Titel: | Neuerungen an Dampfkesseln. |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 385 |
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Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 257 d.
Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
20 und 21.
Neuerungen an Dampfkesseln.
Die gröſsere Mehrzahl von Neuerungen an Dampfkesseln bezieht sich auf die Kessel nach
dem Root'schen System (die Wasserrohr- oder
unexplodirbaren Kessel). In jeder Richtung werden Verbesserungen angestrebt, in der
Verstärkung des Wasserumlaufes, der Dampfüberhitzung bezieh. Trocknung, der besseren
und handlicheren Gestaltung der Einzeltheile, der Vermeidung von Spannungen in Folge
der Erwärmung. Die Feinheiten in der Unterscheidung der verschiedenen Constructionen
werden stetig ausgebildeter, so daſs es in einzelnen Fällen schwierig ist, die
Neuerungen als solche zu erkennen.
Eine Reihe von zum Theil guten Beispielen von Wasserröhrenkesseln gab die Pariser
Ausstellung. Hier traten den unexplodirbaren Kesseln gegenüber die anderen ganz in
den Hintergrund, wenngleich hervorragende Neuerungen nicht vertreten waren.
Bemerkenswerth sind auch die in Nachstehendem erwähnten Versuche, die
Wasserröhrenkessel in den Hüttenbetrieb einzuführen, wo sie bisher wegen des
geringeren Wassergehaltes und in Folge dessen geringeren Befähigung, als
Wärmespeicher zu dienen, als nicht verwendbar galten. Der Berichterstatter muſs
allerdings gestehen, daſs die einschlägigen Mittheilungen seine Bedenken noch nicht
ganz beseitigen konnten.
Röhrenkessel von Montupet. Auf der Pariser Ausstellung
war in der elektrischen Abtheilung ein Kessel nach Montupet's Bauweise die ganze Ausstellungszeit hindurch in regelmäſsigem
Betriebe. Bei diesem Kessel sind, um allen durch die Wärme bewirkten Ausdehnungen
freien Spielraum zu gewähren, gewellte Röhren (Fox)
verwendet worden. Der Kessel besteht in seinem oberen Theile aus einem Längskessel
(Fig. 1
und 2),
welcher an beiden Enden mit einem Querkessel verbunden ist, so daſs der obere Theil
ein doppeltes ⊺ bildet. Das Bündel der Heizröhren mündet an der vorderen und
hinteren Seite des Kessels in kastenförmige, schmiedeeiserne mit 20 bis 30at abgepreſste Behälter, welche die gruppenweise
angeordneten Röhren aufnehmen. Die vorderen Kästen sind mit dem vorderen Querstücke
des Oberkessels durch gewellte Röhren verbunden. Ebenso sind theilweise gewellte
Röhren an dem hinteren Querstücke angebracht, welche an beiden Seiten zu dem Speise-
bezieh. Schlammrohre herunterführen. Auf diese Weise ist das ganze Kesselsystem frei
beweglich. Die Ummantelung besteht an den Seitenflächen aus stärkerem, an der
Rückwand aus schwächerem Mauerwerke; der Abschluſs an der Stirnwand wird durch ein
guſseisernes gefälliges Geschränk gebildet. Um die Heizröhren leicht zugänglich zu
machen, sind an der Stirn- und Hinterfläche Doppelthüren angeordnet. Die Feuerungsgase werden durch
guſseiserne Platten mehrfach an den Heizröhren vorbei geleitet, so daſs sie auf
ihrem langen, zickzackförmigen Wege ihre Wärme möglichst wirksam abgeben können. Der
dargestellten Anordnung nach muſs der Wasserumlauf recht lebhaft sein. Zur Vorsicht
sind die vorderen, wellenförmigen Röhren innerhalb des Oberkessels weiter
hinaufgeführt und münden hier in Röhren von rechteckigem Querschnitte. Hierdurch
soll sowohl jeder Wirbel verhindert werden als auch das Mitreiſsen des
Kesselwassers. Zu demselben Zweck ist auch der Dom durch einen beweglichen Deckel
abgeschlossen. Auf die kleinen Vortheile in der Construction ist möglichst Rücksicht
genommen, wobei erwähnt sei, daſs die zur Aufnahme der Heizröhren bestimmten
Ausbohrungen der Kesselwände in der Mitte des Fleisches mit einer Hohlkehle versehen
sind, in welche die Rohrenden hinein gewalzt werden. Die einzelnen Theile des
Kessels sollen der Leichtigkeit des Transportes wegen das Gewicht von 70k nicht übersteigen.
Der Ausstellungskessel hatte nachfolgende Abmessungen: Ganze Länge 5030mm, Breite 2200mm, Höhe 4500mm, Anzahl der Heizröhren
48, Länge derselben 4000mm, Durchmesser 100mm, Rostfläche 1qm,9, feuerberührte Kesselfläche 80qm,
gesammte stündliche Dampfmenge 800k.
Der Dixon-Kessel, welcher von der Cleveland Bridge and Engineering Company, Darlington,
hergestellt wird (Fig. 3 und 4), zeigt sorgfältig
angeordnete Einzelconstructionen. Der cylindrische Oberkessel D ist zur Hälfte vom Wasser gefüllt und hat in der Nähe
des hinteren Endes eine im Scharniere bewegliche Klappe, deren oberer fester Theil
durchlocht ist. Das Speisewasser tritt in der Nähe dieser Platte durch ein
perforirtes Rohr ein und wird bei seinem Eintritte auf die Temperatur des
Kesseldampfes erhitzt. Der dabei pulverförmig ausgeschiedene Kesselstein wird durch
das Rohr Q in den Filtrirraum F geleitet, in welchen es durch eine Siebplatte einsteigt und daselbst
eine Lage von Koks durchstreicht. Etwaiger Schaum wird aus dem Raume D an der Spitze des Rohres S gesammelt und nach unten geführt. Die Verunreinigungen können durch den
Hahn bei B abgelassen werden. Die Abstellung des
Filters wird durch das Ventil V bewirkt. Der
gewöhnliche Umlauf des Kesselwassers wird durch das Rohr P vermittelt. Zum Zwecke der Reinigung des Filters wird das Ventil V geschlossen, so daſs bei Eröffnung des Ablaſshahnes
das Filter in der Richtung von oben nach unten durchströmt wird.
Die Verbindung des vorderen Kesselraumes H mit dem
Dampfraume D ist so weit gemacht, daſs der Querschnitt
der Rohre in dieser Verbindung wiedergegeben ist. Es ist also hier, ebenso wie bei
dem hinteren flachen Theile des Kessels, wo dieselbe Vorsicht gebraucht wurde, jede
Drosselung des Dampfes vermieden. Die Dampfzüge sind in den Nebenfiguren
dargestellt.
Der Kessel von Pressard, welcher ebenfalls auf der
Pariser Ausstellung in Betrieb war, zeigt einige Eigenthümlichkeiten. Die Röhren
desselben haben verschiedenen Durchmesser und verschiedene Anordnung, indem die in
der Nähe der Feuerung befindlichen Röhren gröſser sind (Fig. 5 und 6) und über einander
liegen, während die höher gelegenen kleineren schräg über einander gestellt und
gegen einander versetzt sind, wobei sie durch schräg liegende Verbindungsstücke
unter einander verbunden sind. Hierdurch soll bei den unteren Röhren, welche eine
besonders starke Dampfentwickelung zeigen, das Entweichen des Dampfes in den
Dampfraum erleichtert werden. Der Erfinder betrachtet (Revue
industrielle, 1889 S. 281) die kleineren Röhren mehr als Erhitzer, während
er den gröſseren Röhren hauptsächlich die Dampfentwickelung zutheilt. Wir wollen
jedoch den in der Quelle dargelegten Gedankengang, als unerheblich, nicht weiter
verfolgen.
Der in der Zeichnung dargestellte Kessel soll 1000k
Wasser in der Stunde verdampfen. Weitere Angaben sind: Röhrendurchmesser 120 und
75mm, Heizfläche 70qm,232, 67 bis 100 , Aufstellungsraum 1860
× 2900mm.
Besondere Vorsicht verwendet G. Tangye in Soho Staffs
bei seinem Englischen Patente vom 20. November 1889 auf die Verbindung des
Heizrohrsystemes mit dem Oberkessel. Die Heizröhren e
liegen nach Fig.
8 und 9 zu je vier Stück über einander und münden je in ein gemeinschaftliches
Rohr d. Letzteres ist mittels eines Stutzens d2 mit dem Oberkessel
c verbunden. An der Verbindungsstelle ist um die
Kesselwand f noch ein zweites Blech g genietet, so daſs hier zwei Wände die Dichtung mit
d2 bilden.
Hierdurch wird eine gute Befestigung gegen die von der Hitze bewirkten Spannungen
und Verschiebungen bewirkt.
Die in Paris von Knap ausgestellten Root'schen Kessel zeigen nichts Bemerkenswerthes. Der
gröſsere derselben hatte 1500 Quadratfuſs (139qm)
Heizfläche in den Rohren, war für 150 construirt und bestand aus 105
Heizröhren von 5 Zoll Durchmesser, die in 15 Reihen, zu je 7 Stück über einander
befindlich, angeordnet waren. Der Kessel war von der französischen Aufsichtsbehörde
für den Maximaldruck von 150 Pfd. auf den Quadratzoll (10at,5) concessionirt und verdampfte bei
gewöhnlichem Betriebe 7000 Pfd. Wasser in der Stunde (3175k), der kleinere Kessel war für 20
construirt, in der Weise des gröſseren angeordnet, jedoch mit Guſsplatten ummantelt.
Bezüglich der Verbindungsweise der Theile und der Vorrichtung zur Ermöglichung der
freien Ausdehnung und der Leichtigkeit der Verfrachtung zeigten diese Kessel alle
übliche Fürsorge; auch war besonderer Werth darauf gelegt, die einzelnen Stücke
rasch auswechseln zu können.
Bei dem Wasserröhrenkessel mit durch die Wasserröhren gehenden Heizröhren der Firma
Daydé und Pillé und Etienne
Lagosse in Paris
(D. R. P. Nr. 48295 vom 22. December 1888) sind die
Doppelröhren in zwei
über einander liegenden, gegen einander geneigten Bündeln angeordnet. Die
zickzackförmig sich am Kessel hinaufziehenden Verbindungsbüchsen verändern ihren
Querschnitt entsprechend dem in jeder Röhrenlage in die nächstfolgenden Röhren
überzuführenden Wasser- und Dampfvolumen.
Ein mit diesen Neuerungen ausgestatteter Röhrenkessel ist in Fig. 11 bis 19 Taf. 21
veranschaulicht.
Der Kessel besteht (s. Fig. 12) aus zwei
oberhalb der Feuerung A über einander angeordneten
Röhrenbündeln, von denen das untere von hinten nach vorn ansteigt, das obere dagegen
von hinten nach vorn sich senkt. Jedes Einzelrohr ist aus zwei concentrischen Röhren
B und C
zusammengesetzt (Fig. 15 und 16). Das innere Rohr B geht auf der Vorder- wie auf der Hinterseite des
Kessels durch die Verbindungsbüchsen E und D hindurch und ist zur Abdichtung mit einem conisch
gestalteten Ansätze durch eine entsprechend conische Oeffnung in der
Büchsenauſsenwand hindurchgesteckt. Mittels der Mutter H und des durch den an D festen Bügel F hindurchgesteckten ⊺-Schraubenbolzens G wird das Rohr angezogen,
indem der Bolzen G mit seinen Flügeln in Löcher des
Röhrenendes faſst (Fig. 15 und 16). Durch diese inneren
Röhren strömen die Feuergase, deren freier Austritt in den nach der Esse führenden
Zug Z, in welchen ihr hinteres Ende hineinragt, durch
entsprechend groſse seitliche Ausschnitte ermöglicht ist. Die umgebenden Röhren C münden vorn und hinten in die Büchsen E und D, mit deren
Innenwandung sie dicht verbunden sind. Der Raum zwischen D und C dient zur Wassercirculation bezieh.
Dampfbildung.
Die Röhren des unteren Bündels sind gegen einander versetzt angeordnet, so daſs
zickzackförmige senkrechte Reihen entstehen, und hinten münden die Röhren jeder
Reihe in eine im gleichen senkrechten Zickzack laufende Büchse D (Fig. 17 und 18). In der
Längsrichtung des Kessels wird der Büchsenquerschnitt immer enger, so zwar, daſs er
in den verschiedenen Einmündungshöhen der Röhren C
genau den Raum darbietet, welcher dem Volumen des in die betreffenden Röhren zu
speisenden Wassers entspricht. Sämmtliche Büchsen D des
unteren Bündels communiciren unten mit einem Wassersammler I mittels eines doppelt-conischen Verbindungsstutzens J. Der Sammler ist durch selbstschlieſsende Pfropfen
für die Reinigung zugängig.
An der Vorderseite ist je eine Büchse E für die über
einander stehenden senkrechten Zickzackreihen beider Röhrenbündel vorgesehen, die
von der untersten nach der obersten Röhre des unteren Bündels an Querschnitt zu-,
indeſs von der untersten nach der obersten Röhre des oberen Bündels wieder an
Querschnitt abnimmt, so daſs in den einzelnen Höhenlagen der Röhren der
Büchsenquerschnitt wiederum proportional dem Wasser- und Dampfvolumen ist, das hier
übertreten soll.
Die hinteren Büchsen D für das obere Röhrenbündel sind
wie die des unteren
Bündels angeordnet, nur nimmt ihr Querschnitt nach oben hin zu. Jede obere Büchse
D ist durch ein Rohr L
mit dem Dampf- und Wasserreservoir M in Verbindung, von
welchem aus seitlich Röhren nach dem Sammler I
gehen.
Eine Zwischenwand N hält die beiden Röhrenbündel am
hinteren Ende in einem bestimmten Abstand von einander.
Der Betrieb des Kessels ist folgender: Das Wasser steigt aus dem Sammler I in die Büchsen D und
durchströmt von hinten nach vorn die ringförmigen Siederäume des unteren
Röhrenbündels. Auf diesem Wege findet in Folge der direkten Einwirkung der Feuerung
eine lebhafte Dampfentwickelung statt. Das Wasser und der Dampf treten durch die
Büchsen E an der Vorderseite in die ringförmigen Kanäle
des oberen Röhrenbündels und strömen durch diese von vorn nach hinten in die oberen
Büchsen D, aus denen die Röhren L sie in das Reservoir M treten lassen. Auf
dem Wege durch das obere Bündel wird der gröſste Theil des im unteren Röhrenbündel
nicht verdampften Wassers in Dampf umgewandelt. Ein auf die Mitte von M gesetzter Dom führt den Dampf nach einem auf der
Kesseloberseite angeordneten Ueberhitzer P.
Die Verbrennungsgase schlagen senkrecht nach oben, umspülen die Röhren beider Bündel
auf der Auſsenseite, ziehen, wie durch Pfeile angedeutet, nach der Vorderseite des
Kessels in den Zug L1
und vertheilen sich von hier in die inneren Röhren B
beider Bündel, um durch dieselben in einen nach der Esse führenden Zug Z abzuströmen, nachdem sie so die Bündel von auſsen und
innen erhitzt haben.
Die direkt über dem Herde liegende Röhrenlage des untersten Bündels kann zweckmäſsig
aus einfachen, möglichst eng an einander gerückten Röhren von kleinerem Durchmesser
zusammengesetzt werden.
Der Kessel von Joseph Philippe Bordone in
Paris-Batignolles (D. R. P. Nr. 50200 vom 15. Mai 1889, Zusatz zu Nr. 44426) zeigt
eine Abänderung des Wasserröhrenkessels in der Art, daſs die Heizfläche weiter
vergröſsert und dadurch eine noch stärkere Dampfentwickelung erhalten wird. Diese
Abänderung besteht in einer neuen Anordnung des Rostes oberhalb der
Verbrennungskammer in der Weise, daſs die entwickelte Flamme von oben nach unten
gezogen wird und hierbei nicht allein die Zwischenwandungen, sondern auch die untere
Fläche des Rostes bestreicht.
Fig. 20 zeigt
den Längsschnitt eines Wasserröhrenkessels. Fig. 21 ist ein
Querschnitt durch die Mitte dieses Kessels sowie eine Vorderansicht desselben. Fig. 23 zeigt
ein Stück des Rostes in gröſserem Maſsstabe.
Der Wasserrost besteht aus zwei gelochten, durch die stumpf abgeschnittenen Rohre E verbundenen Platten P
(Fig.
23). Die kleineren Oeffnungen dieser Rohre befinden sich an der oberen
Seite.
Die vordere und die hintere Seite der Verbrennungskammer, welche sich über die ganze
Breite des Kessels erstrecken, werden hier durch fünf Kasten gebildet, welche das
Wasser aufnehmen und in ihrer Längsrichtung über einander angeordnet sind. Auf den
oberen Kasten ist der Wasserrost G mit beliebiger
Neigung gelegt, so daſs letzterer die Verbrennungskammer in ihrer ganzen Ausdehnung
bedeckt. Jeder vordere Wasserkasten ist mit dem hinteren Wasserkasten durch zwei
Reihen Siederohre vereinigt, welche unter gewissen Zwischenräumen und zu einander
versetzt die Verbrennungskammer durchziehen. Diese Kammer ist auf beiden Seiten
durch eine mit Siederöhren ausgerüstete Wand geschlossen, von denen das unterste
Siederohr sich auf den unteren Kanal D stützt, welcher
direkt zum Abzüge H führt. Oberhalb, auf den Seiten des
Rostes, sind die beiden Dampfsammler RR angeordnet,
deren hintere Enden durch einen dritten, quer liegenden Behälter vereinigt sind und
so einen groſsen Sammelraum bilden. Von diesen drei Behältern R gehen vorn und hinten je zwei Rohre T nach unten und sind durch die Rohre t4 direkt mit dem Roste
G und den Kasten L
verbunden. Zur Seite der Rücklaufrohre T sind die
Wiedererhitzer Q angeordnet, welche mit den
Dampfsammlern R durch die Rohre q derart in Verbindung stehen, daſs alle Theile des Kessels sich unter
gleichem Drucke befinden. Die Rohre q des hinteren
Erhitzers bestimmen den Wasserstand in den Behältern R
und die vorderen Erhitzer communiciren durch die Rohre q1 mit den hintern.
Der Raum zum Feuern wird von dem freien Raume gebildet, welcher sich zwischen den
Behältern R befindet und durch ein Gewölbe V abgeschlossen ist. Hier erfolgt die Zuführung der
Brennstoffe zum Roste. Die von oben nach unten schlagenden Verbrennungsgase umspülen
die Siederohre, die Wasserkasten und die Verbindungsrohre, indem sie der
Pfeilrichtung folgen, und gelangen in den zum Abzüge führenden Kanal.
Die weiten Oeffnungen des Rostes sind nach unten gerichtet, um ein Verstopfen zu
vermeiden. Sie gestatten eine leichte Reinigung. Um die Verbrennungskammer von der
durch den Rost fallenden Asche und Schlacke reinigen zu können, sind geeignet
gestaltete Reinigungsöffnungen angeordnet. Ein Dampfstrahl und eine Bürste genügen
zum Reinigen der Siederohre.
Eine Umhüllung des Dampfsammlers von Wasserröhrenkesseln mit einem Röhrenbündel ist
dem Königl.
Hüttenamt in Gleiwitz patentirt (D. R. P. Nr. 48226 vom 26.
Februar 1889). Zwecks Klärung des Dampfes und Abscheidung des Schlammes
ist nach Fig.
9 Taf. 20 der Wasser- und Dampfsammler des Wasserröhrenkessels von Babcock und Wilcox von den Blechkasten BB1 und den letzteren
verbindenden Wasserröhren ww1 umgeben.
Der Sammler wird gespeist, während der Dampf aus demselben durch zahlreiche Durchbohrungen
bb in den oberen Theil des Kastens B1 und dann durch die
Röhren w1w1 abgeleitet wird.
Das aus den Wasserröhren W durch die Kopfstücke K kommende Gemisch von Wasser und Dampf kommt in dem
unteren Theile des Kastens B zur Ruhe. Der
abgeschiedene Dampf geht durch die Löcher dd über dem
Wasserspiegel in den Sammler, sowie durch die höchst gelegenen Röhren ww in den Kasten B1; der kleinere Theil des Wassers wird durch die
Löcher cc in die Sammler mitgerissen und durch c1c1 abgeführt, während
der gröſsere Theil desselben nebst einem kleinen Theil Dampf durch die unterhalb des
Wasserspiegels liegenden Röhren ww in den Kasten B1 gelangt, von wo es,
befreit von dem durch die Löcher d1d1 in den Sammler entweichenden Dampftheil, durch die
Kopfstutzen K in das Röhrenbündel W zurückflieſst. Vor seinem Ausflusse durch K findet jedoch eine Ablagerung von Schlamm und
Kesselstein in der unteren stumpfwinkligen Erweiterung des Kastens B1 statt.
Eine Beschleunigung des Umlaufes in Wasserröhrenkesseln will die Rheinische
Röhrendampfkesselfabrik A. Büttner und Co. in Uerdingen
dadurch erreichen, daſs sie nach D. R. P. Nr. 48737 vom 28. Februar 1889 an ihren
gewöhnlichen Röhrenkesseln einen röhrenförmigen Kanal durch den Oberkessel legt und
dadurch den aus dem Unterkessel aufsteigenden Strom von Wasser und Dampf zu dem
fallenden Wasserstrome hinüberleitet. Der röhrenförmige Kanal, der entweder in
gleichmäſsiger Weite oder mit sanften Querschnittsveränderungen angeordnet ist, ist
in seinem oberen und unteren Theile mit Löchern oder Schlitzen versehen, welche den
Dampf nach oben entweichen lassen und dem mitgeführten Schlamme einen Ausweg nach
unten gestatten. Um den Wasserumlauf da, wo er am stärksten sein sollte, direkt über
der Feuerung, möglichst zu verstärken, sind an dieser Stelle in die Rohre Kerne
eingesetzt, welche an beiden Enden zugespitzt sind, um einen Wasserstoſs zu
vermeiden. Diese Kerne verengen den freien Querschnitt der Rohre bis ungefähr auf
das Maſs des mittleren Querschnittes des vorerwähnten Kanales.
Das Ergebniſs dieser Einrichtung soll eine vergröſserte Leistung des Kessels sein,
auf Grund der Annahme, daſs die Wärmeüberführung in hohem Maſse von der
Stromgeschwindigkeit abhängt, ferner eine verstärkte Kühlung und damit Schonung der
Kesselrohre, verringerte Kesselsteinablagerung in den Rohren, sowie vergröſserte
Trockenheit des Dampfes in Folge der gröſseren Gleichmäſsigkeit in der Entwickelung
und dem Austritte des Dampfes.
Denselben Zweck suchen L. und C.
Steinmüller in Gummersbach durch das D. R. P. Nr. 48590 vom 20. März 1889
zu erreichen, nach welchem sie durch die Anordnung eines Kastens oder eines
Röhrensystems über dem Wasserspiegel im Oberkessel, sowie durch eine Platte oder ein
Röhrensystem unter dem Wasserspiegel einen ruhigeren Umlauf bei plötzlichen
Dampfentwickelungen erzielen wollen. Wegen der einzelnen Stücke müssen wir jedoch auf die
Patentschrift verweisen.
Eine Regelung des Wasserumlaufes zum Zwecke der Erzielung trockenen Dampfes will F.
Seegner in Bulmke (D. R. P. Nr. 47897 vom 1. Januar 1889) dadurch erzielen,
daſs er an der Stelle, wo das Wasserumlaufrohr sich von dem Oberkessel abzweigt, um
den Umlauf dem unteren Ende des Röhrenbündels zuzuführen, ein Absperr- und
Stellventil anordnet, welches vom Oberkessel aus durch Stellrad zu regeln ist. Es
wird allerdings durch diese Vorrichtung der Umlauf des Wassers verlangsamt und der
Dampf vielleicht für kurze Zeit trockener. Wir sind jedoch der Meinung, daſs man
sich die anerkannten Vortheile eines lebhaften Umlaufes nicht soll entgehen
lassen.
Ueber den Kessel von Hanrez berichteten wir bereits 1889
271* 337. Die Eigenthümlichkeit desselben besteht
darin, daſs die Röhren eine sehr steile Lage haben, um hierdurch ein rascheres
Entweichen des Dampfes zu ermöglichen, als dies bei Röhren mit schwacher Neigung
thunlich ist, da die Uebertragung der Wärme an das Wasser bei weitem rascher erfolgt
als an eine Mischung von Dampf und Wasser oder gar an Dampf allein. Auch ist wegen
des lebhafteren Wasserumlaufes ein Entleeren und demzufolge ein Ueberhitzen des
Rohres ausgeschlossen. Als weiterer Vortheil wird in einem Vortrage von Tahon in Revue universelle des
Mines, 1890 Bd. 9 S. 59, angeführt, daſs der Hanrez'sche Kessel sehr trockenen Dampf liefert. Letzteres wird noch durch
die Anordnung eines zweiten Dampfdomes unterstützt, in welchem bewirkt wird, daſs
der vom ersten Dome abgeleitete Dampf seine Bewegungsrichtung plötzlich ändert, wie
die Pfeile es andeuten, und dabei das mitgerissene Wasser fallen läſst.
Die angedeuteten Vortheile sollen den Kessel nun auch für metallurgische Zwecke
geeignet machen, speciell auch für den Puddel- und Walzwerksbetrieb, in welchem sich
diese Sorte von Kesseln bisher wegen ihres geringen Wasservorrathes, der bekanntlich
als Kraftspeicher betrachtet wird, nicht einbürgern konnten. Da ferner der
Kraftbedarf in den Walzwerken wegen der gröſseren Profile und der längeren Stäbe
sowohl, als auch wegen des veränderten Walzgutes, welches jetzt vielfach Stahl ist
und sehr viel mehr Kraft als das weichere Eisen erfordert, erheblich gestiegen ist,
so suchte man Dampf von höherer Spannung zu verwenden. Auf dem Hüttenwerke l'Alliance in Marchienne wurde nun ein Versuch gemacht,
einen Hanrez'schen Kessel hinter einem Ofen
aufzustellen (Fig.
10 Taf. 20), dessen Herd 1m,2 auf 0m,9, also 1qm,8
groſs ist und auf welchem in 12 Stunden 2500k
Kohle verbrannt wird. Der Kessel hat 90qm
Heizfläche, 52 Röhren von 4m,3 Länge und 127mm Weite, 5cbm
Wasserraum, 2cbm,23 Dampfraum. Bei dem ersten
Versuche, der 10 Stunden dauerte, wurde mit 2091k
Kohle 13340k Wasser verdampft, mithin 6k,38 auf das Kilo Kohle und für das Quadratmeter
Heizfläche 14k,82. Der Kesseldruck war im Mittel 3 bis 4at. Bei dem zweiten und dritten Versuche, welche
je 12 Stunden dauerten und 2500k Kohle
erforderten, wurden 15536 bezieh. 15912k Wasser
verdampft, was einer 6,216- bezieh. 6,36 fachen, also im Mittel beider Versuche
6,30fachen Verdampfung entspricht. Wagerechte cylindrische Kessel von der bisher
gebräuchlichen Form zeigten eine 1,6- bis 1,9 fache und mehrere auf demselben Werke
aufgestellte Belleville-Kessel eine 3,25 fache Verdampfung. Nach den Mittheilungen
des Werksingenieurs Thibaut hat der erwähnte Kessel
seit dem 15. December 1888 stets gute Ergebnisse geliefert und ist der Zug des Ofens
durch denselben nicht behindert. Auch hat die Reinigung keine Schwierigkeit gemacht;
dieselbe wird täglich zweimal mittels Dampfstrahles bewirkt. Später ergab ein auf
dem Hüttenwerke Providence in Hautmont aufgestellter
Kessel eine 8,9fache Verdampfung. Ueber Beobachtungen bezüglich der Dampfhaltung
gibt unsere Quelle leider keine Angaben.