Titel: | Claude Jos. Augustin Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck. |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 292 |
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Claude Jos. Augustin Munier's neuer Vielfach-Telegraph für
Typendruck.
Mit Abbildungen.
Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck.
In D. p. J. 1887 265 * 500
ist ein eigenthümlicher Vielfach-Telegraph für Hughes-Typendrucker beschrieben worden. Der Umstand nun, daſs bei einem
solchen Vierfachdrucker jeder Vertheiler nicht weniger als 4 × 28 Contactplatten
erhalten muſste, was für die Stromsendungen keineswegs vortheilhaft ist, und der
dadurch gerechtfertigte Wunsch, die Zahl der Platten zu verringern, hat Claude Jos. Augustin Munier in Paris auf einen neuen
von jenem Telegraphen vollständig abweichenden – in Deutschland durch das Patent Nr.
50826 vom 28. August 1888 geschützten – Mehrfachdrucker geführt; über denselben hat
er selbst eine Beschreibung veröffentlicht, welche einer Besprechung in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1890 * S. 123 und 166,
zu Grunde gelegt worden ist, während dieser Telegraph auch in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1890 * S. 11,
beschrieben worden ist, und zwar nach einer sehr netten Abhandlung, welche über ihn
P. Samuel in la Lumière
Electrique, 1889 Bd. 33 * S. 558 und 611) gegeben hat. Munier bedient sich hier zum Drucken eines
Lokalstromes, welcher im richtigen Augenblicke geschlossen wird, und zwar veranlaſst
Munier die rechtzeitige Schlieſsung des Stromweges
durch eine eigenartige Gruppirung der Contactstellen.Eine verwandte Gruppenbildung findet sich u.a.
bei gewissen Signalen der französischen Ostbahn (vgl. 1890 277 * 265).
Fig. 1., Bd. 277, S. 292
Zur Schlieſsung des druckenden Lokalstromes wird jeder empfangende Hughes-Typendrucker mit einem besonderen
Stromschlieſser (Collecteur) versehen. Derselbe besteht aus einem Contactarme,
welcher auf die Achse des Typenrades aufgesteckt ist und mit diesem regelmäſsig
umläuft, und aus einer am Apparatgestelle festliegenden Contactplattenscheibe,
welche in Fig. 1 abgebildet ist. Die gegen einander
isolirten Contactplatten in dem äuſseren Kreise entsprechen den 28 Feldern des Hughes-Typenrades.Umständlicher ist die in der Zeitschrift für
Elektrotechnik, 1890 * S. 124, dargestellte Anordnung, bei welcher
die Drähte 1 bis 6 an die vier Gruppenrelais geführt sind und von letzteren
dann fünf Gruppen von je sechs bezieh. vier Drähten nach den 28 Platten des
äuſseren Kreises laufen, die fünf inneren Platten aber ein Ganzes
bilden. Sie sind in Gruppen von je sechs abgetheilt; man erhält
daher vier Gruppen zu sechs Feldern und Platten und eine fünfte Gruppe mit nur vier
Platten und Feldern. Den fünf Gruppen entsprechend sind nun in einem inneren Kreise
auf der Scheibe noch fünf Platten I, II, III, IV und
V angeordnet, welche gegen einander sowohl, wie
gegen die im äuſseren Kreise liegenden Platten isolirt sind; jede derselben
erstreckt sich über die ganze Gruppe der zu ihr gehörigen sechs bezieh. vier Platten
des äuſseren Kreises. Da nun an dem umlaufenden Contactarme zwei mit einander
leitend verbundene, eine Weiterleitung des Lokalstromes vom Arme aus jedoch nicht
zulassende Contactfedern angebracht sind, von denen die eine über die fünf Platten
des inneren Kreises, die andere aber über die 28 Platten des äuſseren Kreises
hinstreicht, so ist klar, daſs bei jedem vollen Umlaufe des Contactarmes nach
einander 28 verschiedene Stromkreise für den Druckstrom geschlossen werden, indem
von den fünf an die Platten I bis V geführten Drähten I bis
V einer nach dem anderen zur Schlieſsung des
Lokalstromes verwendet wird und unter Mithilfe des Contactarmes die Schlieſsung der
Reihe nach über die zu ihm gehörigen Platten 1 bis 6 bezieh. 1 bis 4 bewirkt. Weil
aber weiter von I aus die Stromschlieſsung nicht über
die zu II bis V gehörigen
Platten 1 bis 6 erfolgen kann u.s.w., so dürfen unbedenklich alle sechs Platten 1 zu
einem Drahte 1 vereinigt werden, und ebenso alle Platten 2 zu einem Drahte 2
u.s.f.
Zur Schlieſsung des Lokalstromkreises innerhalb der Drähte 1 bis 6 sind bei jedem
empfangenden Hughes sechs polarisirte Buchstabenrelais (relais lettres) aufgestellt, welche
in ihrer elektromagnetischen Einrichtung dem Hughes-Elektromagnete gleichen; hat der durch die Rollen des Elektromagnetes
gehende Linienstrom den Anker abgeworfen, so bleibt der Anker abgeworfen, bis der
Druck des telegraphirten Zeichens sich vollzogen hat; der seine Ruhelage verlassende
Auslösehebel des Hughes gibt nämlich eine kleine
Contactfeder frei, so daſs sie sich an eine Contactschraube anlegen und eine zweite
Lokalbatterie durch zwei Elektromagnete schlieſsen kann, von denen der eine beim
Anziehen seines Ankers jeden Anker der sechs Buchstabenrelais in die Ruhelage
zurückführt, falls derselbe abgerissen war, und gleiches thut der zweite
Elektromagnet mit den Ankern der vier gleich zu erwähnenden Gruppenrelais. Die
abgeworfenen Anker legen sich ferner jeder an eine Contactschraube und machen so die
Buchstabencontacte (contacts lettres), d.h. sie
schlieſsen den Stromweg von dem einen Pole der Drucklokalbatterie nach einem der
Drähte 1 bis 6. Von dem zweiten Pole dieser Batterie läuft ein Draht durch den
Druckelektromagnet und verzweigt sich hinter demselben nach den Contactschrauben von
vier ebensolchen polarisirten Relais, welche als Gruppenrelais oder Schlüsselrelais (relais
clefs) bezeichnet werden mögen, weil ihre Anker, wenn sie abgeworfen werden und sich
an ihre Contactschraube anlegen, als Gruppenschlüssel (clefs de fractionnement)
wirken und die Schlüsselcontacte (contacts clefs)
machen, indem sie den Weg für den Druckstrom von der Contactschraube aus in einem
der Drähte II bis V nach
einer der vier Platten II bis V schlieſsen. Zur Schlieſsung des Stromweges in dem Drahte I nach der Platte I ist
nicht noch ein besonderes Relais hinzugefügt worden, es wird vielmehr dieser
Stromweg durch die Ankerhebel der vier Relais an vier hinter
einander liegenden Stellen zugleich geschlossen, so lange alle vier Anker
angezogen sind und dadurch an jeder dieser vier Stellen ein Paar Contactfedern an
einander drücken.
Hiernach erscheint es zunächst erforderlich, daſs bei einem Vierfachdrucker in jedem
der vier Viertelkreise der die Telegraphirströme rechtzeitig der Leitung zuführende
bezieh. sie aus ihr entnehmende Vertheiler, der Zahl der Relais entsprechend, 4 + 6
= 10 Contactplatten angebracht werden. Allein von den vier Gruppenrelais bekommt
entweder keines, oder nur eines, von den sechs Buchstabenrelais aber stets nur eines
einen Strom, wenn ein Buchstabe gedruckt werden soll. Wenn man sich daher
entschlieſst, die eine Hälfte der zehn Relais auf positive und die andere Hälfte auf
negative Ströme ansprechen zu lassen, so braucht man im Vertheiler des empfangenden
Amtes nur je fünf Platten, weil man ja von jeder Platte aus den Linienstrom durch
die Rollen von zwei Relais führen kann, und ebenso braucht man im gebenden Amte für
jedes solche Relaispaar nur eine Vertheilerplatte, um von dieser aus den
Telegraphirstrom der Linie zuzuführen. Je nach der Richtung des Telegraphirstromes
wird dann das eine oder das andere Relais des betreffenden Paares ansprechen und das
Abdrucken eines Buchstabens in der einen oder in der anderen Gruppe bezieh. des
einen oder des anderen Buchstabens in dieser Gruppe veranlassen. Die
Vertheilerscheiben nehmen daher für das empfangende Amt die in Fig. 2 skizzirte Anordnung an.
Fig. 2., Bd. 277, S. 294
Aus dem eben ausgeführten Grunde braucht man aber, falls man für eine Entladung der
Linie nach jeder Stromgebung sorgen muſs, im Vertheiler nur zwei mit der Erde zu
verbindende Entladungsplatten anzuordnen; die eine hinter den beiden Platten A und B, von denen aus der
Draht a nach den hinter einander geschalteten beiden
ersten bezieh. der Draht b nach den hinter einander
geschalteten beiden letzten Gruppenrelais läuft, die zweite hinter den drei Platten
C, D und E, von denen
die Drähte c, d und e nach
den drei Paaren der Buchstabenrelais geführt sind, welche ebenfalls paarweise hinter
einander geschaltet sind.
Bei dem Vierfachdrucker hat demnach jedes Viertel der Vertheilerscheibe im Ganzen
sieben Contactplatten zu erhalten.
Um indessen eine unbedingte Sicherheit zu haben, daſs der Telegraphirstrom, wenn er
ein Relais zum Ansprechen gebracht hat, nicht etwa zufolge verlängerter Dauer noch
ein nachfolgendes ansprechen mache, hat Munier, so weit
nöthig, an den Relais noch Contactfedern angebracht, welche zu den Rollen der
nachfolgenden Relais eine kurze Nebenschlieſsung nach der Erde herstellen; so legt
jedes Relais des ersten Paares der Gruppenrelais den Draht b, jedes Relais des zweiten Paares der Buchstabenrelais den Draht e, jedes Relais des ersten Buchstabenrelaispaares
endlich die beiden Drähte d und e zugleich unmittelbar an Erde, so lange sein Anker abgeworfen ist.
Zum Geben bedient man sich der gewöhnlichen Claviatur
des Hughes, welche jedoch rücksichtlich ihrer
Contactvorrichtungen für die Vielfachtelegraphie eingerichtet werden muſs; das Spiel
ist aber hier ganz einfach, weil bei jedem Umlaufe des Typenrades nur ein Buchstabe gedruckt wird. Ein Taktschläger markirt
den richtigen Zeitpunkt zum Niederdrücken der betreffenden Taste. Unter der Taste
sind bei den Tasten für das Buchstabenblank und die Buchstaben A, B, C, D und E nur je
eine, bei den übrigen Tasten dagegen je zwei Contactfedern angebracht, welche den
Strom die einen von der ersten, die anderen von der der beiden mit entgegengesetzten
Polen an Erde liegenden Linienbatterien in die Linie zu senden vermögen.
Zur Bewegung des im gebenden Amte die Telegraphirströme der Linie zuführenden, im
empfangenden dagegen sie aus der Linie nach den fünf Relaispaaren leitenden
Contactarmes über der Vertheilerscheibe will Munier
einen Hughes verwenden, in welchem das Typenrad abgenommen und die das Drucken und
das Fortrücken des Papierstreifens besorgenden Theile entfernt sind; dafür ist auf
die Typenachse der Contactarm aufgesteckt und zwischen ihm und dem Correctionsrade
die Vertheilerscheibe angebracht. Schlitten, Stiftbüchse und die in sie
hineinragenden Tastenhebel sind ebenfalls entbehrlich.
Fig. 3., Bd. 277, S. 295
Die Scheibe des sowohl für das Geben, wie für das Empfangen brauchbaren Vertheilers
erhält demnach die aus Fig. 3 ersichtliche Anordnung.
Sie enthält zunächst der Achse eine ringförmige Contactplatte, welche bleibend mit
der Telegraphenlinie in leitender Verbindung steht. Darauf folgen zwei Reihen von
Contactplatten, welche mit einander übereinstimmen und jede sammt den in Fig. 2 und 3
schraffirten Entladungsplatten einen geschlossenen Kreis bilden; der innere Kreis
kommt beim Geben, der äuſsere beim Empfangen zur Verwendung. Jeder dieser beiden
Kreise enthält nun beim Vierfachdrucker auſser den schon erwähnten sieben Platten
jedes Viertels zwischen dem letzten und ersten Viertel noch eine Stromgebungsplatte und eine
Entladungsplatte; die erstere dient dazu, die Vertheiler der beiden zusammen
arbeitenden Aemter in Uebereinstimmung zu erhalten; dazu entsendet das eine Amt nach
jedem Umlaufe des Contactarmes einen Strom durch den Elektromagnet des Vertheilers
im anderen Amte, rückt daselbst die Druckachse ein und berichtigt, wenn nöthig,
durch den Eingriff des Correctionsdaumens in das Correctionsrad die Stellung des
Contactarmes. Auſserhalb dieser drei Kreise sind endlich gegenüber den drei Platten,
von denen die Drähte c, d und e ausgehen, vier verstellbare Contactplattenpaare T angebracht, welche der Erhaltung der Uebereinstimmung der Umdrehungszahl
der vier Empfänger mit derjenigen der Vertheiler gewidmet sind. Hiernach muſs jeder
Contactarm vier Contactbürsten erhalten.
Die Platte, welche zur Entsendung des die Vertheiler der beiden Aemter in
Uebereinstimmung erhaltenden Correctionsstromes dient, kommt auch zur Verwendung,
wenn bei Beginn die Contactarme der beiden Vertheiler in Uebereinstimmung gebracht
werden, und zwar unter Mitwirkung einer Anordnung, welche ganz der bekannten, beim
Hughes die anfängliche Einstellung des Typenrades vermittelnden entspricht. Eben
diese Contactplatte vermag aber während des Telegraphirens die Uebereinstimmung der
beiden Contactarme nur dann zu erhalten, wenn die Abweichung in der
Umlaufsgeschwindigkeit nicht die Grenzen überschreitet, innerhalb welcher der
Correctionsdaumen in bekannter Weise die Uebereinstimmung wieder herzustellen
vermag. Bei Ueberschreitung dieser Grenzen aber lassen sich die beiden benachbarten
Entladungsplatten dazu benutzen, um rasch zu erfahren, ob der zu corrigirende Hughes
dem den Correctionsstrom sendenden vorauseilt, oder hinter ihm zurückbleibt, in
welchem Sinne man also die Laufgeschwindigkeit des ersteren zu ändern hat; man
braucht dazu nur mittels eines Umschalters in nahe liegender Weise die Möglichkeit
zu beschaffen, die unmittelbare Verbindung einer jeden dieser beiden benachbarten
Platten mit der Erde zu lösen und dafür eine Verbindung durch einen Klopfer zur Erde
herzustellen; der Klopfer meldet dann, ob der Correctionsstrom zu früh oder zu spät
eintrifft.
In den vier empfangenden Hughes braucht bloſs die Umdrehungszahl des Typenrades der
Umdrehungszahl der beiden Vertheiler zu gleichen, eine Uebereinstimmung im Gange der
Typenräder mit dem Umlaufe der Contactarme dagegen ist durchaus nicht erforderlich.
Man läſst daher die Typenräder ein wenig rascher als die Contactarme laufen, hält
sie am Ende jedes Umlaufes an und läſst jedes dann wieder los, wenn der Contactarm
über das zugehörige der im äuſsersten Kreise stehenden, bereits erwähnten
Contactplattenpaare hinweggeht. Bei diesem Hinweggehen schlieſst die vierte
Contactbürste des Armes einen Lokalstrom durch einen besonderen
Hughes-Elektromagnet, dessen Anker beim Abwerfen mittels einer Hebel Verbindung die
bisher – zufolge einer
Aushebung der Sperrklinke aus dem Frictionsrade und des Anlegens eines aus dem
Correctionsrade vorstehenden Stiftes an einen Vorsprung des, einen Hebels –
bestandene Hemmung des Typenrades beseitigt, worauf das Typenrad sich wieder in Gang
setzt, nach Vollendung eines Umlaufes aber selbsthätig wieder aufgehalten wird;
diese ganze Anordnung erinnert sehr an die Ein- und Ausrückung der Druckachse im
Hughes. Da diese vier Plattenpaare verstellbar sind, so läſst sich leicht die
Entsendung des Lokalstromes zur günstigsten Zeit herbeiführen.
Munier hat endlich auch dafür gesorgt, daſs dieselben
Hughes sowohl beim einfachen, wie beim mehrfachen Telegraphiren benutzt werden
können. Der Contactschlitten und die Stiftbüchse werden dann beibehalten, das sonst
auf der Schlittenachse selbst sitzende Kegelrad aber wird auf einer Muffe
angebracht, so daſs es während des Mehrfachsprechens ausgerückt werden kann. Die für
das Mehrfachsprechen nöthigen Contacte unter den Tasten der Claviatur werden auf
einer Platte angeordnet, die man beim Einfachsprechen niederklappt, so daſs die
Contactfedern aus dem Bereiche der Tasten entfernt werden. Endlich muſs beim
Einfachsprechen der das selbsthätige Anhalten des Typenrades nach jedem Umlaufe
herbeiführende Winkelhebel mit dem Vorsprunge dauernd niedergedrückt bleiben, so
lange man nicht etwa das Typenrad auf das Buchstabenblank einstellen will; beides
ermöglicht bequem eine auf diesen Hebel wirkende Handkurbel, welche in der einen
Stellung den Hebel auſser Dienst stellt, in der anderen durch ihn das Typenrad auf
dem Buchstabenblank zum Stillstande bringt, bis ein auf den Winkelhebel wirkender
Daumen der Druckachse das Typenrad wieder frei macht.