Titel: | Das Differential-Manometer; von Dr. A. König. |
Autor: | A. König |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 513 |
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Das Differential-Manometer; von Dr. A.
König.
Mit Abbildungen.
König's Differential-Manometer.
Die ursprüngliche Form des Differential-Manometers stellt eine U-förmige Röhre vor,
deren Schenkel an ihren oberen Enden Erweiterungen tragen.Vgl. Kretz, 1868 190
16 und D. R. P. Nr. 19426, Auszüge von 1882 S. 618, auch Chemiker-Zeitung, 1888 Nr. 51, Repertorium, Nr. 22 S. 179. Die
Schenkel sind mit zwei verschiedenen, mit einander nicht mischbaren Flüssigkeiten
gefüllt, so, daſs die Berührungsstelle dieser Flüssigkeiten in den engen Theil des
einen Schenkels fallt. Nehmen wir an, die Flüssigkeiten hätten beide ein spec. Gew.
= 1, und die Schenkel wären in ihrem oberen Theile. in welchem die Oberflächen der
Flüssigkeiten sich befinden, 20 mal so weit, als in ihrem unteren Theile. Wird nun
auf die Flüssigkeit in dem einen Schenkel ein Druck, welcher 1mm Wassersäule entspricht, ausgeübt, so wird die
Oberfläche der Flüssigkeit in diesem Schenkel um 0mm,5 sinken, und in dem andern Schenkel um ebenso viel steigen. Bei dieser
Bewegung legen die Flüssigkeitstheilchen in den unteren engen Theilen der Röhre einen 20mal so groſsen Weg zurück, wie in den
oberen Theilen von 20 fächern Querschnitt, also 20 × 0mm,5 = 10mm. An dieser Bewegung nimmt
auch die Berührungsstelle der beiden Flüssigkeiten Theil, sie schreitet also um
10mm vor, und bringt so die vorhandene
Druckdifferenz (von 1mm) in zehnfach vergröſsertem
Maſsstabe zur Anschauung.
Die Anwendung zweier Flüssigkeiten von genau demselben spec. Gew. empfiehlt sich
indeſs nicht, weil an der Berührungsstelle derselben leicht Tropfen und
Flüssigkeitsfäden der einen Flüssigkeit in der anderen schwimmen, was die
Herstellung einer scharfen Grenze zwischen den Flüssigkeiten erschwert bezieh.
unmöglich macht. Diesem Uebelstande kann dadurch abgeholfen werden, daſs man die
eine Flüssigkeit etwas schwerer wählt als die andere. Der Unterschied der spec. Gew.
darf aber kein erheblicher sein, wenn die Gröſse des Ausschlages bei einer gegebenen
Druckdifferenz nicht wesentlich reducirt werden soll.
Mit der Construction einer neuen bequemeren Form des Differential-Manometers
beschäftigt, interessirte es mich, den Einfluſs der verschiedenen Faktoren auf die
Gröſse des Ausschlages zu studiren, und Formeln zur Berechnung desselben
aufzustellen. Da dieselben z. Th. zu ganz interessanten Resultaten führten, wird die
Mittheilung derselben vielleicht auch in weiteren Kreisen nicht unerwünscht
sein.
Angenommen, in dem Fig. 1 S. 517 skizzirten Instrument
sei der Schenkel A und der untere Theil des Schenkels
B bis zur Wagerechten O mit der schwereren, der übrige Theil des Schenkels B über O mit der
leichteren Flüssigkeit gefüllt. Die Höhe der sich im Gleichgewicht haltenden
Flüssigkeitssäulen sei h und bezieh. h1. Es sei ferner:
S das spec. Gew. der schwereren Flüssigkeit,
s das spec. Gew. der leichteren Flüssigkeit,
a der Ausschlag, welchen die Marke für die Einheit der Druckdifferenz
(auf 1mm Wassersäule z.B.) macht,
q die Zahl, welche angibt, um wie viel mal der Querschnitt der weiten
Röhren gröſser ist, als der Querschnitt der engen Röhren.
Stehen beide Schenkel unter gleichem äuſseren Druck, so werden sich die wirksamen
Flüssigkeitssäulen (über O) verhalten: umgekehrt wie
ihre spec. Gew., also h : h1 = s : S, es ist daher
Sh = sh1 . . . . . . . . . . (I)
Wird nun auf die Oberfläche der Flüssigkeit in A ein
Druck von z.B. jener Wassersäule ausgeübt, welche die Marke des Instruments, die
Berührungsstelle der Flüssigkeiten im Schenkel B um a hebt, so muſs der Flüssigkeitsspiegel in den weiten
q mal so groſsen Röhren sich um
\frac{a}{q} senken (in A),
bezüglich heben (in B). Denkt man sich durch den Punkt,
welchen die Marke jetzt einnimmt, eine Wagerechte
gelegt, und betrachtet die Höhe der über dieser
Wagerechten liegenden Flüssigkeitssäulen, so ergibt sich, daſs die Höhe h in Schenkel A unten a und oben \frac{a}{q} verloren hat,
es bleibt also eine wirksame Flüssigkeitshöhe von:
h-a-\frac{a}{q}\ (\mbox{in}\ A)
In Schenkel B hat die Höhe h1 unten gleichfalls a verloren, oben aber \frac{a}{q}
hinzubekommen. Die wirksame Flüssigkeitshöhe ist hier also:
h-a+\frac{a}{q}\ (\mbox{in}\ B)
Diese beiden Flüssigkeitssäulen, deren verhältniſsmäſsigen Gewichte (aus Höhe mal
spec. Gew.)
(\mbox{in}\ A)=S\,\left(h-a-\frac{a}{q}\right)
(\mbox{in}\ B)=s\,\left(h_1-a+\frac{a}{q}\right)
sind, halten sich dadurch im Gleichgewicht, daſs zu dem Druck
der Flüssigkeitssäule in A ein Druck von 1mm Wassersäule hinzukommt. Es ist demnach:
1+S\,\left(h-a-\frac{a}{q}\right)=s\,\left(h_1-a+\frac{a}{q}\right)
. . . . . . . . . . (II)
Aus den beiden Gleichungen (I) und (II) berechnen sich folgende Ausdrücke für die bei
einem Differential-Manometer in Frage kommenden Faktoren a,
S, s und q:
a=\frac{q}{(q+1)\,S-(q-1)\,s}=\frac{q}{(S-s)\,q+s+S}
S=\frac{(q-1)\,a\,S+q}{(q+1)\,a}
s=\frac{(q+1)\,a\,S-q}{(q-1)\,a}
q=\frac{a\,(S+s)}{1-a\, (S-s)}
Mit Hilfe dieser Formeln kann die Gröſse a, der
Ausschlag, welchen ein Instrument von bekanntem Querschnittsverhältniſs der Röhren
und mit Flüssigkeiten von bekanntem spec. Gew. liefern muſs, berechnet werden;
ebenso kann man das spec. Gew. der zweiten Flüssigkeit linden, welche erforderte
ist. um bei gegebener erster Flüssigkeit und bei gegebenem Querschnittsverhältniſs
einen bestimmten Ausschlag zu liefern; endlich kann das Querschnittsverhältniſs der Röhren berechnet
werden, wenn die spec. Gew. der Flüssigkeiten und die Gröſse des Ausschlages bei
einem Instrument bekannt sind.
Derartige, von praktischen Versuchen begleitete Rechnungen führten zu dem Resultat,
daſs bei gegebenen Flüssigkeiten von verschiedenem spec. Gew. die Vergröſserung des
Querschnittsverhältnisses der Röhren zu einander bei weitem nicht von so groſsem
Einfluſs auf die Vergröſserung des Ausschlages ist, als a priori anzunehmen war,
daſs es vielmehr eine ganz bestimmte Grenze gibt, über welche man nicht hinauskommen
kann, und welche praktisch nie ganz zu erreichen ist, weil man die weiten Röhren
nicht „unendlich“ mal so groſs machen kann, als die engen Röhren. Nur wenn
die beiden Flüssigkeiten gleiches spec. Gew. besitzen,
steigt der Ausschlag proportional mit der Vergrößerung
des Querschnittsverhältnisses der Röhren zu einander, bei Flüssigkeiten von
verschiedenem spec. Gew. nimmt die Vergröſserung
des Ausschlages dabei bald rapide ab. So ist es z.B. mit zwei Flüssigkeiten vom
spec. Gew. 0,9 und 0,8 nicht mehr möglich, einen Ausschlag von 12 zu erzielen, die
äuſserste Grenze bei diesen beiden Flüssigkeiten ist 10,0, und selbst diese ist
praktisch nicht erreichbar, weil man, wie gesagt, die weiten Röhren nicht
„unendlich“ mal so weit machen kann, als die engen Röhren.
Setzen wir ein recht groſses Querschnittsverhältniſs voraus, es seien die weiten
Röhren 1000mal so weit, als die engen Röhren, so berechnet sich nach der oben
entwickelten Formel
a=\frac{q}{(q+1)\,S-(q-1)\,s}
daſs der Aasschlag a (wenn S = 0,9, s = 0,8 und q = 1000) = 9. 83284... ist. Und nehmen wir ein
Querschnittsverhältniſs q = 1000000 an, so wird a immerhin nur = 9,99983..., die Grenzzahl 10,0 wird
nicht erreicht, und a ist trotz der enormen
Vergröſserung des Querschnittes der weiten Röhren von 1000 auf 1000000 nur noch um
ein Geringes gewachsen.
Die Erklärung dieser Erscheinung ergibt sich aus einer näheren Betrachtung der
Gleichung zur Berechnung des Querschnittsverhältnisses
q=\frac{a\,(S+s)}{1-a\,(S-s)}
Der Zähler des Bruches auf der rechten Seite der Gleichung
muſs, wie eine einfache Ueberlegung zeigt, stets eine positive Zahl sein, der Nenner
dagegen bleibt nur so lange positiv, als a(S – s) kleiner ist als 1, so lange also, als bei gegebenen
spec. Gew. der Flüssigkeiten a eine gewisse Gröſse
nicht übersteigt, Denn wenn a(S
– s) = 1 wird, lautet die Gleichung:
q=\frac{a\,(S+s)}{o}=\infty,\ \mbox{in Worten:}
wenn a(S
– s) = 1, d.h. wenn a=\frac{1}{S-s} geworden ist, muſs
das Querschnittsverhältniſs „unendlich“ groſs werden. Der Ausdruck:
\frac{1}{S-s}
gibt also diejenige Gröſse des
Ausschlages an, welche für die spec. Gew. S und s bereits das Querschnittsverhältniſs „unendlich“ erfordern würde, welche also für die
spec. Gew. S und s
praktisch unerreichbar ist.
Man sieht, daſs diese Grenze von dem absoluten spec.
Gew. der Flüssigkeiten ganz unabhängig ist, und nur von der Differenz der beiden Gewichte beeinfluſst wird.
\frac{1}{S-s} ist = 10,0, nicht nur bei den oben
beispielsweise angenommenen spec. Gew. 0,9 und 0,8, sondern auch, wenn dieselben 0,4
und 0,5, oder 1,7 und 1,6 sind, also in allen Fällen, wo die Differenz = 0,1 ist. In allen diesen Fällen würde ein Ausschlag von 10,0
ein Querschnittsverhältniſse von „unendlich“ erfordern.
Wird nun aber a(S – s) noch
größer als 1, der Nenner des Bruches auf der
rechten Seite der Gleichung für q also eine negative Zahl, so stehen wir, da der Zähler, wie
erwähnt, stets eine positive Zahl darstellen muſs, vor einer
„Unmöglichkeit“ oder anders ausgedrückt: wenn der Ausschlag so groſs werden
soll, daſs derselbe (bei den gegebenen spec. Gew. S und
s) größer ist als
\frac{1}{S-s}, so ist ein Querschnittsverhältniſs, welches
diesen Bedingungen entspricht, nicht mehr möglich, ein derartiger Ausschlag ist mit den betreffenden Flüssigkeiten nicht
erreichbar.
Da ein Instrument mit sehr groſsem Querschnittsverhältniſs unhandlich und plump
ausfallen würde, und da auſserdem, wie wir eben gesehen haben, eine übermäſsige
Vergröſserung der weiten Röhren im Verhältniſs zu den engen nur einen geringen
Einfluſs auf die Gröſse des Ausschlages hat, wenn die spec. Gew. der beiden
Flüssigkeiten zu weit aus einander liegen – so kommt es in der Praxis mehr darauf
an, passende Flüssigkeiten anzuwenden, als Instrumente von groſsem
Querschnittsverhältniſs zu bauen. Einige Zahlenbeispiele mögen diesen Satz
illustriren:
es sei verlangt
a =
5
10
10
20
20
20
S =
0,9
0,9
0,9
0,9
0,9
0,9
es sei gegeben
s =
0,8
0,83
0,86
0,86
0,87
0,88
so muſs werden
q =
17,0
57,7
29,3
176,0
88,5
59,3
\left(\mbox{unerreichbare Grenze }\frac{1}{S-s}\right)
a =
10,0
14,3
25,0
25,0
33,3
50
Wie diese Zahlen zeigen, ist zur Erzielung eines einigermaſsen erheblichen
Ausschlages selbst bei geringer Differenz der spec. Gew. der beiden Flüssigkeiten
ein ziemlich weites Querschnittsverhältniſs erforderlich. Der Gedanke lag daher
nahe, in der Weise eine gröſsere Scala zur Anwendung zu bringen, daſs man nicht nur
die Steigung der Flüssigkeiten in dem einen Schenkel,
sondern auch die Senkung derselben im andern Schenkel
mit zur Anschauung brächte. Es wäre auf diese Weise
der Ausschlag oder vielmehr die Gröſse der Scalentheile bei gleichem Ausschlag
geradezu verdoppelt.
Zur Erreichung dieses Zieles müssen in beiden Schenkeln
Marken vorhanden sein, was sich in der Weise leicht erreichen läſst, daſs man die
schwerere Flüssigkeit beiderseits nur bis zur halben Höhe
des engen Theiles der beiden Schenkel reichen läſst, und dieselbe dann beiderseits mit der leichteren Flüssigkeit
überschichtet (vgl. die Fig. 2).
Bei einem derart gefüllten Instrument liest man auf der Scala die Summe der Ausschläge der beiden Marken ab. Nennen wir,
bei einem Druck von 1mm Wassersäule auf die
Oberfläche des einen Schenkels, den Gesammtausschlag a1, so kommen wir bei ähnlicher
Ueberlegung, wie oben, zu der Gleichung:
a_1=\frac{q}{(S-s)\,q+s}
Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem für das ursprüngliche
Instrument geltenden:
a=\frac{q}{(S-s)\,q+s+S'}
so ergibt sich in der That, daſs
a1 >
a,
weil in den diese Gröſsen wiedergebenden Brüchen bei gleichem Zähler der Nenner
in letzterem Fall um die stets positive Zahl S größer
ist, als in ersterem Fall.
Wie steht es aber mit der erwarteten Verdoppelung des Ausschlages, ist a1 wirklich gleich 2a? Wohl kaum, denn dann müſste regelmäſsig
\frac{q}{2\,[(S-s)\,q+s]}=\frac{q}{(S-s)\,q+s+S}
sein, also (S – s)q + s = S. Dieser Fall
ist denkbar, aber nicht als Regel, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen, und
eine nähere Betrachtung der letzten Gleichung ergibt, daſs dieselbe nur dann richtig ist, wenn S = s. Also nur bei Anwendung zweier
Flüssigkeiten von gleichem spec. Gew. ist
a1 = 2a, nur in diesem Falle erhält man bei der besprochenen
Construction des Instrumentes eine Ablesung, die doppelt so
groß ist, als bei der ursprünglichen Anordnung
von Flüssigkeiten und Scala.
Besitzen die beiden Flüssigkeiten, wie in der Regel, ein verschiedenes spec. Gew., so ist der Gewinn nicht so bedeutend, und um so
geringer, je gröſser q, je kleiner S, je kleiner s und je
gröſser S – s ist. Beispielsweise verhält sich bei
einem Querschnittsverhältniſs q = 25, und bei den spec.
Gew. S = 0,9 und s = 0,8,
die Ablesung bei der ursprünglichen Form zur Ablesung bei der jetzt besprochenen Art
der Füllung
a : a1 = 1 : 1,273,
also annähernd wie 4 zu 5. Einen wesentlichen Vortheil kann
man daher durch die neue Art der Füllung nur bei sehr
geringer Differenz in den spec. Gew. der beiden Flüssigkeiten erzielen, im
übrigen wird auch dann die soeben behandelte Form des Instrumentes nicht zu
empfehlen sein, da sie die Addition der durch zwei
Ablesungen gewonnenen Zahlen erfordert, und im Gebrauch dadurch unbequem wird.
Fig. 1., Bd. 275, S. 517
Fig. 2., Bd. 275, S. 517
Fig. 3., Bd. 275, S. 517
Bei den mit einem Differential-Manometer gewöhnlicher Form auszuführenden Messungen
empfand ich es stets recht unbequem, daſs die geringste Neigung des Instrumentes
nach rechts oder nach links eine Verschiebung der Gleichgewichtslage bezieh. der
Lage des Nullpunktes mit sich bringt. Besonders störend ist dieser Umstand, wenn man
behufs Ausführung von Messungen mit dem Instrumente von einem Orte zum anderen geht,
und nicht überall einen geeigneten festen Standort für das Instrument zur Hand
hat.
Die Verschiebung des Nullpunktes wird bei einer Neigung um so gröſser sein, je weiter
die Schenkel des Instrumentes bezieh. die senkrechten Mittellinien derselben aus
einander liegen, und die Verschiebung wird auf ein Minimum reducirt werden bezieh.
ganz aufhören, wenn man die senkrechten Mittellinien der beiden Schenkel dicht zusammenbringen, womöglich in eine Linie zusammenfallen lassen könnte. Die
Schwerpunkte der Flüssigkeitssäulen kommen dann nicht mehr neben einander zu liegen, sie
fallen vielmehr, mit verhältniſsmäſsig kleinem Abstande, über einander (bezieh. unter einander) in die gemeinschaftliche
Mittellinie der beiden Glasröhren, unter Umständen sogar in einen Punkt zusammen.
Die praktische Ausführung eines solchen Instrumentes macht keine Schwierigkeiten, man
braucht nur eine oben erweiterte, beiderseits offene Glasröhre in eine zweite
gröſsere Glasröhre, welche unten geschlossen ist, einzuführen und den Apparat in
geeigneter Weise mit zwei verschiedenen Flüssigkeiten zu füllen (vgl. die Fig. 3). Die äußere weite
Röhre wählt man so, daſs der nach Einführung der inneren Röhre verbleibende
ringförmige Raum denselben Querschnitt aufweist, wie ihn die innere Röhre in ihrer
Erweiterung besitzt. Der untere Theil der äuſseren
Röhre, soweit wie sie das innere enge Rohr umschlieſst,
wird gleichfalls eng gemacht, um die Scala besser anbringen und besser ablesen zu
können. Die Marke wird in das innere enge Rohr verlegt,
und demgemäſs die schwerere Flüssigkeit in das äuſsere, die leichtere in das innere
Rohr gefüllt.
Diese Anordnung stellt gleichfalls zwei an ihren unteren Enden mit einander
communicirende Gefäſse dar. Das innere Rohr entspricht
dem einen Schenkel der ursprünglichen Form des
Differential-Manometers, und der nach Einführung dieses inneren Rohres verbleibende
ringförmige Raum im umschlieſsenden Rohre
entspricht dem zweiten Schenkel. Während dort die beiden Gefäſse neben einander liegen, steckt hier das eine in dem
anderen, wird eins von dem anderen umgeben.
Demgemäſs umschlieſst auch die in dem äuſseren ringförmigen Raume befindliche
Flüssigkeit das innere Gefäſs und die Flüssigkeit, welche sich in letzterem
befindet.
Ist die das äuſsere Rohr anfüllende Flüssigkeit gefärbt (man färbt absichtlich, um
die Marke schärfer hervortreten zu lassen), so wird die Beobachtung der im inneren Rohre befindlichen Berührungsstelle dadurch
gestört. Der Verfasser hat deshalb am unteren Ende des äuſseren Rohres eine
parallelwandige Erweiterung angebracht, welche die gefärbte Flüssigkeit aufzunehmen
bestimmt ist. Darüber wird in beiden Röhren die farblose leichtere
Flüssigkeit geschichtet.
Durch diese Anordnung wird zweierlei erreicht: erstens fällt die störende gefärbte
Flüssigkeit in der äuſseren Röhre fort, die Marke kann deutlich und scharf gesehen
werden, und zweitens erzielt man, trotzdem eine beiderseitige Ueberschichtung der schwereren mit der leichteren
Flüssigkeit stattfindet, den vollen Ausschlag a und
nicht den geringeren Ausschlag \frac{a_1}{2} (siehe die
bezüglichen vorhergehenden Auseinandersetzungen), sofern nur die unten angebrachte
Erweiterung groſs genug ist, d.h. sofern ihr Querschnitt nicht hinter dem der
Flüssigkeitsoberfläche zurückbleibt.
Nachdem für die ursprüngliche Form des Differential-Manometers ausführlich die Art
und Weise angegeben wurde, wie der Ausdruck für die. Beziehungen der verschiedenen
einschlägigen Factoren gefunden werden kann, wird jeder, der sich dafür interessirt,
die Formeln für diese neue Form des Instruments sich selbst entwickeln können. Wir
beschränken uns daher jetzt einfach auf Mittheilung des Resultates: es sei, wie
oben, der mit Flüssigkeit gefüllte Querschnitt der oberen weiten Röhre je q = mal so groſs, als der Querschnitt der engen Röhre,
in welcher sich die Marke befindet, der zur Wirkung kommende QuerschnittZur Wirkung kommt der Querschnitt der unteren Erweiterung abzüglich des
Raumes, welchen die innere dünne Röhre einnimmt, also so weit, als die
beiden Flüssigkeitsflächen sich berühren. der unteren Erweiterung
aber sei nq mal so groſs, dann ist:
a=\frac{n\,q}{(n\,q+1)\,S-(n\,q-2\,n+1)\,s}.
Ist n = 1, der Querschnitt der
unteren Erweiterung also genau so groſs, als der Querschnitt der Flüssigkeit in einer der oberen
Erweiterungen, so erhalten wir denselben Ausdruck für a, wie bei der ursprünglichen Form des Instrumentes, also
a=\frac{q}{(q+1)\,S-(q-1)\,s}, die Erweiterung hat dann gar
keinen Einfluſs auf die Gröſse des Ausschlages. Ist n >
1, so wird a gröſser, – ist n < 1, so wird a kleiner, als wenn n = 1 bezieh. als wenn die untere Erweiterung ganz
fehlte.
Letztere muſs daher so groſs gewählt werden, daſs sie in ihrem wirksamen Querschnitte
nicht hinter demjenigen der oberen weiten Röhren zurückbleibt, da anderenfalls die
Gröſse des Ausschlages darunter leiden würde.
Diese neue Form des Differential-Manometers mit
concentrischer Anordnung der Röhren ist handlicher im Gebrauche als die
ältere Construction, welche auf der Anwendung einer zweischenkeligen Röhre beruht.
Während letztere im Verlaufe einer auszuführenden Messung genau in ihrer Lage
erhalten werden muſs, kann das neue Instrument dabei frei in der Hand getragen und
selbst auf bewegtem Standorte benutzt werden, ohne daſs die Marke ihren Platz
verläſst.
Bei allen bisherigen Betrachtungen sind wir stillschweigend davon ausgegangen, daſs
die beiden oberen weiten Theile des Differential-Manometers unter sich nicht
differiren, sondern ein und denselben Querschnitt besitzen. Bei der ursprünglichen
Form, der zweischenkeligen Röhre, ist diese Voraussetzung leicht zu erfüllen,
schwerer ist es, zwei Röhren zu finden, welche bei concentrischer Anordnung die
Bedingung erfüllen, daſs der Querschnitt des inneren Rohres genau gleich dem
Querschnitte des nach seiner Einführung verbleibenden ringförmigen Raumes im
äuſseren Rohre wird.
Es lag daher die Frage nach dem Einflüsse einer Verschiedenheit in der Größe der Querschnitte der oberen weiten Gefäße
nahe. – Nennen wir die Zahl, welche angibt, um wie viel mal das obere weite Gsfäſs
gröſser ist, als die enge Röhre:
auf der Seite der schwereren Flüssigkeit
= q1
auf der Seite der leichteren Flüssigkeit
= q2
so ist in diesem Falle der Ausschlag
a=\frac{q_1\,q_2}{q_2\,(q_1+1)\,S-q_1\,(q_2-1)}.
Es ist mir nicht gelungen, diesen Ausdruck zu vereinfachen und
in übersichtlichere Beziehung zu der alten Formel:
a=\frac{q}{(q+1)\,S-(q-1)\,s}
zu bringen.Setzt man q1 =
q + n und q2 = q – n, um die Gröſse q
einzuführen, so erhält man für a den ebenfalls
wenig übersichtlichen Ausdrucka=\frac{q^2-n^2}{(q^2+q-n^2-n)\,S-(q^2-q-n^2-n)\,s}.
Es erübrigt daher nur, die Verhältnisse an Zahlenbeispielen zu illustriren. Nach dem
ersten bezieh. dem vierten der auf S. 516 angeführten Beispiele wird:
wenn
q = 17
bezieh.
wenn
q = 176,0
ist,
„
S = 0,9
„
„
S = 0,9
„
„
s = 0,8
„
„
s = 0,86
„
a = 5
sein,
a = 20
sein.
Nehmen wir nun an, daſs die beiden oberen weiten Röhren nur durchschnittlich 17 bezieh. 176,0mal so groſs sind als die enge Röhre, in
welcher die Marke sich befindet, daſs sie aber unter sich nicht gleich weit sind, sondern die für q1 und q2 angegebenen Querschnitte aufweisen: dann erhalten
wir bei Verwendung derselben Flüssigkeiten wie oben folgende Werthe für a:
es sei
dann ist
es sei
dann ist
q
1
q
2
a
q
1
q
2
a
17
17
5,0
176,0
176,0
20,0
17,1
16,9
5,0008
–
–
–
es sei
dann ist
es sei
dann ist
17,3
16,7
5,0018
–
–
–
17,5
16,5
5,0025
178
174
20,0005
17,7
16,3
5,0018
–
–
–
17,9
16,1
5,0009
–
–
–
18
16
5,0
180
172
20,0
19
15
4,9825
184
168
19,9958
15
19
4,9479
–
–
–
Aus diesen Zahlen geht zunächst hervor, daſs eine Verschiedenheit der Querschnitte
der beiden weiten Röhren (q1 und q2),
wenn sie nicht sehr bedeutend ist, nur von geringem
Einflüsse auf die Gröſse des Ausschlages ist, daſs man also nicht gar zu ängstlich
bei der Construction von Differential-Manometern auf völlige
Gleichheit dieser weiten Röhren zu sehen braucht. Ferner ergibt sich aber
die interessante Thatsache, daſs die Gröſse des Aueschlages a ihr Maximum nicht bei völliger Gleichheit
der weiten Röhren erreicht, womit dann ferner der Umstand zusammenhängt, daſs es ein
Verhältniſs q1 : q2 gibt, bei welchem
genau derselbe Ausschlag a auftritt, wie bei
völliger Gleichheit der beiden weiten Röhren (q1 = q2).
Dieses Verhältniſs liegt im ersten Beispiel vor, wenn q1 = 18 und q2 = 16, und im zweiten, wenn q1 = 180 und q2
= 172 ist. In diesen Fällen wird der Ausschlag a genau so groſs, wie wenn die Querschnitte der weiten
Röhren unter sich gleich groſs wären, wenn q1
= q2
, und also = q wäre. Die
Bedingungen, unter welchen dieses Verhältniſs auftritt, lassen sich aus den
Ausdrücken für er, welche dann ja gleiche Gröſsen
darstellen, klar ersehen. Wenn nämlich die alsdann richtige Gleichung:
\frac{q}{(q+1)\,S-(q-1)\,s}=\frac{q_1\,q_2}{q_2\,(q_1+1)\,S-q_1\,(q_2-1)\,s}
(wobei vorausgesetzt wird, daſs q1 = q + n und q2 = q – n), vereinfacht wird, so erhält man:
\frac{S}{q+n}=\frac{s}{q-n}
S\,:\,s=q+n\,:\,q-n
S\,:\,s=\ \ q_1\ \ \ :\ \ \ q_2
Also wenn die Querschnitte der oberen
weiten Röhren sich verhalten wie die spec. Gew. der verwendeten
Flüssigkeiten, dann ist der Ausschlag a genau
ebenso groſs, wie wenn die Querschnitte sich gleich sind, wenn q1
= q2
= q, und obige Zahlenbeispiele bestätigen nur diese
Regel. (Es darf aber nicht vergessen werden, daſs q1 für die Seite mit der schwereren, und q2 für die Seite der
leichteren Flüssigkeit, die Seite der Marke gilt.)
Schlieſsen wir hiermit die theoretischen Betrachtungen, und fügen nur noch hinzu,
daſs dieselben veranlaſst wurden durch praktische Versuche, ein bequemes und
brauchbares Instrument zu construiren. Wir glauben dem Techniker und Chemiker, der
mit rationellen Feuerungsanlagen, mit Gas-, mit Schwefelsäurefabrikation u.s.w. zu thun und geringe Gasdruckdifferenzen,
Kaminzug u.s.w. zu messen hat, in dem auf S. 517 beschriebenen Differential-Manometer mit concentrisch angeordneten
Röhren ein Instrument anbieten zu können, welches handlich, bequem, genau
und sicher in seiner Anzeige die meisten der bisher üblichen „Zugmesser“ ganz
wesentlich hinter sich läſst. Ganz besonders ist hervorzuheben, daſs das neue
Instrument keinen festen Standort bedarf, sondern frei in der Hand gehalten werden
und selbst auf bewegtem Standorte verwendet werden kann.
Die Firma Dr. H. Geißler Nachf. Franz Müller in Bonn a.
Rhein liefert das Instrument in bekannter Exactität zu mäſsigem Preise, und zwar
zeigen diese Instrumente an einer Scala von etwa 15cm Länge 12 bis 14mm in reichlich
10facher Vergröſserung an. Für gröſsere Druckdifferenzen sind die
Differential-Manometer weniger zu empfehlen, ihre Aufgabe ist eben, ganz geringe Druck- oder Zugverhältnisse anzuzeigen, wo
sie 1/10mm
deutlich und sicher erkennen lassen.
Griesheim a. M., im November 1889.