinken und zu rinnenförmiger
Anfressung Veranlassung geben. Unterstützende Ursachen dieser Anfressungen sind:
geringer Umlauf des Wassers, veranlagst durch geringe Verdampfung;
unregelmäſsige Heizung, geringe Kesselneigung, enge Stutzen, häufige
Stillstände, sowie
Verletzung der schützenden Auſsenhaut durch mechanische oder thermische
Einflüsse, als welche Anrisse, Biegung, Knickung, lokale Abkühlung gelten
können. Die Corrosion kann bei einem und demselben Kessel oft sehr wechseln, je
nach der Verdampfung und dem Gasgehalt des Wassers. Corrosionen an der
Wasserlinie treten bei Dampfkesseln oft ein, wenn dieselben mit frischem Wasser
gefüllt, längere Zeit auſser Betrieb stehen, weil die nach und nach frei
werdenden Gasbläschen an der Oberfläche des Wassers sich sammeln, dort an dem
Kessel blech ansetzen und so die Oxydation desselben bewirken. Die hierdurch
eintretende Schwächung des Kessels wird am ehesten in dem Falle bedenklich, wenn
die Längsnähte natürliche Hindernisse für das Aufsteigen der Gasbläschen an der
Kesselwand aufwärts bieten. Diese Corrosionen werden durch Zinkeinlagen in die
bedrohten Kesseltheile nicht aufgehalten, lassen sich aber vermindern durch
Alkalität des Wassers (Sodazusatz), starke Kesselneigung, und Abhaltung des
Eindringens von Luft in das Wasser, und verhindern durch starken Wasserumlauf,
durch Verlegung des Speisewassereintrittes an eine stark erwärmte Wasserstelle,
von wo die frei werdenden Glasbläschen in den Dampfraum entweichen können, und
durch starke Vorwärmung des Speisewassers. Viel seltener als die erwähnten
Anfressungen durch Sauerstoff sind die durch Schwefelwasserstoff
hervorgerufenen, welche jedoch durch die bedeutende Löslichkeit dieses Gases und
dessen heftige Einwirkung auf das Eisen sehr bald eine äuſserst schädliche
Ausdehnung gewinnen können. Die Schädigung kann durch Ausfällen des
Schwefelwasserstoffes mittels Eisensalzen verhindert werden. (?)
b) Anfressungen durch unlösliche Stoffe. Diese
entstehen durch chemische Veränderung von thierischen oder pflanzlichen Fetten,
die in Folge Schmierung der Dampfcylinder, der Speisepumpe u. dgl. mit dem
Speisewasser in die Kessel gebracht werden.
Die genannten Fette setzen sich entweder unter dem Einflüsse hoher Temperatur in
unlösliche Fettsäuren um, oder sie werden durch Aufnahme von Sauerstoff aus dem
Wasser sauer; ersteres erfolgt in den heiſseren Kesseltheilen oder im Dampfraum,
letzteres in kälteren. In beiden Fällen greifen die entstandenen sauren
Verbindungen das Kesselmaterial an den Stellen an, wo sie haften bleiben; oft
geben auch Fetttheile durch Aufätzung Veranlassung zu Sauerstoff-Corrosionen an
Stellen, wo solche sonst nicht zu erwarten sind. Als Mittel zur Verhinderung der
Corrosionen durch Fette dient ein passender Sodazusatz zum Speisewasser, wodurch
die Fette als Alkaliseifen ausgefällt werden.
c) Anfressungen durch lösliehe Stoffe können auf
auſserordentlich vielseitige Weise entstehen und bereiten oft dadurch, daſs
viele Stoffe hemmend oder fördernd auf einander einwirken, der klaren
Erkenntniſs der Ursachen viele Schwierigkeiten. Es sind zunächst jene Stoffe zu
unterscheiden,
welche, bei Lufttemperatur das Eisen nur mäſsig angreifend, mit steigender
Wassertemperatur und Concentration eine gleichmäſsig zunehmende Wirkung auf das
Kesselmaterial ausüben. In dieser Beziehung sind Anfressungen rasch zerstörender
Natur vielfach an Kesseln beobachtet worden, welche mit Salzsoole gespeist
wurden, wo als zerstörender Theil das Chlornatrium auftrat, ferner bei mit
Ammoniumchlorid (Salmiak, in dem „Kesselsteinmittel“
„Hallogenin“ vorkommend) gespeisten Kesseln, wo ein groſser Theil des
Eisens zu Chloreisen umgewandelt wurde, ferner bei mit concentrirter
Aetznatronlauge gefüllten Honigmann'schen Kesseln;
bei letzterer ergibt sich immer ein desto gröſserer Angriff auf das Eisen, je
mehr die Lauge durch Schwefel Verbindungen verunreinigt ist.
In ähnlicher Weise, wie vorgenannte Stoffe, wirken freie Säuren auf das
Kesselblech ein, erklärlicher Weise bei geringerer Concentration nur an den
Punkten, wo durch die Wärme eine gesteigerte chemische Energie hervorgerufen
wird, also an den heiſsesten Theilen, als der Wasserlinie, den Feuerplatten. Als
ziemlich häufige Beispiele dieser schädlichen Wässer sind zu erwähnen die
Abwässer von Verzinkereien, welche oft Salpetersäure enthalten, die Wässer von
Kloaken mit bereits zersetzten, stickstoffhaltigen Stoffen, dann aus Torfmooren,
ferner die Grubenwässer aus Steinkohlen-, Braunkohlen- und Kaolingruben, welche
oft freie Schwefelsäure enthalten, herrührend von der Oxydation von im
Thonschiefer vorkommenden Pyriten.
Im Verhalten völlig verschieden, in der Wirkung aber gleich wie die vorerwähnten,
sind jene Stoffe, welche bei gewöhnlicher Temperatur das Eisen wenig oder gar
nicht angreifen, welche aber, bei einer gewissen Temperaturgrenze angelangt,
Zersetzungen erleiden und durch Bildung von Eisenverbindungen zerstörend auf das
Kesselblech einwirken. Hierzu gehören z.B. die Abwässer der Eisenbeizen von
Drahtziehereien, welche oft schwefelsaures Eisenoxyd enthalten, das sich bei der
Wassertemperatur von 150 bis 160° in Eisenoxyd und freie Schwefelsäure zersetzt,
welche letztere das Eisen oxydirt und durch Aufnahme von Sauerstoff aus dem
Wasser und folgende Zersetzung fortlaufende Zerstörung des Kesselbleches
bewirken kann.
Sehr zerstörend wirkt auch die in den Holzdämpfern entstehende, aus dem Holze
ausgelaugte Flüssigkeit, welche das Eisen oft stürmisch angreift. Oft treten in
Dampfkesseln von Zuckerfabriken schwere Schäden dadurch ein, daſs
Zuckerlösungen, mit den sonst sehr reinen Destillaten, dem Retour- und
Brüdenwasser gemischt, in die Kessel gelangen, dort unter dem Einflüsse der
Temperaturen von 140 bis 150° unter Ausscheidung kohliger Substanzen in
organische Säuren sich zersetzen und dann, besonders bei längerem Verweilen in
den Kesseln oder bei Abwesenheit einer schützenden Schichte von Kesselstein, eine sehr energische wurmfraſsartige
Corrosionswirkung an den heiſsesten Kesseltheilen ausüben; die Corrosion hemmend oder ganz
verhindernd wirkt der Ammoniakgehalt des Brüdenwassers oder geeignete Zusätze
von Kalk oder Soda.
Abweichend von den bisher beschriebenen äuſsern sich die Corrosionen, die durch
örtliche Zersetzung verschiedener Stoffe an den direkt gefeuerten Blechplatten
entstehen, und zwar jener Stoffe, die sich auch bei den höchsten in den
betreffenden Kesseln vorkommenden Flüssigkeitstemperaturen noch nicht zersetzen,
wohl aber bei Temperaturen von 250° und mehr, wie dieselben, besonders an den
von der Flamme getroffenen Blechtheilen vorkommen. Hierher sind zu rechnen die
in Laugenkesseln bezieh. Eindampfkesseln von Cellulosefabriken vorkommenden
Anfressungen, die ihre Ursache theils in dem Gehalt der Kochlauge an
Schwefelnatrium haben, welches Bildung von Schwefeleisen bewirkt, theils in dem
Gehalt der Eindampflauge an Chlornatrium und geschwefelten Kohlenwasserstoffen;
wie scharf die Zersetzungsgrenze dieser Substanzen ist, zeigt sich aus der
Thatsache, daſs durch Beseitigung der Staubhitze in Folge Feuerzugsänderung in
einigen Fällen die Ausbreitung schon begonnener Corrosionen fast vollständig
gehemmt wurde.
Durch Anfressungen in Folge örtlicher Zersetzung von im Wasser gelösten Chloriden
leiden oft Kessel, deren Speisewasser mit dem Abwasser von Färbereien in
Berührung kommt, sei es nun, daſs dieses Wasser in einem offenen Gerinne geführt
wird, sei es, daſs das Speisewasser aus einem Brunnen in unmittelbarer Nähe
eines solchen Gerinnes entnommen wird; auch in diesem Falle zeigt sich die
Wirkung der zersetzten Chloride durch Angreifen besonders heiſser Blechtheile.
Entsprechender Sodazusatz zum Speisewasser verhindert die
Ausbreitungvollständig.
Häufig findet man bei dieser Anfressung durch Zersetzung von Chloriden auch den
Dampfraum des Kessels mit einer rothbraunen Rostschichte bedeckt; dies wäre nach
der eingangs getroffenen Eintheilung besonders zu behandeln, da sie von
d) flüchtigen Säuren herrühren muſs: als solche wird
wohl nur Salzsäure, aus Zersetzungen verschiedener Chlorverbindungen stammend,
genannt werden müssen, welche aber auch eine Anfressung in Folge gelöster Säure
bewirkt, also ein Bindeglied dieser beiden, scheinbar weit abliegenden
Blechzerstörungen darstellt.
Bezüglich dieser Chlorverbindungen wäre besonders das Chlormagnesium
hervorzuheben; dieses zerfällt, wenn es im Wasser gelöst ist, bei 4at Druck direkt in Salzsäure und
Magnesiumhydrat und greift sogar bei nur 2 bis 3at und entlüftetem Wasser Eisen im Wasser- und Dampfraume energisch
an, indem Eisenchlorid in Lösung geht und auſserdem Eisenoxyd gebildet wird,
wobei, falls genügende Zeit vorhanden ist, das Kesselwasser neutral reagirt.
Diese Eigenschaft des Chlormagnesiums hat sich schon oft bei Kesseln verderblich
gezeigt, welche mit Chlorbaryum zur Fällung des Gipses behandelt wurden, welches aber
nebenbei schwefelsaures Magnesium gelöst enthielt; es bildete sich durch
Umsetzung Chlormagnesium, das zerfallend eine anfressende Wirkung ausübte. Diese
Eigenschaft des Chlormagnesiums mag wohl auch bei der Anfressung der
Schiffskessel eine gewisse Rolle spielen, welche, besonders die mit Wasser aus
Oberflächencondensatoren gespeisten, im Wasser- und Dampfraume sehr rasch
verrosten, wozu wohl auch die relative Reinheit des Speisewassers, welche eine
nur dünne, also wenig schützende Kesselsteinschichte mit sich bringt,
beiträgt.
Da jedoch fast immer durch Undichtheiten die Salzbestandtheile des Seewassers,
von welchen Chlormagnesium etwa 9 Proc. ausmacht, in die Kessel kommen, so kann
die Möglichkeit der Chlormagnesiumzersetzung nicht ausgeschlossen werden.
Daſs das Kesselwasser selten sauer reagirend gefunden wurde, sowie daſs
eingehängte Zinkplatten zu Zinkoxyd verwandelt werden, kann doch nicht zur
Ausschlieſsung der Möglichkeit einer Chlormagnesiumzersetzung benützt werden, da
bei jedem eisernen Kessel nach Verbrauch einer eingebrachten Salzsäuremenge das
Wasser neutral reagiren wird, so wie da nach vorgenommenen Versuchen mit
entlüfteter Chlormagnesiumlösung eingebrachtes Zink auch theilweise zu Zinkoxyd
verwandelt würde; auch zeigt aus dem Schiffskessel stammendes Zinkoxyd in
physikalischer und chemischer Beziehung etwas andere Eigenschaften als an der
Luft entstandenes, woraus auf eine verschiedene Entstehung beider geschlossen
werden kann.“
Aus der vorstehenden Veröffentlichung, welche nur die Hauptgesichtspunkte für die
Beurtheilung des Speisewassers bezüglich seiner chemischen Eigenschaften enthält,
geht schon wohl zur Genüge hervor, daſs es für den Nichtchemiker unbedingt
nothwendig ist, einen Fachmann zu Rathe zu ziehen und die im Vergleiche zu dem für
ihn vorliegenden Interesse verhältniſsmäſsig geringen Kosten anzulegen.
Bei den in der neueren Zeit bevorzugten Vorrichtungen zur Verhinderung der
Kesselsteinbildung geht das Bestreben dahin, die zu beseitigenden Stoffe zunächst in
Pulverform überzuführen, was in vielen Fällen ohne Anwendung von Chemikalien schon
durch zweckentsprechende Verwendung der im Kessel vorhandenen Wärme geschieht.
Welches Verfahren angewendet wurde, mag hier dahingestellt sein, wir stehen vor der
Aufgabe, die pulverförmigen im Wasser schwebenden Theile aus demselben zu
entfernen.
Zu den neueren, mit Erfolg eingeführten Apparaten dieser Art zählt der von Eugen Kreiſs (D. R. P. Nr. 44617 vom 11. November 1887,
Patent Allen und Bowers)
in Hamburg vertriebene automatische Kesselreiniger, welcher ohne Anwendung von
Chemikalien arbeitet. Das Wesen dieser Vorrichtung besteht nach Uhland's Technischer
Rundschau in Folgendem (siehe Textfigur):
Fig. 1., Bd. 275, S. 369
Der gröſste Theil der schädlichen Bestandtheile des Speisewassers wird gleich nach
dessen Einströmen in den Kessel in Folge der schnellen Temperaturerhöhung gefällt
und bleibt dann eine Zeit lang im Wasser schwebend. Dieses treibt aber alle festen
Stoffe durch das fortwährende Aufwallen auf seine Oberfläche, wo sich eine schaumige
Schicht bildet, die der in der Richtung von der Feuerung nach dem gegenüberliegenden
Kesselende stattfindenden Strömung des Wassers folgt.
Der Kreiſs'sche Apparat ist bestimmt, diese
Unreinigkeiten aufzufangen, ehe sie sich zu Boden setzen können, und dieselben
alsdann mittels des Dampfdruckes aus dem Kessel zu entfernen. Zu diesem Zwecke ist
im Inneren des Kessels in der Höhe des normalen Wasserstandes eine
Schaumauffangplatte V und ein Sammeltrog F angeordnet, welche mit einander verbunden sind. Die
Auffangplatte V bildet ein gleichschenkeliges Dreieck,
dessen eine Spitze nach der Hinterwand des Kessels weist, während seine Grundlinie
zu beiden Seiten an den Längswänden des Kessels endigt, und der U-förmige Sammeltrog
F, der fast die ganze Länge des Kessels einnimmt,
ist an einem Ende an die Platte V angeschlossen und am
anderen Ende mit dem Speiserohre des Kessels verbunden. Der Trog ist dazu bestimmt,
die schwereren Unreinigkeiten des Speisewassers, welche dasselbe in feiner
Vertheilung enthält, nach der Auffangplatte V zu lenken
und zu verhindern, daſs sie vor Erreichung der Platte V
zu Boden sinken. Dicht vor der Spitze der genannten Platte ist ein von unten
eingeführtes Rohr A angeschlossen; dasselbe führt durch
die Kesselwandung hindurch, ist mit einem Absperrhahne versehen und mündet in einem
auf dem Kesselmauerwerke aufgestellten guſseisernen Gefäſse C, das in seiner äuſseren Gestalt einem Condensationstopfe ähnlich sieht.
Ein zweites, gleichfalls mit Absperrhahn ausgestattetes Rohr B führt vom Inneren des Gefäſses C in den
Kessel zurück, und zwar mündet dieses in demselben ein beträchtliches Stück tiefer
als das Rohr A. In dem genannten Behälter, dem
Ausscheideapparate C, ist eine spiralförmig gewundene
Blechplatte E eingesetzt, welche die ganze Höhe des
Gefäſses einnimmt und das durch A eintretende, mit
Unreinigkeiten angereicherte Kesselwasser einen Spiralweg zu durchlaufen zwingt, ehe
es das in der Mitte des Behälters ausmündende Rückfluſsrohr B erreichen kann. Hierbei gewinnen die suspendirten Unreinigkeiten
hinreichend Zeit, sich am Boden des Behälters abzusetzen, von wo sie in gewissen
Zeiträumen durch das nach der Vorderwand des Kessels führende Rohr D beim Oeffnen eines passend angeordneten Hahnes
abgeblasen werden können. Dadurch, daſs das gereinigte Wasser durch das Rohr B nach einem wesentlich tieferen Punkte im Kessel als
das Niveau der Einströmungsöffnung an der Platte V,
zurückgeführt wird, entsteht ein ununterbrochener Kreislauf des Wassers vom Kessel
durch das Rohr A, den Ausscheider C und das Rohr B nach dem
Kessel zurück.
Wie aus Vorstehendem erhellt, ist die ganze Einrichtung sehr einfach und ihre
Bedienung bereitet nicht die geringste Schwierigkeit, da die Vorrichtung ganz
selbsthätig arbeitet und nur bisweilen die Unreinigkeiten abzublasen sind. Auch kann
der Apparat bei den meisten der gebräuchlichen Kesselsysteme Anwendung finden.
Zahlreiche im Betriebe befindliche Anlagen legen für die Leistungsfähigkeit des
Apparates ein gutes Zeugniſs ab.
Ohne Zweifel sind als nicht zu unterschätzende Vorzüge der neuen Vorrichtung deren
niedriger Anschaffungspreis und die verschwindend geringen Betriebsausgaben
anzusehen. Die Firma Eugen Kreiſs in Hamburg liefert
den aus Sammeltrog, Auffangplatte und Ausscheider bestehenden Apparat je nach der
Gröſse des Kessels zu 650 bis 800 M. und als Betriebsausgaben können nur der zum
Ausblasen der Unreinigkeiten erforderliche Dampf, sowie der durch die Aufstellung
des Abscheiders auſserhalb des Kessels bedingte Wärmeverlust in Anrechnung gebracht
werden. Jedenfalls aber erweist sich eine solche Anlage ganz bedeutend ökonomischer
gegenüber denjenigen, welche mit chemischen Agenden arbeiten, die stets durch
frisches Material ersetzt werden müssen.
Ein mit Abdampf geheizter Apparat zum Vorwärmen und Reinigen des Kesselspeisewassers
ist W. Oliphant in City of Paterson, New-Jersey, patentirt (D. R. P. Nr. 45692 vom 12. Juni 1888). Der Apparat besteht aus einem
durch eine Filterschicht K in zwei Abtheilungen
getheilten Kessel A mit Wassereinlauf a oberhalb und Wasserablauf b unterhalb des Filters, einem durch das Wasser hindurchgeführten,
innerhalb desselben mit Seitenlöchern versehenen Zufuhrrohr D für den Abdampf mit einem oder mehreren engeren, ebenfalls durch das
Wasser hindurchgeleiteten Zweigrohren G, welche ebenso
wie das Zufuhrrohr V oberhalb des Wasserspiegels in den
Dampfraum münden, und einem mit Rückschlagventil versehenen Abzug I für den nicht condensirten Abdampf.
Der Wasserzufluſs wird geregelt durch ein Schwimmerventil, dessen Schwimmer N sich in einem besonderen Behälter M auf- und abbewegt und mittels abgedichteter
Kolbenstange auf den Ventilhebel i einwirkt.
Fig. 2., Bd. 275, S. 371
Ein mit wagerechten, auf der Oberseite durchlochten Zweigrohren R1 versehenes Rohr R unmittelbar unterhalb des die Filterschicht K tragenden Siebbodens C
dient in Verbindung mit dem dicht über der Filterschicht vorgesehenen Ablaſs S zur Reinigung des Filters durch Emporströmenlassen
von Dampf.
Der Grundgedanke, welcher durch die Speisewasserreinigung von C. J. Mattison in Oswego, N.-Y., verwirklicht wird, ist ebenfalls der, die
im Wasser enthaltenen schädlichen Bestandtheile ganz oder doch theilweise zu
entfernen, bevor dasselbe in den Kessel tritt.
Es wird deshalb ein stetiger Umlauf des Wassers durch den Kessel und durch ein Filter
bewirkt. Zur Hervorbringung dieses Umlaufes wird ein Dampfwasserableiter, ähnlich
dem zum Rückbringen des condensirten Wassers in den Kessel bei Dampfheizungen,
benutzt.
Das Wasser tritt aus dem Kessel durch die Leitung mit dem Ventil B in umstehend gezeichnetes Filter, und gelangt durch
das Ventil T, immer unter Einwirkung des Kesseldruckes,
in den Wasserableiter, und zwar durch ein Rückschlagventil unmittelbar vor demselben
in den ringförmigen Raum um den Schwimmer.
Nachdem ersterer angefüllt ist, flieſst das Wasser über den Rand des oben offenen
Schwimmers und fängt an, denselben zu füllen und ebenso auch einen kugelförmigen
guſseisernen Behälter durch die bis auf den Boden des Schwimmers reichende Röhre.
Nachdem sich der Schwimmer mit einer genügenden Menge Wasser gefüllt hat, sinkt
derselbe plötzlich und öffnet dadurch mittels der in seinen Boden geschraubten, an
einer Stange geführten röhrenförmigen Ventilstange und des Hebels ein Ventil,
welches den Dampf vom Kessel zuläſst und dadurch den Druck ins Gleichgewicht
bringt. Das im Schwimmer befindliche Wasser gelangt alsdann durch eine Siphonröhre
geleitet in den
Kessel. Nachdem der Schwimmer sich geleert hat, kann der frische Kesseldampf
einströmen und stellt dadurch mit dem in dem kugelförmigen Behälter befindlichen
Wasser das Gleichgewicht her., so daſs sich dasselbe durch das Rückschlagsventil in
den ringförmigen Raum ergieſst und dadurch wieder den Eimer zum Schwimmen bringt und
endlich das das Gleichgewicht herstellende Ventil schlieſst. In kürzester Zeit wird
der Druck im Apparat durch Condensation reducirt und somit das Wasser vom Filter,
wie oben beschrieben, in denselben getrieben, so daſs also eine continuirliche
Thätigkeit des Apparates erzielt wird. Das Ende der Siphonröhre taucht in eine
taschenförmige Vertiefung am Boden des Schwimmers, um einen gründlichen Abfluſs des
Wassers zu verursachen.
Fig. 3., Bd. 275, S. 372
Beide, sowohl die Zu- als Abfluſsröhre, sind mit Rückschlagventilen versehen; das
eine in der Zufluſsröhre öffnet sich nach dem Inneren des Topfes und verhindert
dadurch, daſs das Wasser sich in das Filter zurückergieſsen kann, – solange sich der
Dampfdruck im Dampfwasserableiter befindet.
Das Rückschlagventil in der Abfluſsröhre öffnet sich nach der inneren Seite des
Kessels und verhindert das Zurückflieſsen des Wassers in den Ableiter, wenn in
letzterem der Druck geringer ist als im Kessel. Die von der Auſsenseite der
Zufluſsröhre nach dem oberen Theile den kugelförmigen Behälters führende Leitung
dient zur Entlüftung beim Beginne des Betriebes und ist mit einem Entlüftungshahn
ausgerüstet. Das angewendete Filter ist ein solches gewöhnlicher Art. Seine
Sandfüllung läſst sich zu Zeiten mit einem Rührwerk, das oben mit einem Handrad
verbunden ist, durchrühren. Das gereinigte, durch B in
das Filter gelangte Wasser tritt durch Ventil T in die
Leitung nach dem beschriebenen Apparat. Ventil W kommt
beim Ausspülen des Filters zur Anwendung. S ist ein
Ablaſsventil. Neu an dem Apparat ist das Sandventil, durch welches das Wasser
austritt. Dasselbe besteht aus zwei kreisförmigen Platten aus Messing von etwa 3mm Dicke, von denen die obere fest ist und den
Boden des Sandbehälters bildet, während die untere mit Hilfe einer Excentervorrichtung etwas auf
und nieder zu bewegen ist. Die obere Platte enthält eine gröſsere Anzahl Bohrlöcher,
in welchen sich in der unteren Platte befestigte Stifte bewegen lassen. Der Raum
zwischen den Stiften und den Wandungen der ihnen entsprechenden Löcher ist groſs
genug, um das gereinigte Wasser durchzulassen, verhindert aber, wie beim feinsten
Siebe, den Durchtritt von Sand. Die ringförmigen Schlitze haben nur eine Weite von
etwa 0mm,25. Die erwähnte Excentervorrichtung
befindet sich auf der Welle E, welche sich von
auſserhalb des Filterapparates mit einem Handhebel hin und her drehen läſst, und
dient dazu, den Stiften eine senkrechte Bewegung während der Waschung des Filters
geben zu können, oder auch zur Losmachung des angesammelten Schmutzes.
Das beschriebene System zeichnet sich durch Einfachheit und durch sichere
Functionirung aus.
(Fortsetzung folgt.)