Titel: | Der Spannungsabfall bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 393 |
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Der Spannungsabfall bei mehrcylindrigen
Dampfmaschinen.
Mit Abbildung.
Spannungsabfall bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen.
Die unlängst in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure geführten Auseinandersetzungen über den Spannungsabfall bei
Zweicylinder-Dampfmaschinen, welcher als ein Dampfersparungsmittel empfohlen wird,
und hierbei trotz vielfacher eingehender Erörterungen eine nicht ganz richtige, zu
Fehlschlüssen führende Beurtheilung erfährt, veranlaſste den Prof. Kás das Wesen desselben, sowie seinen Einfluſs auf den
Maschineneffect unter Berücksichtigung aller maſsgebenden Hauptfactoren eingehender
zu untersuchen und die Resultate in der Oesterreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1890 Nr. 18 S. 201,
niederzulegen.
Der Spannungsabfall, um welchen es sich hier handelt, entsteht, wie die genannte
Zeitschrift berichtet, durch die Vermischung zweier Dampfmengen von verschiedenen
hohen Spannungen. Wird dabei vorausgesetzt, daſs die beiden Dampfmengen trocken
sind, und sieht man von dem während der Mischung sich etwa bildenden Wasser ab, so
resultirt nach dem Spannungsausgleich eine neue Dampfmenge, deren Volumen gleich ist
der Summe der beiden Anfangsvolumen und deren Spannung zwischen den beiden
anfänglichen Spannungen liegt. Die höher gespannte Dampfmenge muſs hierbei von der
anfänglichen auf die resultirende Spannung expandiren, während die zweite Dampfmenge
(mit der niedrigeren Anfangsspannung) auf die resultirende Spannung comprimirt wird.
Der Spannungsausgleich erfolgt dabei stets unter Arbeitsverlust, weil der Dampf
theilweise ohne Arbeitsverrichtung expandirt; dieser Verlust läſst sich rechnerisch
bestimmen.
Bezeichnet
v und p1
das Volumen und die Spannung der Dampfmenge mitder höheren
Spannung,
r und p2
desgleichen für die zweite Dampfmenge mit der niedri-geren
Spannung,
p
0
die nach der Mischung resultirende Spannung, so hatman
zunächst
vp1
+ rp2 = (v + r) p0 . . . . . . . 1)
daher
p_0=\frac{v\,p_1+r\,p_2}{v+r} . . . . . . .
2)
Unter Annahme des Mariotte'schen Gesetzes ist die
während des Mischungsprozesses bei der Expansion der Dampfmenge mit höherer Spannung
frei gewordene Arbeit
v\,p_1\,l\,n\,\frac{p_1}{p_0},
dagegen die von der Dampfmenge mit geringerer Spannung
aufgenommene Arbeit
r\,p_2\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2}
und es gibt die Differenz dieser beiden Arbeiten
v\,p_1\,l\,n\,\frac{p_1}{p_0}-r\,p_2\,l\,n\frac{p_0}{p_2}
den Verlust, welcher durch den Spannungsausgleich
herbeigeführt wird. Kommt ein solcher Mischungsprozeſs während der Arbeitsabgabe des
Dampfes innerhalb der Dampfmaschine vor, so muſs der eintretende Arbeitsverlust die
indicirte Spannung in entsprechendem Maſse vermindern.
Textabbildung Bd. 277, S. 394
Der Spannungsabfall, welcher bei Zweicylinder-Maschinen durch die Mischung des in dem
Hochdruckcylinder bereits expandirten Dampfes mit dem Receiverdampfe veranlaſst
wird, entsteht durch übermäſsige Füllung des Niederdruckcylinders, wobei nach
geschehener Absperrung des Einlaſskanales (nach Beendigung der Füllung des
Niederdruckcylinders) der Receiverdampf eine niedrigere Spannung besitzt, als
diejenige des im Hochdruckcylinder expandirten Dampfes. Der Spannungsabfall und der
ihn begleitende Arbeitsverlust wird unter sonst gleichen Umständen desto gröſser
sein, je gröſser die Füllung des Niederdruckcylinders gemacht wird, und wird bei Vollfüllung, wie
solche bei den alten Woolf'schen Maschinen durchweg
üblich war, den gröſsten Werth erreichen.
Bei den nachfolgenden Untersuchungen soll die Receiver-Woolf'sche Maschine in Betracht kommen, weil sich bei derselben
die Spannungsvorgänge bequemer und übersichtlicher analytisch verfolgen lassen, als
bei der Compoundmaschine.
Mit Bezug auf die Textfigur sollen folgende Bezeichnungen eingeführt werden:
p die Admissionsspannung;
p1
die Endspannung des im Hochdruckcylinder expandirten Dampfes;
p2
die Spannung des im Receiver nach der Absperrung des Auslaſskanales des
Hochdruckcylinders verbleibenden Dampfes;
p0
die Spannung nach der Mischung des im Hochdruckcylinder expandirten Dampfes von
der Spannung p1 mit
dem Receiverdampfe von der Spannung p2.
Für den Fall, daſs im Niederdruckcylinder der Vorderdampf bis auf die Spannung p0 comprimirt wird, ist
p0 zugleich die
Anfangsspannung des in diesem Cylinder zur Wirkung kommenden Dampfes. Das
Verhältniſs \frac{p_0}{p_1} soll der
„Spannungsverminderungsgrad“ genannt und mit β bezeichnet werden.
p3
die Endspannung des Füllungsdampfes im Niederdruckcylinder;
p4
die Endspannung des im Niederdruckcylinder expandirten Dampfes;
p5
die Vorderdampfspannung im Niederdruckcylinder.
Alle Spannungen sind in absoluten Atmosphären gemessen.
Ferner sei, wenn das Volumen des Niederdruckcylinders = 1;
v bezieh. r das Volumen des Hochdruckcylinders bezieh. Receivers;
m bezieh. M die Gröſse der schädlichen Cylinderräume, bezogen auf das zugehörige
Cylindervolumen des Hoch- bezieh. Niederdruckcylinders;
l1
die verhältniſsmäſsige Hublänge, welche der Kolben des Hochdruckcylinders nach
Absperrung des Vorderdampfes behufs Compression desselben bis zum Todpunkte
zurückzulegen hat;
l2
desgleichen für den Niederdruckcylinder;
l3
die Füllung des Niederdruckcylinders.
Es soll zunächst angenommen werden, daſs der Vorderdampf sowohl beim Hochdruck- als
auch beim Niederdruckcylinder bis auf die Anfangsspannung (p1 bezieh. p0) comprimirt wird, so daſs nur ein
Spannungsabfall beim Uebertritt des Dampfes aus dem Hochdruckcylinder in den
Receiver stattfinden kann.
Dann ist entsprechend der Gl. 2 die Spannung nach der Mischung:
p_0=\frac{p_2\,r+p_1\,v\,(1+m)}{r+v\,(1+m)}\
\mbox{oder}
\frac{p_0}{p_1}=\beta=\frac{p_2\,r+p_1\,v\,(1+m)}{p_1\,[r+v\,(1+m)]}
. . . . . . 3)
und wenn p0 = β . p1
p_2=\frac{p_1}{r}\,\left\{\beta\,[r+v\,(1+m)]-v\,(1+m)\right\}
. . . . . . 4)
Setzt man einfach
\frac{\beta\,[r+v\,(1+m)]-v\,(1+m)}{r}=\alpha
. . . . . . 5)
so ist
p2 =
αp1.
Andererseits ist, wenn der Vorderdampf im Hochdruckcylinder auf die Anfangsspannung
(p) comprimirt wird
p_2=\frac{p\,m}{l_1+m},
somit
l_1=m\,\left(\frac{p}{p_2}-1\right).
Zur Hervorbringung eines bestimmten Spannungsabfalles läſst sich die hierfür
erforderliche Füllung l3 des Niederdruckcylinders aus den folgenden zweien, ohne Weiteres
verständlichen Continuitäts-Gleichungen bestimmen:
1. p0 [r + v (1 +
m) + M] = p3 [l3 (1 – v) + r + v (1 + m) + M] 6)
2. p2 [v (l1 + m) + r] = p3 [v (1 + m) + r – vl3] . . 7)
welche ergeben, wenn
p0 =
βp1
p0 =
αp1
und
r + v (1 + m) + M = A
gesetzt wird:
l_3=\frac{A\,\left\{v\,(1+m)+r-\frac{\alpha}{\beta}\,[v\,(l_1+m)+r]\right\}}{v\,A+(1-v)\,[v\,(l_1+m)+r]}
. . . . . . 8)
Der Spannungsabfall wird vermieden, wenn p2= p1, womit auch po = p1 wird. Man erhält die
betreffende Füllung, bei welcher dies stattfindet, wenn in Gl. 8 β = 1 und auch α = 1 (vgl.
Gl. 5) eingesetzt wird.
Es ist dann
l_3=\frac{A\,v\,(1-l_1)}{v\,A+(1-v)\,[v\,(l_1+m)+r]} . . . .
. . 9)
hierin ist, da
p2 =
p1
l_1=m\,\left(\frac{p}{p_1}-1\right).
Wenn es sich bloſs um die summarische Wirkung des Dampfes innerhalb der Maschine
handelt, so ist die Kenntniſs der Füllung l3 und der Spannung p3, welche nach geschehener Berechnung von l3 aus Gl. 6 oder Gl. 7 bestimmt werden
kann, gar nicht nothwendig; hingegen muſs die Spannung p4 bekannt sein, welche sich aus der
folgenden, ebenfalls leicht verständlichen Gleichung berechnen läſst:
p0
[r + v (1 + m) + M] – p2 [r + v (l1 + m)] = (1 + M) p4
und da
r + v
(1+ m) + M = A
p_4=\frac{p_0\,A-p_2\,[r+v\,(l_1+m)]}{1+M} . .
. . . 10)
Die Arbeit, welche der Dampf nach dem Austritte aus dem Hochdruckcylinder verrichtet,
kann man sich aus zwei Antheilen bestehend denken, und zwar:
1) aus der Expansionsarbeit, welche bei dem Spannungsgefälle von p0 auf p4 diejenige Dampfmenge
verrichtet, deren Volumen bei der Expansionsendspannung p4 gleich ist dem in dem
Niederdruckcylinder am Ende des Hubes befindlichen Dampfvolumen 1 + M.
Diese Arbeit ist gleich
p_4\,(1+M)\,l\,n\,\frac{p_0}{p_4},
2) aus der von dem Receiverdampfe verrichteten Arbeit; der letztere expandirt während
der Füllung des Niederdruckcylinders von der Spannung p0 auf die Spannung p3 und wird nach
geschehener Absperrung des Niederdruckcylinders auf die Spannung p2 verdichtet, was der
Wirkung nach das Gleiche ist, als wenn der Receiverdampf unmittelbar von der
Spannung p0 auf p2 expandiren würde. Es
ist daher die Wirkung des Receiverdampfes für den ganzen Kolbenhub gleich
p_2\,[r+v\,(l_1+m)]\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2},
welche für den Fall, daſs jeglicher Spannungsabfall vermieden
wird (wenn p0
= p2= p1) = Null, und für den Fall, daſs mit Spannungsabfall
gearbeitet wird, derjenigen Wirkung gleich ist, welche bei dem Mischungsprozesse der
Receiverdampf aufnimmt.
Die auf die Kolbenfläche des Niederdruckcylinders bezogenen, den einzelnen
Dampfwirkungen entsprechenden mittleren specifischen Partialspannungen ergeben sich
sonach wie folgt:
1) Für die Hinterdampfwirkung des Hochdruckcylinders:
p_1\,v\,(1+m)\,\left[1+l\,n\,\frac{p}{p_1}\right] . . . . .
11)
2) Für die subtractive Compressionswirkung des Vorderdampfes im
Hochdruckcylinder:
-p\,v\,m\,l\,n\,\frac{p}{p_2} . . . . . . .
12)
3) Für die Dampfwirkung nach dem Austritte des Dampfes aus dem Hochdruckcylinder:
p_4\,(1+M)\,l\,n\,\frac{p_0}{p_4}+p_2\,[r+(l_1+m)]\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2}
. . . 13)
4) Für die subtractive Vorderdampfwirkung im Niederdruckcylinder:
-\left[p_0\,M\,l\,n\,\frac{p_0}{p_5}+p_5\,(1-l_2)\right] . .
. . . 14)
hierbei ist
l_2=M\,\left(\frac{p_0}{p_5}-1\right).
Die Summe aller Partialspannungen gibt die indicirte Spannung pi an.
Zur Controle der Rechnung oder behufs Bestimmung der auf die beiden Cylinder
entfallenden Arbeitsantheile erhält man nach vorausgegangener Bestimmung von l3 aus Gl. 8 und p3 aus Gl. 6 oder Gl. 7
die den in der Figur bezeichneten Diagrammflächen entsprechenden mittleren
specifischen Partialspannungen aus folgenden Ausdrücken.
Für den Hochdruckcylinder:
der
Fläche
abcde
entsprechend:
-p_1\,v\,(1+m)\,\left[1+l\,n\,\frac{p}{p_1}\right],
„
„
ghdk
„
-p_0\,v\,\frac{A}{1-v}\,l\,n\,\frac{p_0}{p_3},
„
„
fgki
„
-p_2\,[r+v\,(l_1+m)]\,l\,n\,\frac{p_2}{p_3}.
„
„
afie
„
-p\,v\,m\,l\,n\,\frac{p}{p_2}.
Für den Niederdruckcylinder:
der
Fläche
ghdk
entsprechend:
p_0\,\frac{A}{1-v}\,l\,n\,\frac{p_0}{p_3},
„
„
lgke
„
p_3\,(l_3+M)\,l\,n\,\frac{p_3}{p_4},
„
„
mnhde
„
-\left[p_0\,M\,l\,n\,\frac{p_0}{p_5}+p_5\,(1+l_2)\right].
Die Summe aller sieben Partialspannungen gibt wie zuvor die indicirte Spannung
an.
Um den Einfluſs des Spannungsabfalles auf den Effect recht klar zu zeigen, soll von
der Gröſse der schädlichen Cylinderräume zunächst ganz abgesehen werden; für diesen
Fall erhält man bei einer bestimmten Annahme über β
p0 =
βp1
und aus Gl. 5
\alpha=\frac{\beta\,A-v}{r}
mit A = v + r,
alsdann ist
p2= αp1.
Wegen m = 0 und M = 0 ist
auch l1 = 0 und l2 = 0.
r = 1; (A = 1,30)
r = v; (A =
0,60)
r = ½v; (A =
0,45)
β = 1
β = 0,85
β = 0,70
β = 1
β = 0,85
β = 0,70
β = 1
β = 0,85
\alpha=\frac{\beta\,(r+v)-v}{r}=
1,000
0,805
0,610
1,000
0,700
0,400
1,000
0,550
p_0=\beta\,p_1=
2,400
2,040
1,680
2,400
2,040
1,680
2,400
2,040
p_2=\alpha\,p_1=
2,400
1,932
1,464
2,400
1,680
0,960
2,400
1,320
l_3=-\frac{A\,\left(A-\frac{\alpha}{\beta}\,r\right)}{v\,A+(1-v)\,\frac{\alpha}{\beta}\,r}=
0,358
0,436
0,557
0,461
0,600
0,858
0,562
0,782
p_3=\frac{p_2\,r}{v\,(1-l_3)+r}=
2,012
1,653
1,292
1,560
1,200
0,841
1,280
0,920
p_4=p_0\,A-p_2\,r=
0,720
0,720
0,720
0,720
0,720
0,720
0,720
0,720
p_h=p_1\,v\,\left(1+l\,n\,\frac{p}{p_1}\right)=
1,380
1,380
1,380
1,380
1,380
1,380
1,380
1,380
p_n=p_4\,l\,n\,\frac{p_0}{p_4}+p_2\,r\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2}-p_5=
0,667
0,655
0,611
0,667
0,648
0,571
0,667
0,636
p_i=p_h+p_n=
2,047
2,035
1,991
2,047
2,028
1,951
2,047
2,016
Verlust in Folge des Spannungsabfalles =
–
0,012
0,056
–
0,019
0,096
–
0,031
Die während des Mischungsprozesses frei- gewordene
Arbeit:
v\,p_1\,l\,n\,\frac{p_1}{p_0}=
–
0,117
0,257
–
0,117
0,257
–
0,117
hievon wurde nutzbar gemacht:
r\,p_2\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2}=
–
0,105
0,201
–
0,098
0,16
–
0,086
somit Verlust durch den Mischungsprozeſs =
–
0,012
0,056
–
0,019
0,096
–
0,031
Ferner ist nach Gl. 8
l_3=\frac{A\,\left(A+\frac{\alpha}{\beta}\,r\right)}{v\,A+(1-v)\,\frac{\alpha}{\beta}\,r}
. . . . . . 15)
und nach Gl. 10
p
4
= p
0
A – p
2
r.
Die mittlere specifische Dampfspannung für die Hinterdampfwirkung im
Hochdruckcylinder ergibt sich nach Gl. 11 zu
p_h=p_1\,v\,\left(1+l\,n\,\frac{p}{p_1}\right)
sowie für die Dampfwirkung nach dem Austritte des Dampfes aus
dem Hochdruckcylinder nach Gl. 13 und 14
p_n=p_4\,l\,n\,\frac{p_0}{p_4}+p_2\,r\,l\,n\,\frac{p_0}{p_2}-p_5
und es ist
p
i
= p
h
+ p
n
die auf die Kolbenfläche des Niederdruckcylinders reducirte
indicirte Spannung.
In der Tabelle auf S. 399 sind die für die Berechnung der indicirten Spannung pi maſsgebenden
Gröſsen sammt dieser für r = 1, r = v und r =
½v, sowie für β = 1
(kein Spannungsabfall), β = 0,85 (mäſsiger
Spannungsabfall) und für β = 0,7 (mittelgroſser
Spannungsabfall) zusammengestellt. Dabei wurde die Admissionsspannung p = 6at, die
Expansionsendspannung im Hochdruckcylinder p1 = 2at,4, die
Vorderdampfspannung im Niederdruckcylinder p5 = 0at,2 und die
verhältniſsmäſsige Gröſse des Volumens des Hochdruckcylinders v = 0,3 angenommen.
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daſs die Gröſse des Receivers auf die
indicirte Spannung nur dann ohne Einfluſs ist, wenn ohne Spannungsabfall gearbeitet
wird; ist dieses nicht der Fall, so ist der durch den Spannungsabfall verursachte
Arbeitsverlust um so gröſser, je kleiner das Receivervolumen ist. Es sind demnach
alle Calculationen, welche unter Zugrundelegung eines unendlich groſsen Receivers
gemacht werden, nicht richtig; für diese Annahme ist überhaupt für den
Beharrungszustand der Maschine ein Spannungsabfall nicht recht denkbar. Die
Behauptung, daſs hierbei die Receivergröſse einfluſslos ist, ist demnach falsch –
ebenso die Behauptung, daſs durch einen gewissen mäſsigen Spannungsabfall eine
Erhöhung der Leistung herbeigeführt werden kann. Der Verlust nimmt continuirlich mit
zunehmender Gröſse des Spannungsabfalles zu und ist, wie aus der Tabelle zu ersehen
ist, gleich dem durch den Mischungsprozeſs veranlaſsten Verluste. Die schädlichen
Cylinderräume können, so lange die zur Wirkung kommende Dampfmenge und ebenso auch
die Compression des Vorderdampfes im Niederdruckcylinder die gleiche bleibt, hieran nichts
ändern und es kommt auch bei Berücksichtigung derselben, wie sich nach dem
Vorstehenden leicht ermitteln läſst, der durch den Spannungsabfall hervorgerufene
Verlust unverkürzt zum Vorschein, so daſs auch hier durch denselben nie eine
Erhöhung, sondern immer nur eine Herabsetzung des Maschineneffectes herbeigeführt
wird.
Es wird ferner auch angegeben, daſs in Folge der mit Zulassung eines
Spannungsabfalles verbundenen groſsen Druckentlastung ein entsprechendes Nachdampfen
von Wasser beim Ausströmen des Dampfes aus dem Hochdruckcylinder stattfindet,
wodurch an Dampf gespart wird. Dieses Dampfersparungsmittel ist aber sehr
problematischer Natur und kann, so lange dessen Vortheilhaftigkeit durch direkte
Dampfconsumversuche nicht nachgewiesen wird, durchaus nicht empfohlen werden. Die
bedeutenden ökonomischen Erfolge, welche in den letzten fünfzehn Jahren
hauptsächlich in Folge der Vermeidung des Spannungsabfalles bei stationären zwei-
und dreicylindrigen Maschinen erreicht wurden, sprechen am deutlichsten für die
Richtigkeit der jetzigen Betriebsweise.
Man wolle daher Gutes durch Fragliches nicht verbessern, und bleibe deshalb auch
ferner bei dem lang bewährten spitzzulaufenden Indicatordiagramme des
Hochdruckcylinders.