Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 367 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
Mit Abbildungen.
Fortschritte in der Thonindustrie.
Technologische Eintheilung der Erzeugnisse aus gebranntem
Thon von Prof. E. Hartig. Die groſsen
Schwierigkeiten mit denen die Bemühung, in die bunte Mannigfaltigkeit der
keramischen Producte durch Aufhellung eines rationellen Eintheilungssystems eine
befriedigende Ordnung zu
bringen, zu kämpfen hat, Schwierigkeiten, welche trotz der Einführung chemischer
Erkenntniſs in die Klassificirung der Thonwaaren durchaus nicht als überwunden
betrachtet werden können, haben Hartig veranlaſst, von
neuen Gesichtspunkten ausgehend, drei absolute Kriterien für die Eintheilung der
Erzeugnisse aus gebranntem Thon aufzustellen: Glasur,
Dichtheit des Scherbens, Farbe des Scherbens. Da diesen Kriterien die
Eigenschaft logisch bestimmter oder absoluter Merkmale für den ganzen Umfang des
Allgemeinbegriffes „Erzeugniſs aus gebranntem Thon“ zukommt, so ist die
Durchführung einer Codivision dieses Allgemeinbegriffes möglich, deren
Veranschaulichung durch nebenstehendes Diagramm gegeben werden kann, in welchem die
substantivischen Begriffe durch Kreise, die adjectivischen durch gerade Linien zur
Darstellung kommen. Der groſse mittlere Kreis I umfaſst
dann sämmtliche Erzeugnisse aus gebranntem Thon, der Kreis II alle Glasgebilde, und somit das Bogenzweieck D
E G J sämmtliche glasirten Thonwaaren.
Fig. 1., Bd. 276, S. 368
Als Thon im technologischen Sinne ist jedes Material mineralischer Herkunft
aufzufassen, welches mit Wasser befeuchtet einen zur Gestaltung zureichenden
Bildsamkeitsgrad erreicht; hierher gehört also nicht nur der Thon der Mineralogen,
welcher sich vom Kaolin ableitet, sondern auch Mischungen von Quarzsand und
Kalkmilch (für Dinasbricks), Chromeisenerz und Kalk u.s.w. – Das Brennen desselben
kann so geleitet werden, daſs die Masse zusammenfrittet und alle Saugkraft für
Wasser verliert (Porzellan, Steinzeug, Klinker) oder so, daſs sie die Saugkraft für
Wasser noch behält. Der Unterschied ist logisch bestimmt und technisch genügend
sicher wahrzunehmen. Wird ein Wassertropfen auf die Bruchfläche gebracht, nicht
aufgesogen, so ist der Scherben als wasserdicht zu bezeichnen und daraus ergibt sich
als erstes adjectivisches Merkmal für die Eintheilung der Thonwaaren:
a) Dichte Beschaffenheit der Grundmasse oder des
Scherbens, welches in unserem Diagramme durch die wagerechte Gerade (a)
dargestellt werden soll. Die Stellung des Zeichens + ergibt die Lage desjenigen
Begriffsfeldes, welches alle Thonwaaren mit wasserdichter Grundmasse umschlieſst,
das Zeichen – entspricht dem Begriffsfelde der Thonwaaren mit porösem Scherben. In
zweifelhaften Fällen wird man zur Entscheidung gleich groſse Wassertropfen auf die
Bruchfläche und auf einen völlig dichten Körper bringen, und die relative Zeitdauer
des Verschwindens der Tropfen zum Maſsstabe für die Porosität wählen. Mettlacher
Platten sind in physikalischem Sinne porös, da sie beim Kochen mit Wasser 0,3 bis
0,7 Proc. Wasser aufnehmen, im Sinne der keramischen Praxis sind sie dicht. Das
Aufsaugen des Wassers auf der Bruchfläche beginnt erst bei einem Porositätsgrade von
2,2 Proc., während das „begierige Aufsaugen“ sich erst bei 8 Proc. Porosität
einstellt.
Als zweites Kriterium für die Eintheilung der Thonwaaren wird der Umstand verwendet,
ob
b) die Grundmasse (der Scherben) weiſs oder nicht weiſs
gebrannt ist. Im Diagramme ist dieses Merkmal durch die senkrechte Gerade
(b) versinnlicht, welche den Begriffskreis
„Thonwaare“ in die beiden Felder „weiſs“ gebrannte Thonwaare (+)
und Thonwaare mit „farbig gebranntem Scherben (–)“ zerlegt.
Der Kreis III umfaſst die lackirten Thonwaaren
(Siderolith, Terralith).
Wir erhalten somit innerhalb des Kreises I neun
Begriffsfelder A bis J,
welche auch den sprachlich bereits gut festgestellten neun Hauptsorten der
Thonwaaren entsprechen.
A. Unglasirte, undichte und farbig gebrannte Thonwaaren
(z.B. Drainröhren, unglasirte Blumentöpfe, Mauerziegel, Terracotten).
B. Unglasirte, aber lackirte Thonwaaren von undichter
und farbig gebrannter Grundmasse (Siderolith, mit Lackfarben bemalte
Terrakotten).
C. Unglasirte, undichte, weiſs gebrannte Thonwaaren
(z.B. Thonzellen für galvanische Elemente, Kölner Thonpfeifen).
D. Glasirte Thonwaaren von undichtem, farbig gebranntem
Scherben (glasirte Thonwaare, Delfterwaare, Fayence, Majolika).
E. Glasirte Thonwaaren von undichtem, weiſs gebranntem
Scherben (Steingut).
F. Unglasirte, dichte, farbig gebrannte Thonwaaren
(Klinker, Wedgewood, Chromolith).
G. Glasirte Thonwaaren von dichtem, farbig gebranntem
Scherben (Steinzeug).
H. Unglasirte, dichte, weiſs gebrannte Thonwaaren
(Biscuit-Porzellan).
J. Glasirte Thonwaaren von dichtem, weiſs gebranntem
Scherben (z.B. Glasur-Porzellan).
Hartig schlägt für die hier charakterisirten Klassen von
Thonwaaren die folgenden kurzen Bezeichnungen vor:
A. Irdenwaare.
B. Lackwaare.
C. Verglühgut.
D. Schmelzwaare.
E. Steingut.
F. Klinkerwaare.
G. Steinzeug.
H. Biscuit-Porzellan.
J. Glasur-Porzellan.
Wo bei der Formengebung künstlerische Bethätigung gesteigert erscheint, wird man einem Zuge der Sprache
folgend, geneigt sein, Fremdwörter an Stelle der deutschen zu gebrauchenMan vergleiche den technischen Sinn der Worte
„graben“ und „graviren“, „aufbauen“ und
„montiren“, „gestalten“ und „bossiren“,
„meiſseln“ und „ciseliren“, „schleifen“ und
„poliren“, „zerkleinern“ und „pulverisiren“,
„Zange“ und „Pincette“, „Pappe“ und
„Carton“, „Werkzeug“ und „Instrument“,
„Thonwaarenerzeugung“ und „Keramik“., z.B. Terracotta statt Irdenwaare,
Siderolith und Terralith statt Lackwaare, Cromolith statt Klinkerwaare.
Verfasser gibt zum Schlusse noch einige Bemerkungen über den Gebrauch der Worte
„Steinzeug“ und „Steingut“, und entscheidet entgegen Demmin zu Gunsten der Bezeichnung „Steinzeug“
für glasirte Thonwaaren mit dichtem, farbig gebranntem Scherben und Steingut für
glasirte Waare aus undichtem, weiſsem Scherben (Civilingenieur, Thonindustriezeitung, Bd. 12 S. 120 und 646).
Schon öfters wurden Versuche gemacht, die Producte der
keramischen Kunst zur Verzierung der Bauwerke
zu verwenden, allein erst bei der Pariser Ausstellung 1889 war die Anwendung von
solchem Material besonders ausgedehnt. Wie leicht einzusehen, hängt die Verwendung
desselben innig mit der Einführung der Eisenconstructionen zusammen; die leeren
Räume, welche diese lassen, werden zweckmäſsig mit Platten aus gebranntem Thon
ausgefüllt. Füllungen, die man am „Palais des beaux arts et des arts
libéraux“ eingesetzt hat, sind häufig bis 2m hoch und aus einem Stück. Die Füllungen, aus der Fabrik von E. Müller in Ivry hervorgegangen, sind in jeder
Hinsicht vollendet. Am Industriepalast sah man nur Eisen, Thon und Glas zu den
schönen, hohen Architecturen verwendet. Alle constructiven Theile sind aus Eisen,
blau gestrichen, Ziegelsteine und modellirte Terracotten füllen die aufstrebenden
Pfeiler und spannen, mit Glasfenstern vereinigt, die Wände aus. Eine von Riesenvasen
umstellte Kuppel von 30m Durchmesser ist ganz mit
blau emaillirten Fayenceplatten eingedeckt. Inmitten der Höhe umgürtet ein Kranz von
fünf weiſsen Schildern mit den goldenen Initialen R. F. die Kuppel. (Ueber weitere
Anwendung der Keramik in Paris vgl. die Ausstellungs-Berichte „Sprechsaal“, 1889.)
Auf der Pariser Universal-Ausstellung haben die Herren Parvillée die Resultate ihrer Versuche zur Gewinnung einer neuen Porzellanmasse für Ziegel und Wandbekleidungsplatten zur Ansicht gebracht. Der
Erfinder sprach sich über die emaillirten Ziegel folgendermaſsen aus: „Im
Allgemeinen sollte die Glasur der Ziegel diese haltbar machen, sie bewirkt aber
gerade das Gegentheil. Man stellt solche Verblender gewöhnlich aus eisenreicher
Thonmasse her, und versieht sie mit einer bleireichen Glasur. Um grüne oder
gelbe Farben zu erzielen, werden die Steine häufig vorher engobirt, was ihren
Zerfall noch beschleunigt. Die Erfahrung hat gelehrt, daſs die Steine um so
haltbarer werden, je dichter sie sind; gewöhnliche Thonwaare absorbirt aber
durchschnittlich 25 Proc. Wasser. Die einzige Masse, welche neben vielen anderen
Vortheilen auch den einer absoluten Dauerhaftigkeit bietet, ist das
Porzellan.“
Die Firma Parvillée fabrizirt Porzellangegenstände,
deren Herstellungskosten kaum um ein Viertel die der gewöhnlichen Töpferwaaren
übersteigt. Die neuen Porzellanverblender haben bei verschiedenen Palästen der
Ausstellung Anwendung gefunden.
J. Foy bespricht die neuen
Porzellane von Sèvres bezugnehmend auf die Erzeugnisse dieser Manufactur,
die 1889 in Paris ausgestellt waren. Das Hartporzellan, dessen Fabrikation in den
sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Sèvres aufgenommen wurde, hat das für
Decorationszwecke so vorzüglich geeignete alte Weichporzellan allmählich aus seiner
früheren Stellung verdrängt. Man wollte eben echtes, hartes Porzellan kaufen, nach
Art des chinesischen, und diesem Zuge der Zeit ist auch das Weichporzellan zum Opfer
gefallen. Die Vorgänger Brognard's erstrebten ein
Porzellan von der Härte des chinesischen, Brognard, von
1800 an Direktor in Sèvres, führte eine Masse von noch viel höherem Schmelzpunkte
ein, bestehend aus 62 bis 64 Th. Kaolin und 38 bis 36 Th. Zusatzmaterialien
(Feldspath, Sand und Kreide), beider hatte diese Masse mit den anderen schwer
schmelzbaren Porzellanmassen den Uebelstand gemein, daſs nur drei Farben, eine
blaue, eine grüne und eine braune, die hohe Temperatur des Garbrandes aushielten und
so die decorative Kunst nur auf Email- und Muffelfarben angelesen war, die eben den
Nachtheil haben, mit der Glasur nicht zu einer homogenen Masse zusammenzuschmelzen,
und sich darum auch häufig unschön durch geringeren Glanz von der Unterlage abheben,
diesem von Jahr zu Jahr mehr empfundenen Uebelstande abzuhelfen, wurden schon
mancherlei Versuche angestellt, aber erst Lauth (von
1878 bis 1888 Direktor von Sèvres) war es vorbehalten, die alte, harte Masse durch
eine neue, weichere, der chinesischen gleichkommende Porzellanmasse zu ersetzen. Das
neue Porzellan, wohl geeignet für die Decoration mit einer Reihe von
Scharffeuerfarben, wurde „nouvelle porcellaine de
Sèvres“ benannt. Auf der Ausstellung vom Jahre 1889 war das neue
Porzellan in 349 Nummern vertreten gegen 16 Nummern aus altem harten Porzellan. Die
Vortheile der weicheren Massen von Niedrigerem Garbrande sind bekannt. Man kann auf
ihnen die schönen, in China durch Kupferverbindungen hervorgebrachten Färbungen und
auſserdem eine Reihe anderer Scharffeuerfarben erzielen, was bei der früheren Masse
unmöglich war, man kann sie mit bleihaltigen Glasuren versehen, was für die
Hervorbringung besonderer Effecte nothwendig ist. In Folgendem ist die
Zusammensetzung der in Rede stehenden Massen neben einander gestellt:
Hartporzellanvon Sèvres
ChinesischesPorzellan
Neues Porzellan
SiO2
58,0
70
64,3
oder
71
Al2O3
34,5
25
28,92
„
23
CaO
4,5
–
–
„
–
K2O (Na2O)
3,0
5
7,05
„
6
Man erkennt auf den ersten Blick, daſs das neue Porzellan in seiner Zusammensetzung
dem chinesischen sehr nahe kommt, und sich von dem alten Porzellan von Sèvres durch
das Zurücktreten von Thonerde gegen einen Mehrgehalt an SiO2 und Alkalien und durch das gänzliche Fehlen von
Kalk unterscheidet. Der Vollständigkeit wegen sei hier auch die Zusammensetzung der
Glasuren angeführt:
Hartporzellanvon Sèvres
Porzellanvon China
NeuesPorzellan
SiO2
70,64
68
66,56
Al2O3CaO
17,60
12
14,23
K2O(Na2O)
9,39
6
3,59
H2O
0,34
–
–
–––––
––––
–––––
99,28
100
99,89
Das neue Porzellan brennt bei etwa 1350° C. gar, während die alte Masse bei 1500
sintert.
Grosse porcelaine. Um groſse, plastisch verzierte Vasen
für Vestibüle, Gärten u.s.w. zu schaffen, welche der schnellen, freien
Modellirarbeit Gelegenheit zur Bethätigung bieten und dadurch die Herstellung
kostspieliger Formen zu sparen, hat Th. Deck innerhalb
15 Monaten eine neue Porzellanmasse geschaffen. Der Körper der bis 1m,5 hohen Vasen wird geformt und nicht gegossen,
wie die Vasen des Hart- und des neuen Porzellans. Die alten Massen waren für diesen
Zweck nicht geeignet, so daſs Deck genöthigt war, eine
neue Masse herzustellen. Dieselbe besteht aus einer echten Feldspathporzellanmasse
mit einem beträchtlichen Zusätze feinkörnigen Sandes. Die Reliefs werden auf der
geformten Vase selbst hergestellt. Die Vertiefungen veranlassen die Ansammlung
gröſserer Mengen von Glasur, wodurch feine Schattirungen hervorgerufen, werden. Das
Auftragen der Glasur geschieht durch Aufspritzen (vgl. 1889 272 415).
Pâte tendre nouvelle. Auſser den Erzeugnissen aus echtem
Feldspathporzellan hat die Sèvres-Manufactur noch eine Reihe von Gegenständen zur
Ausstellung gebracht, die aus weicher Masse geformt waren. Auf Grundlage früherer
Arbeiten (insbesondere von Lauth vgl. 1889 272 328) ist es Deck
gelungen, das längst verlassene Weichporzellan wieder in den Fabriksbetrieb
einzuführen. Die neue Masse besitzt dieselben Vorzüge, wie die frühere; sie ist
ebenso durchscheinend, nimmt die gleiche Glasur und dieselben Farben an; ein
wesentlicher Vorzug der ersteren besteht aber darin, daſs sie sich viel leichter
formen, und ohne groſse Schwierigkeit brennen läſst. Die in der Universalausstellung
ausgelegten Stücke zeigten, bis zu welch hoher Vollendung es die keramische Kunst an
der Hand rationeller, durch chemische Erkenntniſs geleiteter Versuche gebracht
hat.
Der Autor schlieſst seinen Artikel mit einer scharfen, geistreichen Kritik der
Decoration der groſsen Vasen der Sèvres-Manufactur. Er spricht lebhaft für die
Verwendung von mehr Farbe und hält den Eindruck, den die groſsen weiſsen Flächen
dieser Vasen machen, für kalt und abstoſsend (Annales
industrielles, 1889 S. 146).
Beitrag zur Kenntniſs des Feldspathporzellans von Dr.
E. Hussak. Im Anschlusse an die Arbeiten A. Bünzli's (Sprechsaal, 1876 Nr. 39 bis 45) bespricht
Verfasser zunächst die in der Porzellanindustrie verwendeten Rohmaterialien, um
hierauf seine mikroskopischen Untersuchungen über die Porzellanbildung darzulegen.
Krystallisirter reiner Kaolin wurde vor etwa 2 Jahren in Denver, Colorado, auf der
Nationale Belle Mine in Klüften und Höhlungen eines Trachyts gefunden. Derselbe
bildet ein perlmutterglänzendes Pulver, aus mikroskopischen wohl ausgebildeten,
sechsseitigen, dünntafeligen Kryställchen bestehend, die dem triklinen oder
wahrscheinlicher dem monoklinen System angehören, sich aber in ihren Winkeln dem
hexagonalen System nähern. Zweckmäſsig wurde für dieses Mineral der Name „Kaolinit“ vorgeschlagen, während man unter Kaolin ein Gemenge desselben mit Trümmern des
Muttergesteins versteht. Englischer, geschlämmter Chinaclay ist eine fast reine
Kaolinitmasse; die Blättchen sind aber unregelmäſsig begrenzt, meist rundlich.
Beimengungen fremder Bestandtheile fehlen fast vollständig. Noch deutlicher sind die
Kaolinitkörperchen im feinsten englischen Chinaclay zu beobachten. Im sächsischen
Thon zeigen sich bei starker Vergröſserung (800- bis 900fach) feine, in blaugrauen
Tönen polarisirende Schüppchen, Welche reichlich von Eisenoxydhydratkörnchen
durchsetzt sind. Der Thon ist sehr reich an accessorischen mineralischen
Bestandtheilen, besonders an kleinen Quarzkörnern, Zirkon- oder Rutilnädelchen und
vereinzelten Glimmerblättchen. Die Anwesenheit von Opal wurde in keiner der sieben
untersuchten Thonproben (auſser den bereits angeführten wurde noch der Kaolin von
Limoges, der der Türkismühle an der Nahe und der Kaolin von Cornwall einer
Untersuchung unterzogen) constatirt.
Den französischen Gelehrten Fouqué und Lévy ist es gelungen, Orthoklas, Albit, Anarthit und
viele andere natürliche Silicate synthetisch und zwar sowohl aus Mischungen als auch
durch Umschmelzen der Mineralien selbst krystallisirt aus trockenem Schmelzflusse
darzustellen. Es gelang mit Leichtigkeit, diese Versuche zu wiederholen. Verfasser
erzielte oft gute Krystallisationen durch Schmelzen der Feldspathmischung zum klaren
Glase, Erstarrenlassen und durch 12- bis 24stündiges Erhitzen dieses Glases auf
einen der Schmelztemperatur naheliegenden Temperaturgrad. Aus Kalifeldspath wurde
trikliner Mikroklin erhalten, aus Hornblende Augit. Dagegen kann sich Orthoklas bei
der Porzellanbildung nicht in Krystallen ausscheiden, weil die Schmelztemperatur
eine zu hohe und die Erkaltung eine zu schnelle ist.
Eine Zerfällung des Feldspaths durch Schmelzen wurde nie beobachtet. Die Ansicht, daſs beim Schmelzen
Alkali entweicht, ist sehr unwahrscheinlich. Betrachtet man die Gläser als
übersättigte Salzlösungen, was ja durch die Erfahrung vielfach bestätigt wird, so
ist leicht einzusehen, daſs die zu Glas zerschmolzene Feldspathmasse sich bis zu
einem gewissen Grade mit Kieselsäure oder Silicaten anreichern kann. Die sechs von
dem Verfasser untersuchten Porzellanproben, welche in
verschiedenen Stadien des Brandes zur Untersuchung kamen, bestätigen diese
Voraussetzung.
Im ersten Stadium des Brandes ist in der Porzellanmasse noch kein Glas gebildet;
Kaolinit, Feldspath, Quarz lagen neben einander. Im zweiten Stadium (Versuch 2 und
3) zeigt sich Anfang und Zunahme der Glasbildung, allmähliches Verschwinden des
Feldspathes, viel Quarz und Zunahme der Gasporen. Das dritte Stadium (4., 5. und 6.
Probe) zeigt viel amorphe, entglaste und wenig reine Glasmasse, wenig Quarz und
wenig, aber gröſsere Gasporen. In der sechsten fertig gebrannten Porzellanprobe sind
nur relativ wenige groſse Quarzsplitter noch vorhanden, die amorphe Masse ist
herrschend geworden und zeigt nicht mehr so scharf wie die vorhergehenden Proben die
Conturen der Feldspathsplitterchen. Die Glasmasse ist durch einen dichten Filz
langer, äuſserst dünner, doppelt brechender Nadeln durchsetzt, die dem Sillimannit
(Al2SiO5)
ähnlich sind. Es ist möglich, daſs dieselben einem reinen Thonerdesilicat angehören.
Auffallend bleibt das Erhaltenbleiben der Conturen der Feldspathsplitter (Sprechsaal, Jahrg. 22 S. 154. 136).
Die moderne Majolika bespricht H. Henhart in der Deutschen Bauzeitung, 1889
Nr. 39. Je nach der Fluſsfähigkeit der farbigen Glasuren unterscheidet man drei
verschiedene Arten von Majoliken. Die englischen sogen. Reliefglasuren, sowie die
Glasuren von Dr. Linke der Chemisch-technischen Versuchsanstalt der k. k. österreichischen Museen für
Kunst und Industrie können bei einer Temperatur, welche nur wenig über dem
Einbrennfeuer für Glanzgold liegt, gar gebrannt werden. Der Vorwurf von Prof. Krell, die farbigen Glasuren der Majolika seien nicht
haltbar, ist nur Mängeln, die bei dieser Klasse beobachtet wurden, zuzuschreiben,
und ist auch hier nicht berechtigt, wenn die Glasur genügend Feuer erhalten hat und
Masse und Glasur die genügende Uebereinstimmung zeigen.
Die zweite Abtheilung der farbigen Glasuren wird bei Anfang der Weiſsglut eingebrannt
und ist sehr haltbar. Die dritte Abtheilung sind Majolikaglasuren für
Hartsteinguttemperaturen, werden von Deck in Paris und
anderen französischen Fabrikanten erzeugt, und zeichnen sich durch besonders groſse
Dauerhaftigkeit aus. Das Auftragen der Farben geschieht entweder auf den
Bisquit-Scherben oder auf die Glasur; durch letztere Technik, besonders von Deck in Gebrauch, werden wundervolle Effecte erzielt,
eine Technik, die den altpersischen Fayencen entnommen ist.
Von Fehlern sind die Haarrisse besonders bei englischen Erzeugnissen zu tadeln, da in
England feinere Thonmassen verarbeitet werden als in Deutschland und Oesterreich und
die Mängel daher leichter vermieden werden könnten.
Die österreichisch-ungarischen und deutschen Erzeugnisse stehen, was Vollendung der
Formgebung anbelangt, obenan; dagegen übertrifft die Feinheit und Harmonie der
französischen Farben die aller anderen Länder. Die englischen Prachtarbeiten der
modernen Steinkünste sind fest ausnahmslos von Franzosen, Oesterreichern, Deutschen
und Schweizern ausgeführt, die in den dortigen Fabriken arbeiten.
Die Einwirkung eines Gehaltes an Schwefel in den Kohlen auf
die Thonwaaren wird in der Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 14 S. 59 und 74, besprochen. Es wird häufig
beklagt, daſs die Bauten unserer Zeit den Unbilden der nordischen Witterung weit
weniger Widerstand leisten, als die alten, norddeutschen Rohbauten, und der Grund
dieser Erscheinung in einer weniger energischen Behandlung der Rohmaterialien, in
einer weniger sorgfältigen Auswahl derselben u.s.w. gesucht.
Verfasser erblickt die Ursache der geringeren Haltbarkeit unserer Ziegelsteine in der
Verwendung von fossilen Brennmaterialien. Der in denselben als Schwefeleisen u.s.w.
enthaltene Schwefel verwandelt sich beim Verbrennen in Schwefeldioxyd, und dieses
geht unter dem Einflüsse mancher basischer Bestandtheile des Thones (Kali, Natron,
Kalk, Magnesia) als Schwefelsäure in den Stein über.Vgl. Seger, 1885
252 377.
Die Aufnahme von Schwefelsäure in den Steinmaterialien tritt besonders bei den an
CaCO3, MgCO3
reichen auffallend zu Tage und kann auf der Oberfläche bis zu 10 Proc. gesteigert
werden. Durch Einfluſs reducirender Gase wird dieselbe zwar theilweise wieder
ausgeschieden doch ist die Gelegenheit dazu kaum geboten bei den Oefen neuerer
Construction, in denen meist oxydirend gebrannt wird.
Die auf diese Weise in die Ziegelsteine gelangenden schwefelsauren Salze wirken mit
der Zeit zerstörend auf dieselben. Eine chemische Einwirkung der Salze auf die
Steine ist kaum anzunehmen, wohl aber sine mechanische. Die Salze wirken wie das
Wasser bei Frost, durch Krystallbildung. Beim Verdunsten ihrer bei feuchtem Wetter
eingetretenen Lösung setzen sich dieselben nicht in Form eines feinen Pulvers ab,
sondern sie gruppiren sich zu Krystallen, die einen Druck auf die benachbarten
Theilchen ausüben. Ist der Gehalt daran besonders groſs, so kommt es zu
Auswitterungen.
Derartige Auswitterungen, insbesondere von MgSO4,
sind häufig und werden oft irrthümlich für Mauersalpeter gehalten.
Thone, bei denen das Verhältniſs von CaO.Fe2O3 groſs ist, brennen sich nicht rothbraun oder
gelbbraun, sondern hellroth oder gelbgrau.
Diese Färbung ist zurückzuführen auf das Vorhandensein eines aus Eisenoxyd, Thonerde,
Kalk und Kieselsäure gebildeten Silicates.
Ist nun der Kalk an eine Säure gebunden, welche bei der Temperatur des Garbrandes
durch die Kieselsäure nicht zersetzt wird, so kann die Bildung eines solchen
Silicates nicht eintreten, es bildet sich bloſs eine Verbindung von Eisenoxyd,
Thonerde und Kieselsäure. Dementsprechend sehen wir an solchen Steinen die
Oberfläche häufig rothbraun gefärbt, während sie im Inneren ihre normale, helle
Färbung behalten; durch Reduction kann zwar viel erreicht werden, indem die dabei
gebildete schweflige Säure leicht ausgetrieben wird, die Färbung nimmt aber, wenn
sie auch gelb wird, an solchen Stellen in Folge anderer Sinterung eine andere Nuance
an. Bei Holzfeuerung ist eine derartige Verfärbung wegen des hier fehlenden
Schwefels nicht zu befürchten.
Auch bei glasirten Verblendsteinen ist die Gefahr der Zerstörung durch
eingeschlossene Sulfate bedeutend. Solche Steine werden jetzt meist in der Weise
hergestellt, daſs man dieselben bei Steinkohlenbrand garbrennt, hinterher mit Glasur
versieht und diese bei oxydirender Holzfeuerung einbrennt. Wie man sieht, ist auch
hier die Gelegenheit zur Bildung von schwefelsauren Salzen gegeben.
Nach Liedtke (Notizblatt des Ziegler- und
Kalkbrennervereins, 1888 S. 102) ist die Ursache des Blähens der Thone,
welche hauptsächlich bei Thonen mit niedrigerem Schmelzpunkte angetroffen wird, in
dem Ablagern von Kohlenstoff und dem darauf folgenden Verbrennen desselben zu suchen
(vgl. 1889 272 424). Auch wirkt ein hoher Eisengehalt
nachtheilig, da er zur Entwickelung von Sauerstoff Veranlassung gibt.
Ueber das Dämpfen der Ziegel hat F. Kreisler Versuche angestellt und in der Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung, 1887 Nr. 1 und 2, besprochen. Die
Thone, welche am meisten Eisenoxyd enthalten, dämpfen am schönsten. Brennt man einen
gedämpften Ziegel nochmals bei Rothglut, so verändert er seine ursprüngliche
Beschaffenheit. Ein roth gebrannter Thon wurde nach abermaligem Brennen hellgelb
oder weiſsgelb; die Waare hatte ihren Klang verloren, war klapprig geworden, ohne
jedoch bedeutende Risse zu zeigen. Die Steine wurden durch Frost schnell zerstört.
Bei zu niedrigerer Temperatur kann das Dämpfen nicht durchgeführt werden, bei zu
hoher (wenn Sinterung eingetreten) dämpfen die Ziegel silberglänzend, beim Erkalten
fällt die äuſsere Schicht aber in Blättchen ab.
W. H. Gehrke macht in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 13 S. 346, darauf aufmerksam, daſs das Versetzen der Wandfliesen häufig schlecht ausgeführt
werde, wie man sich durch Klopfen überzeugen kann. Nach seinem Vorschlage werden die
Mauer und die Fliesen gut angenäſst, dann wird jede Platte mit nur zwei
Mörtelleisten bestrichen und zwar an den beiden senkrechten Fugen; in die Mitte der
Platte und in die wagerechten Fugen wird kein Mörtel gestrichen. Man setzt nun die Platte an, was
ohne Zuhilfenahme von Klopfzeug geschehen kann, da der Mörtel, durch den Druck auf
einander getrieben, leicht ausweichen wird. Man kann so mit den Fingern die Platte
viel genauer und leichter in die richtige Lage und Stellung bringen, als nach den
üblichen Methoden. Hat man so eine Reihe von Platten aufgestellt, so vergieſst man
solche mit entsprechend dünn gemachtem Mörtel, welchen man nach Erforderniſs mit der
Kelle nachstreicht. Zwei Mann können die Arbeit derart theilen, daſs der eine die
Platten näſst und den Mörtel daraufstreicht, der andere die Mauer näſst und die
Platten ansetzt.
(Fortsetzung folgt.)