Titel: Bogenzuführung an Druckpressen.
Autor: Kn.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 343
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Bogenzuführung an Druckpressen. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 * S. 483.) Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 19. Bogenzuführung an Druckpressen. Wir hatten kürzlich Gelegenheit, die neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der Bogen-Zu- und Abführung an Druckpressen zu besprechen, welchen Bericht wir heute noch durch zwei mittlerweile bekannt gewordene beachtenswerthe Bogenzuführungen vervollständigen, bei denen zur Trennung der einzelnen Bogen vom Stoſse ebenfalls neue Wege eingeschlagen sind. Textabbildung Bd. 277, S. 343 Die eine dieser Bogenzuführungen, deren Schaubild die Textfigur zeigt, ist von E. Thomas Cleathero und J. A. Nichols in London, einem Ingenieur und einem Drucker, construirt (Iron, 1890 Bd. 35 S. 381), und zeigt die Textfigur deren Anwendung an einer Wharfedale-Druckpresse. Wie diese Figur erkennen läſst, ist über dem Papiertische ein eisernes Gestell mit einem schwingenden Hebel angeordnet, an dessen einem Arme ein in dem genannten Gestelle geführter Rahmen angehängt ist, während der andere Arm ein Gegengewicht trägt, das indessen das Gewicht des Rahmens nicht völlig ausgleicht. Diese Lastenvertheilung hat den Zweck, den Rahmen C mit einem gewissen Drucke auf dem Papierstoſse aufruhen zu lassen. Es sei an dieser Stelle gleich mit bemerkt, daſs dieser Druck je nach der zuzuführenden Papiersorte veränderlich gemacht wird. In dem im Gestelle A geführten Rahmen C sind nun auf einer wagerechten Welle eine Anzahl Gummischeiben gelagert, welche an einer Stelle abgeflacht sind. Mit dieser Stelle liegen sie im Ruhezustande dem Papierstoſse H gegenüber, während bei Bethätigung ihr voller Theil auf den obersten Bogen einwirkt. Ihren Antrieb erhalten sie von einem Einführungscylinder der Druckpresse aus mittels eines Kettenrades D und eines an jeder Seite des Rahmens C befindlichen Rädersatzes E. Diese beiden Rädersätze, welche mit den wesentlichsten Theil der Construction bilden, sind indeſs nicht gleichartig gebildet, sondern unter Zuhilfenahme von Daumen- und Sperrklinkenmechanismen derart construirt, daſs sie der Gummischeiben welle zwei Bewegungen ertheilen. Dabei macht der ganze Mechanismus eine Umdrehung und steht dann wieder still, bis ein weiterer Bogen vorzuschieben ist. Diese zwei Bewegungen der Gummischeiben welle verlaufen mm in der Weise, daſs die Scheiben bei Beginn ihrer Thätigkeit eine Theildrehung gegen den Papierstoſs hin ausführen, wodurch der Bogen, sobald ihn der volle Theil der Scheiben trifft, aufgebauscht und unter einem am Ende des Stoſses befindlichen Halter hervorgezogen wird. Dieses Aufbauschen wird durch eine Rollenschiene F unterstützt, welche wohl eine Bewegung des Bogens nach dem Druckcylinder der Presse zu gestattet, aber nicht umgekehrt. Auf diese Weise wird der oberste Bogen leicht und sicher vom Stoſse getrennt und durch das Eindringen von Luft zwischen ihn und den nächstfolgenden Bogen auch getrennt gehalten. Nachdem dieses Trennen des obersten Bogens erfolgt ist, wird der Gummischeiben welle Umdrehung im entgegengesetzten Sinne ertheilt, wodurch der Bogen vom vollen Theile der Gummischeiben erfaſst und dem Druckcylinder zugeführt wird. Der Bogen geht dabei zwischen zwei Leitplatten und Zuführcylindern hindurch, welch letztere das eigentliche Weiterführen bewirken, da die Gummischeiben diese Bewegung nur einleiten und nach einer Umdrehung zur Ruhe kommen. Damit in dieser Ruhestellung der Rahmen C nicht sinkt und die Gummischeiben mit ihrem abgeflachten Theil nicht in Berührung mit dem Papier treten, wird der Rahmen während dieser Zeit von an das Gestell A angelegten Federbremsen festgelegt. Die zum Weiterführen des Bogens dienenden Walzen sind, wie die Figur zeigt, unmittelbar hinter dem Gestelle A gelagert. Zwischen ihnen und dem Druckcylinder ist ferner ein von der Maschine bethätigtes Seitenregister angeordnet. Wie eingangs schon bemerkt wurde, erfolgt die Anpassung an die verschiedenen Papierstärken in einfachster Weise durch die Belastung des Hebels B, welche Regelung nur wenige Minuten in Anspruch nehmen dürfte. Auch soll der Apparat für dickes wie dünnes Papier gleich gut arbeiten. Derselbe ist übrigens auch in Deutschland zum Patente angemeldet. Die zweite der genannten Bogenzuführungen ist amerikanischen Ursprunges, von Edward Dummer in Boston construirt, und gleichfalls in Deutschland zum Patente angemeldet. Sie benutzt ebenfalls umlaufende Gummistücke, aber in der Weise, daſs dieselben gegen die Kante der zu erfassenden Bogen wirken, wobei der Papierstoſs sich in einer aufgebogenen Lage befindet. Die Anordnung ist in den Fig. 1 bis 5 Taf. 19 dargestellt, und zeigen diese Figuren, daſs auf einer Welle b zwei oder mehrere Paare Scheiben c d gelagert sind, zwischen denen je ein mit Gummi belegter Finger F um den Zapfen n schwingen kann, wobei seine Schwingung durch Schrauben pq begrenzt bezieh. geregelt werden kann. Der Finger ist dabei etwas excentrisch aufgehängt, welche Lage mittels der Schrauben o (Fig. 5) je nach Bedarf geregelt werden kann. Die Scheiben cd laufen in Berührung mit einer Bandwalze G, wodurch die Weiterführung der Bogen vermittelt wird. Das Einführen der Bogen zwischen diese Walzen wird aus Fig. 1 leicht ersichtlich. Ist nämlich der Papierstoſs mittels des einstellbaren Blockes O in die dargestellte Lage gebracht, so wird der an der Kante vorbeistreichende Finger F den Bogen in die punktirte Lage r mitnehmen, worauf dieser dann von den Walzen EG erfaſst und fortgeführt wird. Zur regelmäſsigen Bogenzuführung, namentlich bei schneller Zuführung, ist es nun offenbar sehr zweckmäſsig, den Scheiben cd bezieh. dem Finger F eine langsame Bewegung beim Erfassen des Bogens zu geben, während der übrigen Zeit dagegen einen raschen Umlauf. Zu dem Zwecke wird der bekannte excentrische Zahntrieb fg angewendet. Die Hebung des Papiertisches D entsprechend der Bogenentnahme wird von der Schnecke k und der Winde im aus bewirkt. Dieses Anheben braucht indeſs nur angenähert stattzufinden, da die Aufhängung des Fingers F einen gewissen Spielraum gewährt. Voraussetzung für das gute Arbeiten dieser Zuführungsart dürfte übrigens Trockenheit und eine gewisse Steifigkeit des Papieres sein, während andererseits der Apparat keiner feinen Einstellungen bedarf, wenig empfindlich ist und für Papierbogen sehr verschiedener Gröſse und Stärke verwendet werden kann. Kn.

Tafeln

Tafel Tafel 19
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