Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 228 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Fernthermometer zur Messung der Temperatur in Malzdarren
von Franz Schwackhöfer (Allgemeine Brauer- und
Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 216). Der patentirte Apparat besteht aus
mehreren an den Unterflächen der Malzdarrhorden zu befestigenden metallenen
Hohlkörpern, welche durch ein enges Bleirohr mit einander und mit einem Manometer
verbunden sind. Das Letztere dient dazu aus der Spannung der eingeschlossenen Luft
die Temperatur zu bestimmen. Der neue Apparat ermöglicht die Temperatur der Blech-
oder Drahtgeflechthorden, welche oft um 10° höher als die Lufttemperatur über dem
Darrmalz ist, zu messen. Auſserdem zeigt der Apparat die Mitteltemperatur der ganzen
Horde an, was sehr wesentlich ist, da selbst bei den besten Heizanlagen an
verschiedenen Punkten der Darren Temperaturdifferenzen von 10 bis 20° vorkommen
können. Der Apparat ermöglicht auch das direkte Ablesen der Temperaturen am
Heizerstande.
Elektrische Erscheinungen in der Malzputzerei (Wochenschrift
für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 184, nach einem österreichischen
Fachzeitschriften entnommenen Berichte des Leiters der Malzfabrik in Namiescht bei
Olmütz). Das Malz hatte einen ziemlich weiten Weg zur und von der Putzmaschine
mittels Schnecken zurückzulegen, bevor es an seinen Bestimmungsort im Malzmagazine
gelangte. Das Malz ging in ein Magazin, welches ganz dunkel war. Da das Lokal schon
ziemlich voll war und das einlaufende Malz bereits bis an das Auslaufrohr
hinaufreichte, so muſste eine Arbeiterin das Malz mit der Schaufel nach allen Seiten
aus einander werfen. Nach einiger Zeit erklärte die Frau die Arbeit nicht mehr
fortsetzen zu wollen, weil sie von unsichtbarer Hand einen wuchtigen Schlag auf den
Kopf erhalten habe. Als man sich hierauf in den Keller begab, um der Sache auf den
Grund zu gehen, bot sich den Betheiligten folgendes interessante elektrische
Schauspiel dar:
Wurden die Hände in das herablaufende warme Malz gesteckt und wieder herausgezogen,
so sprühten alle Finger elektrische Funken und brachte man die Fingerspitzen oder
besser den Knöchel des Zeigefingers, ähnlich wie an den Conductor einer in
Thätigkeit befindlichen Elektrisirmaschine, nahe an die verstaubte Rohrdecke des
Lokals oder tupfte man dieselbe, so bemerkte man in Folge dieser Berührung ein
ziemlich groſses, weiſses Flämmchen, vernahm ein laut hörbares Knistern und
verspürte nicht nur in dem Zeigefinger, sondern in der ganzen Hand einen Ruck oder
Schlag ganz ähnlich wie bei einer Elektrisirmaschine.
Auch bei dem Auseinanderwerfen des Malzes mit der Schaufel wurden förmlich leuchtende
Blitze beobachtet, und stellte man sich in dem Malz gerade und berührte mit dem Kopf
die Rohrdecke, dann bekam man einen wuchtigen Hieb auf den Kopf, den man zugleich im
ganzen Körper spürte. Ein mit der Arbeit des Malzschaufelns beauftragter junger
Arbeiter beklagte sich ebenfalls über die zu gewissen Zeiten erhaltenen Stöſse und
Rucke.
Der Berichterstatter führt diese Erscheinung auf die Reibung des warmen Malzes in der
langen Schnecke und mehr noch in dem sehr schnell rotirenden Entkeimer der
Malzputzmaschine zurück.
Im abgekühlten Malze war nichts mehr zu beobachten.
Zum Schlusse wird die Frage aufgeworfen, ob nicht vielleicht ein Theil der
Mehlstaubexplosionen ebenfalls auf Elektricitätserscheinungen beruhen.
Zur Chemie des Blattkeims der Gerste von J. E. Siebel (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung,
1890 Bd. 30 S. 463, nach einer Originalmittheilung von der Versuchsstation für
Gährungsgewerbe in Chicago). In von einer Malzreinigungsmaschine ausgeworfenem
Putzstaube fanden sich zahlreiche Blattkeime und es gelang hiervon eine zur Analyse
ausreichende Menge abzusondern. Die Blattkeime hatten eine Länge von ¾ des Malzes
und ihre Menge lieſs sich dem Gewichte nach auf 3,8 Proc. des Malzes bestimmen. Die
Analyse der wasserfreien Substanz ergab:
Kohlenhydrate
60,12
Proc.
Eiweiſsstoffe
29,26
„
Rohfaser
2,91
„
Fett (Aetherauszug)
2,76
„
Asche
4,95
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Da ein groſser Theil dieser Substanzen sich in Wasser löslich erwies, welche Lösung
einen intensiv süſs-bitteren Geschmack hatte, so wurde eine weitere Analyse
vorgenommen, um die näheren Bestandtheile zu bestimmen.
Es ergab sich in 100 Th. der wasserfreien Blattkeime:
Fett (in Aether löslich)
2,76
„ (in Wasser löslich)
47,40
Bitter- und andere Extractivstoffe
1,48
Albumin und LeguminPeptoneAmide u.s.w.
2,211,026,38
InvertzuckerRohrzucker und ähnliche Substanzen
2,3331,79
Asche
2,19
In Wasser und Aether
unlöslich
49,84
Kohlenhydrate
24,52
Eiweiſsstoffe
19,65
Rohfaser
2,91
Werden die gepulverten Blattkeime bei einer Temperatur von 60 bis 65° mit Wasser etwa eine
Stunde lang ausgezogen, so gehen über 60 Proc. der Trockensubstanz in Lösung. Diese
Lösung besitzt auſserdem noch bedeutende diastatische Wirkung. Daher ist ein Verlust
der Blattkeime durch Malzputzmaschinen möglichst zu vermeiden.
Besonderes Interesse beansprucht nach Siebel das
Vorkommen von Rohrzucker.
Solche Substanzen sind, so viel Siebel bekannt, bis
jetzt im Malze nicht in namhafter Menge entdeckt worden (das Vorkommen von
Rohrzucker im Malze wurde schon von Kühnemann, Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 Bd. 8 S. 202. 387, nachgewiesen,
dann von Kjeldahl, Brown und Heron u. A bestätigt. O. Sullivan, 1887 266 604,
fand 4,5 Proc. Rohrzucker im Malze. D. Ref.) und deren Vorhandensein in den
Blattkeimen scheine anzudeuten, daſs die diastatische Eigenschaft des Malzes während
des Keimungsprozesses andere und von den bislang bekannten Kräften verschiedene
entwickelt.
Ob nun der vorhandene Invertzucker durch Zersetzung des Rohrzuckers entstanden, oder
ob derselbe ein Uebergangsstadium zur Bildung des letzteren ist, darüber lassen sich
vorläufig nur Vermuthungen aufstellen. Die Annahme jedoch, daſs der Rohrzucker als
Uebergangsstadium zur Bildung unlöslicher Kohlenhydrate anzusehen ist, scheint viel
für sich zu haben. Daſs der Zucker während der Keimung und nicht etwa nach derselben
aus anderen Kohlenhydraten entstanden, wurde durch direkte Versuche an wachsender
Gerste gezeigt. In diesem Falle erscheint der Rohrzucker nicht ein Product der
progressiven Metamorphose zu sein, welche auf der eigenthümlichen Thätigkeit des
Chlorophylls beruht und welche zu ihrer Entwickelung des Sonnenlichts bedarf.
Für die Isolirung des Rohrzuckers wurden die Blattkeime mit Aether, dann mit Alkohol
ausgezogen und nachher mit absolutem Alkohol ausgekocht.
Ueber die Anwendung des Patentfarbmalzes für vollmundige
Biere berichtet Otto Reinke (Wochenschrift für
Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 122). Durch Erhitzen von angefeuchtetem Darrmalz
oder Grünmalz auf 55 bis 60° und weiteres Abdarren bei ungefähr 120° in geeigneten
Darren gelingt es, den Zuckergehalt im Malze zu steigern und beim Abdarren ein
Farbmalz zu erhalten, welches eine bräunlich gelbe Schale, sowie einen dichten,
glänzenden, braunen bis dunkelbraunen Kern hat von süſsem, aromatischem, nicht
brenzlichem Geschmacke. Obgleich die Färbekraft dieses Malzes dem des gewöhnlichen
Farbmalzes nachsteht, so ist es seines angenehmen Geschmackes wegen doch stark in
Aufnahme gekommen.
Die Analyse eines Patentfarbmalzes ergab:
Direkt gemaischt1
mit Diastase gemaischt
Wasser
6,55
Proc.
–
Proc.
Extract im Malz
44,70
„
66,60
„
Extract in der Trockensubstanz
47,72
„
71,10
„
Maltose im Extract
47,62
„
–
„
Maltose zu Nicht-Maltose
1 : 1,10
„
–
„
Gemaischt bei 70° C.
1 Stunde
1 Stunde
1 Das Malz enthält natürlich keine wirksame
Diastase mehr.
Nach Reinke gab die Verarbeitung solchen
Patentfarbmalzes, welches neben Maltose, caramelisirter Maltose und c. Dextrin auch
noch Stärke enthält (in einem Falle wurden von mir ungefähr 14,6 Proc. Stärke
gefunden. D. Ref.), wiederholt Veranlassung zu Kleistertrübungen. Reinke empfiehlt daher Vorsicht bei seiner Verwendung.
Man sorge dafür, daſs die Dickmaischen so dick wie möglich in die Pfanne gelangen
und schwänze nicht über 80° C. an.
Ueber die Verwendung von Reis zum Bierbrauen macht Windisch Mittheilungen in der Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 123. In Deutschland wird zur
Zeit zwar wenig Reis verarbeitet in den Brauereien (in Bayern ist die Verwendung
desselben durch das Malzaufschlaggesetz überhaupt ausgeschlossen. D. Ref.), doch
bietet die Technik des Reisbrauverfahrens insofern Interessantes und Schwieriges,
als es sich um die Vermaischung von Stärke handelt, welche den gewöhnlichen
Mälzungs- und Darrprozeſs nicht durchgemacht hat.
Ein Centner Reis ersetzt im Durchschnitte 115 bis 120 Pfund Malz, die Reisstärke
wird, wie aus Untersuchungen des Referenten hervorgeht, bei den üblichen
Maischtemperaturen von der Diastase in verhältniſsmäſsig geringem Grade umgewandelt.
Will man die Reisstärke möglichst glatt und vollkommen in Zucker und Dextrin
überführen, so muſs man sie der Diastase in verkleistertem Zustande darbieten. Zur
Reisverarbeitung eignet sich am besten das Dickmaischverfahren.
Nachstehend folgen einige in der Praxis erprobte Sudverfahren:
I. Der mit Wasser gut durchmischte Braureis wird in der Pfanne zur besseren
Verflüssigung mit etwas Malzschrot langsam aufgewärmt, schlieſslich zum Kochen
erhitzt und verkleistert. Der wässerige Stärkekleister dient alsdann als
Zubrühflüssigkeit, mit welcher die Malzmaische im Bottich auf 35° C. aufgebrüht
wird. Das weitere Arbeiten wird wie beim gewöhnlichen Dickmaischverfahren
gehandhabt.
II. Bei Verwendung von nicht allzu viel Reis wird mit Erfolg so gearbeitet, daſs der
Reis zur ersten Dickmaische bei 70 bis 75° C. gestreut wird, bei dieser Temperatur
wird 20 Minuten bis ½ Stunde gehalten, dann zum Kochen erhitzt und wie gewöhnlich
weiter verfahren. Ein Zusatz von Reis zur zweiten Dickmaische ist weniger zu
empfehlen, bei der Verarbeitung gröſserer Mengen Reis jedoch nicht zu umgehen.
Das Zustreuen des Reises muſs mit Vorsicht geschehen, um Klumpen-Bildung zu verhüten.
Will man ganz vorsichtig arbeiten, dann kann man den Reisgries in einem kleinen Bottich vorher mit
warmem Wasser oder mit warmer Dünnmaische aus der Pfanne gleichmäſsig durcharbeiten
und diese Reismaische alsdann in mäſsigem Strahl der Dickmaische bei 70 bis 75° C.
zulaufen lassen. Die Auflösung erfolgt sehr rasch.
III. Beim Arbeiten nach dem Kesselmaischverfahren teige man den vorher verkleisterten
Reis mit Malzschrot ein und arbeite wie gewöhnlich, nur halte man noch etwas länger
bei der Verzuckerungstemperatur. Man bezieht den Reis von den Fabriken in
braufertiger Form.
Im Handel kommt präparirter Braureis vor, der sich indessen von dem gewöhnlichen
Braureis nur durch seinen höheren Preis unterscheidet.
Die zum Maischen verwendeten Mengen Reis sind sehr verschieden. Es gibt Brauereien,
welche zu Lagerbier 1/12 des Gesammtmaischgutes Reis nehmen, wieder andere (ausländische)
verwenden zur Herstellung sehr heller, weiniger Biere bis zu 30 Proc. Reis; Lintner sen. empfiehlt in seinem Lehrbuche für
Reisgerstenmalzbier das Verhältniſs von 1 : 7 (auf 7 Centner Malz 1 Centner
Reis).
Für die zuckerreicheren Reiswürzen empfiehlt es sich 25 Proc. Hopfen für 1 Centner
Reis mehr zu nehmen als für 1 Centner Malz.
Reisbiere vergähren gerne hoch. Man führe daher die Gährung kalt, fasse zeitig und
lagere kalt.
In Reiswürzen soll die Hefe rascher degeneriren und daher öfter gewechselt werden
müssen, welchen Umstand man durch den geringeren Gehalt der Reiswürzen an
Hefenährstoffen zu erklären sucht.
Windisch erwähnt schlieſslich, daſs in dem Laboratorium
der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
seiner Zeit eine Hefe reingezüchtet wurde, welche merkwürdiger Weise in Reiswürzen
regelmäſsig 12mal geht, während die meisten anderen Hefen schon nach 6maligem
Gebrauche gewechselt werden müssen.
Analysen von Weizenmalzen veröffentlicht W. Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 221.
Die Behandlung der Würze mittels der Centrifuge von Alfred Jörgensen (Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 50 und 74). In einer vorläufigen Mittheilung
macht Jörgensen auf die der Firma Burmeister
und Wain in Kopenhagen patentirte Centrifuge für Brauereizwecke aufmerksam
(D. R. P. Nr. 49244 vom 25. December 1888).
Die Centrifuge ist luftdicht geschlossen und steht mit der äuſseren Luft nur mittels
eines Luftfilters in Verbindung. Durch ein Rohr wird die Würze in die schnell
rotirende Lauftrommel geleitet, in welcher die schwebenden Stoffe an der Peripherie
des Cylinders abgesetzt werden. Durch eine zweite Röhre wird die gereinigte und
gelüftete Würze in den Kühlapparat geleitet.
Die Lüftung geht theils im Cylinder vor sich, hauptsächlich aber, wenn die Würze in die
Ablaufröhre eingeschleudert wird. Die Würze füllt nämlich nicht die Mündung der
Röhre, sondern es entsteht durch die ungeheure Schnelligkeit in dem nicht gefüllten
Theile eine Leere: durch diese wird die Luft eingesaugt, die in mechanischer
Mischung während des ganzen Abkühlungsvorganges der Würze folgt, wodurch diese das
nöthige Quantum von chemisch und mechanisch gebundenem Sauerstoffe aufnimmt.
Da die Centrifuge die Luft nur durch das Luftfilter zuführen kann, so folgt daraus,
daſs die durch Kochen steril gewordene Würze auch steril in den Gährkeller kommen
muſs, was Jörgensen auch in der That durch genaue
Versuche in seinem Laboratorium nachgewiesen hat. Man kann also nach Versuchen in
den Brauereien Alderso-Kopenhagen, Bjurholm-Stockholm und Ny-Carlsberg-Kopenhagen die ganze Würzemenge ohne
Verwendung von Trubsäcken absolut steril in den Gährkeller bringen, ein
Vortheil, der durch den Velten'schen Apparat nicht
möglich ist.
Mittels dieses Apparates kann die Würze bei beliebiger Temperatur einer besonders
intensiven Lüftung unterworfen werden. Unter schwierigen Klärungsverhältnissen
konnte im Groſsen durch eine kräftige Lüftung der heiſsen Würze in der Centrifuge
eine normale Gährung erreicht werden. Der Verlauf der Gährung war in der
centrifugirten Würze viel gleichmäſsiger, auch trat die Gährung schneller auf und
verlief die erste Periode der Hauptgährung kräftiger als in der nicht
centrifugirten. Nach Jörgensen kann man mit diesem
System die Würze nicht nur steril in die Gährbottiche bringen, sondern auch die
Zusammensetzung der Würze innerhalb gewisser Grenzen und dadurch auch die Klärung
und den Vergährungsgrad beeinflussen.
Geschmack und Haltbarkeit des gelagerten Bieres lieſsen nichts zu wünschen übrig.
Als weitere Vortheile dieses Systems werden hervorgehoben, daſs die Apparate sehr
wenig Platz einnehmen, so daſs sie also auch in jeder kleineren Brauerei aufgestellt
werden können und daſs die Centrifuge zugleich als Würze- und Luftpumpe functionirt.
Das durch die heftige Bewegung der Würze bewirkte starke Schäumen, mit welchem man
längere Zeit hindurch zu kämpfen hatte, ist mittels einer einfachen Anordnung nun
beseitigt.
In einem zweiten Aufsatze (S. 73) behandelt Jörgensen
zunächst die Frage, ob bei hoher oder niedriger Temperatur gelüftet werden soll. Aus
seinen Versuchen geht nun hervor:
1) daſs eine starke Lüftung bei hohen Temperaturen (80
bis 90°) eine schnellere Klärung und einen stärkeren Glanz des vergohrenen Bieres
gab, als eine ebenso intensive Lüftung der gekühlten (10 bis 20°) Würze unter sonst
gleichen Umständen und mit Verwendung derselben Heferasse in absoluter Reinkultur;
2) daſs die warm
gelüftete Würze in den ersten Stadien der Gährung eine kräftigere Gährung zeigte als
die kalt gelüftete, daſs aber die schlieſsliche Attenuation dieselbe war, und
3) daſs die an den Seiten der Versuchskolben abgelagerte Masse von Hefezellen und
Abscheidungen, in Wasser aufgeschlemmt von den Kolben mit warm gelüfteter Würze
stammend sich schnell und vollständig zu Boden setzte, von den Kolben mit kalt
gelüfteter Würze stammend dagegen nur langsam und unvollständig.
Ueber Sterilisation der Würze in der Pfanne (Wochenschrift
für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 203. Allgemeine Brauer-
und Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 428) nach einem Vortrage von Harris Morris aus „Transactions of the Laboratory Club“.
Zweifellos gelangen eine Menge Bakterien, welche den Maischprozeſs überlebt haben,
mit der Würze in die Pfanne. Diese Bakterien rühren hauptsächlich vom Malze her, dem
sie äuſserlich in sehr groſser Anzahl anhaften; auch durch das Wasser gelangen
Bakterien in die Würze, doch sind die Wasserbakterien bezüglich ihrer
Widerstandsfähigkeit gegen höhere Temperaturen gar nicht zu vergleichen mit den
ausgetrockneten Organismen des Malzes; letztere sind ungleich
widerstandsfähiger.
In Anbetracht der Verhältnisse in der Würzepfanne behandelt Morris den Einfluſs 1) der Temperatur und der Dauer des Kochens, 2) der
vorhandenen Säuremenge, 3) der Hopfengabe.
Bezüglich der Temperatur fand Morris, daſs dieselbe
höher liegt als die des kochenden Wassers, nämlich bei 101 bis 102° C. Natürlich
hängt dieselbe ab von der Concentration der Würze, der Tiefe der Pfanne und etwas
auch vom Barometerstand. Als durchschnittliche Kochdauer der Würze wurden 2½ Stunden
angenommen.
Nach den bisherigen Erfahrungen und Untersuchungen von Tyndall, Brefeld, Fitz u.a. konnte angenommen werden, daſs schon in
Anbetracht der Temperatur und Kochdauer beim Würzekochen alle Keime zerstört werden.
Unterstützt wird die Sterilisirung der Würze beim Kochen noch wesentlich durch die
Anwesenheit von Säure und Hopfenbestandtheilen.
Im Folgenden sind einige Säurebestimmungen in ungehopften und gehopften Würzen
angeführt:
s. G.
Säure als Milchsäure
Würze vom Maischbottich
1,0775
0,0724
Proc.
Dieselbe Würze gehopft aus der Pfanne
1,09015
0,1317
„
Würze vom Maischbottich
1,0786
0,0730
„
Dieselbe Würze gehopft aus der Pfanne
1,0931
0,1338
„
Erste Pfannenwürze (gehopft)
1,09305
0,1450
„
Zweite „ „
1,05188
0,0991
„
Bezüglich der sehr sorgfältig ausgeführten Versuche von Morris müssen wir uns hier mit dem Hinweise begnügen. Dieselben führten zu
dem Ergebnisse:
1) Die Würze, sowie sie den Maischbottich verläſst, enthält stets entwicklungsfähige
Keime; dies ist selbst bei gesundem, hoch abgedarrtem Malze der Fall.
2) Die Würzen werden in der Pfanne vollkommen sterilisirt und zwar in viel kürzerer
Zeit als die Würzen gewöhnlich gekocht werden.
3) Myriaden von Luftorganismen werden während des Verweilens auf der Kühle in die
Würze ausgesäet.
Die bakteriologische Prüfung des Wassers hält Morris in
den meisten Fällen, die des Malzes stets für zwecklos. Alle Malze enthalten auf
ihrer Oberfläche Keime, welche die Maischtemperatur überstehen.
Inficirt kann die Würze werden durch die Anstellhefe oder durch die Luft. Morris unternahm in zwei Brauereien Luftanalysen auf
den Kühlschiffen und bestimmte ferner die Anzahl Keime, die in die Würzen gelangten
und die Anzahl derjenigen Keime, welche in einem bestimmten Quantum Würze einmal
gemischt mit 5 Proc. sterilisirter Gelatine und einmal mit 5 Proc.
Fleischsaftgelatine nach 3 Tagen sich entwicklungsfähig zeigten.
Morris fand in 1 Barrel 163,548 bis 1406,513 Millionen
entwicklungsfähige Keime, in Würzegelatine und in Fleischsaft noch mehr. Das sind
enorme Zahlen; doch sind sie gering im Vergleiche zu der Menge Hefezellen, welche
beim Anstellen der Würze zugegeben wird. Mit jedem Pfund Hefe gibt man ungefähr
724800 Millionen Zellen in den Bottich. Von einer systematischen bakteriologischen
Untersuchung der Würzen, wenn sie in die Gährbottiche ablaufen, verspricht sich Morris werthvolle Aufschlüsse.
Unter dem Titel „Sarcina im Biere ohne irgend eine
Krankheitserscheinung“ beschreibt Anton
Petersen (Gamle, Carlsberg) in der Zeitschrift für
das gesammte Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 1, einen Fall, in welchem eine
Sarcinaart, die fast immer in Reinkultur mit kräftiger Vegetation im Biere auftritt,
keine Krankheit hervorrief. Das Bier zeichnet sich immer durch einen guten Geschmack
und Geruch aus, es hält sich klar, und erst nach langer Ruhe bildet es einen
Bodensatz.
Petersen vermuthet, daſs die sogen.
„Sarcinatrübung“ nicht von Sarcinaarten, sondern von anderen Organismen,
die sie begleiten, hervorgerufen sein mag und sieht sich in dieser Ansicht bestärkt
dadurch, daſs er in einem Biere neben den von ihm aufgefundenen unschädlichen
Sarcinabakterien eine groſse Menge sehr langer und dünner Stäbchen fand. Dieses Bier
wurde in ziemlich kurzer Zeit trübe und bekam einen bitteren Geschmack. Hier waren
es also die neben der Sarcina vorkommenden Organismen, welche die Krankheit
hervorriefen.
Petersen hebt schlieſslich hervor, daſs seine
Untersuchungen die Unmöglichkeit einer Sarcinakrankheit im Biere nicht beweisen. Sie
sollen nur zeigen, wie Vegetationen von Sarcinen unter Umständen be- schuldigt werden können,
Krankheiten hervorzurufen, obwohl sie keine Schuld daran haben.
(Schluſs folgt.)