Titel: | Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. |
Autor: | H. Gollner |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 304 |
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Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag.
(Schluſs des Berichtes S. 216 d. Bd.)
Gollner, über Dampfkessel.
Eine durchaus sachgemäſse und sehr empfehlenswerthe Untersuchung bei Dampfkesseln ist jene zur Klarstellung der Formänderungen derselben anläſslich der hydrostatischen
Probe. Prof. Radinger beschreibt anläſslich der
Delegirten- und Ingenieur-Versammlung des Verbandes der
Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereine (24. und 25. Mai 1886) zu Prag die von ihm seit 10
Jahren benutzte Untersuchungsmethode und das hierfür bestimmte Instrument, welches
als Fühlhebel-Apparat bezeichnet wurde.
Es unterliegt keinem Zweifel, daſs die Möglichkeit der sicheren und sehr genauen
Beobachtung der Formänderungen einzelner Kesseltheile bezieh. ganzer fertig
gestellter Dampfkessel unter dem Einflüsse des Probedruckes und des Eigen- wie
Wassergewichtes, ferner die Möglichkeit der Verfolgung der Aenderungen dieser
Formationen unter wechselndem Drucke, endlich die durch das Instrument gesicherte
Anzeige der möglicher Weise schon eingetretenen bleibenden Formänderungen nach
Druckentlastung des Kessels von gröſstem Werthe ist für die zuverlässige
Beurtheilung der Güte des Kesselmateriales, sowie der ganzen Construction.
Prof. Radinger berichtet über den Fühlhebelapparat, daſs
derselbe der äuſseren Form nach einem groſsen Manometer ähnlich sieht, also eine
kreisrunde Zifferscheibe mit Glasdeckel und Zeiger zeigt, und auſser diesen Theilen
noch eine radial vom Gehäuse abstehende Druckstange besitzt. Die Zifferscheibe hat
einen Durchmesser von etwa 200mm, ist vier Theile
getheilt, welche je wieder in 100 Untertheile zerlegt sind. Durch Einwärtsdrücken
der federnden Druckstange wird der Zeiger in Bewegung gesetzt; die ausgeführte
Uebersetzung des Apparates bedingt für 1mm
Bewegung der Druckstange eine Zeigerbewegung entsprechend einem Quadranten des
Zifferblattes.
Der Apparat wird derart zugestellt, daſs bei Beginn der Untersuchung durch eine
Spannung der Druckstange der Zeiger auf das Ende des zweiten Quadranten der
Zifferscheibe eingestellt wird. Bei den nun durch den Kesseldruck eintretenden
Formänderungen des zu untersuchenden Kesseltheiles kann der Zeiger in dem einen wie
anderen Sinne solche von je 2mm (auf 0mm,01 genau), zur Anzeige bringen; insbesondere
ist das Verhalten des untersuchten Theiles bei vollständiger Entlastung des Kessels,
der Nachweis des Vorhandenseins einer bleibenden Formänderung genau
sicherzustellen.
Der Apparat trägt noch eine Centralschraube zur Festigung an einen Ständer, und werden noch
für die Druckstange Folgestücke angewendet, um eine gröſste Länge derselben von 1m,5 zu erreichen. Ein Folgestück ist für die rohe
Einstellung eingerichtet, während die erwähnte Druckstange die feine Einstellung
gestattet. Die Anordnung des Apparates für Untersuchung äuſserer Wände des Kessels
oder selbst innen gelegener Haupttheile, wie Flammrohren u.s.w., ist in allen Fällen
möglich.
Der Apparat zeigt nach den Mittheilungen von Prof. Radinger eine auſserordentliche Empfindlichkeit und gibt bei richtiger
Handhabung durchaus verläſsliche Anzeigen; diese Empfindlichkeit ist um so
nothwendiger, als ein mit Wasser gefüllter Dampfkessel, der unter Druck steht,
selbst für die geringsten Einwirkungen deutlich sichtbar empfänglich ist. Ein Mann,
der sich auf den Kessel stellt oder oben seinen Standpunkt wechselt, wird vom
Apparate angezeigt. Auch die Umgebung wirkt durch die Fundamente auf den Kessel
zurück. Der Apparat eignet sich, entsprechend aufgestellt, zum Nachweise der
Einbiegung des Kessels durch die Wasserfüllung, sowie der Streckung desselben durch
den Innendruck; zum Nachweise, ob der bezügliche Kesseltheil genau kreisrund ist
oder nicht und zwar durch die Lieferung eines regelmäſsigen bezieh. unregelmäſsigen
Diagramms, auf dessen rechtwinkligen Achsen einerseits der augenblickliche
Kesseldruck (in at), andererseits die Gröſse der ganzen Formänderung aufgetragen
wird. Aus diesem Diagramme können schlieſslich wichtige mechanische Gröſsen, wie der
Elasticitätsmodulus des Materiales (die gröſste elastische Formänderung), bei
bekannten Kesseldimensionen, endlich der noch für eine vorhandene Wandstärke
zulässige Druck (in at) abgeleitet werden.
Die von Prof. Radinger angegebene Untersuchungsmethode
sowie der zugehörige Fühlhebelapparat empfiehlt sich zur allgemeinen Einführung
wegen der Einfachheit der Durchführung derselben, sowie wegen der Klarheit und
Wichtigkeit der erlangten Ergebnisse.
An die eben erläuterte Untersuchungsmethode für Dampfkessel schlieſst sich jene an,
welche den Zweck hat, die Festigkeit einzelner Theile
bezieh. der ganzen Construction nachzuweisen. Die bezüglichen Versuche, welche auch
„Explosions-Versuche“ heiſsen, haben an sich zweifellos einen
entscheidenden Werth, wenn sie für die am häufigst vorkommenden Kesselsysteme mit
Erfolg durchgeführt werden könnten; sie sind aber für eine zahlreichere Durchführung
zu kostspielig und gefährlich. Da den Kesselberstungen stets sehr merkliche
Formveränderungen in den einzelnen Kesseltheilen, an den verschiedenen
Verbindungsstellen u.s.f. vorangehen, so sind die einzelnen Phasen solcher
umfassenden Explosionsversuche vorzüglich geeignet, die den zu untersuchenden
Kesseltypus anhaftenden Schwächen und Mängel hinsichtlich der gewählten Form und
Lage der Kesseltheile und insbesondere in Bezug auf ihre Verbindungen erkennen zu
lassen und derart zur Vervollkommnung des bezüglichen Kesselsystemes in mechanischer Beziehung
beizutragen.
Explosionsversuche mit den gewöhnlicheren Kesselsystemen wurden bekanntlich mehrfach
in England ausgeführt, sie haben die Bedenklichkeit mancher bisher als gut erkannten
Einzelheiten nachgewiesen. Es sei hier insbesondere an die Gefährlichkeit groſser
Oeffnungen in den Kesselwandungen, deren Ränder nicht genügend verstärkt sind,
erinnert, ferner die Bedenklichkeit der Anwendung gewöhnlicher Winkeleisen für
Hauptverbindungen am Kesselkörper hervorgehoben. Desgleichen fanden in Amerika
zahlreiche Explosionsversuche hauptsächlich mit den dort herrschenden
„Glieder-“ oder „Sectionskesseln“ statt, welche die vorzügliche
Verwendbarkeit des amerikanischen Guſseisens für entsprechend geformte Glieder
dieser Kessel nachzuweisen geeignet waren. Von den neueren hochinteressanten
Explosionsversuchen seien jene hervorgehoben, welche nach Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesen, 1887, von der Firma S. Huldschinsky und Söhne in Gleiwitz mit dem
Sicherheits-Röhrenkessel (Patent Schmidt) durchgeführt
wurden.
Die Versuche fanden im Monate Juni 1885 in der Nähe der Stadt Gleiwitz statt; die
Versuchsstation war an einer freien und hochgelegenen Stelle erbaut. Ihre
Einrichtung bestand aus einem Kesselhause mit Dampfkessel von 61qm,4 Heizfläche und einem 10m hohen Schornstein; unmittelbar neben dem
Kesselhause wurde eine tiefliegende bombenfeste Kasematte ausgeführt, aus deren
Inneren man die Kesselfeuerung und alle Einrichtungen am Kessel durch geschützte
Oeffnungen beobachten konnte. Desgleichen waren Vorrichtungen ausgeführt, um die
Speisewasser-Zuführung regeln, die Feuerung bedienen und löschen, die
Sicherheitsventile sowie den Rauchschieber öffnen und schlieſsen zu können. Die
Dampfspannung wurde durch 4 Manometer gemessen, desgleichen waren zur Messung der
Temperaturen zahlreiche Schmelz-Proben vorbereitet.
Es wurden folgende fünf Versuche durchgeführt:
1) Abreiſsen von Schrauben der Verbindungsbogen. 2) Platzen der Wasserrohre. 3 a)
Wasserzuführung im Kessel bei erglühten Röhren, b) Heizen ohne Wasser, bis ein
Reiſsen der Wasserrohre eintritt. 4) Drucksteigerung bei verkeilten
Sicherheitsventilen und geschlossenen Absperrventilen. 5) Einleitung des
Siedeverzuges und plötzliche Entlastung. Die Versuche 1, 2, 3 und 5 sollten bei
einer Dampfspannung von 10at (normale
Betriebsspannung) durchgeführt werden.
ad 1) Der Dampfkessel wurde eine Zeit lang unter 10at Betriebsdruck erhalten, dann durch Abblasen entlastet, hierauf 6
Verbindungsschrauben von den Verbindungsbogen entfernt und der Kessel neu angeheizt
und dessen Spannung auf 10at gebracht. Der Kessel
zeigte trotz der fehlenden Schrauben keinerlei Undichtheit, und war nach Einsetzen
derselben wieder sofort betriebstüchtig.
ad 2) Wasserrohre wurden in der Wand bis auf 0mm,5
durch Anfeilen einer Strecke von 0m,2 geschwächt;
dieselben hielten einen Dampfdruck von 12at sicher
aus. Ferner wurden zwei Wasserrohre bis auf Papierdicke in der Wand nachgefeilt und
der Kessel wieder angeheizt; ein Dampfdruck von 12at bewirkte keine Zerstörung der Rohre, von denen drei einseitig, drei
beiderseitig angefeilt waren. Selbst besondere Inanspruchnahme derselben Rohre durch
plötzliches Oeffnen des Dampfventiles, durch Einspritzen von Wasser, Erhöhung der
Dampfspannung auf 16at führten keinen Rohrbruch
herbei. Zwei neu eingesetzte Rohre wurden in folgender Weise vorbereitet. Das eine
Rohr im Hinterkessel wurde an zwei Seiten auf eine Länge von 620mm so weit angefeilt und diese Stellen durch
Rundfeilung verbunden, daſs sich kleine Oeffnungen in der Wand zeigten, welche durch
Holzpfropfe geschlossen wurden. Das zweite Rohr befand sich im Vorderkessel dicht
über dem Roste und wurde auf 1250mm Länge auf
Papierdicke in der Wand zugefeilt. Bei 8at,75
Kesselspannung trat die Berstung (Aufrollen) der so geschwächten Rohre ein, während
die übrigen Rohre ganz unverletzt blieben. Die Rohrberstung hatte ein Abreiſsen der
Verbindungsschrauben an einem Ende, das Abreiſsen des Rohrkopfes am anderen Ende,
ein geringes Verbiegen des Verbindungsbogens (aus schmiedbarem Gusse) zur Folge.
ad 3) Nach eingetretenem Erglühen der Wasserrohre pumpte man kaltes Wasser in den
Kessel; die Temperatur der Rohre wurde bei diesem und dem folgenden Versuche mittels
besonderer SchmelzprobenZinn 235° C., Wismuth
270°, Blei 334°, Zink 433°, Aluminium 600°, 0,75 Silber, 0,25 Kupfer 850°,
0,57 Silber, 0,43 Kupfer 900°, Reines Silber 1000°, Kupfer 1100°.
ermittelt.
Zur Controle dieser Messungen wurde mittels eines besonderen Fühlhebels die
Ausdehnung der unteren Lage der Röhren gemessen und aus dieser und den bekannten
Ausdehnungscoefficienten des bezüglichen Metalles die Temperatur desselben bestimmt.
Es wurde ermittelt, daſs für jedes Millimeter Rohrausdehnung eine Temperaturerhöhung
von 30° C. eintritt, welches Ergebniſs mit den Resultaten der Schmelzproben sehr gut
übereinstimmte.
Zum Schlusse der Mittheilungen über die Untersuchungsmethoden der Dampfkessel sei
noch auf jene zurückgekommen, welche die Klarstellung des absoluten Wirkungsgrades desselben zum Zwecke hat. Diese
Untersuchungsmethode ist durch die Kesselrevisions-Vereine zum groſsen
wirthschaftlichen Vortheile der Dampfkesselbesitzer in die groſse Praxis eingeführt
worden und hat endlich jene Beachtung gefunden, welche sie vermöge ihres
unmittelbaren Nutzens für den wirthschaftlich vortheilhaften Betrieb einer
Dampfkesselanlage verdient.
Die Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungs-Gesellschaft in Wien hat durch ihren technischen
Director C. Thalwitzer anläſslich des internationalen
Congresses der Maschinen-Ingenieure in Paris 1889 einen Beitrag zum zweiten
Programmspunkte der Verhandlungen unter dem Titel: „Ueber
Fortschritte der Dampfkessel-Revisions-Gesellschaften“
unterbreitet, welcher die Theorie der Untersuchungsmethode der Dampfkessel zum
Zwecke der Sicherstellung des absoluten Wirkungsgrades enthält und eine höchst
belehrende Zusammenstellung der Ergebnisse von 371 solcher Untersuchungen (1881 bis
1888) – geordnet nach den Kesselsystemen (6 Hauptarten) – bringt.
Die Untersuchungen sind als vollständig durchgeführt anzuerkennen, so weit der
absolute Wirkungsgrad einer Dampfkesselanlage in Betracht kommt. Sie sind
durchgeführt, um durch einen Dauerheizversuch die Hauptgröſsen zur Lösung der
Gleichung:
ηtEs bezeichnet ηt den
absoluten Wirkungsgrad, Mk, Bk bezieh. die für die Versuchsdauer verbrauchte
Speisewasser- und Brennstoffmenge, H den
theoretischen Heizwerth des Brennstoffes, Σ W
die totalen Wärmeverluste, Af und Ar die Anstrengung der Heiz- und Rostfläche,
F, R die Heiz- und Rostfläche, (λ – q0)
Wärmeaufwand für die Gewichtseinheit Kesseldampf. = M ( λ – q0) : B . H = (1 – Σ W : H) = (Af : Ar) (F : R) (λ – q0 : H)
festzustellen. Die besonders wichtige Form des analytischen
Ausdruckes für ηt,
nämlich
ηt =
(ηf . ηF) ξt
in welchem ηt und ηF bezieh. den Wirkungsgrad der Feuerung und der
ganzen Heizfläche, endlich ξt einen die gesammten Wärmeverluste in Folge Strahlung und Leitung nach
Auſsen berücksichtigenden Factor bezeichnet, kann nach den Ergebnissen der Heiz
versuche nicht unmittelbar hinsichtlich der angegebenen Hauptwerthe ηf und ηF verwerthet
werden.
Die zahlreichen im Wege des praktisch-wissenschaftlichen Experimentes
sichergestellten Hauptresultate werden nun zum Schlusse der Abhandlung zur
Zusammenfassung von Schluſsfolgerungen ausgenutzt, die im Folgenden der Hauptsache
nach wiedergegeben sind, so weit dieselben für die groſse Praxis von unmittelbarem
Interesse sind.
Nimmt man zunächst den mittleren theoretischen Heizwerth der Brennstoffe Hcal, ferner die
mittlere Anstrengung der Rostfläche der Kesselanlagen, welche zur Untersuchung
kommen, in Betracht, so daſs Af = B : R als Maſs dieser mittleren Anstrengung dient, so
ergibt sich die ThThatsache, daſs das Product H × (B : R) fast eine constante Gröſse wird und rund 522000cal beträgt; d.h. durchschnittlich kann auf eine Wärmeentwickelung von 500000cal für die Stunde und 1qm Rostfläche gerechnet werden.
Betrachtet man den Zusammenhang zwischen den sogen. Luftüberschuſscoefficienten für
die Verbrennung (n) und den Nutzeffect (ηt) der Kesselanlagen,
ist F : R die relative
Gröſse des Kessels oder das
Verhältniſs der Heiz- zur Rostfläche derselben, so bezeichnet der Ausdruck
(B\,.\,H)\,:\,\left(100\,.\,R\,\frac{F}{R}\right)=(B\,.\,H)\,:\,100\,.\,F
die für 1qdcm
Heizfläche und für die Stunde entwickelbare Wärmemenge,
welche n. fr. durchschnittlich 5000\,:\,\frac{F}{R} beträgt.
Nimmt man auf die einzelnen Kesselsysteme Rücksicht und ordnet diese wieder nach den
Werthen BH : 100 F, so
lassen sich für n und ηt gewisse Resultate bilden. Diese gestatten nun,
einen Ueberblick über den Werth der einzelnen Kesselsysteme zu gewinnen.
So ergab sich z.B., daſs durchschnittlich der absolute Wirkungsgrad für alle
untersuchten Cylinderkessel mit Neben- und Unterkessel erreichte ηt = 60 Proc.
Die wichtige Beziehung zwischen n und ηt läſst sich für (BH : 100 F) = Constans,
in folgender Weise ausdrücken:
Der absolute Wirkungsgrad der Kesselanlage ηt steigt mit abnehmendem Werth von n und zwar vergröſsert sich η um 10 Proc., wenn n um 0,38 (für ηt zwischen 60 Proc.
und 80 Proc.) vermindert, und n um 0,64 verkleinert
wird, wenn ηt zwischen
40 Proc. und 60 Proc. liegt. – Jener Heizer wird unter Voraussetzung einer
bestimmten Dampferzeugung mit einem beliebigen Kesselsysteme B rein verbrauchen, der bei noch vollkommener Verbrennung mit n nie die Feuerung zu führen vermag. Für n = Constans steigt ηt um 10 Proc., wenn
(BH) : 100 F um 100cal vermindert wird.
Für (BH : 100 F) = Constans findet sich, daſs:
Der Flammrohrkessel dem Cylinderkessel mit Unterkessel um 3 Proc. überlegen ist.
Der Wellrohrkessel den gewöhnlichen Flammrohrkessel um 2 Proc. übertrifft.
Für Cylinder und Flammrohrkessel kann durch deren Combination mit
Röhrenkessel-Systemen der Werth ηt um 7 Proc. bis 8 Proc. gehoben werden.
Für die Combination eines Dampfkessels mit einer Tenbrink-Vorlage kann der Werth ηt um 10 Proc. bis 13 Proc. erhöht werden.
Die Wärmedurchgangs-Coefficienten nach Redtenbacher (kr)cal und nach Rankine (Kr)cal geben mit
ihren ursprünglichen mittleren Werthen (kr
= 23cal und Kr = 0,06) unbrauchbare
Resultate.
Es erschien zweckmäſsig, diese Werthe für die einzelnen Kesselsysteme zu
ermitteln.
Diese Systeme waren A) Cylinderkessel mit Unterkessel, B) Cylinderkessel verbunden
mit Röhrenkessel, C) Flammrohrkessel, D) Flammrohrkessel verbunden mit Röhrenkessel.
Für den Coefficienten krcal nach Redtenbacher ergab sich eine Veränderlichkeit nach dem Kesselsystem und je nachdem dasselbe als eigentlicher
Kesselapparat (Nichtstromapparat)
(kr') oder als Stromapparat
(kr'') arbeitete und nach der
Anstrengung der Heizfläche Af = M (λ – q0) : F hinsichtlich Wärmeleitung.
Die mittleren Werthe für kr' und kr'' für die vier Kesselsysteme (A – D) waren rund:
System
Durch-gangs-Coefficient
M (λ – q0) : F in
cal
5000–10000
10000–15000
15000–20000
A
kr'kr''
14,017,0
20,023,0
26,029,0
B
kr'kr''
15,018,0
23,027,0
––
C
kr'kr''
14,017,0
18,021,0
––
D
kr'kr''
13,011,0
––
––
Die Durchgangscoefficienten Kr nach Rankin, und zwar Kr' für eigentliche Kesselapparate und Kr'' für Stromapparate, lieſsen ihre Unabhängigkeit von dem Werthe M
(λ – q0) : F
erkennen, zeigten sich Jedoch abhängig von den Producten der Temperaturgefälle und
zwar: (T0 – w) (_T2 – t0), wenn bedeutet: T0 und T2 die Anfangstemperatur der Rauchgase über dem Roste
bezieh. die Endtemperatur der gesammten Heizfläche (F),
ferner w und t0 bezieh. die Dampftemperatur und die Temperatur des
Speisewassers.
Für die mittleren Werthe von Kr' und Kr'' fand sich je nach
dem Kesselsysteme und dem Werthe der Gröſse (T0 – w) (T2 – t0) rund:
System
Durch-gangs-Coefficient
(T0 – w) (T2 – t0)
100000–200000
200000–300000
300000–400000
A
Kr'
Kr''
0,050,07
0,040,05
0,040,05
B
Kr'
Kr''
0,050,07
0,040,04
0,03–
C
Kr'
Kr''
0,040,06
0,040,05
0,030,04
D
Kr'
Kr''
0,040,05
0,030,03
0,02–
Die Werthe der beiden Tabellen lassen erkennen, daſs im Allgemeinen Kessel mit Unterfeuerung gröſsere Werthe für den
Durchgangscoefficienten ergeben, als Kessel mit Innenfeuerung.
Die Durchgangscoefficienten für Stromapparate sind im Allgemeinen gröſser, als jene für die reinen Kesselapparate. Die
Differenz dieser Werthe für die einzelnen Kesselsysteme ist sehr nahe constant. Die
Tabellenwerthe sind für die erste Orientirung über die Wärmetransmissions-Fähigkeit
eines gegebenen
Kesselsystemes bei gewisser Inanspruchnahme der angewendeten Kesselheizfläche sehr
brauchbar.
Auſser der eben behandelten umfassenden Untersuchung einer Kesselanlage soll – wenn
irgend möglich – eine besondere Untersuchung der ausgenutzten Feuerungsanlage
erfolgen und zwar hinsichtlich ihres Wirkungsgrades (ηf), als auch hinsichtlich des im
Feuerraume sich einstellenden Temperaturgefälles und zwar zwischen T0 für F = o und Tf für F = Fd d. i. der im Bereiche des Feuerraumes gelegenen,
theils strahlenden, theils leitenden Heizfläche. Das Gefälle T0
– Tf ist für jede
Feuerung kennzeichnend und liefert der Ausdruck (T0 – Ff) : T0 = s die sogen. Charakteristik der Feuerung. Die
Berechnung von T0 ist
zulässig, wenn H und die specifische Wärme der
Verbrennungsgase ermittelt ist, der Werth Tf muſs auf
dem Wege des Versuches gefunden werden. Zur Durchführung dieses Versuches ist das
Elektro-Pyrometer von Siemens zu benutzen oder derselbe
nach der calorimetrischen Methode zu erledigen. Derartige Versuche verursachen viel
Mühe und sind zeitraubend, jedoch für die Klarstellung der Temperaturgefälle im
Feuerraum und der besonderen Wirkungsweise der angeordneten Feuerungsanlage von
entscheidender Wichtigkeit.
Die Ermittelung des theoretischen Wirkungsgrades der gesammten Heizfläche und zwar
des Werthes ηF = (T0
– T2) : T0, sowie der schon
früher erwähnten Vorzahl ξt zur Klarstellung der Wärmeverluste in Folge Strahlung und Leitung nach
Auſsen und zur Bestimmung des effectiven Wirkungsgrades der Heizfläche ξt (T0
– T2) : T0 sind Aufgaben der
besonderen Untersuchungen einer Dampfkesselanlage.