Titel: | Mittheilungen über die Benutzung des Kollerganges in Papierfabriken; von Dr. E. Muth. |
Autor: | E. Muth |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 506 |
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Mittheilungen über die Benutzung des Kollerganges
in Papierfabriken; von Dr. E. Muth.
Benutzung des Kollerganges in Papierfabriken.
Von den vielen Neuerungen an Maschinen und Vorrichtungen, welche die
Papierfabrikation in letzter Zeit aufzuweisen hat, ist der Kollergang eine
derjenigen, welche nicht nur zur leichteren Verarbeitung des Stoffes beiträgt,
sondern auch zur Verbesserung des Fabrikats.
Neben dem Zerfasern des Zellstoffes, des Holzschliffes, ist dessen Hauptaufgabe die
Zerfaserung der Papierabfälle. Schon in den dreiſsiger Jahren wurde, nach
Mittheilungen eines alten Papiermachers, der Versuch gemacht, Papierabfälle zwischen
Mühlsteinen zu zerfasern, und gelang dieses auch, wenn das Papier ungeleimt war;
unvollständig und todtgemahlen aber wurde die Faser, wenn geleimtes Papier
aufgekollert werden sollte. Je älter das Papier war, um so schwieriger war die
Zerfaserung, was den Grund in der animalischen Leimung haben dürfte, welche unter
dem Einflüsse des Alauns immer fester wurde. Ein weiterer Miſsstand, welchen das auf
beschriebene Art behandelte Papier hatte, war, daſs der Stoff' sehr sandhaltig
wurde, indem beide Steine aus dem gleichen Materiale bestanden.
In seiner jetzigen Construction, die als bekannt vorausgesetzt wird, ist der
Kollergang ungefähr seit den siebziger Jahren in der Papierfabrikation im Gebrauche.
Hauptzweck dieser Zeilen ist die Bedienung des Kollerganges zu beschreiben, die Art
der Arbeit desselben, auf Grund eigener in der Praxis der Papierfabrikation
gemachten Beobachtungen.
Die beim Kollergange verwendeten Steine unterscheiden sich in Bodensteine und
Läufersteine. Für erstere wird meistens harter Granit, für die Läufersteine der
weichere Sandstein verwendet. Von den Granitbodensteinen sind diejenigen mit feinem
Korn deshalb die geeignetsten, weil die im Granit enthaltenen Bestandtheile auch
verschiedene Härte haben. Sind von diesen nun gröſsere Stücke im Granit enthalten,
so ist die Abnutzung eine ungleiche, das härtere Gestein tritt mehr hervor und trägt
auch zur ungleichen Abnutzung der weicheren Läufersteine bei. An Stelle der
Granitbodensteine verwendete man auch gerauhte Eisenplatten, jedoch ohne irgend
welchen Vortheil damit zu erzielen, dagegen wurde der gekollerte Stoff sandhaltiger,
weil stärkere Abnutzung der Läufersteine stattfand. Auch gerauhte Bodensteine aus
Granit wurden verwendet, um besseres Zerfasern zu erzielen, aber gleichfalls ohne
gehofften Erfolg.
Bei den aus Sandstein gefertigten Läufersteinen ist hauptsächlich erforderlich, daſs
diese gleiches Korn und gleiche Härte haben, damit die Abnutzung beider Steine auch
eine gleichmäſsige werde. Nicht immer läſst sich jedoch von gleichem Korn der Steine
auch auf gleiche Härte schlieſsen, im Bruche feucht gelagerte Steine werden niemals
die gleiche Härte haben, wie trocken gelagerte Steine, auch wenn erstere
nachträglich an der Luft ausgetrocknet sind. Frisch gebrochene Steine zeigen
überhaupt raschere Abnutzung, weshalb es zu empfehlen ist, auf trocken gelagerte
Reservesteine Bedacht zu nehmen. Bei den aus Sandstein gefertigten Läufersteinen
sind die Seitenflächen rauh gehauen, den Grund hierfür konnte ich nicht ermitteln
(Arbeitsersparniſs? D. R.), jedenfalls aber ist das rauhe Behauen der Seitenfläche
mit der Grund, daſs der in erster Zeit gekollerte Stoff so sehr sandhaltig ist.
Neben dem Sande, welcher in den gehauenen Löchern sitzt, werden auch die scharfen
Ecken und Kanten abgestoſsen und kommen auf diese Art in den Papierzeug. Abreiben
der Seitenfläche mit stumpfen Besen und Abspritzen mit Druckwasser führten
theilweise zum Ziele, ganz erreicht wurde die Beseitigung des Sandes nur durch
Abreiben mit Stahlbürsten. Weit leichter würde die Reinigung der Seitenflächen sein,
wenn diese glatt gehauen geliefert würden, diese Forderung dürfte auch deshalb im
Interesse der Fabrikanten liegen, weil auf glatter Fläche etwaige Fehler im Steine,
wie Sprünge u.s.w., sich leichter finden lassen als bei rauh gehauenen.
Betreffs der Befestigung der Läufersteine hat sich die Construction am besten
erwiesen, bei welcher auf der Königswelle zwei gekröpfte, von einander unabhängige Wellen
so angebracht sind, daſs jeder der Läufersteine für sich allein gehoben wird und
fällt. Da jeder Zapfen dieser Wellen, um welchen sich die Läufersteine, drehen,
geschmiert werden muſs, ist hauptsächlich darauf zu achten, daſs ablaufende Schmiere
nicht an dem Läufersteine herabläuft und den zu kollernden Stoff verunreinigt. Um
dieses zu verhindern, wird das Schmieren mit consistentem Fett empfohlen, doch
dieses behält auch nur bis zu einer bestimmten Temperatur seine Consistenz, so daſs
beim geringsten Warmlaufen der Miſsstand da ist. Vorrichtungen, welche die
ablaufende Schmiere aufnehmen, erfüllen den Zweck nur mangelhaft, da das Ausleeren
der Behälter häufig übersehen wird. Am besten hat sich eine mit Talg getränkte
Hanfflechte bewährt, welche in Art der Stopfbüchsenpackung angebracht war, jeden Tag
etwas nachgezogen wird und nach 10 bis 14 Tagen erneuert werden muſste, eine Arbeit,
welche freilich kurzen Stillstand nöthig macht, dafür aber auch Verunreinigung des
Stoffes verhindert.
Der Antrieb der Läufersteine geschieht bei dem Kollergange entweder von unten oder
von oben; der ersten Art ist entschieden der Vorzug zu geben, da hierdurch der
Inhalt des Kollerganges weniger Gefahr läuft verunreinigt zu werden, abgesehen
davon, daſs durch Antrieb von oben alle Manipulationen an demselben erschwert
werden.
Auch betreffs Aufstellung des Kollerganges wird vielfach gefehlt, indem derselbe
häufig unter den Holländern seine Aufstellung findet, an einem finsteren niederen
Orte, der für andere Zwecke kaum zu verwenden ist. Wie bei allen Manipulationen der
Papierfabrikation Reinlichkeit Haupterforderniſs ist, ebenso auch bei dem
Kollergange. Am geeignetsten ist die Aufstellung in Nähe der Ganzzeugholländer, so
daſs der gekollerte Stoff sofort mittels Fässer in den Holländer gebracht werden
kann. Wenn auch das Fertigmachen des Stoffes im Kollergange nicht geschehen kann und
hierfür Bearbeiten des Stoffes im Holländer nöthig ist, so erfordert doch die
richtige Bearbeitung Sorgfalt, was nur an hellem Platze möglich ist. Auch werden in
den Kollergang kommende Unreinigkeiten nicht zerstört, sondern nur zerkleinert,
wodurch das Uebel gröſser wird.
Seine Hauptverwendung findet der Kollergang zum Aufarbeiten der Papierabfälle, und
erfordern solche, welche sehr stark geleimt und geglättet sind, besonders
sorgfältige Behandlung. Die Aufarbeitung von Zellstoffen von ungeleimtem Papier
geschieht leicht, und genügt es hier, den Stoff mit wenig Wasser zu befeuchten.
Während früher Papierabfälle von stark geleimtem und geglättetem Papier nur
zerfasert werden konnten, wenn die Abfälle zuvor gekocht waren, lassen sich
dieselben jetzt nach dem Aufkollern wieder zu der gleichen Sorte Papier verwenden,
von welcher sie abfielen. Früher konnten sie dagegen nur zu einer geringeren Sorte
genommen werden, da sie durch den Kochprozeſs grauer wurden. Wie die Papierabfälle läſst sich auch der
auf dem Papiersaal ergebende Ausschuſs aufarbeiten, d.h. solche Bogen, welche
Wasserschlamm-, Schmier- und Farbflecken u.s.w. haben, doch dürfte es rathsam sein,
diese erst nach Entfernen der Fehler aufzuarbeiten, da durch den Kollerprozeſs diese
Unreinigkeiten nur zerkleinert werden, wodurch das Ergebniſs an Ausschuſs etwas
geringer wird, dafür aber wird das Ergebniſs an erster Wahl um so gröſser. Sehr
häufig wird hiergegen noch gefehlt und ist hier die Sparsamkeit am falschen Platze
angebracht; vielleicht tragen diese Zeilen zur Abänderung bei.
Betreffs der zu kollernden Papierabfälle ist zu bemerken, daſs sich solche aus
ungeleimten Stoffen ohne jede Schwierigkeit zerfasern lassen. Mit Wasser befeuchtet
oder trocken kommt der Abfall auf den Kollergang. Für letzteren Fall ist es nöthig,
daſs nach der Mitte des Kollerganges eine Wasserleitung geführt wird, deren Ende mit
einem Hahnen von 8 bis 10mm Durchlaſs geschlossen
werden kann. Während des Betragens des Kollerganges läſst man den schwachen
Wasserstrahl auf den Ausschuſs laufen. Bei dieser Vorrichtung hat man den groſsen
Vortheil, daſs der Wassergehalt der zu kollernden Abfälle genau regulirt werden
kann, was, wie später hervorgehoben wird, für das Aufkollern des Stoffes von
gröſstem Werthe ist. Abfälle aus halbgeleimtem Papier werden vor dem Aufkollern mit
Wasser befeuchtet, solche aus stark geleimtem und geglättetem Papier aber müssen in
Wasser von 40 bis 50° einige Zeit eingeweicht werden. Hierzu sind in der Nähe des
Kollerganges Bottiche aus Holz oder Cement angebracht, in welchen das Papier
eingeweicht wird. Um die Wärme länger zusammen zu halten und den Dampf, welcher
durch das heiſse Wasser entsteht, zurückzuhalten, werden diese Bottiche mit aus
leichten Brettern gefertigten Deckeln versehen. Beim Einweichen der Maschinen- und
Kalanderabfälle genügt es, diese mit einem Rührscheit in die Bottiche
unterzudrücken. Flach liegende gröſsere Bogen aber müssen durchgerissen und so viel
als möglich einzeln in die Bottiche geworfen werden. Durchreiſsen der Bogen hat vor
dem Durchschneiden den Vortheil, daſs diese sich leichter von einander abnehmen
lassen, und letzteres ist deshalb dringend geboten, weil im Bottiche die einzelnen
Bogen an einander kleben und sich nur schwer von einander trennen lassen. Kommen
aber mehrere solcher Lagen unter die Läufersteine des Kollerganges, so werden diese
fest auf einander gepreſst und die Zerfaserung der Abfalle wird nur eine
unvollständige. Durch das feste Aufeinanderpressen einzelner Lagen werden diese
verhindert, Wasser aufzunehmen, der Stoff schiebt sich vor den Läufersteinen
zusammen, so daſs diese den gebotenen Widerstand nicht überwinden können, und der
Kollergang festfahren muſs, wodurch sehr leicht Bruch der Räder oder Zerreiſsen der
Riemen entstehen kann.
Der richtige Wassergehalt des zu kollernden Abfalles ist von groſsem Einflüsse auf
die vollständige Zerfaserung. Bezweckt wird mit dem Aufkollern, das Papier in seine
ursprüngliche Form, in einzelne Fasern zu zertheilen. Dieses wird auch annähernd
erreicht, allein da die Fasern durch den Leimprozeſs im Inneren ausgefüllt sind, so
zeigen diese gegen früher ein anderes Verhalten, worauf für bestimmte Papiersovten
Rücksicht genommen werden muſs. Beim Aufkollern von ganz geleimtem Papier genügt das
Wasser, welches beim Einweichen aufgenommen wurde, nicht, die vollständige
Zerfaserung wird aber durch richtig geregelten Wasserzulauf erreicht. Die durch den
Läuferstein zerdrückten feuchten Papierabfälle saugen beim Nachlassen des Druckes
das zuflieſsende Wasser auf und werden durch den zwischen Welle und Läuferstein
mitlaufenden Streicher unter die Läufersteine geschoben, wobei sich der beschriebene
Vorgang wiederholt. Hierdurch hat der unter dem Läufersteine befindliche Stoff von
Anfang an gleich solche Beschaffenheit, daſs die frisch eingetragenen Abfälle nicht
an den Steinen hängen bleiben, von diesen hoch genommen werden und, wenn sie nun
abfallen, auſserhalb des Kollerganges auf den Boden gelangen. Um dieses zu
verhindern, haben die Läufersteine Schaber, welche den hängen bleibenden Stoff so
abstreichen, daſs dieser in die Schale des Kollerganges fallen muſs. Durch Anbringen
der beschriebenen Wasserleitung wurde es möglich, diese Schaber entbehrlich zu
machen, der Stoff hat gleich von Anfang den richtigen Wassergehalt, so daſs
Hochnehmen einzelner Stücke sehr selten vorkommt. Jedenfalls aber sollten die auf
den Fuſsboden gefallenen Stücke nicht wieder in den Kollergang geworfen werden,
sondern in eine hierzu bereit stehende kleine Kiste, denn bei aller Vorsicht läſst
es sich nicht umgehen, daſs scheinbar un-beschmutzte Stücke in den Kollergang
geworfen werden, und die Verunreinigungen zeigen sich erst später im Papier.
Strenges Befolgen dieser Vorschriften kann nicht genug empfohlen werden.
Zur leichteren Verarbeitung der Abfälle ist es nöthig, daſs die eingeweichten Abfälle
im Kollergange vor die Läufersteine geworfen werden, hierdurch werden jene sofort
zerdrückt, ohne an den Streichern hängen zu bleiben und unzerdrückt herumgezogen zu
werden. Auch muſs, so lange noch wenig angefeuchteter Stoff im Kollergange ist, das
Eintragen von neuem Stoff etwas langsamer geschehen, damit die Läufersteine Zeit
haben, den neuen Stoff zu zerdrücken, indem beim Anhäufen von zu viel Stoff vor den
Läufersteinen, welcher nicht genug naſs ist, um weiter geschoben zu werden, ein
Festfahren des Kollerganges stattfinden kann. Ist dieser Fall eingetreten, so kommt
man am raschesten zum Ziele, wenn sofort sämmtlicher Stoff aus dem Kollergange
genommen wird, und alle die fest zusammengepreſsten Stücke so viel als möglich
zerkleinert, zerbrochen werden. Alle Bemühungen, die Läufersteine mit Hebebäumen
u.s.w. zu heben ohne vorheriges Entfernen des Stoffes, führten in den wenigsten Fällen zum Ziele,
und es läſst sich auſserdern nicht vermeiden, daſs der im Kollergange befindliche
Stoff verunreinigt wird. Der aufs Neue wieder eingetragene Stoff muſs vorsichtig
zerkleinert werden, besonders die festgepreſsten Klumpen, und durch langsames
Eintragen kann jener Uebelstand leicht und sicher umgangen werden.
Um den im Kollergange zerdrückten Stoff auf den richtigen Wassergehalt zu prüfen,
muſs sich, wenn eine Handvoll Stoff zusammengedrückt wird, nur wenig Wasser
herauspressen lassen, zu viel Wasser ist für die Zerfaserung ebenso nachtheilig als
zu wenig.
Die Zerfaserung des in dem Kollergange befindlichen Stoffes beruht hauptsächlich in
der ständigen Bewegung, in welcher sich derselbe befindet. Durch die Reibung, welche
die einzelnen Theile durch das Vorbeischieben an einander erfahren, werden diese von
einander getrennt, zerfasert. Das in den Papierstücken befindliche Wasser wird durch
die Läufersteine ausgedrückt, hierdurch wird der betreffende Theil aufgelockert, und
wenn der Druck nachläſst, saugt die aufgelockerte Masse Wasser auf, so daſs bei der
stattfindenden Reibung die aufgelockerte Masse zerfasert wird. Die Hauptzerfaserung
findet durch die Masse selbst statt, die Zerfaserung, welche durch die Läufersteine
direkt erfolgt, ist unbedeutend gegen die, welche durch Reibung der Masse bewirkt
wird. Aus diesem Grunde sind auch gerauhte Böden und Läufersteine ohne Werth, die
geschaffenen Vertiefungen werden in kurzer Zeit durch zerfaserten Stoff
ausgefüllt.
Daſs die nöthige Bewegung des im Kollergange befindlichen Stoffes nur stattfinden
kann, wenn dieser durch Wasserzusatz die richtige Consistenz hat, dürfte nach dem
Mitgetheilten verständlich sein. Bei zu wenig Wasser findet die Reibung nicht statt,
bei zu viel Wasser wird dieses umhergespritzt, die Stücke schwimmen ohne Reibung an
einander vorbei und Auflockern des Stoffes durch Auspressen ist unmöglich.
Neben dem bereits angegebenen Grunde, daſs der gekollerte Stoff sandhaltig ist,
tragen hierzu auch die Stöſse und Schläge bei, welche die Läufersteine besonders
beim Betragen mit frischern Stoffe erleiden, wenn diese auf den Bodenstein auffallen
und nicht auf dazwischen liegenden Stoff. Von den Läufersteinen springen die Kanten
der Seitenflächen ab, was dadurch beseitigt wird, daſs die Seitenkanten der
Läufersteine abgefast und mehr gerundet werden, wenn auch hierbei etwas an
Läuferfläche verloren geht. Hauptsache ist, daſs der Stoff in gehöriger Bewegung
gehalten wird. Ferner wird das Abspringen von Steinstückchen dadurch vermindert,
daſs die Läufersteine nicht mehr direkt auf dem Bodenstein fallen oder laufen.
Erreicht wird dieses dadurch, daſs nach Fertigmahlen des Stoffes dieser nicht
vollständig aus dem Kollergange kommt; nachdem durch den Bodenstreicher fast aller Stoff aus der
Schale des Kollerganges gestrichen ist, wird der Streicher hoch genommen, so daſs
der im Kollergange befindliche Stoff auf der Bodenfläche vertheilt wird und beim
Betragen mit neuem Stoffe etwaige Stöſse durch den zurückgebliebenen Stoff gemindert
werden. Der Nachtheil, daſs dieser Stoff todt gemahlen wird, ist weit weniger von
Belang als der im Stoffe befindliche Sand.
Ein Erkennungsmittel, ob der im Kollergange befindliche Stoff fertig gemahlen ist,
gibt es nicht, die Erfahrung muſs hier die beste Probe sein, da die Zerfaserung
abhängig ist von der Leimung. Die gewöhnliche Probe, daſs etwas Stoff zwischen
Daumen und Zeigefinger plattgedrückt beim Durchreiſsen nur Fasern zeigen darf und
keine Papierstückchen, ist zu unsicher, als daſs auf diese hin die Zerfaserung im
Holländer umgangen werden könnte. Sind die einzelnen Papierstückchen im Kollergange
zerrieben, dann kann das Schlagen im Holländer, gemischt mit dem anderen Zeuge, die
vollständige Zerfaserung herbeiführen. Bei der nun stattfindenden Becherprobe dürfen
sich auf dem Boden keine Stückchen finden. Dieses ist sicher der Fall, wenn das
Kollern der Abfälle nach Vorschrift und besonders das Betragen des Kollerganges
langsam geschah, so daſs nicht mehrere Papierlagen auf einander gepreſst werden.
Aehnlich wie die im Stoffe enthaltenen Papierstückchen verhält sich auch der
gekollerte und getrocknete Ausschuſs, wenn dieser bis zur Weiterverarbeitung liegen
muſste und an den Rändern austrocknete. Diese trockenen Stücke werden im Holländer
zerschnitten, aber nicht zerfasert. Kommen diese Stückchen mit in das Papier, so
zeigen dieselben, wenn das Papier auf die Durchsicht geprüft wird, helle
transparente Punkte, ähnlich wie Harz- oder Stärkeflecken.
Das Entleeren des gekollerten Ausschusses geschieht am besten in einen vor dem
Kollergange stehenden Holzkasten, welcher, um das Faulen des Bodens zu verhindern,
auf Leisten steht und so, daſs der fertige Stoff direkt in denselben gestrichen
wird. Die Gröſse des Kastens ist derart bemessen, daſs er den Inhalt von zwei
Mahlprozessen aufnimmt. Ueber dem Kasten wird ein ausgebrauchter Naſsfilz zum
Bedecken ausgespannt, welcher das Austrocknen des gekollerten Stoffes verhindert,
sowie auch, daſs Unreinigkeit, Papierstücke denselben verunreinigen. Die
Einrichtung, den Stoff in geölte Säcke streichen zu lassen, welche an der Schale des
Kollerganges befestigt werden, dürfte sich schwerlich für bessere Papiere zur
Nachahmung empfehlen, da die Gefahr, ausgetrockneten Stoff in den Holländer zu
bringen, sehr groſs ist, auſserdem an dem rauhen Sacke die Unreinigkeiten leicht
sitzen bleiben, welche auf diese Art in das Papier kommen. Es empfiehlt sich
überhaupt am meisten, den gekollerten Stoff sofort weiter zu verarbeiten, da das
Aufbewahren desselben immer mit Nachtheilen verbunden ist.
Wie bereits am Eingange hervorgehoben ist, findet bei längerem Gebrauche ungleiche
Abnutzung des Bodensteines statt, so daſs Abrichten desselben nöthig wird. In diesem
Falle ist es von Vortheil, wenn die den Bodenstein umgebende Schale leicht
abgenommen werden kann, weshalb diese am besten aus zwei Theilen angefertigt wird.
Das Ausgieſsen des zwischen Schale und Bodenstein vorhandenen freien Raumes sollte
nicht mit Cement geschehen; gleich beim Beginne des Zerfaserungsprozesses setzt sich
der Raum mit kurzem Stoffe voll, so daſs hierdurch vollständige Abdichtung erreicht
ist.
Wenn auch der Kollergang seine hauptsächliche Verwendung zum Aufarbeiten von
Papierabfällen findet, so werden doch auch Zellstoffe aus Holz sowohl wie aus Stroh
vielfach auf demselben zerfasert. Da der Zerfaserung der letztgenannten Stoffe ein
Kochprozeſs vorhergeht, welcher die Incrustation löst, so daſs die einzelnen Fasern
ihren Zusammenhalt unter einander verloren haben, so ist die Arbeit, welche der
Kollergang hier zu erfüllen hat, viel leichter als beim Papier, bei welchem die
einzelnen Fasern durch Harz, in Wasser unlöslichen Leim u.s.w. an einander gekittet
sind, wodurch Trennung von einander weit schwieriger ist. Während der Kollergang für
Zerfaserung der Zellstoffe entbehrlich ist, indem hierfür ein Holländer mit stumpfem
Grundwerk und Walzenmesser die gleichen, 'wo nicht bessere Dienste leistet, wenn der
Holländer möglichst dick betragen wird, steht der Kollergang zum Aufarbeiten der
Papierabfälle bis jetzt unerreicht da und ist deshalb auch in allen Betrieben von
nur einigem Belang zu finden.