Titel: | Verwendung des Aluminiums und des Ferroaluminiums im Eisenhüttengewerbe. |
Autor: | W. K. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 521 |
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Verwendung des Aluminiums und des Ferroaluminiums
im Eisenhüttengewerbe.
Verwendung des Aluminiums und des Ferroaluminiums.
Wenige Jahre nach der Entdeckung des Aluminiums wies bereits Faraday darauf hin, daſs der Zusatz von Aluminiumeisen zum Stahl die
Eigenschaften desselben wesentlich verbessern würde. Jedoch erst in der Gegenwart
scheint die Bedeutung des Aluminiums und seiner Legirung mit Eisen richtig erkannt
worden zu sein, und zwar für die Erzeugung eines blasenfreien Guſsstahls und für die
Verwendung des Schmiedeeisens an Stelle des Guſseisens. Bekanntlich schmilzt
Schmiedeeisen bei etwa 1600° C. Um aber für die Gieſsarbeit leicht flüssig zu sein,
müſste derselbe noch über diesen Temperaturgrad hinaus erhitzt werden. Aber gerade
in dieser Ueberhitzung liegt die Gefahr einer Gasabsorption, wodurch ein
blasenfreier Guſs unmöglich gemacht wird.
Es ist nun eine bekannte Thatsache, daſs man den Schmelzpunkt eines Metalls dadurch
hinabdrücken kann, daſs man mit demselben ein leichter schmelzbares Metall legirt.
Setzt man daher zu Fluſseisen so viel Ferroaluminium, daſs die gesammte Masse etwa
0,1 Proc. Aluminium enthält, so soll sich die Temperatur des Schmelzpunktes um 400
bis 500° C. erniedrigen. Es ist dann ungemein leichter, das Eisen dünnflüssig zu
machen, so daſs es in diesem Zustande alle Theile der Form leicht ausfüllt. Der Guſs
muſs in Folge dessen blasenfrei werden, da die Luft in Folge der Dünnflüssigkeit des
Eisens rasch entweichen kann.
Auch beim Guſsstahl soll ein gleicher Procentsatz Aluminium genügen., um die
Homogenität und die dadurch bedingte Bruch- und Zugfestigkeit zu verbessern. Vgl.
Mitisguſs in D. p. J., 1889 272 398.
Wir finden auf dem heimischen Markte gegenwärtig vielfach Angebote für geeignete
Legirungen und reines Aluminium. Auſser der Aluminiumfabrik
Hemelingen bei Bremen und der Cowles
CompanyVertreter: Romain Talbot, Berlin C,
Brüderstraſse 10. liefert besonders die Aluminium-Industrie-Actien-Gesellschaft in Neuhausen, Schweiz, neben der
bekannten und vorzüglichen Aluminiumbronze ganz meines Aluminium und Ferroaluminium
in allen gewünschten Legirungsverhältnissen. Der Verkauf sämmtlicher Erzeugnisse
jener Gesellschaft ist der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschafl zu BerlinSchlegelstraſse 16. Telegramm-Adresse: „Elektron“. übertragen worden. Dieselbe
berechnetPreis gilt ab Bahnhof Neuhausen. Verpackung besonders. nach ihren
Veröffentlichungen vom September 1889 für Aluminium in Blöcken von etwa 1k
Ia
Fr.
34,50 =
etwa
27,60
M.
das
Kilo
IIa
„
28,75 =
„
23,00
„
„
„
Für Ferroaluminium in gegossenen Blöcken ergibt sich folgende Preisliste:
etwa
5
Proc.
Al.-Gehalt
Fr.
2,45 (=
M.
1,96)
das
Kilo
„
6
„
„
„
2,60 (=
„
2,08)
„
„
„
7
„
„
„
2,75 (=
„
2,20)
„
„
„
8
„
„
„
2,90 (=
„
2,32)
„
„
„
9
„
„
„
3,05 (=
„
2,44)
„
„
„
10
„
„
„
3,20 (=
„
2,56)
„
„
„
11
„
„
„
3,45 (=
„
2,76)
„
„
„
12
„
„
„
3,70 (=
„
2,96)
„
„
„
13
„
„
„
3,95 (=
„
3,16)
„
„
„
14
„
„
„
4,20 (=
„
3,36)
„
„
„
15
„
„
„
4,45 (=
„
3,56)
„
„
„
16
„
„
„
4,70 (=
„
3,76)
„
„
„
17
„
„
„
4,95 (=
„
3,96)
„
„
„
18
„
„
„
5,20 (=
„
4,16)
„
„
„
19
„
„
„
5,45 (=
„
4,36)
„
„
„
20
„
„
„
5,70 (=
„
4,56)
„
„
Die oben erwähnte Cowles-Company (Milton bei
Stoke-on-Trent, England) verlangt 28,25 M. für 1k
mit Eisen legirtes Aluminium. Hieraus berechnet sich also der Preis für 1k einer 5procentigen Eisenaluminiumlegirung zu
0,05.28,25 = 1,4125 (= 1,40) M., einer 10procentigen zu 0,1.28,25 = 2,825 (= 2,83)
M. und einer 20procentigen Legirung zu 0,2.28,25 = 5,65 M.
Interessant ist es, zu vergleichen, wie entsprechend den Fortschritten der Technik
der Preis des Rein-Aluminiums stufenweise zurückgegangen ist. Im J. 1855 kostete
1k Aluminium noch etwa 1000 M. im J. 1856 etwa
300 und im J. 1857 nur 240 M. Bereits im J. 1862 sank der Preis auf etwa 100 M.
Bis zum Jahre 1862 ist dann keine nennenswerthe Preisermäſsigung eingetreten. Nunmehr
wurde der elektrische Strom zu Hilfe genommen, und der Preis des Aluminiums sank auf
etwa 70 M. für 1k. Daſs zur Zeit eine abermalige
Preisermäſsigung um mehr als 40 M. eingetreten ist, dürfte wohl den ungeheuren
Fortschritten der Elektrotechnik zuzuschreiben sein. Die elektrolytische Gewinnung
des Aluminiums aus der Thonerde in so bedeutenden Mengen und mit so
verhältniſsmäſsig geringen Kosten, wie sie nunmehr angebahnt ist, bedeutet in der
That einen neuen Zeitabschnitt in der Geschichte der Aluminiumdarstellung.
Daſs ein Zusatz des Aluminiums zum Kupfer dieses Metall veredelt und seine
Eigenschaften verbessert, ist allgemein bekannt. Ohne Zweifel dürfte auch ein
Aluminiumzusatz zum Eisen den Werth unseres nützlichsten Metalles wesentlich
erhöhen, wie oben bereits angedeutet wurde. Es ist jedoch wünschenswerth, daſs
unsere groſsen Fluſseisen- und Stahlwerke der Frage praktisch näher treten und durch
Versuche im Groſsen feststellen lassen, ob die gehegten, nachfolgend mitgetheilten
Erwartungen sich auch in allen Punkten verwirklichen lassen. Nach den
Veröffentlichungen der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft zu Berlin ergeben sich nämlich aus einem
Aluminiumzusatze die folgenden Vortheile:
„1) Derselbe erhöht die Festigkeit gegen Zug und Druck und erweitert die Elasticitätsgrenze.
Besonders die höheren Zusätze von 1 bis 3 Proc. wirken in dieser Richtung.
2) Der Guſs wird völlig dicht und blasenfrei. Wie allgemein bekannt, bildet sich
im gewöhnlichen Guſs (ohne Aluminiumzusatz) durch Einwirkung von Eisenoxydul auf
Kohlenstoff ein gasförmiger Körper, das Kohlenoxyd, welches vor dem Erstarren
entweichen will und dadurch Blasenbildung verursacht. Setzt man aber Aluminium
zu, so wird das Eisenoxydul unter Bildung eines festen Körpers, des
Aluminiumoxyds, zerstört und so die Bildung von Blasen hintangehalten. Das
Metall gieſst sich dann ohne Aufwallen. Vergleichende Proben mit und ohne
Aluminiumzusatz ergeben bei ersteren ein tiefes Einsinken am Trichter, bei
letzteren ein Steigen. Die Güsse mit und ohne Aluminiumzusatz lassen sich also
auf den ersten Blick an der Form des Trichters und dann auch daran erkennen,
daſs erstere ein feineres Korn haben. Bedingung dieses Erfolges ist absolute
Trockenheit der Form, denn Aluminium zersetzt bei hoher Temperatur Wasserdampf
unter Entwickelung von Wasserstoffgas. In sehr
feuchten Formen kann also das Aluminium unter Umständen die Gas- und in Folge
dessen auch Blasenbildung eher befördern als verhüten.
Die Zerstörung des Eisenoxyduls durch Aluminium hat ferner zur Folge, daſs
3) das Metall dünnflüssiger wird. Ein Gehalt an Oxydul macht das Metall immer
strengflüssig. Eisen verhält sich in dieser Beziehung wie Kupfer oder
gewöhnliche Bronze. Setzt man der Bronze z.B. etwas Phosphor zu, so wird das
Kupferoxydul reducirt und das Metall wird flüssiger. Noch ausgeprägter zeigt
sich dies Phänomen beim Zusätze von Aluminium zum Eisen. Ersteres wirkt in
dieser Beziehung ungleich kräftiger und reinigend als Mangan oder Silicium,
indem es den Sauerstoff des Eisenoxyduls viel rapider aufnimmt,
4) Das Aluminium veranlaſst beim Zusammentreffen mit Eisen in hoher Temperatur
eine Umlagerung der Moleküle, bei der latente Wärme frei wird. Schmiedeeisen,
das bei etwa 1600° schmilzt, muſste man, um es in die Formen zu gieſsen, weit
über diese Temperatur erhitzen, wollte man vermeiden, daſs sich das Metall beim
Gieſsen zu rasch abkühlt. Fügt man aber gerade bei der Temperatur des
Schmelzpunktes geringe Mengen Aluminium zu, so wird plötzlich eine groſse Menge
Wärme frei, die Temperatur steigt bedeutend und das Eisen wird sehr dünnflüssig.
Vermöge dieser Dünnflüssigkeit füllt es die feinsten Kanäle der Form gut aus.
Metall, das schon nahe dem Erstarren ist, wird durch Zusatz von 1 Proc.
Aluminium wieder auffallend belebt.
5) Aluminium verdrängt Kohlenstoff aus seiner Lösung im Eisen und verwandelt ihn
in Graphit. Diese Ausscheidung von Kohlenstoff ist proportional der
Temperaturabnahme und der Menge des zugefügten Aluminiums. Am deutlichsten
tritt diese Erscheinung zu Tage, wenn man absichtlich das Eisen in sehr hoher
Weiſsglut mit Kohlenstoff sättigt (6 Proc.) und dann 20 bis 30 Proc. Aluminium
zusetzt. Durch diesen Zusatz werden in dem vorher leichtflüssigen Metall so
massenhaft Graphitblättchen ausgeschieden, daſs die Metalltheilchen am
Zusammenflieſsen gehindert sind und die Masse so dick und zähe wird, daſs sie
kaum mehr flieſst, obwohl doch der Schmelzpunkt der Legirung durch den groſsen
Aluminiumzusatz herabgesetzt worden ist. Beträgt bei gleich hohem
Kohlenstoffgehalte, wie eben genannt, der Aluminiumzusatz nur 15 Proc., so
bleiben bei hoher Weiſsglut noch bis 6 Proc. in Lösung; sowie aber die
Temperatur zu sinken beginnt, fängt auch der Graphit an, in gewaltigen Massen an
die Oberfläche zu steigen, und aus einer Tonne Eisen lassen sich auf diese Weise
ganze Karren voll Kohlenstoff gewinnen. So unangenehm bei übertriebenem
Kohlenstoff- und Aluminiumzusatze diese Ausscheidung des Kohlenstoffes durch das
Aluminium wirkt, so ausgezeichnet bewährt sich dieselbe bei normalem
Kohlenstoffgehalte. Es tritt dann nämlich die Ausscheidung des Kohlenstoffes
erst im Moment des Erstarrens ein und dies hat zur Folge, daſs der Kohlenstoff
durch die ganze Masse absolut gleichmäſsig vertheilt ist und daſs die Härtung
einzelner Stellen vermieden wird. Besonders an denjenigen Stellen, die rasch
erkalten, also an den Rändern und an dünnen Theilen, wie überhaupt auch beim
Kokillenguſs wird keine Härtung eintreten. Die so gegossenen Gegenstände bieten
also hinsichtlich der Bearbeitung bedeutend weniger Schwierigkeiten als die ohne
Aluminium gegossenen. Auſserdem weisen die Aluminiumgüsse eine viel groſsere
Homogenität des Korns auf. Guſsstücke aus ein und demselben Eisen mit und ohne
Aluminiumzusatz unterscheiden sich auf den ersten Blick durch die
gleichmäſsigere dunklere Farbe des Bruchs beim Aluminiumguſs.
Die unter 3 und 5 angeführten Umstände erklären es auch, daſs der Aluminiumzusatz
sauerstoffarmes aber kohlenstoffreiches Eisen dickflüssiger, sauerstoffreiches
aber kohlenstoffarmes Eisen dagegen dünnflüssiger macht.
6) Je mehr der Kohlenstoff eines Eisens sich in ungebundenem graphitischen
Zustande darin befindet, um so weniger schwindet es beim Erkalten. Da nun das
Aluminium eine Ueberführung des Kohlenstoffes in den graphitischen Zustand
bewirkt, so verringert es dadurch auch das Schwindmaſs.
7) Aluminium erhöht den magnetischen Sättigungspunkt um ein Bedeutendes, weshalb
dasselbe beim Baue der Dynamomaschinen die ausgebreitetste Anwendung finden
sollte.
Die Quantität des zugesetzten Aluminiums soll im Allgemeinen sehr gering sein.
Schon 1 ‱ bewirkt noch eine wahrnehmbare Dünnflüssigkeit, Gewöhnlich beträgt der
Zusatz 0,05 bis 0,1 Proc., d.h. 0,5 bis 1 Proc. einer 10procentigen Legirung. Gröſsere Zusätze
wirken hauptsächlich auf Vermehrung der Festigkeit und Elasticität. Solche von
0,5 Proc. steigern dabei die Härte ganz kolossal. Schon eine 3procentige
Legirung wird durch die Feile fast nicht mehr angegriffen und die 10procentige
ist hart wie Glas, so daſs nur noch Schmirgel darauf einwirkt.
Der Zusatz erfolgt am besten in kleinen Stücken und zwar unmittelbar vor dem
Gieſsen, beim Ablassen des Metalls in die Pfanne in dieser selbst, wobei für
gute Mischung der Masse gesorgt werden muſs. Schmilzt man in Tiegeln, so wird
die Aluminiumlegirung am besten im Augenblicke des Schmelzens zugegeben. Dabei
darf die Masse keinesfalls längere Zeit dem Gebläsewind ausgesetzt werden. Gute
Mischung ist auch hier Hauptbedingung des Erfolges.
Für Grauguſs von sehr niedrigem Schmelzpunkte empfiehlt sich die Verwendung
höherprocentiger Legirungen (20 Proc.) oder von Rein-Aluminium, in welch
letzterem Falle das Metall in festem Zustande einfach in die Pfanne gelegt und
das flüssige Eisen unter gutem Umrühren darauf gegossen wird.“
Nach den Veröffentlichungen der Cowles Company (vgl.
auch Keep, Journal of the Franklin Inst., 1888 Bd. 2 S.
220) kann das Ferroaluminium zugesetzt werden:
a) in den Bessemer-Ofen nach dem Blasen,
b) in den Tiegel nach dessen Beschickung,
c) in den Siemens-Ofen oder
d) in den Gieſslöffel.
Auch soll sich das von Cowles erzeugte Ferroaluminium
nach dem Zusätze zu dem geschmolzenen Eisen oder Stahl nicht wieder ausscheiden,
sondern vielmehr das ganze Metall durchdringen und auch nach wiederholtem
Neuschmelzen die mitgetheilten Eigenschaften von aluminiumhaltigern Eisen
bewahren.
Hinsichtlich des Gebrauch Verfahrens von Ferroaluminium wird seitens der Gesellschaft
folgendes hervorgehoben:
„Zum Gebrauche zerschlage man das Ferroaluminium in Würfel von 3 bis 5qc, welche man annähernd oder ganz zur
Weiſsglühhitze bringt, worauf man sie in den Tiegel oder Gieſslöffel mit
geschmolzenem Eisen oder Stahl schüttet und zwar vor dem Eingieſsen. Bei
Beschickung des Converters mit solchen erhitzten Würfeln bringe man sie so nahe
dem Boden wie möglich, d.h. der geschmolzene Stahl oder das Eisen soll sie
bedecken, so daſs das Aluminium die ganze Masse durchdringt.“
Trotz des verhältniſsmäſsig niedrigen Preises für Aluminium u.s.w. dürfte derselbe
doch immer noch zu hoch sein, um dem Rein-Aluminium und dem Ferroaluminium eine so
ausgedehnte Verwendung zu sichern, wie sie von Seiten der Aluminiumfabrikanten dem
Anscheine nach ersehnt wird. So dürfte sich der Zusatz der betreifenden Stoffe zu dem fertigen Fluſseisen
in der Bessemer-Birne wegen der ungemein hohen Kosten
niemals empfehlen, letztere würden beispielsweise für eine einzige Bessemer-Charge von 10t nach dem Cowles'schen Satze 285 M.
betragen, wenn der Aluminiumzusatz 0,1 Proc. betragen sollte.
W. K.