Titel: | Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889; von Fr. Freytag, |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 486 |
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Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889;
von Fr. Freytag,
Lehrer der Technischen Staatslehranstalten in
Chemnitz.
Mit Abbildungen auf Tafel
26.
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
Die in der geräumigen Maschinenhalle der Ausstellung zahlreich vertretenen
Dampfmaschinen stammten zum gröſsten Theile aus Frankreich, Belgien, England und
Amerika; von den übrigen Ländern hatten nur noch die bedeutenderen Maschinenfabriken
der Schweiz Hervorragendes ausgestellt, während Deutschland nur durch zwei
elsäſsische Firmen vertreten war.
Wenngleich die ausgestellten Dampfmaschinen bezüglich des Systems und der
Gesammtconstruction keine epochemachenden Neuheiten zeigten, so machten sich doch
verschiedene Einzelheiten, namentlich Verbesserungen und Vervollkommnungen an
vortrefflich arbeitenden Steuerungen ganz besonders bemerkbar.
In den mannigfachsten Ausführungen waren namentlich die Maschine! mit Hahnsteuerung
(System Corliſs) vertreten, doch auch vorzügliche,
exact und geräuschlos arbeitende Ventilsteuerungen konnten beobachtet werden.
Ebenso wie in Brüssel 1888 zeigten die Dampfmaschinen der Pariser Ausstellung
vorwiegend groſse Kolbengeschwindigkeiten und meist sei thätige, vom Regulator
abhängige Expansionsvorrichtungen.
Die Firma M. Berger-Andrée in Tann (Elsaſs) hatte eine
vorzüglich arbeitende Verbundmaschine mit Condensation von 560 bezieh. 355mm Cylinderdurchmesser und 910mm Hub ausgestellt, welche mit 70 Umdrehungen in
der Minute 150 leisten soll.
Die beiden Cylinder der nach dem Corliſs-System gebauten
Maschine sind mit Dampfmänteln versehen und die Bewegung der Ein- und
Auslaſsschieber des kleinen Cylinders (Fig. 4 Taf. 26) erfolgt
mittels Stangen von einem einzigen Excenter aus; die Dauer der Dampfeinströmung ist
von der Regulatorstellung abhängig. Beim Austritte aus dem kleinen Cylinder strömt
der Dampf in einen mit Mantel umgebenen Zwischenbehälter, der mit frischem
Kesseldampfe geheizt wird, und entweicht dann in den ebenfalls mit Rundschiebern
arbeitenden groſsen Cylinder Die Einströmorgane des letzteren werden von einem
Excenter bethätigt, dessen Stellung auch das Absperren des Dampfes regelt; ein
zweites Excenter bewegt die Auslaſsschieber. Nach vollbrachter Arbeit im groſsen
Cylinder geht der Dampf in den unter dem Bette der Maschine liegenden Condensator,
dessen Luftpumpe von der Kurbel aus unter Zwischenschaltung einer senkrechten Stange
und eines wagerechten Balanciers betrieben wird. Den genau und geräuschlos
arbeitenden Steuerungsmechanismus des kleinen Cylinders zeigen Fig. 1 bis 3 Taf. 26. Derselbe
besteht für jeden Einlaſsschieber aus einer auf der Büchse d der Schieberstange sich drehenden excentrischen Scheibe c, an dessen Zapfen h1 durch Hebel mit dem Regulator in direkter
Verbindung stehende Stangen angreifen. Ueber der excentrischen Scheibe liegt der
eine bewegliche Klinke e tragende Ring b und dieser erhält durch die an dem eingeschraubten
Zapfen a1 angreifenden
Stangen von dem Excenter der Schwungrad welle aus seine Bewegung; die Klinke e stützt sich auf das eine Ende des auf der
Schieberstange aufgekeilten Doppelhebels f, während
dessen anderes Ende durch die am Zapfen g1 angreifenden Stangen mit einem Luftpuffer in
Verbindung steht. Bei der Bewegung des Ringes b kommt
die Klinke e mit dem Hebel f in Berührung und der mit letzterem verbundene Schieber öffnet den
Dampfeintrittskanal des Cylinders. Die Einströmung wird unterbrochen, sobald die
Klinke e bei ihrer weiteren Bewegung vom Hebel f abgleitet; die mit den Luftpuffern verbundenen
Stangen bewirken dann den sofortigen Verschluſs des Einlaſskanals. Die Dauer der
Einströmung richtet sich nach der längeren oder kürzeren Berührung zwischen Klinke
und Hebel und diese ist von der jedesmaligen durch den Regulator beeinfluſsten
Stellung des Excenters c abhängig.
Die Construction läſst erkennen, daſs eine ganz geringe Drehung des Excenters behufs
Veränderung der Dauer der Dampfeinströmung genügt.
Das Excenter c trägt noch einen Daumen k, welcher beim Reiſsen des Regulatortreibriemens die
Klinke e sofort in die Höhe hebt und damit eine Dampfeinströmung in
den Cylinder unmöglich macht, auch bleibt die Klinke e
während der abwechselnden Bewegungen der Ausrückmechanismen in normaler Stellung zum
Hebel f, so daſs die Ausrückung stets gesichert
ist.
Die Auslaſsschieber erhalten ihre Bewegung durch auſsen auf den Schieberspindeln
aufgekeilte Hebel, welche von dem Excenter der Schwungradwelle unter
Zwischenschaltung von Stangen und eines vor dem Cylinder liegenden schwingenden
Armes direkt bethätigt werden.
Die sehr ansehnliche wagerechte Zwillingsmaschine der Société
anonyme de Marcinelle et Couillet in Couillet (Belgien) soll eine effective
Leistungsfähigkeit von 1200 besitzen und ist zur Förderung von Kohlen auf
1000m Höhe bestimmt. Die mit Mantel umgebenen
Dampfcylinder haben 1050mm Durchmesser bei 1600mm Kolbenhub und auf jedem derselben befanden sich
zur Verhütung von Brüchen oder anderen Unfällen beim Gange der Maschine zwei
entsprechend eingestellte Sicherheitsventile.
Die Dampfvertheilung wird, wie Fig. 5 und 6 Taf. 26 erkennen lassen,
durch vier entlastete Ventile geregelt, welche zur Vermeidung von groſsen
schädlichen Räumen zu je zwei in den äuſseren Cylinderdeckeln untergebracht sind;
die beiden oberen mit Luftpuffern in Verbindung stehenden Ventile regeln die
Einströmung, die beiden unteren die Ausströmung des Dampfes.
Die dem Betriebsingenieur der Société de Couillet, M.
Lelong, patentirte Steuerung besteht aus zwei durch eine Stange mit
einander verbundenen excentrischen Scheiben, welche mit dem Regulator in Verbindung
stehen, und aus einer am Cylinder befestigten schwingenden Scheibe, welche unter
Zwischenschaltung einer Coulisse, für die Veränderung des Ganges der Maschine, vom
Excenter der Schwungradwelle ihre Bewegung erhält. Von den vier an der schwingenden
Scheibe angreifenden Lenkstangen öffnen die nach unten gehenden ohne Einschaltung
von Klinken die Auslaſsventile, während jede der beiden anderen Stangen einen Hebel
angreift, der am äuſsersten Ende einer in zwei Lagern geführten kleinen Welle sitzt.
Zwischen den beiden Lagern ist auf der Welle noch ein zweiter, aus zwei Theilen
zusammengesetzter Hebel aufgekeilt, welcher unter Vermittelung einer
zwischenliegenden Sperrklinke aus Guſsstahl die Spindel des Einlaſsventils
bethätigt. Dieselbe hebt sich und öffnet damit den Dampfeinlaſskanal, wenn die
Klinke bei ihrer Bewegung mit einem Mitnehmer zusammentrifft, welcher, ebenfalls aus
Guſsstahl gefertigt, an dem mit der Ventilspindel verschraubten Rahmen durch eine
Schraube befestigt ist.
Die excentrischen Scheiben werden je nach der Geschwindigkeit der Maschine vom
Regulator eingestellt und greifen mittels eines kleinen Armes direkt am obersten
Ende der Sperrklinke an. Die Lage der letzteren ist deshalb ebenfalls von der
jedesmaligen Regulatorstellung abhängig und die Ausklinkung des Ventils erfolgt nach
längerer oder kürzerer Zeit in ganz regelmäſsiger Weise.
Der Steuerungsmechanismus überträgt nicht die mindeste Kraft auf den Regulator,
sondern nur auf die mit ihm verbundenen excentrischen Scheiben, ist daher sehr
empfindlich und hat nur einen geringen Hub nothwendig.
Die Steuerung unterscheidet sich von denjenigen ähnlicher Construction hauptsächlich
dadurch, daſs sie ohne Zuhilfenahme von Stiften, Federn u. dgl. arbeitet, auch sind
die einzelnen Gelenkverbindungen mit bedeutenden Oberflächen versehen und nur
geringer Abnutzung ausgesetzt.
Eine mit dem Regulator in Verbindung stehende Vorrichtung erlaubt die Stellung
desselben beliebig zu verändern, ohne irgend etwas an dem Steuerungsmechanisrnus
vorzunehmen. Bei der Förderung von Personen kann der Maschinist, ohne seinen Platz
verlassen zu müssen, den Regulator in die höchste Stellung bringen und damit die
Maschine während eines Aufganges mit voller Füllung und erhöhter Geschwindigkeit
arbeiten lassen.
Ueber dem Bette der linken Maschine befindet sich vor den Augen des Maschinisten ein
auf wagerechter Spindel geführtes Schlagwerk mit 2 Glocken, welches die jedesmalige
Ankunft des Förderkorbes an der Hängebank anzeigt; die Spindel wird durch Räder von
der Schwungradwelle aus bewegt. Im Falle der Unachtsamkeit des Maschinisten
bethätigt das Schlagwerk einen Apparat – évite-molettes genannt –, welcher das
Anpressen der Dampf bremse, mit welcher die Maschine versehen ist, das Schlieſsen
des Dampfeinströmventils und damit augenblickliches Stillstehen der Maschine
veranlaſst.
Auf der Schwungradwelle sitzen zwei Scheiben von 8m
Durchmesser zum Aufwickeln der flachen Förderseile und eine Bremsscheibe mit
abgedrehtem Radkranze von 4m,500 Durchmesser. Der
Bremszaum aus Kiefernholz wird von einem doppelten Balancier bethätigt, der seine
Bewegung von einem senkrechten Dampfcylinder von 400mm Durchmesser und 500mm Hub erhält,
welcher ebenfalls im Bereiche des Maschinisten liegt. Auſserdem ist die Maschine
noch mit einer Vorrichtung versehen, welche den Stillstand bei Unfällen oder beim
Nichtfunctioniren der Dampfbremse bewirkt. Der Maschinist hat seinen Platz auf einer
erhöhten eisernen Plattform, von wo er die ganze Maschine beherrschen kann und auf
welcher alle zum Bewegen oder Stillsetzen derselben dienenden Hebel liegen.
Bei der von der Société anonyme des ateliers de construction
de la Meuse in Lüttich ausgestellten Ventilmaschine wurde die
Excenterbewegung ebenfalls unter Zwischenschaltung einer schwingenden Corliſs-Scheibe auf die Ein- und Auslaſsventile
übertragen.
Die dem Direktor des Etablissements, Fr. Timmermans,
patentirte eigenartige Steuerung besteht nach einem von der Firma ausgegebenen Prospecte aus Klinken,
welche, um einen festen Zapfen drehbar, die Ausschaltung von Rahmen, die mit der
Ventilspindel verbunden sind, und damit den Verschluſs der Einströmventile bewirken.
Die Bewegung der Klinken erfolgt durch angeschlossene, mit dem Kolben eines auf der
Cylindermitte sitzenden Kataraktes verbundene kleine Lenkstangen, die je nach der
von einem Kugelregulator eingestellten Höhenlage des Kolbens die Klinken mehr oder
weniger um ihre Aufhängepunkte drehen, so daſs ihre Enden unter Vermittelung eines
elastischen Polsters auf innen angebrachte Erhöhungen der mit den Einströmventilen
durch die Ventilstangen verbundenen Rahmen drücken. Letztere erhalten durch Stange
und Hebel von der schwingenden Scheibe aus eine aufsteigende Bewegung und ihre
Ausschaltung erfolgt je nach der Lage der Klinken früher oder später, so daſs eine
kürzere oder längere Dampfeinströmung in den Cylinder stattfinden kann. Nach
erfolgtem Ventilschluſs kehren die Klinken in Folge eigener Schwere unter
Zuhilfenahme kleiner am Rahmen befestigter Federn wieder in ihre ursprünglichen
Lagen zurück. Jeder Rahmen ist noch mit dem Kolben eines darüber stehenden, auf dem
Ventilgehäuse angebrachten Luftbuffers verbunden, auſserdem zur Sicherung seiner
geradlinigen Bewegung mit seitlichen Führungen versehen und am unteren Theile so
geformt, daſs die Hebel der Steuerung sofortigen Ventil verschluſs bewirken können,
wenn durch irgend welches Hinderniſs ein Aufhängen der Ventile eingetreten ist.
Die Dampfausströmung bezieh. die Compression des Dampfes lieſs sich mittels zweier an
derselben schwingenden Scheibe angreifenden Stangen leicht regeln und
feststellen.
Die Société anonyme de constructions mecaniques in Anzin
(Nordfrankreich), welche sich seit der Pariser Ausstellung 1878 ganz besonders mit
dem Baue von Dampfmaschinen nach dem Systeme Wheelock
befaſst, hatte auch die vorjährige Ausstellung mit einer ganz vortrefflichen
Verbunddampfmaschine mit Condensation beschickt.
Die durchgehenden Kolbenstangen der beiden Dampfcylinder von 840 bezieh. 455mm Durchmesser und 1066mm Hub waren mit den Plungerkolben der hinter
ihnen liegenden Condensatoren direkt verbunden. Das gleichzeitig als Antriebscheibe
auf der Mitte der Kurbelwelle sitzende Schwungrad hatte 4m,400 Durchmesser und 700mm Breite.
Jeder Cylinder arbeitet mit nur einem Excenter für die Dampfvertheilung; dasselbe
bethätigt, wie aus Fig. 7 bis 10 Taf. 26 ersichtlich,
je zwei an den unteren Enden jedes Cylinders dicht neben einander sitzende Schieber,
von denen die beiden inneren im Gehäuse I
Dampfeinströmung gestatten und die beiden äuſseren im Gehäuse K als Auslaſsschieber dienen.
Das Dampfeingangsventil befindet sich in der Mitte des Cylinders bei B und der ausströmende Dampf entweicht bei C in den groſsen Cylinder bezieh. den Condensator.
Während nun bei dem Hochdruckcylinder die bewährten Wheelock-Hähne nebst deren Auslösemechanismen beibehalten wurden, hat die
Firma am groſsen Cylinder an Stelle der einfachen Hähne die in Fig. 8 und 10 Taf. 26 dargestellten
Gitterschieber M angeordnet. Es sind dies rostartig
gestaltete Flachschieber, welche auf ebensolchen Flächen der eingesetzten runden
Gehäuse gleiten. An jedem Schieber sitzen neben zwei aufgegossenen Knaggen N durch Bolzen verbundene kleine Lenkstangen h, welche von den auf der Welle k befestigten Kniehebeln i bethätigt werden
(1887 265 * 233).
Die Bewegung der Wellen k erfolgt durch den
Steuerungsmechanismus in folgender Weise:
An dem oberen Theile des auf der Welle i (Fig. 9 Taf. 26)
des Auslaſsschiebers aufgekeilten Hebels P greift die
Excenterstange; auf seiner rechten Seite ist der Hebel durch Bolzen s mit einer Gabel Q
gelenkig verbunden, deren gerader Arm innen mit einem aufgeschraubten vorspringenden
Stücke m armirt ist. Gegen diesen Vorsprung legt sich
der hakenförmige Ansatz eines kleinen Stahlwürfels p,
der auf einer ebenfalls um s drehbaren cylindrischen
Stange n gleitet. Ein auf der Stange des
Einlaſsschiebers sitzender zweiarmiger Hebel R, mit dem
Würfel p durch zwei seitlich an demselben angebrachte
Zapfen verbunden, trägt an seinem unteren Ende ein Gegengewicht S, welches sich auf eine Spiralfeder stützt, und der
mittels Stange vom Regulator bethätigte Hebel T dreht
sich leicht auf der Achse des Einströmschiebers und ist an seiner Nabe mit zwei
Nasen q und r versehen,
auf denen der sichelförmige Arm der Gabel Q liegt. Wenn
sich nun die Gabel hebt, so entfernt sich der auf ihr sitzende Vorsprung von dem
hakenförmigen Ansätze des Würfels p, das Gegengewicht
S und die Feder ziehen den Hebel R nach unten, die Achse des Einlaſsschiebers dreht sich
und die mit ihr verbundenen Einlaſsschieber schlieſsen den Dampfdurchlaſskanal je
nach der Stellung des Regulators früher oder später.
Die Wiedereröffnung erfolgt in Verbindung mit dem Würfel p, wenn sich die Gabel Q in der
entgegengesetzten Richtung bewegt; das Gegengewicht hebt sich dann und die gespannte
Feder bewirkt wieder den darauffolgenden schnellen Dampfabschluſs. Wenn der
Regulatortreibriemen reiſst oder herunterfällt, kommt der Vorsprung r mit dem sichelförmigen Arme der Gabel Q in Berührung, hält denselben gehoben und schlieſst
damit den Einlaſsschieber.
Eine für beschränkte Räumlichkeiten vorzüglich geeignete senkrechte Dampfmaschine mit
dreifacher Expansion und Condensation hatte Guillaume
Rebourg in Paris ausgestellt,
Dieser Motor zeichnet sich durch groſse Einfachheit, geringe Wartung und billigen
Ankaufspreis anderen Motoren gegenüber vortheilhaft aus und genügt dabei sowohl in
ökonomischer Beziehung, als auch in Bezug auf Leistungsfähigkeit allen
Anforderungen. Der Kohlenverbrauch soll bei 10 bis 12at
Kesseldruck 0,65 bis 0k,70 für die indicirte
betragen.
Fig. 11 und
12 Taf.
26 stellen den Motor dar.
Der Kolben, aus zwei durch eine Stange solid verbundenen Theilen bestehend, trägt
drei Reihen elastischer Ringe für den Hoch-, Mittel- und Niederdruckcylinder. Der
vom Kessel kommende hochgespannte Dampf strömt beim Ingangsetzen der Maschine durch
einen mit drei Oeffnungen versehenen Hahn J über einen
cylindrischen Schieber D direkt durch den Kanal m in den Mitteldruckcylinder, entweicht nach
vollbrachter Arbeit durch denselben Kanal, den Muschelschieber E und Kanal n in den
groſsen Cylinder und geht von hier in den Condensator.
Eine Luftpumpe F dient zum Ansaugen des condensirten
Dampfes, während eine zweite Pumpe G kaltes Wasser in
die Röhren des Condensators drückt. Beide Pumpen werden durch die am groſsen Kolben
befestigten Stangen l und eine Speisepumpe H durch die verlängerte Schieberstange bethätigt.
Die Schwungradwelle bewegt sich in dem durch eine kugelförmige Kappe geschlossenen
Raume R; an letzterer sitzen die Deckel der
Schwungradwellenlager mit aufgeschraubten Schmiergefäſsen und ein am Ende der
Schwungrad welle befestigtes Schmiergefäſs versorgt durch angebrachte Bohrungen auch
den Kurbelzapfen mit Oel.
Der Vertheilungsschieber für den vom Kessel kommenden hochgespannten Dampf hat die
cylindrische Form eines gewöhnlichen Kolbens und ist von einem federnden Stahlringe
umgeben. Der mit 12 bis 14k Spannung in den
Hochdruckcylinder strömende Dampf entweicht mit ungefähr 6k Spannung in den Schieberkasten des groſsen
Cylinders, geht dann durch den Kanal m des
Muschelschiebers, wie beim Ingangsetzen der Maschine, in den ringförmigen Theil
zwischen Mitteldruckcylinder und Kolben, entweicht beim Heruntergehen des Kolbens
durch den Schieber E in den unteren Theil des groſsen
Cylinders und geht dann in den Condensator.
Der behufs Verminderung der Reibung entlastete Schieber E gleitet mit seinem Rücken auf einer in dem kastenförmigen Ansätze t des Schieberkastendeckels geführten Metallplatte;
zwischen letzterer und dem Flansch des in dem Kasten t
liegenden Rahmens s befindet sich zur Erzielung eines
dampfdichten Abschlusses eine Asbestpackung, welche durch eine mittels Druckschraube
gespannte Stahlfeder zusammengepreſst wird. Etwaiger über den Schieber tretender
Dampf entweicht durch die im Rücken desselben angebrachten kleinen Löcher o.
Die zum Betreiben der Speisepumpe verlängerte Schieberstange ist auf der
Schieberseite durch eine Metallpackung abgedichtet, welche aus zweitheiligen weichen
Metallringen besteht, die mittels der unter 45° aufgeschnittenen Bronceringe auf den
Umfang der Stange gepreſst werden; die Stopfbüchse ist durch einen Asbestring und
die über dem Pumpencylinder liegende Stangenführung durch eine umgestülpte Ledermanschette
abgedichtet. Die zu beiden Seiten des Hochdruckcylinders angeordneten Pumpen sind
einfach wirkend und besitzen je einen in dem Maschinengestelle eingesetzten
Broncecylinder. Die Saugventile sind durch vier in senkrechter Richtung bewegliche
Rothguſsklappen gebildet, welche durch kleine Federn auf einen zwischen
Maschinengehäuse und Saugrohr eingeklemmten Ventilsitz gedrückt werden. Auch das
Kolbenventil besteht aus einer senkrecht aufsteigenden und durch eine Feder aus
Kupfer regulirbaren Klappe, welche sich auf den im Pumpencylinder eingebauten
Ventilsitz legt. Die Pumpenstangen sind am Cylinder durch eine gewöhnliche Packung,
an der Pumpe durch eine Ledermanschette derartig abgedichtet, daſs kein Wasser in
den Dampfcylinder eintreten kann. Die mit den Pumpen in Verbindung stehenden
Windkessel sichern einen constanten Wasserabfluſs.
Der Condensator hat doppelte Circulation; das eintretende Wasser geht nach dem
Durchflieſsen eines oberen Rohrbündels in entgegengesetzter Richtung durch das
untere Rohrbündel und wird dann von der Pumpe F
angesaugt. An den offenen Enden des den Condensator bildenden einfachen rechteckigen
und guſseisernen Kastens sind gleichzeitig mit den Verschluſsdeckeln zur Aufnahme
von Messingröhren bestimmte durchlochte Platten angeschraubt; auch befindet sich am
Condensator ein regulirbares Einspritzventil.
Der Kurbelzapfen läuft in Messinglagern, welche den doppelten Durchmesser zur Lange
haben und der dieselben umfassende Stangenkopf hat die Kopfform der Kurbelstange
einer Schiffsmaschine; das kleine gegabelte Ende der Kurbelstange geht in Oel und
ist mit dem verstärkten Ende der Kolbenstange scharnierartig verbunden. Der dichte
Verschluſs der über der Kurbel sitzenden Kappe wird durch einen in
schwalbenschwanzförmigen Rillen liegenden Kautschukring erreicht. Der mit 3
Oeffnungen versehene Hahn J vermittelt die direkte
Einströmung von hoch gespanntem Dampfe in den Schieberkasten des groſsen Cylinders,
wenn die Maschine bedeutende Leistungen entwickeln soll oder aber auch, wie oben
bemerkt, beim Ingangsetzen der Maschine, wenn die Kurbel in ungünstiger Stellung
liegt. Soll die Maschine ganz regelmäſsig arbeiten, dann empfiehlt es sich, vor das
Vertheilungsexcenter auf der Schwungradwelle einen Centrifugalregulator anzubringen,
der ein vor dem Dampfvertheilungshahn J gelegenes
Einströmventil bethätigt.
Dieser Regulator ist bei der vorliegenden Construction durch eine über der Schwungrad
welle liegende Feder gebildet, welche während des Betriebes durch die
Centrifugalkraft gespannt wird. Die hierbei auftretenden Bewegungen werden auf einen
Hebel übertragen, welcher durch eine Stange mit dem auf der Spindel des
Einströmventils sitzenden Hebel verbunden ist und die Regulirung der Geschwindigkeit
bewirkt.
Es ist aus dem Obigen zu ersehen, daſs der Dampf gegen die unteren Kolbenflächen mit
hoher bezieh. niederer und auf die obere Kolbenfläche mit der mittleren Spannung
drückt.
Nach vielfachen angestellten Versuchen ergeben sich die günstigsten Leistungen, wenn
das Excenter die Vertheilung des Dampfes so regelt, daſs derselbe unten mit 0,44 und
oben mit 0,70 Füllung arbeitet. Der dabei auftretende Gegendruck ist für die
Bewegung nicht ungünstig und mildert die Stöſse, wobei noch zu berücksichtigen ist,
daſs das Eigengewicht der Kolbenstange und der Kolben zur Wirkung des mittleren
Dampfdruckes hinzukommt. Nach den Ergebnissen einer Anzahl von abgenommenen
Diagrammen ist es zweckmäſsig, das Volumen des hoch gespannten Dampfes zu ⅓ von dem
des mittleren Druckes und dieses wieder zu ⅓ von dem Volumen des Niederdruckdampfes
zu nehmen, so daſs sich die Volumina verhalten wie 1 : 3 : 9.
Die ausgestellte 8pferdige Maschine hatte die nachfolgenden Dimensionen:
Durchmesser
des
Hochdruckcylinders 86mm.
„
„
Mitteldruckcylinders 225mm.
„
„
Niederdruckcylinders 270mm.
Umdrehungen
in
der Minute 400. Kolbengeschwindigkeit 2m.
Durchmesser
der
Speisepumpe 20mm und 48mm Hub.
„
„
Luft- und Kaltwasserpumpe 72mm.
„
„
Saug- und Druckrohre 50mm.
Die Schwungradwelle ist 56mm stark und das auf ihr
befestigte Schwungrad hat 800mm Durchmesser und
140mm Breite.
Die Maschinen werden auch ohne Condensationseinrichtung und in der Stärke von 3 bis
60 gebaut. Auch über 60 Leistungsfähigkeit lassen sich derartige
Motoren vortheilhaft verwenden, nur arbeiten dieselben dann mit doppelter Kurbel.
Namentlich für die Zwecke der sich immer mehr entwickelnden Kleinindustrie scheint
die Maschine der geeignetste Motor zu sein.
(Fortsetzung folgt.)