Titel: Neuere Fräsemaschinen.
Autor: Pr.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 159
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Neuere Fräsemaschinen. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 9. Neuere Fräsemaschinen. Nach Lage und Stellbarkeit der Fräsespindel gegen das Tischwerk können diese Maschinen geordnet werden, in: 1) Fräsemaschinen mit senkrecht stehender Spindel, welche entweder festgelagert ist oder vermöge eines Lagerschlittens senkrechte Verstellung erhält. Im ersten Falle muſs das Tischwerk Höhenverstellung besitzen, im zweiten Falle gleitet das Tischwerk auf feststehender wagerechter Bahn. Die Maschinen mit festgelagerter Fräsespindel gleichen im äuſseren Ansehen den freistehenden Bohrmaschinen, diejenigen der zweiten Gattung der Ausbildung des Tischwerkes und der gröſseren Ausladung des Gestelles wegen hingegen den bekannten Stoſsmaschinen in der Hauptform. 2) Fräsemaschinen deren Spindel beliebige Schrägstellungen von der senkrechten bis wagerechten Lage und zwar parallel oder winkelrecht zur Richtung des Haupttischschlittens erhalten kann. Das Tischwerk ist alsdann für Höheneinstellung, Dreh Verstellung und für Kreuzverschiebung eingerichtet. 3) Fräsemaschinen mit wagerecht gelagerter Arbeitsspindel, sowie Tischwerk mit Höhenverstellung und Kreuzverschiebung mit oder ohne Verdrehung der Tischplatte in wagerechter Ebene. Bei diesen sämmtlichen Tischwerken ist gewöhnlich den Kreuzschlittentheilen selbsthätig wirkende Verstellbewegung und selbstauslösende Hubbegrenzung gegeben, während die selbsthätige Verdrehung des Tischwerkes nur bei den gröſseren Fräsemaschinen angewendet ist. Um einen ruhigen Gang der wagerechtlaufenden, stark ausladenden Fräsespindel zu sichern, sind diese Maschinen gewöhnlich mit Gegenspitzenhalter ausgerüstet. 4) Doppelte Fräsemaschinen finden nur beschränkte Verwendung als Nuthenfräsen. Sie sind entweder mit beweglichen Spindellagern oder mit beweglicher Werkstücksauflage bei festgelagerten Spindeln ausgeführt. Die Spindeln liegen nicht parallel, sondern in einer wagerechten Achsenlage mit gegensätzlich zugekehrten Fräsewerkzeugen. 5) Hingegen finden Tischfräsemaschinen mit stehender oder liegender Fräsespindel, stellbarem Fräsewerk und nach Art groſser Tischhobelmaschinen durchgeführter Werkstücksauflage immer mehr Eingang und Verbreitung, schon aus dem Grunde, weil mit solchen Maschinen bequem verschiedene Arbeitsverrichtungen wie Fräsen, Hobeln, Bohren abwechselnd durchgeführt werden können. Auch werden solche Tischmaschinen zum Fräsen von Zahnstangen ausgebildet. 6) Eigentliche Räderfräsemaschinen, ausschlieſslich zur Herstellung von Stirn-, Winkel- und Schneckenrädern bestimmt, sind mit stehenden und liegenden Aufspannbolzen und mit liegender oder stehender Fräsespindel durchgeführt. Den verschiedenen Radgröſsen entsprechend muſs eine gegensätzliche Verstellung dieser Haupttheile, sowie eine Schrägstellung der Fräserachse zur Radebene möglich sein, um schräggezähnte Räder oder Schneckenräder ausfräsen zu können. In neuerer Zeit ist der Selbstbetrieb dieser Räderfräsemaschinen so weit durchgeführt, daſs selbst die Drehverstellung des Werkstückrades, welche der Zähnezahl entspricht, selbsthätig vor sich geht. Endlich sind noch: 7) Die Fräserfräsemaschinen als Sondermaschinen zur Herstellung der Fräsewerkzeuge zu erwähnen. Beinahe alle angeführten Fräsemaschinen können durch entsprechende Ausschaltungen der Bewegungstheile des Tischwerkes bezieh. durch Verdoppelung der Tischplatten u.s.w. für das Fräsen nach freien Formen (Schablonen) eingerichtet werden, namentlich wird dieses durch eine Universalbeweglichkeit der Arbeitsspindel bei den letzterwähnten Fräserfräsemaschinen hauptsächlich beabsichtigt und angestrebt. Manches Bemerkenswerthe boten Fräsemaschinen, welche 1889 in Paris ausgestellt waren. Demoor's stehende Fräsemaschine. Bei dieser Maschine (Fig. 1) ist nach Revue industrielle 1889 Nr. 26 * S. 253 die Ausbildung des Tischwerkes und der Selbstbetrieb desselben bemerkenswerth, welcher vermöge Stufenscheiben und Wendegetriebwerk, durch Vermittelung von Wellenabzweigungen und ausrückbarer Räderwerke auf die Bewegungsspindeln der Tischschlitten bezieh. auf die Triebschnecke des oberen Drehtisches von der Hauptantriebswelle der Maschine abgeleitet und auf die drei Tischtheile übertragen wird. Die Höheneinstellung des Tischwinkels erfolgt nur durch Handbetrieb (Hersteller J. M. Demoor in Brüssel, Belgien). Fig. 1., Bd. 277, S. 160 Bariquand's stehende Fräsemaschine. Nach Industries 1889 Bd. 7 S. 220 sind über 2000 Stück solcher Fräsemaschinen (Fig. 2) für die französischen Waffenfabriken geliefert werden. Die festgelagerte Fräsespindel wird durch einen über Leitrollen geführten Riemen betrieben, von welcher rücklaufend ein Riemen für den Betrieb der Tischsteuerung abgeleitet ist. Die Theile für den Selbstgang der oberen Tischplatten bestehen aus Stufenscheiben, Winkelwellenabzweigungen und Bewegungsspindeln mit Rädereinschaltungen. (Erzeuger sind Bariquand et Fils in Paris.) Smith und Coventry's Fräsemaschine. Die senkrechte Fräsespindel (Fig. 3) erhält Einstellung in der Höhenlage, indem der untere Lagerschlitten vermöge eines Schnecken- und Zahnstangentriebwerkes mit Hand verstellt wird. Im oberen festen Spindellager läuft die Hülse des Winkeltriebrades zwischen Bunden gehalten, während durch dieselbe sich die Fräsespindel durchschieben kann. Fig. 2., Bd. 277, S. 161 Der Hauptschlitten ist frei auf der Wange des Gestellfuſses verschiebbar und wird nur durch ein kleines Zahnstangentriebwerk mittels Hand vorgestellt, während ein am Gestellhintertheil angeordnetes Gegengewicht denselben beständig gegen den Fräser drückt. Auf dem Hauptschlitten verschiebt sich winkelrecht zur Wange ein Querschlitten und der darauf befindliche Drehtisch. Wenn nun ein darauf befindlicher fester Rollenstift einen Anschlag an einer feststehenden Formschiene findet, so wird bei der Querbewegung des Querschlittens bezieh. bei der Drehung des Aufspanntisches durch die Wirkung des Druckgewichtes eine der Formschiene entsprechende Verschiebung des aufgespannten Werkstückes gegen den in fester Lage kreisenden Fräser eingeleitet. Bedingung einer richtigen Arbeitswirkung ist, daſs Werkstück und Leitstift, sowie Fräse- und Formschiene stets auf derselben Seite sich befinden, damit das Werkstück stets aus dem Eingriff mit der Fräse treten kann, sobald stärkere, unvorhergesehene Widerstände entstehen. Die Formschiene oder Schablone wird in die Gabel eines festzustellenden Armes angebracht und so eingestellt, daſs die Formkante mit der Arbeitskante der Fräse in genauer Uebereinstimmung liegt, wodurch Uebersetzungen vermieden und die Drehbewegung des Rundtisches für das Formfräsen benützt werden kann. Die Verstellung des Querschlittens, sowie die Drehung des Rundtisches erfolgt selbsthätig durch Vermittelung der Seller'schen Reibungsscheiben, mit welchen die Uebersetzung bezieh. die Schaltungsgröſse durch einfache Verrückung des Drehzapfens der mittleren Doppelzwängscheiben abgeändert werden kann. Auſserdem ist diesem Triebwerk noch ein aus vier Stirnrädern zusammengesetztes Wendegetriebe vorgelegt. (Iron 1888 vom 19. Oktober * S. 345.) Fig. 3., Bd. 277, S. 162 Fetu-Defize's Fräsemaschine. Nach Industries, 1889 Bd. 7 * S. 53 zeigt diese in (Fig. 4) dargestellte stehende Fräsemaschine, welche von A. Fetu-Defize in Lüttich (Belgien) gebaut wird, und in Paris ausgestellt war, eine eigenthümliche Anordnung des Spindelantriebes, welcher unmittelbar mittels über Leitrollen geführten Riemens bewerkstelligt wird und trotzdem eine Spindelverstellung in der Senkrechten ermöglicht, indem die Spindel durch die Nabe der Riemenscheibe geschoben werden kann. Dies ist in der Weise ausgeführt, daſs die Fräsespindel in den Lagern des Schlittens gehalten wird, während sich dieser vermöge einer Aussparung in seiner Führungsplatte über das am Gestell festgeschraubte Lager für die Riemenscheibe schieben läſst. Von dieser Riemenscheibe zweigt mittels Winkelräder die Steuerwelle ab, welche zwei Reibungsscheiben bethätigt, zwischen welchen die Reibungsrolle der stehenden Steuerwelle angeordnet ist. Durch Achsenverschiebung der Reibungsscheiben kann der Reibungsdruck, und, der Höhenverstellung der Reibungsrolle entsprechend, die Uebersetzung abgeändert werden. Die Schaltung kann sowohl auf Haupt- und Querschlitten wie auf den Rundtisch übermittelt werden, während der Formschienenträger an die Vorderseite der Maschine angebracht ist. Fig. 4., Bd. 277, S. 163 E. Prétot's Fräsemaschine mit stellbarer Fräsespindel (Fig. 5). Bei dieser Universalfräsemaschine stehender Anordnung kann das Spindellager in einer senkrechten und zur Tischrichtung winkelrechten Ebene in Schräglagen eingestellt werden, so daſs die Fräsespindel jede Stellung zwischen der wage- und senkrechten Richtung erhalten kann. Nach Revue industrielle 1889 Nr. 31 * S. 301 ist der obere Theil des aufrechtstehenden Gestelles zu einem kreisbogenförmigen Führungsstück ausgebildet, um dessen Mittelbolzen als Mittelpunkt des Kreisbogenschlitzes sich das Fräsespindellager verdrehen kann. Bei gröſseren Ausführungen wird zur Drehverstellung eine schwingende Schraubenspindel benützt, während eine Gradtheilung am Bogenschlitz die gewünschte Winkelstellung der Spindelachse anzeigt. Zur endgültigen Feststellung dient eine gewöhnliche Klemmschraube, die durch den Bogenschlitz geht und im Spindellager sitzt. Am oberen, über die Bogenführung hinausragenden Theil des Spindellagers sind flügelartig zwei Seitenarme angegossen, an deren freien Enden Leitrollen derart angeordnet sind, daſs ihre parallelen Mittelebenen gemeinschaftlich den Rollenkreis der auf der Fräsespindel frei auflaufenden Riemenscheibe berühren. Der von der Antriebsscheibe abgeleitete Betriebsriemen der Maschine wird nach abwärts geführt, um die untere, als Spannrolle wirkende Leitrolle gelegt, nach der oberen Leitrolle geleitet, von wo er sich um die, auf der Fräsespindel laufende Scheibe legt, um über die anderseitigen Rollen im rücklaufenden Zuge sich zur Antriebsscheibe zu bewegen. Fig. 5., Bd. 277, S. 164 Um die der jeweiligen Schräglage der Spindel entsprechende Riemenlänge zu regeln, sowie die erforderliche Spannung des Riemens zu erhalten, wird das untere Leitrollenpaar in einem stellbaren Schlitten angebracht, welcher, an der Rückseite des Gestelles gleitend, vermöge eines Zahnradgetriebes mit Handkurbel verschoben wird, welches vermöge eines Sperrrades sichergestellt werden kann. Die Aenderung der Umlaufszahl der Fräsespindel wird durch eine gewöhnliche Stufenscheibe und ferner noch durch ein Rädervorgelege bewerkstelligt, welches am Fräsespindellager vorgesehen ist. Dasselbe besteht aus zwei anliegenden Räderpaaren, welche nach Art eines Drehbankvorgeleges wirken. Das äuſsere mit der Riemenscheibe verbundene Rad, welches auf der Spindel frei aufläuft, treibt zwei ungleich groſse Räder, welche auf einem stellbaren Bolzen gemeinschaftlich sich drehen und dessen kleineres in das auf die Fräsespindel gekeilte Rad greift und treibt. Soll das Rädervorgelege ausgerückt werden, so braucht man bloſs den die Räder tragenden Zapfen im Schlitz des Lagerlappens auszuschieben und die beiden Räder auf der Fräsespindel zu verkuppeln. Hiernach hat der Antrieb der schrägstellbaren Fräsespindel eine einfache und sinnreiche Lösung, ohne Beeinträchtigung des Arbeitsfeldes, gefunden. Die Stufenscheibe mit der vorerwähnten Antriebsscheibe und einer kleinen Scheibe für die Steuerung vereint, laufen auf einer feststehenden Achse, die noch in einem Seitenbock gestützt ist. Dieser lagert in seinem Fuſs ein kleines Vorgelege und in seinem oberen Seitenarm die Stufenscheibe mit der doppelt gelenkigen und verlängerungsfähigen Steuerwelle, welche das Tischwerk treibt. Das Tischwerk, dessen Tischwinkel 600mm Senkrechtverstellung, dessen Schlitten 450mm Verschiebung und dessen Tischschlitten 1100mm Querverschiebung erhalten, sowie eine vollständige Umdrehung machen kann, ist mit allen Hilfseinrichtungen ausgerüstet, die zum Fräsen von Werkzeugen u.s.w. erforderlich sind. Die Steuerung wird vermöge der im Schaubilde sichtbaren Räderwerke auf den Tischschlitten in der Weise übertragen, daſs mittels Schrauben- und Winkelräder, welche im Inneren des unteren Schlittens angeordnet sind, sowohl eine Drehung des Tisches oder bei beliebiger Schiefstellung desselben eine Verschiebung durch Kraftbetrieb selbsthätig ermöglicht wird. Auch die Höheneinstellung des Tischwinkels wird mittels Kraftbetrieb durchgeführt, indem eine Tragspindel mit feinerem Gewinde sich in eine hohle Schraubenspindel mit gröberem Auſsengewinde einschraubt, welche im Fuſsböckchen ihre Mutter hat. Dadurch wird der senkrechte Tischhub auf zwei Spindeln vertheilt, deren Einzellänge nur etwas mehr als die Hälfte des Verstellungsweges zu sein braucht. Auſserdem sind am Tischwerk wie bei jeder vollkommenen Fräsemaschine Ausrückvorrichtungen vorgesehen, durch welche die Hubbegrenzungen der Tischwege selbsthätig durchgeführt werden. An Stelle des gewöhnlichen Fräsespindellagers kann auch eine Vorrichtung (Fig. 6) an dem Gestelle angeordnet werden, mit welcher das Fräsen nach Formschienen (Schablonen) ermöglicht wird. Diese besteht aus einem leichten Querbalken, an dessen linkem Kopfende der stellbare Schablonenträger angeschraubt wird, während am rechten Ende desselben sich universalbeweglich ein gekröpfter Hebel stützt, an welchem die Fräse und die Leitrolle lagert. Dieser Hebel wird durch einen Griff erfaſst und mit der Hand über die feststehende Schablone geführt. Je nach den Abständen, Hebelstützpunkt bis Schablone, bezieh. Stützpunkt bis Fräse, muſs das Gröſsenverhältniſs der Schablone zum Formquerschnitt des Werkstückes geregelt werden. Weniger glücklich scheint die fernere Verwendung dieser Maschine zu Stoſsarbeiten zu sein, indem statt des Fräselagers eine kleine Stoſsmaschine aufgeschraubt wird; wobei die kreisende Welle eine Kurbelscheibe und hiermit einen kleinen Stoſsschlitten treibt. Fig. 6., Bd. 277, S. 166 Bariquand's Universalfräsemaschine mit wagerechter Anordnung der Spindel (Fig. 7). Fig. 7., Bd. 277, S. 166 Der hintere Theil des Maschinengestelles ist für die Aufnahme der Triebwerkstheile bestimmt und hierzu mit einem schweren weitausladenden Lagerarm versehen, während an der vorderen senkrechten Bahnfläche das Tisch werk sich verschiebt. An der oberen Kopffläche des Gestelles läſst sich der Arm für den Gegenspitzenhalter um eine wagerechte Achse verdrehen, während auf der unteren Prismabahn dieses Armes der Gegenspitzenhalter verstellbar ist. Nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 220 wird vermöge eines mit Stufenscheiben ausgerüsteten Deckenvorgeleges und des Stufenscheibenpaares an der Maschine, sowie durch das Rädervorgelege daselbst eine zwölffache Aenderung der minutlichen Umlaufszahl der Fräsespindel ermöglicht. Die Räder des Vorgeleges besitzen Schrägzähne, wodurch ein ununterbrochener stoſsfreier Eingriff und ein ruhiger Gang der Fräsespindel gesichert wird. Um jeden Druck in der Achsrichtung möglichst zu beseitigen, erhalten die Zahnkanten der Räder, welche auf gleicher Welle sitzen, gegensätzliche Neigung bezieh. Gangart. Die Steuerung des Tischwerkes wird von der Spindelverlängerung mittels Riemen- und Stufenscheiben auf festgelagerte winkelrecht stehende Wellen zweige, also mit Vermeidung von gelenkigen Wellenverbindungen übertragen. Das aus Tischwinkel, Schlitten, Drehtheil und Tischschlitten zusammengesetzte Tischwerk besitzt alle erforderlichen An- und Abstellvorrichtungen, sowie die zum Selbstgangbetrieb nothwendigen Triebwerke für den Arbeitsgang. Bemerkenswerth ist hierbei noch eine besondere Einrichtung für den raschen Rücklauf des Tisches nach beendetem Arbeitsgange, wodurch an Zeit für Rückstellungen gewonnen und die Dauer der Stillstände vermindert wird. Die Verschiebung des unteren Schlittens beträgt 1219, jene des Tisches 1375 und die Höhenverstellung des Tischwinkels 457 mm. Pedrick und Ayer's Fräsemaschine (Fig. 8). Diese von Pedrick und Ayer in Philadelphia gebaute Fräsemaschine für allgemeine Arbeit zeigt nach Iron 1889 21. Juni * S. 531 die beliebte und bewährte Grundform der üblichen Universalfräsemaschinen mit der bemerkenswerthen Abänderung, daſs die Steuerung des Tischwerkes mit Vermeidung der bekannten gelenkigen Seiten welle, welche bei starker einseitiger Verschiebung des langen Tischschlittens oft Unzuträglichkeiten im Antriebe bedingt, durchgeführt ist. Die Stufenscheibe für den Steuerungsbetrieb ist am Ende der hohlgebohrten Fräsespindel angebracht, ihre Gegenscheibe aber am Gestellfuſs und zwar in der Mittelebene der Maschine derart angeordnet, daſs durch Vermittelung eines im Gestellfuſse befindlichen Wendegetriebwerkes eine stehende Welle am Tischwinkel betrieben wird, von welcher eine wagerechte Welle abzweigt, von der sämmtliche Bewegungen der Tischtheile abgeleitet werden. Hierzu ist am vorderen Kopfende des Tischwinkels ein Gehäuse vorgesehen, in welchem sich die Aus- und Einrückschlösser befinden, die durch die links sichtbaren Griffknöpfe bethätigt werden. Hiernach kann sowohl der Tischwinkel gehoben und gesenkt, als auch der Grundschlitten verschoben werden. Weil zwischen Grundschlitten und Tischschlitten das erforderliche Drehstück zwischengelegt ist, so kann die Uebertragung der Bewegung auf die Tischspindel nur durch ein in der Drehungsachse liegendes, aus Winkelrädern zusammengesetztes senkrechtes Zwischentriebwerk ermöglicht werden. Zu diesem Behufe ist die im Tischschlitten lagernde Spindel mit einer Längsnuth versehen, während die Spindelmutter am Drehstück festgemacht ist. Fig. 8., Bd. 277, S. 168 Selbstverständlich können alle diese Tischbewegungen bei ausgerücktem Schloſswerk auch mit Hand behufs Anstellung des Werkstückes an die Fräse durchgeführt werden, sowie durch entsprechende Einstellung des Wendetriebwerkes jede einzelne Tischbewegung selbsthätig auch im rückläufigen Gange ausführbar ist. Die aus gehämmertem Guſsstahl verfertigte Fräsespindel hat 76 Durchmesser bei 114 Länge im Vorderlager, während der Spindeltheil im Hinterlager 50 Durchmesser und 102 Länge besitzt. Die gröſste der vier Stufenscheiben hat 279 Durchmesser, während das Rädervorgelege eine achtfache Uebersetzung enthält. Die 38mm groſse vordere kegelförmige Ausbohrung der Spindel hat eine Verjüngung von 1 : 24 d.h. ½ auf 12 Zoll englische Länge, während nach dem amerikanischen Normalkegel, dem sogen. Morse taper shank, die kegelförmige Verjüngung der Bohrerschäfte, der Fräsespindelverlängerungen u. dgl. ⅝ Zoll auf 12 Zoll Länge beträgt. Der Gegenspitzenhalter, ein Rundstab aus Guſsstahl von 95mm Durchmesser, kann nach Bedarf vorgeschoben und verdreht werden, um das Arbeitsfeld freizulegen. Der Tischschlitten, 1219mm lang und 235mm breit, erhält 845mm Längs- und 197mm Querverschiebung. Das Gewicht der vollständigen Maschine ist zu 1170k angegeben. Beaman und Smith's Doppelfräsemaschine (Fig. 9, sowie Fig. 3 und 4 auf Tafel 9). Auf dem 2133 langen und 457mm breiten Hohlguſsbett ist ein feststehender, sowie ein stellbarer Spindelstock gegensätzlich angebracht, deren Bauart aus Fig. 9 ersichtlich ist. Nach American Machinist 1889 Bd. 12 Nr. 34 * S. 1 haben die stählernen Spindeln (Fig. 3) in den Lagerstellen 124 zu 165mm Durchmesser bezieh. Länge im Vorderlager und 86 zu 127mm Durchmesser, sowie Länge im Hinterlager. Fig. 9., Bd. 277, S. 169 Die Antriebsscheibe von 406mm Durchmesser ist für einen 140mm breiten Riemen bemessen, die Räderübersetzung beträgt 1 : 4, während für den Wechsel der Umlaufszahlen je zwei Stufenscheibenpaare am Deckenvorgelege vorgesehen sind. Um eine entsprechend groſse Geschwindigkeit des Steuerriemens zu erzielen ist zwischen Spindel und Stufenscheibe ein ins Rasche (3 : 1) übersetzendes Räderpaar eingeschaltet. Der zwischen den beiden Spindelstöcken angeordnete Schlitten wird bloſs mit Hand angestellt, ebenso wie der rechtsliegende Spindelstock nach dem Werkstücke angerückt wird. Der Selbstbetrieb des Tischschlittens erfolgt durch eine Steuerwelle durch Vermittelung eines Schneckentriebwerkes (Fig. 4) und eines Stirnradpaares auf die dreigängige Schraubenspindel im Schlitten, deren Mutter an der Tischunterseite angeschraubt ist. Der Vorschub der 1016mm langen und 305mm breiten Tischplatte reicht bis 610mm. Vermöge Anschlagknaggen wird eine selbsthätige Ausrückung der Steuerung dadurch herbeigeführt, daſs mittels eines Lagerhebels die Schnecke plötzlich auſser Eingriff mit dem Schneckenrade gebracht wird. Um die Rückstellung des Tisches zu beschleunigen, dient ein Winkelradpaar, das nur bei ausgerückter Schnecke in Eingriff tritt und welches alsdann mittels einer Handradwelle betrieben werden kann. Diese 2475k schwere Maschine wird von Beaman und Smith in Providence R. J. Amerika gebaut. Hulse's Doppelfräse (Fig. 12). Zum Keilnuthenfräsen in Wellen, zum Ausfräsen der Aussparung in den Schafttheilen der Kuppel und Kurbelstangen für Locomotiven u. dgl. Arbeiten ist nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 269 die Doppelfräsemaschine von Hulse und Co. in Manchester bestimmt. Fig. 12., Bd. 277, S. 170 Das Werkstück wird zwischen den Fräsespindeln eingelegt und durch einen Reitstock und einen selbstrichtenden Schraubstock in der vorgeschriebenen Lage gehalten. Die selbständig betriebenen Spindeln laufen in gesonderten Lagertheilen, welche auf einem Querschlitten gleiten, gegensätzlich und mittelrichtig gegen einander verstellt werden können. Die, der Nuthlänge entsprechende Hubgröſse des Schlittens wird vermöge eines besonderen Antriebes bewerkstelligt, indem mittels eines vielstufigen Scheibenpaares ein Schneckenrad und damit Zahnräder und eine Kurbelscheibe bethätigt wird, an deren Schlitz der Schubstangenbolzen sitzt. Hiernach kann die Hubgröſse des Querschlittens entsprechend abgeändert werden, während der achsiale Vorschub der Fräser, winkelrecht zur Schlitzlänge am jedesmaligen Hubende durch eine Kammscheibe bewerkstelligt, welche sich am ersten Stirnrade vorfindet. Damit wird eine längs des Bettes lagernde Steuerwelle in Schwingung versetzt, wodurch die den Spindelstöcken zugehörigen Schrauben mittels Schaltkegelwerke gesteuert werden. Anschlagknaggen, welche mittels Hebel auf zwischengelegte Zahnscheibenkuppelungen der Schraubenspindeln wirken, begrenzen durch Ausrückung der Schaltung selbsthätig die Tiefe der zu erzeugenden Nuthen. Nach altem Sprachgebrauch würde diese Maschine eigentlich als doppelte liegende Langlochbohrmaschine zu bezeichnen sein, was der ganzen Wirkungsweise nicht entsprechend ist. Wenn auch der Zweizahn ein recht unvollkommenes Fräse Werkzeug ist, so bleibt die Verwendung richtiger Fräsen bei derartigen Maschinen doch nicht ausgeschlossen. Pr.

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