Titel: Von der Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889.
Autor: Mg.
Fundstelle: Band 276, Jahrgang 1890, S. 385
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Von der Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 * S. 342.) Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 21. Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. Die Kraftmaschinen. In den Rahmen des Ausstellungsprogrammes fielen nur die wenigen Dampfmaschinen, über welche wir bei Gelegenheit der Besprechung der Abstellvorrichtungen berichteten. Die übrigen Dampfmaschinen, sowie sämmtliche Gas- und Luftmaschinen waren nur ihrer selbst willen ausgestellt, ohne irgend einen Punkt der thatsächlichen Unfallverhütung betonen zu wollen. Abgesehen hiervon bot die Ausstellung der Kraftmaschinen auch kein zutreffendes Bild, welches dem heutigen Stande der Industrie hätte entsprechen können, da einerseits sowohl hinsichtlich der hauptsächlichen Maschinentypen, als auch bezüglich der Fabrikanten groſse Lücken vorhanden waren, während andererseits nur Maschinen mittlerer und geringer Pferdezahl vertreten waren. In der Natur der Sache und gemäſs dem ganzen Charakter der Ausstellung lag die zerstreute Aufstellung der Kraftmaschinen an allen möglichen Punkten der Ausstellung, wo sie gerade hingepaſst haben oder einen Platz fanden. Ein Ueberblick über die vorgeführten Leistungen war somit sehr schwierig. Dampfmaschinen. Von den ausgestellten 40 Dampfmaschinen, welche zumeist im Betriebe vorgeführt wurden, konnten mehrere nicht als Ausstellungsstücke angesehen werden, da sie nur als Nothbehelf zum Betriebe irgend einer Anlage herbeigeschafft waren. Andererseits war eine richtige Beurtheilung vieler Dampfmaschinen nicht möglich, weil die Dampflieferung nach Druck und Trockenheit nicht immer den Anforderungen der Dampfmaschinenausführungen entsprach. Als kennzeichnend konnte beobachtet werden, daſs die Verwendung der Compound- und Mehrfach-Expansionsmaschinen immer mehr um sich greift, daſs vielleicht sogar schon stellenweise über das Ziel hinausgeschossen wurde, indem die mehrfache Expansion für geringe Maschinen-Leistungen und geringen Dampfdruck benutzt wurde, also auf Verhältnisse Anwendung fand, in denen die mehrfache Expansion sicher keinen Nutzen schaffen kann. – Es ist mir oft in den Kreisen der Dampfkraftbenutzer ein gewisses ehrgeiziges Streben aufgefallen, die neuesten Maschinensysteme zu besitzen, gleichgültig ob dieses auch in den Rahmen der vorliegenden Verhältnisse paſst oder nicht. Leider wird aber dieses Streben nicht immer seitens der Fabrikanten mit Vernunftgründen bekämpft. So ist mir ein Fall bekannt geworden, daſs ein Dampfmaschinenfabrikant die Lieferung einer 20pferdigen Betriebsdampfmaschine für eine Chocoladenfabrik – nach dem Dreifach-Expansions-System übernehmen wollte. Einige Dampfmaschinen zeigten das besondere Streben der Constructeure, für den elektrischen Lichtbetrieb geeignete schnell gehende Betriebsmaschinen zu schaffen. Ganz besonders hat sich für diesen Zweck das Compoundsystem eingeführt, welches auf der Ausstellung durch zweckmäſsige Ausbildung der Einzeltheile und der Gesammteinrichtungen recht beachtenswerth vertreten war. Eine der interessantesten Dampfmaschinen der Ausstellung ist von der Berliner Actiengesellschaft für Eisengieſserei und Maschinenfabrikation, früher J. C. Freund und Co. in Charlottenburg geliefert. Die in einfachen, aber gefälligen Formen gehaltene stehende, eincylindrige Auspuffmaschine von 250mm Cylinderdurchmesser und 350mm Hub bei 180 Umdrehungen veranschaulicht das ernste und mit Glück verfolgte Streben, unter Beibehaltung der einfachen Grundconstruction diese Maschinenart nach Möglichkeit zu vervollkommnen und in den Einzelheiten besonders zweckmäſsig auszubilden. Der gegabelte Ständer nimmt oben den Dampfcylinder auf, während er zwischen sich das gesammte Triebwerk enthält. Die Grundplatte, welche mit dem Ständer aus einem Stück gegossen ist, enthält auch die drei Lager für die Kurbelwelle, auf welche das Schwungrad seitlich und fliegend aufgesetzt ist, während die Krummzapfen innerhalb der Gestellgabel liegen. Die Maschine wird mit unveränderlicher Expansion betrieben. Die Steuerung erfolgt durch den Regulator, welcher den zuströmenden Dampf zu drosseln hat. Die Dampfvertheilung bewirkt ein hin und her schwingender Rundschieber, welcher durch das einzige auſserhalb des Maschinenrahmens auf der Kurbelwelle sitzende Excenter bethätigt wird. Dieser nach Art der Trick'schen Schieber eingerichtete Rundschieber gibt Oeffnung und Abschluſs möglichst rasch, soll aber in diesem Falle auch noch regulirend auf die Verdichtungsspannung einwirken, diese jedenfalls nicht für alle Dampfspannungen gleich hoch halten. Um letztere Wirkung zu erzielen, ist der Kanal im Schieber so gelegt, daſs er während eines Theils des Verdichtungsspiels mit der anderen Cylinderseite eine Verbindung schafft. Hierdurch wird herbeigeführt, daſs die Verdichtungsspannung durch die Expansionsspannung auf der anderen Cylinderseite während der kurzen Verbindungsdauer beeinfluſst und entsprechend herabgesetzt, wenn auch nicht völlig ausgeglichen wird, wenn der zutretende Dampf stark gedrosselt, also seine Spannung gering ist; andernfalls wird bei höherem Dampfdrucke die Verdichtungsspannung um die überwiegende Expansionsspannung erhöht werden. Im ersteren Falle wird demnach der Expansionsdruck verstärkt, die Expansionslinie höheren Verlauf nehmen, während die Verdichtungslinie unter ihre übliche Grenze fallen wird; jedenfalls dürfte dem Sinken der Expansionslinie unter die atmosphärische Linie vorgebeugt sein. Die Steuerung der Maschine wird so geleitet, daſs unter den Kolben mehr Füllung gegeben wird als über denselben, um auf diese Weise einen Ausgleich des Gewichts für die auf und nieder zu bewegenden Massen herbeizuführen und dadurch eine gröſsere Gleichmäſsigkeit des Betriebes zu sichern. Dieses einfache Verfahren verdient die gröſste Beachtung für alle stehenden Maschinen, weil thatsächlich durch die geschilderte ungleichartige Dampfvertheilung ein guter Ausgleich der bewegten Massen geschaffen wird. Diese ungleichartige Füllung wird bei der ausgestellten Maschine durch Einschaltung eines einarmigen, sehr kurzen, in diesem Falle mit der Excenterstange aus einem Stück gebildeten Hebels zwischen Excenterstange und Rundschieber herbeigeführt, welcher Hebel in seinem Endpunkte die Bewegungsstange für den Rundschieber faſst. Der Drehpunkt dieses Hebels hat eine solche Lage erhalten, daſs seine Verbindungslinie mit dem Punkte, in welchem die Excenterstange am Hebel angreift, einerseits kurz ausfällt, andererseits auf der Mittellage der Excenterstange nicht etwa senkrecht steht, sondern einen spitzen Winkel mit ihr bildet. Diese Schiefstellung des Hebels gegen die Mittellage der Excenterstange bewirkt die Verschiedenartigkeit der Füllungen über und unter dem Kolben. Der gröſste Einfluſs auf die Erhaltung derselben Umlaufszahl der Maschine wird durch die Anordnung des Knüttel'schen Regulators ausgeübt, welchen wir bereits in D. p. J., 1889 272 * 337, besprochen und abgebildet haben, so daſs ein näheres Eingehen auf dessen eigenartige Wirkungsweise erübrigt wird. Der Regulator ist dicht über der Grundplatte seitlich der zwischen Maschinengestell und Schwungrad aufrecht stehenden Regulatorstange angeordnet. Die Maschine beweist, daſs der Gleichförmigkeitsgrad erhalten bleibt, wenn sich mit der Stellung der Schwungkugeln auch das Urnengewicht ändert, d.h. beim Steigen der Kugeln vermindert, beim Sinken derselben aber vergröſsert, nur darf diese Aenderung des Urnengewichts nicht gleichzeitig mit der Lagenänderung der Schwungkugeln statthaben, sondern muſs kurz hiernach erfolgen, um den Regulator nicht astatisch zu machen. Die Schmierung der bewegten Theile sei kurz geschildert. Für den Zapfen des Kreuzkopfes wird das Oel aus einem am Gestelle befestigten Gefäſse entnommen und tropfenweise durch ein Röhrchen in einen mit dem Kreuzkopfe auf und nieder gehenden Trichter geleitet, aus welchem es an den Zapfen gelangt; der Trichter ist derart unter em Abfluſsröhrchen angeordnet, daſs die aus letzterem herausquillenden Tropfen auch sicher von ihm aufgefangen werden müssen, ob der Kreuzkopf seine höchste oder seine niedrigste Lage annimmt. Für den Kurbelzapfen sind Schmierlöcher bezieh. Oelkanäle in Kurbelarm und Welle angebracht, in welche das Oel durch ein Röhrchen geleitet wird. Ebenso wird das Excenter durch angegossene Schmierränder geölt, in welche das Oel wieder durch ein Röhrchen geführt wird. Kennzeichnend für alle diese Schmiervorrichtungen ist die Vermeidung jedes mitbewegten Schmiergefäſses; alle Oelgefäſse sitzen an unbeweglichen Theilen der Maschine, können also ohne gröſsere Gefährdung des Arbeiters nachgefüllt werden. Zur Cylinderschmierung dient ein Differentialkolben, aus dessen Cylinder das Oel mit Hilfe des in diesem sich bildenden Condensationswassers aus der Dampfleitung fortgeschafft wird. Die von der Maschinenfabrik von Gebrüder Arndt, Berlin, aufgestellte liegende eincylindrige Ventildampfmaschine ist mit zwangläufiger Präcisionssteuerung versehen. Der Dampfcylinder hat 350mm Durchmesser bei 500mm Hub. Die Maschine entwickelt bei 92 Umdrehungen 30 . Fig. 1 Taf. 21 stellt einen Schnitt durch den Cylinder und zwar durch ein Dampfeinlaſsventil und ein Dampfauslaſsventil dar. Die Excenter welle A wird durch Kegelräder von der Hauptwelle aus angetrieben. In der Ebene von je einem Dampfeinlaſs- und Auslaſsventil ist auf dieser Welle je ein Excenter angebracht, welches den Ventilhebelmechanismus für je eine Cylinderseite bewegt. Die feste Nebenwelle B trägt auf jeder Seite einen zweiarmigen Hebel C, sowie die Coulissenstange D. Der zweiarmige Hebel C wird unmittelbar von dem Excenter in Bewegung gesetzt, und diese Bewegung wird auf der anderen Seite auf eine feste Dreiecksverbindung o (unter dem Namen Elementendreieck der Firma Gebr. Arndt patentirt) übertragen, während die Coulissenstange D durch die Stange F bewegt wird und ihre Bewegung gleichfalls mittels Coulisse auf das Elementendreieck überträgt. Der Regulator greift mittels Hebel und Zugstange an die Coulisse an und verschiebt letztere auf ihrer Stange D, so daſs je nach dem Stande des Regulators die Coulisse einen gröſseren bezieh. kleineren Bogen durchlaufen muſs. Dieser gröſsere oder kleinere Weg, welchen die Coulisse zurücklegt, wird auf die feste Dreiecksverbindung übertragen und gibt, vereinigt mit der Bewegung des zweiarmigen Hebels durch die Stange K und den Ventilhebel L dem Ventil seinen Hub und seinen früheren oder späteren Schluſs. Das Auslaſsventil wird wie üblich von dem Excenter unmittelbar durch Stange und Hebel gesteuert. Zum Betriebe der Füllner'schen groſsen Papiermaschine hatte die Firma Starke und Hoffmann in Hirschberg eine eincylindrige, liegende Dampfmaschine geliefert, welche bei 90 Umdrehungen in der Minute 30 leistete. Die Maschine, welche eine peinlich sorgfältige Ausbildung der constructiven Einzelheiten zeigt, ohne daſs irgend eine wesentliche Neuerung zu bemerken war, besaſs keine Condensation. Der Cylinder hatte 300mm Durchmesser und 600mm Länge. Der Mangel einer Condensationsvorrichtung darf hier nicht auffallen, weil die Maschine ausschlieſslich für den Betrieb der Papiermaschine erdacht war und deshalb die Verwendung des Auspuffdampfes zur Beheizung der Papiertrockencylinder zweckmäſsiger erscheint. Aus letzterem Gesichtspunkte war sogar die Heizung des Dampfmantels am Cylinder mit frischem Kesseldampfe vorgesehen, um auf diese Weise den Abdampf auf möglichst hoher Temperatur zu halten und noch möglichst warm in die Papiertrockencylinder zu schaffen. Bei dem Entwürfe der Maschine war auf thunlichste Einfachheit Bedacht genommen, um rücksichtlich des ununterbrochenen Betriebes der Papiermaschine vor Beschädigungen im Gangwerke gesichert zu sein. Die Maschine war auf Corliſs-Bett montirt, Dampfcylinder, Schieberkasten und Dampfmantel aus einem Stücke gegossen. Bei der vorhandenen Rider-Steuerung war als Grundschieber ein Flachschieber, als Expansionsschieber ein Kolbenschieber benutzt. Zur Schmierung des Dampfcylinders dient eine Rost'sche Schmierpumpe, während die Lagerstellen u.s.w. von Starrschmierbüchsen bedient wurden. Die Maschinenfabrik Cyklop (Mehlis und Behrens), Berlin N., hat eine Eincylindermaschine ausgestellt, welche mit zwangläufiger Ventilsteuerung ausgerüstet ist und 40 abgeben soll. Aus der schematischen Skizze (Fig. 2) ist die Wirkungsweise der Steuerung zu ersehen. Die Steuerwelle macht die gleiche Anzahl Umdrehungen wie die Dampfmaschine. Auf der ersteren sitzen zwei Excenter S, von denen jedes ein Einlaſs- und ein Auslaſsventil steuert. Das Auslaſsventil wird durch Stange und Hebel bewegt, das Einlaſsventil auf folgende Weise. Der Excenterring b des Excenters s schwingt um den festen Punkt d der Stange c d, während die das Einlaſsventil bewegende Stange e mit ihrem einen Ende durch einen Winkelhebel mit dem Ventil verbunden ist, wogegen ihr anderes Ende mit der am Excenter festsitzenden Stange f mittels eines Drehbolzens in der Art verbunden ist, daſs der Drehpunkt der Stange durch den Regulator verschiebbar ist. Je nachdem nun die Stange e am Fuſs oder an der Spitze der Stange f angreift, ist die durch das Ventil gegebene Füllung gröſser oder kleiner und zwar können alle Füllungen zwischen 0 und ⅝ erreicht werden. Eine besondere höchst einfache Vorrichtung ermöglicht es, Kurbel und Kreuzkopfzapfen während des Betriebes ohne Gefahr schmieren zu können. Das Oelgefäſs ist auf einem Ständer oberhalb des Balkenbettes angebracht; von hier aus wird dem Kreuzkopfzapfen durch eine mit ihm hin und her schwingende, in einer Hülse auf und ab bewegliche durchbohrte Stange tropfenweise das Oel zugeführt. Ein Dampfmotor mit spontaner Dampferzeugung für Klein- und Groſsbetrieb (D. R. P. Nr. 41817) war von Paul Brennicke und Co., Berlin W., ausgestellt. In dem Feuerraume über dem Roste befindet sich ein spiralförmig gewundenes, wagerecht liegendes Schlangenrohr (Dampferzeuger), in welches durch Düsen mittels einer Pumpe so viel Wasser eingespritzt wird, als zur Verdampfung für je eine beliebige Cylinderfüllung erforderlich ist. Ein in dem angebrachten Windkessel der Pumpe befindliches Rückschlagventil hat den Zweck, bei gedrosselter Düse das jeweilig nicht erforderliche Wasser abflieſsen zu lassen. Die Düse ist auf ihrem conischen, über Kreuz aufgeschnittenen Ende mit einer conischen Hülse versehen, welche durch Drehen der Düse mit dem Handrade auf die Austrittsöffnung derselben derartig einwirkt, daſs die Austrittsöffnung der Düse beliebig erweitert oder verengert werden kann, nach Maſsgabe des zur Verdampfung kommenden Wasserquantums. An dem vorderen Theile der Düse, in Verbindung mit dem Handrade ist ein Zeiger angebracht, welcher, über eine Scala laufend, das eingespritzte Wasserquantum anzeigt bezieh. dazu dient, den Füllungsgrad reguliren und controliren zu können. Für die Inbetriebsetzung des Motors ist noch eine Handspeisepumpe angeordnet. Wird der Motor in Bewegung gesetzt, so ist nach erfolgter Anfeuerung desselben und genügender Erwärmung des Cylinders durch die abziehenden Feuergase mit der Handpumpe so viel Wasser durch die Düsen in das Schlangenrohr zu pumpen, bis das Manometer die genügende Druckhöhe zum Anlassen des Motors angibt, wonach das Pumpen einzustellen ist. Das nunmehr mit der Handpumpe in das Schlangenrohr durch die Düse eingespritzte Wasser ist inzwischen in Dampf verwandelt worden, welcher durch das Passiren der Schlangenrohre schnell an Spannung zunimmt, und somit hoch erhitzt in den Schieberkasten und weiter durch den Kanal in den von den abziehenden Feuergasen umspülten Cylinder einströmt, wodurch ein Condensiren des Dampfes im Cylinder verhütet wird. Von dem Augenblicke an, wo der Motor in Thätigkeit tritt, wirkt auch selbsthätig die Maschinenpumpe, indem dieselbe bei jeder Umdrehung des Motors die beliebig einzustellende Wassermenge (durch die angebrachte Scala erkenntlich) durch die Düse einspritzt, welche Wassermenge beim Verlassen der Düse sofort in Dampf verwandelt wird, somit die das Prinzip bildende Momentverdampfung stattfindet, ohne daſs also in den Schlangenröhren (Dampferzeuger) Wasser zurückbleibt. Seitens der Maschinenfabrik Oerlikon in Oerlikon bei Zürich war eine Compounddampfmaschine ohne Condensation ausgestellt, welche 50 leisten soll und 220 Umläufe in der Minute macht. Sie betrieb eine Dynamomaschine der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in Berlin, welche unmittelbar auf der Kurbelwelle der Dampfmaschine angebracht war. Diese gekuppelten Maschinen eignen sich besonders für elektrischen Lichtbetrieb, weil alle Ungleichheiten des Betriebs und alle Störungen, welche aus der sonst erforderlichen Uebertragungsvorrichtung zwischen Dampfmaschine und Dynamo herstammen, fortfallen; jedoch bedarf naturgemäſs die Dampfmaschine selbst einer besonders genauen Regulirung und die Dynamomaschine einer sorgfältigen Montirung und Bauart für langsamen Betrieb. Die Abmessungen des groſsen Cylinders sind 380mm Durchmesser, des kleinen Cylinders 250mm; der Hub beträgt 300mm. Die Dynamomaschine soll bei der gewöhnlichen Umlaufszahl von 220 und bei 10at Kesseldruck einen Strom von etwa 400 Ampère und 100 Volt liefern. Beide Dampfcylinder, welche Dampfmäntel besitzen, sind mit zwei besonderen Steuercylindern aus einem Stücke gegossen und auf dem gabelförmigen Guſsträger befestigt, welcher in seiner Gabel die Betriebs- und Steuertheile aufnimmt. Die doppelt gekröpfte Kurbelwelle liegt auf vier mit derselben Grundplatte vergossenen Lagern des Maschinenbettes und trägt auf einer Seite ein verhältniſsmäſsig kleines Schwungrad, auf der anderen, vorderen Seite den sogen. Schwungrad- oder Achsenregulator. Die Steuerung erfolgt durch Kolbenschieber, deren zwei für den Hochdruckcylinder angeordnet sind, während der Niederdruckcylinder durch einen Kolbenschieber gesteuert wird. Von den zwei Steuerkolben des Hochdruckcylinders beeinfluſst der eine die Expansion, während der zweite als Vertheilungsschieber dient. Der Expansions-Steuerkolben wird durch ein vom Regulator beeinfluſstes Excenter bewegt, dessen Excentricität und Voreilung veränderbar wird. Die Kurbeln sind um 180° gegen einander versetzt, so daſs die auf und nieder gehenden Massen beider Cylinder sich gegenseitig aufheben und so eine nicht zu unterschätzende Gewähr für einen ruhigen, stoſsfreien Gang gegeben wird. Unter letzterer Rücksicht ist auch zu beachten, daſs die Massen an sich bei dieser Ausführung möglichst leicht gehalten sind. So wurden die Kolben aus dünnen Stahlplatten hergestellt, die Zapfen der Kreuzköpfe und Schieberstangengelenke wurden hohl gehalten, überhaupt alle Wandstärken auf das thunlichst zulässige Maſs herabgedrückt. Der Regulator entspricht im Wesentlichen der Construction von Armington-Sims, da auch hier die Veränderung von Excentricität und Voreilung des den Expansions-Steuerkolben bethätigenden Excenters durch Umdrehung eines zweiten, in diesem verschiebbaren, aber mit der Excenterwelle verbundenen Excenters um die Welle stattfindet. Letzteres Excenter wird unmittelbar von den Schwungkugeln verstellt und in seiner bezüglichen Lage erhalten. Beachtenswerth ist die Anwendung nur einer Feder für die Schwungkugeln, wie sie auch bereits von Pröll-Dörfel vorgeschlagen und angewendet wird. Die Schmierung erfolgt auch hier von feststehenden Schmiergefäſsen aus, von welchen das Oel durch kleine Röhrchen bezieh. in die Gleitführungen eingeschnittene Kanäle zu den Schmierstellen geführt wird. Für die Cylinder ist eine Schmierpumpe vorgesehen. Eine andere Verbunddampfmaschine mit Einspritzcondensation ist von G. Hambruch in Berlin ausgestellt. Die Maschine soll bei 120 Umgängen in der Minute 30 leisten. Der kleine Cylinder hat einen Durchmesser von 240mm, der groſse einen solchen von 360mm; der Hub beträgt 350mm. Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Ausführungen wird hier jeder Cylinder von einem besonderen Gestell getragen, welches auf der vorderen Seite durch je eine Säule ergänzt wird. Die Schieberkästen beider Cylinder liegen an den entgegengesetzten Enden; zwischen beiden Cylindern ist der Receiver untergebracht, während Cylinder und Schieberkästen ummantelt sind. Die Kurbeln sind um 90° versetzt. Die Steuerexcenter auf die Kurbelwelle auſserhalb der entsprechenden Lager aufgekeilt. Der Regulator erhält seinen Antrieb von einem Kegelgetriebe auf der Mitte der Kurbelwelle. Für die Steuerung des Hochdruckcylinders ist eine etwas abgeänderte Rider-Steuerung gewählt. Der Expansionsschieber wird unmittelbar vom Regulator beeinfluſst. Für den Niederdruckcylinder ist nur ein Schieber vorgesehen, welcher als Gitterschieber ausgeführt ist, um eine möglichst groſse und schnelle Eröffnung zu bieten. Zur Schmierung der Lager und Gleitflächen wurde hier abweichend von den meisten übrigen Maschinen Starrschmiere gewählt, während für den Cylinder ein Hambruch'scher Patentschmierapparat angebracht war. Als besondere Eigenthümlichkeit dieser Maschine sei erwähnt, daſs behufs leichteren Anlassens der Maschine der Niederdruckcylinder durch eine besondere Rohrverbindung mit frischem Kesseldampf angefüllt werden konnte und zwar sowohl über wie unter dem Kolben. Diese Anlaſsvorrichtung kann mit Erfolg dann angewendet werden, wenn der Hochdruckkolben im todten Punkt steht und das Andrehen des Schwungrades vermieden werden soll. Die Maschinenfabrik Augsburg hatte für den Antrieb eines Theils der Transmission in der groſsen Maschinenhalle eine liegende Condensationsverbundmaschine geliefert, welche bei 140 Umdrehungen in der Minute und 7at Dampfdruck 50 leistete. Der Hochdruckcylinder hatte 225mm, der Niederdruckcylinder 350mm Durchmesser; der gemeinschaftliche Hub betrug 500mm. Die Maschine sitzt auf Corliss-Rahmen, welcher auch die mehrrillige Seilscheibe zum Betriebe der Transmission trägt. Das verhältniſsmäſsig groſse Guſsstück des Maschinengestells ist seiner zweckmäſsigen Linienführung halber keineswegs störend auffällig. Für den Hochdruckcylinder ist eine Rider-Steuerung, für den Niederdruckcylinder eine Meyer-Steuerung vorgesehen. Die Dampfcylinderschmierpumpe wird von einer Schieberstange aus getrieben. Die Regulirung dieser Schmierpumpe erfolgt durch Einstellung der Zufluſsmenge zur Pumpe, welche immer die ihr zugeführte Oelmenge in den Schieberkasten drückt. Kurbel und Schubstange sind behufs Schutzes gegen Beschädigung der Arbeiter durch jene Theile durch einen wagerechten getheilten Schild aus Guſseisen getheilt, welcher gleichzeitig als Oelfang für die Kurbelzapfenschmiervorrichtung dient. Letztere besteht in bekannter Art aus einer ausziehbaren Röhre, welche das Oel aus einem schwingenden Gefäſse an die Schmierstelle führt. Eine von der Maschinenfabrik von C. Hoppe in Berlin vorgeführte liegende Verbundmaschine diente zum Betriebe einer mit ihr gekuppelten Dynamomaschine für Beleuchtungszwecke. Der Hochdruckcylinder hatte 300, der Niederdruckcylinder 450mm Durchmesser, während der gemeinschaftliche Hub nur 300mm betrug. Die neben einander liegenden Cylinder sind aus einem Stück gegossen. Zwischen der doppelt gekröpften Triebwelle liegen die Excenter für die beiden Steuerungen, während das eine Wellenende die Dynamomaschine, das andere Wellenende den Regulator trägt. Die Welle enthält auſserdem noch zwischen den Lagern drei kleine, aber schwere Schwungräder, welche auf die als Scheiben ausgebildeten Kurbelarme aufgezogen sind. Für die Lagerkörper legen sich die Stellkeile nicht mit ebenen, sondern mit cylindrischen Flächen an, um eine Nachgiebigkeit in der Richtung der durch die Triebkraft erzeugten Durchbiegung zu ermöglichen. Der Hochdruckcylinder hatte eine Rider-Steuerung, während für den Niederdruckcylinder ein Trick'scher Kanalschieber vorgesehen war. Die Schieberkästen waren schief zur Cylinderachse und etwas unterhalb derselben angeordnet, um die Entwässerung der Cylinder zu begünstigen. Der quer vor den Cylindern gelagerte Receiver war durch frischen Kesseldampf geheizt, und zwar war zur Heizung auſser dem üblichen Dampfmantel auch noch eine den Receiver durchziehende Dampfschlange angeordnet. Zur Schmierung der Cylinder dient ein Mollerup'scher Dampfc}linderschmierapparat. Für die Schieberkästen waren besondere Schmiervorrichtungen vorgesehen. Eine liegende 160pferdige Verbunddampfmaschine der Aktiengesellschaft Görlitzer Maschinenbauanstalt alt und Eisengieſserei zu Görlitz dient zum Betriebe von Dynamos der Gebrüder Naglo in Berlin. Bemerkenswerth ist an dieser Maschine die Genauigkeit der Dampfregulirung durch eine Collmann'sche Ventilsteuerung, welche Geschwindigkeitsänderungen zwischen 30 und 180 Umdrehungen in der Minute zuläſst. Fig. 3 verdeutlicht die Wirkungsweise der Steuerung. Die Steuerung ist im Augenblick der Eröffnung des Einströmventils gezeichnet. Die Steuerwelle bewegt sich oben gegen den Cylinder mit gleicher Umdrehungszahl wie die Maschine. Durch das Knie k n i wird die beständige Bewegung von k, sowie die vom Regulator aus veränderliche, das Knie durchbiegende Bewegung des Gleitstückes l im Gelenk i zur Ventilbewegung vereinigt. Durch die Verschiebung des Gleitstückes l wird die Cylinderfüllung zwischen 0 und 0,9 des Hubes verändert. Die Ventilbewegung wird nicht unmittelbar vom Gelenk i auf das Ventil übertragen, sondern es sind Gegenhebel i t g h eingeschaltet. Bei Beginn der Ventilöffnung legt sich Schiene i t in Folge der Aufwärtsbewegung von i bei h gegen die Schiene g h, wodurch das oben am Cylinder angeordnete Ventil langsam angehoben wird. Sodann rückt in Folge der abwälzenden Bewegung der zwei Schienen der Berührungspunkt derselben gegen i vor und erfolgt eine rasche, im Verhältniſs zur Bewegung von i vergröſserte Ventilbewegung. In ähnlicher Weise erfolgt der Ventilschluſs sehr rasch, etwa ¼ bis ½mm vor Schluſs des Ventils; in Folge der entgegengesetzten Abwälzung der zwei Schienen und der Verlegung des Berührungspunktes derselben nach h wird das Ventil langsam auf seinen Sitz aufgesetzt. Die gleiche Wirkungsweise ist für die unten angebrachten Ausströmungsventile auch durch Anordnung der Gegenhebel, ähnlich wie für die Einströmungsventile erzielt. Die freie Beweglichkeit der Steuerung nach Ventilschluſs ist durch das Abheben der zwei Gegenhebel von einander gesichert. Durch die Einstellung des ersten Berührungspunktes der zwei Schienen kann man den Ventilschlag genau festsetzen. Textabbildung Bd. 276, S. 394 Eine Compound-Kesseldampfmaschine von Scharrer und Groſs in Nürnberg (Schaubild), Kessel nach dem System Lachapelle, zeigt eine für Kleinbetriebe sehr zweckmäſsig gewählte Anordnung der Steuerungs- und Anlaſstheile. Die Dampfcylinder sind mit dem Receiver und den Dampfmänteln aus einem Stück gegossen und ruhen auf zwei Guſsständern, deren jeder die erforderliche Rundführung enthält. Der Hochdruckcylinder hat Rider-Steuerung mit Expansions-Regulator, während der Schieber des Niederdruckcylinders ein von Hand verstellbares Excenter hat. Der Receiver besteht aus drei dünnen eingewalzten schmiedeeisernen Röhren, welche mit frischem Kesseldampf geheizt werden. Der vor der Maschine stehende Wärter kann von diesem Standpunkte aus in recht zweckmäſsiger Weise die Maschine in allen ihren Theilen bedienen. Mittels eines Gelenkhebels kann er das hinter der Maschine liegende Schwungrad, welches zu diesem Behufe mit innerer Verzahnung versehen ist, andrehen. Gleichzeitig kann er das Dampfventil öffnen und schlieſsen, sowie mittels Fuſstrittes eine Schwungradbremse anziehen. Regulirung, Probirhähne und Schmiervorrichtungen sind in gleicher Weise bequem zur Hand, wie Wasserstand, Manometer und Sicherheitsventil leicht zu übersehen sind. Eine Dreifach-Expansionsmaschine war von der Maschinenbauanstalt und Eisengieſserei A. Borsig, Berlin, aber nicht im Betrieb, ausgestellt. Dieselbe war für 60 bis 90 bei 10at Ueberdruck construirt und mit Receiver und Condensator versehen. Die Maschine ist symmetrisch zu beiden Seiten des Schwungrades angeordnet. Auf der einen Seite liegen durch eine gemeinsame Kolbenstange mit einander gekuppelte Hoch- und Mitteldruckcylinder, auf der andern hinter einander angeordnet Niederdruckcylinder und Condensator. Der Hochdruckcylinder ist mit einer unmittelbar vom Regulator beeinfluſsten zusammengesetzten Rund- und Flachschiebersteuerung versehen. Der Mitteldruckcylinder wird durch einen an seiner Unterseite arbeitenden, durch ein auf die Schwungradwelle aufgekeiltes Excenter und entsprechende Winkelhebelverbindung bewegten entlasteten Kolbenschieber gesteuert. Die Steuerung des Niederdruckcylinders erfolgt ebenfalls durch einen von der Schwungradwelle durch Excenter und Winkelhebel angetriebenen Kolbenschieber. Unter dem vom Maschinisten beim An- und Abstellen der Maschine zu benutzenden Dampfventil ist ein Kolbenventil angebracht, welches von entfernten Stellen aus durch Einschaltung mechanischer oder elektrischer Uebertragung geschlossen werden kann, um die Maschine schnell auſser Betrieb zu setzen. Dasselbe Kolbenventil kann aushilfsweise mit dem Regulator in Verbindung gebracht werden, wenn in Folge eines Schadens auf der Hochdruckseite der Maschine die Niederdruckseite allein arbeiten soll. Dasselbe dient dann dazu, den mit Dampf von geringerer Spannung arbeitenden Niederdruckcylinder vom Regulator aus beeinflussen zu können. Die Schieberkästen des Mittel- und Niederdruckcylinders sind behufs leichter Entwässerung der Cylinder unterhalb der letzteren angebracht, während der Kasten für den Hochdruckcylinder an dessen Seite sitzt. Für jeden Cylinder ist nur ein Schieber angebracht. Eine schnell laufende Zwillingsmaschine war von der Schiffs- und Maschinenbauaktiengesellschaft Germania in Berlin und Kiel ausgestellt. Die Cylinder haben 90mm Durchmesser und 70mm Hub. Die Maschine lief mit 700 Umgängen, konnte aber bis zu 1600 Umläufe in der Minute machen. Die Maschine sollte zum Aschehissen auf Schiffen nutzbar werden. Die Cylinder waren auf einen geschlossenen Rahmen aufgestellt, der auf der Vorderseite Aussparungen zur Erreichung der Kurbeln und Gleitführungen besaſs. Die Steuerung war auf der Vorderseite angebracht. Die mit versetzten Kröpfungen versehene Kurbelwelle trieb durch ein Schneckenpaar die Welle der Windetrommel, welch letztere seitwärts am Maschinengestell angeordnet war. Die Joy'sche Umsteuerung arbeitet an Stelle eines Excenters mittels Hebel. Die Umsteuerung wirkte gleichzeitig auf beide Cylinder. Die bekannte Gräbner-Maschine, welche von K. und Th. Möller in Kupferhammer bei Brakwede ausgestellt war, hatte bei einer der drei vorgeführten Anordnungen eine beachtenswerthe Neuerung erfahren (Fig. 4). Die liegend angeordnete Eincylinderdampfmaschine hatte 100mm Cylinderdurchmesser bei 150mm Hub. Sie konnte bis zu 600 Umdrehungen machen, lief aber gewöhnlich nur mit 400 unter 6at Dampfdruck und leistete bei 0,3 Füllung 4 . Die Steuerung der Gräbner-Maschinen geschieht durch den Arbeitskolben selbst, und bei der bisher ausgeführten Einrichtung wird durch Ueberschleifen einer und derselben Kante am Cylinder durch den Kolben beim Hingange der eintretende Dampf abgesperrt, beim Rückgange der Eintritt wieder eröffnet, sowie entsprechend für den Dampfaustritt. Das hat zur Folge, daſs die Punkte der Voreinströmung und Expansion und andererseits die Punkte der Vorausströmung und Compression im Diagramm senkrecht unter einander liegen. In der vorliegenden Construction sind Voreinströmung und Expansion von einander unabhängig gemacht, indem der Kolben diese beiden Spiele der Dampfvertheilung durch Ueberschleifen zweier verschiedener Kanten am Cylinder einleitet. Der Kolben bewirkt bei seiner Bewegung nach links dadurch die Vorausströmung, daſs er mit seiner Kante 1 über die Cylinderkante 2 hinausgelangt. Jetzt kann der durch den Kanal g ununterbrochen in das Innere des Kolbens strömende frische Dampf von hier aus auf die linke Seite des Kolbens gelangen. Bei der darauf folgenden Rechtsbewegung würde der Kolben den Dampfzufluſs zu seiner linken Druckfläche wieder, wie bei der ersten Construction, beim Ueberschleifen von 1 über 2 abschneiden, wenn nicht inzwischen ein anderer Weg für diese Dampfbewegung, der Kanal i, eröffnet wäre. Sobald nämlich unter dem Kolben k die Admissionsspannung herrscht, bewegt sich dieser nach oben und bringt den Kanal i mit dem Raume links vom Kolben in Verbindung. Jetzt wird also die Expansion erst eingeleitet, sobald die Kolbenkante 1 bis zur Cylinderkante 3 gelangt ist. Sobald die Expansion einen gewissen Grad erreicht hat, geht der Kolben k wieder nach unten, so daſs i abgeschlossen und für die nächste Voreinströmung wieder Kante 2 maſsgebend ist. Ueber dem Kolben herrscht nämlich in Folge der durch den Kanal h mit dem Einströmungsraum g hergestellten Verbindung voller Dampfdruck, der zwar, weil nur auf eine Ringfläche wirkend, die Aufwärtsbewegung des Kolbens während der Voreinströmung nicht hindern kann, bei stark expandirtem Dampf unter dem Kolben aber das Uebergewicht erhält. Die Bewegung des Steuerkolbens, die also durchaus selbsthätig ist, nicht etwa die Ausführung eines Gestänges nöthig macht, wird durch einen Luftpuffer mit regulirbaren Oeffnungen gemäſsigt. – Der Austritt des Dampfes wird ganz in derselben Weise wie bei der älteren Construction eingeleitet oder unterbrochen, sobald die auſserste Kante des Kolbens beim Hin- oder Rückgange bis zur Kante der Ausströmungsöffnung f bezieh. f' gelangt. Vorausströmung und Compression sind also noch in der Weise von einander abhängig, daſs beide Punkte im Diagramme senkrecht unter einander liegen müssen. Die seit dem Jahre 1880 bereits in Amerika gebaute Westinghouse-Maschine, welche in D. p. J. 1882 246 * 349 und 1886 259 245 beschrieben wurde, war in einer neueren Ausführung ausgestellt, welche in Fig. 5 und 6 gezeigt sein soll. Die Westinghouse-Maschine besteht in der Hauptsache aus zwei einfach wirkenden Senkrecht-Cylindern, zwischen welchen sich ein gemeinschaftlicher Steuerungscylinder befindet, dessen Kolbenschieber direkt vom Regulator beeinfluſst wird. Die Kurbelwelle läuft in einem Oelgemisch und geschieht die Schmierung der ganzen Maschine selbsthätig. Es wird also in der Art der Verwendung des Dampfes resp. in der Art der Steuerung kein neues Prinzip verfolgt, sondern die Vortheile sind nur in der praktischen Zusammensetzung der ganzen Maschine begründet. Die beiden Dampfcylinder A A sind mit dem Schiebercylinder B in einem Stück gegossen und oben auf dem Kurbelwellenkasten C befestigt. (Bei gröſseren Maschinen sind Cylinder und Kurbelwellenkasten in einem Stück gegossen.) Die Cylinder werden nur oben durch die Cylinderdeckel a a geschlossen, unten sind sie nach dem Kurbelwellenkasten C hin offen. Die Kolben D D haben oben doppelte Wandungen, um Condensation zu verhindern, sind unten offen, mit den Kolbenstiften b b von gehärtetem Stahl und vier Dichtungsringen versehen. Die Pleuelstangen F F sind von Stahl. Die Kurbeln G G, der Kurbelzapfen P und die Kurbelwelle H H, sind ebenfalls sämmtlich von Stahl und können herausgenommen werden, wenn der seitliche Kurbelkastendeckel c losgeschraubt ist. Die Hauptlager d d haben die Form von beweglichen Schalen und sind mit Weiſsmetall ausgegossen. Im Flansch des Deckels d, zwischen d und d, befindet sich ein leerer Raum, in welchem der Ring W sich mit der Kurbelwelle dreht, und das Oel, wie es durch die Lager kommt, durch das Rohr e nach dem Kurbelwellenkasten C zurückleitet. Diese Vorrichtung macht alle andere Schmierung unnöthig und hält die Maschine rein. Das Ueberlaufrohr n dient dazu, das Wasser im Kurbelwellenkasten nicht zu hoch steigen zu lassen und sorgt gleichzeitig dafür, daſs das Oel nicht wegflieſst. Rothguſsscheiben t t dienen als Seitenführung der Kurbelwelle, und Bleischeiben v verhindern, daſs die conischen Lagerschalen zu fest angezogen werden. Ein Mittellager K liegt zwischen den Kurbeln und nimmt die nach unten wirkende Kraft der Kolben auf, so daſs trotz der hohen Geschwindigkeit ein Vibriren der Welle nicht stattfinden kann. Der Deckel h ist abnehmbar, um zu den Kurbeln gelangen zu können. In Folge der schnellen Touren füllt der Schaum des Oel- und Wassergemisches den ganzen Raum des Kastens und ölt so alle bewegenden Theile. Bei einem Versuch wurde gefunden, daſs das Gemisch – nachdem Kolben und Deckel herausgenommen war – etwa 2m hoch herausspritzte. Auſser den Dampf-Ein- und -Ausgangsröhren sind noch zwei Controlröhren an der Maschine vorhanden. Dieselben dienen zum Abführen des Wasserdampfes, wenn bei eintretender Undichtigkeit der Dampf- oder des Schieberkolbens solcher in den Kurbelwellenkasten oder über den Schieberkolben tritt, und dadurch gleichzeitig zur Balancirung des Schiebers. In Folge dieser Einrichtung kann selbst der Laie jeden Augenblick sehen, ob Kolben und Schieber dicht sind; wenn nicht, müssen neue Ringe eingesetzt werden. Der Schiebercylinder selbst ist ausgebuchst und in die Buchse sind die Dampf-Ein- und -Ausgangskanäle geschnitten; wenn nöthig, kann derselbe billig erneuert werden. Der Schieber ist ein Kolbenschieber verbesserter Construction und vollkommen ausbalancirt. Die Schieberführung J dient als Stopfbuchse, und ist dieselbe, wie auch der Schieber selbst, mit einfachen guſseisernen Ringen gedichtet. Zwischen den beiden Kurbeln auf der Hauptwelle befindet sich der Regulator, welcher direkt auf den Kolbenschieber einwirkt, ohne irgend welche Zwischenhebel oder Uebersetzungen. Derselbe läuft stets in dem Oel- und Wassergemisch, so daſs die Schmierung eine vollkommene ist. Da nun auch der Kolben gänzlich entlastet, so ist die Regulirung eine vorzügliche und Abnutzung nicht vorhanden. Zwischen den Cylindern befindet sich ein Oelbehälter O, von welchem aus das Oel durch die Schmierhähne 1, 1 nach den Hauptlagern fortwährend tropft und von da nach dem Kurbelwellenkasten. Dieser Behälter, einmal gefüllt, hält lange aus. In Folge dieser Einrichtung ist weiter keine Ergänzung des Oels im Kurbelwellenkasten erforderlich. Ueberhaupt ist auſserdem nur noch ein sichtbarer Tropfschmierapparat angebracht, um den Dampf vor dem Eintritt zu dem Schieber- und den Dampfcylindern zu schmieren. Y Z ist ein mit Riemscheibe combinirtes Schwungrad; beide sind als ein Stück gegossen und werden so angebracht, daſs die Riemscheibe dem Hauptlager überhängt, damit die ganze Schwere auf dem letzteren ruht und die Hauptwelle entlastet wird. Ueber den Dampf verbrauch dieser schnelllaufenden Dampfmaschine wurden in Amerika in jüngster Zeit Versuche gemacht, aus denen hervorgeht, daſs eine raschlaufende Compoundmaschine mit Cylindern von 305 und 308mm Durchmesser, 305mm Hub bei einer indicirten Leistung von 107 und 300 Umgängen in der Minute 10k,7 Speisewasser für ind. und Stunde brauchte. Das Expansionsverhältniſs war dabei 4,71 und eine Steigerung auf 5,38 verminderte den Speisewasserverbrauch nicht, obgleich gleicherweise die Geschwindigkeit auf 303 Umgänge in der Minute vergröſsert wurde. Dabei war der Wasserverbrauch 10k,75 für ind. oder 11k,92 für die effect. und der Kesseldruck betrug in allen Fällen 7at. Diese Zahlen sind sehr gut, aber sie werden ziemlich weit von jenen übertroffen, welche in England mit einer Willans-Compoundmaschine erzielt wurden, deren Verbrauch bei einem Dampfdruck von 7at,6 9k,69 für die ind. betrug; es muſs dabei erwähnt werden, daſs diese Zahl durch einen weit längeren Versuch gewonnen wurde, als jene in Amerika mit der Westinghouse-Maschine, welche nur 10 Minuten unter der Bremse lief, eine Zeit, welche zu kurz ist, um ganz verlässliche Resultate zu geben. Gasmaschinen waren der Construction nach nicht vollzählig vertreten, trotzdem sie in groſser Zahl vorgeführt waren. Interessant war nur die Beobachtung, daſs jetzt mehr Werth darauf gelegt wird, die Gasmaschinen für den Betrieb durch Benzin und schwerere Kohlenwasserstoffe, sogar Handelserdöl fähig zu machen. Wohl jede Gasmaschinenfabrik hat jetzt besondere Vergaser, um ihre Gasmaschinen mit Kohlenwasserstoffen betreiben zu können. Neuheiten, welche in diesen Blättern noch nicht beschrieben gewesen wären, waren nicht ausgestellt. Heiſsluftmaschinen. Auſser dem bereits in diesen Blättern beschriebenen Benier'schen Feuerluftmotore waren seitens der Firma Alexander Monski in Eilenburg zwei kleine, etwa ½pferdige geschlossene Luftmaschinen nach Rider'schem System zum Betriebe eines kleinen Wasserfalls ausgestellt. Die Maschinen, welche in Fig. 7 dargestellt sind, besitzen zwei Cylinder, einen Kraftcylinder K und einen Pumpencylinder L, welche senkrecht stehend zwischen sich das Lager der Schwungradwelle tragen und in Verbindung mit anderen Theilen zugleich das feste Gestell für die ganze Maschine bilden. In den Cylindern bewegen sich die Arbeitskolben A und B, deren Kurbeln auf der Schwungrad welle sitzen und Um etwa 90° gegen einander verstellt sind. In dem unteren Theil des Kraftcylinders K wird durch ein kleines Feuer die Luft im Heiztopf H Erhitzt. Der Pumpencylinder, welcher in seinem unteren Theile von einem Mantel C umgeben ist, wird durch Wasser kühl gehalten. Charakteristisch für diese Maschinen ist der im Verbindungskanal zwischen beiden Cylindern eingeschaltete Regenerator R. Beim Uebertritt der erhitzten Luft aus dem Kraftcylinder in den Pumpencylinder läſst dieselbe einen Theil ihrer Wärme in dem Regenerator zurück, welchen sie auf dem Rückwege dann wieder an sich nimmt. Die Kolben sind sehr lang, der guten Führung wegen, und mit einer Scheidewand versehen, um Wärmeverluste zu vermeiden. Um die Reibung zu vermindern, gehen die Kolben auch in den oberen Cylindertheilen nicht ganz dicht, sondern lassen etwa ½mm Spielraum; die Abdichtung wird an dem oberen Rand des Cylinders durch Ledermanschetten M M1 bewirkt. Um die Manschette M1 des heiſsen Cylinders vor dem Verbrennen zu schützen, ist unterhalb der Manschettendichtung ein ringförmiger Kanal für Wasserkühlung angeordnet, welcher von dem erwähnten Kühlmantel C aus sein Wasser erhält; das Kühlwasser flieſst sodann durch ein Röhrchen seitlich ab. Um Luftverluste zu ersetzen, führt aus dem Kaltluftcylinder ein Kanal zu einem Ventil an der Bodenplatte. Dieses Ventil öffnet sich selbsthätig, sobald die Spannung in der Maschine unter den äuſseren Luftdruck sinkt, und schlieſst ab, sobald sie wieder steigt. Beim Stillsetzen der Maschine muſs der auf dem Regeneratordeckel sitzende Hahn geöffnet werden, damit die Spannung, welche in der Maschine herrscht, entweichen kann und der Heiztopf nicht etwa verbrennt, was sonst eintreten könnte, weil mit dem Stillsetzen der Maschine auch der Kühlwasserumlauf aufhört. Die Schmierung der Kolben geschieht sehr sparsam mit steifem Fett, das mit einem Pinsel aufgestrichen wird. Bei den Kraftmaschinen ist zum Zwecke der Kühlung eine kleine Pumpe an dem Kaltluftcylinder befestigt, deren Taucherkolben an den oberen Rand des Cylinders L angehängt wird. Der Regulator ist bei den Motoren ebenfalls am Pumpencylinder montirt. Er öffnet bei zu schnellem Gange ein Ventil, durch welches ein Theil der gespannten Luft entweicht, so daſs die Leistung vermindert wird. Andauernde Einwirkung des Regulators ist ein Zeichen für den Wärter, das Feuer etwas zu mäſsigen. Die Maschine arbeitet ganz geräuschlos und gleichmäſsig. Explosionsgefahr ist gar nicht vorhanden, und die Folge einer nachlässigen Wartung ist im ungünstigsten Falle das Aufhören der Thätigkeit der Maschine. Der Verbrauch an Gaskoks beziffert sich auf 5k für das Stundenpferd; dieser würde bei zehnstündiger Arbeit einem Aufwände von etwa 1 M. 20 Pf. entsprechen. Da der Aufwand für Schmiermaterial, Wasserkühlung und Wartung nicht sehr bedeutend ist, so werden die Betriebskosten wohl nennenswerth unter den Betriebskosten eines Gasmotors zurückbleiben. Die Bedienung wird verglichen mit derjenigen eines gewöhnlichen eisernen Ofens. Vielfach werden anstatt Koks auch nur gewöhnliche Stückkohlen und auch Braunkohlen verwendet, für das Stundenpferd ungefähr 75 Pf. bis 1 M. erfordernd. Dabei leistet die Maschine im Winter in dem Arbeitsraume dieselben Dienste wie ein Heizofen. Im Sommer werden diese letzteren Dienste allerdings als lästig befunden werden, wenn sie nicht gleichzeitig einem Trockenprozesse dienlich gemacht werden können. Den Braunkohlen wird von mancher Seite der Vorzug gegeben, weil sie das Eisen weniger angreifen. Die Heiſsluftmaschinen werden in Stärke von ⅓, ½, ⅔, 1 und 2 zu 700, 900, 1175, 1450 und 1850 M. verkauft. Bei den Heiſsluftpumpmaschinen fehlt die Kühlwasserpumpe als solche, da man bei diesen zweckmäſsiger Weise das geförderte Wasser durch den Kühlmantel schickt. Die Heiſsluftpumpmaschinen eignen sich für das Heben von Wasser, wenn die Saugtiefe höchstens 6 bis 7m beträgt (Entfernung des niedrigsten Wasserspiegels 5 bis 6m von der Standfläche der Maschine abwärts). An diesen Maschinen ist eine doppeltwirkende Pumpe an der Maschine, und zwar am Pumpencylinder, angeordnet. Diese Maschinen saugen das Wasser aus Brunnen, Teich oder Quelle und drücken dasselbe entweder in einen hochstehenden Behälter oder in eine Druckleitung. Bei Druckleitung kann man unter Einschaltung eines Sicherheitsventils in dieselbe an beliebigen Stellen das Wasser zu verschiedenen Zwecken entnehmen, z.B. mit einem Schlauche bis 12m weit spritzen. Diese Pumpmaschinen finden Verwendung zur Wasserversorgung von einzelnen Wohngebäuden, von Gärtnereien und Parkanlagen, von Anstalten verschiedener Art und Fabriken, zum Speisen von Wasserkünsten, zum Be- und Entwässern, zum Auspumpen von Kellern, von Kanälen, von Baugruben u.s.w. Bei Saugtiefen von über 6 bis 7m ist es nöthig, die Pumpe getrennt von der Maschine im Brunnen anzubringen, und zwar so tief, daſs sie möglichst wenig hoch zu saugen hat. Die Pumpe wird dann entweder mit Gestänge oder durch Vorgelege mittels Riemen betrieben. Für die Bedienung der Heiſsluftpumpmaschinen gilt das Gleiche, was oben für die Heiſsluftmotoren bemerkt worden ist. Die Bedienung ist eine höchst einfache; sie beschränkt sich auf das zeitweilige Schüren des Feuers und das Oelen der bewegten Theile. Das Feuer wird durch Gaskoks, Stein- oder Braunkohlen oder durch sonstige Brennstoffe wie beim eisernen Zimmerofen unterhalten. Wird einmal das Schüren vergessen, so bleibt eben mit dem ausgehenden Feuer auch die Maschine stehen, ohne daſs sonst eine Unannehmlichkeit entstehen würde. Die Heiſsluftpumpmaschinen werden in normaler Ausführung mit doppeltwirkender Pumpe, Saug- und Druckwindkessel für Wasserleistungen von 500 bis 15000l in der Stunde in 12 Stärken zum Preise von 430 bis 1825 M. geliefert. Mg.

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