Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 33 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
(Schluſs des Berichtes Bd. 276 S.
578.)
Fortschritte in der Thonindustrie.
Neue Massen.
Verfahren zur Herstellung von widerstandsfähigen Blöcken aus
Kieselsäure im Tridymitzustand von B. L.
Mosely und Cr. Chambers (D. R. P. Nr. 49670
vom 18. December 1888). Schwere Kieselerden werden erhitzt, bis keine Ausdehnung
mehr stattfindet; es ist dann die Kieselsäure in den Tridymitzustand übergegangen.
Das erhaltene Product in Pulverform wird mit so viel kieselhaltigem Wasser gemischt, daſs eine cohärente
oder plastische Masse entsteht. Letztere wird in Formen gebracht, stark comprimirt
und nach dem Trocknen der Glühhitze des Porzellanofens ausgesetzt, bis die in Wasser
gelöste Kieselsäure ebenfalls in den Tridymitzustand übergeführt ist. Das
kieselhaltige Wasser wird durch Lösen von Kieselsäure in einer kleinen Menge von
Natron erhalten. Eine Lösung von 1 Th. NaHO in 10000 Th. H2O genügt, um 200 Th. gallertige Kieselsäure in Lösung zu bringen; das
kieselhaltige Wasser besteht demnach aus einer Lösung von freiem Kieselsäurehydrat
in einer ganz geringen Menge von Alkalisilicat. Die nach diesem Verfahren
hergestellten Massen finden eine vortheilhafte Verwendung als künstlicher Marmor
u.s.w.
Diqby und Lycet empfehlen eine neue Masse für Schmelztiegel, Glashäfen u.s.w., welche
erhalten wird durch Mengen von 3 Th. Granit, 3 Th. Thonschiefer, 4 Th. plastischem
Thon und 4 Th. Lehm. Die Materialien werden gekollert, mit Wasser zu einem Brei
eingesumpft und auf einer Mühle oder im Thonschneider gemengt, geformt und gebrannt
(Moniteur de la céramique et verrerie, Bd. 20 S.
227).
Als feuerfestes Material für viele Zwecke eignet sich
nach dem Englischen Patente Nr. 1549 vom 2. Februar 1888 ein Gemisch von Thonerde und Asbest, mit oder ohne Kalk, Kieselsäure,
gebrannten Thon u.s.w. und dient besonders zur Herstellung von Gasretorten und von
Brennkapseln für die Thonwaarenindustrie, sowie zum Füttern von Oefen und
Feuerungen. Ein hoch thonerdehaltiger Asbest, der zu Natal gefunden wird, ist
vorzugsweise anwendbar.
Als neues Material für Bauornamente und Gefäſse wird von
Gillet neuerdings die
Lava in der Art verwendet, daſs dieselbe gepulvert und mit Hilfe von
Bindemitteln aus Thon oder Klebestoffen in eine plastische Masse verwandelt wird,
welche ein Modelliren gestattet und wegen des geringen Schwindens nicht so leicht
reiſst, wie die stark schwindenden Thongegenstände. Vermöge ihrer groſsen Härte
eignet sich die Masse auch zu vielen anderen technischen Zwecken. Die Malerei mit
Emaillen geschieht auf diesen Producten in derselben Weise wie auf anderen
Thonwaaren (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, 1889
Bd. 20 S. 783).
Künstlich polirter Marmor aus Cement wird nach der Baugewerbe-Zeitung aus gutem Portland-Cement und
cementechten Farben hergestellt. Die Stoffe werden gemengt, mit Wasser zu einem
Teige angemacht. Die verschiedenfarbigen Teige werden lagenweise auf einander
gelegt, und von allen Seiten zusammengeklopft und breit geschlagen. Die aus dem
Cementkuchen geschnittenen Scheiben werden in Formen gepreſst und die fertigen
Gegenstände nach 12 Tagen herausgenommen. Das Schleifen und Poliren geschieht unter
Verwendung von Wasserglas.
Rohmaterialien.
Ueber ein Kaolinlager in Nassau berichtet A. Kiesewalter (Sprechsaal, Jahrg. 21 Nr. 15.). Dasselbe hat eine Durchschnittsmächtigkeit
von 15 bis 20m bei einem Umfange von 500 Morgen.
In pyrometrischer Beziehung variirt der Rohthon von 10 bis 50 Proc. nach Bischof's Feuerfestigkeitsscala. Die Analysen besserer
Schichten sprechen für das Material:
geschlämmt
SiO2
53,2
52,6
Al2O3
39,5
45,2
Fe2O3
2,2
0,7
CaO
0,7
0,3
MgO
–
–
K2O
3,9
1,3
–––––––––––––––
Der Glühverlust beträgt
13,3
14,72.
Analysen von feuerfesten Materialien der Vereinigten
Staaten hat Barnes ausgeführt (United States Geol. Survey):
Quarzfels vomOberen See
Westpennsylv.Mischung
Düsenmaterialdaselbst
Lehm
SiO2
96,3
91,0
57,2
78,9
Al2O3
1,9
5,3
41,3
9,5
Fe2O3
0,9
1,5
0,4
3,9
CaO
–
0,5
1,1
1,2
MgO
0,2
–
–
1,4
K2O
0,7
–
–
3,2
H2O
1,7
–
1,9.
Feuerfeste Thone von Briesen und Lettowitz in Mähren von
H. Hecht (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 12 S. 261). Die Analyse der aus dem
Ferdinandsschachte stammenden Marke T. I stimmt mit der von Bischof im J. 1886 ausgeführten Analyse überein, ein Beweis der
unveränderlichen Beschaffenheit des Materials. Die rationelle Analyse ergab:
Thonsubstanz
99,07
Proc.
Quarz
0,32
„
Feldspathreste
0,62
„
Das vom Antonsschachte entstammende Material setzt sich folgendermaſsen zusammen:
In verd. H2SO4unlöslich
Thonsubstanz
berechnet
Theorie
SiO2
45,6
0,2
45,56
46,3
Al2O3
39,3
0,06
39,37
39,7
Fe2O3
1,1
–
1,13
–
CaO
0,4
–
0,37
–
MgO
–
–
–
–
K2O
0,7
0,05
0,61
–
Glühverlust
13,2
–
13,29
13,9
––––––
100,33.
Rationelle Analyse:
Thonsubstanz
99,67
Proc.
Quarz
–
„
Feldspathreste
0,33
„
Beide Marken sind etwas schwerer schmelzbar als der frühere Normalthon II von Bischof. – Ein ebenso hoch feuerfestes Material ist der Thon von Lettowitz,
dessen Analyse und pyrometrisches Verhalten in genannter Abhandlung mitgetheilt
werden.
Ueber Kohlensandstein und Thonschiefer aus dem
Johnsdorf-Briesener Bezirk bei Krönau in Mähren berichtet H.
Hecht in der Thonindustrie-Zeitung, 1889 Nr.
26. Die Zusammensetzung des ziemlich festen, weiſslich grauen Kohlensandsteines aus
dem Werner-Stollen ist die folgende:
SiO2
73,42
Proc.
Al2O3
19,60
„
Fe2O3
0,55
„
CaO
–
„
MgO
Spur
K2O
0,21
„
Glühverlust
6,66
„
––––––––––
100,44
Proc.
Derselbe enthält viele etwa erbsengroſse weiſse Quarzkörner und brennt im Gutbrande
des Porzellanofens zu einer völlig weiſsen, von wenig gelben und braunen
Eisenpünktchen durchsetzten porösen Masse, in welcher die Quarzkörner besonders
deutlich zu erkennen sind. Der Schmelzpunkt des Sandsteines liegt zwischen den
Kegeln 33 und 34 der Seger'schen Scala.
Die beiden aus dem Antonsschachte entstammenden Thonschiefer sind hochbasischer
Natur. Die chemische Analyse ergab:
Thonschiefer Nr.
1.
Thonschiefer Nr. 2.
in verd. H2SO4 unlösl:
in verd. H2SO4 unlösl.:
43,48–
Proc.„
SiO2TiO2
0,090,25
0,34 SiO2
46,130,16
Proc.„
SiO2TiO2
2,821,61
4,43 SiO2
39,43
„
Al2O3
0,07 Al2O3
36,24
„
Al2O3
0,64 Al2O3
1,61
„
Fe2O3
1,26
„
Fe2O3
0,22
„
CaO
0,60
„
CaO
–
„
MgO
0,12
„
MgO
0,34
„
K2O
0,06 K2O
0,85
„
K2O
0,58 K2O
15,26
„
Glühverlust
14,68
„
Glühverlust
–––––––––––
–––––––––––
100,34
Proc.
100,04
Proc.
In der rationellen Analyse wurde das Verhältniſs zwischen Thonsubstanz, Quarz und
Feldspath gefunden:
Thonschiefer Nr.
1.
Thonschiefer Nr.
2.
99,53
Proc.
Thonsubstanz
93,72
Proc.
Thonsubstanz.
0,09
„
Quarz
2,82
„
Quarz
0,38
„
Feldspath
3,46
„
Feldspath
––––––––––––
––––––––––––
100,00
Proc.
100,00
Proc.
Danach berechnet sich die Zusammensetzung der Thonsubstanz, wie folgt:
Im Thonschiefer
Nr. 1.
Im Thonschiefer
Nr. 2.
43,20
Proc.
SiO2
44,34
Proc.
SiO2
39,41
„
Al2O3
37,70
„
Al2O3
1,62
„
Fe2O3
1,35
„
Fe2O3
0,22
„
CaO
0,63
„
CaO
–
„
MgO
0,12
„
MgO
0,28
„
K2O
0,26
„
K2O
15,27
„
H2O
15,55
„
H2O
––––––––––––
––––––––––––
99,93
Proc.
99,95
Proc.
Die Thonsubstanz, welche, theoretisch betrachtet, als chemisch reines kieselsaures
Thonerdehydrat von der Formel Al2O3 2SiO2 2H2O gedacht werden muſs, ist in dem vorliegenden
Falle nur durch geringe Spuren von Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Alkalien
verunreinigt.
Thonschiefer Nr. 1 ist ein blauschwarzes, Thonschiefer Nr. 2 ein dunkelgraues
Material; der Bruch muschelig, von feinem Korn. Beide sind auſserordentlich hart und
nur mit dem Meiſsel zu zerkleinern. Faustgroſse Stücke, mit Wasser übergössen, waren
nach einer Viertelstunde durch und durch erweicht, ohne harte Rückstände zu
hinterlassen. Sie waren dabei vollkommen plastisch und leicht knetbar. Die
Feuerfestigkeit beider Materialien steht derjenigen des besten geschlämmten
Zettlitzer Kaolins sehr nahe, sie sind also fast unschmelzbar. Nr. 2 steht Nr. 34
der Seherischen Scala (vgl. 1889 272 522) gleich, Nr. 1
zwischen 34 und 35. (Der Probekegel Nr. 35 ist reiner, geschlämmter, für die Versuchsanstalt der königl. Porzellan-Manufactur
besonders ausgesuchter Kaolin von Grünstadt, dem besten Zettlitzer Kaolin gleich,
wenn nicht etwas höher als dieses.) Die Verwendbarkeit dieser Thonschiefer aus dem
Antonsschacht, im Besitze der Herren Pohl, Geſsner und
Co., dürfte wie die der darunter stehenden, hoch feuerfesten Thone für alle
Industriezweige werthvoll sein, welche auſserordentlich widerstandsfähige feuerfeste
Materialien basischer Natur für ihren Betrieb oder ihre Fabrikation nothwendig
haben.
Ueber das Schieferthonvorkommen in den Steinkohlenschichten
Böhmens, seine historische Entwickelung und technische, sowie
wissenschaftliche Bedeutung schreibt Dr. C. Bischof in
der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen. Verfasser hat das groſse Verdienst, als erster auf das
Vorkommen und die hohe Bedeutung des Schieferthons für die Industrie auf dem
Continente aufmerksam gemacht, mit unermüdlicher Ausdauer nach neuen Fundorten
gesucht und die nutzbringende Verwendung dieses werthvollen Materials zuwege
gebracht zu haben. Es gelang dem Verfasser, 1852 den Schieferthon von Saarbrücken zu
entdecken und dessen industrielle Verwerthung zu veranlassen, 1859 die Fundgruben im
Waldenburgischen. Im darauf folgenden Jahre wurden mit bestem Erfolge die
Steinkohlengruben in Böhmen untersucht. In groſser Fülle wurde der Schieferthon im
Kladnoer Bezirke (dort unter dem Namen Opuka bekannt) aufgefunden. Es ist
charakteristisch für die österreichischen Industriellen, daſs die Gewinnung dieses
Materials erst dann mit Energie aufgenommen wurde, als eine deutsche
Actiengesellschaft sich für die Anwerbung desselben interessirte, und das war volle
20 Jahre, nachdem Bischof auf seinen Werth aufmerksam
gemacht hatte.
Man trifft den Schieferthon in den Steinkohlengruben folgender Bezirke an: 1) im
Pilsner Becken, 2) bei Kladno und Schlan, 3) bei Rakonitz und 4) bei Liebau.
1) Pilsen. Auf den nachgenannten Gruben findet sich der
Schieferthon: bei Pankratius (hornartig), Lazarus (theils eigenthümlich rogenartiges
Aussehen), Klein'sche Schächte bei Blattnitz
(hornartig), Concordia (eigenthümlich basaltähnlich und hornartig), auch theils auf
Mantau und Sulkow, auf Humboldt (stärker kohlehaltig), Zieglerschacht (stark
kohlehaltig), dann bei Tremoschna als fingerdicke Streifen, in geringster Qualität
bei Kasnau. Das Material aus den Gruben Lazarus, Klein'sche Schächte und Concordia ist kobalthaltig.
2) Kladno. Zu nennen sind die Schächte Bresson, Engerth,
Prouhou, Thinfeld und Barre; dann Amalia, Franz, Wenzel, Leyer, Wittowka, Mayrau;
ferner Procopi, Franz-Josef, Antonia und Ferdinandi. Unter den angeführten
Kohlengruben, bei welchen allen ein vorherrschend körniger Schieferthon nachzuweisen
ist, begegnet man demselben ziemlich häufig, in theils guter Qualität bei den fünf
erstgenannten Punkten. In gröſseren Mengen findet sich der Thon bei Wittowka und
Mayrau.
3) Rakonitz, Lubna, Hostokrej, Moravia und Woller'sche Kohlengrube. Ueberall stöſst man auf den
Schiefer; gewonnen wird er aber nur in Lubna und der Woller'schen Grube. Das bis zu 0m,5
mächtige Material gehört zu den kohlenreichsten (enthält bis 50 Proc. Kohle). Auf
Lubna finden sich verschiedene Varietäten, welche in der Mächtigkeit (16 bis 30cm) wie in der Qualität stark wechseln. Die
Production ist bis jetzt in dem Rakonitzer Bezirke die bedeutendste.
4) Liebau. Angetroffen wird der Schieferthon in den
Kohlengruben bei Schatzlar (mit Kobalt) und Schwadowitz; bei ersteren als schmaler
und bei letzteren als noch schwächerer Streifen, in guter und bei stärkerem
Auftreten in geringerer Qualität.
In einer Tabelle (Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 276)
stellte der Verfasser die Analysen des Schieferthons von Altwasser, des Thonsteins
von Wellersweiler, des Schiefers von Garnkirk, des Schieferthons vom Engerthschacht
(Kladnoer Becken), von Lubna (Rakonitzer Becken), Blattnitz, Sulkow (Becken bei
Nürschan), Thinfeld (Becken bei Kladno), Tremoschna (Becken daselbst) zusammen,
nebst Angabe der chemischen Formel und des Feuerfestigkeits-Quotienten. Aus den
Analysen geht hervor, daſs sich der Schieferthon in seiner Zusammensetzung den
Kaolinen anschlieſst, wie dies schon von Richters und
Kosmann dargelegt worden ist (Thonindustrie-Zeitung, 1889 Nr. 40).
Verfasser vergleicht den Schieferthon mit dem Kaolin in chemischer, physikalischer
und pyrometrischer Hinsicht. Kaolin zeichnet sich durch Lockerheit, Feinkörnigkeit,
Voluminosität aus, er erscheint mehr staubig, matt, trocken, mager, als plastisch;
aus diesen Umständen erklärt sich das starke Schwinden der Kaoline beim Brennen. Die
lockere Beschaffenheit des Kaolins ist beim Schieferthon nicht wahrzunehmen, dagegen
gibt sich die groſse Feinkörnigkeit durch den zarten muscheligen Bruch sofort zu
erkennen. Trotz des groſsen Wassergehaltes schwindet der Schiefer nicht so stark wie
Kaolin in Folge seiner dichteren Beschaffenheit. Um die ganze Schwindung
hervorzurufen, ist wie beim Kaolin eine wesentlich höhere Erhitzung erforderlich; in
hohen Temperaturen brennt der Schiefer rein weiſs und zeigt einen eigenartigen
porzellanartigen Bruch. Man erkennt hieraus eine groſse Uebereinstimmung der
Grundmasse des Schieferthons mit der des Kaolins, wenn das Grundmaterial des
ersteren auch kein primäres ist.
Für die natürliche Reinigung dürfte das Zusammentreffen mehrfacher günstiger Umstände
von wesentlicher Bedeutung sein: Eine üppige tropische Vegetation brachte Kalk,
Magnesia, Alkalien und Eisen in Lösung und bewirkte deren Entfernung. Dazu gesellen
sich noch andere Prozesse, die während immenser geologischer Zeiträume andauernd,
jetzt als vollendet betrachtet werden können, so die Umwandelung des im Thone
enthaltenen Eisenoxyds in lösliches doppeltkohlensaures Eisenoxydul, die reinigende
Wirkung der Kohle, welche daraus hervorgeht, daſs nicht mit Kohle in Berührung
stehende Schiefer aus weniger reinem Thon bestehen u.a.m.
Das jetzige Förderungsquantum an Schieferthon aus sämmtlichen böhmischen
Steinkohlengruben läſst sich auf etwa 500 Doppelwaggons im Jahr veranschlagen, wovon
der gröſste Theil ins Ausland geht. Die Gewinnung zerfällt in eine solche des
Rohmaterials und des gebrannten, welch erstere wegen Mangels einer zuverlässigen
Qualitätsbestimmung und deren Controlirung, sowie ferner wegen der gröſseren
Frachtkosten sich nicht bewährt und fast ganz aufgehört hat. Das Brennen geschieht
entweder in Meilern oder besser in Oefen. Als maſsgebenden Preis hat man an dem für
die bessere Kohle festgehalten, und bei dem gebrannten Material die Brennkosten noch
darauf geschlagen. Selbstverständlich wird der Preis in erster Linie durch die
Frachtkosten bestimmt (Thonindustrie-Zeitung, 1889 S.
259. 275. 291. 305. 319).
Nach Wiggert gehört die Ablagerung feuerbeständiger Thone in der Nähe von Groſsalmerode dem Tertiär an, welches von
Flötzgebirgsschichten unterteuft wird. Man unterscheidet drei Arten von Thon: Ober-
oder Töpferthon, der die Decke des Hauptlagers von feuerfestem Thon bildet, sowie im
Hauptlager selbst Tiegelthon und Glashafenthon. Der Tiegelthon ist davon der wichtigste, weil er der feuerbeständigste ist und
den gröſsten Zusatz von Magerungsmitteln verträgt, ohne seine Bildsamkeit
einzubüſsen. Derselbe zeigt auf dem Bruche eine gelblich- bis bläulichweiſse Farbe
und Wachsglanz und wird zur Herstellung von feuerfesten Tiegeln, von Schreibstiften
für Schneider u.s.w. verwendet.
Der im Bruche uneben erdige Glashafenthon mit weniger
glänzendem Striche knirscht zwischen den Zähnen und dient hauptsächlich zur
Herstellung von Glashäfen und Wannenöfen, auch zu Chamottesteinen und irdenen
Pfeifen. Der Töpferthon unterscheidet sich nach der
technischen Verwendbarkeit in drei ziemlich regelmäſsig über einander gelagerte Arten: a) Krüge- und
Röhrenthon, in den verschiedensten Färbungen, ziemlich feuerbeständig, fett, ist
besonders geeignet für feuerfeste Steine, Wasserröhren, Krüge u.s.w. b) Ziegelthon, sehr unrein, bräunlich und gelblich,
würfelig brechend, mager, wenig feuerbeständig, zur Darstellung vorzüglicher
Dachziegel geeignet, c) Gemeiner Töpferthon,
gelblich-weiſs, fett, wenig feuerbeständig, zu gemeinen Kochgeschirren
verarbeitet.
Der Glashafenthon ist räumlich am meisten ausgebreitet, und hat dem zu Folge die
gröſste Bedeutung; seine Zusammensetzung ist – verglichen mit anderen Thonen:
a
b
c
d
Al2O3
34,52
31,63
33,68
19
SiO2 chemisch geb.SiO2 mech. beigem.
43,38 6,53
34,4421,03
49,90
70
MgO
0,37
0,25
0,44
–
CaO
0,76
0,15
0,48
–
Fe2O3
1,66
0,70
1,90
3
K2O
1,51
0,38
1,81
–
S
0,26
0,08
0,036
–
Glühverlust
11,04
11,40
11,63
7
a Groſsalmerode. b Löthain bei Meiſsen. c
Klingenberg a. M. d Stourbridge.
Im J. 1885 betrug die Förderung an gutem, feuerbeständigem Thon 654000 Centner, an
Töpferthon 70000 Centner; ⅓ des Glashafenthones geht nach Amerika. Roher
Glashafenthon kostet 100 bis 160 M, für 200 Centner, gebrannt 200 M. Töpferthon nur
20 bis 30 M. Wascherde 115 bis 130 M.
Während die Pfeifen- und Röhrenfabrikation fast vollständig erloschen ist, werden
jährlich 50000 Centner hessische Tiegel in den Handel gebracht. Die Graphittiegel
bestehen aus einem Gemenge besten Tiegelthones mit reinstem Ceylon-Graphit. (Früher
wurde Passauer Graphit verwendet.)
Als Brennmaterial dient für Schmelztiegel und mit Blei glasirte Waare
Buchenspaltholz, welches zunächst auf den Rost gebracht und dann durch Oeffnungen im
Gewölbe nachgesetzt wird. Alle übrigen Waaren brennt man mit Braunkohle. Gewöhnliche
Kochgeschirre brennen in 24 Stunden gar, Schmelztiegel in 3 Tagen.
Zur Herstellung von Schneider- und Billardkreide und von Farbstiften wird der
fetteste Thon geschlämmt, zur Syrupconsistenz eingedampft und nöthigenfalls mit
Farbzusatz in Formen gepreſst.
Bei der gesammten Thonwaarenindustrie von Groſsalmerode und Umgegend wurden 284
Arbeiter beschäftigt. Im J. 1885 wurden fabricirt: 153760 Centner Chamottesteine,
7200 Centner Graphittiegel, 51500 Centner Schmelztiegel, 13100 Centner Dachziegel
u.s.w. Der Geldwerth der Production vom Jahre 1885 an Thon und Thonwaaren berechnete
sich auf 930000 M. (Preuſsische Zeitschrift, Bd. 35.
Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1889 S.
198).
Thon von Coatbridge. Die Analyse des gebrannten Thones,
von E. Riley ausgeführt, ergab:
SiO2
65,4
TiO2
1,3
Al2O3
30,5
Fe2O3
1,7
CaO
0,7
MgO
0,6
K2O, Na2O
0,6
–––––
100,9.
Aus diesem Materiale werden von der Glenboing union fire Clay
Cie. Gasretorten und höchst feuerfeste Steine hergestellt (Stahl und Eisen, 1889).
Thon von Forges les Eaux und Kaolin von Breteul. Analysen derselben in Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 4.
Die in folgender Tabelle zusammengestellten Analysen feuerfester Steine wurden von
Prof. Abel im Arsenal von Woolwich ausgeführt:
Bezeichnung
SiO2
Al2O3
Fe2O3
Alkali undVerlust
Kilmarnak
59,1
35,7
2,5
2,6
Stourbridge
65,6
26,6
5,7
2,0
„
67,0
25,8
4,9
2,3
„
66,5
26,7
6,3
0,6
„
58,5
35,7
3,0
0,7
„
63,4
31,7
3,0
1,9
Newcastle
59,8
27,3
6,9
6,0
„
63,5
27,6
6,4
6,5
Glenboig
62,5
34,0
2,7
0,8
Die Zusammensetzung der Gesteine, welche in China zur
Porzellanfabrikation verwendet werden, haben schon 1850 Ebelmen und Salvétat
studirt. G. Vogt, Chemiker in Sèvres, hat von Neuem die
im Besitze der Sèvres-Manufactur befindlichen
Gesteinsarten einer Untersuchung unterzogen und fand im Gegensatze zu den
Erfahrungen der genannten Forscher, daſs die chinesischen Rohmaterialien den
europäischen nicht analog zusammengesetzt sind.
Der Yeou-Ko (von Koui-Ki), eine leichter schmelzende Abart des Petun-tse, schmilzt
bei etwa 1550° C. Die Bauschanalyse ergab Werthe, welche den von Ebelmen und Salvéat für
das gleiche Mineral und den Pegmatit von Limousin gefundenen annähernd gleich kamen,
nicht aber die rationelle Analyse. Behandelt man beide Mineralien mit heiſser,
concentrirter Schwefelsäure, so lösen sich vom Pegmatit 3,3 Proc. vom chinesischen
Gestein dagegen 34,15 Proc. Die folgende Tabelle gibt die Zusammensetzung des in
Schwefelsäure löslichen und unlöslichen Theiles von Yeou-Ko:
Löslich inH2SO4
Unlöslich vonH2SO4
Lösliche Kieselsäure
1,01
–
SiO2
14,20
62,11
Al2O3
11,28
2,61
–––––––
–––––––
26,49
64,72
Löslich inH2SO4
Unlöslich vonH2SO4
Uebertrag
26,49
64,72
Fe2O3
0,46
–
CaO
1,14
–
K2O
2,97
0,08
Na2O
0,39
1,56
CO2
0,90
–
Glühverlust (H2O)
1,80
–
–––––
–––––
34,15
66,36.
Der in Säure unlösliche Theil besteht aus 52,9 Th. Quarz und 13,4 Th.
Natronfeldspath, während der französische Pegmatit 75 Proc. Feldspath enthält. Aus
dem löslichen Theile läſst sich nach Abzug der 1,01 Proc. löslichen Kieselsäure und
der 2,04 Proc. CaCO3 die Formel des Muscovits
(6SiO2 3Al2O31K2O 2H2O) berechnen.
Der Yeou-Ko ist demnach zusammengesetzt aus:
Quarz
52,9
Glimmer
31,3
Feldspath
13,4
Calcit
2,0
Kieselsäurehydrat
1,0
–––––
100,6
während der Pegmatit von Limousin besteht aus:
Quarz
23,8
Feldspath
72,8
Löslichen Bestandtheilen
3,3.
Auch die chinesischen Kaoline enthalten eine bedeutende
Menge Muscovit, dessen Vorkommen in beiden Fällen durch die mikroskopische
Untersuchung bestätigt wurde. Dem zu Folge enthält die chinesische Porzellanmasse
häufig mehr als 20 Proc. Kaliglimmer, eine Quantität, die einen nicht unbedeutenden
Einfluſs auf die Eigenschaften des so zusammengesetzten Porzellans ausüben kann.
Verfasser führt noch den Glimmergehalt der folgenden Rohmaterialien an:
Petunse von
Cheo-Ki
Yu-Kan
Ki-Men
Sang-Pao-Pong
40,6
37,3
31,1
18,6 Proc.
(Comptes rendus des séances de
l'académie des sciences, 1890 Bd. 110 S. 43).
Ueber Beziehungen zwischen Plasticität und Feuerfestigkeit
der Thone sprach Prof. Seger im Verein deutscher Fabrikanten feuerfester Producte. Die
Bildsamkeit der Thone steht im Zusammenhange mit der gröſseren oder geringeren
Festigkeit, welche dieselben beim Trocknen erlangen. Redner vergleicht das Verhalten
von Zettlitzer Kaolin mit dem Thon von Mülheim bei Koblenz. Beide enthalten nur
geringe Verunreinigungen von Quarzstein und zeigen bloſs im Eisengehalte kleine
Abweichungen von etwa 1 Proc. Im Uebrigen sind sie nahezu reine Thonsubstanz. Nach
dem Aufweichen und Trocknen erscheinen die Körper aus Zettlitzer Kaolin locker,
zerreiblich, haben einen Porenraum von etwa 42 Proc., während die Körper aus Mülheimer Thon sehr fest
sind und einen Porenraum von 28 Proc. aufweisen. Beim Glühen verhalten sich beide
Thone ganz verschieden: Während Kaolin bis zu hoher Hitze hinauf porös bleibt,
verdichtet sich der Thon von Mülheim schon wenig über Goldschmelzhitze bei etwa 1100
bis 1500° C. vollständig. Das Dichterwerden des plastischen Thones ist keineswegs
als beginnende Schmelzung anzusehen, da der Schmelzpunkt dieses sehr reinen
Materiales viel höher liegt, ist vielmehr als Folge einer dichteren molekularen
Lagerung der Masse aufzufassen und steht jedenfalls im Zusammenhange mit der
ursprünglichen Verdichtung des Materials beim Trocknen. Dem Mülheimer Thon ähnlich
verhalten sich andere plastische, hart trocknende Thone. Die beschriebene
Erscheinung ist sehr wohl zu beachten, wenn es sich um Erzeugung feuerfester
Materialien handelt, die bei hoher Temperatur gewissen chemischen Agentien
Widerstand leisten sollen. Es ist klar, daſs in solchen Fällen der dichter brennende
Thon den Vorzug verdient. Bei Industrien, welche es mit flüchtigen Alkalien,
Kochsalzdämpfen, schmelzenden Silicaten u.s.w. zu thun haben, wird sich daher die
Anwendung einer festen, dicht gebrannten Chamotte aus plastischem Thon empfehlen
(Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 201).
Dr. R. Zsigmondy.